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Zweifellos

Hermine Granger x Draco Malfoy
von

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Kapitel 6
 

 

Viele Tage waren vergangen seit dem Vorfall mit einer gewissen Person. Hermine hatte ihn, soweit es ihr möglich war, ignoriert, hatte Ausreden gefunden und Anthony gesagt, dass sie bei ihren letzten Treffen nicht mitmachen würde, da sie ja so viel zutun hatte. In Zaubertränke, in der großen Halle, sogar auf den Gängen war sie immer aufmerksam und sah sich um, damit sie Malfoy nicht begegnete, geschweige denn sich mit ihm alleine irgendwo aufhielt.

 

Sie wusste, lange konnte sie das nicht durchziehen. Irgendwann würde sie sich mit ihm unterhalten müssen, das Projekt zwang sie dazu.

 

Romane zu lesen entspannte Hermine, ließ sie die Welt und die Probleme um sie herum für einige Zeit vergessen. Die Bibliothek war menschenleer, der Abend dämmerte und brachte die Dunkelheit über die Felder von Hogwarts.

 

Es war gemütlich, in einer Ecke, eines riesengroßen Raumes mit einem Buch auf dem Schoß, zu sitzen. Hermine seufzte und sah auf, langte mit einer Hand kurz über ihren Hals. Es schmerzte nicht mehr, aber ihre Fingerspitzen brannten förmlich, als sie über die verunstalte Haut strich. Die Flecken waren immer noch da, obwohl man sie nur noch schwer erkennen konnte.

 

Hermine hatte es niemandem erzählt, sie hatte diesen Vorfall jedem verschwiegen.

 

Warum?

 

Das wusste sie selbst nicht. Der einzige Grund, der ihr einfiel, war, dass er sich wahrscheinlich rausreden würde, dass seine mächtigen Eltern schließlich immer hinter ihm standen, egal, was für abscheuliche Dinge er tat. Noch ein Grund war, dass Hermine müde war. Es war anstrengend, gegen ihn zu kämpfen, es war anstrengend, überhaupt gegen jemanden ankämpfen zu müssen. Sie wollte nicht kämpfen. Nicht gegen irgendjemanden und auch nicht gegen Malfoy.

 

Sie sah wieder zu ihrem Buch und las weiter. Es war das Beste, das sie machen konnte, um sich zu beruhigen.

 

„Granger?“

 

Seine Stimme. Hermine musste lächeln, soweit war sie also schon, dass sie seine Stimme halluzinierte. Sie schüttelte leicht den Kopf und las weiter, um seine Stimme aus ihrem Kopf zu verbannen.

 

„Granger?“

 

Wie ein Blitz, wurde Hermine bewusst, dass das vielleicht doch nicht ihre Fantasie war. Sie erstarrte. Nein, das durfte nicht sein, sie war noch nicht bereit, ihn zu sehen. War diese Stimme überhaupt Wirklichkeit?

 

Langsam hob Hermine ihren Schopf, um sicher zu gehen, dass das nur ihre Einbildung war. Braune Augen trafen auf graue. Sie fantasierte nicht, es war keine Einbildung. Er saß vor ihr, hatte seine Hände auf den Tisch gelegt und blickte Hermine ganz und gar an.

 

Und dann ebbten ihre Gedanken.

 

Das war nicht möglich, das konnte einfach nicht möglich sein. Seine Augen, seine Augen sahen so anders aus als das letzte Mal, als sie sie gesehen hatte. Sie waren nicht dunkel, nicht mal ein kleines Bisschen. Sie waren nicht voller Zorn und voller Hass, sie richteten Hermine nicht. Das war kein anderer Mensch, aber warum kam es ihr dann so vor, als ob ein anderer Mensch vor ihr saß? Warum verspürte sie nicht Angst, wenn sie ihn ansah?

 

„Granger?“

 

Und seine Stimme war auch so anders. Keine tiefe, Furcht einflößende Stimme, keine Härte, keine Abscheu. Was war hier los? Wie konnte sich ein Mensch innerhalb weniger Tage so sehr verändern?

 

Draco senkte seinen Blick und sah Grangers Buch an, sein Gesicht war angespannt.

 

Aber dann sah er sie.

 

Er sah die blauen Flecken an ihrem Hals, er konnte sie genau erkennen, obwohl das Licht im Raum nur spärlich war. Und in diesem Moment schoss ihm jemand einen brennenden Pfeil in sein Herz. Hatte tatsächlich er das getan? Hatte wirklich er diese blauen Flecken auf ihrem Hals verursacht? Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, denn sie spiegelten nichts außer Trauer wider. Oder war es Enttäuschung?

