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The distance between us

Byakuya x Renji
von

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Too Many Captains Spoil the Plan

Renji saß auf den Stufen vor der Veranda und überblickte das Trainingsgelände der 11. Einheit. Dabei fummelte er an einem Krug Sake herum. Zuviel ging in seinem Kopf vor, als dass er die Party wirklich genießen konnte, welche gerade in vollem Gange war. Ein sehr betrunkene Ikkaku Madarame versuchte gerade seinen Glückstanz Kommandant Zaraki und anderen beizubringen. Dies wurde aufgrund der Tatsache, dass Ikkaku sich wohl nicht mehr an die Schrittreihenfolge erinnern konnte und stattdessen einfach andere Figuren machte, nur um zu sehen, ob der Kommandant es ihm gleichtat, nur noch komischer.
 

Ein Ächzen war die einzige Warnung, bevor Kommandant Kyōraku sich neben ihn niederließ und seinen Kopf auf Renjis Schoß bettete. "Hallo, Herr Renji.", sagte er und grinste Renji breit ins Gesicht. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich deine Beine als Kissen nutzen."
 

Renji war wie immer von der Menge an Haaren Kyōrakus überrascht. Lange, dicke Locken braunen Haars quollen überall hervor, kaum von seinem Pferdeschwanz gehalten. Zudem war der Typ einfach nur ein Bär. Er war nie glatt rasiert und er hatte Haare auf der Brust, seinen Armen... einfach überall! Wie immer trug er auch heute seinen höchst lächerlichen und mädchenhaften pinken Kimono über seinen Kommandanten-Haori.
 

Seine Frage jedoch, konnte Renji nur mit einem Schulterzucken beantworten. Er hatte kein Problem damit, die Ruhestätte von jemandes Kopf zu sein. Zum Teufel, das war die erste Interaktion, die ihm in den letzten Tagen zu Teil wurde.
 

"Du scheinst heute besonders mürrisch zu sein. Ich hatte nie geglaubt, dass du der Typ bist, der betrunken traurig wird. Aggressiv, ja; traurig, nein.", sprach Kyōraku. "Gibt es einen Grund dafür, dass du hier bist und nicht in den schönen seidenen Laken der 6. Kompanie, mit dem noch schöneren Kommandanten, steckst?"
 

Renjis Augenbrauen hoben sich einen Moment überrascht. Er dachte daran, diese Schlussfolgerung zu leugnen, doch der Ausdruck auf dem Gesicht des Anderen verriet echte Sorge. Renji zuckte erneut mit den Achseln und seufzte dann lang. "Er möchte mich noch nicht einmal anschauen. Ich möchte, dass er mich nimmt und er schaut mich noch nicht einmal an."
 

"Oh. Das ist ein Problem.", gestand Kyōraku. "Ich vermute, Herr Byakuya weiß von deinen Wünschen? Um ehrlich zu sein, dachte ich, ihr hättet bereits die Anfangsphase überwunden. Habe ich dich nicht die Tage in seinem Schlafzimmer vorgefunden?"
 

"Jap.", war Renjis Antwort, während er noch einen weiteren tiefen Zug aus dem Krug nahm.
 

Der Braunhaarige schien wirklich ernsthaft darüber nachzudenken. Er kratze sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. "Verstehe ich es richtig, dass es nach eurer anfänglichen Liebelei zur raschen Abkühlung kam?"
 

"Wa..as?", so angetrunken wir Renji war, hatte er keine Möglichkeit, dem Anderen zu folgen.
 

"Ihr hattet einmal Sex und nun redet er nicht mehr mit dir, richtig?"
 

"Ja.", Renji nickte zur Bestätigung. Er war bereits so angetrunken, dass er seinen Reflex nicht unterdrücken konnte, durch Kyōrakus Haar zu fahren. Abwesend wickelte er sich eine weiche Locke um den Finger. Was war das nur mit diesen Adeligen? Haben sie alle diese unglaublich weichen Haare? "Ich komme nicht dahinter. Erst fällt er beinahe über mich her, stoppt dann aber, als er herausfindet, dass ich noch Jungfrau bin. Und danach..."
 

