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Ein Kuss zur Sonnenwende

von

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Gelangweilt zupfte die junge Frau ein blondes Haar von ihrem dunkelblauen Rock. Diese Feiern waren wirklich anstrengend, vor allem diese endlos wirkende Rede des Clanoberhauptes. Trotzdem machte sie gute Miene zum bösen Spiel und setzte weiterhin eine lächelnden Gesichtsausdruck auf. Schließlich war das Fest der Sommersonnenwende eine wichtige Tradition für den Clan der DunBroochs. Und wenn Arendelle mit ihnen in wirtschaftlichen Kontakt treten wollte, dann durfte sie sich keine Fehler erlauben.

Manchmal war es schrecklich, Königin zu sein.

Ihre Schwester hatte es gut. Sie und ihr Ehemann Kristoff befanden sich gerade auf einer Rundreise durch ihr Königreich. Und so kam es, dass Elsa sich nun alleine auf der Feier befand.

Das Oberhaupt des Clans, ein alter Mann mit weißen, zotteligen Haaren, hatte gerade seinen Becher erhoben um einen Trinkspruch auszusprechen. Angestrengt versuchte Elsa ein Gähnen zu unterdrücken. Diese Rede war wirklich langweilig. Ein heimlicher Blick durch die Runde verriet ihr, dass es auch den anderen Gästen so ging. Die junge Prinzessin der DunBroochs schien aus ihrer Langeweile auch keinen Hehl zu machen. Laut gähnend schlug sie immer wieder den Kopf gegen die Rückenlehne ihres Holzthrones. Ein leichtes Kichern entschlüpfte der jungen Königin und genau in diesem Augenblick blickte die Prinzessin genau zu ihr herüber.

Der erstaunte Gesichtsausdruck wich augenblicklich einem freundlichen Lächeln, das sie selbst erwiderte. Dann verdrehte die Prinzessin ihre Augen und deutete in Richtung des Redners.

Lang-wei-lig!, formte sie mit ihren Lippen. Elsa nickte zustimmend.

Die Haare des Mädchens waren wirklich bewundernswert. So ein feuriges Rot und solch wilde Locken hatte Elsa noch nie gesehen. Das Mädchen kam eindeutig nach ihrem Vater, dessen Haare das gleiche Feuerrot besaßen. Doch auch in ihrer Verhaltensweise waren sie sich ähnlich, denn der Vater schien das Ganze auch nicht sonderlich aufregend zu finden.

Die Mutter der jungen Prinzessin, eine Frau mittleren Alters funkelte ihren Ehemann jedoch wütend an und er sah davon ab, den Lord der Macguffins mit einem Schwert zu attackieren. Elsa grinste und auch die Prinzessin lächelte sie an.

Ab-len-kung? Elsa formte das Wort mit ihren Lippen und die Tochter der DunBrochs sah sie erstaunt an. Dann nickte sie eilig.

Bitte!

Eine einzige gezielte Handbewegung reichte aus und ein perfekt geformter Schneeball traf den Lord mitten am Hinterkopf.

Der Lord unterbrach seine Rede, fasste an seinen Hinterkopf und betrachtete schließlich fassungslos seine vom Schnee genässten Finger.

"Wer war das?", schrie er wütend und fuchtelte mit seinem Schwert durch die Luft. "Wer war das?"

"Mein Lord, wer war was gewesen?" Die Prinzessin war nun aufgesprungen und sah ihn besorgt an. Als er nicht hinblickte, warf sie Elsa ein kurzes Grinsen zu.

"Wer hat mich mit diesem Schneeball abgeworfen?", fragte er erzürnt.

"Ein Schneeball? Sagt mir, wo soll denn dieser Schneeball hergekommen sein?" Die Prinzessin legte ihren Kopf zur Seite. "Wir haben doch Sommer und im Sommer schneit es nicht."

"Ja, aber...", stotterte der Lord verdutzt.

"Genug jetzt!", donnerte der Vater des jungen Mädchens und knallte seinen Krug auf die Tischplatte. "Es wird Zeit zu feiern! Räumt die Tische beiseite! Musiker! Fangt an zu spielen!"

Binnen weniger Sekunden wandelte sich die Feier in ein rauschendes, farbenfrohes Fest. Während die Musiker ein schnelles Tanzlied spielte, füllte sich die Tanzfläche und es herrschte buntes Treiben. Elsa drängte sich durch die Menschenmenge zur Wand. Sie war kein großer Fan von großen Menschenmengen und beobachtete diese lieber von außen als mitten drin zu sein.

Dann hielt sie jedoch jemand am Handgelenk fest. Eilig drehte Elsa sich um und blickte in das freundlich wirkende Gesicht des fremden Mädchens.

