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Crossroads

decisions are never easy
von

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Hogsmeade

Der Winter kam schneller als gedacht, ließ die Bäume all ihre Blätter verlieren und tauchte die Landschaft in glitzerndes Weiß. Weihnachten rückte näher und die Schüler diskutierten bereits darüber, ob sie in den Ferien in Hogwarts bleiben oder sie bei ihren Familien verbringen würden. Für Remus gab es da nicht viel zu überlegen; seine Eltern hatten die Sommerferien schon genug damit zu tun, ihn bei Vollmond wegzusperren. Diese Bürde würde er ihnen ersparen, auch wenn er sie natürlich vermisste und ihnen schreiben würde.

Außerdem wollte er ihnen ein Päckchen per Eulenpost schicken, weswegen er an diesem Wochenende mit seinen Freunden in Hogsmeade unterwegs war. Das angrenzende Dorf sah um die Weihnachtszeit immer besonders hübsch aus, so wie auch jetzt. Remus betrachtete die riesige Tanne die man auf dem Platz aufgestellt hatte und die mit silbernen, goldenen und roten Kugeln geschmückt war. An den Häusern waren Lichterketten angebracht worden und in der Nähe sang eine Gruppe von Kindern. Der kalte Wind ließ Remus frösteln und er schob die behandschuhten Hände in die Jackentaschen.

Dass Sirius nicht viel auf Weihnachten gab, konnte eigentlich jeder von ihnen nachvollziehen. Auch wenn ihr Freund mit seiner Familie abgeschlossen hatte, merkte man ihm durch seine schroffe Art an, dass ihm das Thema immer noch zusetzte. Vor allem wenn sie Regulus begegneten, der stets einen verletzenden Kommentar für seinen älteren Bruder übrig hatte. Aus der Sicht der Blacks war Sirius ein Verräter ihres reinen Blutes.

Es wunderte daher keinen, dass sich ihr Freund recht schnell abseilte, weil er wohl ein Date mit einem Mädchen aus Ravenclaw hatte.

„Verbringt er Weihnachten bei deinen Eltern?“, erkundigte sich Remus, als Sirius außer Sichtweite war.

James schüttelte langsam den Kopf, wirkte nachdenklich.

„Ich hab ihm gesagt, dass er bei meinen Eltern herzlich eingeladen ist, aber er meinte, er mache wohl schon genug Umstände. Hab ihm zwar gesagt, dass das Schwachsinn ist, aber na ja…du kennst ihn.“

Remus nickte, während Peter eine betroffene Miene machte.

„Also bleibt ihr beide hier?“

„Ja, sieht ganz so aus…“, erwiderte James und grinste dann. „Außerdem können wir dich und Wurmschwanz doch nicht zurücklassen!“

Ein Lächeln überflog Remus‘ Lippen, als er das hörte, doch plötzlich seufzte James schwer.

„Ich wünschte nur, Evans würde auch hier bleiben…das war das einzig Gute an ihrer Freundschaft mit Snape.“

Natürlich wusste Remus, was er meinte. Snape blieb jedes Jahr über die Ferien in Hogwarts, was vermuten ließ, dass er sich zuhause nicht besonders wohl fühlte. Lily war bislang ebenfalls geblieben und man hatte sie stets zusammen angetroffen. Remus wusste, dass Lilys Familie aus Muggeln bestand, doch sie betonte immer, dass sie sich sehr gut mit ihnen verstehen würde. Folglich blieb nur Snape als Grund und da sie sich zerstritten hatten, würde sie dieses Jahr wahrscheinlich Weihnachten bei ihrer Familie verbringen.

„Wer weiß…vielleicht überlegt sie es sich ja noch“, gab Remus zurück, doch James zuckte nur mit den Schultern.

„Na ja, kann man nichts machen. Egal, lasst uns endlich losgehen. Ich brauche noch ein Geschenk für meine Mom...und ich hab keine Ahnung, was ich ihr schenken soll.“
 

Tatsächlich beanspruchten ihre Einkäufe ziemlich viel Zeit, was vor allem an James lag, der sich nicht entscheiden konnte. Letztendlich hatte aber jeder von ihnen etwas gefunden. Für Remus war es nicht ganz so schwierig, da seine Mutter ein Muggel war und sich generell über alles Magische freute. Obwohl sie seit Jahren die Frau eines Zauberers und Mutter eines Werwolfs war, konnte sie sich immer wieder von neuem von Magie begeistern lassen. Remus liebte seine Mutter und auch seinen Vater…und es tat ihm leid, dass sie seinetwegen so viele Sorgen durchstehen mussten.

