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Annin

Die Wächterin des magischen Ofens
von

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Die Idee

Das Feuer knisterte, knackste und schlug Funken, doch dann war ein Knall zu hören, welcher nicht von dem Holz kam, sondern von einem der Steine, die die Feuerstelle umrahmten.

„Nicht schon wieder!“, ärgerte sich Annin, als sie um das primitive Gebilde herum ging. „Das ist schon das fünfte Mal in diesem Jahrhundert!“

Es waren bereits zweitausend Jahre vergangen, seit Annin zur Herrin des magischen Feuers ernannt wurde und andauernd zerbrachen die Steine durch die Hitze der Flammen. Es war nicht nur ein Ärgernis, sondern auch mühevolle Arbeit das Gestein jedes Mal auszutauschen. Vor allem, wenn man das Feuer zwischenzeitlich nicht löschen durfte, aber verhindern wollte, das es sich ausbreitete.

Natürlich bekam sie immer wieder Hilfe von den Berggeistern und auch einigen Seelen, die unter ihrer Aufsicht arbeiten wollten. Trotzdem zerrte es an den Nerven aller. Das war aber nichts im Vergleich zu dem Problem, worüber man sich am Anfang keinerlei Gedanken gemacht hat.

Die ewigen Bäume, welche rings um den Berg herum wuchsen waren ideal um das magische Feuer anzufachen und aufrecht zu erhalten. Kein anderes Holz wäre dazu in der Lage gewesen, jedoch verspeisten die Flammen zu viel davon und der Wald wurde zunehmend karger und trostloser.

Annin musste sich etwas einfallen lassen, bevor es womöglich keinerlei Bäume mehr gab, die man abholzen konnte. Wieder einmal kam ihr der Gedanke Roba um Hilfe zu bitten, wollte jedoch das Feuer nicht alleine lassen, also wurde die Alte von der dunkelsten Ecke der Hölle hoch zum Berg der fünf Elemente geordert.

Eine Sache die Roba total missfiel.

„Kind! Ich habe selbst genug zu tun! Was willst Du? Mach es kurz, ja?“, moserte die Greisin herum und ließ Annin allgemein gar nicht erst zu Wort kommen. „Gibt es etwa wieder ein Problem bei dem ich Dir helfen muss? Meine Güte! Und so jemand unselbstständiges ist tatsächlich mit solch einer wichtigen Aufgabe betraut, wie dem Hüten eines heiligen Feuers?“

Die Standpauke war berechtigt, weswegen sich Annins Körperhaltung straffte. Erschien sie wirklich so unfähig? Nein, das wollte die Amazone nicht auf sich sitzen lassen!

„Ich muss ein paar Besorgungen machen, die ich niemandem anderen überlassen kann. Deswegen bist Du hier. Du bist meine Vertretung für die Zeit, die ich nicht anwesend bin!“, sprach Annin in einem befehlshaberischen Tonfall und nichts ließ darauf schließen, das die Ältere einst die Meisterin der Junggebliebenen gewesen war.

„Ach ja? Und was ist mit meiner eigenen Aufgabe?“, fragte Roba skeptisch nach.

„Die bösen Seelen zu bestrafen, welche in der Hölle für Ärger sorgen, können auch die Höllenwächter selbst erledigen.“, erwiderte Annin, die genau wusste, das Roba sich ihre sadistische Aufgabe selbst hatte zugeteilt.

Die jüngere Schwarzhaarige drehte sich einfach auf dem Absatz um und ließ ihre ehemalige Meisterin einfach stehen. Dabei sah sie nicht das stolze Grinsen auf Robas Gesicht, welche auf genau solch eine Reaktion hatte gehofft.

„Na endlich sind wir mal auf Augenhöhe.“, kicherte die Alte als ihre Schülerin außer Hörweite war und drehte sich schließlich zu den paar Geistern und Seelen, welche das Gespräch interessiert verfolgt hatten. „LOS! An die Arbeit! Ich bin nicht so nett wie Annin, also macht Euch darauf gefasst Höllenqualen zu erdulden!“, lachte die Greisin gehässig.
 

