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The Wild One

von

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Thanks, Karl!

„Was?“
 

Elijah starrte seinen Chef mit einer Mischung aus Verwunderung und purem Entsetzen an – das konnte, nein, das durfte nicht wahr sein!
 

„Du hast mich schon verstanden. Du übernimmst für Ally. Sie ist krank geworden, und ich habe keine Leute mehr, die ich stattdessen schicken könnte.“
 

Einen Moment lang bekam Elijah beim besten Willen kein Wort heraus, obwohl ihm so einige auf der Zunge lagen. Er blinzelte zweimal, seine großen, blauen Augen befeuchtend, damit diese vor lauter Schock nicht austrockneten.
 

„Karl, beim besten Willen – das ist ein Job für Frauen! Wir schicken dort immer Frauen hin! Und außerdem... Nein. Ich will da nicht hin.“, stieß Elijah zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und warf das Handtuch, mit er gerade noch einige Gläser gesäubert hatte, wüst in die Ecke der Theke.
 

„Du gehst! Lij, das ist gutes Geld. Außerdem ist es okay für sie, wenn ein Kerl ausnahmsweise dabei ist – die anderen Frauen gehen auch. Du musst doch nur den ganz normalen Barkeeper spielen. Was ist dabei?“, sagte Karl lässig und lehnte sich gegen den hölzernen Pfosten, der die Theke umrandete.
 

Elijah stieß ein leises Lachen aus. „Was ist schon dabei? Das sind Biker. Und du weißt genauso gut wie ich, dass sie schon einige Leute auf dem Gewissen haben. Die sind gefährlich! Und wenn sie statt einer schönen Frau mich sehen...“
 

„... ist alles abgeklärt, ist okay. Wenn die Frauen das schaffen, dann du doch erst recht!“
 

Elijah schnaubte und stellte die gesäuberten Gläser in die Vitrine.
 

Seit zwei Jahren machte er diesen Job nun- Mit 18 war er angefangen, und heute, mit 20, war es eigentlich schon Routine. Trotz seines jungen Alters und seinen unschuldigen Aussehens – dunkle, ebenholzfarbene Haare, tiefblaue Augen und ein weiches, hübsches Gesicht, eingerahmt in ebenso weiche Haut, zudem eine eher schmächtige Figur – hatte Elijah schon so einiges gesehen.
 

Sein Leben war nie leicht gewesen, doch er schlug sich durch. Doch es gab Milieus, in die wollte er beim besten Willen nicht kommen.
 

„Lij, bitte. Es gibt 50% Aufschlag.“
 

Als würde mich Geld ködern, schoss es Elijah durch den Kopf, während er sich das noch eben weggepfefferte Handtuch um die Schulter legte und Karl mit seinen blauen Augen musterte.
 

„Du willst mich wirklich dahaben, oder?“
 

„Ja, einer muss die Mädchen im Auge behalten, weil Nick nicht mitkommt..“
 

„Nick kommt nicht mit? Ich kann mich niemals einen ganzen Haufen von bewaffneten Rockern wehren, Karl, das weißt du!“
 

„Sie sind harmlos, die haben uns schon öfters gebucht, und nie ist etwas passiert. Aber von allen hier vertraue ich dir am meisten. Komm schon, lass' mich nicht hängen.“
 

Elijah atmete tief aus, betrachtete Karl, für den er schon zwei Jahre arbeitete, genaustens: der große, etwas ältliche Mann zog eine Schnute, und Elijah verdrehte die Augen.
 

„Meinetwegen. Aber die 50% will ich bar haben. Und den Sonntag morgen keine Anrufe, von wegen, dass jemand zum Abend abgesprungen ist!“
 

„Du hast mein Wort! Danke. Um acht solltest du da sein!“
 

„Jaja...“
 

Ein tiefer Seufzer entglitt ihm, während Karl sich wieder auf den Weg in die hinteren Räume machte.
 

Natürlich hatte er wieder klein beigegeben – so machte er es meistens. Doch wenn er ehrlich war, konnte er das Geld wirklich gut gebrauchen. Der Monat war hart gewesen. Ungeplante Ausgaben konnte niemand gut verkraften.
 

Die restlichen Stunden vor dem abendlichen Event, dass in einer für Elijah eher miesen Gegend stattfand, verbrachte er damit, sich fertig zu machen, die Haare zu stylen, zu essen und seine Nerven zu beruhigen.
 

Obwohl er eigentlich nicht viel rauchte, machte er eine halbe Packung auf seinem Balkon platt. „Scheiße...“, murmelte er leise, während er in die laue Abendluft starrte und sich ernsthaft fragte, warum er nur zugesagt hatte.
 

Pünktlich um acht war er an der angegebenen Adresse. Es war eine typische Bikerkneipe – mit hölzernen Umschlägen, draußen eine Reihe von Motorrädern aufgestellt, und hier und da sah Elijah im Vorbeigehen schon die ersten Männer in den Kutten.
 

Er kannte die Biker, für die er heute Abend arbeiten musste – jedoch nur aus den Schlagzeilen der örtlichen Zeitung. Die Sons of Anarchy.
 

Gewalt, Drogen- und Waffenhandel, alles Dinge, die nicht offiziell bestätigt, aber gerüchteweise als wahr erzählt wurden. Elijah, der dieses Milieu noch nie für unschuldig gehalten hatte, konnte sich beim besten Willen alles vorstellen.
 

