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Die Verwirrungen des Marimos

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und willkommen zu meinem kleinen Zoro/Sanji Oneshot! Der Anfang dieser Geschichte ist schon ziemlich alt, aber ich habe es endlich mal geschafft mich wieder dranzusetzen und sie zu Ende zu schreiben.

Für diese Geschichte gibt es eine zensierte Version und eine Adult-Version. Dieses Kapitel hier zeigt die zensierte Version. Wenn ihr also ein bisschen mehr Erotik haben wollt, solltet ihr auf Kapitel 2 klicken.

*Kekse verteil* :3 Komplett anzeigen

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Die Verwirrungen des Marimos (zensierte Version)

Wie immer war alles nur seine Schuld. Wurde jedenfalls behauptet. Sie hatten an einer ihnen unbekannten Insel geankert. Er war anfangs dagegen gewesen, hatte nicht eingesehen, warum sie hier ihre wertvolle Zeit verschwenden sollten, anstatt den nächsten Hafen anzusteuern. Nami, ihre Navigatorin, war jedoch nicht davon abzubringen gewesen, denn sie hatte den Plan gefasst, die recht kleine Insel zu vermessen. Und als auch noch Sanji, der Koch der Crew, ihn energisch darauf hingewiesen hatte, dass ihre Vorräte höchstwahrscheinlich nicht zur nächsten Stadt reichten, hatte er sich geschlagen gegeben, hatte den schweren Anker der Flying Lamb über Bord geschmissen und nach einer Möglichkeit gesucht, sich die Zeit zu vertreiben.
 

So weit, so gut. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, sich die Zeit zu vertreiben, sogar eine sehr gute Möglichkeit, die darin bestanden hatte, unweit des Schiffes – er kannte seinen nicht vorhandenen Orientierungssinn nur zu gut – unweit des Schiffes ein Nickerchen zu machen.
 

„Und wenn mich ein gewisser, drittklassiger Koch dabei nicht gestört hätte, wären wir jetzt wieder an Bord und nicht auf dieser vermaledeiten Insel!“
 

Roronoa Zoro trat wütend gegen einen der riesigen Bäume, die auf der Insel so kreuz und quer wuchsen, dass sie sich schon miteinander zu verflechten begannen. Die letzten zwei Stunden hatte er versucht sich durch das dschungelartige, undurchdringliche Dickicht zu kämpfen, doch auch unter Einsatz seiner drei Schwerter war er kaum vorangekommen.
 

„Wenn ein gewisser, drittklassiger Schwertkämpfer nicht beschlossen hätte, sich so zu verlaufen, dass er nicht zum Schiff, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung läuft, hätten wir dieses Problem erst gar nicht!“
 

Sanji trat ebenfalls gegen einen Baum, jedoch mit einer solchen Wucht, dass das Geflecht aus Ästen, Blättern und verlassenen Vogelnestern unter seinem Fuß zerbrach und er steckenblieb.
 

„Hast du mich etwa gerade drittklassig genannt?“ Zoro ignorierte die Tatsache, dass Sanji gerade auf einem Bein hüpfend versuchte, sein anderes Bein zu befreien, sich bei dieser zähneknirschend gestellten Frage jedoch zu ihm umdrehte und grinsend erwiderte: „Und wenn’s so wäre?“
 

Normalerweise wären sie ihre Stärke betreffend gleichauf gewesen, der Fakt aber, dass er immer noch festklemmte, sorgte dafür, dass nicht nur sein Bein, sondern auch sein Kopf kurze Zeit später im Gestrüpp hing.
 

Zoro hatte es sich daneben gemütlich gemacht und starrte nachdenklich in das kleine Stückchen blauen Himmel, dass er von dort unten ausmachen konnte. In letzter Zeit hatten sich er und Sanji immer häufiger gestritten. Es war einfach so, dass der Koch in mit nur einem Wort oder einem falschen Blick sofort auf die Palme bringen konnte.
 

„Wie kommen wir wieder von hier weg?“, fragte er schließlich.
 

Von Sanji kam ein gedämpftes Geräusch.
 

„Ganz deiner Meinung.“ Zoro stand auf, blickte sich um und winkte dann. „Ich werd‘ mich dann mal umsehen. Komm nach, wenn du fertig bist.“
 

Sanji zappelte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Wie sie feststellten, war die Insel nicht sonderlich groß. In der Mitte ragte ein Berg empor, der zur Hälfte dicht mit Bäumen übersäht war, drumherum noch mehr Bäume, drumherum der große weite Ozean. Vom Berg weg führte ein schmaler Fluss und mündete in das Meer. Sie waren auf die Spitze des Berges geklettert, um feststellen zu können, in welcher Richtung sich die Flying Lamb befand.
 

Zoro spähte etwas mehr nach rechts.
 

„Ich kann einen See sehen.“
 

Sanji, der sich den angeschrammten Nacken rieb, funkelte ihn wütend an.
 

„Soll ich dir sagen, was ich nicht sehe? Unser Schiff! Wo sind sie?“
 

Zoro drehte sich einmal im Kreis, die Augen zusammengekniffen. „Stimmt“, kam er schließlich zum selben Schluss.
 

„Idiot.“ Ihm kam es seltsam vor, dass er noch nicht einmal den Mast der Flying Lamb irgendwo am Horizont ausmachen konnte. „Was denken die sich nur dabei?“
 

„Rumjammern hilft uns jetzt auch nicht viel. Komm.“
 

„Das weiß ich selbst – hey, wo willst du hin?“
 

Zoro drehte sich genervt um.
 

„Ich hab Hunger.“ Und damit ging er weiter. Sanji spürte Wut in sich hochbrodeln. Da blieb Zoro plötzlich noch einmal stehen, ohne sich jedoch umzudrehen und sah ihn mit ernster Miene an. „Du kochst.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Sie waren allein auf einer einsamen Insel zurückgelassen worden, mit nichts als dem, was sie am Körper trugen, mitten auf der Grand Line, was bedeutete, dass alles passieren konnte – aber abgesehen davon ging es ihnen nicht schlecht. Zumindest drehte Sanji gerade einen ziemlich lecker aussehenden Fisch über dem Feuer.
 

Zoro beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus. Anfangs hatte sich der Koch ziemlich darüber aufgeregt, ausgerechnet mit ihm hier zu sein, und nicht zum Beispiel mit Nami, oder auch Nami, und wenn das nicht ging, dann eben mit Nami, aber sicher nicht mit ihm, Roronoa Zoro, dem Typen, mit dem er sich jeden Tag in die Haare kriegte.
 

