Zum Inhalt der Seite

Kostbar

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kostbar

Ihr Herz raste, der Atem ging flach und schnell. Sie lag auf dem Rücken und starrte die Decke an, eine Hand auf den Brustkorb gepresst, direkt über ihr hämmerndes Herz, so als ob sie es beruhigen könnte. Sie spürte es wie einen eingesperrten Vogel gegen ihre Finger schlagen. Ein Schauer überfuhr ihren Körper, ob aus Nervosität, Aufregung oder Adrenalin vermochte sie nicht zu sagen.
 

Konnte das sein?
 

War es möglich, dass eine einzige Person sie so dermaßen aus der Fassung brachte, dass sie selbst nicht mehr verstand, was geschah?
 

Konnte es erst drei Tage her sein, dass sie ihn zum ersten Mal sah und er plötzlich jeglichen Raum zum Denken einnahm? Dass er sie wie ein Magnet immer wieder zu sich hinzog, dass sie diesem Sog nicht widerstehen konnte, weil alles so passend erschien?
 

Sie wusste nicht mehr, was oben und unten war, richtig und falsch. Obwohl er absolut nichts getan hatte, hatte er es innerhalb weniger Stunden geschafft, sie völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie hatte das Gefühl mit irgendetwas dermaßen stark zusammengeprallt zu sein, dass sie für immer davon geprägt sein würde.
 

Man konnte nicht sagen, sie habe sich verliebt. Nicht einmal wirklich auf den ersten Blick. Aber sie spürte eine unglaublich starke Anziehungskraft, die sie sich absolut nicht erklären konnte. Sie mochte, wie er sich bewegte, lachte, sprach, sie manchmal anschaute, als wüsste er, dass sie ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Manchmal war er offen und nahm alle Menschen für sich ein, manchmal zog er sich einfach in sich selbst zurück und trat in den Hintergrund. Diese Gegensätze machten ihn nur interessanter und sie versuchte, ein wenig hinter seine Schale zu dringen. Ihr mäßiger Erfolg blieb der wenigen Zeit geschuldet, doch was sie entdeckt hatte, faszinierte sie. Sie hatte das Gefühl, seine Anwesenheit machte süchtig, sie suchte immer wieder nach einer Möglichkeit, ihn weiter kennenzulernen und auch ein wenig auf sich aufmerksam zu machen.
 

Und dann war er weg.
 

Sie hatte die letzten Tage wie in Trance erlebt und nun wurde sie schlagartig wieder herausgerissen, hinein in den Alltag und in ihre vertraute Umgebung.
 

Sie würde ihn wohl nie wieder sehen.
 

Ihr Magen zog sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen. Was, wenn er es gewesen war? Der Ewige und Einzige?
 

Sie beschloss, diese ganzen Gefühle nicht weiter ihr Denken bestimmen zu lassen. Sie sperrte sie tief in ihrem Herzen ein, in ein kleines Kästchen aus Holz und würde es dort für alle Zeiten aufbewahren. Diese Erinnerung war kostbar und sie würde sie in Ehren halten.
 

Wenn das Schicksal es so wollte, dann würde sie das Kästchen eines Tages wieder brauchen. Schließlich sah man sich immer zweimal im Leben.
 

Und dann würde sich alles ändern.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück