Du schon wieder!
Sorgfältig ging sie jedes der Bilder durch, kontrollierte jede Einstellung oder Perspektiven Wechsel den sie zeigten. Achtete auf Schatten oder Schattierung die dort nicht hingehörten, markierte sie mit einem roten Stift, damit sie von einem Mitarbeiter am Computer nachgebessert werden konnten. Andere nahm sie gleich aus dem Stapel, da sie nicht in Frage kommen würden.
Ein Lichtstrahl der Sonne flutete durch die Fenster auf ihren großen Schreibtisch, was sie aufblicken ließ. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die Wolkendecke gebahnt und ließ die nassen Fassaden gegenüber glänzen. Der Regen hatte endlich aufgehört und die Sonne übernahm nun wieder die Kontrolle über Tokyo.
Lächelnd schob sich Usagi, von ihren engsten Freunden liebevoll Bunny genannt, eine verirrte Haarsträhne ihrer wallenden blonden Mähne nach hinten, die sich aus ihrem Haarknoten im Nacken gelöst hatten. Sofort war ihre Stimmung gestiegen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass der Tag besser und besser werden würde.
Auch die Bilder vor ihr auf ihrem Schreibtisch bekamen einen besonderen Glanz im Licht der Sonne. Die Fehler die sie entdeckt hatte kamen ihr sogleich gar nicht mehr so schlimm vor. Ungeachtet dessen mussten sie geändert werden, sollten sie im nächsten Magazin veröffentlicht werden. In dem Magazin, welches sie unter Schuften und Strapazen selbst in ihrem Verlag aufgebaute hatte. Nie im Leben hatte sie gedacht, dass sie es innerhalb von gerademal 3 Jahren zu einem der top Magazinen für Brautmode und Hochzeit hochgearbeitet hatte und aus den Regalen der Kiosken kaum nachgelegt werden konnte, so schnell war es unter den jungen Frauen vergriffen.‘ Hochzeitstraum‘, so hatte sie das Magazin getauft, was anscheinend sehr gut ankam.
Das Geld das sie von ihrem Vater als Startkapital geliehen bekommen hatte, hatte sie schon nach einem Jahr zurückzahlen können. Noch nie hatte sie ihren Vater so stolz erlebt. Er beriet sie auch noch weiterhin in Rechtlichen Fragen und alle Verträge oder Grundsatzfragen liefen über seine Kanzlei.
Mit gerademal 22 Jahren war sie Geschäftsführerin eines Verlages und beschäftigte 12 Mitarbeiter, dazu kamen noch die ständig wechselnden Models und Fotografen.
Bei einem Blick auf die Uhr musste sie mit erschrecken feststellen, dass sie in weniger als einer halben Stunde mit Minako zum Mittagessen verabredet war, wo sie ihr auch neue Vorschläge für Kleider zeigen wollte. Sie würde in einem Brautkleid auf der Titelseite des übernächsten Magazins erscheinen. Trotz ihrer vielen Arbeit hatte sie sich immer Zeit für ihre Freunde und Familie genommen, zumal diese auch durch ihr Magazin profitierten.
Makoto zum Beispiel hatte in jeder Ausgabe eine Werbung für Hochzeitstorten die sie in ihrem Laden anbot. Die Leute rannten ihr den Laden ein, da sich schnell herumgesprochen hatte, dass ihre Kuchen die aller besten waren. Dort hatte sie auch ein Café eingerichtet, in dem sie selbst des Öfteren war.
Nun wollte sie aber ins Crown, um dort Minako zu treffen. Bei Motoki hatte sie einen Tisch reserviert, da er zumeist ausgebucht war seit er auch Mittagessen anbot, nachdem er die Küche erweitert hatte. Auch bei ihm bekam man den Kuchen von Makoto, da sie schließlich alle enge Freunde waren. Bunny was sich aber, genauso wie die anderen aus der Clique, sicher, dass da sich in geraumer Zeit mehr zwischen den Beiden anbahnen würde.
Schnell schmiss Bunny die Bilder eines Models in einem Hochzeitskleid von Armani die auf ihrem Schreibtisch verstreut lagen in einen Ordner und klemmt sich diesen unter den Arm, bevor sie die Schublade ihres Schreibtisches öffnete und einige Ordner mehr hervor zog und diese ihre große Tasche stopfte.
