Zum Inhalt der Seite

Stolz und Vorurteil

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Kampf

5. Der Kampf
 

Sicht Haldir:

Viele Wochen zogen in das Land. Wochen, in denen ich meinen Vorsatz, Prinz Legolas zu vergessen, nicht im geringsten umsetzen konnte. Immer wieder glitten meine Gedanken ab zu ihm und ich musste schmerzlich erkennen, dass das vermutlich auch so bleiben würde.

An diesem folgenschweren Tag, an dem meine Herrin mich zu sich rief, ahnte ich noch nicht, dass ich ihn recht bald wiedersehen sollte.
 

„Hauptmann Haldir, ich bitte Euch, nach Helms Klamm zu ziehen und dem König beizustehen. Verliert keine Zeit und brecht sofort auf, denn König Theoden steht allein gegen eine Übermacht von Orks. Nehmt so viele Soldaten mit, wie wir hier entbehren können“ hörte ich meine Herrin Galadriel sprechen.

Ich verbeugte mich und eilte los. Auf unserem Weg dorthin dachte ich darüber nach, seit wann es wieder üblich war, dass Elben und Menschen Seite an Seite kämpften. Da es jedoch nicht an mir lag, dies in Frage zu stellen, tat ich gehorsam das, was mir befohlen.

Es war zur Mittagsstunde, als die Burg in Sichtweite kam. Ich befahl einem meiner Soldaten, in das Horn Lothloriens zu blasen, um unsere Ankunft anzukündigen. Das Tor öffnete sich und wir schritten hindurch. Ich sah, die vielen Menschen, die sich verängstigt und mutlos gegen die Mauern der Burg drückten und ich sah Erleichterung und Hoffnung in ihren Augen, als ich mit dreihundert meiner tapfersten Krieger vorüber zog.

Am innersten Ring der Burg angekommen, trat mir König Theoden entgegen und ich konnte beinahe fassungsloses Erstaunen in seinen weisen Augen sehen. „Wie ist das möglich?“ sprach er.

Ich sagte: „Einst gab es ein Bündnis zwischen Elben und Menschen und wir kämpften und starben Seite an Seite. Dies Bündnis wird nun erneuert!“

Der König verneigte sich ehrfurchtsvoll und in großer Dankbarkeit vor mir. Gerade wollte ich mich zu meinen Soldaten umdrehen, als Aragorn, der Zwerg und Prinz Legolas aus dem Tor auf mich zu stürmten. Aragorn erreichte mich zuerst.

„Mae govannen, Haldir. Ihr seid wahrlich willkommen“ sagte er zu mir und riss mich in eine Umarmung. Ich erstarrte unter dieser ungewohnten Begrüßung, erwiderte sie aber mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen, da seine unbändige Freude und Erleichterung auf mich übersprang.

Dann trat der Prinz auf mich zu und lächelte mich stolz an. Ich blickte ihm in die Augen und er legte mir seine Hand auf die Schulter. „Hauptmann, es ist wunderschön Euch wiederzusehen...auch, wenn ich gehofft hätte, es wäre unter anderen Umständen gewesen“.

Als ich es ihm gleich tat und meine Hand auf seine Schulter legte, begann sofort meine Haut zu kribbeln und ich nahm sie schnell wieder weg.

Er sagte: „Eine Übermacht an Orks ist auf dem Weg zu uns“.

„Wann werden sie hier sein“ fragte ich. Er erwiderte „im Morgengrauen“.
 

Wir begaben uns in die Burg, um unsere Taktik für die Schlacht zu besprechen. Dies dauerte den ganzen Nachmittag. Ich beobachtete die vielen Menschen, die meines Erachtens nach überhaupt nicht für die Schlacht geeignet waren, da sie entweder zu jung waren oder zu alt. Ich konnte förmlich spüren, dass sie große Angst hatten. Plötzlich hörte ich lautes Lachen und drehte mich in die Richtung aus der es kam. Ungläubig sah ich zu, wie der Prinz lauthals mit dem Zwerg scherzte. Der Zwerg hatte ein viel zu langes Kettenhemd an und stolperte damit um einen Tisch herum. Legolas folgte ihm und fing ihn in seinen Armen auf. Dann hörte ich sie wieder lachen. Wie überaus seltsam, dachte ich. Irgendetwas musste der Zwerg an sich haben, da der Prinz ihm so sehr in Freundschaft zugetan war. Der Blick des Prinzen traf meinen und er zwinkerte mir zu. Ich sah ihn kühl und gleichgültig an und er verdrehte die Augen.

Am Abend zog ich mich in den großen Gebetsraum der Burg zurück, um mich in Stille auf den Kampf vorzubereiten.
 

Sicht Legolas:

Ihr seid wohl zu so etwas, wie Fröhlichkeit und Scherz nicht in der Lage...dachte ich mir, als ich den frostigen Blick des Hauptmannes sah. Trotz der bevorstehenden Schlacht musste man ja nicht in Trauer und Hoffnungslosigkeit versinken!

