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Changes in my life

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es hat eine Weile gedauert, aber hier ist das nächste Kapitel. Ich sollte jetzt etwas mehr Zeit haben und hoffentlich etwas schneller schreiben können. :D Komplett anzeigen

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Erklärungen

Leise seufzend drehte er sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Er wollte noch nicht aufstehen. Ihm blieb aber wohl nichts anderes übrig, schon alleine weil die Perücke juckte und sicher verrutscht war über Nacht. Michio versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen, um Tomoyo nicht zu wecken, als er aufstand. Seine Sachen hatte er sich gestern schon bereit gelegt, jetzt konnte er mit diesen gleich zum Badezimmer verschwinden. Noch schien niemand wach zu sein, weshalb er sich in Ruhe in einer Toilettenkabine umziehen konnte.

Als er ein paar Mädchenstimmen hörte, zuckte er zusammen und verharrte für einen Moment. Innerlich bedankte er sich gerade dafür, dass seine Eltern die letzten Jahre immer dafür gesorgt haben, dass er davon verschont geblieben war. Auch wenn er die anderen für ihre schöne Zeit häufig beneidete, aber der Stress und die Umstände jetzt waren einfach zu groß. Michio atmete erleichtert aus, als die Mädchen wieder verschwanden und putzte sich dann noch schnell die Zähne. Seine Sachen warf er nur schnell auf sein Bett, dann suchte er Ryogas Zimmer auf. Die beiden schliefen noch. Glucksend kuschelte er sich zu Ryoga ins Bett. Der schwarzhaarige schlang sofort einen Arm um ihn und wisperte seinen Namen.

Nur langsam öffnete sein Freund die Augen und sah ihn verschlafen an. „Ein schöner Traum. Wenn du nur wirklich da wärst, wenn ich aufwache“, wisperte der Andere und schloss seine Augen wieder. Michio grinste und küsste seinen Freund sanft auf die Lippen. „Das ist kein Traum. Ich bin hier und da um dich zu wecken“, raunte er und massierte Ryogas Schritt, der nun überrascht die Augen öffnete und seine Hand festhielt. „Michiko, nicht! Ich hab sonst den ganzen Tag ein Problem, bei dem du mir sicher nicht helfen wirst.“ Was sich Ryoga nicht nehmen ließ, war ihn dann wenigstens in Grund und Boden zu küssen.

„Hat man nicht mal morgens vor euch Ruhe?“, knurrte Karyu und setzte sich grummelnd auf. „Michiko sollte sich sowieso Sorgen machen. Du stöhnst in der Nacht nämlich ‚Michio‘ und nicht ‚Michiko‘. Wie lange seid ihr zusammen? Doch schon ‘ne Weile und du kennst ihren Namen immer noch nicht richtig.“

Auch wenn es ihm Leid tat, stieß er Ryoga von sich und sah diesen böse an. „Wer ist Michio? Betrügst du mich etwa?“, meinte er aufgebracht und stürmte aus dem Zimmer. Natürlich registrierte er noch das besorgte „Michiko, warte!“ von seinem Freund, aber er ging weiter. Jetzt mussten sie auch noch ein sich streitendes Pärchen spielen, aber alles andere wäre wohl nicht überzeugend gewesen.

Beim Frühstück setzte er sich an einen Mädchentisch, wo auch kein anderer Platz dann mehr frei war. So gut es ging, versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn er sich schlecht fühlte. Ryoga hatte schließlich nichts Schlimmes gemacht. Er war ja Michio, aber das könnte er wohl kaum Karyu erklären.

Traurig half er nachdem Frühstück mit dem Abräumen und war erstaunt, als Karyu ihn zur Seite zog. „Das mit heute Morgen tut mir leid. Ich hab nicht gedacht, dass du gleich so sauer wirst. Vielleicht hab ich mich ja verhört und er hat doch Michiko gesagt. Sei ihm nicht böse, ja.“

„Warum machst du das, Karyu? Es könnte dir doch egal sein, oder nicht?“

Der Größere seufzte nickend. „Ja, könnte es. Doch jedes Mal, wenn ich dich traurig sehe, will ich dir einfach nur helfen. Dir steht ein Lächeln viel besser also möchte ich dein Lächeln beschützen“, erklärte Karyu schief lächelnd, ehe er ohne ein weiteres Wort ging.

