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Die andere Seite der Anstalt

Neue Gefühle
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen in der Anstalt!
Leider ist der Hauptcharakter Ruvik hier noch nicht mit involviert. Aber wenn es gefällt, kommt auch bald das nächste Kapitel. Dort wird Samara dann auch auf Ruvik treffen. :)

Viel Spaß beim lesen! Komplett anzeigen

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Stille

Obwohl die Sonne schon sehr tief stand, war es noch immer sehr warm. Samara schaute der sinkenden Sonne entgegen. Ihr braunes Haar wehte ganz leicht im sanften Wind. Der Himmel färbte sich leicht rosa. Sie lächelte, schloss ihre braun grünen Augen und atmete tief ein. Ein Läuten durchdrang die vollkommende Ruhe. Samara blickte wieder auf um sich noch einmal den Sonnenuntergang einzuprägen. Dann stand sie auf und ging den leichten Hang hinauf, durch eine große Tür in die Anstalt hinein.

Kaum drin überkam sie sogleich wieder diese innere Unruhe. So viele Menschen auf einem Fleck. Sie sah sich nur kurz um. 9 Patienten, 3 Schwestern. Das reichte ihr schon. Sie senkte ihren Kopf und ging lautlos an den Leuten vorbei. Zielstrebig in Richtung Treppenhaus, am Fahrstuhl vorbei. Diesen benutzte sie nie. Auf so engem Raum, eingesperrt mit anderen Menschen ohne Fluchtmöglichkeit? Nein. Das konnte sie nun wirklich nicht. Also stieg sie wie immer die 66 Stufen hinauf. Auf dem Flur angekommen lief sie nun leichtfüßig zu ihrem Zimmer. Raum 1016. Sie betrat ihr Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Sie lehnte sich mit ihrem Rücken an die Tür und atmete einmal tief durch.

Dann schaute Sie wieder auf und ging an Ihrem Kleiderschrank, dem Bett und dem Beistelltisch vorbei zu ihrem sperrlichem Fenster. Sie sah hinaus. Die Sonne war schon kaum mehr zu sehen, der rosafarbene Himmel war verblasst. Schade, dachte sie. Dann drehte sie sich wieder um, setzte sich auf ihr Bett und sah sich um. Ihr Zimmer war klein, ja. Aber eigentlich ging es ihr hier recht gut. Wenn keine Ruhezeiten waren, konnte sie sich ziemlich uneingeschränkt in der Anstalt und auf dem Anstaltsgelände bewegen. Es gab Patienten die durften nie aus ihrem Zimmer, geschweige denn nach draußen an die frische Luft. In dem Gedanken gefangen, wie es wohl wäre, nie raus zu können, ließ sie sich nach hinten fallen und starrte daraufhin die weiße Decke an. Nein. So würde sie nicht leben können. Sie fragte sich immer wieder, was das wohl für Menschen seien, die niemals raus durften.

Eins leises Klicken riss sie aus ihrem Gedanken. Sie sah sich kurz um. Es war komplett dunkel. Sie muss wohl kurz eingeschlafen sein. Sie richtete sich auf und schaltete ihre kleine Nachttischlampe an. Sie hüllte ihr Zimmer in ein leichtes Schummerlicht. Sie rieb sich die Augen und schaute auf die Uhr. Was? Schon 00.51uhr? War sie tatsächlich so fest eingeschlafen? Doch da rissen sie ganz leise Schritte aus ihren Gedanken. Sie kamen näher, ganz sicher. Die Nachtschwester? Nein. Das waren nicht die Schritte der Nachtschwester. Sie überlegte weiter, bis die Schritte bei ihrer Tür ankamen und… bei ihr stehen blieben? Ihr stockte kurz der Atem. Wer könnte das nur sein? Und warum blieb derjenige direkt vor ihrer Tür stehen? Sie starrte ihren Türgriff total gefesselt an, als würde sie die Tür mit ihren Gedanken zuhalten wollen. Langsam senkte sich der Türgriff. Oh Gott. Wer ist das? Was will er von mir? Mitten in der Nacht? Was soll ich machen? Verstecken? Wo? Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf.

Die Entscheidung fiel. In ihrem Kopf hatte sie schon das Licht ausgeschaltet und sich blitzschnell hingelegt. Doch für die Umsetzung war es zu spät. Die Tür öffnete sich. Sie erkannte nur die Umrisse einer großen Gestalt. Es musste sich um einen Mann halten. Groß gewachsen, breite Schultern. Samara saß dort. Regungslos. Sie starrte gebannt zu dem Mann, nicht im Stande sich zu bewegen. Er kam näher, schwer atmend. Sie hielt die Luft an. Ihr Kopf war vollkommen leer. Keinerlei Reaktion. Der Mann stand nun direkt vor ihr. Sein Blick durchbohrte sie förmlich. Es herrschte totale Stille. Das einzige was man hörte, war sein Atem und ihr rasendes Herz.

In Samara breitete sich pure Panik aus. Sie begann zu zittern. Plötzlich durchbrach der Mann die Stille mit einem leisen, tiefen ‚‚Du bist die Nächste. ‘‘ Sie starrte ihn nur regungslos an. Bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er sie auch schon am rechten Arm gepackt, hoch gezogen und die andere Hand vor ihren Mund geschoben, sodass sie nicht schreien konnte. Sie wehrte sich nicht. Die Angst war zu groß. Was hätte sie schon gegen solch einen kräftigen Mann ausrichten sollen? Also nickte sie einfach. Er überlegt kurz ob er ihr auch wirklich trauen konnte. Doch da er zuvor genug über sie in Erfahrung gebracht hatte, wusste er, dass sie nicht so dumm sein konnte einen Fluchtversuch zu starten. Also nahm er seine Hand langsam von ihrem Mund. Doch ihren rechten Arm hielt er weiterhin gepackt, schmerzhaft. Sie musterte ihn mit ängstlichem Blick. Sie erkannte nicht viel in dem seichten Licht. Lediglich erkannte sie, dass er einen schwarzen Pullover trug, die Kapuze über den Kopf gezogen. Auch erkannte sie eine, selbst bei diesem Licht unverkennbare, große Narbe die über seine linke Wange von der Schläfe bis zur Lippe verlief. Und dieser unglaublich kalte Blick. Das ließ ihr Blut förmlich gefrieren. Er zog eine Spritze aus seiner Hosentasche hervor. Sie blickte nur kurz zu der Spritze, dann wanderte der Blick wieder sofort zu seinem Gesicht. Ihre Angst war ins unermessliche gestiegen. Ihr lief eine Träne über die Wange. Da hatte er auch schon in ihren rechten Arm zugestochen. Dann ging alles ganz schnell. Ihre Beine wurden schwach. Ihre Augen schlossen sich unausweichlich. Und was blieb, war die Stille.



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