Nun war es also bald soweit. Ich hatte das Empfinden, schon jetzt die strammen und lauten Schritte der marschierenden Orks zu hören. Ich seufzte und mein Blick suchte erneut den Hauptmann. Es war unsagbar beruhigend für mich, ihn in unserer Nähe zu wissen.

Als sich meine Augen auf seine große Gestalt legten, sah ich, dass er sich in den Gebetsraum zurückzog. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Er bereitete sich auf den Kampf vor. Ich hatte das dringende Bedürfnis jetzt an seiner Seite zu bleiben und folgte ihm lautlos. Leise öffnete ich die Tür und sah ihn mit geschlossenen Augen auf dem Boden sitzen. Jetzt blickte er mich fragend an.

„Gestattet Ihr, Hauptmann, dass ich es Euch gleich tue?“

Überrascht sah er mich an und dann nickte er leicht. Ich setzte mich neben ihn und schloss ebenfalls die Augen. So verbrachten wir still die halbe Nacht. Plötzlich erhob er sich und sagte: „Lasst uns zu Bett gehen, mein Prinz. Die Nacht ist kurz“. Dann verneigte er sich vor mir in stiller Dankbarkeit dafür, dass ich die schweren Stunden vor der Schlacht mit ihm geteilt hatte und ging.
 

Sicht Haldir:

So standen wir also auf den Zinnen der Burg und blickten auf tausende von Orks, die uns lärmend und Furcht einflößend entgegenkamen. Immer näher kamen sie. Man konnte schon fast ihren stinkenden Atem riechen. Angewidert sah ich zur Seite und blickte auf die unzähligen Reihen meiner tapferen Soldaten. Ruhig und bestimmt sprach ich auf sie ein. Am anderen Ende sprach Aragorn mit den Menschenkriegern. Der Prinz hatte seinen Kopf zu mir gewandt und sah mich starr an. Keine Furcht konnte ich in seinen Augen sehen. Sie strahlten vor Mut und Stärke. Gleichzeitig vernahm ich die wütenden und barbarischen Schlachtrufe des Zwergen, der neben Legolas stand und wild seine Streitaxt schwang.
 

Es begann...der erste Pfeil kam geflogen. Ich befahl meinen Männern zu erwidern und hunderte Elbenpfeile zischten durch die Luft. Immer und immer wieder. Wütendes Gebrüll lag in der Luft. Dann sah ich, wie Orks auf ihren Leitern über die Zinnen gestürmt kamen und zog mein Schwert. Mit gespannten Muskeln warf ich mich dem ersten Ork entgegen und brachte ihn zu Fall. Weitere folgten. Wir kämpften, wie die Besessenen um unser aller Leben. Ich rannte eine Treppe nach unten und warf mich wütend in ein Gewirr aus Orks. Als ich sie alle erlegt hatte und meinen Blick hob, sah ich den Prinzen, wie er auf einem Schild unter seinen Füßen, die Treppe hinab sauste, die ich zuvor genommen hatte. In diesen wenigen Sekunden zischten mindestens 10 Pfeile aus seinem Bogen.

Oh BITTE...dachte ich beinahe amüsiert. Dieses theatralische Auftreten passte zu ihm, wie das Licht zu einem Elben. Unten angekommen stürzte er mir fast in die Arme und blieb dann ruckartig und gekonnt ein paar Zentimeter vor mir stehen.

Er grinste mich an: „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich beinahe denken, ich hätte Euch beeindruckt“.

„Träumt weiter“ erwiderte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Selbst in der Schlacht machte er noch Witze, dachte ich empört.

Zornige Orks kamen auf uns zugestürmt und brüllten laut. Ich warf mich ihnen entgegen und schleuderte wild mein Schwert um mich. Da spürte ich plötzlich, wie der Boden unter meinen Füßen erzitterte. Ich erstarrte. Das konnte nur eines bedeuten...die Orks hatten es geschafft, die Mauern der Burg zu sprengen. Aragorn rief dem Prinzen etwas zu und sie stürmten die Treppen nach unten.

Ich zog mich in eine dunkle Ecke zurück und atmete schwer. Mein Blick fiel auf die vielen toten Elben und Menschen, die am Boden lagen und ich wurde von Trauer erfasst, als ich daran dachte, wie viele Frauen und Kinder vergebens auf die Rückkehr dieser Männer warteten.

Da drang plötzlich ein markerschütternder dunkler Schrei an mein Ohr: „HALDIR!!!“

Ich erkannte die Stimme des Zwergen und sauste herum. Vor mir stand ein riesiger Uruk-Hai und schwang seine Axt in Richtung meines Kopfes. Erstarrt, erwartete ich meinen Tod.

Millimeter von meinem Kopf entfernt, sauste die Streitaxt des Zwergen zwischen uns und wehrte den Hieb ab. Der Uruk-Hai schrie wütend und schleuderte den Zwerg von sich. Dann drehte er sich in die Richtung, in die der Zwerg flog. Ich warf mich von hinten auf ihn und bohrte ihm mein Schwert durch den Körper. Röchelnd und sterbend fiel er zu Boden. Dann zog ich den Zwerg auf die Beine und wir kämpften Seite an Seite gegen eine Übermacht, die nicht versiegen wollte.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück