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Lichtspiel

Armins Fallnotizen
von

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Auch am nächsten Tag, als sie wieder zur Route 13 gingen, hatte Armin das Gefühl, dass etwas mit Lisa nicht stimmte. Dass sie sich wie Armin nicht an Esthers und Angelinas Unterhaltung darüber, wer ihre härteste Konkurrenz bei der Weltmeisterschaft sein würde, beteiligte, war für sie normal. Allerdings schien sie so abwesend und unkonzentriert zu sein, dass sie auch nichts anderes mitbekam. Als Armin sie fragte, welche Art von Stein sie auf der Route 13 gefunden hatte und wo, musste er dreimal fragen, bevor sie knapp antwortete: "Hab ich noch nicht identifiziert." Danach setzte sie ihr Schweigen fort.

Etwas gemildert wurde Armins Sorge dadurch, dass Lisa nicht bedrückt oder besorgt wirkte, oft lächelte sie sogar. Wegen ihres größtenteils fröhlichen Eindrucks und der Abwesenheit hatte Esther schon vorgeschlagen, Lisa habe auf der Route 13 vielleicht jemand nettes kennengelernt, immerhin sei sie so langsam im richtigen Alter. Armin konnte sich nicht vorstellen, dass sie daraus ein großes Geheimnis machen würde, und es erklärte weder ihr Gespräch mit sich selbst noch die Verletzungen am Vortag.
 

Ein kurzer Schrei riss Armin aus seinen Gedanken. Es war Lisas Stimme. Er sah sie an, folgte ihrem Blick, sah etwas Weißes, klein, ein Vierbeiner, spitze Ohren, eine Münze auf der Stirn.

"Oh nein, ein Monster-Mauzi, es wird uns alle fressen!", rief Angelina. "Im Ernst, es interessiert sich nicht mal für dich, außer du bist eine Münze. Oder ein Rattfratz. Oh, stimmt, es wird dich doch fressen."

Armin wollte sie gerade bitten, Lisa nicht noch weiter zu beunruhigen, da sah er, wie Lisa mit noch immer zitternden Knien in die Hocke ging und etwas auf den Boden legte. Mauzi stürzte sich sofort auf den kleinen, runden, silbrigen Gegenstand. Lisa kraulte es vorsichtig am Kopf, während es mit dem Pokédollar spielte.

"Wer bist du und was hast du mit Lisa gemacht?", fragte Angelina ironisch. Ausnahmsweise musste ihr Armin Recht geben - dass sich Lisa freiwillig einem wilden Pokémon näherte und sogar berührte, war völlig unmöglich. Dennoch hatte sie es gerade getan. Was war während ihres Verschwindens nur passiert?

Armin beschloss, am Abend mit seinem Vater darüber zu sprechen. Er kannte Lisa am besten.
 

Als Armin auf der Route 13 gerade seine Pokémon herauslassen wollte, hielt ihn Angelina zurück. "Am Kampftag kann ich nicht auf diesem Kinderspielplatz trainieren, und im Killer-Teil hinter dem Tor solltest du deine Pokémon lieber drin behalten. Brutalanda fressen so einiges, aber zum Glück keine Pokébälle."

Hätte sie das nicht vorher sagen können? "Dann bleibe ich hier. Meine Pokémon brauchen Auslauf, und an wilden Brutalanda habe ich wenig Interesse."

"Dem schließe ich mich an", sagte Lukas.

"Ich bleib auch hier", sagte Lisa, dann wandte sie ihren Blick zur Seite, weg von der Gruppe. "Moment, nein, vielleicht sollte ich lieber mitkommen", fügte sie nach einer Pause hinzu.

"Sicher? Mit den Brutalanda ist nicht gut Amrenabeeren essen. So ein Rattfratz ist bestimmt--"

"Ja, ich glaube, ich will eigentlich lieber ... nein, okay, stimmt, ich sollte ..." Lisa sah zwischen Angelina und der Leere hin und her, dann hielt sie sich die Ohren zu. "Sei doch mal still!", rief sie mit verzerrtem Gesicht.