„Ist was?“
 

Sanji starrte grimmig zurück. Zoro wandte den Blick ab.
 

„Nichts.“
 

„Wenn du was zu sagen hast, dann spuck’s aus, Marimo.“
 

Zoro zog es vor zu schweigen. Ob ihm selbst wohl jemand anderes lieber gewesen wäre? Nami mit Sicherheit nicht, die würde auch noch aus dieser Situation Profit schlagen, und falls ein Schiff vorbeikäme, dass sie zuerst entdeckte, würde sie ihm für diesen zufälligen Dienst auch noch die letzten Beri abluchsen. Luffy? Der würde den Ernst der Lage wie immer verkennen und sich Hals über Kopf in das neue Abenteuer stürzen. Nicht zu gebrauchen. An Usopp wollte er gar nicht erst denken.
 

Nein, Sanji war eigentlich ganz okay. Immerhin konnte er kochen, eine Fähigkeit, die ihm trotz aller Schwertkunst verborgen blieb.
 

„Du starrst mich schon wieder an. Hab ich was im Gesicht oder was?“ Sanji hatte den Fisch aus dem Feuer geholt und funkelte ihn an.
 

„Hunger.“, antwortete Zoro. Sanji holte mit dem Fisch aus.
 

„Dann friss!“
 

Sanji schlug mit dem Fisch nach ihm, doch Zoro wich rechtzeitig aus.
 

„Hör einfach auf zu meckern und warte, bis es fertig ist!“
 

Zoro grummelte missmutig, ihm war es im Moment egal, wie das Essen schmeckte, Hauptsache es war durch. Er hatte schließlich Hunger. Um sich abzulenken, beobachtete er ihn weiterhin, gab aber darauf Acht, diesmal nicht erwischt zu werden. Wenn er es wirklich wollte, konnte er es auch.
 

Sanji war groß, aber nicht so groß wie er selbst. Er hatte eine schlanke, etwas schlaksig wirkende Figur, die aber wiederum auch nicht jungenhaft wirkte. Zoro dagegen war kräftiger gebaut. Der Koch hatte helle, beinahe weiße Haut. Obwohl alle anderen der Crew – außer Chopper natürlich – vom Leben auf hoher See gebräunt wären, legte Sanji geradezu peniblen Wert darauf, seine Haut nicht der Sonne auszusetzen. Zoro beobachtete, wie Sanji den Spieß drehte, mit seinen langen weißen Fingern. Auf seine Hände achtete er besonders. Die Hände eines Kochs, so sagte er, durften nicht verletzt werden. Deswegen kämpfte er mit den Beinen. Zoros Blick glitt zu besagten Körperteilen. Er hatte verdammt lange Beine, fiel ihm gerade zum ersten Mal auf. Zwischen seiner Hose und seinen Schuhen zeigte sich ein Stück seiner Haut. Ebenfalls weiß. Zu gerne würde er-
 

„Glaubst du, ich merk das nicht, Marimo?“
 

Diesmal traf Sanji.
 

~~~~~*~~~~~
 

Die Nacht war klar, aber schwül. Zoro hatte sich an einen Baumstumpf gelehnt, seine drei Schwerter bei sich. Wer wusste schon, was es hier für wilde Tiere gab. Nach der Fisch-Eskapade hatte er sich noch ein bisschen mit Sanji gestritten, dann aber beschlossen, dass der Fisch warm besser als kalt schmeckte und vorerst das Kriegsbeil begraben.
 

Danach hatten sie ihre Lage besprochen. Sie hatten in etwa eine Ahnung, wo genau auf der Grand Line sie sich befanden, doch das half ihnen auch nichts, da jedes vorbeikommende Schiff entweder von Piraten oder der Marine wäre. Zoro hatte keine Angst, doch letzten Endes konnten sie die Insel nur auf einem Weg wieder verlassen, nämlich auf demselben, auf dem sie auch gekommen waren: mit der Flying Lamb.
 

Damit waren sie zur nächsten Frage gekommen: Wieso verdammt nochmal war Luffy ohne sie aufgebrochen? Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass man sie vergessen hatte, hätte es doch schon längst auffallen und das Schiff zurückkehren müssen. Spätestens bei Luffys knurrendem Magen wäre der Crew klar gewesen, dass ihr Koch fehlte.
 

Zoro wollte es sich kaum eingestehen, doch ihnen beiden fiel nur eine mögliche Lösung ein: Man hatte sie mit Absicht zurückgelassen. Doch warum? Egal wie dumm und verfressen Luffy oder wie egoistisch und geldgeil Nami war, Zoro zweifelte nicht eine Minute an seinen Freunden. Doch die Ungewissheit breitete sich wie ein Gift zwischen ihnen aus.
 

Das war der Grund, wegen dem Zoro seltenerweise nicht einschlafen konnte. Er versuchte es eine Weile, dann beobachtete er den schwarzen Himmel und dann das schwarze Meer. Sein Blick wanderte über den Strand, er konnte kaum Konturen ausmachen. Ein oder zwei Meter weiter lag Sanji neben dem erloschenen Feuer und schlief. Er schlief wirklich, denn sein Atem ging ganz gleichmäßig und Zoro wusste, wäre er wach gewesen, hätte er sich schon längst umgedreht und ihn angefaucht, er solle ihn nicht anstarren.
 

Zoro starrte Sanji gerne an. Es war eine Angewohnheit, die er über diesen Tag entwickelt hatte. Warum er es mochte? Das wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil man ihn damit so gut auf die Palme bringen konnte. Vielleicht auch aus einem anderen Grund.
 

Sie wussten nicht, wann die Flying Lamb zurückkehren würde. Vielleicht würde sie das niemals. Zoro schüttelte den Kopf. Nein, rumjammern half auch nichts, sie mussten da jetzt durch und es war am besten, wenn er sich mit dem Koch bestmöglichst arrangierte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Der Vorsatz hielt nicht lange.
 

Am nächsten Morgen fasste Sanji den Plan die Insel etwas wohnlicher zu gestalten. Er begann damit, eine richtige Feuerstelle zu bauen. Zuerst sammelte er ein paar größere Steine, etwa faustgroß, die er in einem Kreis um die alte Feuerstelle herum legte, dann nahm er drei Stöcke, eine geraden und zwei, die an einem Ende gegabelt waren. Das andere Ende bohrte er in die Erde, bis sie fest waren, den anderen Stock legte er quer. Zum Schluss schickte er Zoro los, um Holz aus dem Dschungel zu sammeln.
 

Missmutig kam Zoro mit einem Stapel frisch geschlagenem Holz zurück und schmiss es neben die Feuerstelle.
 

„Hey, ein bisschen vorsichtiger, Marimo.“
 

Zoro grummelte nur. „Und jetzt?“
 

„Jetzt bauen wir uns ein Dach.“
 

„Ein Dach?“
 

„Falls es regnet.“
 

Zoro konnte sich nicht vorstellen, wie es auf dieser viel zu heißen, schwülen Insel regnen konnte und das sagte er auch. Sanji verdrehte die Augen.
 

„Genau deshalb, Algenhirn. Glaubst du, es wäre schwül, wenn es hier nie regnen würde?“
 

Und so bauten sie sich ein Dach. Sanji gab Anweisungen, Zoro befolgte sie. Es gab große Bäume, an denen große Blätter hingen, die sie abschnitten, und lange Äste, die sie in den Boden steckten und an einen Baum lehnten, sodass sie ein schräg stehendes Gerüst bildeten. Zoro legte die Blätter darauf und begutachtete ihr Werk kritisch.
 

„Na ja, das sollte das Gröbste abhalten.“ Zweifelnd sah er zu dem blauen Himmel auf. „Falls es regnet.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Es regnete. Und wie, nur kurze Zeit nachdem die Nacht über die Insel hereingebrochen war, fing Zoro den ersten Tropfen mit seiner Nasenspitze auf. Wenige Augenblicke später überraschte sie ein Sturm, der vom Meer über die kleine Insel hinwegfegte und sie konnten froh sein, dass sie ihre provisorische Unterkunft halbwegs stabil gebaut hatten. Der Regen war entgegen dem Klima der Insel unangenehm kalt und so zog Zoro sich so weit es ging unter das Dach zurück, ohne dabei zu nahe an den Koch zu geraten. Der Regen schleuderte sich ihnen seitwärts entgegen und als wäre er sein Gegner, kniff Zoro halb die Augen zusammen und starrte stur auf das Meer hinaus.
 

So abrupt wie der Sturm gekommen war, endete er auch. Der Regen blieb und prasselte mit monotonem Trommeln auf das Blätterdach. Zoro starrte zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. In der Ferne war vereinzelt das Blitzen des weiterziehenden Sturmes zu sehen. Ein kurzer Seitenblick zu Sanji, doch der hatte sich umgedreht, den Rücken zu ihm, die Füße an sich herangezogen. Seine Haare verdeckten seine Miene und auch, ob er die Augen geschlossen hielt. Zoro blickte einen Moment länger als gewöhnlich auf ihn herab, dann drehte er sich ebenfalls um, sie beide Rücken an Rücken, und schlief ein.
 