"Du bist was?"
 

Renji winkte resigniert ab. "Ja, ja. Riesige, beschissene Überraschung, ich weiß. Der Punkt ist doch, dass ich immer noch warte, oder nicht? Ich meine, er hat mich sogar... du weißt schon... sich von mir nehmen lassen."
 

"Oh. Das ist eine Überraschung! Er muss dich wohl lieben."
 

"Was?", Renjis Stimme war wesentlich lauter, als er es eigentlich wollte. So erntete er einige irritierte Blicke der Tanzenden. "Was hast du gerade gesagt? Unter keinen Umständen ist hier irgendwer verliebt!"
 

Der Braunhaarige setzte sich auf, ein freundliches, fast schon bemitleidendes Lächeln auf den Lippen. Er nahm seinen Strohhut von seinem Schoß und setzte ihn wieder auf. Wie immer saß der Hut schon fast schlampig schief. "Ich denke, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mein Junge. Er wird letztendlich zurückkommen," er legte seinen Arm um Renjis Schulter. "Byakuya Kuchiki mag es nicht, wenn er keine Kontrolle hat. Liebe kann einen verrückt machen. Er fühlt sich deswegen unwohl, aber die Liebe findet immer einen Weg."
 

Renji war sich nicht sicher, ob er sich beim Gedanken an Liebe wohl fühlte. Allerdings wusste er auch nicht, was er sagen sollte. Er saß nur dort und versuchte sich vorzustellen, was das heißen könnte.
 

"Worüber redet ihr beide? Wer ist in Abarai verliebt?"
 

Renji schaute auf und sah, dass Zaraki vor ihm stand. Ikkaku und Yumichika flankierten den Kommandanten, wie gewöhnlich, zu beiden Seiten. Zaraki war von Nahem immer etwas einschüchternd, mit seiner verrückten Frisur und der Augenklappe. Renji stellte fest, dass er am liebsten etwas Abstand zwischen ihnen bringen und seine Hand auf Zabimaru legen würde. Mit Mühe hielt er sich selbst zurück. "Niemand.", knurrte er. "Vertrauen sie mir, Kommandant. Absolut niemand."
 

"Ist das dein Problem?", fragte Zaraki nun. "Du bläst schon den ganzen Abend Trübsal, Abarai. Du dämpfst die Stimmung hier. Brauchst du was zum Flachlegen?"
 

"Ich glaube, das braucht er.", sagte Kyōraku mit einem sanften Lächeln und ließ seine Hand von Renjis Schulter gleiten. "Armes Lämmchen."
 

Zaraki verschränkte die Arme vor der breiten Brust und runzelte die Stirn. Renji spürte, wie ihn der spirituelle Druck Zarakis förmlich hinunterdrückte. "Also, Scheiße, Junge. Das sollte doch gar kein Problem darstellen! Du hast nie den Anschein gemacht, ein Mauerblümchen zu sein. Also auf und hols dir!"
 

"Abarai kann es haben, wenn er es möchte. Wenn er derart niedergeschlagen ist, muss es jemand Besonderes sein.", erklärte Yumichika.
 

"Also? Was hält dich auf?", fragte Zaraki. "Wenn es besonders ist, gibt es sogar noch mehr Gründe dazu. Mit allem, was dir zur Verfügung steht."
 

"Er steht nicht auf derselben Stufe, erinnert ihr euch?", wies Ikkaku hin. "Er verbringt viel Zeit damit, sich unwürdig zu fühlen."
 

"Halt dein Maul, Madarame!", knurrte Renji. "Ich werde dir nie wieder etwas anvertrauen."
 