 

Er senkte seinen Blick, sah irgendwas an, ehe er anfing, zu reden. Er wollte sich entschuldigen, aber natürlich nicht, weil es ihm leidtat. Schließlich war er ein Malfoy, ein Reinblut. Sie hingegen war ein Gryffindor, nicht annähernd so reich wie er und noch dazu eine Muggelgeborene. Er wollte sich entschuldigen, damit sie niemandem etwas erzählte.

 

Es war egal, ob er noch nichts von ihr gehört hatte, auch, dass sie niemandem etwas erzählt hatte. Er wollte sich nur entschuldigen.

 

„Was ist, Malfoy?“

 

„Was liest du da?“

 

Ihre Augen weiteten sich. Malfoy, wollte er allen Ernstes ein Gespräch mit ihr anfangen? Smalltalk führen? Sie wollte ihn nicht sehen, egal wie sehr er sich verändert hatte, er war Malfoy, er war der Junge, der sie beinahe umgebracht hatte. Sie wollte weg, sie wollte nicht in seiner Nähe sein.

 

Hermine stand auf und zog ihren Umhang fester, nahm ihr Buch und drückte es an sich.

 

Draco sah, dass sie gehen wollte, stand auch auf und umrundete den Tisch. Er wollte nicht, dass sie ging, bevor er das getan hatte, was er sich vorgenommen hatte. Er stellte sich ihr in den Weg und als sie das sah, ging sie einige Schritte zurück und ihre Hand und ihr Zauberstab schossen nach oben, zeigten auf ihn.

 

„Komm’ einen Schritt näher und ich schwöre bei Merlin, ich werde dich verfluchen, Malfoy.“

 

„Immer mit der Ruhe, ich tu dir nichts.“

 

Hermine wollte lachen. Er hatte sie fast umgebracht, verdammt noch einmal, und jetzt wollte er ihr verklickern, dass er ihr nichts tat?

 

„Gehe mir aus dem Weg und komm’ mir nie wieder zu nahe.“

 

„Granger, ich wollte dir nur-“

 

„Hau endlich ab!“, schrie sie, ihr Geduldsfaden riss. Sie wollte seine scheußliche Stimme nicht hören. Ihr Herz raste schon wieder vor Wut.

 

Draco sah, dass das zuviel für sie war. Er musste sie gehen lassen, seine Zeit und die Entschuldigung mussten anscheinend noch warten. Er ging zurück und sie rannte fluchtartig an ihm vorbei.

 

„Ich wollte dir sagen, dass wir uns das nächste Mal am Mittwoch um 17 Uhr treffen“, rief er ihr noch hinterher, hoffte, dass sie ihn noch gehört hatte.

 

 
 


 

 

 

„Nächstes Wochenende werden wir in Hogsmeade nach Ballkleidern schauen!“

 

„Ich bleib’ dann am besten hier.“

 

„Willst du mir damit sagen, dass du nicht zum Sommerball mitgehst?“

 

„Ja, so ziemlich.“

 

Ginny sah Hermine entsetzt an. Das war anscheinend eines der absurdesten Dinge, was sie gehört hatte. Etwas, das Ginny niemals in Betracht ziehen würde.

 

„Aber warum?“

 

„Ach Ginny, ich bin eine Spaßbremse, das weißt du doch.“

 

„Nein!“, sagte sie aufgebracht und setzte sich auf Hermines Bett, „Hermine, wenn du nicht mitkommst, dann fehlt etwas. Es ist doch in Ordnung, ein paar Mal im Jahr sich Spaß zu gönnen, findest du das nicht auch?“

 

„Natürlich ist das in Ordnung. Ich lese nur viel lieber hier, in meinem Zimmer.“

 

Die Rothaarige seufzte laut. Nach einigen Sekunden sah sie Hermine aber plötzlich wieder mit großen Augen und einem bedrücktem Gesicht an.

 

„Oh Gott, hat dich wohl noch niemand gefragt, Hermine? Willst du deswegen nicht mitkommen?“

 

„Nein. Nein, das ist es nicht, wirklich nicht.“

 

„Aber, Hermine, wenn du keinen Partner-“, und dann stockte sie, Überraschung blitzte in ihren Augen, „Was? Dich hat jemand gefragt?“

 

Röte schoss in die Wangen der Braunhaarigen, sie hasste es, über so etwas zu reden. Schüchtern musste sie nicken und machte Ginny umso neugieriger.