~~~~~*~~~~~
 

In der Nacht hatte Zoro einen Traum.
 

Er träumte von Kuina und wie er ein letztes Mal versucht hatte sie zu besiegen. Er verlor, verlor sein Schwert und den Kampf. Kuina stand über ihm, die Beine gespreizt, ein trauriges Lächeln auf den Lippen.
 

„Ich beneide dich, Zoro.“
 

Oh, er erinnerte sich.
 

„Noch bin ich stärker als du, aber du bist ein Mann und ich eine Frau.“
 

Damals hatte er noch nicht viel davon verstanden, was einen Mann und eine Frau voneinander unterschied. Und dann war Kuina tot.
 

Nicht so in diesem Traum. Die Worte hingen schwer in der Luft. Du bist ein Mann und ich eine Frau.
 

Plötzlich erschien sie ihm älter, als eine Kuina, wie es sie nie gegeben hatte. Sie lächelte immer noch, dann öffnete sie ihren Kimono und zeigte ihm ihre Brüste. Wäre Zoro wach gewesen, hätte ihn allein der Gedanke daran an seinem Verstand zweifeln lassen, im Traum jedoch überraschte es ihn nicht und er setzte sich auf, um eine Brust mit seiner Hand zu umfassen. Kuina stöhnte auf, ihre Stimme war tiefer, als er sie in Erinnerung hatte, aber das war nur logisch, schließlich konnte sie als erwachsene Frau keine Kinderstimme mehr haben.
 

Er drückte ihre Brust ein bisschen. Es fühlte sich gut an und er spürte, wie es in seiner Hose eng wurde. Erregt berührte er ihre Brustwarze und rieb sie zwischen zwei Fingerkuppen, bis sie hart wurden. Ihr Stöhnen wurde lauter, fordernder.
 

Da fiel Zoro auf, dass etwas nicht stimmte. Ihre Stimme war selbst für eine erwachsene Frau sehr tief. Und ihre Brüste sahen zwar groß aus, genauso wie Brüste nun mal sein sollten, doch sie fühlten sich überhaupt nicht danach an – schlagartig riss er die Augen auf und konnte einen erschrockenen Schrei gerade noch so unterdrücken.
 

Sanji lag direkt vor ihm, zum Glück noch schlafend.
 

Mit einem zweiten Schock realisierte Zoro, dass es nicht Kuinas, sondern Sanjis „Brüste“ waren, die er gerade so enthusiastisch geknetet hatte. Ohne nachzudenken drückte er noch einmal sanft zu und strich dabei über die unter dem Hemd verborgene Brustwarze. Sanji stöhnte leise im Schlaf.
 

Bleich zog Zoro seine Hand zurück. Seinen Schlaf konnte er jetzt jedenfalls vergessen.
 

Er hatte eine verdammte Morgenlatte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Als Zoro hastig unter dem Blätterdach hervorgekrochen war, hatte er festgestellt, dass es bereits früher Morgen war. Die Sonne ging gerade am Horizont auf und tauchte den Strand in verschiedene Rot- und Gelbtöne. Zoro beschloss die seltsamen Gedanken, die ihn geweckt hatten, zu vertreiben, indem er eines seiner Schwerter nahm, um damit fischen zu gehen. Normalerweise würde er seine Schwerter nicht für so etwas missbrauchen, doch der angespitzte Stock, den er sich zuvor für diesen Zweck gemacht hatte, fühlte sich einfach nur fremd und unhandlich in seinen Fingern an und so hatte er wieder auf seine Waffen zurückgegriffen.
 