"Endlich habe ich die Möglichkeit mit dir zu reden!", begrüßte sie sie. "Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Merida. Ich bin die Kronprinzessin des Clans der DunBrochs und hoffe sehr, dass die Feier zu Eurer Zufriedenheit ist, Königin Elsa."

Erstaunt blickte Elsa sie an. Woher wusste Merida ihren Namen?

"Mutter meinte, ich solle alle wichtigen Namen auswendig lernen", erklärte sie auf Elsas Frage hin. "Zusätzlich zu ihren Stellungen."

"Das klingt anstrengend!"

"Naja, das Fest der Sommersonnenwende findet eigentlich immer nur zwischen uns drei Clans statt. Von daher gab es nicht allzu viele Namen, die ich auswendig lernen musste. Ihr seid die erste Fremde hier. Aber es freut mich, dass Ihr uns mit Eurer Anwesenheit beehrt."

"Lassen wir doch bitte die Formalitäten", meinte Elsa schmunzelnd. "Es klingt so falsch aus deinem Mund, Merida."

"Es fühlt sich auch falsch an!" Die Prinzessin schüttelte sich. "Aber es freut mich wirklich, dass du heute hier bist. Vor allem, nach vorhin..." Sie zwinkerte Elsa aufmunternd zu.

"Wunderst du dich denn gar nicht, wie ich das gemacht habe?"

"Nicht wirklich!" Merida zuckte mit den Schultern. "Vor vier Jahren habe ich meine Mutter durch einen Zauber in einen Bären verwandelt."

Erstaunt blickte Elsa sie an und lauschte dann Meridas Erzählung über die ewigen Streitereien ihrer Mutter. Wie Merida das Haus der Hexe gefunden hatte und ihre Mutter dazu brachte, den vergifteten Kuchen zu essen, der sie in einen Bären verwandelte. Wie ihr Vater beinahe seine eigene Frau ermordet hätte, wenn sie nicht dazwischen gegangen wäre und sie den Fluch schließlich gebrochen hatte.

"Und was ist mit dir? Wie kam es zu deinen Talenten?"

"Talent? Das ist auch mal eine interessante Umschreibung. Als ich das erste Mal meine Kräfte in der Öffentlichkeit demonstriert habe, hat man mich als Hexe und Monster beschimpft. Und zudem habe ich mein Leben lang meine Kräfte gehasst und mich vor ihnen gefürchtet"

"Oh." Meridas blaue Augen blickten sie mitfühlend an. "Aber vorhin, da hast du doch auch ohne Weiteres..."

"Auch wenn du lachen wirst, aber ich weiß es nicht. Ich hatte einfach nur das Bedürfnis, dich zum Lachen zu bringen." Errötend wich Elsa ihrem Blick aus und blickte auf ihre Hände. Merida hielt ihr Handgelenk noch immer fest. Ihre Haut war so zart und weich.

"Das ist süß!", erwiderte Merida lächelnd und zog sie dann zur Tür. Die Sonne senkte sich langsam dem Horizont und tauchte den Himmel in ein zartes Orange.

"Wusstest du, dass der Tag der Sonnenwende die beste Möglichkeit ist, eine Elfe zu sehen?", fragte sie Elsa, die ihre Frage verneinte. Was hatte Merida vor?

"Nun, alles was man dafür tun muss, ist ein Akt der Liebe!" Und mit diesen Worten beugte sich die junge Prinzessin nach vorne und küsste Elsa direkt auf den Mund. Die junge Königin erschrak über die Direktheit Meridas, doch als sie die warmen Lippen auf ihren spürte, die so zart und liebevoll waren, vergaß Elsa ihre anfängliche Verwunderung und zog die junge Prinzessin in eine Umarmung. Viel zu schnell löste Merida den Kuss jedoch wieder.

"Ich sehe keine Elfen!", meinte Elsa trocken.

"Zugegeben, das war auch gelogen. Ich wollte dich genauso fassungslos sehen, wie ich es vorhin war. Wenn auch nur für einen Moment." Merida grinste zufrieden.

"Ehrlich gesagt, ist dir das auch gelungen."  

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2016-10-04T16:27:17+00:00 04.10.2016 18:27
Die Idee mit der Elfe finde ich sehr süß und Merida ist es ja eh.^^
Aber auch wie die Mädels sich zu Tode langweilen, hast du sehr gut eingefangen. Ich mochte die Szene und ich kann mir vorstellen, dass da wahrscheinlich nur Meridas Mutter noch hinhört. Korrekt und aufmerksam wie immer.^^


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