„Sieh mal, Krone! Ist das da hinten nicht Lily?“

Wurmschwanz‘ Ausruf ließ sie beide innehalten und er hörte James knurren.

„Nicht so laut, Wurmschwanz!“

„Tschuldigung…“, nuschelte der Kleinste von ihnen und wurde rot.

„Ja, ja…“, meinte James aber nur und winkte ab, die Augen unablässig auf Lilys roten Haarschopf, der unter ihrer Wollmütze hervorlugte, gerichtet.

Sie war allein, stand in der Nähe der Absperrung zur heulenden Hütte. Der Anblick ließ Remus innerlich aufstöhnen, denn der letzte Vollmond saß ihm noch in den Knochen. Es war eine Woche her und dennoch bangte ihm schon vor der nächsten Nacht. Zwar war es angenehmer geworden, seitdem seine Freunde bei ihm waren, doch die Verwandlung war und blieb trotzdem schmerzhaft. Er schüttelte den Gedanken ab und beobachtete, wie James die Schultern straffte und durch den Schnee auf sie zu stapfte.

Remus seufzte leise, ehe er ihm mit Peter folgte, um einen eventuellen Streit zu schlichten. Vielleicht konnte er James ja ein wenig helfen, damit Lily ihn nicht direkt davonjagte.

„Na Evans, so ganz allein unterwegs?“

Remus widerstand der Versuchung, sich die Hand ins Gesicht zu klatschen, nur schwer. Was sollte denn der Spruch? So wie er James kannte, war das seine Art, cool zu wirken, obwohl ihm bei ihrem Anblick mit Sicherheit die Knie weich wurden. Lily verengte ihre grünen Augen und funkelte ihn an.

„Es geht dich zwar nichts an, Potter, aber ich treffe mich hier mit Alice.“

„Hallo Lily“, begrüßte Remus sie freundlich, bevor sich James noch weiter reinreiten konnte.

Als sie ihn und Wurmschwanz erkannte, lächelte sie.

„Oh hallo Remus, hallo Peter…wo habt ihr denn Black gelassen?“, fügte sie ein wenig irritiert hinzu.

„Er wollte später dazu kommen“, umging Remus die Wahrheit, bevor James etwas sagen konnte.

Es wäre nicht besonders vorteilhaft gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass sich Sirius schon wieder mit einem anderen Mädchen traf. Anfang des Schuljahrs hatte er in den Gängen noch regelmäßig mit Florence Masons, einer hübschen Hufflepuff, geflirtet. Lily hätte dieses Verhalten bestimmt auf James projiziert, da die zwei beste Freunde waren. Dabei gab es schon seit einer ganzen Weile nur noch Lily in James Kopf.

Lily nickte verstehend, schaute dann wieder zu der heulenden Hütte.

„Ich hab mich gerade gefragt, was es wohl damit auf sich hat“, murmelte sie und Remus warf seinen Freunden hinter ihrem Rücken einen nervösen Blick zu. „Ich meine…mal ernsthaft! Es gibt genug Geister im Schloss…und sie sind einigermaßen harmlos.“

„Abgesehen vom blutigen Baron und Peeves“, entgegnete James schief grinsend.

„Ja…schon…aber mal ehrlich, diese Gerüchte um die Hütte…angeblich spuckt es dort auch erst seit fünf Jahren.“

Lily legte den Kopf schief, schien zu überlegen.

„Also seit wir auf der Schule sind“, schlussfolgerte sie und Remus wurde blass.

Das fehlte ihm gerade noch, wenn Lily da einen Zusammenhang zu seiner einmal monatlichen Krankheit sah. Bisher war es glücklicherweise noch niemandem aufgefallen – abgesehen von Snape.
 

„Machst du dir ernsthaft so viele Gedanken wegen dieser alten Hütte, Evans?“, meinte James nun und winkte ab. „Vielleicht hausen da drin ja finstere Kreaturen, die kleine, neugierige Mädchen fressen…“

„Sehr witzig, Potter“, murmelte Lily und klang genervt. „Mich wundert es ja, dass Black und du angeblich noch nie dort wart…ist doch sonst euer Hobby, die Schulregeln zu brechen.“

James zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht haben sogar wir Schiss vor dem, was in der Hütte lauert?“

„Oh, du überraschst mich, Potter…ich dachte, jemand wie du ist zu überheblich, um das Wort Angst auch nur zu kennen.“

Zwar klang Lily bissig, doch immerhin umspielte ein feines Lächeln ihre Lippen. Anscheinend meinte sie es nicht so ernst, was wohl auch James erkannte, der prompt darauf einging.

