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Mesmerize Me!

The Play of Snake and Lion
von

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Killerkommando

„Vergeltung ist der natürliche Fels, auf dem der Tempel des Rechts errichtet ist.“
 

Ambrose Gwinnet Bierce, amerikanischer Journalist
 

Nachdem er Ahavas Zimmer wieder verlassen hatte, stand Sams Entscheidung fest. Er würde von hier verschwinden, um seinen Bruder zur Rede zu stellen. Wenn Lawrence wirklich etwas über den Service wusste, dann musste er mit ihm unbedingt sprechen, Hausarrest hin oder her und in dem Moment war ihm auch das dämliche Halsband egal. Natürlich gefiel es ihm nicht, Araphel zu enttäuschen und er wusste, dass dieser ihn hart bestrafen würde, aber er würde es trotzdem tun. Er konnte nicht untätig herumsitzen und Däumchen drehen, während er mit dem Gedanken leben musste, dass sein Bruder eventuell gemeinsame Sachen mit Leuten machte, die Kinder verstümmelten und als Sexsklaven verkauften. Aber rausgehen konnte er so wie jetzt nicht, das war ihm klar. Er musste das Halsband irgendwie aufbekommen und dann die Beine in die Hand nehmen und abhauen. Da er keine entsprechenden Werkzeuge hatte, schlich er sich in die Werkstatt, nachdem es Abend geworden war und kaum noch jemand da war. Hastig begann er in den Werkzeugkästen und Werkbänken zu suchen in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, womit er dieses Schockerhalsband aufbekam.

„Willst du stiften gehen?“

Erschrocken drehte er sich um, als er die Stimme hörte und sah, dass es Christine war, die sich gerade mit einem Lappen ihre ölverschmierten Hände säuberte. Sie lächelte wissend und man sah ihr gar nicht an, dass sie erst kürzlich noch eine heftige Panikattacke erlitten hatte und ohnmächtig zusammengebrochen war. Sicherlich deswegen, weil sie sich nicht mehr daran erinnerte. Sam sah sie an und hatte wieder dieses schreckliche Bild des verstörten kleinen Mädchens vor Augen, das auf dem Boden gekauert hatte und dem ein Bein fehlte. Das kleine Mädchen, das später Christine wurde.

„Ich… ich…“

Sam wusste, dass er ihr nicht erzählen konnte, was er erfahren hatte. Es würde zu viel für sie sein und wieder zu einer heftigen Reaktion führen. Er konnte ihr das nicht antun. Diese ganzen Lügen, die sie erfand, waren das Einzige, was ihr halbwegs Normalität im Leben gab. Am besten war es, ihr so wenig wie möglich zu sagen, um kein Risiko einzugehen.

„Ich hab da ein paar Dinge bezüglich Ahavas Tod erfahren und ich will meinen Bruder zur Rede stellen, weil dieser etwas damit zu tun hatte.“

„Und was willst du ihm sagen?“

„Ich werde ihn fragen, was er sich dabei gedacht hat, die Frau zu verkaufen, die ein Kind von ihm erwartet hat.“

Einen Augenblick schwieg Christine und es war schwer zu erkennen, ob ihre Erinnerungen zurückkamen und sie gleich wieder alles verdrängen würde, was sie gehört hatte. Doch diese Sorge sollte sich als unbegründet herausstellen, als sie nach einer Weile nickte und meinte „Ich glaube, ich habe dafür genau das richtige Werkzeug.“

Und damit ging sie zu einem der Werkzeugschränke und kam tatsächlich mit einem Dietrichset zurück. Sam war überrascht und fragte „Wieso machst du das?“

„Hey, ich helfe immer, wenn ich kann. Das war früher mein Job.“

Hier konnte er sich ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen und fragte „Ach echt?“, auch wenn er wusste, dass das, was Christine erzählen würde, nicht wahr sein konnte. Aber wenn diese Lügen ihr halfen, einfach lachen zu können und ihr Leben so leben zu können wie sie wollte, dann war es das Beste, einfach mitzuspielen und sie in ihrer Welt leben zu lassen. Und so hörte er sich ihre Geschichte an, wie sie als Rettungsschwimmerin in Kalifornien einen Surfer gerettet hatte, der von Haien attackiert wurde und sie dabei ihr Bein verlor. Und während sie munter erzählte, brach sie das kleine Schloss auf und konnte schließlich Sams Halsband entfernen. Egal welche Lügengeschichten sie auch erfand, ihr Charakter änderte sich nie.

