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Verspätete Rache

von

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Disclaimer: Die aus Gravitation eingesetzten Charaktere gehören voll und ganz Maki Murakami.
 

Beta: Akane-chan – was würde ich nur ohne dich tun?
 

-*-*-
 

Verspätete Rache 18
 

-*-*-
 

Mit einem kaum hörbaren Seufzen betrachtete Segawa das Tablett mit dem unberührten Frühstück, dass er Tohma vor mehr als einer Stunde gebracht hatte und stellte mit Bestürzung fest, dass bereits am ersten Tag etwas eingetreten war, was er unter allen Umständen hatte vermeiden wollen:
 

Tohma hatte sich ihm widersetzt.
 

Wenn er die Anweisungen seines Arbeitgebers befolgen wollte, dann musste er den Musiker für seinen Ungehorsam bestrafen und das war etwas, was er nicht über das Herz brachte.
 

Entschlossen schob Segawa das Tablett beiseite und betrachtete seinen Gefangenen nachdenklich, der seinem Blick beinahe herausfordernd begegnete. Erstaunt nahm der Mann diese Veränderung zur Kenntnis, ehe er sich plötzlich an die Szene am See erinnerte, kurz bevor Tohma das Kaninchen gefunden hatte und auf einmal ergab alles einen Sinn.
 

„Ich weiß, was du vorhast. Aber es wird nicht funktionieren.“
 

Tohma zuckte erschrocken zusammen und sein Blick verlor etwas von seiner Schärfe. Verlegen senkte er den Kopf, als er sich so einfach durchschaut sah. „Es wäre nur ein winziger Gefallen“, sagte er leise und hoffte, der andere würde Erbamen mit ihm haben.
 

Doch Segawa dachte nicht daran, ihm auf diese Weise zu helfen. Obwohl tief empfundenes Mitleid ihm die Kehle zuschnürte, lehnte er mit fester Stimme ab. „Das kann ich nicht tun, Tohma. Dein Leben ist viel zu wertvoll, um es wegzuwerfen.“
 

Als der Musiker mit Tränen in den Augen aufsah, schüttelte Segawa zur Bekräftigung den Kopf und bemerkte voller Trauer, wie der letzte Funke Hoffnung in den grünen Augen seines Gegenübers erlosch. Das war mehr, als er ertragen konnte und aus einem Impuls heraus, fällte er eine Entscheidung, von der er hoffte, sie würde Tohma ein wenig Lebensfreude zurückgeben.
 

„Komm mit“, sagte er geheimnisvoll und zog den überraschten Tohma hinter sich her. Sie eilten durch unzählige Gänge und kamen schließlich in einem der oberen Stockwerke zu einer verschlossenen Tür. Segawa öffnete sie und schaltete das Licht an.
 

Erschrocken prallte Tohma zurück, als er sich unvermittelt mit hunderten von Kitazawas konfrontiert sah, die ihn aus kalten Augen musterten, doch Segawa hatte diese Reaktion vorhergesehen und legte ihm beruhigend den Arm um die Schultern. „Keine Sorge. Das sind nur Bilder. Es gibt nichts zu befürchten.“
 

Er wartete noch einige Sekunden, dann ließ er Tohma los und ging weiter in den Raum hinein. Mit einer raschen Bewegung schlug er eines der zahlreichen weißen Laken zurück und wartete.
 

Tohma stand für lange Sekunden wie erstarrt auf der Schwelle, dann richtete er seinen Blick auf Segawa, der ihn gespannt musterte. „Aber... aber das....“
 

„Solange er nicht da ist, könntest du spielen. Natürlich nur, wenn du willst“, sagte Segawa beinahe schüchtern und klappte den Deckel des Pianos hoch, um die leicht staubige Klaviatur zu enthüllen. Langsam kam Tohma näher und legte zaghaft die Finger auf die Tasten. Zu seiner Überraschung klangen sie so rein und harmonisch, als wäre das Instrument gerade erst gestimmt worden.
 