"Stufe, huh?", Zaraki kratzte sich kurz hinter dem Ohr, was die Glöckchen in seinem Haar zum Klingeln brachte. Dann ließ sich der riesige Kerl mit einem Seufzen im Schneidersitz nieder. Er legte seine Hände auf die Knie. "Also, das ist doch nur lächerlich. Was einen Mann würdig macht, sind seine Taten. Wenn du etwas möchtest, nimm es dir!"
 

"Das funktioniert bei Vielem, lieber Kommandant, aber zeitweise brauchen Menschen auch Romantik.", erklärte Yumichika und lehnte sich mit der Hüfte gegen das Geländer der Veranda und schüttelte sein glänzendes Haar. "Wenn er in ein Mädchen verknallt ist, braucht sie vielleicht ein paar süße Komplimente. Ich sehe schon, dass das nicht unbedingt zu Renjis Stärken gehört."
 

"Nett.", murmelte Renji vor sich hin.
 

"Mädchen sind kompliziert.", Zaraki nickte bedächtig. "Stellst du immer noch diesem Kümmerling nach? Wie hieß sie nochmal? Der Kuchiki?"
 

Renji zog sich selbst am Ohr und drehte sich dann weg. Ein leichter Rotschimmer überzog seine Wangen. Leider blickte er so direkt Kyōraku an, was seine Verlegenheit nur verschlimmerte.
 

"Nicht diese, denke ich.", Yumichika grinste wissend. "Den Hübscheren."
 

"Oh?", fragte Zaraki neugierig.
 

"Ja. Renji setzt sich seine Ziele immer zu hoch an.", fügte Ikkaku hinzu. Er saß nun ebenso auf dem Boden. Sie saßen im Halbkreis um Renji, als hätten sie eine Art perverse Versammlung einberufen. Die Papierlaternen über ihnen warfen lange Schatten auf den Boden.
 

"Es gibt viele Aspekte im Hause Kuchiki", sagte Yumichika und spielte gedankenversunken mit seinen Haaren. Dabei starrte er auf das leere Trainingsgelände. "Könnte kompliziert werden."
 

"Nah.", meinte Zaraki. "Wenns ein Kerl ist, wirds nur einfacher."
 

"Wie kommst du darauf?", fragte Renji und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug Sake, dann gab er ihn an den wartenden Kyōraku weiter.
 

"Naja, wenn Kuchiki wirklich einen Schwanz unter dem ganzen Stoff hat, kann es unmöglich schwer sein, ihn davon zu überzeugen, Sex zu haben.", erläuterte Zaraki weise. "Er ist ein Mann, richtig? Männer mögen es, zu vögeln. Die meisten Männer würden alles besteigen, also solltest du in dieser Hinsicht keine Probleme haben, Abarai."
 

"Das ist einfach... super, Kommandant. Ich fühle mich unglaublich geschmeichelt.", entgegnete Renji.
 

"Es ist eigentlich kein schlechter Rat.", brummte Kyōraku und gab den Krug an Yumichika weiter. "Du sagst, du hast Probleme damit, dich interessant zu machen. Vielleicht solltest du ihn... überraschen. Schlüpfe einfach in die seidenen Laken und schau, was passiert."
 

"Nackt vorbeischauen klappt bei mir immer.", nickte Ikkaku. "Niemand möchte etwas so Williges zurückweisen."
 

"Ja. Nagut, diese Art von forschem Vorgehen klappt natürlich hier in der Elften. Aber gewisse Männer können da schon etwas komplizierter sein, als ihr denkt. Besonders ein Mann wie Byakuya Kuchiki.", sagte Yumichika ruhig, nachdem er einen Schluck genommen hatte. "Abarai könnte bei einem, solch waghalsigen, Manöver getötet werden."
 

Zaraki nahm den Krug von Yumichika, nahm einen tiefen Schluck und fuhr dann fort: "Yumi hat da schon recht. Du hast festgestellt, dass Byakuya Kuchiki dich gerne flachlegen möchte, richtig, Abarai? Und du glaubst, du kannst das nicht."
 