„So, damit hätten wir es. Und wo genau wohnt dein Bruder?“

„In der 58. Straße, wieso?“

Sofort ging Christine zu ihrem Fury, öffnete dabei mittels einer Fernbedienung das Garagentor und stieg dann in den Wagen.

„Steig ein, ich fahr dich hin.“

Dieses Angebot nahm er gerne an, vor allem weil es so viel schneller ging und er dann nicht Gefahr lief, dass Araphel ihn so schnell finden wieder finden würde. Und bei der Gelegenheit konnte er in einem echten Oldtimer mitfahren. Mit einem stolzen Grinsen, wie es nur von einem leidenschaftlichen Oldtimerrestaurator stammen konnte, startete Christine den Motor und fuhr los. Es war bereits dunkel draußen und wie er von der Mechanikerin erfuhr, war es bereits neun Uhr abends. Nun, um die Zeit müsste Lawrence eigentlich längst zuhause sein, solange er nicht in einem wichtigen Fall steckte.

„Sag mal, Christine“, begann er schließlich und blickte zu der rothaarigen Fahrerin, die sich ihrerseits auf die Straße konzentrierte. „Wieso hilfst du mir eigentlich abzuhauen, wenn du doch für Araphel arbeitest?“

„Weil ich denke, dass du ein anständiger Kerl bist“, erklärte sie. „Und irgendwie erinnerst du mich an Ahava. Ich hab sie damals während eines Urlaubs kennen gelernt, als sie mit ihrem Bruder in Kalifornien am Meer war. Sie hatte die gleichen blauen Augen wie du und hat immer an ihren Prinzipien festgehalten. Meist pflegte sie zu sagen, dass unsere Ideale und Prinzipien das Wertvollste sind, was wir haben. Zwar hab ich keine Ahnung, was du bei Araphel zu suchen hast, aber ich hab gemerkt, dass da zwischen euch beiden eine ganz besondere Chemie zu sein scheint. Weiß auch nicht, das sagt mir halt meine Menschenkenntnis. Und ich denke, Araphel wäre wütender, wenn ich dich einfach so gehen lasse. Nicht, dass dir noch was passiert.“

Nach einer knapp zwanzigminütigen Fahrt erreichten sie die 58. Straße und Sam stieg aus dem Wagen. Zwar bot sich Christine an, dass sie mitkommen könne, aber er lehnte ab, denn er wollte lieber nicht, dass sie mitbekam, was da gleich erzählt werden würde und dass sie dann noch schlimmstenfalls ohnmächtig wurde. Also ging er alleine und klingelte direkt bei Lawrence an. Tatsächlich wurde die Tür geöffnet und so stieg er die Treppen des Hausflurs hoch bis in die zweite Etage und sah auch schon seinen älteren Bruder, der aussah, als wäre er gerade erst von seiner Schicht zurückgekommen. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er seinen jüngeren Bruder sah.

„Sammy, was machst du denn hier und wo bist du die letzten drei Wochen gewesen? Mum ist ganz krank vor Sorge und ich hab schon befürchtet, dir ist etwas zugestoßen.“

„Es ist einiges passiert“, erklärte Sam knapp. „Kann ich reinkommen?“

Lawrence, der offenbar gar nicht gewusst hatte, was passiert war, ließ seinen jüngeren Bruder in die Wohnung und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Lawrence, der ziemlich erschöpft von der Arbeit war, nahm auf der Couch Platz und Sam setzte sich ihm gegenüber hin und begann von dem Hinterhalt zu erzählen, der ihm gestellt worden war und dass er sich in der Gewalt von Araphel befunden hatte. Den Teil mit der Vergewaltigung ließ er aber aus.