Das Hemd am Strand zurücklassend und sein Bandana um den Kopf gebunden watete er ein paar Meter ins Wasser, bis es ihm die Beine fast vollständig umspülte. Wäre er allein auf dieser Insel, hätte er sich vollständig ausgezogen. Doch mit Sanji im Nacken, der jederzeit aufwachen konnte, wollte er sich nicht entblößen. Nicht, dass er sich seines Körpers schämte. Aber etwas hielt ihn trotzdem davon ab. Vielleicht auch einfach nur der Gedanke daran, Sanji könnte seine Morgenlatte sehen.
 

Mit angestrengt zusammengekniffenen Augen beobachtete er das Wasser vor sich und stand vollkommen still. Nach einigen Minuten trauten sich die ersten Fische wieder in seine Nähe. Zoro wartete ab. Ein silberner Schatten huschte nur wenige Meter an seinen Füßen vorbei und war dann wieder verschwunden. Doch Zoro achtete nicht auf ihn. Er hatte einen größeren Fisch entdeckt, einen mit roten Punkten und stachelartigen Auswüchsen auf dem Rücken und an den Seiten. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Der Fisch war etwas weit entfernt, aber mit einem gezielten Wurf des Schwertes konnte er ihn fangen.
 

Der Fisch schwamm träge über ein paar flache Steine und wühlte im Sand. Langsam hob Zoro seinen Arm und brachte das Schwert in Position. Die Schwanzflosse des Fisches zuckte kurz, als wollte er wegschwimmen, doch er tat es nicht. Zoro grinste siegessicher und warf.
 

Die Schwertspitze bohrte sich genau in die Mitte des Fisches, vorbei an den scharf aussehenden Stacheln, kam auf der anderen Seite wieder heraus und blieb im Sand stecken. Zoro ging auf seine Beute zu und nahm sein Schwert mitsamt dem zuckenden Fisch wieder in die Hand, bevor er sich umdrehte und zurückgehen wollte.
 

Am Strand stand Sanji. Er sah in seine Richtung und wandte sich auch nicht ab, als sich ihre Blicke trafen. Zoro hatte für einen Augenblick lang das Gefühl, als wüsste Sanji, weshalb Zoro so früh auf war, doch er konnte es ja nicht wissen. Er versuchte sich selbst zu beruhigen, als er aus dem Meer gewatet kam.
 

„Hab uns was für‘s Frühstück besorgt.“, sagte er zur Begrüßung. Sanji musterte den Fisch kritisch.
 

„Den kannst du gerne essen, ich werd’s sicher nicht tun.“
 

„Was? Warum denn?“
 

„Wie jedes Tier weiß, wenn es ein anderes in solchen Farben sieht, ist dieser Fisch giftig.“, erwiderte Sanji pikiert, wandte sich ab und ging auf den Rand des Urwaldes zu. „An deiner Stelle würde ich diese Stacheln nicht anfassen. Du könntest sterben.“ Mit einem gezielten Tritt gegen einen Baum fielen einige von dessen Früchten herunter. Sanji nahm zwei und warf ihm eine herüber, die er mehr aus Reflex fing.
 

Erst später fiel Zoro auf, dass er ihn praktisch beleidigt hatte.
 

Der Tag verlief ruhig. Zoro holte seinen Schlaf nach und hing noch ein Mittagsschläfchen hintendran, Sanji hatte, nachdem er ihn für unfähig erklärt hatte, selbst einen Fisch gefangen und bereitete diesen über dem Feuer zu. Zoro konnte nicht begreifen, wie er diese Hitze aushielt. Er selbst lag schon im Schatten, mit nichts mehr als einer Hose bekleidet, und ihm war immer noch zu warm. Sanji dagegen hatte noch nicht einmal seine Krawatte abgelegt und stand auch noch so nahe am Feuer. Zoro konnte nicht umhin ihn die ganze Zeit zu beobachten.
 

Erinnerungen an seinen Traum kamen wieder hoch. Kuina hatte sich so gut angefühlt und doch war es Sanji, den er berührt hatte. Wie es schien, hatte er jedoch nichts mitbekommen. Zoro kniff die Augen zusammen, beobachtete, wie sich Sanjis Schultern unter dem schwarzen Stoff seines Anzugs abzeichneten, seinen geraden Rücken und die Falten, die sein Jackett warf, wenn er sich bewegte. Sanji hatte sich gut angefühlt, nicht Kuina. Kuina war schon lange tot und nie eine Frau gewesen. Sanji jedoch auch nicht, Sanji war ein Mann. Und doch war es nicht anders gewesen, als eine zugegebenermaßen ziemlich flachbrüstige Frau zu berühren.
 

Bei allen vier – Sanji würde sagen fünf – Meeren! Was dachte er da eigentlich? Natürlich war es anders, einen Mann zu berühren oder eine Frau. Er hatte nur einen irritierenden Traum gehabt und nichts weiter.
 

„Essen ist fertig.“
 

Sanji drehte sich zu ihm um und Zoro versuchte ein Pokerface aufzusetzen und begann stillschweigend zu essen. Selbst mit den simplen Mitteln, die ihm hier zur Verfügung standen, schmeckte der Fisch einfach umwerfend. Zoro würde es nie zugeben, doch er mochte Sanjis Essen, mochte es nicht nur, weil es besser als der Fraß war, den er größtenteils vorgesetzt bekommen hatte (vorgesetzt war das falsche Wort, er hatte nichts vorgesetzt bekommen, sondern hatte sich selbst versorgen müssen, was gelinde gesagt schon einige Male zu Bauchkrämpfen geführt hatte). Er mochte Sanjis Essen, weil es gut schmeckte. Besser als alles andere, das er jemals gegessen hatte.
 

Wie gesagt, Zoro würde das nie zugeben, doch er zeigte es dadurch, dass er langsam aß und nicht wie der Rest der Crew alles in sich hineinschlang, ohne überhaupt etwas schmecken zu können.
 

„Was denn? Schmeckt’s dir nicht?“
 

Überrascht sah Zoro auf. Sanji sah ihn missmutig, ja sogar etwas verärgert an. Zoro hatte so sehr gegrübelt, dass er das Essen ganz vergessen hatte.
 

„Nein, ich-“
 

„Wenn es dir nicht schmeckt, musst du es ja nicht essen.“
 

Jetzt wurde Zoro langsam wütend. Er machte sich hier Gedanken über Sanji und dieser unterstellte ihm dann sowas! Und das aus heiterem Himmel.
 

