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Broken Town

von

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Auftakt

Es war ein kühler Abend in Chicago. Der Wind fegte um die Häuser der dunklen Stadt. Die Nacht war sternenklar, keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Ich stand mit verschränkten Armen auf meiner Terrasse und sah zum Himmel. Mein Name ist Christina Jane und ich wohne in einem Hochhaus in der Innenstadt Chicagos. Von Beruf bin ich Polizistin. Eigentlich komme ich aus London, dort wuchs ich in einem Waisenhaus auf. Als ich 18 wurde, packte ich all meine Sachen und ging nach Amerika. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Mittlerweile bin ich 24 und habe mich hier gut eingelebt. „Chris? Wo bist du?“. Meine Freundin Victoria schrie nach mir, schon wieder. Ich seufzte und ließ den Kopf hängen. Mein rotes lockiges Haar fiel mir ins Gesicht. Vic und ich kannten uns seit meinem ersten Tag hier. Ich war schon immer von dieser Stadt fasziniert gewesen, unter anderem, weil einer meiner Lieblingsfilme hier gedreht worden war: The Dark Knight. Meine Freunde bezeichnen mich noch immer als “Batfan“, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass mich das nervt. In meiner Jugend hatte ich nicht viel zu lachen, das Waisenhaus in dem ich war, war bekannt für seine Gewalttätigkeit gegenüber den Kindern. Da ich noch nie ein zurückhaltendes Kind und immer etwas Vorlaut war, wurde ich fast täglich bestraft. Das war auch der Grund weshalb ich mich immer mehr in die Comicwelt von Batman zurückzog. Ich hatte mich immer mit Bruce Wayne identifiziert. Er hatte, genau wie ich keine Eltern mehr und musste alleine mit der Ungerechtigkeit zurechtkommen. Mit der Zeit wusste ich so ziemlich alles über die Stadt und ihre Einwohner. Ich war begeistert von Gotham, der Stadt in der alles möglich war. Um mich von meinen Ohrfeigen und anderen Bestrafungen abzulenken, stellte ich mir jeden Tag vor, wie es wäre in dieser Stadt zu leben und gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Je älter ich wurde, umso lächerlicher kam es mir vor. Als ich dann nach Chicago zog und mich selbst durchschlagen musste, versuchte ich mein früheres Leben in London zu vergessen. Als ich dann auch noch Menschen kennenlernte, die heute zu meinen engsten Freunden zählen, begann für mich ein neues Leben. Alle Erinnerungen waren jedoch nicht verschwunden, man konnte noch immer die Narben auf meinem Rücken sehen, die die Schläge mit einem Gürtel hinterlassen hatten.
 

„Chris kommst du endlich? Wir müssen dich doch noch hübsch machen. Was du heute brauchst, ist ein Trostpflaster. Du weißt, was ich meine“, sie zwinkerte mir zu und strahlte über das ganze Gesicht. Sie liebte es mich mit fremden Leuten zu verkuppeln. Vic war das komplette Gegenteil von mir. Sie war groß und hatte langes schwarzes Haar, ich war eher klein (okay so klein auch wieder nicht, ich war 1,68) und hatte schulterlanges feuerrotes Haar. Sie kam auf die Terrasse stolziert und sah mich vorwurfsvoll an. „Was?“, fragte ich sie und zog eine Augenbraue hoch. „Wollen wir heute noch ausgehen, oder willst du die ganze Zeit hier draußen stehen und in den Himmel starren? Das Trostpflaster will sicher nicht sowas sehen.“, meinte sie und deutete auf mich. „Du deutest auf alles an mir.“, erwiderte ich, legte den Kopf leicht schief und machte eine fragende Geste mit meinen Händen. „Genau.“, antwortete sie. „Ich will dich doch nur aufmuntern, Chris, weil du suspendiert wurdest.