„Araphel hat mich entführt, weil er weiß, dass du vor vier Jahren seine Schwester an die Yanjingshe verkauft hast.“

„Das ist doch lächerlich“, rief Lawrence sofort. „Du glaubst diesem Schwerstkriminellen doch wohl nicht so eine Geschichte.“

„Ich habe Beweise!“ entgegnete Sam energisch und zeigte ihm das Foto, welches ihn und Ahava zeigte, was er vorsorglich mitgenommen hatte.

„Du hattest ein Verhältnis mit ihr, während du undercover gearbeitet hast und ich habe ebenso Beweise, dass du enorme Spielschulden bei Araphel Mason hast, genauso wie Marco, der mich in die Falle gelockt hat, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dieselbe Tour, die du damals abgezogen hast. Du hast Ahava an die Yanjingshe ausgeliefert, weil Araphel dir das Messer an die Kehle gehalten hat, weil du deine Spielsucht nicht im Griff hast. Wahrscheinlich hat Shen dir angeboten, dir aus der Patsche zu helfen, wenn du ihm dafür Ahava auslieferst, ist es nicht so? Und wag es ja nicht, das alles abzustreiten. Ich mag dein jüngerer Bruder sein, aber ich bin nicht blöd!“

Lawrence schwieg eine Weile und sah fassungslos aus. Doch man sah auch etwas anderes: Reue. Ja, man sah ihm deutlich die Reue an, die er für das Verbrechen empfand, welches er begangen hatte.

„Lawrence“, sprach Sam eindringlich. „Jetzt rück mit der Sprache raus.“

„Verdammt noch mal! Mir stand das Wasser bis am Hals“, rief der 33-jährige Polizist in einem plötzlichen Gefühlsausbruch. „Araphel hat es halt nicht gepasst, dass seine Schwester mit einem Polizisten zusammen war, der undercover gearbeitet hat, um sich in die Mason-Familie einzuschleusen. Er hat mich erpresst und ich hatte keinen anderen Ausweg gesehen. Er hätte ansonsten auffliegen lassen, dass ich in bestimmten Fällen Beweise verschwinden ließ, um ihm Gefälligkeiten zu erweisen, weil ich in seiner Schuld stand. Ich hätte nicht nur meinen Posten verloren, sondern auch ein Verfahren an den Hals gekriegt. Aber dann kam so ein Kerl von der Triade und bot mir an, mir helfend unter die Arme zu greifen, wenn ich ihnen bei Ahavas Entführung helfe. Ich habe das unter der Voraussetzung gemacht, dass sie sie nicht töten werden.“

„Sie haben sie auch nicht getötet“, rief Sam und verspürte den Wunsch, seinem Bruder eine reinzuhauen, so wütend war er, dass sich Lawrence so hatte gehen lassen, obwohl er ein Polizist war. „Sie haben ihr beide Beine amputiert und sie knapp zwei Monate vergewaltigen lassen, bis sie endgültig gebrochen war und sie sich das Leben genommen hat.“

„Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie gleich so drastisch vorgehen.“

„Das ist die Mafia, verdammt! Was glaubst du denn, was sie mit ihr machen? Etwa ein Kaffeekränzchen abhalten oder Schwangerenbetreuung leisten? Ja du hörst richtig. Ahava war schwanger gewesen von dir und sie wollte, dass ihr eine Fa… ah…“

Sam blieb mit einem Male die Luft weg und er schaffte es nicht, vernünftig zu atmen. Verdammt noch mal. In seiner Wut hatte er einen weiteren Anfall gekriegt. Schnell griff er in seine Hosentasche, wo er sein Spray für alle Fälle dabei hatte und rettete sich damit. Er sollte sich wirklich nicht zu sehr aufregen, das war nicht gesund für ihn. Aber im Moment war er einfach nur wütend und enttäuscht. Er hätte wirklich mehr von seinem Bruder erwartet, als solch eine feige Aktion. Und dass dieser durch die Nachricht, dass Ahava schwanger von ihm gewesen war, am Boden zerstört war, änderte auch nichts daran.