"Er ist ungesund selbstbewusst.", stellte Ikkaku klar und nahm den Sakekrug in die Hand. "Er denkt wahrscheinlich, dass er es kann."
 

Renji war mächtig in Versuchung, darauf hinzuweisen, dass zwischen ihnen schon mal etwas gelaufen ist. Allerdings war ihm klar, dass es Byakuya nicht gutheißen würde, dass jemand davon wusste. Vermutlich würden alle sogar glauben, er erzähle Unsinn. Als er bemerkte, dass sie darauf warteten, dass er antwortete, straffte er leicht die Schultern. "Ich weiß, was da auf mich zu kommt."
 

"Wirklich? Hast du überhaupt schon einmal so etwas getan?", fragte Zaraki nun. "Ich meine nur... Ich sehe nicht wirklich, dass du das Ganze gut wegsteckst. Ich denke, du wirst dagegen ankämpfen, Lärm machen, vielleicht sogar schreien...", der Kommandant grinste in sich hinein, als er sich die passenden Bilder dazu vorstellte. Ein freudiges Knurren verließ seine Lippen. "Ja. Vermutlich muss er zusehen, wie er dich unten behält."
 

Renji merkte, dass ihn diese Vorstellung etwas erregte. Schnell senkte er den Blick, in der Hoffnung, dass es niemand mitbekommen hatte.
 

Als er wieder aufblickte, sah er, wie Zaraki immer noch nickte, als würde er sich das alles sehr genau vorstellen. Yumichika und Ikkaku waren beide etwas von ihrem Kommandanten abgerückt. Letzterer etwas erblasst und fokussierte den Krug Sake, anstatt auf seinen Vorgesetzten zu blicken.
 

"Sei nett.", ermahnte Kyōraku Zaraki. Dann gab er Renji einen leichten Klaps auf den Oberschenkel. "Lass dir von ihm keine Angst einjagen."
 

Zarakis Augen weiteten sich und sein Grinsen wurde teuflischer. Dann lachte er verstörend. "Ihm Angst einjagen? Du sagst, dass Kuchiki sein Erster sein wird, ernsthaft? Scheiße, Junge! Du spielst in deiner eigenen Liga!"
 

"Du hilfst damit nicht.", stellte Yumichika ernst fest. "Nebenbei, du gehst davon aus, Kuchiki ist genauso wie du, nur weil er auch ein guter Kämpfer und stark ist. Seine Familienverhältnisse unterscheiden sich extrem zu unseren. Ich bin mir absolut sicher,", Yumichika blickte dabei bedeutungsschwanger zu Kyōraku, "dass Kuchiki in vielen Künsten gelehrt wurde. Vermutlich sogar, als er noch sehr jung war. Die Ausbildung ist sehr traditionell, gradlinig. Und ich wäre überrascht, wenn er nicht ein erfahrener und rücksichtsvoller Liebhaber wäre."
 

Renji war unglaublich froh, als er den Krug mit Sake von Ikkaku in Empfang nehmen konnte. Er trank so viel, wie es möglich war, ohne verzweifelt zu wirken.
 

"Man geht als Adeliger für so etwas in die Schule?", fragte Zaraki. "Verdammt!"
 

"Nicht wirklich.", sagte Kyōraku, während er neidisch zusah, wie Renji trank. "Aber ja, es wäre sehr unwahrscheinlich, dass ein Mitglied eines hochrangigen Clans nie unter jemanden gedient hat, der ihm nur Dinge gelehrt hat wie, sagen wir mal, Kampf und Kidō."
 

"Diese Kerle kriegen echt alles.", schnaubte Zaraki etwas angefressen.
 

"Nicht alles.", gab Kyōraku zurück und räusperte sich so lange, bis Renji ihm unwillig den Sake reichte. "Das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass der Ursprungsplan durchaus seine Vorzüge hat. Er ist vielleicht im Akt an sich geschult, aber das bedeutet nicht, dass er es leichter bekommt wie wir. Herr Byakuya benötigt offensichtlich ein wenig Ermutigung in dieser Hinsicht. Ich denke, es wäre eine hervorragende Idee, nackt bei ihm aufzukreuzen und ihn sozusagen zu zwingen."
 