“, setzte sie noch hinterher. Ich sah sie gespielt schockiert an. „Was?! Weißt du, ohne deine Hilfe hätte ich das jetzt nicht gewusst.“. Meine Stimme triefte vor Sarkasmus. Vor einer Woche hatte ich eine etwas wildere Auseinandersetzung mit einem Mob-Mitglied, dem ich versehentlich die Nase brach. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass er mich zuerst geschlagen hat. Es ging zwar nur um eine illegale Waffe, doch der Streit eskalierte ziemlich schnell. Ich war zugegebenermaßen auch nicht ganz unschuldig. In meinem ersten Jahr in Chicago, hatte ich wenig Geld und ich war um jeden Job froh. Als ich das Angebot bekam in einem Boxkampf in einem der Untergrund Clubs teilzunehmen, war ich sofort Feuer und Flamme, denn es gab 600 $ Siegergeld, pro Kampf. Ein Jahr lang kämpfte ich jeden 2. Abend in diesem Club, bis ich es leid war, immer mit einer gebrochenen Nase oder unzähligen blauen Flecken und Prellungen herumzulaufen. Ich hatte Glück und bekam einen Job im CCPD. Ich hatte eigentlich schon mit diesem Kapitel meines Lebens abgeschlossen, doch dann kam der Vorfall in der Gasse. Für mich war es reine Routine. Als das Mob-Mitglied nicht aufhörte auf mich und meine Kollegen einzuprügeln, wehrte ich mich deshalb. Ich war etwas eingerostet, als ich ihm dann aber versehentlich die Nase brach, wusste ich, dass es unschöne Folgen für mich haben würde. Mein Vorgesetzter, ein korrupter Officer, wurde genau von diesem Mob bezahlt. Natürlich wusste ich das nicht und wurde kurzerhand für unbestimmte Zeit suspendierte. Ich erschrak als Vic zu sprechen begann und mich aus meinen Gedanken riss. „Genau das meine ich, sei etwas netter, nicht immer so sarkastisch und du hättest längst einen Freund!“. Ich wusste, wenn ich jetzt einen Kommentar über ihre ganzen Liebschaften fallen lassen würde, würde sie mir entweder mit einem Vortrag kommen oder sie würde beleidigt sein und einfach gehen. Da ich nichts von beidem wollte, lächelte ich sie an und ging von Balkon. Auf halben Weg in mein Schlafzimmer drehte ich schwungvoll um und meinte schelmisch: „Komm lass uns ausgehen.“ Victoria, die sich schon in Schale geschmissen hatte, begann wie wild zu klatschen und mich anzulächeln. Sie trug ein blaues enges Cocktailkleid mit schwarzen Pumps. Voller Freude stürmte ich in mein Zimmer. Ich hatte keine Ahnung woher auf einmal mein Enthusiasmus wieder herkam, aber es fühlte sich toll an. Ich ging an meinem Bett vorbei, geradewegs zu meinem Schrank. Mit einem Quietschen öffnete ich ihn und begutachtete meine Kleider. „Nimm das Grüne.“, flüsterte Vic mir ins Ohr. Das grüne Kleid war eines meiner Lieblingsstücke, es bestand aus einem grün-schimmernden Stoff und hatte einen V-Ausschnitt und Trägern. Ich nahm es heraus und probierte es an, es passte perfekt wie immer. Passend dazu zog ich schwarze Pumps an und schminkte mich dezent. „Du siehst toll aus.“, kicherte Vic, die mit einem breiten Grinsen im Türrahmen stand. „Komm gehen wird.''. Doch bevor wir aus meiner Wohnung gingen, versuchte ich unbemerkt meine Dienstwaffe einzustecken. Ich war zwar suspendiert worden, doch ich hatte es geschafft mir meine Waffe zurückzuholen…… zwar nicht ganz legal, aber ….naja. Vic sah es und warf mir einen bösen Blick zu. „Komm schon Chris, lass sie hier.“. „Hast du eine Ahnung in welches Viertel wir jetzt gehen?'', fragte ich sie und zeigte ihr die Waffe. Nach kurzem hin und her stimmte sie dann breitwillig zu, obwohl es ihr unangenehm war. Vic und ich stolzierten aus meiner Wohnung und machten uns auf zu einer der Clubs Chicagos.