„Du hast genau gewusst, wie gefährlich die Yanjingshe ist und du hast Ahava verkauft, um deinen eigenen Arsch zu retten. Hauptsache du kannst deine Marke behalten. Weißt du was? Du widerst mich an. In solchen Momenten bin ich froh, dass ich kein Polizist geworden bin. Wenn es bedeutet, dass man all die Ideale und Prinzipien über Bord wirft, die man als solcher haben sollte, nur weil man meint, sich auf Kriminelle einlassen zu müssen, dann würde ich auch keiner sein wollen. Du bist wirklich das Letzte, weißt du das?“

Lawrence, der etwas darauf erwidern wollte, wurde von der Türklingel abgelenkt. Er stand auf, doch Sam wollte ihn nicht so einfach gehen lassen.

„Hey, willst du einfach so abhauen?“

„Ich bin gleich wieder da. Kann sein, dass es die alte Nachbarin ist, die Hilfe braucht.“

Damit ging der Polizist und ließ Sam allein. Dieser wartete mit einer deutlichen Wut im Bauch und für ihn stand fest, dass seine Schimpftirade gleich weitergehen würde. Er würde schon dafür sorgen, dass sein Bruder für seine Verbrechen bezahlen würde und wenn er ihn persönlich zur Polizei schleifen musste. Innerlich begann er sich schon die nächsten Worte zurechtzulegen, da rissen ihn plötzlich drei kurz nacheinander folgende Schüsse aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr er hoch, als er kurz hörte, wie jemand zusammenbrach.

„Lawrence?“

Keine Antwort, dafür hörte er Stimmen und Schritte näherkommen. Ohne weiter zu zögern nahm Sam die Beine in die Hand und flüchtete durch die Tür, die direkt in die Küche führte, wo eine Feuertreppe nach unten führte. Wer auch immer da geschossen hatte, es war nicht Lawrence gewesen. Und da er unbewaffnet war, war es die einzig vernünftige Alternative, schnellstmöglich zu flüchten, bevor er noch in Schwierigkeiten geriet. Er hörte Schritte näher kommen und öffnete hastig das Fenster. Als er schon auf die Feuertreppe rausklettern wollte, wurde auch schon die Tür aufgestoßen und er sah zwei Männer in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen. Dennoch erkannte er sofort, dass es sich um Chinesen handelte. Die Triade, schoss es Sam durch den Kopf.

Weitere Schüsse sausten dicht an ihm vorbei und Sam eilte die Stufen der Feuertreppe herunter, während ihm die Mafiosi dicht auf den Fersen waren. Doch wieso waren die auf einmal hier? Waren sie hinter ihm her gewesen, oder hatte Shen seine Drohung wahr machen wollen? War es letzten Endes seine Schuld, dass sie seinen Bruder erschossen hatten?

Eine Kugel streifte ihn haarscharf an der Schulter und die beiden Chinesen verfolgten ihn erbarmungslos. Dann endlich hatte Sam das Ende der Feuertreppe erreicht und rannte zur Hauptstraße, wo er Christine zurückgelassen hatte. Als diese sah, was los war, öffnete sie ihm die Wagentür, startete den Motor und rief „Los Sam, komm schon!“ Weitere Schüsse ertönten und einer davon durchschlug die hintere Scheibe des Wagens. Sam stieg ein und kaum, dass die Tür geschlossen war, drückte Christine das Gaspedal durch und fuhr los. Keuchend und nach Luft ringend schnallte Sam sich an, denn Christine raste in einer mörderischen Geschwindigkeit um die Kurven und hinter ihnen und weitere Schüsse trafen die Heckscheibe. Offenbar hatten die beiden Chinesen einen Wagen und nahmen nun die Verfolgung auf.

„Verdammt noch mal was war das? Was ist los?“

„Shens Leute… sie haben Lawrence erschossen und mich verfolgt.“

„Und was wollen die von dir?“

„Mich wahrscheinlich aus dem Weg räumen, nachdem ich Shen angegriffen habe, als er Araphel zu nahe gekommen ist.“

„Ach du heilige Scheiße!“

Christine überholte mehrere Autos, raste bei Rot über eine Kreuzung und wurde beinahe von einem LKW gerammt. Ihr Fahrstil war halsbrecherisch und nicht selten wurde Sam in seinem Sitz hin und her geschleudert.

