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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

Es war bereits Mittag, als Adam die Ponderosa erreichte. Er war mehr als müde, sehr hungrig und ausgelaugt. Er wollte nur noch nach seinem Vater sehen und dann sofort ins Bett. Doch zuerst sollte er Sport in den Stall bringen. Zu Adams Überraschung war Joe nicht gekommen, um ihn abzulösen. So musste er notgedrungen die Rinder alleine lassen und ohne Ablöse nach Virginia City reiten.

Wenigstens fand er dort sehr schnell drei Männer, die geeignet waren, auf die Rinder aufzupassen. Ganz besonders geeignet waren sie, weil Adam sie bereits kannte und sie schon einmal für die Ponderosa gearbeitet hatten.
 

Jedenfalls hatte er Einen von ihnen direkt bei der Weide abgesetzt und die anderen Beiden bei den Mitarbeitern einquartiert. Nun war das Tagewerk zwar noch lange nicht erledigt, doch Adam war der Meinung, alles Andere konnte noch warten. Und außerdem hatte er ja noch zwei Brüder.
 

Adam stieg aus dem Sattel und streckte den Rücken durch. Schwer seufzte er und führte Sport schließlich in den Stall, um ihm die Ausrüstung abzunehmen. Kaum hatte man ihn vom letzten Teil befreit, ging Sport, ganz von selbst, in seine Nische, wo ihn bereits Wasser und Futter erwarteten. Adam brauchte ihm nur noch das Halfter überziehen, womit der Fuchs festgebunden wurde. Eigentlich wollte Adam dann reingehen, doch war er auch neugierig, wie es Buck nun ging. Vielleicht konnte Joe ihm schon etwas Neues sagen.
 

Also ging er auf die andere Seite des Stalls, wo Buck und Cochise ihre Plätze hatten. Vor Bucks Nische stand ein Eimer, gefüllt mit gut ein viertel Wasser. Daneben stand ein Becher. Adam konnte sich sofort denken, wie Joe das Bein behandelt hatte und nahm den Eimer mit zu Buck.
 

Zuerst checkte er den allgemeinen Zustand, ehe er sich um das Bein kümmerte. Der Verband war innen zwar noch feucht gewesen, aber kühl war anders. Also hatte Joe nicht ganz so zuverlässig nachgegossen, wie dieser sicher vorgehabt hatte. Adam brachte es nicht über sich, deswegen einen Groll zu entwickeln. Dazu war er viel zu müde.

Aber wo war Joe eigentlich?
 

Adam beendete seine Tätigkeit und stellte den Eimer wieder vor die Nische. Anschließend ging er den Stall ab und erblickte Joes Schlafplatz ganz hinten in der Ecke. Adam hatte erwartet, dass jener verlassen war und war somit erstaunt, als er Joe dort wirklich liegen sah. Und das auch noch schlafend.
 

Nun hatte er doch einen Grund zumindest etwas verstimmt zu sein. Doch verpuffte das sofort als er sah, wie Joe dort schlief. Sein Kopf lag komplett auf der Decke und das Gesicht hatte er tief in ihr vergraben. Das Kissen lag verschmäht auf der Erde. Die Decke schien Joe lieber gewesen zu sein. Und sein Gesicht war so entspannt. Er lächelte sogar etwas und grub das Gesicht noch enger in die Decke.
 

Adam ging das Herz auf, als er Joe so innig mit seiner Decke schmusen sah. Unwillkürlich stellte sich ihm die Frage: War es falsch sich von Joe zu distanzieren? Je älter der Jüngste wurde, desto mehr Zärtlichkeiten stellte er als Ältester ein. Aber konnte es nicht sein, dass es zu schnell für Joe ging? Dass er Adam noch brauchte? Vielleicht immer brauchen würde? Warum sollte er sonst so auf Adams Decke bestehen und sie garnicht mehr hergeben wollen? Und rührten ihre vielen Streitigkeiten auch vielleicht daher? Vermutlich wollte Joe ihm mehr damit sagen, als er tatsächlich aussprach. Vielleicht vermisste Joe etwas und wusste es selber nicht wirklich.
 

