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Die dunkle Ritterin

von

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Kampf mit Drachen

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Kampf mit Drachen
 

Der Himmel war strahlend blau und die Möwen krächzten im Einklang mit den sich brechenden Wellen. Die Sonne wärmte ihre Haut und das Wasser kühlte ihre Füße. Eine vertraut Szene, in der sie sich plötzlich widerfand. Eben noch war sie an der Seite ihrer Liebsten und den Anderen, tief im Herzen der Eiskrone, um genau zu sein mitten in der Zitadelle. Dabei sich den Weg zum Lichkönig freizukämpfen, um seinem schrecklichen Treiben endlich ein Ende zu setzen und qAzerith vor seiner Zerstörung zu bewahren.

Nachdem sie unbehelligt durch die Eingangshalle, den sogenannten Hammer des Lichts, geschlichen waren, folgten sie Darion Mograine an den blutroten Hallen und den Seuchenwerken vorbei in die Hallen der Frostschwingen. Der schwarze Wächter hatte erklärt, dass hier Sindragosa lauere, die ehemalige Gefährtin Malygos', die vom Lichkönig reinkarniert, als Frostwyrm wieder auferstanden ist. Eine mächtige Vertreterin des blauen Drache schwarms, nun wiedererweckt als Knochengestell, das nur noch schemenhaft an einen riesigen Drachen erinnerte.

Doch als sie tiefer in die Hallen schritten, waren sie überrascht dort einen Vertreter des grünen Drachenschwarms vorzufinden.

"Sie lebt noch", flüsterte die Priesterin ihren Gefährten zu.

"Noch, sie ist äußerst schwach. Seht nur die ganzen Apparate und Schläuche. Sie nehmen sicher irgendwelche Experimente an ihr vor, um auch noch im Smaragdgrünen Traum ihr Unwesen zu treiben", vermutete Tirion Fordring.

"Damit habt ihr sicher Recht, Hochlord. Eilt euch, wir schleichen schnell an ihr vorbei, bevor wir die Aufmerksamkeit der Geißel oder schlimmer noch, die von Sindragosa auf uns ziehen", ließ sich nun Darion Mograine vernehmen.

"Was? Wir müssen ihr doch helfen!", stieß Odessa zischend hervor.

"Wenn der Lichkönig erst gefallen ist, hat das hier sowieso ein Ende, also sollten wir unser vorrangiges Ziel nicht aus den Augen verlieren", mischte sich auch Thassarian ein.

Doch die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als plötzlich scharenweise untote Wesen in die große Halle stürzten. Skelette, Monstrositäten und allerlei anderes Untotes rannte auf die Gefährten und auf den grünen Drachen zu.

'Ich bin Valithria Traumwandler. Heilt mich und ich werde euch beschützen', erklang es in den Köpfen der Mitstreiter und in den kleinen, traurigen Augen lag Aufrichtigkeit.

"Na los, ich werde sie versuchen zu heilen. Tirion, helft mir. Dole und Lord Fordragon, lenkt die Geißel auf euch und ihr anderen versucht sie zu vernichten!" Marialle war kurz über sich selbst überrascht, doch schien es ihr grade ganz natürlich diesen großen Persönlichkeiten, mit denen sie in die Zitadelle eingefallen war, Befehle zu erteilen.

Und tatsächlich, alle nickten entschlossen. Dolette und Bolvar stürzten zu je einer Seite, der Drachendame und warfen heulende Böen und goldene Hammer um sich, um die Untoten auf sich zu ziehen. Es funktionierte, sie ließen von dem grünen Drachen ab und so stürmte Borigan an die Seite seiner ehemaligen Kommandantin, Thassarian an die Bolvars und Odessa, Plagg und Susanne warfen mit Zaubern nur so um sich.

Marialle und Tirion Fordring tauschten einen Blick, bevor sie sich auf Valithria Traumwandler konzentrierten.

Die beiden kanalisierten einen Heilzauber nach dem anderen und die Hohepriesterin spürte, wie sich der Zustand der Drachendame zusehends verbesserte, allerdings äußerst langsam und während der Kampf um sie weiter tobte, schwanden ihre Manareserven mit jedem Zauber, den sie wirkte. Auch Tirion sah mehr und mehr ausgezerrt aus.

So verging die Zeit zäh und die beiden Heiler schienen schließlich das Ende ihrer Kräfte erreicht zu haben. Da taten sich plötzlich einige Dimensionstore auf und ein weiteres Mal vernahmen sie die Stimme des grünen Drachen in ihren Köpfen.