Zaraki nickte. "Ja. Da hast dus, Abarai. Hör auf den Adeligen. Es sei denn, du bist zu feige, um entjungfert zu werden."
 


 

Und so fand sich Renji selbst wieder, während er mitten in der Nacht versuchte, sich ins Byakuyas Bett zu schleichen. Er hatte sich einfach nicht die Beleidigung von Zaraki gefallen gelassen. Das wiederum führte zum wohl kürzesten Kampf der Geschichte der Seireitei und endete damit, dass er auf die Straße gesetzt wurde mit dem Hinweis, dass er erst zurückkommen darf, wenn er die 'Mission' erfolgreich abgeschlossen habe.
 

Bedauerlicherweise hatten es Byakuyas Möbel auf ihn abgesehen. Ein Tisch schien wie von Geisterhand umzukippen, während er mit unsicheren Füßen vorbei ging.
 

"Renji,", die eisige Stimme Byakuyas schnitt regelrecht durch die Dunkelheit und ließ in abrupt innehalten. "Ich hoffe für dich, dass du nicht betrunken bist und versuchst, bei mir zu landen."
 

"Oh.", er fühlte sich wie ein Kaninchen in der Falle, sein Herz schlug heftig gegen die Brust. Als er merkte, dass er mit dem Rücken zur Wand stand, lehnte er sich dagegen. Langsam ließ er sich an der Wand hinunterrutschen. "Mist."
 

Er saß dort im Dunklen und fühlte sich hundeelend. Wenn er noch nicht einmal mit seiner mickrigen Anschleichnummer ankam, wie sollte er es schaffen, dass sich Byakuya wieder für ihn interessierte? Und was, wenn er die Situation zwischen ihnen nur noch verschlimmerte? Er musste vollkommen bescheuert gewesen sein, Ratschläge für sein Liebesleben von Kenpachi Zaraki anzunehmen!
 

Ein entnervtes Schnauben war zu hören, gefolgt von blanken Füßen auf Tatami. "Steh auf.", sagte Byakuya, als er vor ihm stand. "Du kannst deinen Rausch auch hier ausschlafen."
 

Moment, er schmiss ihn nicht raus? Perplex aber dankbar nahm er die angebotene Hand und zog sich damit selbst auf die Füße. Verdammt, er musste auf der falschen Seite des Raumes gewesen sein. Kein Wunder, dass er das Bett nicht finden konnte.
 

"Du bist nackt.", in Byakuyas Feststellung schwang sowohl Irritation als auch Belustigung mit. "Bitte sag mir, dass du so keine größere Distanz zurückgelegt hast."
 

"Nur von der Tür", antwortete Renji und ließ sich auf die Matratze nieder, welche allerdings weit niedriger war, als er kalkuliert hatte. So fiel er halb.
 

Byakuya schien unverwandt auf den kleinen Berg Kleidung an der Tür zu blicken. Renjis Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewohnt, sodass er das Profil seines Kommandanten ausmachen konnte. Nicht, dass dies etwas half, denn er trug wie immer einen absolut undeutbaren Gesichtsausdruck. "Es hätte mir klar sein müssen, dass du dich nicht weit von Zabimaru entfernt rumtreibst."
 

Renji nickte und rieb sich danach sein Gesicht. Hätte er auf Zabimarus Rat gehört, hätte er sich darin versucht, ein Gedicht zu schreiben, anstatt mitten in dieses Fiasko zu stolpern. "Ich wette, Sie mögen sogar Gedichte.", sagte er und ließ sich kraftlos in die Kissen sinken. "Allerdings sind meine furchtbar."
 

"Was brabbelst du da vor dich hin?"
 