„Was du nicht alles über mich weißt, Evans…man könnte meinen, du interessierst dich für mich?“

„Das hättest du wohl gern, Potter.“

„Wo du es gerade erwähnst…“

Remus räusperte sich, bevor er gar nicht mehr zu Wort kam.

„Also dann, wir müssen noch ein paar Besorgungen machen, Wurmschwanz und ich…“, bemerkte er und stieß den Kleineren neben sich an.

Dieser zuckte zusammen, stand in der ersten Sekunde auf dem Schlauch.

„Aber wir…oh…oh ja, das stimmt! Wir haben noch viel vor!“

„Dann geht schon mal“, stieg James direkt drauf ein. „Ich warte hier noch mit Evans, bis Alice kommt.“

„Das ist nicht nötig, Potter“, murrte Lily genervt, doch James lächelte großmütig.

„Ach was, das mache ich doch gern!“

„Jaah…das habe ich befürchtet“, stöhnte sie und Remus lachte, ehe er die Hand zum Abschied hob.

„Wir warten im Drei Besen auf dich.“

Er hörte die beiden schon wieder diskutieren, als er mit Peter zurück Richtung Dorf ging. Aber nun ja, das war wohl normal bei ihnen. Zumindest schien Lily nicht mehr allzu wütend wegen der verlorenen Punkte zu sein – sie hatte es ihnen allen ziemlich lange nachgetragen.

„Moony?“

Er sah fragend zu Peter, der ihn soeben in seinen Gedanken unterbrochen hatte.

„Ähm…ich glaube, also…sieh mal da drüben!“

Remus hob eine Braue, als er sah, worauf Peter hinauswollte. Etwas abseits, zwischen den Bäumen stand eine dunkle Gestalt und lugte genau in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es war Snape, der dort in einem nicht sehr warm aussehenden Mantel stand und James und Lily zu beobachten schien. Als er bemerkte, dass sie ihn gesehen hatten, verdüsterte sich seine Miene noch mehr.

„Bestimmt hat er was vor!“, sagte Peter leise. „Wir sollten Krone warnen!“

Doch Remus schüttelte nur langsam den Kopf.

„Nein…ich glaube nicht, dass er irgendetwas gegen ihn plant.“

„Aber Moony! Es ist Schniefelus!“

Es war nicht so, dass Remus von Peter erwartet hätte, dass dieser anders als James und Sirius reagieren würde, dennoch fühlte er sich unwohl, als er ihn den gemeinen Spitznamen sagen hörte. Die Meinung seiner beiden Freunde hatte auch Peter geprägt und ganz Unrecht hatte dieser ja auch nicht; Snape hatte oft genug gegen James geschossen, vor allem wenn es um Lily ging.

„Wenn wir Krone Bescheid geben, wird er nur wütend und nachher bekriegen sie sich wieder. Lily hat grade wieder begonnen, mit ihm zu reden…das sollte er sich nicht kaputtmachen.“

„Aber…“

„Komm, wir gehen hin und sprechen ihn an“, schlug Remus vor, ohne jedoch die Antwort abzuwarten.

Er sah wirklich keinen Sinn darin, zu James zu rennen, wenn sie die Sache auch so klären konnten. Davon abgesehen, dass er ahnte, dass Snape wegen Lily hier war. So wie er sie immer ansah, ihr nachstellte, schienen sich James‘ geheime Befürchtungen zu bewahrheiten. Snape hegte definitiv Gefühle für Lily, die über Freundschaft hinausgingen.

„Nein, Moony! Es ist doch Snape! Er wird uns sofort wieder angreifen…und ich will nicht schon wieder blind sein!“, wimmerte Peter neben ihm auf und Remus runzelte die Stirn.

„Wir werden ihm keinen Grund dafür geben, Wurmschwanz.“

„Als ob der einen Grund bräuchte! Er ist ein gemeiner Kerl!“

Widersprechen konnte Remus da nicht, aber er hatte sich vorgenommen, guten Willen zu zeigen. Immerhin war seit ihrer Strafarbeit im verbotenen Wald nichts Gravierendes zwischen ihnen passiert. Die üblichen Sticheleien, ja, aber sonst verhielten sich beide Seiten relativ ruhig.
 

Allerdings bekam er Zweifel, ob Peter nicht doch Recht hatte, als sie dem Slytherin näher kamen. Dieser zückte nämlich seinen Zauberstab, kaum dass sie in Reichweite kamen. Finster blitzten die schwarzen Augen in ihre Richtung und Peter huschte sofort hinter ihn, schien tatsächlich Angst vor Snape zu haben.

„Verschwindet!“, fauchte er ihnen entgegen.

Remus seufzte innerlich; das fing ja gut an.

„Hallo Snape“, begrüßte er ihn höflich, sah kurz auf den erhobenen Zauberstab seines Gegenübers. „Wartest du hier auf Lily?“

Die schwarzen Augen flackerten flüchtig zu den beiden Personen in der Ferne, dann richteten sie sich wieder auf Remus, der freundlich lächelte. Er hatte bewusst nicht hinterher schleichen gesagt, doch für Snape machte das anscheinend keinen Unterschied.

„Das geht dich absolut nichts an, Lupin…und deinen feigen Freund auch nicht!“

Peter japste auf, lugte nun hinter seinem Rücken hervor und sandte Snape einen beleidigten Blick.

„Du bist selber feige, Schniefel- ah!“

Als Snape drohend die Stabhand hob, huschte Peter mit einem Aufschrei wieder hinter ihn. Remus schüttelte seufzend den Kopf, kommentierte das aber nicht.

„Lily trifft sich gleich mit Alice…James wartet nur, bis sie da ist“, teilte er ihm stattdessen mit. „Wir sind gerade auf dem Weg ins Drei Besen…komm doch mit.“

Peter schnappte hinter ihm nach Luft.

„Moony! Bist du übergeschnappt?! Frag den doch nicht!“, fiepte er entsetzt. „Wenn uns jemand mit ihm sieht…“

Die Verwirrung, die Snape im ersten Moment ins Gesicht geschrieben stand, wandelte sich nun in kalte Abscheu. Remus bedauerte es…ebenso wie er bedauerte, dass Peter so dachte. Von James und Sirius war er solch ein Verhalten ja gewohnt, aber gerade der Kleinste von ihnen musste doch wissen, wie man sich in so einer Situation fühlte. Oft genug lästerten andere Schüler über Peter und es war dessen Glück, dass er Freunde wie sie hatte, die für ihn einstanden. Wer stand für Snape ein? Gut, er war kein netter Kerl und Remus fragte ihn sicher nicht, weil er ihm sympathisch war…aber er wollte diese Fehde zwischen ihnen nicht noch weiter anheizen.

„Ja, Lupin“, schnarrte Snape gehässig. „Nicht auszudenken, wenn euch jemand mit mir sieht…wie kommst du überhaupt auf die irrsinnige Idee, ich könnte auch nur eine Sekunde darüber nachdenken, mich freiwillig in eurer Nähe aufzuhalten?“

Remus musterte ihn kurz, dann zuckte er beiläufig mit den Schultern.

„Nun…du siehst aus, als ob du frierst. Im Drei Besen ist es warm.“

Die Antwort war so lapidar, dass es Snape wohl die Sprache verschlug. Dieser starrte ihn mittlerweile an, als hielte er ihn für geistesgestört.

„Ist das ein Trick?“, zischte er, als er sich wieder gefasst hatte. „Wenn Black oder Potter irgendwas damit zu-“

„Meine Güte, Snape“, fiel ihm Remus entnervt ins Wort. „Keiner meiner Freunde hat etwas damit zu tun und ich habe auch keine Hintergedanken. Es ist nur ein Angebot…und es ist in Ordnung, wenn du es ausschlägst.“

Stille. Während Snape ihn weiterhin misstrauisch anfunkelte, konnte er Peters fassungslosen Blick in seinem Rücken spüren. Begriff er denn nicht, dass sie auch James einen Gefallen tun würden, wenn Snape von hier verschwand? Dieser ließ den Stab langsam sinken, auch wenn er nicht überzeugt aussah.

„Du könntest aber auch zusagen und dich bei einem Butterbier aufwärmen“, wiederholte er noch einmal und sah, wie Snape überlegte.

Wie lange er hier wohl schon stand und Lily beobachtete? Ein paar Schneeflocken schmolzen in seinen Haaren, die ihm wie zwei schwarze Vorhänge um sein Gesicht hingen. Remus stellte abermals fest, dass seine Kleidung ziemlich dünn aussah…aber vielleicht hatte er ja einen Zauber gegen die Kälte gewirkt.

„Na schön“, knurrte Snape schließlich und schob seinen Stab zurück in den Umhang. „Ich wollte später sowieso dorthin. Das hat also nichts mit euch zu tun!“

Remus blinzelte, als er diese Behauptung hörte – das war doch jede Wette eine Lüge. Aber gut, sollte er ihnen das ruhig weißzumachen versuchen. Anstatt etwas dagegen zu sagen, lächelte er zufrieden.