Währenddessen machte sich Annin auf den Weg zur Grenze, eine lange, hohe, gewaltige Mauer, welche den Berg der fünf Elemente abschottete. Es gab nur ein einziges Tor. Dieses bekam man nur geöffnet, wenn man außergewöhnliche Kräfte besaß, wie die Hüterin des magischen Feuers. Annin wuchs zu einer gigantischen Größe heran und war schließlich halb so groß, wie das Tor selbst. Sie legte eine Hand an jeweils einen der beiden Flügel um mit viel Kraftaufwand das Tor einen kleinen Spalt zu öffnen. Gerade so groß das sie ohne Mühe hindurch passte. Aber sie musste sich beeilen, denn lange könnte die Amazone diesen Kraftakt nicht aushalten. Annin schlüpfte hindurch und das Tor knallte wieder zu, was eine kurzweilige Erschütterung des Bodens auslöste. Sie schrumpfte daraufhin wieder auf die Größe einer normalen Frau.

Nun war sie in der Welt der Sterblichen und erhoffte sich hier eine Lösung für ihr Problem zu finden, also wanderte sie relativ ziellos den Pfad entlang, der vom Berg wegführte.
 

Der Weg führte Annin in den südlichen Teil der Erde. Mehrere Tage vergingen bis sie das Meer erreichte. Der Anblick der blauen Fluten, welche in der Sonne funkelten, war wundervoll. Aber sie hatte leider keine Zeit die Schönheit der Erde zu bewundern. Eher ärgerte sie sich, das sie bei ihrem Problem nicht weiter kam. Entnervt verschränkte sie ihre Arme ineinander und schaute stur gerade aus bis sie aus dem Augenwinkel etwas dunkles am Horizont entdeckte. Annin dachte erst, es seien einfache Gewitterwolken. Jedoch weckten sie Erinnerungen an den dichten Qualm, der vom magischen Feuer empor stieg. Von aufkeimender Neugierde gepackt, entschied die Amazone sich das mal näher anzuschauen und ging einfach weiter. Für ein Wesen, wie sie war es ein leichtes über Wasser zu gehen. Trotzdem musste Annin aufpassen, denn in der Welt der Lebenden war auch sie sterblich. Es wäre sehr peinlich, wenn die Herrin des magischen Feuers mit einem Heiligenschein bei Enma Daio landen würde. Mal ganz abgesehen von dem ganzen Papierkram, das so etwas mit sich brachte.
 

Mitten im Meer betrat Annin plötzlich wieder Sand. Es hatte sich im Laufe der Zeit wohl eine Düne gebildet, welche wie ein Weg wirkte und genau in die Richtung führte, woher die dunklen Wolken kamen. Also ging die Amazone den aufgestapelten Sand entlang, bis sie entdeckte was der Auslöser des, seltsam vertrauten, Gebildes am Horizont war. Ein aktiver Vulkan spukte regelmäßig Ruß in die Atmosphäre. Bei näherer Betrachtung waren es sogar drei Vulkane. Hier entstanden eindeutig ein paar Inseln. Dieses Schauspiel, was mehrere Jahrhunderte in Anspruch nahm, zu beobachten, wäre sicherlich sehr interessant, jedoch müsste Annin ihre Aufgabe als Wächterin kündigen um dem beiwohnen zu können. Ein Gedanke der die Zeitlose wieder zu ihrem Problem zurückkehren ließ.

Plötzlich bemerkte die Amazone, wie ein Schwarm von seltsamen, rundlichen Vögeln mit violettem Gefieder in Richtung der Vulkane sprang. Ein merkwürdiger Anblick, wie sie sich in der Luft fortbewegten, als würden sie auf einem unsichtbaren Weg laufen und dann auch noch einer Gefahr entgegen. Annin wollte wissen, was das zu bedeuten hatte und lief nun schnellen Schrittes auf den, ihr am nächsten liegenden, rauchend Berg zu.