 

Im Taxi grinsten wir uns wie zwei Blöde an. Es war schon sehr lange her, seitdem ich das letzte Mal in einer Bar war. Ich fühlte mich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Im Club angekommen, gaben wir unsere Jacken bei einer sehr aufgetakelten jungen Frau ab. Wir setzten uns an die Bar. Vic und ich bestellten einen Martini und ein Glas Rotwein bei einem braunhaarigen Barkeeper. Der Club war rappelvoll und die Menge tanzte ausgelassen. Die Elektromusik dröhnte in meinen Ohren, die Lichter flackerten ohne Pause. Ich liebte das Gefühl von dröhnender Musik in meinen Ohren. Ich nippte an meinem Rotwein, als Vic mich plötzlich anstupste und auf einen kleinen blonden Typen zeigte, der ziemlich wild tanzte. Sie sah mich fragend an, was wohl so viel wie: ‚Findest du den süß?“, heißen sollte. Ich schüttelte den Kopf und sah sie entsetzt an. Der Song, bei dem es sich um Low von Flo Rida handelte, wurde geändert und die Leute tanzen noch hibbeliger. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass sich ein hochgewachsener Typ zu uns gesellte und neben mich setzte. Er trug ein blau-kariertes Hemd mit einer grauen Weste darüber und eine normale Anzughose. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Männer in Anzügen, doch dieser Typ toppte alles. Sein blondes Haar sah aus als wäre er gerade aufgestanden, was aber nicht negativ war, sondern echt toll aussah. Er bestellte einen Whiskey auf Eis. Ich versuchte mich so normal wie möglich zu verhalten. Ich wollte noch einmal unauffällig einen Blick auf ihn erhaschen, woraufhin ich mich etwas zu ihm drehte und er mich super sexy anlächelte. Innerlich schmolz ich dahin. Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, als er mich plötzlich ansprach. „Miss, ich fürchte, da sie so hitzig aussehen, muss ich ihnen, wohl oder übel, einen Drink spendieren.'', meinte er schmunzelnd mit einer angenehm tiefen Stimme. Mit etwas Schwung drehte ich mich vollends zu ihm. „Ähm..'', war das Einzige, das ich herausbrachte. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und versuchte die Situation zu retten, indem ich lächelte. „Es tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich klingen.'', meinte ich kopfschüttelnd zu ihm und sah ihm kurz in die braunen Augen. „Und ich würde unglaublich gerne mit ihnen etwas trinken.'', fügte ich schmunzelnd hinzu. Oh nein, das war nicht unhöflich von ihnen, ich hätte sie nicht so überrumpeln dürfen.'', erwiderte er. ,,Wo bleiben denn meine Manieren, mein Name ist Patrick.“, fügte er noch verlegen hinzu und gab mir die Hand. „Katharina'', antwortete ich ihm. Um das Eis zu brechen räusperte er sich und fragte Gentleman-like :„Was hätte die Dame den gerne?''. ,,Einen Martini bitte.'', antwortete ich piepsig und wurde rot. Er winkte den Barkeeper und bestellte für mich. „Was treibt eine Lady wie sie in diese Gegend?“, wollte er wissen und hob eine Augenbraue. Ich versuchte nicht noch mehr rot zu werden und nippte kurz an meinem gerade angekommenen Martini. ,,Unter uns, nirgends in der Stadt gibt es bessere Bars und Clubs als in diesem Viertel.'', flüsterte ich ihm zwinkernd zu. „Wissen sie was'', meinte er und legte einen Arm auf die Bar, ,,Ich mag sie. Eine ehrliche Frau wie sie, findet man in dieser Stadt nicht oft.'' Nach einigen weiteren Martini und, nachdem Patrick und ich ''etwas'' betrunken waren, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Ich geh mich kurz frisch machen und dann können wir gehen.