Noch immer den Ordner mit den Bildern unter dem Arm erhob sie sich aus ihrem bequemen Sessel und umrundete ihren Schreibtisch, wobei sie ihren Trenchcoat vom Hacken neben der Türe nahm.
Als sie durch die Türe trat, sah sie nach links auf die das junge fleißige Mädchen mit kurzem braunem Haar. Ihre persönliche Sekretärin Nora, die nun lächelnd zu ihr aufsah.
„Kannst du die Bilder zur Bearbeitung an Dominik weitergeben? Er wartet bestimmt schon drauf. Er soll sie mit Mara am Computer noch mal durchgehen“, Usagi blieb lächelnd bei Nora stehen, die ihr dann den Ordner mit einem Nicken abnahm. Sie würde ihm zum Produktmanager und der Computerfachangestellten bringen, damit sie sich weiter um die Bilder kümmerten, da sie wussten was zu tun sein würde.
„Ich bin jetzt weg“, noch einmal die Hand hebend wandte sich Usagi an der gegenüberliegenden Türe die zum Flur führte noch einmal um, „machen sie doch um zwei Stunden oder so Schluss, diese Woche hatten sie schon zu viele Überstunden. Sollte noch etwas sein, können sie mich auf dem Handy erreichen.“
„Vielen Dank und noch ein schönes Wochenende und bis Montag“, erfreut grinste Nora nun und machte sich über ihre Arbeit her, die ihr nun, da sie das Ende dieser Woche schon vor Augen hatte noch einfacher von der Hand ging. Der Freitag würde doch noch immer besser.
Schnell schritt Usagi den Flur entlang wo die Schritte ihrer Pumps im hellen Teppich geschluckt wurden. Mit einem Seufzen musste sie feststellen, dass Dominik auf sie zugeeilt kam, in der Hand ein Blatt Papier, das er hoch in die Luft hielt. Seine blonden Haare waren durch das Haar Gel kess nach oben gesteilt, sein Anzug saß wie immer perfekt.
„Miss Tsukino, hier ist die Liste der Werbeträger. Sie ist gerade eingetroffen“, er hielt sie ihr entgegen und ging dann neben ihr her, wobei er sie mit einem bezaubernden Lächeln angrinste.
„Danke. Ich bin leider in Eile. Nora hat die Bilder die sie mit Mara noch durchgehen sollten. Schönes Wochenende und bis Montag“, schnell nahm sie ihm die Liste ab und schlüpfte durch die Türe um ins Treppenhaus zu kommen.
Dort zupfte sie kurz ihren türkisenen knielangen Rock zurecht, bevor sie sich ihren dazu farblich passenden Trenchcoat über ihre weiße Ellenbogen lange Bluse mit Rüschen zog. Mit einer weiteren schnellen Bewegung hatte sie die Liste in ihre große Tasche geschoben. Erst dann stieg sie die zwei Stockwerke des Bürogebäudes nach unten, wo sie auf die belebte Straße vor der Türe trat.
Der Pflaster des Bürgersteigs war noch nass vom Regen und die Luft war so klar wie selten.
Mit schnellen Schritten die auf dem Boden klapperten ging sie die Straße entlang. Das Crown lag nur zwei Querstraßen weiter, weswegen sie kein Taxi nehmen wollte. Sollte Minako doch fünf Minuten warten, das kannte sie doch eh von früher von ihr.
Sie konnte sich nicht mehr so genau daran erinnern, wann sie ihr Leben so sehr verändert hatte oder warum. Als sie zu überlegen begann, wusste sie, dass es vor Jahren gewesen war, als …
Schnell verdrängte sie den Gedanken wieder und schüttelte ihren Kopf.
Zu ihrem Glück kam das Crown in Sicht, an dem schon reger Betrieb war. Anscheinend war es schon wieder komplett ausgebucht, sodass es schon Wartende gab.
Ohne auf sie zu achten, schob sich Bunny an ihnen vorbei, wobei sie einige böse Blicke einheimste.