„Das trifft sich ja dann gut“, erwiderte er nur und wandte sich um.

Peter starrte ihn immer noch an, als sei er nicht ganz dicht, doch er reagierte darauf gar nicht. Seine einzige Befürchtung war, dass es eskalieren würde, wenn James dazu kam. Aber vielleicht war Snape dann auch schon wieder gegangen…er verdrängte also seine Sorge und ging mit den beiden los.
 

Im Drei Besen war es tatsächlich angenehm warm, was Remus eindeutig mehr behagte als die Kälte. Er schauderte wohlig, ehe er sich kurz umsah. Es war viel los, aber das war kein Wunder um diese Zeit. Ein paar wenige Tische waren aber noch frei, an den besetzten saßen auch ein paar bekannte Gesichter. Remus nickte einer Vertrauensschülerin aus Hufflepuff flüchtig zu, als diese ihm zuwinkte. Dann stutzte er, denn Snape hatte sich an ihm vorbeigeschoben und steuerte auf einen Tisch in der hintersten Ecke zu. Vielleicht wollte er nicht gesehen werden…er tauschte einen Blick mit Peter, der auf seiner Unterlippe kaute.

„Das ist keine gute Idee“, betonte er noch mal und Remus seufzte.

„Was stört dich an ihm?“

„…alles? Du kennst ihn doch…er ist ein schwarzmagischer, fetth-“

„Das sind nicht deine Worte, Wurmschwanz“, ermahnte er den anderen, woraufhin dieser rot wurde.

„Ja, aber…aber jeder weiß es…und jeder sagt es, Moony…“, verteidigte er sich schwach.

„Er hat mir im Wald das Leben gerettet“, erwiderte Remus ruhig. „Und meinen Knöchel soweit geheilt, dass ich wieder laufen konnte…und das mit dem Zentauren ist auch die Wahrheit. Er ist kein netter Kerl, aber er ist auch kein Monster, Wurmschwanz.“

„Hm…ja, vielleicht…“, kam es gezwungen von seinem Freund.

„Jetzt komm schon!“

Er klapste ihm gegen die Schulter und ging dann hinüber zu Snape, der sie beide missgelaunt anblickte. Er hatte den Mantel abgelegt, saß nun in seinem Umhang dort und Remus nahm wahr, wie ihm ein paar Tropfen aus den feuchten Haaren perlten.

„Ich habe nie gesagt, dass ich mit euch am selben Tisch sitzen will“, murrte er, doch Remus schmunzelte darüber nur.

„Tja, da hast du wohl leider Pech gehabt, Snape…denn wir bleiben hier.“

Er hängte seinen eigenen Mantel über die Stuhllehne und lächelte dann Madam Rosmerta zu, die soeben in ihre Richtung geschwebt kam.

„Na, Jungs?“, fragte sie freundlich. „Was darf ich euch bringen?“

Ihr Blick schweifte in die Runde und Remus räusperte sich.

„Drei Butterbier, bitte.“

„Kommt sofort!“

Sie zwinkerte ihm zu, ehe sie mit wehenden Locken davon schritt. Remus konnte gut verstehen, warum die Frau einigen Männern den Kopf verdrehte. Vermutlich wusste Rosmerta sehr genau um ihre Wirkung, so selbstbewusst, wie sie stets auftrat. Er sah zu Snape, der den Blick jedoch abgewandt hatte und nachdenklich wirkte. Sicher dachte er an Lily…ob sie immer noch dort mit James stand? Es musste Snape ja ordentlich erwischt haben, wenn er ihr immer noch nachlief. Sie sprachen ja nicht mal mehr miteinander und Lily hatte deutlich gemacht, dass sie ihm nicht verzeihen würde.

Wobei, als sie die Geschichte vom verbotenen Wald zufällig mitbekommen hatte, hatte sie gar nicht so desinteressiert gewirkt. Vielleicht hatte er sich damit ja ein Stück weit bei Snape revanchiert.

Er blickte auf, als das Butterbier gebracht wurde und nachdem Peter seines bezahlt hatte, zückte er seinen Geldbeutel.

„Ich zahle die anderen beiden.“

„Na, mir soll’s recht sein“, entgegnete Rosmerta lächelnd und nahm das Geld entgegen, bevor sie wieder zum Tresen verschwand.

Snape schien jedoch nicht besonders dankbar dafür, dass er für ihn gezahlt hatte.