 

„Wer ist es, sag schon!“

 

„Na ja, also, Anthony hat mich gefragt.“

 

„Anthony? Anthony Goldstein aus Ravenclaw?“

 

„Ja.“

 

„Oh Merlin, das ist ja wundervoll, Hermine! Anthony ist so ein süßer Junge!“

 

„Findest du?“

 

„Natürlich, schau’ ihn dir doch an!“

 

Ginny grinste und wurde, je mehr Sekunden verstrichen, aufgeregter, bis ihr Gesicht plötzlich wieder fiel.

 

„Du hast ihm aber nicht ernsthaft einen Korb gegeben, oder?“

 

„Ich habe ihm gesagt, dass ich, also wenn ich gehe, er mein Begleiter sein wird.“

 

Ginny stand auf und nahm Hermines Hand, lächelte bis über beide Ohren.

 

„Das heißt, dass du nach Hogsmeade mitkommen wirst und ich will kein ‚Aber’ hören. Anthony hofft bestimmt auch darauf, dass du kommst.“

 

Hermine seufzte und wusste bereits jetzt, dass sie es bereuen würde…

 

 
 


 

 

 

Als Hermine die Tür zum Klassenzimmer öffnete, fiel ihr ein blonder Junge auf, der an einem Tisch saß und aus dem Fenster sah. Ihr Blick verdüsterte sich als sie langsam zu ihm ging und sich ihm gegenüber setzte. Nachdem sie ihre Sachen ausgepackt und auf dem Tisch verteilt hatte, griff sie nach ihrem Zauberstab und hielt es fest. Sie würde es nicht loslassen, solange sie neben ihm war.

 

Malfoys Blick hatte sich nicht einmal zu Hermine gedreht, es sah so aus, als ob er nicht einmal wahrgenommen hatte, dass Hermine gekommen war. Er hatte nichts ausgepackt, seine Tasche lag neben seinem Stuhl auf dem Boden, seine Arme hingen nach unten. Es sah wirklich so aus, als ob er träumte.

 

Hermine wollte ihn nicht aufwecken und fing an, an ihrem Projekt weiterzuarbeiten. Sie hatte keine Ahnung, wo sie eigentlich waren, schließlich hatte sie die letzten Male nicht mitgemacht. Aber Malfoy fragen, nein, das würde sie nicht tun. Dann würde sie eben warten, bis Anthony kam.

 

Minuten verstrichen und dann sah Hermine aus ihrem Blickwinkel, wie sich sein Kopf drehte. Er sah sie an, sie konnte seine Augen auf ihrem Körper förmlich spüren, die Art, wie er sie musterte. Sie fühlte sich unwohl und der Griff an ihrem Zauberstab verfestigte sich.

 

„Granger?“, sagte er leise.

 

Hermine sah auf, versuchte, so wenige Emotionen wie möglich zu zeigen. Erschrocken stellte sie fest, wie müde Malfoy aussah. Er hatte große, dunkle Ringe unter seinen Augen, eine unglaublich blasse Haut.

 

„Was ist, Malfoy?“

 

„Ich wusste nicht, wie du mir sonst zuhören würdest, Granger“

 

„Was meinst du?“, fragte Hermine verstört.

 

„Heute findet kein Treffen mit Goldstein statt. Wir haben schon angefangen mit den Leuten, die es aufführen werden, zu üben. Ich wollte dich alleine sprechen, deswegen habe ich dich gerufen.“

 

Hermine keuchte. Was fiel diesem dummen, egoistischen Kerl eigentlich ein? Dachte er allen Ernstes, dass sie nichts Besseres zutun hatte, als sich hier mit ihm zu treffen, nur, weil er mit ihr sprechen wollte?

 

Sie fing sofort an, ihre Sachen wieder in ihre Tasche zu stopfen.

 

„Ich will aber nicht mit dir reden!“

 

„Du musst mir nur eine Minute zuhören!“

 

„NEIN!“, schrie sie ihm voller Zorn entgegen, ihr Atem beschleunigte sich. Sie würde ihm nicht zuhören, nicht eine Minute und auch keine Sekunde. Er würde niemals wieder die Gelegenheit haben, sie anzuschreien und sie zu beleidigen, niemals wieder würde Hermine das zulassen.

 

Malfoy stand auch auf und ging um den Tisch herum. Ungewollt kam ihr die Szene, von vor einigen Tagen, in den Kopf und instinktiv schnellte wieder ihr Zauberstab in die Höhe.

 

„Bleib’, wo du bist!“

 

„Ich will dir nichts tun, Granger.“ Seine Stimme klang verzweifelt, was wollte er von ihr? Wollte sie ihm wirklich zuhören?

 

Nein, sie wollte ihm nicht zuhören und beugte sich leicht auf den Boden, um ihre Tasche zu nehmen und zu verschwinden. Nicht eine Sekunde wandte sie die Augen von ihm ab und nicht eine Sekunde lang lockerte sie den Griff um ihren Zauberstab.