Sein Lächeln beschützen? Warum? Was hatte Karyu denn davon? So wirklich verstand er das nämlich nicht. Freunden half man zwar, aber so etwas sagte man doch nicht. Zumindest hatte er das bei den anderen nie gehört. Es war doch unmöglich, dass sich Karyu in ihm verliebt hatte, dafür kannten sie sich doch wirklich zu wenig. Also strich er das mal lieber, selbst wenn es so wäre, würde er dem Größeren einen Korb geben. Zum einen weil er Ryoga liebte und zum anderen, weil Karyu sicher nichts von einem Kerl wollte. Hoffentlich war das einfach nur eine Art von Freundlichkeit von da wo Karyu herkam.

Seufzend holte er seine Sachen und ging dann zum Bus, da sie bald zu ihrer Tagestour aufbrechen wollten. Er war der letzte und sah sich nach einem freien Platz um, der nur neben Ryoga war. Da er den gespielten Streit nun nicht zu sehr ausreizen wollte, und Karyu eigentlich auch wollte, dass sie sich wieder vertrugen, setzte er sich zu Ryoga. Der Schwarzhaarige senkte den Kopf etwas. „Du bist mir nicht wirklich böse, oder?“, hörte er seinen Freund wispern und er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, aber ich dachte es wäre natürlicher, wenn ich darüber sauer sein würde. Tu einfach so als würdest du dich entschuldigen, dann wäre das Problem gelöst“, erwiderte er leise. Es sollte schließlich niemand mitbekommen, dass das nur gespielt war.

Er war überrascht, als Ryoga sich viel zu formell und zu intensiv entschuldigte. Aber so konnte er ihm ‚vergeben‘ und sie konnten wieder ein glückliches Paar sein. Dass die meisten im Bus sie beobachteten war ihm bewusst, aber es störte ihn nicht. Lächelnd schmiegte er sich wieder an Ryoga und nahm dessen Hand in seine.

„Ihr habt euch also wieder vertragen? Gott sei Dank! Was war denn los?“, erkundigte sich Hizumi und sah über den Sitz zu ihnen herüber.

Ryoga schnipste dem Kleineren gegen die Stirn. „Nichts Besonderes, du Gamer. Paare streiten sich eben mal. Wenn du mal von deinen Games aufschauen würdest, könntest du ebenso jemanden für dich finden und würdest wissen, dass das normal ist“, erklärte der Schwarzhaarige großspurig, weshalb Michio ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen verpasste.

„Tu nicht so überheblich. Hizumi weiß schon was er tut. Außerdem hat er doch Tsukasa“, gluckst er und zwinkerte seinem Freund zu.

„Was hab ich denn damit zu tun?“, beschwerte sich nun Tsukasa, weshalb er nun richtig anfing zu lachen.
 

Glücklich und traurig zu gleich zog er sich wieder an. Die Klassenfahrt war fast vorbei. Morgen würden sie wieder nach Hause fahren und sie hatten gerade ihr letztes Bad im Badehaus. Michio fühlte sich sehr entspannt und legte seine Sachen schon so zu Recht, dass er sich schnell wieder in ein Mädchen verwandeln konnte.

Zwei starke Arme legten sich um seine Hüfte und ein warmer Körper drückte sich an seinen. „Ich werde unsere Abenteuer hier vermissen, aber ich freu mich auch schon wieder auf unseren normalen Alltag zu Hause.“ Lächelnd drehte er sich in Ryogas Armen um und drückte diesem einen sanften Kuss auf die Lippen. „Wenn wir die Highschool hinter uns haben, können wir solche Reisen häufiger machen und ich muss mich nicht mehr verstecken. So lange ist das nicht mehr“, erklärte er und strich mit den Fingern durch die Haare seines Freundes, kämmte diese so etwas.