„Ich brauche deine Almosen nicht!“, fauchte er ihn an und Remus sah ihn irritiert an.

„Almosen?“

„Du hast mich schon verstanden, Lupin!“

„…ich wollte mich eigentlich damit bedanken“, brummte er und schob ihm das Glas zu. „Für die Sache im Wald. Ich schulde dir etwas.“

Damit hatte Snape wohl gar nicht gerechnet, denn nun blickte er ihn verdutzt an. Skeptisch sah er zu seinem Getränk, so als befürchtete er eine böse Überraschung. Remus fragte sich allmählich, wie sehr die Fehde mit seinen Freunden den Slytherin geprägt haben mochte, wenn der hinter jeder Aktion eine Falle vermutete. Zu seiner Schande musste er sich eingestehen, dass er in der Vergangenheit zu oft weggesehen hatte.

„Von mir aus“, hörte er Snape genervt sagen und sah zu, wie dieser nach dem Butterbier griff.

Peter schnaubte leise.

„Du könntest dich ruhig mal bedanken, Snape“, nuschelte er in sein Glas, verstummte aber unter dem tödlichen Blick.

Wortlos begann Snape zu trinken und Remus lehnte sich zurück. Er wollte sich jetzt gar nicht anfeinden. Da war es besser, sie blieben stumm hier sitzen und warteten, bis sie ihre Zehen wieder spüren konnten. Abermals ließ er den Blick schweifen, nickte dem ein oder anderen zu.

Wenn er so darüber nachdachte, hatte er Snape bisher immer nur mit Lily hier sitzen sehen. Seit dem letzten Jahr dann gar nicht mehr. War sie wirklich seine einzige Freundin gewesen? Was war mit den Leuten aus seinem Haus? Manchmal hatte er mit Avery und Mulciber zusammengesessen…aber auch das schien nicht mehr der Fall zu sein. Vielleicht war es besser so, denn die zwei hatten einen noch schlechteren Ruf als Snape selbst.
 

„Bleibst du die Winterferien über in Hogwarts?“

Snape drehte den Kopf nur langsam in seine Richtung, so als sei er nicht sicher, ob er überhaupt angesprochen worden war.

„Ich wüsste zwar nicht, was es dich anginge, Lupin…aber ja. Ich bleibe.“

Na, das war doch fast eine normale Antwort, wenn man von Snapes Maßstab ausging. Peter rutschte neben ihm auf seinem Stuhl herum, doch er ignorierte ihn.

„Du bleibst jedes Jahr hier oder?“, erkundigte er sich und Snape schnaubte.

„Du doch auch“, entgegnete er flapsig.

Remus lächelte schwach.

„Ich will meiner Familie über die Feiertage etwas Ruhe gönnen.“

Erkenntnis blitzte ihn Snapes Augen auf und er nickte zögernd, so als überlegte er, ob er nicht noch eine gemeine Bemerkung fallen lassen sollte. Zu Remus‘ Verwunderung tat er es nicht.

„Warum fährst du nicht nach Hause, Snape?“, brummte Peter neben ihm. „Wollen deine Eltern dich nicht sehen?“

Remus blinzelte, war solche Reden von dem anderen nicht gewohnt. Normalerweise stand er immer hinter James und Sirius zurück, stimmte ihnen auch eher im Stillen zu, anstatt auf deren Späße einzusteigen. Dann erinnerte er sich jedoch daran, was Snape über Sirius‘ Familie gesagt hatte…anscheinend wollte Peter jetzt zurückschlagen. Er selbst wusste nicht, was er davon halten sollte, doch der Reaktion nach zu urteilen, hatte sein Freund einen Nerv getroffen.

Snapes soeben noch gewohnt miesepetrige Miene hatte sich zu einer Maske blanken Hasses verzerrt. Remus widerstand der Versuchung, nach seinem Stab zu greifen, nur schwer, denn es alarmierte ihn, den Slytherin so zu sehen.

Doch gerade als dieser den Mund aufmachen wollte, um sein eigenes Gift zu versprühen, wurde die Tür aufgestoßen und ein gut gelaunter Sirius kam hinein, ein brünettes Mädchen im Arm haltend. Natürlich sah er sie sofort und hob die Hand zum Gruß, ehe er direkt auf sie zukam.

„Hey! So ein Zufall, ich wollte gerade…was macht der hier?“

Die Abneigung hätte nicht deutlicher in seiner Stimme liegen können und auch Snape spannte sich an. Das war ganz und gar nicht gut…

„Ich hab ihn eingeladen“, erwiderte Remus leise.