„Und das Dumme ist, dass der Wagen nicht schnell genug fährt, um sie abzuschütteln. Ich hab ne Idee: im Handschuhfach liegen eine Waffe und ein Handy. Araphels Nummer ist unter „Lion“ eingespeichert. Ruf ihn an und wenn möglich, versuch die Reifen zu zerschießen oder zumindest dafür zu sorgen, dass wir diese beiden Schießbudenfiguren abschütteln können.“

Als Sam das Handschuhfach öffnete, fand er tatsächlich ein Handy und eine Pistole. Sofort begann er nach der Nummer zu suchen und als er „Lion“ gefunden hatte, versuchte er die Nummer anzurufen. Es dauerte eine Weile, bis er endlich Araphels Stimme hörte und er klang ziemlich sauer. Wahrscheinlich war ihm schon aufgefallen, dass Sam sich aus dem Staub gemacht hatte.

„Ja, was gibt’s?“

„Araphel? Hier ist Sam. Ich hab keine Zeit für lange Erklärungen. Wir sind hier auf der Main Street und werden von zwei Killern der Yanjingshe verfolgt. Christine versucht gerade, sie abzuschütteln, aber es wird eng bei uns. Wir brauchen Hilfe.“

„Ich schick meine Leute los. Und danach sprechen wir uns noch!“

Da das erledigt was, nahm Sam die Waffe, drehte sich um und schoss durch die zersprungene Heckscheibe auf den Wagen hinter ihnen. Gleich beim zweiten Versuch traf er den Fahrer, woraufhin der Wagen ins Schleudern geriet und gegen ein Auto von der Gegenfahrbahn raste. Doch das sollte noch lange nicht das Ende sein, denn zwei weitere Wagen holten dicht auf.

„Shit“, fluchte Christine. „Das könnte noch echt eng werden. Ich fahr uns zum Hafen hin.“

„Bist du verrückt? Dort kriegen sie uns!“

„Vertrau mir. Das klappt schon. Halt dich nur fest.“

Damit bog Christine nach rechts ab und fuhr in Richtung Hafen, während Sam versuchte, die Verfolger auszuschalten. Doch bei dem halsbrecherischen Fahrstil war das so gut wie unmöglich. Vor allem weil es dunkel war. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Christine zu vertrauen. Aber was wollte sie am Hafen? Dort gab es doch kaum Versteckmöglichkeiten und dort waren sie ein leichtes Ziel.

„Wieso zum Teufel fahren wir eigentlich zum Hafen?“

„Ein Notfallplan, den Araphel entwickelt hat, sollten Yin, Asha oder ich verfolgt werden. Wenn wir dort ankommen, wird das Empfangskomitee warten.“

Ach so. Dann war Christine also für den Fall der Fälle vorbereitet. Na hoffentlich schafften sie es auch zum Hafen, ansonsten würde es noch echt düster aussehen.

„Diese verdammten Hurensöhne“, fluchte die Rothaarige und raste wieder in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit um die Kurve. „Die sind ja noch schlimmer als Hämorrhoiden!“

„Glaubst du, wir schaffen das?“

„Klar, ich bin nicht das erste Mal in so einer Situation. Letzten Monat haben diese Schweinepriester mich überfallen, als ich dabei war, die geklauten Wagen wegzubringen. Knapp ein Viertel der Wagen haben sie zerschossen.“

Laut kreischten die Reifen des Wagens und die Drehzahl des Motors schoss immer weiter hoch. Der Motor war an seinen Belastungsgrenzen und wenn das so weiterging, würde ihnen dieser noch um die Ohren fliegen. Sams Nerven waren zum Zerreißen gespannt, seine Atmung ging immer flacher und er musste sich zusammenreißen, um nicht schon wieder einen Asthmaanfall zu erleiden. Einer reichte ihm schon und es war ohnehin der denkbar schlechteste Zeitpunkt für so etwas. Stattdessen hielt er sich fest, um nicht allzu sehr in seinem Sitz hin und her geschleudert zu werden, während Christine den Kugeln auszuweichen versuchte. Dann schließlich, als sie eines der Piers erreichten, betätigte sie die Hupe und das in einer Art und Weise, als wolle sie einen ganzen Häuserblock aus dem Schlaf reißen. Kurz darauf leuchteten mehrere Autoscheinwerfer an und eine Gewehrsalve wurde abgefeuert, als wären sie auf einem Schlachtfeld inmitten eines Krieges. Christine trat das Bremspedal durch und riss das Steuer herum. Die Reifen kreischten auf, als sie über den Boden schlitterte und kurz darauf zum Halt kam. Keuchend lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.