Ohne ein Wort zu verlieren setzte er sich auf den Hocker und begann zu spielen.
 

-*-*-
 

„Vielleicht war es doch ein Fehler.“ Noriko stand am Fenster eines der zahlreichen Aufenthaltsräume und starrte mit wütend gerunzelter Stirn auf die Reporter hinunter, die scharenweise in das Gebäude stürmten, um die sich die Gerüchte von Tohma Seguchis Verschwinden in der angekündigten Pressekonferenz bestätigen zu lassen. „Schau dir das an. Wie die Geier!“
 

Ryuichi seufzte nur und schüttelte besorgt den Kopf. „Die sind mir völlig egal. Ich mache mir Sorgen um Tohma. Was kann nur passiert sein? Er würde niemals einfach so davonlaufen. Was ist, wenn er einen Unfall hatte? Vielleicht ist er längst tot und wir stecken den Kopf in den Sand und tun so, als wäre überhaupt nichts geschehen.“
 

Noriko antwortete nicht. Ihre Aufmerksamkeit war weiterhin auf die Journalisten gerichtet, die immer noch einer Ameisenkolonne gleich über den Vorplatz stürmten. Wer hätte gedacht, dass es so viele Reporter in dieser Stadt gab?
 

„Ich wollte doch nur verhindern, dass die Zeitungen sich irgendetwas ausdenken!“, verteidigte der Sänger seinen Plan und sah flehend zu Noriko hinüber. „Wenn wir nichts unternehmen, dann werden sie die wildesten Geschichten erfinden!“
 

Er hatte recht. Das musste Noriko zugeben, aber sie fühlte sich deswegen nicht besser. Noch war die Nachricht von Tohmas Verschwinden nicht bis in die breite Öffentlichkeit gedrungen und Noriko hätte am liebsten alles so gelassen, wie es war. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas durchsickerte und dann würde höchstwahrscheinlich die Hölle losbrechen. Da war es doch besser, man gab den Leuten einige ausgewählte Informationen und stellte sie damit ruhig.
 

Als die Tür in ihrem Rücken sich öffnete, sah die junge Frau irritiert auf, doch es war nur K, der die letzten Vorbereitungen für die Pressekonferenz abgeschlossen hatte und nun kam, um seine Schützlinge abzuholen.
 

„Es ist alles vorbereitet.“ Der Manager tätschelte Ryuichi im Vorbeigehen den Kopf und nickte in Richtung Ausgang. „Denkt daran, was wir besprochen haben. Lasst euch zu keinerlei emotionalen Ausbrüchen verleiten. Das würde sie noch weiter aufstacheln. Bleibt ruhig und sachlich und teilt ihnen mit, dass Tohma sich aus gesundheitlichen Gründen in eine private Klinik zurückgezogen hat. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist völlig unbestimmt. Er hat keinen Nervenzusammenbruch, wurde weder entführt noch hatte er einen Unfall. Es geht darum, ihn zu schützen, wo immer er sich auch gerade herumtreiben mag. Ich bin sicher, er hatte einen triftigen Grund, zu verschwinden und jetzt ist es an uns, in seinem Namen alles zusammenzuhalten, damit er noch etwas hat, wofür sich eine Rückkehr lohnt. Alles klar? Dann los.“
 

Beeindruckt von K’s Ansprache eilte Ryuichi hinaus, doch Noriko, die ihm langsamer folgte, war sich auf einmal vollkommen sicher, dass K wesentlich mehr wusste als er zugab. Sie warf dem Manager einen prüfenden Blick zu, doch K lächelte nur beruhigend und drängte sie, ihrem Kollegen zu folgen.
 

-*-*-
 

Die zarten Klänge von ‚Für Elise‘ durchdrangen den staubigen kleinen Raum und hüllten Segawa in eine Wolke aus Klängen und Harmonie, die ihn für einige Minuten in eine andere Welt entführten. Zufrieden saß er hinter Tohma auf einem niedrigen Sofa, hatte sich in die bequemen Polster zurückgelehnt und genoss die nahezu perfekte Darbietung seines Gefangenen.
 