'Die Tore führen in den Smaragdgrünen Traum. Dort werden sich eure Reserven wieder auffüllen und eure Zauber werden mächtiger. Beeilt euch ich kann die Tore nur kurz aufrechterhalten!', keuchte Valithria vor Anstrengung und die beiden nickten einander erneut zu, bevor sie auf zwei der Tore zu rannten und hineinsprangen.

Marialle vernahm noch den aufgebrachten Ruf der Todesritterin hinter sich, doch er endete jäh, als sich die Umgebung verändert hatte und die Hohepriesterin spüren konnte, dass sie sich im Schöpfungstraum befand. Einige Körperlängen entfernt, erkannte sie den Paladin, der sich staunend umsah.

Eine kleine grüne Wolke flog direkt auf sie zu und drang schließlich in sie ein. Marialle fühlte augenblicklich, wie ihre Kräfte sich regenerierten und sogar zunahmen.

"Hochlord, nehmt diese grünen Wölkchen in euch auf! Sie bringen den Effekt von dem Valithria Traumwandler gesprochen hat." Er nickte verstehend und so rannten die beiden wie angestachelte Hühner hin und her, um die Wolken einzufangen und in sich aufzunehmen. Es waren nur Herzschläge vergangen, als ein gewaltiger Sog sie erfasste und sie sich auf einmal wieder in der Halle befanden.

"Mari.....!" drang die glockenklare, kühle Stimme der Elfe an ihre Ohren. Sie schaute auf und ein wissendes Lächeln zierte ihre Lippen. Sie nickte Dolette nur zu und die wandte sich beruhigt wieder zu den unterschiedlichsten Untoten, die versuchten ihr beizukommen.

Die Priesterin begann erneut ihre Heilzauber zu kanalisieren, genau wie es Tirion tat und sie schauten sich mit einem überraschenden Grinsen an, nachdem der erste Zauber einen einschlagenden Eindruck hinterließ. Die Drachendame hatte nicht zu viel versprochen. Ihre Manareserven hatten sich nicht nur wieder aufgefüllt, ihre Macht war um ein Beträchtliches angestiegen und so konnte sie beobachten, wie es dem grünen Drachen mit jedem gewirkten Heilzauber besser ging.

"Wie lange dauert das denn noch? Die Untoten werden immer zahlreicher!", brüllte Bolvar Fordragon den beiden Heilern zu. Die Priesterin schloss kurz ihre Augen, um absehen zu können wie viele Zauber es noch brauchte, bis Valithria regeneriert wäre.

"Haltet noch etwas aus, wir sind noch nicht fertig." Sie nickte der blonden Magierin zu, die es verstehend erwiderte und beide Hände in die Höhe streckte.

"Dann verschaffen wir uns mal etwas Luft!", rief sie und ihre Hände begannen hell, blau zu leuchten. Der Raum verzerrte sich kurz und ein weiterer Schub frischer Energie durchfuhr die Gefährten. Die Gegnerscharen konnten wieder etwas zurück gedrängt werden und die Heilzauber der Priesterin und des Paladins wurden noch effektiver.

Fast geschafft!

Nur noch ein bisschen.

So schnell wie sie gekommen waren, sanken die Kräfte aber auch wieder und so dauerte es nicht lange, bis Marialle mit ihrer letzten Kraft einen gewaltigen Heilungszauber losschickte und dann spürte wie die Dunkelheit einer Ohnmacht sie drohte zu umschlingen.

Und so war sie hier gelandet, in dem Traum, der ihr all die Zeit Trost gespendet hatte. Sie setzte sich in den warmen Sand und wartete darauf, dass die Paladin ihren Namen rief. Doch nichts geschah. Erstaunt registrierte sie nach einer ganzen Weile, dass die Sonne sich am Himmel bewegte. Und nach nur einem Augenblick, wie es ihr schien, ging sie sogar unter. Der Mond spiegelte sich silbern auf der glatten Oberfläche des Meeres, als sich das helle Blau des Himmels in ein dunkles wandelte und es Nacht geworden war.

Marialle ärgerte sich zusehends. Wenn sie schon nicht wieder zu Bewusstsein kam, wollte sie zumindest ihre Liebste sehen, in welcher Form auch immer. Doch es geschah nichts. Langsam wurde es ihr unbehaglich und sie zog die Beine nah an ihren Körper und umschlang sie mit ihren Armen. Sie fühlte sich allein und fragte sich, ob man sie dort vielleicht zurückgelassen hatte.

Ihre Gedanken wurden immer dunkler, doch plötzlich schien sich das gespiegelte Silber des Mondes auf der Wasseroberfläche zu bewegen und zu verformen. Es nahm die Umrisse einer Frau an und langsam erhob sich die Lichtgestalt aus dem Wasser und gab die Konturen einer wunderschönen Nachtelfe preis. Sie trug ein langes weißes Kleid mit vielen sichelförmigen, silbernen Verzierungen darauf und auch auf ihrer Stirn war das Ornament klar zu erkennen. Ihre dunkelblauen Haare fügten sich perfekt in das Dunkel der Nacht und sie schien über der Wasseroberfläche zu schweben.

'Elarie!', ertönte es sanft in ihren Gedanken und sie wusste, dass der Ruf von der schwebenden Schönheit ausging.

"Wer bist du? Und was machst du hier?" Ihre eigene Stimme dröhnte schmerzhaft in ihren Ohren, so laut war sie, im Vergleich zu der Sänfte, die in ihrem Inneren widerhallte.

'Ich bin die Mutter des Mondes, meine Tochter.' Marialle entspannte sich ad hoc, soviel Geborgenheit strömte von der Stimme durch ihren Körper.

Elunes Lippen bewegten sich nicht und doch zierte ein sanftes und vertrautes Lächeln ihre schönen, vollen Lippen.

'Du bist schon viel zu lange hier. Warum wachst du nicht wieder auf? Belurie braucht dich.' Die Priesterin versuchte das Gesagte zu verstehen, als würde sie mit Absicht nicht wieder aufwachen.

"Ich will doch zurück zu ihr! Wieso wache ich nicht auf?", kam es gequält von Marialle.

'Tapfer stelltet ihr euch ein ums andere Mal dem Schicksal entgegen, meine Tochter. Sogar den Tod habt ihr überwunden und euch wieder gefunden, aber etwas in dir ist nicht ins Hier und Jetzt mitgekommen, habe ich recht?' Die Menschenfrau überlegte nur kurz, was die Herrin des Mondes meinen könnte und wie von alleine begann sie auszusprechen, was Elune angedeutet hatte.

"Das silberne Leuchten, mein Licht. Es starb mit ihr, damals in Quel'Thalas..." Betrübt und beschämt senkte sie den Blick. Wie konnte sie das so sehr beschäftigen, Dolette und sie waren wieder vereint, nichts sollte diesen Umstand trüben und doch tat es das viel mehr als sie sich eingestehen wollte.

'Als sie dir entrissen wurde, blieb ein Teil von ihr in dir zurück und verband sich mit deinem Licht, Elarie. Dieser Teil ging, winzig klein und kaum merklich, bei eurer ersten Berührung in sie zurück und nahm dein Licht mit sich. Du siehst, meine Tochter, es ist da, wenn auch es nicht in dir ruht. Weder ich, noch Belare wissen, ob sich die Lichter wieder trennen lassen und wenn, was mit Belurie geschieht, wenn das passiert. Drum hör auf dich zu quälen und wach einfach wieder auf!', befahl die überirdische Nachtelfe zum Ende und die Priesterin versuchte angestrengt das Gesagte zu verarbeiten und zu verstehen.

Der Schluss zu dem sie kam hinterließ nur ein einziges Gefühl, eiskalte, betäubende Angst.

'Wach auf Elarie!'
 

"Wach auf Mari!" Die dunkle Ritterin schüttelte sie an den Schultern, während Tirion noch immer seine Hände über den wohlgeformten Körper der schönen Menschenfrau gleiten ließ.

"Nichts zu machen, ich bin zu schwach", sprach er leise und resignierend.

"Vielleicht kann ich euch helfen?", drang die Stimme der Drachendame klar und laut an die Ohren der Gefährten und vor ihren Augen wandelte sich ihre Gestalt, in die einer schönen Hochelfe. Ihre Augen waren zwar grün, doch schimmerten sie nicht bedrohlich und dämonisch, wie die der Blutelfen. Sie trug eine lange sattgrüne Robe die hier und da mit goldenen Applikationen verziert war. Dolette nickte ihr schwach zu und sie trat an die Stelle, an der noch eben Tirion Fordring gekniet hatte. Die Todesritterin hiefte den schlanken Körper der Priesterin mit Leichtigkeit hinauf zu dem grünen Drachen in Elfengestalt und sah sie erwartungsvoll an. Valithria Traumwandler ließ ihre zarten Hände langsam über Kopf und Brust der Menschenfrau schweben und schloss die Augen.