Grinsend drehte sich Motoki zu ihr um, als er sie hereinkommen sah.
„Bunny, schön dass du da bist. Minako wartet schon hinten in der Launch auf dich“, er nahm sie in die Arme und zeigte dann durch das Lokal, da er schon wieder weiter musste.
Minako war schon grinsend aufgestanden und winkte ihr wie verrückt entgegen.
„Minako, sorry dass ich zu spät bin, hat doch länger gedauert“, seufzend ließ sich Bunny dem Sessel sinken, der vor dem kleinen Tisch stand.
„Kein Ding, ich bin auch grad vorhin erst gekommen. Die Werbeaufnahmen haben auch länger gedauert“, lachend winkte Minako ab und schob Bunny den Kaffee hin, den sie bereits für sie bestellt hatte, „Und, hast du sie dabei?“
Nickend stellte Bunny die Tasse ab und kramte in ihrer Tasche. Sie zog die Ordner heraus und reichte sie Minako über den Tisch hinweg.
„Hi ihr zwei, was wollt ihr essen?“, Motoki stand plötzlich vor ihnen und sah auf sie hinunter.
„Menü 2, versteht sich doch von selbst, oder?“, Bunny zwinkerte ihm zu.
Als Minako nicht reagierte, stellte sich Motoki hinter sie und sah ihr über die Schulter.
„Großer Gott, ist das grad Mode?“, schmunzelnd kratzte sich Motoki am Kopf.
„Du hast doch keine Ahnung davon“, grinsend sah Minako zu ihm auf, „Menü 5. Solltest dich aber vielleicht mal damit beschäftigen, wenn du Makoto die Frage aller Fragen stellst.“
Minako zwinkerte ihm zu, worauf er tiefenrot anlief und sich vom Acker machte, bevor er noch tiefer in ein Thema hinein geriet, von dem er keine Ahnung hatte.
„Mina, bring den Armen doch nicht so aus der Fassung“, kichernd hob Bunny wieder die Tasse zum Mund und nahm einen Schluck wobei sie Minako nicht aus den Augen ließ, die sich Kleid um Kleid in den Akten ansah.
„Keine Ahnung wie ich mich da entscheiden soll, die sind alle wundervoll“, seufzend ließ Minako die Blätter sinken und grinste dann Bunny an, die wissend nickte.
Ein Aufschrei von Motoki ließ sie zusammenfahren. Anscheinend war jemand gekommen, den er nun überschwänglich und mit Begeisterung begrüßte.
Neugierig drehten sich Minako und Bunny zum Eingang, konnten aber nur Motoki ihnen zugewandt sehen, der sich angeregt mit einem jungen Mann unterhielt. Dieser hatte ihnen den Rücken zugewandt und sie erkannten nur seine breites Kreuz und schwarzes Haar. Durch den dunklen Anzug den er trug, zeichnete sich sein durchtrainierter Körper ab.
Als der Fremde zu Lachen begann, standen Bunny die Haare zu Berge, wobei ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Sofort schlug ihr Herz einen Tackt schneller und sie starrte den jungen Mann der ihnen noch immer den Rücken zugewandt hatte an. Sie wusste wer es war, hatte versucht ihn zu vergessen, was ihr bis heute nicht gelungen war.
„Bunny“, vorsichtig sprach Minako Bunny an, denn auch sie schien den Mann erkannt zu haben.
Bunny jedoch nahm sie gar nicht wahr.
In diesem Moment deutete Motoki in ihre Richtung, worauf sich der Mann umdreht.
Etwas geschockt straffte sich Bunny wieder und wandte sich ab, wobei sie ihre Beine wieder übereinander schlug, um dann ihre Tasse zum Mund zu führen.
Verdattert starrte Mamoru an das andere Ende des Lokals, in die Ecke wo Motoki gerade gezeigt hatte.
„Die Mädchen kommen auch immer noch vorbei“, Motoki grinste, als er die Reaktion von Mamoru sah, der zu Bunny starrte und sich nicht von ihr abwenden konnte.
Mamoru hingegen sah Bunny nur an, wie sie grazil die Beine überschlagen hatte und die Tasse zu dem vollen Mund führte. Diesen vollen perfekten Kussmund, den er von früher kannte, ihn geschmeckt hatte.