„Jetzt hör mal-“
 

„Du bist ja auch sicher ein besserer Koch als ich, was? Bring es erst mal fertig, ohne alles was halbwegs Essbares auf den Teller zu bringen!“
 

Zoro verstand die Welt nicht mehr, welche Laus war dem denn über die Leber gelaufen?
 

„Jetzt mach mal halblang, Augenbraue! Kein Mensch hat gesagt, dass dein Essen nicht schmeckt!“
 

„Als ob du überhaupt wüsstest, was gutes Essen ist, Marimo!“
 

„Ja, weiß ich!“
 

„Pah, du weißt ja noch nicht einmal, was essbar ist!“
 

„Redest du etwa von diesem komischen Fisch? Woher soll ich das denn-“
 

„-wissen? Genau das meine ich, Spinatkopf! Aus deinen Haaren kann man einen besseren Eintopf machen als aus diesem Fisch!“
 

„Meine Haare schmecken sicher besser als das hier!“ Er deutete auf den frisch gebratenen Fisch.
 

Etwas änderte sich in Sanjis Gesichtsausdruck und Zoro bereute es sofort. Er hasste es Dinge zu sagen, die er eigentlich nicht so meinte. Aber jetzt war es auch zu spät es zurückzunehmen, denn dafür hätte er zugeben müssen, dass er das Essen sehr gerne mochte und das wollte er nicht. Stattdessen schwieg er nur betreten.
 

Auch Sanji erwiderte nichts. Er sah immer noch wütend aus, doch er war auch verletzt. Nichts war ihm wichtiger als seine Kochkünste und er freute sich jedes Mal, wenn er gelobt wurde oder auch nur sah, dass es allen schmeckte. Er gab zwar auch nicht viel auf Zoros Meinung – augenscheinlich – doch eine so direkte Beleidigung war ein harter Schlag.
 

„Schön.“ Er stand auf. „Schön!“ Sein Gesicht war wie versteinert, doch Zoro wusste, dass er innerlich kochte vor Wut. „Mach doch, was du willst.“ Und damit verschwand er zwischen den Bäumen.
 

Zoro verdrehte die Augen. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Sanji war es gewesen, der ihm zuerst unterstellt hatte, dass es ihm nicht schmecken würde. Dann hatte er ihn so weit getrieben, es selbst zu sagen, obwohl er es gar nicht so meinte. Fast so, als wollte er, dass er so etwas sagte.
 

Er sah zu der Stelle, an der Sanji verschwunden war. Besser, er folgte ihm, bevor er noch etwas Dummes anstellte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sanji bebte vor Wut. Dieser Möchtegern-Schwertkämpfer war doch wirklich der größte Idiot auf der ganzen Insel. Zudem fühlte er sich nach den zwei Tagen, die sie bereits zusammen verbracht hatten, müde, ausgelaugt und schmutzig. Sein Anzug, der zwar nicht viel gekostet hatte, aber ihm viel bedeutete – eines seiner letzten Erinnerungsstücke an die Baratie – zeigte erste Anzeichen des ständigen Umherstreifens auf der Insel: Der Saum seiner Ärmel und an seinen Hosenbeinen war aufgeraut und an einem der beiden letzteren zog sich ein Riss hoch bis zu seiner Kniebeuge, dort, wo er mit dem schwarzen Stoff an einem Ast hängen geblieben war.
 

Im Gegensatz zu Zoro lief Sanji nicht Gefahr sich zu verirren, wenn er sich von ihrem Lagerplatz entfernte. Und obwohl er sich wutschnaubend seinen Weg durch das Unterholz kämpfte, wusste er dennoch, in welche Richtung er lief.
 

Bald kam er an dem kleinen See an, den sie am Tag ihrer Ankunft entdeckt hatten. Das Wasser war so klar wie immer und einen Moment lang blieb er am Rand des Waldes stehen, genoss die Stille, die die Lichtung ausstrahlte und beobachtete die kleinen Wellen, die ans Ufer spülten. Dann begann er sich auszuziehen.
 

Er wollte es so lange wie möglich vermeiden zu dem Lager und somit auch zu Zoro zurückzukehren, er fühlte sich schmutzig und müde und hatte sich schon seit Wochen nicht mehr gewaschen. Jetzt, wo ihm das auf einmal bewusst wurde, konnte er sich gar nicht schnell genug von seinen Sachen trennen; leicht angewidert zog er seine Krawatte aus und hielt sie mit zwei Fingern von sich weg. Es wäre am besten, wenn er seine Kleidung direkt mitwaschen würde, nur hätte er dann nichts mehr zum Anziehen. In der schwülen Luft war es fraglich, ob sein Anzug überhaupt trocknen würde.
 

Für einen Moment zog er es in Betracht, einfach nackt zurückzulaufen. Immerhin waren sie beide Männer, niemand sonst auf der Insel, kein Grund sich zu schämen also. Oder? Ein nagendes Gefühl machte sich in ihm breit und hinderte ihn daran, den Plan in die Tat umzusetzen.
 

Trotzdem ekelte ihn die Vorstellung an, nach seinem Bad, das ihn sauber und erfrischt zurücklassen würde, wieder in seine alten, durchgeschwitzten und stinkenden Klamotten zu steigen. Nachdenklich musterte er den Anzug in seinen Händen, schließlich legte er ihn beiseite und beschloss, erst einmal baden zu gehen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Nicht unweit der Stelle, an der Sanji seine Sachen niedergelegt hatte, traute Zoro seinen Augen nicht. Er hatte immer noch etwas Wut im Bauch, wie immer, wenn sie sich gestritten hatten, weil der Koch ihn einfach immer auf die Palme brachte, doch als er sich so ganz plötzlich auszuziehen begann, spürte er einen Wirbel in ebenjenem Bauch, sodass er ein Keuchen nicht unterdrücken konnte. Wie ertappt hielt er sich die Hand vor den Mund und hielt ganz still, doch Sanji schien ihn nicht bemerkt zu haben.
 

Stattdessen war er jetzt vollständig entkleidet und musterte seinen Anzug, bevor er ihn auf eine dicke Wurzel einer der am Ufer wachsenden Bäume legte. Dabei bückte er sich, völlig ungeniert, und Zoro hatte das Gefühl, ihm müssten die Augäpfel herausfallen. Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie Sanji wohl unter seinem Anzug aussehen würde – warum auch? – doch den Blick anwenden konnte er jetzt auch nicht mehr.
 