Dieser bekam von seiner Umgebung nicht das geringste mit. Völlig in sich versunken hatte er noch nicht einmal registriert, dass er mittlerweile über zwei Stunden spielte und der Mann gratulierte sich im Stillen zu seinem Einfall.
 

Widerwillig wanderte sein Blick zu seiner Uhr und ihm wurde bewusst, dass er den anderen bald unterbrechen musste, wenn sie rechtzeitig zu Kitazawas Kontrollanruf zurück sein wollten. So wie er seinen Chef einschätze, würde er unter allen Umständen mit Tohma reden wollen und wenn dieser dann nicht da war... Das mochte Segawa sich gar nicht erst ausmalen.
 

Mit leisem Bedauern erhob er sich und legte Tohma die Hand auf die Schulter. Betroffen bemerkte er, wie dünn der andere geworden war und das entsetzte Zusammenzucken, das den schlanken Körper bei seiner Berührung durchfahren hatte, trug nur dazu bei, seine Gewissensbisse noch zu vergrößern.
 

„Komm schon, wir müssen zurück. Morgen darfst du wieder herkommen, aber für heute ist Schluss.“ Segawa hätte sich am liebsten vor den Kopf geschlagen. ‚Wieso rede ich mit ihm wie mit einem kleinen Kind?‘, tadelte er sich selbst und beschloss, sich diesen Unsinn schnellstmöglich wieder abzugewöhnen.
 

Tohma nahm die Hände von den Tasten und klappte den Deckel zu. Lange Sekunden blieb er noch sitzen, dann stand er abrupt auf und ließ sich von seinem Bewacher wieder in sein Zimmer zurückbringen.
 

„Ich bringe dir nachher etwas zu essen.“ Segawa war bereits im Begriff zu gehen, als er zu seinem Erstaunen eine zaghafte Hand auf seinem Arm spürte. Als er sich umwandte, stand Tohma hinter ihm. Schweigend wartete er, was der andere vorhaben mochte.
 

„Ich danke Ihnen.“ Der blonde Mann sah zu Boden und obwohl Segawa sein Gesicht nicht sehen konnte, hörte er die unterdrückten Tränen in dessen Stimme.
 

Verdammt. Ohne ersichtlichen Grund auf einmal selbst den Tränen nahe, drehte Segawa sich auf dem Absatz herum und flüchtete hinaus.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-06-16T19:39:35+00:00 16.06.2007 21:39
Ich gebe es zu: erst heute habe ich die FF angefangen zu lesen. ^_^
Und ich bin begeistert, da ich totaler Tohma Fan bin. Es ist zwar nicht nett, was mit ihm passiert, dennoch schreibst so spannend und zwingst einen mit deiner Art, etwas zu entdecken, wovon der Leser allerdings nicht weiß, was der Charakter entdeckt hat am weiter lesen zu zwingen. Also, ich weiß, dass der Satz nicht Grammatisch ganz stimmt).
Einmal, in Kapitel 17, hast du einen Artikel (der) vor dem ‚Sänger’ (=Shuichi) vergessen, aber sonst sind mir keinerlei Fehler aufgefallen.
Und deine Story ist gut durchdacht und die ersten Kapitel sind schon richtig alt (ach ne?) und du hast trotz der wenigen Kommentare weiter geschrieben. Echt klasse!
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel^^

Von:  Yusuka
2007-05-27T03:16:52+00:00 27.05.2007 05:16
och so kurz... aber besser als gar nix gell? ^^
schöne entwicklung
aber hey, Tohma hat grüne augen ^_~
Von:  Roxelane
2007-05-11T12:04:18+00:00 11.05.2007 14:04
O.O Hab gerade mal meine Gravi -FFs durchgeschaut und war ganz erstaunt weil auf yaoi.de diese Story nicht zu finden war. Aber zum Glück geht sie ja hier weiter.

DANKE!!! Ich liebe ALLE deine Storys, egal welche.


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