„Was?! Bist du bekloppt?!“

„Schrei nicht so rum…“

„Ich hab gleich gesagt, dass es nicht gut wäre…“

„Ich setz mich nicht mit dem an einen Tisch! Der soll verschwinden!“, grollte Sirius und seine Verabredung sah irritiert vom einen zum anderen.

Snape machte es ihnen leicht, denn er stand so ruckartig auf, dass sein Stuhl laut über den Boden schabte, zog in der gleichen Bewegung seinen Mantel von der Lehne.

„Keine Sorge, Black“, spie er aus. „Allein im selben Raum mit dir zu sein, ist eine Zumutung für mich.“

„Deine Existenz ist eine Zumutung!“, knirschte Sirius ebenso hasserfüllt und sie starrten einander an.

„Zumindest verschwende ich meine Existenz nicht…im Gegensatz zu dir…“

Ein verächtlicher Blick traf das Mädchen an Sirius‘ Seite, welches scharf die Luft einsog, wohingegen Sirius rot vor Wut wurde.
 

„Verschwinde, bevor ich dir deinen Riesenzinken breche!“

„Deine primitiven Drohungen schüchtern mich nicht ein, Black.“

„Ich warne dich…“

„Nun ist es aber genug!“, mischte sich da jemand weiteres ein und Remus erkannte Madam Rosmerta.

Die hübsche Wirtin hatte die Hände in die Seiten gestemmt und sah sie streng an.

„In meinem Pub wird nicht gestritten! Benehmt euch oder ich werfe euch raus!“

Snape gab ein Schnauben von sich, das deutlich machte, wie egal ihm ihre Worte waren.

„Ich wollte sowieso gehen!“, zischte er und Remus zuckte unter seinem kalten Blick zusammen.

So hatte das nicht laufen sollen, doch es war zu spät, um einen Schlichtungsversuch zu unternehmen. Snape fuhr herum und rauschte zur Tür – durch welche James gerade spazierte. Dieser sah empört auf, als ihn der Slytherin grob zur Seite schubste, ehe er aus dem Pub stürmte.

„Was hat der denn?“, fragte ihr Freund, nachdem er sich zu ihnen gesetzt hatte.

„Frag am besten Moony, warum er den Fettfleck eingeladen hat…“, erwiderte Sirius, der sich zurückgelehnt hatte und sich nicht mal die Mühe machte, seine neue Freundin vorzustellen.

„Was?!“, kam es von James und er starrte ihn an.

„Ich wusste, dass es eine ganz schlechte Idee war“, nuschelte Peter und sah nervös zwischen ihnen hin und her.

Remus zuckte mit den Schultern, sah in sein Butterbier.

„Er hat mir geholfen…und ich wollte mich eben revanchieren.“

Sirius machte ein abwertendes Geräusch.

„Als ob er das aus reiner Herzensgüte getan hätte, Moony…sei nicht so naiv!“

„Da hat Tatze Recht…pass bei Snape besser auf“, stimmte James seinem besten Freund ernst zu, der sich natürlich dadurch erst recht bestätigt fühlte.

„Ich habe nicht vor, mich mit ihm anzufreunden“, murmelte Remus, der eigentlich bereits genug von dem Gespräch hatte. „Ich habe ihm nur ein Butterbier ausgegeben und-“

„Und wir haben gesehen, wie er Lily nachspioniert hat!“, wandte Peter hastig ein, wofür Remus ihn stumm verfluchte.

„Was hat er getan?!“

Natürlich war James nun wieder richtig in Fahrt und Sirius schloss sich direkt an, über den Slytherin zu schimpfen. Nun, zumindest ließen sie ihn jetzt in Ruhe. Remus wollte sich auch nicht weiter erklären müssen. Es war keine große Sache gewesen…doch seine Freunde machten ein Problem draus. Sollte er versuchen, sich Gehör zu verschaffen? Nein…sie würden ihn sowieso überstimmen, egal, was er sagte.