“ Die Musik begann wieder lauter zu werden und in den Ohre zu dröhnen. Ich warf ihm noch einen verführerischen Blick zu und ging zur Toilette. Im Augenwinkel sah ich noch, wie er seine Weste richtete und sich durchs Haar fuhr. Ich versuchte mir ein Grinsen zu verhalten, doch ich schaffte es nicht. Gerade als ich die Tür zum Toilettenraum öffnete, stürmte mir auch schon meine Freundin entgegen. „Oh Gott ist der Typ süß '', quietschte sie und wedelte mit den Händen. „Was hast du jetzt vor? Nimmst du ihn mit nach Hause?'', fragte sie und wackelte mit den Augenbrauen. „Als erstes brauch ich jetzt mal frische Luft.“, erwiderte ich und torkelte zum Notausgang. Ich stieß die Tür auf. Sie war nicht alarmgesichert, natürlich nicht. Mit schweren Schritten taumelte ich die wenigen Stufen hinunter. Die frische Luft tat mir gut und ich atmete mehrmals tief durch, als ich auch schon Regentropfen auf meine Haut spürte. Das war klar, dachte ich mir sarkastisch. Frustriert ließ ich meine Schultern sinken und flüstere: „Warum muss das immer mir passieren, kann ich nicht einmal Glück haben?!“ In der kleinen Gasse, in der die Treppe geendet hatte, war zu meiner Erleichterung eine kleine Nische, in die ich mich stellte um nicht nass zu werden. Ich wollte noch nicht ins Lokal zurückgehen und blieb noch einige Minuten in der Gasse. Innerhalb weniger Minuten hatte es zu Blitzen und Donnern begonnen. Der Himmel wurde zunehmend schwärzer. Der Abstand zwischen Blitz und Donner wurde immer geringer. Und wie jeder weiß, bedeutet das, dass das Gewitter näher kommt. Mittlerweile musste das Gewitter genau über meinem Kopf sein Unwesen treiben. Ich konnte jetzt schlecht wieder reingehen, also beschloss ich einfach abzuwarten. Seufzend lehnte ich mich gegen die kühle Backsteinwand hinter mir und verschränkte die Arme. Patrick wird jetzt sicher denken, dass ich kalte Füße bekommen habe und verschwunden bin. Ich könnte mich dafür Ohrfeigen, dass ich nach draußen gegangen bin. Seit langer Zeit hatte ich endlich wieder jemanden getroffen, mit dem ich auf einer Wellenlänge war und ich, Vollidiot, vermasselte es komplett. Es fühlte sich an als würde ich stundenlang hier draußen stehen. Jetzt war ich mir sicher, dass ich es mir mit ihm verspielt hatte. Langsam rutschte ich die Wand herunter, Tränen liefen mir über die Wange. In der Arbeit versuchte ich immer professionell, kühl und distanziert zu wirken, was mir ja auch gelang. Doch in Momenten wie diesen, kamen alle unterdrückten Gefühle der letzten Tage wieder hoch. Erschöpft vom Weinen wurde ich schläfrig, der Alkohol trug auch seinen Teil bei. Ich legte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Das Einzige, was ich mich mitbekam war ein irrsinnig lauter Donner, der die Wand erzittern ließ.
 

Mit höllischen Kopfschmerzen wachte ich auf. Ich befand mich noch immer in derselben Gasse wie am Abend zuvor. Panisch sah ich in meiner Tasche nach, ob was gestohlen wurde. Zu meiner Erleichterung war alles da. Anscheinen konnte ich mich jetzt nicht mal mehr auf meine Freundin verlassen, dass sie nach mich sucht, bemerkte ich sauer. Ich stand schwerfällig auf und versuchte mein Kleid von den Betonbröckchen zu befreien. Ein paar Flecken blieben zurück, doch das war mir jetzt auch schon egal. Ich sah kurz zum Himmel hinauf um mich wieder über mein “Glück“ aufzuregen, als mir auffiel, wie ungewöhnlich wolkig er für diese Jahreszeit