Er konnte es wirklich nicht. Zoro spürte die Hitze in seinem Gesicht mehr als die Hitze, die sich in seinen unteren Regionen anstaute.
 

Sanji stieg in das Wasser. Zoro konnte sehen, wie er fröstelte, das Wasser schien kalt zu sein. Wie gebannt beobachtete er ihn weiter.
 

Mit einem Mal tauchte er unter, nur um einen Moment später wieder aufzutauchen, das Wasser aus seinen nassen Haaren schüttelnd. Er schwamm ein paar Runden, setzte sich dann auf etwas in der Mitte des Sees, das Zoro nicht erkennen konnte, da es unter der Wasseroberfläche war, vermutlich ein Stein, und begann sich zu waschen.
 

Er spürte den Wirbel in seinem Bauch ein zweites Mal.
 

Sanji begann mit seinen Armen. Er hatte nichts, womit er sich waschen konnte und so benutzte er seine Hände, fuhr sich damit über die Arme und rieb sie, an den dreckverkrusteten Stellen etwas härter, an den Stellen, die sauberer waren, weicher.
 

Zoro bemerkte kaum, wie seine eigene Hand seinen Körper hinunter und in seine Hose glitt.
 

Mit beiden Händen strich Sanji sich über die Brust, wusch sich unter den Armen, dann glitten seine Hände über seinen Bauch und über die weichen Stellen gerade über seinen Hüftknochen.
 

Sanji schloss genießerisch die Augen. Das Wasser umschloss seine Beine nur zur Hälfte, der Stein, auf dem er saß, musste recht nah an der Oberfläche sein. Ein Bein hebend, rieb Sanji nun dessen Oberschenkel, befreite ihn von all dem Schmutz und Schweiß der letzten Tage. Zoro konnte den Blick nicht von der Szene abwenden, die sich nur wenige Meter vor ihm abspielte.
 

Nach dem einen Bein kam das andere. Unbewusst versuchte Zoro einen Blick zwischen seine Beine zu erhaschen, doch es gelang ihm nicht richtig. Er war zu weit entfernt und die Wasserspritzer, die Sanji verursachte, erschwerten seine Sicht.
 

Dann war es ihm zu langsam. Ihm war schwindelig vor Lust, seine Hand krallte sich in die Baumrinde und er biss sich auf die Lippe. Seine Beine zitterten, doch er blieb stehen.
 

Langsam lichtete sich der Nebel in seinem Kopf wieder und machte Platz für seinen Verstand, der sich irgendwann bei Sanjis Händen verloren hatte.
 

Er hatte sich einen runtergeholt.
 

Noch schlimmer: Er hatte sich einen runtergeholt und sich dabei vorgestellt, es wäre Sanji, der-

Seine Augen huschten wieder zu dem Koch, der in jenem Moment von dem Stein im Wasser hinunterglitt und begann, einige weitere Bahnen zu schwimmen.
 

Mit einem Male fühlte sich Zoro wie ein Voyeur – ihn ergriff die Angst entdeckt zu werden und so verschwand er wieder zwischen den Bäumen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sanji genoss das neugewonnene Gefühl der Sauberkeit in vollen Zügen. Mit dem Schmutz war auch seine Wut verschwunden und er trieb gemächlich durch den See, tauchte ab und zu unter und wieder auf, ehe er ans Ufer schwamm, um sein Jackett, sein Hemd und seine Krawatte zu holen. Den Rest würde er später waschen und notgedrungen wieder anziehen müssen.
 

Er fragte sich, was Zoro wohl so lange trieb. Hoffentlich war er nicht auf eigene Faust unterwegs.
 

Der Schmutz ließ sich nur schwer herauswaschen, doch nach einer Weile hatte Sanji das Gefühl, dass es genug war, stieg aus dem Wasser und zog sich seine Hose wieder an. Jetzt, wo er selber sauber war, fühlte es sich schon besser an, obwohl er lieber eine frische angezogen hätte. Seine restlichen, nassen Sachen über einen Arm hängend, machte er sich auf den Rückweg zum Lager.
 

~~~~~*~~~~~
 

Den Weg zum See hatte er dank der sichtbaren Spur, die Sanji im Unterholz hinterlassen hatte, ohne Probleme gefunden. Der Weg zurück gestaltete sich dagegen schwer. Er hatte den Pfad nicht mehr gefunden, wollte sich deswegen auf seinen Orientierungssinn verlassen – und hatte sich verlaufen.
 

Das war alles nur Sanjis Schuld. Wenn sie sich nicht gestritten hätten, wäre er nicht davongelaufen, dann wäre Zoro ihm nicht gefolgt und wenn er dann nicht angefangen hätte sich auszuziehen und zu baden, dann hätte er nicht- bei dem Gedanken durchfuhr es ihn wie einen Blitz. Er war sich nicht sicher, ob er sich schämen sollte oder was er sonst denken sollte. Sanji, nackt. Da war er wieder. Dieser plötzlich so vertraute Wirbel im Bauch. Und die Hitze, die wieder in seine Lenden schoss. Sanji, dessen Hände über seinen Körper glitten. Sanji, der sich selbst-
 

Nein. Er musste sofort damit aufhören. Gut, er hatte schon lange keine Frau mehr gehabt. Genauer gesagt, seitdem er mit Luffy zusammenreiste, es war einfach keine Zeit dafür geblieben. Er hatte es auch nie vermisst. Aber jetzt – wie der Koch sagen würde: Der Hunger kommt beim Essen. Doch Zoro war noch lange nicht gesättigt.
 

Wenn Sanji ihn dabei erwischen würde, war er ein toter Mann. Ihre Streitereien waren bisher nur oberflächlich, nie würden sie die eine, unsichtbare Linie überschreiten und sich gegenseitig verletzen. Wenn Sanji wüsste, was Zoro für ihn fühlte, wäre es damit vorbei.
 

Doch fühlte er etwas für ihn? Quatsch. Er hatte es nur dringend nötig und Sanji war gerade da. Was leider nicht hieß, dass er es mit ihm tun konnte.
 

Frustrierend.
 

~~~~~*~~~~~
 

Noch schlechter gelaunt als vor einigen Stunden schlug Zoro sich durch das Unterholz. So weit war der kleine See eigentlich nicht von ihrem provisorischen Lager entfernt gewesen, warum also war er immer noch nicht aus dem Wald herausgekommen? Er legte den Kopf in den Nacken, konnte aber durch das dichte Blätterdacht gerade einmal die Sonne erkennen, die grün durchschien. Nichts, woran er sich orientieren konnte. Seufzend setzte er seinen Weg fort. Inzwischen hatte er auch einen nicht mehr ignorierbaren Hunger bekommen.
 