"Hä? Aber ich hab doch gar nichts mehr gesagt", meinte Angelina. Armin war ebenfalls irritiert von Lisas Reaktion, aber er wies Angelina an, sie in Ruhe zu lassen.

"Okay, ich komme mit", sagte Lisa schließlich deutlich ruhiger.

Ein wildes Mauzi zu kraulen war schon seltsam genug, aber wenn es eins gab, das Lisa vor ihrem Verschwinden nie getan hätte, dann war es, freiwillig auf eine Route mit wilden Brutalanda zu gehen. Aber nun--

"Na los! Auf geht's!" Angelina griff Esthers Arm mit der einen Hand, Lisas Arm mit der anderen und zog beide in Richtung Tor.
 

"Moment! Warte!", rief Armin. Angelina hielt an und Lisa befreite sich aus ihrem Griff. "Angelina, weißt du, wie wir die anderen Verdächtigen erreichen?" Armin schlug sein Notizbuch auf. "Milan, Leon und Cynthia."

"Milan ist Arenaleiter, um ihn zu erreichen braucht man ein seltenes Zaubergerät namens Telefon. Soll ich das für dich übernehmen?" Angelina zückte ein Gerät, das eher so aussah wie ein kleiner Projektor.

"Ist das ein Holo-Log!?" Esther starrte das Gerät begeistert an.

"Jap, Original aus Kalos." Angelina drückte ein paar Knöpfe, bis das Hologramm eines Mannes erschien.

"Ah, hallo, Angelina! Hast du mal wieder Lust auf einen spannenden Rückkampf?"

"Ich glaub ich hab grad genug spannende Kämpfe."

"Man kann nie genug spannende Kämpfe haben! Der aufregende Nervenkitzel mag anstrengend sein ... aber ermüdend? Niemals!"

"Okay, das stimmt. Aber grad haben wir eigentlich nur ne Frage." Angelina sah Armin an und drehte den Holo-Log in seine Richtung.

"Oh... Guten Tag. Ich habe gehört, Sie haben ein Staraptor. Können Sie mir--"

"Hat das Fernsehen diese schreckliche Nachricht verschwiegen? Es gibt bösartige Diebe hier in Triko! Entsetzliche Bösewichte, die es wagen, jemandem sein geliebtes Pokémon zu entreißen!"

"Meinen Sie, es wurde--"

"Gestohlen!"

"Was!? Wer macht denn so was?", rief Angelina und drehte das Gerät wieder in ihre Richtung.

"Entsetzliche Bösewichte, wie ich schon sagte."

"Dann bist du bei uns an der richtigen Adresse! Wir sind--"

"Warte, Angelina, er sollte nicht--"

"Das Team coole Detektive und Karpador! Wir haben noch keinen Fall ungelöst gelassen!"

"Wir hatten ja auch schon so viele", murmelte Lukas.

Armin machte sich eine Notiz, Angelina zu erklären, warum Verdächtige nicht sofort wissen sollten, dass sie mit einem Detektiv sprachen.

"Du bist unter die cleveren Spürnasen gegangen? Warst du nicht vor einem kurzen Augenblick noch bei der Weltmeisterschaft kandidierender Pokémon-Champ?"

"Okay, es ist nur ‘n Hobby. Aber mein Boss ist ein echter Original-Profi-Detektiv! Erzähl uns, was passiert ist, und wir haben dein Staraptor im Handumdrehen! Oder, Armin?" Angelina wandte ihm wieder den Holo-Log zu.
 

Wenn Milans Staraptor vor der Tat gestohlen worden war, machte ihn das deutlich weniger verdächtig. Aber konnte Armin seiner Aussage vertrauen? War das nicht ein zu großer Zufall?

