Es herrschte extrem peinliche Stille. Wenn es nicht sogar mehr als nur peinliche Stille war. Es war unangenehm, man konnte sogar die Uhr ticken hören. Aaron beschloss, dass er schon einmal nach oben gehen würde, die Playstation anschließen und das Spiel starten. Vielleicht würde er das Zimmer auch komplett aufräumen. War gar nicht so abwegig bei Aaron, der meist doch den besten Eindruck hinterlassen wollte, der möglich war. … Hm... und nun saß Caleb hier auf der Couch. Ihm gegenüber war Dan, der leicht nach vorne gebeugt, die Arme auf seine Knie abstützend zu ihm sah. Der Blick war bewertend... nahe zu... abwertend. Vor kurzem hatte Cal noch geglaubt, dass Dan ihn mochte, und zwar beinahe auch wie einen kleinen Bruder. Das... schien falsch gewesen zu sein.
„Und du bist jetzt also mit Aaron zusammen?“ Was für eine bekloppte Frage. Es war ja nicht so, als hätte Aaron das eben noch ganz stolz erzählt. Sogar Jamie hatte er dafür ins Wohnzimmer gezerrt, der mittlerweile aber wieder an etwas arbeitete.
„Ja“, antwortete er also nur knapp und ließ seine Fingerkuppen nacheinander aneinander tippen. Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger, kleiner Finger und Daumen. Dann dasselbe von vorne. Dan nickte kurz mit dem Kopf, offenbar brachte ihm die Antwort nicht den gewünschten Wissensstand.
„Habt ihr schon...?“, begann er dann die nächste Frage und Calebs Augen weiteten sich drastisch. Um Himmelswillen... fragte er gerade ernsthaft, ob sie schon Sex gehabt hatten?
„Wir sind erst.... einen Monat zusammen“, erklärte Sloan also nur kurz. Daniel Bryler nickte ahnend und verstehend. Ein kleines Lächeln schien sich auf seinen Zügen breit zu machen. Es gefiel ihm, dass die beiden auch nach einem Monat noch keinen echten Körperkontakt gehabt hatten. Eigentlich brannte es Danny darauf nach zu fragen, wieso es denn so lange dauerte. Schließlich waren beide 16 Jahre alt und müssten vor Hormonen ganz wahnsinnig werden. Wozu also warten? Doch er ließ es einfach dabei und brachte den Blonden gar nicht erst auf die Idee, das zu ändern, vielleicht würde das ja etwas bringen.
Caleb hingegen freute sich erst, als Aaron herunter rief, dass alles fertig war. Denn nun konnte er nach oben sprinten und mit Aaron im Zimmer einfach nur Playstation spielen.
Tatsächlich schien es so, als würde er ihn ab diesem Moment wieder mehr mögen. Die alte Vertrautheit war zurück und so kam es auch dazu, dass Caleb zum sechsmonatigem vor hatte, Aaron eine ganz besondere Freude zu machen. Allerdings fehlte es ihm an Kreativität. Sozial gesehen war er in etwa so kompatible wie ein Stück Toastbrot. Er wusste nicht, wie er seinem Freund am besten eine Freude machen könnte, und das, obwohl sie doch sogar schon lange beste Freunde waren. Aber was ihm einfiel, erschien ihm so unglaublich unromantisch zu sein. Also wollte er natürlich Dan fragen, denn der als großer Bruder sollte es ja wissen, nicht wahr? Vor allem war Dan einfach viel erfahrener. Und so war es nur logisch, dass er plötzlich für der Tür der Brylers stand, als er wusste, dass Aaron nicht zu Hause war.
„Aaron ist nicht da“, sagte Danny und wollte die Tür auch gleich wieder schließen, aber Caleb hielt sie mit der Hand offen.
„Ich wollte zu dir, Dan. Und zwar... wollte ich dich um einen Gefallen bitten.“
Dan begann breit zu grinsen und schüttelte den Kopf.
„Caleb, Caleb, Caleb! Du versauter Junge, ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du so etwas tun würdest. Du weißt, er ist mein Bruder! Ich kann das nicht tun, das wäre total uncool“, begann Dan dann auch gleich zu erklären, während Caleb noch verwirrt drein blickte.
„Nein... i-ich... ich wollte nur fragen, ob... du mir einen Tipp geben kannst. Ich will Aaron was tolles zum halbjährigen schenken“, rechtfertigte er sich dann bevor Dan noch mehr in die falsche Richtung dachte. Und da begann der erstgeborene Bryler auch schon zu lachen. Er winkte Sloan herein und schloss die Tür.