Manchmal war es ziemlich frustrierend mit den dreien…aber die meiste Zeit über waren sie die besten Freunde, die man sich wünschen konnte. Und es war das, was für Remus zählte…und der Grund dafür, dass er sie reden ließ, obwohl er nicht ihrer Meinung war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  V-Lynn
2015-11-22T22:22:32+00:00 22.11.2015 23:22
hey:)
ich habs mir gerade durchgelesen. ich bin mal wieder fasziniert von deinem schreibstil. mach weiter so.
lg
Von:  Soichiro
2015-11-12T12:52:47+00:00 12.11.2015 13:52
Hey ^-^
Hab vor drei Tagen mit deiner FF angefangen und seit dem musste ich einfach weiterlesen, sobald ich mal eine ruhige Minute hatte ( nun gut, ab und an hab ich mir auch einfach eine freie Minute gemacht, auch wenn ich die eigentlich nicht hatte...ich musste eben wissen wie es weitergeht xD)
Es macht wirklich sehr viel Spaß diese Geschichte zu lesen und du triffst die einzelnen Charaktere sehr gut!
Ganz besonders gut gefallen mir immer wieder die Szenen mit Snape und Lily. In diesen Szenen schaffst du es immer ganz deutlich zu beschreiben was die Zwei verbindet und wie sehr Snape unter all dem leidet was vorgefallen war!
Und ich liebe, liebe, liebe es wie du Sirius darstellst...genauso muss man ihn sich einfach vorstellen, wenn man sich ihn als Teenager vorstellt!

Die Momente zwischen Remus und Snape bringen einen wirklich oft zu schmunzeln. Es ist wirklich beachtlich wie geduldig Remus ist und immer wieder versucht normal mit Snape umzugehen. Ja und Snape ist manchmal fast schon niedlich, wenn er partout versucht gemein zu Remus zu sein. Er ist und bleibt eben ein Sturkopf xD

Wie du hier deutlich lesen kannst, bin ich mal wieder super begeistert von deiner Story und werde sie in Zukunft zu gern weiterlesen

glg Soichiro ^-^
Von: Lichtregen
2015-10-22T14:02:48+00:00 22.10.2015 16:02
Eine schöne Atmosphäre, die du am Anfang aufgebaut hast. Die singenden Kinder, der geschmückte Tannenbaum… Da bekommt man selbst im Sommer schon fast wieder Sehnsucht nach Weihnachten. xD Wie die Rumtreiber, Lily und Snape Weihnachten verbringen, hast du gut in die Geschichte eingebunden. Da tut einem Snape ja fast schon wieder leid. ;) Hihi, und Sirius ist mal wieder der Weiberheld. xD
Oh Mann, und James kommt sofort wieder mit so einem Macho-Spruch um die Ecke. Er lernt es aber auch einfach nicht. xD Ich finde es ja schon gemein von Lily, dass sie Remus und Peter mit Vornamen anspricht, nicht aber Sirius und James. Voll diskriminierend. ;P Das Wortgefecht zwischen den beiden war auch sehr interessant. Lilys bissige Kommentare, auf die James aber gut kontert. Und ihre scharfsinnigen Beobachtungen, was die Hütte anbelangt. Da kann man schon verstehen, dass Remus ins Schwitzen kommt. ;)
Snape, der Stalker. xD Echt gruselig, wie er immer in der Nähe der Rumtreiber (und zufällig Lily ;D) ist. Peter gefällt mir auch immer weniger. Der feige Mitläufer, der einfach nur nachplappert, was James und Sirius sagen. Wie kann er sich erdreisten, Snape Schniefelus zu nennen, wenn er sich selbst Wurmschwanz nennt???
Lupin versucht es aber auch immer wieder, mit Snape „anzubändeln“. Und dieser lässt sich aufgrund seiner fundierten Argumentation darauf ein! Damit würde man im ersten Moment ja gar nicht rechnen. Und dann ist Remus noch ganz der Gentleman und lädt seine „Herzensdame“ zu einem Butterbier ein… natürlich nur aus Dankbarkeit, aber das Klischee finde ich so amüsant. :)
Snape hat ja sogar halbwegs normal auf Lupins Frage geantwortet, ein Wunder! Sogar auf eine dumme Bemerkung verzichtet, als er begreift, warum Lupin über Weihnachten nicht nach Hause fährt. Es gibt ja doch noch Hoffnung. :) Die Peter aber sogleich wieder zunichtemacht… *seufz* Verübeln kann man ihm den Konter aber nicht, auch wenn ich ebenso überrascht war wie Lupin, dass er überhaupt selbst was sagt. Wie gesagt, Wunder passieren immer wieder. xD
Die ganze Sache musste natürlich eskalieren. ;) Gerade Sirius ist da wirklich nicht einfach… Wie das dann wohl in Zukunft werden wird, je öfter sie alle miteinander zu tun bekommen? Ich freu mich jedenfalls auf den neuen Abschnitt in der FF, die ja durch die Ereignisse im verbotenen Wald und den Zeitsprung eine große Wendung bekommen hat. Zumindest für Snapes Verhältnisse. ;)


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