 

Malfoys betroffenes Gesicht, war das einzige, was sie davon abhielt, sich auf der Stelle umzudrehen und zu gehen. Sie konnte nicht anders, als ihn zu mustern, sie konnte ihre Augen nicht von ihm nehmen.

 

„Es tut mir leid, Granger“, hörte sie dann von ihm leise, so leise, so unglaublich leise.

 

Momente verstrichen, bevor Hermine ihre Stimme fand.

 

„Malfoy.“

 

Sie schluckte und konnte nichts anderes sagen, als das, was ihr Herz fühlte und sagte.

 

„Deine Hände haben mich fast getötet. Eine Entschuldigung kann es diesmal vielleicht wieder gut machen, aber das nächste Mal kann es viel zu spät sein.“

 

Und so ging sie zur Tür und verließ ihn, verließ diese stickige Atmosphäre.

 

Sie ließ einen Draco zurück, der nach einem Stuhl griff, sich hinsetzte, sein Kopf in seine Hände stemmte und nicht mehr in der Lage war, nicht mehr die Kraft hatte, wieder aufzustehen. Sein Kopf war leer und trotzdem fühlte es sich so an, als ob es auf der Stelle platzen würde.

 

Was für ein Malfoy war er, der sich bei einer Muggelgeborenen entschuldigte?

 

Doch eine andere Frage beschäftigte ihn noch viel mehr, als alle Anderen.

 

Was für ein Mensch war er, der einen anderen Menschen töten wollte?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey meine lieben Leser, mal kurz ein Zwischenwort:
Erst einmal vielen lieben Dank, dass ihr meine FF lest, ich hoffe es gefällt euch bis jetzt. Ich wollte nur nochmal meinem tollen Beta-Leser, Ghaldak danken und euch 'entwarnen': Draco hat nichts mehr von seinem Trank, es kann also eigentlich nur noch besser werden mit den beiden, seid gespannt, Romantik liegt bald in der Luft! Ich freue mich natürlich riesig über Kommentare, und danke an dieser Stelle auch R1kku und spring_angel, für ihre tollen Kommentaredie ich bekommen habe *Motivationspegel: 10000%* :)
LG Leah Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  R1kku
2014-09-02T09:35:35+00:00 02.09.2014 11:35
Wow, die Emotionen steigen so langsam.
Ich freu mich mit jedem Mal mehr, wenn ein neues Kapitel da ist! :)
Ich muss zugeben, ich finde es richtig gut, dass Draco keinen Trank mehr hat und somit seinen Gefühlen ins Auge sehen muss. Ich bin sehr gespannt, wie er mit seinen Problemen umgehen wird.
Der Sommerball wird bestimmt so ein kleiner Höhepunkt in der FF, da freue ich mich richtig drauf!
Also bitte ganz schnell weiter, liebe Dissident! :)

Ganz liebe Grüße
R1kku
Antwort von:  Dissident
04.09.2014 22:53
Es freut mich wirklich soooo sehr, dass dir die Kapitel gefallen, ich gebe mir ziemlich viel Mühe, damit es euch und auch dir gefällt. Auf jeden Fall, kann ich dir versichern, dass es sehr bald weitergehen wird. Du hast Recht, auf dem Sommerball wird hoffentlich so einiges passieren :) Und sei gespannt R1kku, das nächste Kapitel wartet auf Freischaltung (gebe dir aber natürlich trotzdem Bescheid) und da wirst du vielleicht eine kleine Ahnung haben, wie Draco mit seinen Problemen umgehen wird :)
Viele viele liebevolle Grüße,
Leah
Von:  horo_koi
2014-08-31T12:31:20+00:00 31.08.2014 14:31
Hermiones Satz ist so ... ich find kein Wort
Er untersteicht so viel, gibt so viel wahrheit preis
Und dracos reaktion darauf ist fantastisch aber...
seine dämlichen fragen stören mich
ich würde ihm am liebsten ein buch vor den kopf knallen und ihn anschrein,
er soll seine meinung endlich ändern und von diesen scheiß malfoy idealen absehen!

Antwort von:  Dissident
04.09.2014 22:50
Vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar spring_angel, sie motivieren mich immer wieder!
Ich weiß, was du meinst, mit dem Stören (Draco kann manchmal unglaublich sein ._.) mach dir aber nicht allzu viele Gedanken, bald werden Dracos Gedanken dich nicht mehr stören, das versichere ich dir :) und das nächste Kapitel wartet jetzt schon auf Freischaltung.
Viele liebe, große große Grüße :)
Leah


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