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Der weiße Wolf

von

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Der weiße Wolf und der Wanderer

Ihre hellen Augen huschten über den Schnee und verfolgten einen Schneehasen, der langsam und nichts ahnend umher hoppelte. Sie atmete kaum und stand gegen den Wind, damit ihre Beute sie nicht wittern konnte. Ihre kräftigen Beine katapultierten sie fast auf das Tier und sie hetzte das verschreckte Etwas einige Meter vor sich her, bevor sie es zu fassen bekam und mit einem Biss tötete.

Das heiße Blut dampfte in der kalten Winterluft und schmolz den Schnee an den Stellen, an denen es zu Boden tropfte. Sie starrte die roten Punkte einen Moment an, da sie sie an rote Rosenblätter erinnerten. Sie schüttelte das Bild von sich und vergrub ihre Zähne ins Fleisch.
 

Sie lauschte, als sie in der Ferne das Heulen eines anderen Wolfes hörte. Ihr Kopf hob sich und sie ließ vom Kaninchen ab. Plötzlich witterte sie etwas. Ein Mensch war hier im Wald unterwegs. Wie eigenartig, denn zu dieser Stunde sollten keine Wanderer draußen sein. Einen Blick gen Himmel verriet ihr, dass es kurz vor Mitternacht war. Der Vollmond stand hell und klar am wolkenlosen Sternenhimmel und der Schnee reflektierte das Mondlicht. Dennoch war es keine Uhrzeit zu der sie einen Menschen hier draußen vermutet hätte.

An Wanderer war sie gewöhnt. Am Tage marschierten sie ihre Wegstrecke von einer Hütte zur Nächsten und verbrachten in diesen die kalten Winternächte. Im Sommer war es eher einmal der Fall, dass ein Mensch draußen nächtigte, aber nicht im Winter.
 

Neugierig schlich sie in die Richtung, aus der sie den Menschengeruch wahr nahm. Ihre Pfoten hinterließen Spuren auf ihrem Weg zum Lager. Sie hielt sich versteckt zwischen Gebüsch, obwohl sie ohnehin kaum auffiel in der winterlichen Landschaft. Ihr Fell war weiß, nicht ganz so rein, wie der Schnee, aber immer noch eine gute Tarnung im Winter. Im Sommer hingegen zeichnete sie sich in der Landschaft klar erkennbar ab, was die Jagd erschwerte.
 

Sie blickte zwischen den Sträuchern hervor und konnte ein Lagerfeuer ausmachen, das sorgsam mit Steinen abgesichert war. Der Mensch musste wohl öfter wandern gehen, denn er schien zu wissen, was er tat. Das Zelt war ein spezielles Modell, wie geschaffen für die klirrende Winterkälte in Alaska.

Im Zelt erkannte sie klar die Silhouette des Menschen. Eine kleine Lampe spendete dem Mann Licht und das Feuer diente wohl eher der Abschreckung gegen wilde Tiere. Er würde sie nicht sehen, käme sie näher. Wäre sie ein Bär, könnte das vielleicht sein Ende bedeuten. Sie schnaubte leise bei der Erkenntnis. Er musste es wirklich verpasst haben die Hütte zu erreichen. Sie kam lautlos näher an das Feuer heran und legte sich davor. Die Wärme war zu spüren, dank der Windstille. Sie würde hier Wache halten und auf den Mann achten bis zum Morgengrauen. Danach würde sie verschwinden, zurück zu ihrem Rudel, ihrer Familie.



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