„Du willst ihm was schenken? Was Besonderes? Hm...~“ Einen Moment lang lief er grübelnd ins Wohnzimmer. Caleb setzte sich aus Gewohnheit einfach und Danny holte für sie beide eine Cola. Dann setzte er sich dazu und musterte Caleb. Er wusste von Aaron ja, dass die beiden noch immer nicht miteinander geschlafen hatten. Sechs Monate waren sie zusammen und hatten noch keinen Sex gehabt... das war doch.. bescheuert. Und er wusste auch, dass das nur an Caleb Sloan liegen konnte, denn Aaron betrieb ja quasi stündlich eine Selbstliebkosung.
„Schenk ihm doch Sex“, sagte er dann ganz unverblümt. Woraufhin Caleb erst einmal die Cola zurück ins Glas spuckte.
„Du hast schon richtig gehört. Ich weiß, dass ihr noch keinen hattet und ich weiß wie gerne Aaron endlich entjungfert werden würde... alsooo~. Schlaf mit ihm, wenn du ihm eine echte Freude machen willst.“ Ein seltsames Grinsen lag auf Dans Gesicht.
Caleb schluckte. Irgendwie war es verstörend, dass Dan so gut darüber Bescheid wusste, was sie taten und was nicht. Aber vermutlich hatte Aaron das erwähnt. Goott war das peinlich. Vor allem hatte er irgendwie... an etwas anderes gedacht.
„Aber... ich kann ihm doch nicht... Sex als Geschenk geben...“, erwiderte er also und drehte sein Glas zwischen den Fingern.
„Oh doch. Und er würde sich tierisch freuen. Da bin ich mir mehr als sicher, Caleb“, sagte Bryler mit einem wissenden Nicken.
„Aber... ich.. i-ich hab doch noch nie.... und...ich, ich weiß nicht ..“ Der Blonde druckste herum als würde er gleich von Kannibalen gefressen werden. Im Hinterkopf hatte er natürlich die Angst, dass es ihn an das mit seinem Vater erinnern würde. Das war auch der Grund, weshalb sie noch nicht miteinander geschlafen hatten. Aber er wusste dennoch auch, dass Aaron langsam etwas... ungeduldig wurde und sich vermutlich schon fragte, ob es an ihm lag. Verdammte Scheiße!
„Och verdammt, Caleb! Das ist doch nicht so schwer!“ Danny stand auf und hob die Arme. Er verstand das ganze Drama darum nicht. War doch egal, ob irgendwer Erfahrung hatte.
„Es gibt sehr viele Menschen, die beide Jungfrauen sind beim ersten Mal und das auch schaffen! Herr Gott! Du schaffst das, Sloan, mach einfach die Beine breit wie all die anderen Mädchen an ihrer Prom auch!“ Der Blonde war erstarrt.
„Oder willst du, dass ich dir ne Einführung gebe?“ Einen Moment war Stille, dann lachte Danny über den ungewollten Wortwitz.
„Ich weiß es nicht... Danny! Ich weiß schon gar nicht wie ich das beginnen soll. Und...“
„Schau her... du setzt dich einfach neben ihn“, Danny stand auf und setzte sich neben Caleb. „Dann siehst du ihn an, so schnulzig und kitschig romantisch wie ihr euch immer anguckt. Dann legst du deine Hände an sein Gesicht und küsst ihn.“ Dan hatte sogar die Hände wirklich an Cals Wangen gelegt und sah ihn an. „Und dann wenn ihr euch küsst, lässt du deine Hände wandern. Anfassen. Kapiert?!“ Er nahm nun die Hände weg und hob seine Rechte. „Mit deiner Hand... unter sein Shirt!“ Das demonstrierte er allerdings an sich selbst. „Oder zwischen die Beine. Das kriegst du schon hin. Früher oder später setzen die Hormone ein und der Rest läuft automatisch. Dafür hat man ja Instinkte, verdammt.“ Kurz nahm er einen Schluck von der Cola und stellte das Glas dann wieder ab.
„Ich mein.. du weißt ja, was wohin muss, nehm ich an? … OH! Vergesst nicht, dass, wer immer das Brötchen wird, vorher gut vorbereitet und gedehnt wird.“ So, jetzt hatte er doch wirklich alles Wichtige gesagt, oder? Oh Mann... er half da gerade echt dem Blondie mit seinem Bruder zu schlafen. Und Blondie saß ziemlich perplex auf der Couch. Dann hörte man aber auch schon einen Schlüssel im Schloss und kurz später war Aaron da.
„Du kannst ja gleich loslegen“, scherzte er dann leise zu Caleb. Dann ging er zu Aaron und legte einen Arm um ihn. „Schau mal wer auf dich gewartet hat!“ Und schon schob er Aaron zu Caleb. MannMannMann... musste man denn alles selber machen, damit sein kleiner Bruder mal flachgelegt wurde? Eigentlich... wäre das ja auch mal eine Idee.