Sie erledigten die restlichen Putzaufgaben, schlossen das Badehaus ab und machten sich auf den Weg zurück zur Jugendherberge. Miteinander rumscherzend gingen sie den Weg lang und Bogen um die nächste Ecke, als sie plötzlich in jemanden stießen, wodurch sein Basecap von seinem Kopf fiel. „Tut mir leid!“, entschuldigten sie sich sofort.

„Du?“

Michio zuckte erschrocken zusammen. Das war Karyus Stimme.

„Du bist der aus dem Wald! Was machst du hier? Und Ryoga hast du nicht gesagt, dass du ihn nicht kennst?“

Er schluckte. Ausgerechnet am letzten Tag musste ihnen so etwas passieren. Es war einfach zu gut gelaufen die Woche über.

„Ja, ich bin der aus dem Wald. Meine Klasse ist hier auf Klassenfahrt, scheinbar genau wie eure. Ryoga und ich haben uns gerade zufällig im Badehaus kennen gelernt. Gibt es ein Problem? Willst du mich wieder anschnauzen, wie damals als ich dich vor dem Sturz bewahrt habe? Darauf habe ich keine Lust, sorry“, log er schnell und hoffte einfach, dass Ryoga mitmachen würde und Karyu es ihnen abkaufen würde.

„Ich kannte Kenosuke auch bis vor ein paar Minuten nicht. Du kannst also ‘nen ruhigen schieben.“

Kenosuke? Das war ja nun wirklich kein guter Name, aber gut war ja nur als Ausrede gedacht und Michio wäre zu auffällig. Doch so wirklich schien der Größere ihnen nicht zu glauben, das sagte zumindest dessen skeptischer Blick.

„Wo willst du eigentlich hin Karyu? Es ist doch bald Sperrstunde“, fragte nun Ryoga seinerseits.

Karyu zuckte mit den Schultern und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Ich wollte noch etwas spazieren gehen. Der weiß Bescheid…“, nuschelte der Blonde.

„Hast du Michiko eigentlich gesehen? Sie wollte vorhin mit den anderen Mädels baden gehen, war aber irgendwie nicht da.“ Karyu schüttelte den Kopf und schien gerade etwas unsicher zu werden. Plötzlich packte Ryoga den Größeren am Kragen, was leider eher lächerlich als cool wirkte, da Karyu einfach mindestens einen Kopf größer war. „Es ist nicht deine Aufgabe nach ihr Ausschau zu halten. Such dir eine eigene Freundin. Michiko gehört zu mir, versteh das endlich!“, knurrte der Schwarzhaarige und schien sehr aufgebracht zu sein.

Michio ging dazwischen. „Ryoga lass gut sein. Willst du ärger riskieren? Was ist denn mit der Kleinen? Hat die irgendwas besonderes, das ihr ihr so hinterher hechelt? Gut im Bett, oder so?“, versuchte er die Aufmerksamkeit seines Freundes auf sich zu richten. Der löste seine Hände zwar von Karyu, der daraufhin nach hinten stolperte. „Die Kleine ist meine Freundin, mehr musst du nicht wissen. Ich hab schon genug Leute wie den da, die um ihre Gunst buhlen.“

Ach ja? Davon hatte er noch nicht viel mitbekommen. Die meisten Typen redeten nicht einmal mit ihm. Störte ihn jetzt nicht sonderlich. Wusste Ryoga mehr als er?

Doch bevor er noch groß nachdenken konnte, bahnte sich Karyu eher ungelenk und tollpatschig den Weg durch sie hindurch und riss ihm die Tüte aus der Hand, sodass diese auf dem landete und seine Perücke heraus fiel, direkt vor die Füße des Blonden. Man musste nun wirklich kein Genie sein, um das zu verstehen. Panisch sah er auf seine Perücke und die anderen Sachen, die ebenfalls halb aus der Tüte hingen.