Er würde Joe niemals im Leben darauf ansprechen. Jedenfalls nicht so eindeutig. Aber vielleicht gab ihm Joe die Antwort auch auf andere Weise.

Behutsam setzte sich Adam auf die Kante der Pritsche und beobachtete Joe eine Weile. Er wirkte so entspannt. Was er wohl träumte? Ganz behutsam schob Adam die Decke über Joes Kopf etwas hinab. Sofort entlockte ihm das Hervorspringen von Joes Locken ein kleines Lächeln. Er versuchte sogleich die Locken etwas glatt zu streichen. So, wie Joe sie zu tragen pflegte. Doch schien das nicht auszureichen, denn sie sprangen zurück in ihre chaotische Form.
 

Joe schien den Kampf zwischen Adam und seinen Haaren zu spüren, denn er drehte den Kopf leise murrend weg. Adam schmunzelte, als dadurch Joes Pony nach vorn rutschte und ein Auge verdeckte. Er würde Joe vorschlagen zum Barbier zu gehen.

Behutsam strich er seinem Bruder die störrischen Haare aus dem Gesicht, dabei spürte er an den Fingerspitzen als er Joes Stirn berührte eine gewisse Hitze. Hatte er sich die Hitze eingebildet?
 

Besorgt und nachdenklich strich er erneut mit den Fingerspitzen über Joes Stirn und seine Wangen. Nun fühlte er sich wieder ganz normal an. Recht bald sah Adam, wie Joes Augen einen Spalt aufgingen und ihn ansahen. Doch davon ließ er sich nicht stören. Er fuhr fort seinen Bruder ein wenig zu streicheln. Indem er sich ein wenig hinab beugte, konnte er direkt in Joes verschlafene Augen sehen. Sie waren klar und weit von glasig entfernt. Adam atmete erleichtert durch. Er wüsste nicht was er nun täte, wenn Joe auch noch krank werden würde.
 

Joe hatte beim erwachen sofort Adams steife Haltung bemerkt und die Sorge in Adams Blick sofort erkannt. War etwas nicht in Ordnung? Der Jüngere Begriff ein paar Sekunden später schon, dass Adam sich selbst wieder beruhigt hatte und entspannte sich. Es war eigentlich sehr angenehm, so umsorgt zu werden. Joe schloss die Augen wieder und drehte den Kopf ein wenig, um etwas bequemer zu liegen. Augenscheinlich genoss er diese Behandlung. Und Adam hatte einen Kloß im Hals angesichts dieser Hingabe. Warum hatte er damit aufgehört, wo Joe es doch so genoss? Stand er zwischen Joe und sich selbst? War seine dezente Abneigung gegenüber Körperkontakt Schuld? Joe hatte immer jede Sekunde ihrer Kuschelstunden hingebungsvoll genutzt.
 

Adams Finger fuhren an Joes Wange entlang, zu dessen Nacken und blieben dort, um nur noch mit dem Daumen über Joes Wange zu streicheln. Leicht spürte er die ersten Stoppeln bereits durchkommen. Joe musste zum Barbier und sich zusätzlich rasieren lassen. Lächelnd beugte sich Adam erneut zu Joe hinab. Sein Daumen kreiste weiter über Joes Wange, während er einen kleinen Kuss auf dessen Stirn hauchte. Adam spürte, wie Joe tief die Luft einsog und für wenige Sekunden anhielt. Dafür befreite Joe seine Arme aus der Decke und legte sie um Adams Nacken. Adam blieb vorn über gebeugt. Er ließ sich von Joe umarmen und spürte wie sein kleiner Bruder das Gesicht an seiner Halsbeuge vergrub.
 

Früher hatten sie stundenlang so sitzen können. Nicht selten hatte Adam ein Buch dabei aufgeschlagen und war mit seinem Hobby beschäftigt gewesen. Nun hatte er aber kein Buch dabei und er spürte so langsam auch wieder seine Müdigkeit. Er sollte diese Kuschelminute beenden, bevor sie peinlich wurde oder er einfach auf seinem Bruder einschlief. Adam räusperte sich leise und richtete sich langsam auf. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass Joe nun loslassen würde, doch dem war nicht so. Joe hatte sich festgeklammert und wurde bei der Aufwärtsbewegung mit dem Oberkörper mit gezogen. Schnell schlang er einen Arm um Joe, um ihn zu stützen.
 