war. Chicago war immer wolkenfreier, als die anderen Städte in den USA, weil die Stadt genau am Ufer des Michigansees liegt und deshalb immer Wind durch die Stadt weht. Der Wind befördert normalerweise alle Wolken über der Stadt weg, weshalb mich dieses Wetter heute stutzig machte. Ich seufzte einmal kurz und schlenderte in die entgegengesetzte Richtung aus der ich gestern gekommen war. Ich war etwas verwirrt als ich die Hauptstraße erreichte. Normalerweise, war ich echt gut was “Navigation“, ich wusste immer wo ich war. Nur heute, stand ich wohl auf der Leitung, denn statt der erhofften Hauptstraße, war da nur eine staubige, kleine Nebenstraße. Meine Hände klammerten sich fester um meine Tasche und ich hielt nervös nach einem Taxi Ausschau. Anscheinend kannte ich die Gegend doch nicht so gut wie ich es dachte. Als ich endlich eins erblickte, rannte ich hin und war erstmals heilfroh. „Na, wo sollst den hingehen?“, fragte der ungepflegte Taxifahrer. „In die Websterstreet bitte.“ Der Fahrer drehte sich zu mir um und lächelte, sodass man seine verfaulten Zähne sehen konnte. „Mäuschen, tut mit leid aber ich fahre nicht aus der Stadt hinaus. Wenn du in eine andere Stadt möchtest, dann such dir einen anderen Taxifahrer.“ „Aber…. die Websterstreet ist in der Stadt.“, meinte ich nervös aber mit kühlem Unterton. „Nein ist sie nicht, sonst würde ich dich hinfahren.“, setzte der Fahrer nach und man merkte, dass er schön langsam ungeduldig wurde. „Entweder du sagst mir jetzt eine Straße, die es in dieser Stadt auch gibt, oder du steigst aus!“ Da es mir auch zu blöd wurde, stieg ich ohne noch was zu sagen aus und knallte die Tür zu. Wütend ging ich die Straße entlang. Es waren nur wenige Menschen zu sehen, die Häuser neben der Straße waren alle heruntergekommen. Die Straße war eine einzige Müllhalde. Es roch nach Abwasser und toten Tieren. So in meine Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht, dass ich in einen Zeitung-lesenden Passanten stürmte. Dieser sah erschrocken auf, und sah mich mit einem Blick an, dass man denken könnte er hätte einen Geist gesehen. „Ent...entschuldigen sie mi...mich vielmals.“, stammelte ich und wollte auch schon wieder weiter stürmen. Doch in diesem Moment bemerkte ich die Zeitung in seiner Hand mit dem Namen “Gotham Ledger“. Ich lächelte und wandte mich zu dem Mann. „Ich bin auch ein großer Fan.“.Er sah mich daraufhin erst an. „An ihrer Stelle würde ich das in diesem Viertel nicht sage, dass sie es gut finden, das wir einen neuen Staatsanwalt bekommen.“, antwortete er mir mit finsterem Gesichtsausdruck. Ich war verwirrt und wusste nicht was er meinte und ob wir überhaupt vom gleichen sprachen. „Was?“ Als Antwort drückte er mir die Zeitung in die Hand und meinte: „Hier nehmen sie sie. Eine verwirrte Frau wie sie kann sie besser gebrauchen als ich.“. Der Mann ließ mich mit der Zeitung in der Hand einfach stehen und schob seinen Einkaufswagen, der mit seinem ganzem Zeug gefüllt war weg. „Wow Danke.“, rief ich ihm nach und machte eine WTF-Geste mit meinen Händen. Meine Stimme triefte vor Sarkasmus. Was bildete der sich ein, mich verwirrt zu nennen, dachte ich mich als ich die erste Seite umblätterte. Spätestens als ich die fette Überschrift las wusste ich, warum.
 

HEUTE WURDE DER NEUE STAATSANWALT BEKANNTGEGEBEN, ES HANDELT SICH DABEI UM HARVEY DENT, EINEN AMBITIONIERTEN ANWALT, DER IN ZUKUNFT FÜR GERECHTIGKEIT IN GOTHAM CITY HERRSCHEN WIRD.