Sein Herz beschleunigte sich, als er sie beobachtete, wie sie ihren Mund bewegte und sich mit Minako unterhielt. Ihre blonden Haare trug sie anders, waren nun in einem lockeren Haarknoten im Nacken verschwunden. Wieder wanderte sein Blick über ihre langen endlosen Beine.
„Erde an Mamoru“, Motoki schnippte ihm mit dem Finger vor der Nase herum, was ihn ins hier und jetzt zurückholte, „alles klar?“
„Natürlich“, Mamoru seufzte und setzte sich an den Tresen, als Motoki sich neben ihn setzte und seine Mitarbeiter rennen ließ, „Hab nur nicht erwartet, dass ich sie gleich am ersten Tag wenn ich wieder hier bin wieder sehe.“
„Scheint dich ganz schön mitzunehmen“, Motoki gab einem seiner Leute ein Zeichen, dass er zwei Kaffee bringen sollte.
„Ich weiß auch nicht“, verwirrt schüttelte er seinen Kopf, „Sie scheint sich nicht mal eines Blickes zu würdigen.“
„Was hast du erwartet?“, skeptisch zog Motoki eine Augenbraue nach oben und schob ihm einen der Kaffees entgegen, „Du bist einfach abgedampf in dein Auslandsstudium und hast sie stehen lassen. Dass sie versuchen sollte sich einen anderen zu suchen, da du vier ½ Jahre weg sein würdest. Dass sie nicht auf dich warten soll. Also, was genau hast du erwartet? Dass sie sich dir um den Hals wirf, dass sie vier ½ Jahre in denen du weg bist nur darauf gewartet hat, dass du hier herein spaziert kommst?“
Mamoru starrte seinen Freund an, mit dem er steht’s Kontakt gehalten hatte. Noch immer hatten die beiden eine gute Beziehung zueinander. Aber es machte Mamoru doch stutzig, dass Motoki Partei für Bunny ergriff. Motoki hingegen sah einer Kellnerin hinterher, die eine Kanne mit heißem Kamillentee in Richtung der Mädchen trug und musste grinsen. Anscheinend brauchte Bunny eine Beruhigung, nachdem sie ihren Ex gesehen hatte.
„Hat sie denn …“, Mamoru konnte es nicht aussprechen, als er gedankenverloren in seiner Tasse rührte.
„Einen anderen?“, neugierig musterte Motoki seinen Kumpel von der Seite und musste grinsen, „Nein, sie hat alle abblitzen lassen und hat sich in ihre Arbeit gestürzt.“
Was sagte man denn dazu, Mamoru war also noch immer in Bunny verliebt, schoss es Motoki durch den Kopf.
Ein Klirren und ein darauf folgender Schrei ließ sie zusammenfahren.
Mamoru wusste sofort, wessen Stimme es war und sprang auf, genauso wie Motoki. Zusammen rannten sie an das andere Ende des Lokals. Dort hatte sich Minako über Bunny gebeugt und versuchte sie zu beruhigen. Die Kellnerin stand nur stotternd da und entschuldigte sich mehrmals, wobei sie sich verbeugte.
Bunny hingegen hielt sich ihre Hand und Tränen standen in ihren Augen, von welchen sie eines zusammen kniff.
Die Kellnerin hatte indes Motoki entdeckt, der auf sie zueilte und wandte sich ihm zu.
„Es tut mir leid, mit ist die Kanne vom Tablett gerutscht und sie ist auf sie gefallen“, aufgelöst sah sie ihren Chef an, der sie aber ignorierte und zu seiner Freundin hastete, die sich schmerzerfüllt die Hand hielt. Sofort war Mamoru vor ihr auf ein Knie gesunken, um sich der Brandwunde anzusehen, zumal er nun schon seit einem Jahr praktizierender Arzt war.
Zuerst wollte Bunny ihm die Hand wieder entziehen, die er aber schon sachte und sanft ergriffen hatte. Vorsichtig untersuchte er ihre so zierliche Hand, die bereits feuerrot angelaufen war von dem brühend heißen Tee, der über ihre Hand gelaufen war.
„Motokoi hol doch bitte kaltes Wasser und einen Lappen. Habt ihr immer noch den Verbandskasten im Aufenthaltsraum?“, er sah kurz zu seinem Freund auf, der knapp nickte und davon hastete.
Ein heißes Kribbeln zog ihren Arm nach oben. Es war aber nicht das heiße Wasser, sondern die Berührung von Mamoru, der ihre verbrannte Hand in seiner drehte, sie vorsichtig berührte um ihr nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. Sie sah auf ihn hinunter, wie er dort vor ihr Kniete. Sah seine perfekte Haut, sein rabenschwarzes dichtes Haar. Seine weichen Hände, die ihre Hand hielt. Die starke Brust die sich unter seinem weißen Hemd abzeichnete.
Wieso zum Henker hatte sie diese Gedanken? Wieso brachte sie dieser Mann nach all diesen Jahren die vergangen waren noch immer so aus der Fassung? Er hatte sie sitzen lassen, damit er sein Studium im Ausland beenden konnte und dort auch seine Facharztausbildung abschloss. Meinte dass sie ihn vergessen sollte, sich einen anderen suchen soll. Sollte nicht auf ihn warten. Doch das fieseste war: Mach was aus deinem Leben, versuch endlich mal zu lernen damit einen anständigen Beruf bekommst, sonst wird nie was aus dir. Was sie aber am meisten Schockte war: Hör auf zu heulen und werd endlich erwachsen.
Von diesen Worten hatte sie ihren Freunden nie etwas erzählt, sondern nur die abgeschwächte Version. Sie hatte mehrere Wochen gebraucht um wieder auf die Beine zu kommen und sich über seine Worte klar zu werden. Das war der Moment gewesen, als sie ihr Leben endlich anging und in die eigene Hand nahm. Sich endlich auf die Schule konzentrierte und diese sogar mit sehr guten Noten abschloss, nur um danach ein Praktikum beim größten Verlag von Tokyo zu machen. Dies war der Startschuss für ihr eigenes Magazin gewesen.
Nachdem Mamoru weg war hatte sie versucht ihre Gefühle zu vergraben, sie zu ignorieren, was ihr in den letzten Jahren ganz gut gelungen war. Doch jetzt brachte alleine dieser kurze Moment in dem sie ihn wieder sah sie so aus der Fassung.
Sie beobachtete ihn schweigend, wie er ihre Hand mit dem nassen kalten Tuch das Motoki gebracht hatte abtupfte und noch einmal genau in Augenschein nahm. Er war sehr vorsichtig dabei doch trotzdem zog sie scharf die Luft ein, als das kalte Tuch ihre gereizte Haut berührte.
„Tut mir leid, ich versuche vorsichtiger zu sein“, entschuldigend sah Mamoru kurz zu ihr auf. Sofort versank sie in seinen strahlend blauen Augen, die sie in seinen Bann zogen und ihr Herz schneller schlagen ließ.
Sie zwang sich zur Seite zu sehen, einfach nur die Wand anzustarren, während sie weiter seine sanften Hände spürte. Minako schob sich in ihr Blickfeld und warf ihr einen vielsagenden Blick zu auf den sie nur mit Augenverdrehen antwortete und wieder auf Mamoru hinunter sah, der sich inzwischen wieder ihrer Hand widmete.
Nun hatte er die Salbe für Brandwunden von Motoki entgegen genommen.
„Das wird deine Hand kühlen und es wird sich gleich besser anfühlen“, sagte er mit leiser Stimme, ohne aber zu ihr aufzusehen. Vorsichtig bestrich er ihre Hand damit. Sofort spürte sie die angenehme Kühle auf ihrer Haut die die Schmerzen in der Hand fast gänzlich mit sich nahm.
Behutsam und mit geschickten Händen verband Mamoru die Hand, damit die Salbe besser einwirken konnte.
„So fertig. Du solltest deine Hand in zwei Tagen noch einmal einem Arzt zeigen um zu sehen, ob die Brandwunden gut verheilen“, Mamoru richtete sich nach getaner Arbeit auf und sah auf Bunny hinunter, die ihren Blick zu ihm erhoben hatte, „wenn du möchtest, kann ich sie mir noch mal ansehen, musst dich nur melden.“
Er sah, wie plötzlich ein Schatten über ihre Augen huschte, bevor sie kurz die Augen schloss und seufzte.
„So wie du dich die letzten vier ½ Jahre gemeldet hast?“, etwas gereizt stand Bunny auf und sah ihm dann direkt in die Augen, „Danke dass du meine Hand verarztet hast und willkommen zurück in Tokyo. Minako, wir sollten gehen.“
Sie wandte ihren Blick von diesem so anziehenden Mann ab, mit dem sie doch eigentlich abgeschlossen hatte. Minako reagierte sofort und schnappte die Unterlagen, die sie dann schnell in Bunnys Tasche stopfte. Mit einer weiteren Bewegung nahm sie ihre Jacke und die von Bunny, um ihr hinterher zu eilen, da sie bereits an Mamoru vorbeigegangen war. Sie zwinkerte Mamoru und Motoki noch kurz zu als sie an ihnen vorbei ging.
Mamoru dreht sich um und sah gerade noch wie Bunny aus dem Crown stürmte, bevor auch Minako aus der Türe verschwand. Auf einmal überkam ihn Trauer und er spürte wie sein Herz sich zusammenzog bei dem Gedanken, Bunny verloren zu haben. Er war aber auch selbst dran schuld. Da Angebot aus Amerika war aber auch zu verlockend gewesen, aber war es das wert gewesen? Wert, dadurch Bunny zu verlieren. Bei dem Gedanken musste er seufzen.
„Da muss mehr gewesen sein“, stellte nun Motoki neben ihm trocken fest, wodurch Mamoru sich zu ihm umdrehte und ihn fragend ansah, „Ich meine zwischen dir und Bunny. Du sagtest ihr ja, dass sie nicht auf dich warten soll, aber das alleine reicht doch nicht, dass sie so böse auf dich ist und dich dermaßen derb links liegen lässt, oder?“
Bei dem Gedanken, was er Bunny an den Kopf geworfen hatte kurz bevor er zum Studium aufgebrochen war, zuckte Mamoru zusammen und wich dem Blick seines Freundes aus.
„Oder?“, Motoki war natürlich gleich aufgefallen, dass ihn was beschäftigte.
Wieder kam ihm das verheulte Gesicht von Bunny in den Sinn, als er sich mit ihr wegen dem Studium gestritten hatte, ihr Dinge an den Kopf warf, die er bereute und woraufhin sie abgehauen war. Das war das letzte mal gewesen, als er sie gesehen hatte.
„Naja, die Version die ich dir erzählt hatte und demnach auch Bunny dir erzählt hat, ist so nicht ganz richtig“, wieder aufseufzend sah Mamoru seinen Freund wieder an und erzählte ihm, was er Bunny damals noch so alles an den Kopf geworfen hatte, „Ich war ihr damals nicht nachgelaufen, weil ich dachte, so könne sie besser über mich hinweg kommen.“
Motoki hatte indes die Arme verschränkt und schüttelte seinen Kopf, wobei er fragend eine Augenbraue nach oben gezogen hatte.
„Oh Mamoru, da hast du aber einen Bockmist gebaut“, tadelnd sah er seinen Freund an, „Jetzt verstehe ich auch, warum sie ihr Leben so umgekrempelt hatte. Wir dachten alle, dass sie die ständigen Hänseleien ihres Bruders Shingo satt hatte und sich deswegen so veränderte.“
„Wie meinst du das?“, Mamoru ging Motoki hinterher, der den Verbandkasten mitnahm und in den Aufenthaltsraum nach hinten ging.
„Ach, du weißt gar nicht was sie jetzt macht?“, Motoki drehte sich zu ihm um, nachdem er den Kasten wieder im Schrank verstaut hatte, „Nachdem sie ihren Abschluss mit sehr guten Noten gemacht hatte, ging sie für ein Praktikum zu einem der renommiertesten Verlagen von Tokyo. Bereits nach einem Jahr verlegte sie ihr erstes eigenes Magazin das nur so aus den Regalen der Kiosks gerissen wird. Das Blatt ‚Hochzeitstraum‘ zählt bereits zu den besten Brautmoden Magazinen der Stadt und weit darüber hinaus. Selbst meine Kellnerinnen lesen es.“
Wie zur Bestätigung nahm er das Magazin vom Tisch im Aufenthaltsraum und hielt es Mamoru entgegen, der völlig perplex vom Magazin auf Motoki starrte.