Byakuya drehte sich um und auf Renji herab. Sogar mit halb geschlossenen Augen fühlte Renji die Intensität, die vom Blick des Schwarzhaarigen ausging. "Es braucht wesentlich mehr als Gedichte, wenn du dich weiter wie ein Idiot benimmst."
 

"Mist. Idiot ist meine Standardeinstellung.", grummelte Renji.
 

"Ja. Das ist offensichtlich.", entgegnete Byakuya knapp. Für einen langen Moment sagte er nichts mehr. Renji hingegen begann langsam in den Schlaf abzudriften, als Byakuya ihn erneut ansprach. "Beweg zumindest deine Füße, du gigantischer Tölpel. Du nimmst das komplette Bett für dich ein!"
 

"Oh, richtig. Entschuldigung.", sagte Renji und rutschte zur Seite, um etwas Platz zu machen. Während er dies tat, überlegte er, ob Byakuya eigentlich eine bevorzugte Seite hatte. Die Initimität dieser Frage ließ ihn leicht erröten. Wie es wohl wäre, oft genug hier zu sein, um seine eignen Vorlieben zu haben?
 

Er hatte sogar bereits fast liebevolle Erinnerungen an den Geruch dieser Laken. Trotz alledem. Renji hatte bislang keinen Mann kennengelernt, der einen solch verführerischen Duft hinterließ. Es war ja noch nicht einmal Parfum. Da war irgendetwas an Byakuya, ein Mix, ein männlicher Geruch, welcher Renji wünschen ließ, sein Gesicht darin zu vergraben.
 

Oder es als sein Eigentum zu markieren.
 

Das Geräusch, welches Byakuya verursachte, als er sich hinter ihm niederließ, machte Renji verrückt. Er schüttelte seinen Kopf in stummer Frustration. Wenn der Schwarzhaarige wirklich plante, zu schlafen und nicht mit ihm Sex zu haben, würde das eine sehr lange Nacht werden.
 

Alleine die Tatsache, in seinem Bett zu sein, hat Renji in Bereitschaft versetzt. Er schielte über seine Schulter und war sofort enttäuscht, auf Byakuyas Rücken zu blicken. "Hey", fragte er. "Könnten wir nicht vielleicht ein bisschen rummachen?"
 

"Schlaf. Ich werde deine Idiotie nicht auch noch belohnen! Schlimm genug, dass ich dir erlaube, zu bleiben."
 

Aber er hatte ihn bleiben lassen, was bedeutete, Byakuya muss doch interessiert sein. Renji war gerade dabei, sich umzudrehen und einen kleinen, non-verbalen Überredungsversuch zu starten, als eine massive Welle Reiatsu ihn zurückhielt. Er hatte es verstanden. "Ok! Ok, kein Sex. Lassen sie mich atmen, um Himmels willen!"
 

Der spirituelle Druck verschwand. Sobald er sich wieder bewegen konnte, verließ Renji das Bett.
 

"Wo gehst du ihn?"
 

"Ich kann nicht bleiben.", gestand der Angesprochene. "So nah bei ihnen zu sein, macht mich... verrückt." Heilige Scheiße, hatte Kyōraku etwa recht? Beinahe wäre Renji zurück auf das Bett gesunken, als ihn diese plötzliche Erkenntnis, wie ein unerwarteter Fausthieb in den Magen, traf. Der Raum schien zu verschwimmen und er spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Benahm er sich so bescheuert, weil er verliebt war? Nein, das konnte nicht sein! Er hatte immer geglaubt, dass wenn er sich mal verliebte, dann in Rukia... nicht in einen Typen. Nicht in diesen Typen... "Außerdem, ich glaube, mir wird schlecht."
 

Renji machte einen großen Satz nach vorne und stellte sich bereits vor, wie er eine lange Spur zu den öffentlichen Toiletten ziehen würde.
 