"Faszinierend", stieß sie leise, fast flüsternd und vor allem ehrfürchtig hervor.

"Was seht ihr, Lady Traumwandler?", kam es hinter den Menschen, aufgeregt von Plagg, der versucht zwischen ihnen hindurchzuschauen. Sie lächelte verträumt, doch noch immer lag Staunen auf ihren Zügen, als sie sich zu dem Verlassenen wandte.

"Sie unterhält sich grade mit der Mondgöttin, mein untoter Freund. Sie wirken unglaublich vertraut. Dabei ist sie doch eine Priesterin des Heiligen Lichts und nicht von Elune, oder?" Sah sie nun fragend in die Gesichter der restlichen Gefährten.

"Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu Elune", erklärte Dolette ruhig und sah liebevoll in das Gesicht der Hohepriesterin.

"Worüber reden sie?", wollte nun die quirlige Magierin wissen.

"Oh, ich denke nicht, dass das für eure Ohren bestimmt ist, kleines Magiermädchen", schmunzelte die Drachendame und Odessa sah entrüstet zurück zum leblos wirkenden Körper, der Priesterin. Valithria beugte sich leicht zu ihr hinab und flüsterte etwas in Marialles Ohr, das Dolette nicht verstand und augenblicklich begannen die Augen unter den Lidern zu zucken. Die Priesterin stöhnte leicht und hielt sich mit einer Hand den Kopf.

"Dole?" Sie lächelte schwach als das Bernstein ihrer Augen auf den goldenen Schimmer im Blau der Todesritterin traf.

"Ja, du fielst in Ohnmacht als du deine letzten Reserven zum Heilen des grünen Drachen eingesetzt hast", erklärt die dunkle Elfe und drückte sie noch etwas fester an sich.

"Du hast Elune im Traum getroffen?" Marialle sah die Untote verwirrt an.

"Woher...?" Wollte sie grade fragen, doch Valithria Traumwandler unterbrach sie, ihr sanfter Gesichtsausdruck hatte sich radikal verändert.

"Keine Zeit für Erklärungen. Priesterin, könnt ihr laufen?" Dolette ließ sie sanft auf den Boden gleiten und hielt sie fest. Sie wankte noch etwas in ihrem Griff, doch schließlich schien sie fest zu stehen.

"Geht's?", fragte sie und Marialle nickte.

"Sindragosa wird gleich hier sein!", ließ die grüne Drachendame verlauten und in dem Moment erklang ein gewaltiges Gebrüll, scheinbar aus allen Richtungen der großen Halle. Die Todesritterin riss ihren Kopf in die Höhe und von oben sauste ein riesiger untoter Drache hinab. In seinem Inneren, wie in seinem Maul glomm es magisch, bläulich und die mächtigen, ledrigen Schwingen waren übersät mit Löchern. Neben ihnen verwandelte sich Valithria Traumwandler wieder zurück in ihre wahre Gestalt und fauchte dem riesigen Frostwyrm entgegen, der beständig an Höhe verlor.

'Geht! Ich werde Sindragosa aufhalten.', hörten sie die Stimme der Drachendame in sich widerhallen, doch Dolette schüttelte entschieden mit dem Kopf.

"Wir haben euch nicht befreit, damit ihr euch für uns opfert, Lady Traumwandler." Die Elfe holte sich von ihren Gefährten ein Nicken ein und richtete ihren eiskalten Blick zurück auf den mächtigsten Frostwyrm von allen.

"Ihr mickrigen Würmer wollt vorbei, an der Königin der Frostwyrm, den Lichkönig zu stürzen? Versucht es nur!", zischte Sindragosa verhöhnend zu den Mitstreitern hinab und landete behäbig vor ihnen.

"Beim Licht, sie ist riesig!" Das war sie in der Tat. Der Frostwyrm überragte den grünen Drachen noch um einiges und war somit sicher so hoch wie fünf Mann und breit und lang wie fünfzehn. Dolette sah zu ihrer Liebsten und lächelte matt.

"Groß und lahm, davon lassen wir uns doch nicht einschüchtern." Die Priesterin schien das Lächeln erwidern zu wollen, doch es gelang ihr nur mäßig, sie schien mit ihren Gedanken noch irgendwo anders zu sein.

"Seht zu, dass ihr nicht hinter ihr steht! Der lange Schwanz ist eine gefährliche Waffe", wandte sie sich an den Rest ihrer Gefährten, zog ihre Runenklinge und stürmte auf den riesigen untoten Drachen zu.

"Oho, ein Todesritter, ein kleiner Happen für den Anfang", lachte die Frostwyrmkönigin zu Dolette hinab, doch diese hatte was sie wollte. Der massige Körper drehte sich langsam in die Richtung, in die die Todesritterin sie lenken wollte und gab somit ihre Seite frei. Borigan, die Todesritter und Paladine waren sofort auf die verwundbare Stelle zugestürmt und attackierten sie mit ihren mächtigsten Streichen. Valithria flog ihnen hinterher, spie orangene Flammen aus ihrem Maul und setzte dem Frostwyrm so von oben zu. Odessa, Plagg und Susanne ließen einen Zauber nach dem anderen in ihren Händen entstehen und schleuderten sie mit aller Kraft auf die zerfressene Gestalt, des Drachen.

Marialle hatte sich in großer Entfernung, weit ab von jeglichen Attacken, die von dem Frostwyrm ausgingen positioniert und Dolette spürte wie sich ein Schutzschild nach dem anderen um sie bildete.

Sindragosa spie einen eisigen, magischen Hauch, vor dem kein Entkommen war, doch der Schutz der Priesterin hielt ihm stand, was die Frostwyrmkönigin wütend knurren ließ. Mit dem Schwanz versuchte sie die Nahkämpfer immer und immer wieder zu erwischen, doch er war so langsam, dass die fünf ein Leichtes hatten, ihm zu entgehen.

"Ihr mögt meinen Angriffen vielleicht standhalten, aber wie lange haltet ihr Winzlinge das schon aus?" Sie lachte laut und finster und Dolette wandte sich, einem Impuls folgend zu der Hohepriesterin um und erstarrte für den Bruchteil eines Augenblicks. Marialle war eingefroren, eingeschlossen in einen Eisblock und Dolette vernahm nur ein weiteres gehässiges Lachen der Königin der Frostwyrm, bevor sie der magieerfüllte Hauch aus ihrem Maul erfasste und hart zurück warf.

"Odi, Feuer!", brüllte sie der Magierin zu, während sie wieder auf stand und zurück vor den gewaltigen untoten Drachen stürzte, bevor er sich ihren Gefährten zuwenden konnte. Die blonde Menschenfrau gehorchte augenblicklich und ließ einen mannshohen Feuerstrahl entstehen, der den Eisblock, in dem die Priesterin gefangen war, umschloss. Dolette konzentrierte sich, wieder öffnete sich das gewaltige Maul, um den tödlichen Hauch auf sie niederprassen zu lassen, doch sie reagierte blitzschnell und ließ ihren Ghul aus dem Boden erstehen, aus dem sie sogleich alles untote Leben sog und in sich aufnahm. Er sackte leblos zu Boden, doch die Todesritterin spürte neue Kraft in sich aufsteigen, riss ihr Schwert vor sich und stemmte sich mit beiden Händen fest dagegen, während der Hauch sich dagegen bäumte. Die Herzschläge vergingen zäh, bis die Eiseskälte endlich abgeklungen war und sie das Heft ihrer Klinge wieder mit beiden Händen umfassen konnte, um einen mächtigen Streich schräg über die Schnauze Sindragosas landen zu können. Als dann zusätzlich die grüne Drachendame auf dem Rücken des Frostwyrms landete und ihre Krallen tief in den fauligen Körper bohrte, schrie die Königin auf vor Schmerz.

"Ungeziefer, das werdet ihr mir büßen!", brüllte sie zornig ihren Widersachern entgegen.

Sie riss erneut das Maul auf und die dunkle Elfe sah, wie sich der Hauch darin bildete. Erneut riss sie ihr Runenschwert vor sich, genau wissend, dass sie kein weiteres Mal standhalten würde. Als der magische Atem auf sie niederfuhr, schaute sie sich überrascht um. Der Schmerz blieb aus.

Marialle!

Sie riss ihren Blick an den Punkt, an dem noch eben ein Eisblock gestanden hatte und sah die Hohepriesterin mit erhobener Hand und Kampfstab zu ihr rüber grinsen. Erleichtert erwiderte sie das Grinsen und sah mit zunehmender Zuversicht wie der untote Drache leicht unter den Angriffen ihrer Mitstreiter einknickte. Dolette funkelte mit ihren blau leuchtenden Augen hinauf in das abstoßende Antlitz der Frostwyrmkönigin und grinste selbstsicher.

"Wer hier wohl nicht lange durchhält! Ihr seid genauso verrückt wie euer Gemahl Malygos es war, als er den Okulus schuf", schrie die Elfe hinauf zu der Drachenkönigin, die wütend als Antwort brüllte.

"Odi, jetzt!" Die Magierin schien schon auf den Befehl gewartet zu haben, denn Dolette spürte Augenblicklich wie die Magie der Zeitkrümmung sie stärkte. Ihre Gefährten brüllten im Kampfgetümmel und stachen und schlugen auf den untoten Drachen ein. Die Flammen der blonden Menschenfrau, des Verlassenen und der Sukkubus schossen rasant, eine nach der anderen, hinzu und die dunkle Elfe sah entschlossen hoch zum Kopf von Sindragosa. Sie stieß sich kräftig vom Boden ab und schien einen Augenblick auf Augenhöhe zu schweben, bevor sie ihre Runenklinge tief in den gewaltigen Schädel der Frostwyrmkönigin stieß. Der untote Drache schrie ein letztes Mal auf vor Schmerz und kippte langsam und behäbig zur Seite. Dolettes Augen weiteten sich, nachdem sie ihr Schwert heraus gezogen hatte und zurück auf den Boden fiel, denn der gewaltige Schwanz des ehemaligen blauen Drachens bäumte sich noch ein Mal auf und steuerte bedrohlich auf ihre nahkämpfenden Mistreiter zu.

"Achtung!", brüllte sie aus Leibeskräften, doch vergebens. Der Schwanz hatte Thassarian umgerissen und lag nun auf seinen Beinen. Sie rannte schnell zu ihm, ebenso wie Marialle, Odessa und Plagg, aber Tirion Fordring kniete schon an seiner Seite.

"Seine Beine sind gebrochen", erklärte der Paladin, nachdem er seine Hände prüfend über ihn gleiten ließ.

"Ich kann ihm nicht helfen, genau so wenig wie ihr, Lady Lichtsprung." Seine Stimme klang betrübt, doch das war nichts im Vergleich zum Anblick den der Schwarze Wächter bot. Er schien in eine Schockstarre verfallen zu sein und rührte sich kein Stück.

'Helft mir ihn zu befreien und ich werde mich um ihn kümmern', sprach Valithria Traumwandler ruhig in ihren Gedanken und so packten alle den riesigen Schwanz des geschlagenen Frostwyrm und der grüne Drache biss mit ihrem kräftigen Gebiss zu. Sie brauchten, trotz der Hilfe der Drachendame einige Versuche bis sie es geschafft hatten den Todesritter unter dem Fleischberg von Schwanz hervorzuziehen. Als es dann endlich geschafft war, kam er wieder zu Bewusstsein und keuchte schwach. Sein Lächeln aber, ließ Darion endlich aus seiner Starre treten und er kniete sich neben seinen untoten Ordensbruder.

"Jetzt nicht müde werden, großer Schwarzer Wächter!", lachte der Verletzte schwach und dem Angesprochenen huschte ein trauriges Lächeln über die Lippen.

"Halte durch mein Freund. Dein Lieblingsfeind wird mich rügen, sollte ich ohne dich aus der Zitadelle zurückkehren." Darion hatte der Elfe in den Tagen des Bangens erzählt, dass Thassarian und Koltira einst Todfeinde und nun ironischerweise Freunde im Tod geworden waren. Eine tiefe Zuneigung und Trauer überkam sie, als sie die beiden Männer betrachtete die loyal an der Seite des anderen gestanden waren, womöglich bis in den Tod.

"Jetzt holt euch den Lichkönig, bei allem, was mir Unheilig ist!", befahl Thassarian an alle gewandt und entspannte sich.

"Das werden wir, mein Freund", sagte Darion noch, bevor er sich erhob.

"Ich löse den letzten Mechanismus aus, die anderen beiden wurden bereits aktiviert. Und ich bleibe bei eurem Freund, bis ihr zurückkehrt", ließ sich die grüne Drachendame, mittlerweile wieder in Elfengestalt vernehmen. Darion Mograine nickte ihr dankend zu und gemeinsam verließen die Gefährten die Halle der Frostschwingen und betraten die Vorrichtung die sie hoch zum Frostthron bringen würde.



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