„Du verarschst mich“, kopfschüttelnd nahm Mamoru ihm das Heft ab und schlug die erste Seite auf, auf dem das Gesicht von Bunny prangte, das ihn sanft zulächelte. Daneben einige Zeilen der Chefredakteurin Usagi Tsukino.
„Ich seh schon, du traust ihr tatsächlich nicht viel zu“, seufzend ging Motoki an ihm vorbei wieder vor in den Laden. Schnell schmiss Mamoru das Blatt wieder auf den Tisch und eilte ihm nach.
„So meinte ich das nicht. Ich bin nur überrascht, wie erfolgreich sie geworden ist und erwachsen“, er hatte Motoki eingeholt und setzte sich auf einen der Barhocker, während Motoki sich wieder hinter den Tresen stellte.
„Was du ihr doch geraten hast, dass sie erwachsen werden sollte“, er tippte Mamoru mit dem Zeigefinger auf die Stirn, worauf dieser wieder den Blick senkte.
„Ich hab sie wirklich verletzt“, kam es dann leise von ihm und er legte seinen Kopf in seine Hände.
„Ja hast du und du solltest alles daran setzten, dass du dich wieder gut mit ihr stellst“, Motoki begann ein paar Gläser zu polieren.
„Wieso?“, überrascht sah Mamoru auf. Motoki hielt inne und lehnte sich mit verschränkten Armen auf den Tresen direkt vor Mamoru.
„Weil ich mit euch beiden viel zu tun haben werde und weil zu verdammt noch mal noch immer auf sie stehst“, eindringlich sah er seinen Freund an, der ihn nur perplex anstarrte.
„Woher …“, Mamoru fehlten die Worte.
„Das sieht doch en Blinder mit nem Krückstock“, Motoki verdrehte die Augen und begann wieder die Gläser zu polieren, „Du konntest die Augen nicht von ihr lassen, genauso wenig wie sie von dir. Sie ist dir nur noch zu böse um gleich über dich her zu fallen.“
Mamoru starrte nur noch Motoki an, der ihn frech angrinste, wobei er sich die Worte seines Freundes durch den Kopf gehen ließ. Er hatte wirklich Mist gebaut und sollte versuchen Bunny wieder für sich zu gewinnen.
„Heute Abend gehen wir alle zusammen zum Hikawa Tempel, um dort das Tanabata Fest zu feiern. Ich hab mir extra den Abend frei geschaufelt und werde das Restaurant meinen Mitarbeitern überlassen“, Motoki sah nach ein paar Minuten wieder auf Mamoru, den er aus seinen Gedanken riss, „Komm doch mit, dann siehst du die anderen wieder und kannst gleich mal damit beginnen, Bunny wieder von dir zu überzeugen.“
„Ich glaube nicht, dass sie mich gleich wieder sehen möchte“, skeptisch sah Mamoru zu Motoki auf.
„Ach quatsch, wird bestimmt ein lustiger Abend und wir zwei können was trinken um dich willkommen zu heißen. Das heißt keine Widerrede. Wir treffen uns Punkt 19 Uhr hier, also sei pünktlich“, wieder grinste er Mamoru an, wobei seine Tonart keine Widerrede zuließ.
Seufzend schüttelte Mamoru den Kopf und war wieder einmal überrascht von der resoluten Art seines Freundes. Er musste sich wohl überlegen, was er Bunny heute Abend sagen wollte, damit er sie wieder von sich überzeugen konnte.
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Hallo ihr Lieben
Es freut mich dass ihr meine FF lest und hoffe, dass ihr sie auch weiterhin verfolgen werdet.
Sie wird wahrscheinlich nicht mehr als sechs oder sieben Kapitel haben, dafür sind sie etwas länger, so wie dieses hier.
Wünsche euch auch weiterhin viel Spaß
Eure Lifestar