Jedoch wurde er blitzschnell von Byakuya gepackt und in Richtung seiner privaten Toilette gedreht. Mit der Stärke, die Renji schon immer überrascht hatte, beförderte er den Rothaarigen in den kleinen Raum und platzierte ihn vor einen Nachttopf.
 

Renji schüttelte den Kopf, als er dieses wunderschöne, keramische Ding vor seinem Gesicht sah. "Nein. Das ist zu schön. Sie müssen mich einfach nur gehen..."
 

"Renji, ich verrichte darin mein Geschäft. Du kannst dich dort hinein übergeben."
 

Zu diesem Zeitpunkt war es bereits für weitere Diskussionen zu spät. Wesentlich mehr Sake, als er meinte getrunken zu haben, gemischt mit, was auch immer er mit Mittag gegessen hatte, bahnte sich den Weg in die Freiheit. Die ganze Zeit, während er würgte und sich übergab, hockte Byakuya neben ihm und rieb seinen Rücken. Alles, was er sich jemals gewünscht hatte, waren im Gefühl vereint, welches Byakuyas Berührungen hinterließ. So sanft, so besorgt, so... liebevoll.
 

Sein Magen zog sich schon wieder zusammen.
 

Warum konnte er nicht eher so wie die Männer sein, von denen Zaraki erzählt hatte? Er konnte doch unmöglich mehr brauchen, als guten Sex, oder etwa doch?
 

Als es so aussah, dass Renjis Übelkeit vorbei war, zog ihn Byakuya leicht an sich, bis der Kopf des Rothaarigen auf den Knien seines Kommandanten ruhte. Dieser klammerte sich an das seidene Schlafgewand, fühlte sich dabei völlig erschöpft und schwach. Finger streichelten über seine Stirn und malten sacht die Linien der Tätowierungen nach.
 

Und während Byakuya beruhigend vor sich hinmurmelte, glaubte Renji zu hören: "Und was würde meine Mutter nun denken? Schau dich an, ein betrunkener Raufbold, überall tätowiert. Sogar im Nacken und im Gesicht...", ein kleines, belustigtes Lachen, dann fügte er hinzu: "Nein, kein passendes Objekt für meine Zuneigung. Nicht im Geringsten."
 

Renjis Atmen ging schneller. Zuneigung?
 

"Na los, Soldat.", sagte Byakuya nun mehr in seinem Befehlston. "Auf die Füße."
 

Mit Byakuyas Hilfe schaffte es Renji in eine aufrechte Position. Seine Füße waren nun sicherer, aber er fühlte sich, wie durch den Fleischwolf gedreht. Zum Glück war das Bett nicht weit weg. So ließ er sich darauf fallen, achtete jedoch dieses Mal darauf, dem Anderen genug Platz zu lassen. Zu seiner Überraschung und Freude drehte sich eben dieser zu ihm hin und schmiegte sich leicht an ihn. Während er seine Arme um ihn schlang, presste er Renjis Stirn an seine Brust. Die kühle, weiche Haut fühlte sich so gut an.
 

"Gedicht... Was könnte bloß dabei herauskommen?" murmelte der Schwarzhaarige, wie zu sich selbst.
 

Trotz seiner kratzigen Stimme und der Tatsache, dass seine Lippen gegen Byakuyas Schlüsselbein gedrückt wurden, begann er aufzusagen: "Roses are red, violets are blue, your're so hot, I wanna fuck you."
 

Gelächter. Laut und unkontrolliert brach es aus Byakuya heraus. Er benötigte eine lange Zeit, bis er sich wieder vollständig unter Kontrolle hatte. Dann jedoch nahm er Renjis Gesicht in die Hände und küsste ihn leidenschaftlich. "Renji Abarai, du bist der Dichterfürst der Soul Society. Deine Genialität mit Worten umzugehen hat tatsächlich mein Herz erobert."
 

Als Byakuya ihn erneut zu seinem Kuss heranzog, schwor sich Renji, nie wieder an Zabimaru zu zweifeln.



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