Wenn Milan Ray war und wusste, dass sein Staraptor gesehen worden war, war es sinnvoll für ihn, zu behaupten, sein Staraptor sei gestohlen worden. Es war so ähnlich, als sei ein am Tatort zurückgelassenes Objekt als seines identifiziert worden, und in einer solchen Situation war "es wurde gestohlen" eine sehr häufige Ausrede.

Wenn Milan log, würde er sich bei den Details vielleicht verraten. Und wenn er die Wahrheit sagte, war das ein Fall, der gelöst werden wollte. In jedem Fall war es sinnvoll, seine Aussage zu hören.
 

"Hey, Armin, du Bummelz! Nicht einpennen!"

"Ich hab nicht geschla-- Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Also, ein Handumdrehen ist vielleicht etwas zu wenig Zeit. Aber wo und wann wurde das Pokémon denn gestohlen?"

"Vor sechs langen Monaten in Titaneon City."

"Haben Sie den Diebstahl gesehen oder ist Ihnen nur irgendwann aufgefallen, dass das Pokémon fehlte?"

"Ich habe den hinterhältigen Dieb gesehen! Diese böse Frau hat mich angerempelt und dann war meine Tasche offen und Staraptors Pokéball spurlos verschwunden. Sie muss es gewesen sein!"

"Können Sie diese 'böse Frau' beschreiben?"

"Ihre auffällige Frisur hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Schulterlange weiße Locken und dieser gelb-orange gefärbte Zopf wie eine Flamme..."

Armins Zeichnung in seinem Notizbuch kam ihm plötzlich bekannt vor.

"Die Frau aus der Pension?"

"Jetzt wo du es sagst", meinte Esther, " ich glaube, die Frau hinter der Theke hatte eine ähnliche Frisur, das könnte natürlich auch ein Zufall sein, aber wahrscheinlich ist diese Frisur relativ selten, immerhin ist sie mehrfarbig und so? "

"Die Besitzerin der Pension? Chiara? Eher ist Karpi Ray, als dass die Pokémon klaut."

Lukas lachte. "Chiara als Diebin kann ich mir auch nicht vorstellen."

"Woher kennst du Chiara?", fragte Angelina.

"Hm? Sie ist doch die Schwester von Lucie. Von Arthurs Freundin."

"Das weiß ich auch, aber woher kennst du Dr. Fei-- Oh. Richtig. Das Labor. Das kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass du da arbeitest."

"Eine Frisur ist natürlich kein Fingerabdruck", sagte Armin, "aber das ist schon sehr auffällig. Wir sollten uns diese Pension noch einmal ansehen."

"Wann wart ihr überhaupt schon mal in der Pension?", fragte Angelina.

Erst jetzt bemerkte Armin, dass er über Lisas seltsamem Verhalten ganz vergessen hatte, Angelina und Lisa von den Erkenntnissen des Vortags zu berichten. Er sah, dass Angelina das Telefonat inzwischen beendet hatte und so konnte er sie auf den neuesten Stand bringen, ohne dass ein Verdächtiger zuhörte. Er erzählte ihnen, dass es sich bei dem Gebäude, wo sie Rays Doppelgänger gesehen hatten, um die Pension handelte, dass sie ihn wieder gesehen hatten, bis er plötzlich verschwunden war. Esther fügte hinzu, dass in der Pension kaum erwachsene Pokémon waren, sie aber Unmengen an besonderen gezüchteten Pokémon verkauften.

"Die armen Pokémon!", meinte Lisa.

"Plötzlich verschwunden? Huh. Creepy. Das klingt wie 'Banettes Rache' im Real Life! Gebt dem Typen bloß keine Nadel!"

"Nun, wie auch immer, wir haben die Pension gestern auf den Kopf gestellt und keine Hinweise gefunden. Ich denke nicht, dass sich noch ein Besuch lohnt", sagte Lukas.

"Also, ich finde schon, dass es eigentlich nicht schaden kann, aber jetzt gerade wollten wir doch trainieren, dachte ich, vielleicht sollten wir das lieber zuerst tun, immerhin ist ja heute der große Kampf und so."