Auf einmal stieß sein Katana, mit dem er sich seinen Weg gebahnt hatte, auf weniger Widerstand und nach wenigen Schritten befand er sich auf einer Lichtung, genauer gesagt vor einer Felswand, die steil vor ihm aufragte. Das musste der Berg sein, die sie vom Strand aus gesehen hatten. Wenn er an der Wand hochkletterte, musste er irgendwann über die Bäume hinwegsehen können.
 

Gedacht, getan. Zoro nahm sein Katana zwischen seine Zähne und machte sich an den Aufstieg.
 

~~~~~*~~~~~
 

Als Sanji am Strand ankam, war keine Spur von dem Marimo zu sehen. Schulterzuckend legte er sich auf den heißen Sand und schloss entspannt die Augen. So hatte er noch etwas Ruhe. Die Insel war nicht sonderlich groß, und obwohl Zoro ja bereits zur Schau gestellt hatte, dass er sich selbst hier verlaufen konnte, machte er sich keine allzu großen Sorgen. Früher oder später würde er schon hier auftauchen und außerdem konnte er sich selbst gut verteidigen.
 

Er war wirklich ein ausgezeichneter Schwertkämpfer. Und zudem der einzige, den er jemals gesehen hatte, der mit drei Schwertern gleichzeitig kämpfen konnte. Dazu war die Art, wie er sein Schwert im Kampf in den Mund nahm, einfach nur –
 

Er schlug die Augen auf. Das hatte er nicht wirklich gedacht. Die Hitze spielte ihm einen Streich. Oder die ganze Situation. Oder vielleicht auch die Erinnerung daran, als er mitten in der Nacht einmal aufgewacht war.
 

Es war ein Geräusch gewesen, das ihn geweckt hatte. Zoro hatte neben ihm in ihrem kleinen Zelt gelegen, und einen Augenblick lang dachte Sanji, das Geräusch hätte von draußen kommen müssen, weil der Marimo so still dalag. Er hatte gerade aufstehen und nachsehen wollen, als das Geräusch wiedergekehrt war, diesmal eindeutig von ihm. Er hatte nach draußen auf den dunklen Strand und das dunkle Meer geschaut und gelauscht.
 

„Kuina …“
 

Das war es, was er geflüstert hatte. Mit rauer, vom Schlaf halb erstickter Stimme, doch es war eindeutig gewesen. Wenn Sanji sich recht erinnerte, war sie eine Freundin aus Kindestagen gewesen. Tot, so weit er wusste. Träumte Zoro von ihr? Und wenn ja, was genau? Wovon träumte Zoro überhaupt sonst so?
 

Seine Gedanken waren schon wieder viel zu sehr in seine Richtung abgeschweift. Er sollte lieber an Nami denken, oder an Robin, oder an All Blue. Genau, All Blue. Er schloss die Augen und versuchte sich dieses Paradies vorzustellen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Zoros Hände umschlossen den Felsvorsprung und zogen sich an ihm hoch. Die Felswand war wirklich sehr steil gewesen, aber eine leichte Übung für ihn. Er war noch lange nicht auf dem Gipfel des Berges angekommen, doch diese Höhe reichte auch. Die höchsten Baumkronen lagen mehrere Fuß unter ihm.
 

Allerdings gab es etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Direkt vor seiner Nase befand sich ein Loch, etwa zweimal so hoch und dreimal so breit wie er. Das Ende konnte er nicht sehen. Scheinbar der Eingang zu einer Höhle. Vielleicht konnten sie das als neuen Unterschlupf nutzen, vor Regen wären sie hier um Meilen besser geschützt.
 

Neugierig geworden trat er ein. Dunkelheit umfing ihn, die schon nach wenigen Schritten undurchdringlich wurde. Er wusste, dass er sich jetzt vorsichtig bewegen musste, nicht, weil er glaubte, auf irgendetwas Lebendiges hier zu stoßen – das käme ihm sogar ziemlich gelegen, ein Höhlenbär würde einen perfekten Vorrat ergeben und was falls sie wirklich hierher ziehen würden, müsste er ihn noch nicht einmal transportieren – er musste sich vorsichtig bewegen, weil er einen Abgrund, falls es ihn gab, nicht sehen konnte.
 

Stattdessen stieß er sich wenige Meter danach den Kopf.
 

Fluchend rieb er sich die Stirn. Tastend vergewisserte er sich, dass er das Ende der Höhle noch nicht erreicht hatte, die Decke war hier nur niedriger. Doch er war so schon weit genug gekommen, zum Schlafen würde dieser Platz auf jeden Fall ausreichen. Den Rest konnten sie später erkundigen. Wozu hatte der Koch sonst ein Feuerzeug, wenn man damit nicht auch etwas zum Leuchten herstellen konnte?
 

Er drehte sich um und da hörte er es.
 

Es war so leise, dass er im ersten Augenblick glaubte, es sich eingebildet zu haben, doch dann kehrte es wieder. Zoro konnte es erst nicht richtig einordnen, oder besser gesagt: Er wollte seinen Ohren nicht trauen.
 

Aus den Tiefen der Höhle, verzerrt durch Hall, der es unmöglich machte, die Worte zu verstehen oder gar die Entfernung auszumachen, aus der sie kamen, hörte er Stimmen.
 

Sowohl Sanji als auch er waren davon ausgegangen, dass sie es hier mit einer verlassenen Insel zu tun hatten. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass diese Insel bewohnt war. Er sollte besser noch einmal mit Sanji hierher zurückkehren und nachsehen, aber mit Licht.
 

~~~~~*~~~~~
 

Es war Abend, als Zoro endlich zu ihrem Lagerplatz zurückfand. Er hatte es vor etwa zwei Stunden geschafft an den Strand zu gelangen und war dann stur am Ufer entlanggelaufen, bis er ankam, nicht wissend, dass die entgegengesetzte Richtung ihm einen ausgedehnten Spaziergang erspart hätte. Das Lagerfeuer hatte er schon von weitem ausgemacht. Als er näherkam, sah er nahe des Feuers einige Kleidungsstücke auf einer Konstruktion aus drei Stöcken hängen, offensichtlich zum Trocknen, und daneben Sanji. Ein Hitzestrahl schoss ihm pfeilartig durch den Bauch, als er sah, dass Sanji mit nacktem Oberkörper am Feuer saß. Er sah auf, als Zoro ankam und sich auf die gegenüberliegende Seite des Feuers setzte.
 