Wie in Zeitlupe sah er zu, wie Karyu die Perücke aufhob und musterte. „Kenosuke, war der Name? Oder nicht doch eher Michio?“, erkundigte sich der Größere. Auf den Namen zu kommen, war ja nicht so schwer, wenn Ryoga diesen des Nachts murmelte. Michio ließ den Kopf hängen. Wenn seine Eltern das erfuhren, würde er riesigen Ärger bekommen und dann müssten sie umziehen. Dann könnte er keinen Kontakt mehr zu Ryoga haben.

„Hör zu Karyu, das ist ‘ne komplizierte Sache und sicher nicht das, was du denkst. Also gib die Sachen zurück und halt einfach die Klappe darüber“, meinte Ryoga und sammelte die Sachen auf.

„Gibst du mir bitte meine Perücke wieder?“, murmelte Michio und hielt Karyu eine Hand hin.

„Ich will eine Erklärung. Ich kann dich schließlich auch beim Lehrer verpfeifen. Wie pervers muss man eigentlich sein, dass man sich als Mädchen verkleidet? Machst du heimlich Fotos von deinen Mitschülerinnen und vertickst diese dann an andere Perverse?“

„Sag mal, haben sie dir ins Gehirn geschissen? Wie kommst du denn auf so etwas?“, platzte es aus Ryoga heraus. „Ryoga, stopp. Hör zu Karyu. Ich mach das aus einem anderen Grund, den ich dir hier und heute nicht erklären kann. Wenn du es unbedingt wissen möchtest, komme ich dich demnächst bei dir zu Hause besuchen und erkläre dir alles in Ruhe. Aber lass mich bitte diese Klassenfahrt zu Ende bringen, ich bin das erste Mal auf Klassenfahrt.“

Mehr als das konnte er gerade nicht wirklich tun. Jetzt alles zu erklären wäre zu umständlich. Hoffentlich machte Karyu da nur auch mit. Als der Größere ihm dann die Perücke gab, sah er diesem dankbar an. „Gut, ich bleibe ruhig. Morgen geht es ja zurück. Aber übermorgen will ich die Erklärung haben!“

Michio nickte und stopfte die Perücke in die Tasche. Eine große Wahl hatte er nicht. Entweder er weihte Karyu ein oder er würde in einer Nacht und Nebel Aktion umziehen müssen ohne je wieder Kontakt mit Ryoga haben zu dürfen.
 

„Michiko, wo willst du denn hin? Und dann auch noch mit deinem Rucksack? Nach deiner Klassenfahrt solltest du jetzt etwas Zeit mit deiner Familie verbringen“, stoppte seine Mutter ihn und sah ihn streng an. „Ich möchte zu Ryoga. Er hat so viele Souvenirs gekauft, dass ich ein paar seiner Sachen bei mir in den Koffer gepackt habe, die möchte ich ihm nun bringen. Während der Klassenfahrt hatten er und ich kaum Zeit alleine. Vielleicht übernachte ich auch spontan bei ihm. Morgen bin ich dann aber wieder da. Komm schon Ma~, lass mich gehen!“, erklärte er und versuchte sich an seiner Mutter vorbei zu drücken. Seufzend ließ er sich an die Brust seiner Mutter drücken, die gleichzeitig auch noch einmal überprüfte, ob die Perücke auch ordentlich saß.

„Na gut, aber morgen ist dann wirklich Familientag! Wehe du hast dann noch was anderes vor!“ Schnell schüttelte er den Kopf und schlüpfte in seine Schuhe, ehe er losraste. Er war sowieso schon viel zu spät dran. Wer wusste schon, was Karyu machen würde, wenn er zu spät käme, um das Versprechen einzuhalten. Dass Ryoga das Ganze nicht gefiel, war ihm mehr als bekannt. Der Schwarzhaarige hatte sich immer wieder darüber ausgelassen, jedoch durchaus eingesehen, dass es keine andere Wahl gab.