Angelina und Lisa stimmten Esther zu und so ging Armin allein zurück zur Pension.
 

Luft. Er brauchte Luft.

Armin setzte sich ins Wartezimmer und versuchte, seine Atmung zu beruhigen.

"Alles klar, Mann?", hörte er jemanden fragen.

"Bin ... nur ... gerannt..."

Erst jetzt bemerkt Armin, dass er diese Stimme kannte. Er sah auf und erkannte Rays Doppelgänger anstelle der weißhaarigen Frau, die offenbar Chiara hieß, hinter der Theke. Er hatte sich also doch nicht eingebildet, ihn gesehen zu haben. Und plötzlich war der verdächtige Mann ein Mitarbeiter? Hier konnte etwas nicht stimmen.

Als er wieder stehen konnte, ging Armin erneut ins Nebenzimmer, wo Rays Doppelgänger damals verschwunden war. Wieder war es menschenleer.
 

Was hatte er übersehen? Armin schlug seine Notizen zur Pension vom Vortag auf, fügte "Star. Diebstahl? Chiara??" hinzu und versuchte, das Puzzle zusammenzusetzen.

Eine mögliche Erklärung für das Verschwinden des Mannes war ein Geheimgang. Die Spuren am Regal passten dazu. Er verband "Kratzer Regal" und "R. Doppelg. verschwunden???" mit einer Linie. Aber ein großes Problem war, dass sich das Regal nicht per Hand verschieben ließ. Dafür hatte er noch keine Lösung.

Zu wenig Pokémon. Irgendwo mussten sie Pokémon haben. Aber sie hatten keine gesehen. Waren diese vielleicht versteckt? In einem geheimen Raum? Armin verband "Wo PKMN?" mit den anderen beiden Hinweisen zum Geheimgang und bildete ein Dreieck.

Warum sollten sie Pokémon verstecken? Hatten sie etwas zu verbergen? Kriminelle Aktivitäten etwa? Armin bildete ein weiteres Dreieck mit den fehlenden Pokémon, dem Diebstahl und dem Gamma-Symbol. Diebstahl würde ebenfalls erklären, wie sie an mehr Pokémon kommen konnten als eigentlich möglich und ein Handel mit gestohlenen Pokémon war einer Verbrecherorganisation zuzutrauen.

Neben den beiden Dreiecken war ein Symbol übrig geblieben. Ein zweites Gamma in einem Rechteck? Was hatte er sich dabei gedacht? Er sah sich im Zimmer um, in der Hoffnung, sich zu erinnern.

Beim Anblick des Porträts erkannte er, dass er nur das Buch falsch gedreht hatte. Kein Gamma in einem Rechteck, sondern die Umrisse eines karpadorähnlichen Pokémon auf einer Leinwand. Vielleicht hatte Esther Recht und er sollte sich abgewöhnen, seine Notizen in alle Richtungen zu schreiben.

Wie hing das Bild mit allem zusammen? Es passte so schlecht in diese Pension, es musste einfach eine Bedeutung haben.

Verschwinden? Nein, es war viel zu klein, um dahinter einen Geheimgang zu verstecken.

Kratzspuren? Es sah nicht so aus, als könnte es solche Spuren verursachen.

Zu wenig Pokémon? Zur Zucht brauchte man reale Pokémon, keine Gemälde.

Diebstahl? Gestohlen war es vielleicht. Aber ein einzelnes gestohlenes Bild mitten in der Pension aufhängen?

Team Gamma? Abgesehen davon, dass seine Zeichnung des Pokémon aussah wie ein gedrehtes Gamma--
 

Gedrehtes Gamma.

Armin ging zur Wand und griff das Porträt.

Er konnte es nicht abnehmen, doch es ließ sich schwerfällig um den Mittelpunkt drehen.