"Ähm, Little Joe?"

Unbeholfen fuhr Adam durch Joes Haare und wartete darauf, dass der Jüngere wieder los ließ.

"Ich hab dich lieb, Adam.", nuschelte Joe gedämpft gegen Adams Hals und bereitete seinem großen Bruder eine Gänsehaut. Wahrscheinlich traute sich Joe nur zu das zu sagen, weil Niemand sein Gesicht dabei sah. Würden sie sich dabei ansehen, wäre es mit Sicherheit sehr peinlich. Adam würde es nie zu geben, aber jetzt war er überfordert. Ja, er wollte wieder mehr Nähe zu seinem Bruder, aber doch nicht jetzt alles auf einmal. Wie kam er da wieder raus, ohne sich bloßzustellen? Er schluckte.

"Ich hab dich auch lieb, Joe."

Erneut schluckte er. Sein Hals war auf einmal furchtbar trocken. Das war ziemlich unangenehm.
 

Endlich ließ Joe los und sah Adam ins Gesicht. Adam erbleichte vor Entsetzen, als er Joes schelmisches Grinsen sah. Er musste sich sehr zusammenreißen, Joe nicht einfach loszulassen und hinklatschen zu lassen. Joes Augen leuchteten nur so vor Schalk. Adam musste den Blick abwenden. Jetzt war es doch peinlich geworden.

"Darüber macht man keine Witze.", zischte Adam und fühlte sich emotional schutzlos ausgeliefert.
 

"Ich lache nicht über das, was du gesagt hast. Ich finde nur witzig, welche Mühe es dir gemacht hat. Wenn du es öfter sagen würdest, dann wäre es für dich auch nicht mehr so schwer."

"Können wir bitte das Thema wechseln, Joe?"

"Natürlich können wir das, liebster Bruder. Aber denk daran, was ich gesagt habe."

Adam seufzte und ließ Joe langsam los. Anschließend stand er von der Pritsche auf und trat ein paar Schritte zurück.

Nun fiel Adam auch wieder ein, dass er eigentlich böse mit Joe war.

"Wieso kamst du mich nicht ablösen? Bucks Bein war auch warm als ich rein kam. Und als Krönung komme ich hier rein und du pennst noch. Wir haben Mittag und Nichts auf der Ponderosa ist erledigt."

"Schon Mittag? Oh, dann habe ich wohl verschlafen. Ich war bei Sonnenaufgang noch einmal bei Buck und muss dann nicht mehr aufgewacht sein. Tut mir leid."
 

Adam seufzte.

"Ich war in der Stadt und habe Männer für uns besorgt. Einer von ihnen hat schon angefangen, da mich ja ein gewisser Jemand nicht abgelöst hatte. Ich schlage vor, du tust jetzt was auf der Ranch und nimmst heute die Nachtschicht. Und vergiss nicht, ab und zu nach Pa und Buck zu sehen."

Joe streckte sich und fuhr sich träge durch die Haare.

"Und was machst du?"

Adam ballte eine Hand zur Faust und vergaß jeden liebevollen Gedanken, den er eben noch für Joe hatte.

"Ich geh schlafen. Denn ich bin müde bis zum umfallen. Ich hatte fast eine Doppelschicht auf der Weide und davor schon kaum geschlafen."

"Jaja, schon gut. Tut mir leid."

Nun stand Joe ebenfalls auf und machte ein entschuldigendes Gesicht.

"Leg dich hin, Adam. Ich sorge jetzt für alles. Ich kriege das hin."

Resigniert ließ Adam den Kopf nach vorn fallen und massierte sich den steifen Nacken.

"Ich hoffe es, Joe."
 

Zusammen gingen sie hinüber ins Wohnhaus. Joe ging sich auffrischen und Adam wollte nun endlich wissen, wie es seinem Vater ging, bevor er sich hinlegte.



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