Außer Atem, doch gerade noch rechtzeitig klingelte er an Karyus Tür. Es dauerte etwas, dann wurde ihm von Karyu aufgemacht. Es war ruhig im Haus und im Eingangsbereich standen nur Hausschuhe. „Ist deine Familie nicht da?“, erkundigte sich Michio, weil er ja wusste, dass die Familie des Größeren jetzt komplett in Ihrem Dorf lebte.

„Nach dem ich jetzt auf Reisen war, wollten sie auch und machen das Wochenende einen Kurztrip. So kann uns auch keiner stören.“ Er vermutete, dass der Blonde ‚belauschen‘ meinte. Mit einem leichten Nicken zog er sich die Schuhe aus und folgte Karyu in dessen Zimmer. Während der Andere die Tür schloss, zog er die Vorhänge zu, ehe er die Perücke vom Kopf nahm. Seufzend setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und wuschelte sich durch die braunen Haare.

„Du bist also wirklich ein Kerl?“, murmelte Karyu, welcher diese Tatsache scheinbar doch nicht ganz glauben konnte. Michio nickte und zuckte mit den Schultern.

„Ja, bin ich. Mein richtiger Name ist Michio. Ich weiß Michiko ist nicht gerade kreativ gewesen von meinen Eltern, aber in der Eile damals ist ihnen nichts Besseres eingefallen.“

„Und warum verkleidest du dich jetzt als Mädchen?“

Seufzend kramte er in seinem Rucksack herum und holte ein kleines Buch hervor. Da drin hatte er die Zeitungsartikel von damals gesammelt. Er warf Karyu das Buch zu. „Vor circa acht Jahren hat die Yakuza in Osaka einen wichtigen Politiker, der wohl auch in der Wirtschaft sehr hoch angesehen war, ermordet. Mein Vater hat den Mord durch Zufall gesehen. Als bekannt wurde, dass der Politiker ermordet wurde und es einen Zeugen gibt, wusste man jedoch noch nicht, dass es die Yakuza gewesen ist. Natürlich wollte die Mafia nicht, dass einer von ihnen in den Knast wanderte, also wollten sie meinen Vater ruhig stellen. Ich weiß nicht mehr, welche Umstände es waren, die meinem Vater halfen zu entkommen. Doch auch nachdem die Polizei den Mörder aus den Reihen der Yakuza ins Gefängnis steckte, waren die immer noch hinter meinem Vater her. Damit ihm nichts passierte und auch seiner Familie nicht, wurden wir alle in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt. Zuerst mussten wir nur umziehen und bekamen neue Namen, aber nach nicht einmal einem Jahr hatte man uns entdeckt. Die Polizei hatte dann vorgeschlagen mich anderswo unter zu bringen und meine Eltern alleine umziehen zu lassen, aber das wollten meine Eltern nicht. Da die Mafia nach einer Familie mit Sohn suchte, entschied man eben, dass ich zum Mädchen werden sollte. … Eine Geschlechtsumwandlung war natürlich ausgeschlossen, also durfte ich mich ab da an immer verkleiden. Hin und wieder ziehen wir immer noch um, damit es schwerer ist uns zu finden. Das Mädchen darf ich aber dennoch bis zu meinem Abschluss von der High School spielen.“

Karyu sah ihn verwirrt an, als er geendet hatte und Blätter dann in dem Buch mit den Artikeln.

„Und Ryoga weiß das auch alles?“, nuschelte der Blonde, während dieser scheinbar die Artikel überflog.

„Ja, er hat sich damals in Michiko verliebt und mich ziemlich belagert. Ähnlich wie bei dir ist es damals durch einen Zufall herausgekommen. Meine Eltern wollten damals sofort umziehen, aber ich habe sie mehr oder weniger angebettelt es nicht zu tun. Ich hatte nie wirklich Freunde, weil es zu gefährlich war, aber ich hatte ebenso wenig die Kraft noch weiter als die eiskalte unerreichbare Michiko zu spielen. Mit Ryoga konnte ich wenigstens ab und an entspannen, später kamen auch noch Tsukasa und Hizumi als Freunde hinzu, obwohl diese nicht wissen, dass ich eigentlich ein Kerl bin.“

Karyu betrachtete ihn nachdenklich, nahm sich die Perücke und musterte diese.