Er drehte es gegen den Uhrzeigersinn, bis das Pokémon nach unten schwamm und die gelb leuchtenden Umrisse ein Gamma bildeten.

Etwas rastete ein.

Er hörte ein Kratzen.

Armin drehte sich um und sah, wie sich das Bücherregal mitsamt einem Stück der Wand zur Seite schob.

Dahinter lag ein Hohlraum. Es war dunkel, doch er konnte eine Treppe erkennen, die nach unten führte.

Er hatte den Geheimgang gefunden.
 

Die Treppe führte in einen langen Flur. Sowohl Wände als auch Decke und Boden waren in reinem Weiß gehalten. Ohne Fenster wirkte der Flur noch kahler als die Bibliothek. Trotz der hellen Farbe ließ ihn die schwache, bläuliche, manchmal flackernde Deckenbeleuchtung düster erscheinen.

Armin folgte dem Gang nach links, bis er an die ersten Türen kam. Auf der rechten Seite, mit "Zucht" beschriftet, drang Licht durch den Türspalt. Der linke Raum, "Lager", schien hingegen nicht beleuchtet zu sein.

"Bitte, Vorstand Candela!", hörte Armin jemanden am Ende des Flurs rufen. Jemand kam um die Ecke.

Armin griff die Türklinke links neben sich. Die Tür gab nach.

Erleichtert betrat er das Lager und drückte die Tür wieder zu.

Es wurde dunkel.
 

Er hatte die Tür doch nicht ins Schloss fallen lassen?

Sie hatte sich von außen ganz einfach öffnen lassen, das musste doch auch von innen gehen?

Wie kam er hier wieder heraus?

Kann er hier wieder heraus?

Er griff vor sich.

Oben, unten, Mitte, wo war die Türklinke?

Links, rechts, wo war die Tür?

Gab es überhaupt eine Türklinke?

War er hier gefangen, in der Falle, als Eindringling?

Raus.

Er musste hier raus.
 

Er sah sich gegen die Tür hämmern.

Er sah sich treten, doch es half nichts.

Das Schloss klemmte zu fest, er war nur ein Kind, er hatte keine Kraft.

Er hörte sich schreien, doch niemand hörte ihn.
 

Hier würde ihn jemand hören.

Aber wollte er, dass diese Leute ihn hörten?

War das Team Gamma?

Was, wenn einer von ihnen hier war? In diesem Zimmer?

Er drehte sich um.

Er konnte nichts erkennen, nicht einen Umriss.

Hatten sie schon auf ihn gewartet, dass er hier hinein geht, dass er ihnen in die Falle läuft?

Licht.

Lichtschalter.

Wo war der Lichtschalter?

Er drehte sich, griff vor sich.

Rau, flach. Wand.

Weiter nach rechts. Nichts.

Weiter nach links. Eine Erhöhung.

Er drückte den Schalter.

Nichts geschah.

Es war genau wie damals. Doch diesmal konnte ihn Esther nicht retten. Er war auf sich allein gestellt.

Er musste hier raus.
 

Ein Blitzen, ein Flackern.

Es wurde hell.

Niemand außer Armin war im Zimmer. Die Tür war gleich links von ihm und hatte eine Türklinke. Aber würde sie sich öffnen?

Armin sah durch das Schlüsselloch in den Flur. Sobald die Luft rein war, konnte er sich Gewissheit verschaffen, nicht eingesperrt zu sein.

Zwei Personen gingen direkt am Eingang zum Lager vorbei. Die eine trug die gleiche Uniform wie Rays Doppelgänger, die der anderen unterschied sich in Details, trug aber ebenfalls das Gamma-Logo. Das musste Team Gamma sein.

"Warum muss sich dieser M denn immer einmischen?", klagte die Doppelgängerin des Doppelgängers. "Kann Photon das nicht mehr allein?"

"Als Rüpel solltest du dich erst recht nicht einmischen. Sprich nicht so von einem unserer wichtigsten Mitglieder", antwortete die andere, vermutlich 'Vorstand Candela'. Sie öffnete die Tür mit der Aufschrift 'Zucht'.