Nadine und Lisa waren schon da; in ihren knappen Outfits, mehr in schwarz und Jeans gehalten, sahen sie wie immer wunderbar aus. Elijah, der nur ein schwarzes Shirt trug, kombiniert mit einer schwarzen Jeans, grinste leicht, als die beiden Mädchen ihn begrüßten.
 

„Ich dachte, Karl scherzt, als er sagte, du musst kommen.“, sagte Lisa und kniff Elijah kurz in die Wange, der nur beschwichtigend die Augenbrauen hob.
 

„Wie du siehst, stehe ich hier. Eigentlich gar nicht meins, aber was soll's...“
 

Die Mädels lachten, und gemeinsam begannen sie damit, die Theke, die noch spärlich von nur zwei Leuten besetzt war, bereit zu machen.
 

Elijah hatte noch nie auf Frauen gestanden, deshalb war es einfach für ihn – und für die Frauen, mit denen er arbeitete. Sie vertrauten ihm, und da er einer der jüngsten war, war er das Nesthäkchen, auch wenn er es nicht unbedingt mochte.
 

„Wo sind die ganzen Leute?“, fragte Elijah, während er einige Flaschen Whiskey und Scotch in die Regale einräumte.
 

„Sie haben noch eine Versammlung. Danach besaufen sie sich einfach und wir haben eigentlich immer eine Menge Spaß. Du wirst sehen, es wird super. Die sind total umgänglich.“
 

„Ja, mal sehen...“, murrte Elijah und sah zu, dass er zeitig fertig wurde.
 

Genau drei Stunden später hatte er alle Hände voll zu tun. Er kam nicht dahinter, wie viele Biker es genau waren – doch es war mindestens doppelt so viel zu tun wie auf anderen Feten.
 

Elijah kam sich, entgegen seiner Vorstellung, überhaupt nicht fehl am Platz vor. Er musste sich zwar einige Sprüche anhören, warum denn statt seiner Selbst keine schöne Frau da war – doch mit seinen gewitzten Antworten war er den meisten auf Anhieb sympathisch.
 

„He, Kleiner. Einen Scotch, bitte.“
 

Elijah hob den Blick; Kleiner?, dachte er und biss sich auf die Lippen; der Biker, der sich gegen die Theke gelehnt hatte, war ein wenig jünger als die umstehenden, wie es schien. Zumindest sah er besser aus.
 

„Pur?“, fragte er und nahm sich ein Glas und eine Flasche Scotch, um den Drink zu mixen.
 

„Was denkst du?“, erwiderte der Mann und stieß ein kurzes, melodisches Lachen aus. Elijah wandte ihm den Blick zu.
 

Gut sah er aus, dass musste man ihm lassen – blonde, zurückgekämmte Haare, die ungefähr bis hinter den unteren Ohransatz gingen, gepaart mit einem äußerst attraktiven Gesicht, das mit einem Dreitagebart umrahmt war. Die blauen Augen waren wie geschliffen, wie geschärft. Der Körper war gut gebaut, wie es unter der kurzärmeligen Kutte schien – zumindest hatte er breite Schultern und muskulöse Arme, die aus einem dunkelblauen Tshirt kamen.
 

Für einen kurzen Moment lächelte Elijah.
 

„Ich denke, eine Milch täte es auch.“, sagte Elijah und grinste, während er den Scotch mixte.
 

„Tss, Milch. Sehe ich so weich aus? Du bist ganz schön frech für ein Barmädchen.“, sagte der Biker und zwinkerte ihm zu.
 

„Mädchen? Ich glaube, etwas Wasser würde es auch tun, oder ist dein Blickfeld schon so eingeschränkt?“, erwiderte Elijah; er ging einen Schritt auf die Theke zu, an der der Biker lehnte, und schob ihm den Scotch hin.
 

„Schlagfertig bist du ja, muss man dir lassen. Wie heißt du?“
 

„Wozu musst du das wissen?“
 

„Vielleicht wirst du der Barkeeper meines Vertrauens. Ich brauche doch später meine Milch.“
 

Elijah kam nicht umher, ein leises Lachen auszustoßen, während er den Blick des Bikers erwiderte.
 

„Elijah.“
 

„Was?“
 

„Elijah.“
 

„So einen Namen hab' ich noch nie gehört. Er passt zu dir.“
 

„Woher willst du das wissen, wenn du so einen Namen noch nie gehört hast?“, grinste Elijah und nahm sich kurz einen Lappen, um die Theke abzuwischen.
 

„Na, ich weiß auch nicht. Seltener Anblick passt zu einem seltenen Namen.“
 

„Vielleicht, ja.“
 

„Rauchst du?“
 

Elijah lachte. „Wird das ein Kreuzverhör?“
 

„Nein, ich dachte mir, vielleicht brauchst du mal eine kleine Pause. Der Job sieht ziemlich anstrengend aus.“
 

Der Biker nahm einen Schluck und ließ Elijah nicht aus den Augen. „Ich bin übrigens Jax“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
 

„Gut zu wissen, Jax. Gib' mir zwei Minuten.“
 

„Gerne.“
 

Elijah machte noch einige Bestellungen, half Lisa mit den Gläsern und trat dann erst hinter dem Tresen hervor, um sich neben Jax zu stellen.
 

„Aber wirklich nur eine Minute.“, sagte er, während Jax ein Grinsen aufsetzte und ihm zuzwinkerte.
 

„Versprochen“, sagte er, und die beiden traten hinaus in die mittlerweile relativ kühle Nacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-05-28T20:32:08+00:00 28.05.2016 22:32
Schöne FF bisher, ich bin gespannt wie es weiter geht. Interessante Kombi.


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