„Das heißt du und Ryoga, ihr seid nur Freunde? Er spielt seine Rolle als Beschützer von Michiko nämlich sehr gut.“

Michio schüttelte den Kopf und lächelte verlegen. „Nein, wir sind nicht nur Freunde. Wir haben wirklich eine Beziehung. Ryoga sagt immer, er habe sich nicht in den Körper eines Mädchens oder eines Jungens verliebt, sondern in meinen Charakter, mein Wesen, weshalb es egal wäre welches Geschlecht ich habe. Tja, und ich habe mich im Laufe der Zeit ebenfalls in ihn verliebt. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und da ist es sozusagen einfach passiert.“ Ja, er würde nicht einmal behaupten, dass sie wirklich schwul waren. Nur im Moment waren sie eben beide in einen Kerl verliebt. Wer wusste nicht, ob sich das nicht einmal ändern würde.

Karyu wiegte den Kopf hin und her, durchsuchte dann einfach Michios Rucksack, holte die offensichtlichen Jungsklamotten hervor. „Irgendwie hört sich das alles so unwirklich an.“

„Willst du noch nachprüfen, ob ich wirklich ein Kerl bin? Soll ich strippen oder was? Ich hab dir die Wahrheit erzählt und mehr kann ich nicht machen“, grummelte er leise. „Glaubst du mir? Wirst du mein Geheimnis bewahren? Wenn du das nicht kannst, werde ich meinen Eltern davon erzählen müssen. Das hätte dann zur Folge, dass meine Familie umzieht. Du entscheidest also gerade mehr oder weniger über mein Leben…“ Kein gutes Gefühl. Selten hatte er die letzten Jahre selber über sein Leben und Schicksal bestimmen können. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er seit damals nur über seine Beziehung mit Ryoga entschieden. Eigentlich ziemlich traurig. Oh, da war noch etwas, er wollte studieren gehen, auch wenn er sich noch nicht sicher war was. Am liebsten wäre ihm Jura, aber nach dem was er gehört hatte, war das in Japan die reinste Hölle.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er plötzlich auf den Boden gedrückt wurde und Karyu sich auf seine Hüfte setzte, seine Hände auf den Boden drückend.

„Was soll das, Karyu?“, motzte er und versuchte sich ziemlich erfolglos gegen den Größeren zu wehren, sich irgendwie vom Boden hochzustemmen.

„Wenn ich ehrlich bin, kann ich Ryoga nicht leiden. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er und ich uns wohl ähnlicher sind als wir denken.“

„Schön für euch und jetzt runter von mir!“, schnauzte er den Blonden an, der sich aber kein Stück bewegte. So bequem war er eigentlich nicht, was wollte Karyu denn noch. Michio zischte auf, als der Griff um seine Handgelenke noch fester wurde.

„Keine Sorge, ich werde dich nicht verraten, aber ich werde dafür hin und wieder Gegenleistungen erwarten.“ Hatte er sich gerade verhört? Gegenleistungen? Was sollte er denn da machen?

„Und was für welche?“, knurrte er ziemlich angepisst zurück. So langsam wurde ihm das echt zu bunt. Was war hier das Problem? Erschrocken riss er die Augen auf, als sich Karyus Lippen plötzlich auf seinen befanden. Nach einem kurzen Moment, den er brauchte, um sich wieder zu fassen, strampelte er noch mehr als vorher. Er gehörte zu Ryoga und er wollte auch von niemand anderem geküsst werden.

„Bedingungen wie solche, aber ich werde da wohl kreativer sein“, meinte Karyu beiläufig und stand nun endlich von ihm auf. Sofort wischte er sich über die Lippen. „Küsst du immer irgendwelche Kerle, die vergeben sind?“

Der Größere lachte. „Nein, nur Leute bei denen ich Interesse habe.“

Interesse? Sollte das heißen Karyu war an ihm so interessiert, wie es auch Ryoga war? Das war doch bei weitem nicht möglich.



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