Unerwarteter Weise gab es eine Eruption, bei der Annin beinahe das Gleichgewicht verlor. Der Vulkan spukte nicht nur Ruß, sondern auch heiße Lava aus der Spitze hinaus. Der Schwarm der seltsamer Vögel schien jedoch davon ungerührt, beinahe so, als hätten sie genau darauf gewartet. Annin, welche von dem Treiben so sehr eingenommen wurde, hätte beinahe nicht gemerkt, das sie in der Reichweite des Vulkans stand. In letzter Sekunde bemerkt sie, dass etwas auf sie zuflog und konnte noch knapp ausweichen. Doch das, was sie beinahe getroffen hätte war kein Stück glühendes Gestein.

„Was? Ist das ein... ein Ei?“, tatsächlich sah dieses Ding aus wie ein großes, mit Ruß beklebtes, Ei.

Einer der gefiederten Gesellen kam hinüber gestapft, Annin ignorierend, und pickte auf die Schale ein, sodass sich Risse bildeten und schließlich das Ei geköpft war. Ein kleines nacktes Küken fiepte auf und wurde direkt von dem Älteren Vogel auf dessen Rücken gehoben. Eine rührende Szene aber Annin interessierte sich mehr für die Eierschale, denn alle Splitter davon waren fast ausnahmslos gleich von Größe und Form.

Perfekte Achtecke.
 

Der Lavastrom des Vulkans versiegte, aber einige Vögel waren noch da geblieben um scheinbar genau das abzuwarten. Sie bewegten sich schließlich noch weiter dem rauchenden Berg entgegen und zum Erstaunen Annins auch hinein.

„Was treiben die da?“, fragte sie sich selbst und entschloss sich kurzerhand diesem Phänomen auf den Grund zu gehen.

Somit wagte sie sich an den obersten Rand eines aktiven Vulkans. Es war heiß und stickig, aber für jemanden der seit zweitausend Jahren ein Feuer Tag und Nacht bewachte, war dies nur eine minder schwere Herausforderung. Annin schaute in den Krater hinein und sah, wie die violetten Vögel an den felsigen Vorsätzen ihre Eier ablegten.

„Verstehe. Die Vögel spüren, wenn ein Vulkan ausbricht und richten ihre Fortpflanzung danach.“, wobei Annin sich fragte, was aus dieser Rasse werden würde, sollten die aktiven Vulkane eines Tages versiegen. Doch nicht dieses, sondern ein anderes Problem war ihres.

Wie Annin so in den Vulkan hinein schaute und die Eier sah, welche nicht gekocht, sondern ausgebrütet wurden, erinnerte es sie irgendwie an einen Ofen.

Moment mal...

„Ein Ofen!“, rief sie auf einmal. „Ein Ofen, das ist die Lösung! In einem Ofen bleib die Hitze länger erhalten, man benötigt dadurch weniger Holz und das Feuer brennt stärker und ebenfalls länger!“, außerdem könnte man einen Ofen viel besser unter Kontrolle halten, als das recht offene, immer wieder auseinander fallende, Gebilde, welches sie zur Zeit hatten.

Die nächste Frage die sich dann allerdings stellte war das Material, aus welchem man den Ofen bauen wollte. Doch die Antwort darauf hatte Annin bereits entdeckt. Die Eierschalen dieser Vogelart hielten extreme Hitze aus und waren perfekt als Grundmaterial geeignet.
 

In den darauffolgenden Jahren ging die Wächterin des magischen Feuers immer wieder zu diesen Vulkanen um die Eierschalen der Vögel einzusammeln. Mittlerweile gab es sogar einen Namen für jene Art; Feuerfresser nannte man sie. Auch der Berg, welcher nach und nach diese Insel formte bekam einen, wenn auch seltsamen, Namen. Er wurde Mount Kiwi genannt.
 

Ein großer Stapel dieser achteckigen Kacheln wurde in das innere des Berges der fünf Elemente geschaffen. Annin hatte sich von den Vulkanen inspirieren lassen und fand diesen Ort somit unglaublich passend für einen magischen Ofen, welcher ebenfalls eine achteckige Form erhalten sollte. Jedoch erwies es sich als schwierig ein geeignetes Element zu finden, womit man die Kacheln zusammen halten konnte und so entschied sich Annin abermals die Welt der Sterblichen aufzusuchen.



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