 

Als ich diese Zeilen las viel mir die Kinnlade hinunter. „Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, das kann nicht sein.“, stotterte ich und blätterte wie wild in der Zeitung herum. Nur um einen Beweis zu finden, dass ich nicht in der düstersten Stadt, die die Comicwelt zu bieten hatte, gelandet bin. Ich rannte zu dem Zeitungsverkäufer, der auf der anderen Straßenseite einen Stand hatte. Ich keuchte, als ich bei ihm ankam, teils aus Erschöpfung, weil das Schlafen in einer Gasse nicht gerade das Beste war und teils, weil ich Panik hatte. „Hey!“, ich schnippte ihm mit meinem Finger vorm Gesicht herum, „In welcher Stadt bin ich?!“. Der Verkäufer sah mich verängstigt an und ich bemerkte, dass sein Griff um den gelben Zeitungswagen fester wurde. „In Gotham“. „Sind sie sicher?“. „Ja klar“, meinte er verwirrt von meinem Verhalten. Meinen Augen weiteten sich und meine Kehle schnürte sich zu. „Das kann nicht sein“, flüsterte ich so leise, dass nur ich es hören konnte. Fassungslos fuhr ich mir durch die roten Haare und stand einem kurzen Moment einfach nur wie versteinert da. Als ich mich wieder gefasst hatte, entschuldigte ich mich zuerst bei dem Verkäufer ,wegen meines Verhaltens und rannte blindlings in die nächstbesten Gasse. Erst als ich mir ganz sicher war, dass ich alleine in der Gasse war, atmete ich tief durch, schloss die Augen für einen Moment und konzentrierte mich dann wieder auf das Wesentliche. Ich wollte unbedingt wissen in welchen Stadtteil ich gelandet war, eine Vermutung hatte ich zwar: die Narrows. Sorgfältig ließ ich meinen Blick über die mit Schimmel und Dreck überzogenen Wände eines Fabrikgebäudes schweifen. Ich hatte Glück. Nicht allzu weit, von meinem momentanen Standpunkt aus, konnte ich einen verrostete Leiter sehen. Ich versuchte so schnell wie möglich, dorthin zu laufen, was sich als nicht ganz ungefährlich herausstellte. Stöckelpflaster und Pumps vertragen sich einfach nicht. Ein paar Mal verfingen sich meine Pumps im Saum meines Kleides und ich wäre fast hingefallen. Gott sei Dank konnte ich jedes Mal mein Gleichgewicht halten, sonst wäre mit dem Gesicht voran in etwas gefallen, das aussah, als hätte es mal gelebt. Mit zitternden Händen griff ich nach dem kalten Eisen der Leiter und begann hochzuklettern. Meinte Tasche erwies sich als sehr unvorteilhaft, in diesem Moment. Je weiter ich hinaufkletterte, desto stärker begann mein Kleid im Wind zu flattern. Mühsam hievte ich mich über die Kante hinauf auf das schmutzige Flachdach der leerstehenden Firma. Ich musste genau aufpassen wo ich hintrat, denn das Dach war übersät mit Löchern. Als ich eine mehr oder weniger stabilen Stelle gefunden hatte, erst jetzt erlaubte ich mir den Blick zu heben. Ich war traute meinen Augen kaum. Gothams Skyline war atemberaubend. Der Nebel und die wenigen Lichter, die leuchteten, vermischten sich, sodass es aussah, als würde die Stadt glühen. Man konnte sogar den mächtigen Wayne-Tower aufragen sehen, der aus der Masse von Wolkenkratzern herausstach. Meine Vermutungen bestätigten sich. Ich war in den Narrows gelandet, ich konnte den Gotham River nur einige hundert Kilometer entfernt sehen. Nebenher bemerkte ich, dass es hier stärker nach Benzin roch als in Chicago. Meine Atmung war wieder normal und ich hatte ich mich so gut wie von dem Schrecken erholt (dachte ich jedenfalls). Trotzdem stand ich noch mit vor Begeisterung geweiteten Augen auf dem Dach und blickte auf die, in Wolken gehüllte, Stadt. Ich schloss die Augen, breitete meinen Arme etwas aus und genoss den Augenblick. Wie oft hatte ich es mir als Kind gewünscht hier zu sein….. . Doch ich spürte schon, wie ein Angstschauer über meinen Rücken kroch, sobald ich daran dachte wie es jetzt weitergehen sollte. Ich zwang mich dennoch ruhig zu atmen und den Moment zu genießen. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich ein Lächeln auf mein Gesicht geschlichen hatte. Ich war tatsächlich HIER.



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