„Heilige Scheiße“, murmelte sie. „Das nenne ich mal einen Ausflug.“

Auch Sam ließ sich in seinem Sitz zurücksinken und spürte, wie seine Hände zitterten. Shen hatte also wirklich Killer auf ihn und Lawrence angesetzt… Nun war auch sein Leben in ernster Gefahr. Nie hätte er gedacht, dass es mal so weit kommen würde und er sich von einem anderen Mafia-Clan retten lassen musste. Und er hätte nie geglaubt, dass er mal so dankbar dafür sein würde, dass ausgerechnet sein Erzfeind ihn retten würde. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Er stand jetzt auf Shens persönlicher Abschussliste und die Yanjingshe würde erneut versuchen, ihn zu töten. Seine Alternativen waren also ein Leben auf der Flucht, oder aber zu Araphel zurückzukehren, selbst auf das Risiko hin, dass er für seine Flucht bestraft werden würde.

Doch wenn er so darüber nachdachte, was Araphel für ihn getan hatte… dass er Christine und die anderen vor der Yanjingshe beschützte… was für eine schreckliche Geschichte sich hinter Araphels Vendetta verbarg und was Sam für ihn empfand… tja, da fiel ihm die Wahl nicht sonderlich schwer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  San-Jul
2015-08-27T11:15:42+00:00 27.08.2015 13:15
Wuhuuu,
Autorennen, weglaufen, schießerei und das Versprechen auf eine Strafe.
Super Kapitel ;)
Ich freu mich schon auf's nächste Kapitel.
Ganz liebe Grüße
San-Jul <3
Von:  Carolsamantha
2015-08-26T16:07:08+00:00 26.08.2015 18:07
Wow tolles Kapitel, und immer so schnell, da macht das Lesen Spass!

Große oder kleine Strafe? Sauer ist er bestimmt, aber auch froh das das gut gegangen ist!

Vlg


Antwort von:  Sky-
26.08.2015 22:39
Ja, ich hab es selber nicht gerne, allzu lange mit dem nächsten Kapitel zu warten. Wenn es mal länger dauert, dann nur, wenn ich gerade eine kreative Sackgasse habe und nicht weiterkomme, oder wenn ich zu viel um die Ohren habe.

Da Sam ja eigentlich gute Gründe hatte, wird Araphel sicherlich ein kleines bisschen Nachsicht walten lassen.
Von:  Seranona
2015-08-26T06:08:24+00:00 26.08.2015 08:08
cooles kapitel...
du schreibst sehr schnell...kriegt man kaum pause XD
aber das ist gut so.
Ich möchte ja auch wissen, wie es weiter geht :3
Die Strafe interessiert mich ja doch ;P
Antwort von:  Sky-
26.08.2015 22:43
Dankeschön. Den Schreibstil hab ich mir durch viel Schreiberfahrung und konstruktive Kritik von Lesern angeeignet und ich schreib meine Kapitel meist in zwei Tagen fertig, wenn ich nicht allzu viel zu tun habe. Immerhin will ich auch nicht so lange warten, ansonsten komm ich noch völlig raus und wenn der rote Faden weg ist, steht man natürlich erst mal da...
Von:  ruehrbesen
2015-08-25T21:04:12+00:00 25.08.2015 23:04
Yay, Action! ^-^ Sehr cooles, spannendes Kapitel! Ist Lawrence jetzt ernsthaft tot? :O Nicht dass ich ihn besonders gemocht hätte...
Und auf die 'Strafe' bin ich doch mal gespannt... :3
Antwort von:  Sky-
26.08.2015 22:47
Ja, das kam etwas überraschend, aber für die Storyline hätte ich eh keine Verwendung für ihn gehabt und in meinen Augen hätte er eh nichts Besseres verdient. Wenn die Yanjingshe ihn nicht abgeknallt hätte, dann hätte er sicher noch gehörig Stress mit Araphel gekriegt.


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