"Hast du diesen M denn schon mal gesehen?", sagte der Rüpel und folgte Candela in den Raum gegenüber.

"Nein, aber ich kenne Photon. Er weiß ..."

Sie schloss die Tür und er konnte nichts mehr hören.
 

Armin drückte die Türklinke nach unten. Sie bewegte sich. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Er war nicht eingesperrt.

Erst jetzt bemerkte Armin das Zittern in seinen Beinen. Er ließ die Tür angelehnt und setzte sich auf den Boden, bis er sich erholt hatte. Er notierte "vor Verstecken denken. Licht!", dann sah er sich im Lager um.

Das Lager war voller Pappkartons. Kartons am Boden, Regale mit Kartons, Kartons überall. Auf einem der Kartons am Boden lagen zwei Ordner. An der Wand hingen Plakate mit kleinen Bildern.

Armin ging näher an die Plakate heran und erkannte, dass alle Plakate in Tabellenform gehalten waren. Jede Zeile enthielt das Bild eines Menschen links und das Bild eines voll entwickelten Pokémon in der Mitte. Manche Zeilen waren auf der rechten Seite in Handschrift abgehakt.

Die rechte obere Ecke jedes Plakats trug eine Art Logo, doch es war kein Gamma, sondern der Buchstabe 'M'. Dieser befand sich nie exakt an der gleichen Stelle, war jedoch zu gerade, um handschriftlich zu sein. Armin holte eine Lupe aus seiner Manteltasche. An den Unregelmäßigkeiten aus der Nähe erkannte er, dass es sich um einen Stempel handeln musste. Warum waren die Plakate mit einem 'M' abgestempelt? Gab es eine Verbindung zu der Person, die die beiden von Team Gamma erwähnt hatten?

Armin überflog die Tabellen mit den Augen. Nur einer der Menschen kam ihm bekannt vor: Milan. Neben ihm war ein Staraptor abgebildet, daneben war ein Haken.

Armin machte sich Notizen zu der Liste, dann wandte er sich den beiden Ordnern zu.
 

Die Ordner waren mit "Ein" und "Aus" beschriftet. Beide enthielten Tabellen mit Daten, Zahlenkombinationen, Pokémon und Namen. Im Ordner "Aus" waren zusätzlich Geldwerte gelistet.

Es gab zwei interessante Daten: Den Februar vor sechs Monaten, als Staraptor gestohlen wurden war und den 17. Juli, als das Bild von Yurenka in der Zeitung erschienen war.

Armin blätterte im Ordner "Ein" sechs Monate zurück und durchsuchte die Liste nach einem Staraptor. Tatsächlich fand er die Zeile "13.2. - 31415 - Staraptor - Candela".

Im Juni fand er im selben Ordner die Zeilen "17.6. - 31415 - Staraptor - R", " 17.6. - 00000 - S - R" und "17.6. - 00000 - Y - R".

'R'? Armin blätterte wieder zurück und fand dieselbe verdächtige Abkürzung noch einmal am 3. Januar mit dem Pokémon "F" und am 28. Februar mit dem Pokémon "S", beide mit der Zahl "00000".

Armin notierte die verdächtigen Zeilen aus "Ein", legte den Ordner weg und wandte sich dem nächsten zu. Die Pokémon "F" und "S" waren wenige Tage nach den Daten aus "Ein" ohne Preis mit dem Namen "Lab" gelistet. Zahlreiche andere Pokémon, alle voll entwickelt und die meisten vom Typ Normal, waren ebenfalls ohne Preis "R" zugeordnet – darunter auch Staraptor mit der Zahl "31415" und "S" mit "00000", beide am 10. Juni. Am 18. Juni wurde " Y" an "Lab" --
 

"Wen haben wir denn da? Ein neues Mitglied, das ich noch nicht kenne?"



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