Einen Moment lang schwiegen beide, bis Sanji die Stille brach.
 

„Wo warst du?“
 

„Geht dich nichts an.“
 

„Hast dich wieder verlaufen?“
 

Zoro beschloss es dabei bleiben zu lassen, er wollte sich nicht schon wieder mit ihm streiten und dabei vielleicht das Bild von Sanji gefährden, das sich in seinem Kopf manifestiert hatte. So setzte er sich einfach neben ihn an das Feuer.
 

„Ich hab was Interessantes entdeckt.“, sagte er nach einer Weile.
 

„Vielleicht Marimo-Algen?“
 

Zoro überging diesen Kommentar, auch wenn seine Augenbraue dabei verräterisch zuckte.
 

„Nein.“ Aus den Augenwinkeln konnte er Sanjis Hemd sehen, das inzwischen fast trocken sein musste. „Keine Algen. Eine Höhle. Im Berg.“
 

Sanjis Kringellocke hob sich. „Bist du dir sicher?“
 

„Natürlich bin ich das, hab ja schließlich Augen im Kopf.“ Auch wenn er sich diese am liebsten auskratzen würde, um nicht mehr Sanjis nacktem Oberkörper ausgesetzt zu sein.
 

Der Koch sah über seine Schulter zum Berg, der sich als dunkle Silhouette am Himmel abzeichnete.
 

„Jetzt ist es zu dunkel, aber ich würde vorschlagen, dass wir deine Höhle morgen erkunden. Vielleicht führt sie ja irgendwo hin. Auf jeden Fall bietet sie aber einen besseren Regenschutz als die paar Blätter hier.“
 

Er bückte sich, um in die kleine Hütte zu schlüpfen, Zoro nickte und folgte ihm.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sanji war recht schnell eingeschlafen. Zoro dagegen lag auf dem Rücken und starrte das Blätterdach über seinem Kopf an. Was heute passiert war, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sanji, nackt. Das Aufblitzen seiner weißen Haut, das Wasser, welches ihm über die Beine gelaufen war, die plötzliche Erregung, die er verspürt hatte. Und später, als er nur mit einer Hose bekleidet am Lagerfeuer gesessen hatte – was war bloß los mit ihm? Es war doch nicht das erste Mal, dass er ihn so sah.
 

Allerdings hatte er ihn vorher auch noch nie vollkommen nackt gesehen.
 

Langsam drehte er den Kopf zu ihm. Sanji schlief tief und fest. Er lag auf der Seite, einen Arm unter seinem Kopf. Seine Wimpern zeichneten sich dunkel gegen seine helle Haut ab, sein Atem ging langsam und gleichmäßig.
 

Er sah beinahe schon weiblich aus, schoss ihm durch den Kopf. Die langen Wimpern, der sinnlich geschnittene Mund … Zoro biss sich auf die Lippe. Das war so falsch! Sanji war ein Mann, keine Frau. Er hatte ihn schließlich berührt, während er geträumt hatte, er war definitiv ein Mann.
 

Und doch konnte er seinen Blick nicht von Sanjis Mund losreißen.
 

Er hatte noch nicht viele Frauen geküsst. Den Großteil seines Lebens hatte er damit verbracht zu trainieren, stärker und der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Aber er wusste, wie es sich anfühlte, eine Frau zu küssen. Würde es bei ihm anders sein?
 

Langsam streckte er eine Hand aus und ließ sie nur wenige Zentimeter über Sanjis Wange schweben. Er zögerte. Wenn der Koch aufwachte, würde sicher die Hölle los sein. Und wie sollte er seinen plötzlichen Drang auch erklären? Dennoch ließ er seine Hand auf sein Gesicht sinken und strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne hinter das Ohr. Sanji regte sich nicht.
 

Ermutigt stützte er sich auf seinen anderen Arm und lehnte sich zu ihm herüber. Er war ihm jetzt so nah, dass er seinen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Sein Herz hämmerte laut in seiner Brust.
 

Die Augen schließend, überbrückte er den letzten Abstand zwischen ihnen und streifte seine Lippen. Auf seinen Armen bildete sich Gänsehaut. Hitze sammelte sich in seinem Bauch. Er vertiefte den Kuss, legte eine Hand auf Sanjis Hinterkopf und fuhr vorsichtig mit seiner Zunge über dessen Unterlippe.
 

Und das war der Moment, in dem er weggestoßen wurde.
 

Er hatte das Gefühl mit eiskaltem Wasser übergossen zu werden. Binnen einer Sekunde wurde er wieder klar im Kopf, aber die Hitze in seinem Bauch verlor sich nicht, sondern intensivierte sich nur noch. Erschrocken sah er zu Sanji, der ihn mit einem ebenso entgeisterten Blick ansah und sich an den Mund fasste.
 

Zoro wusste sich nicht anders zu helfen, er erfand eine Notlüge:
 

„Ich – ich hab geträumt.“ Sanji starrte ihn immer noch an. „Ich dachte, du wärst Robin.“
 

Sanjis Augen huschten hin und her, als ob sie nach einem Anzeichen suchen würden, ob er die Wahrheit sprach oder nicht. Zoro hatte keine Ahnung, zu welchem Schluss er gekommen war, als er schließlich aufstand und die Hütte verließ.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am nächsten Morgen wurde er von einem lauten Geräusch wach. Er blinzelte. Sonne schien durch die Blätter über ihm und warf grünes Licht auf ihn. Er war erstaunt darüber, nach dieser Nacht überhaupt noch geschlafen zu haben.
 

Das Geräusch kehrte wieder. Es hörte sich an wie ein Knacksen. Neugierig geworden lugte er aus der Hütte und sah Sanji, dieses Mal wieder vollkommen bekleidet, wie er zum wiederholten Male gegen einen Baum trat, der daraufhin an einer Stelle zersplitterte und zu Boden krachte.
 

„Was tust du da?“, fragte er ihn, als er aus der Hütte gekrochen kam.
 

„Ein Floß bauen.“ Sanji sah ihn nicht an.
 

„Was ist mit der Höhle?“
 

„Ich will einfach nur noch hier weg.“ Der nächste Baum fiel.
 

„Auf einem Floß? Das hier ist die Grand Line, da kommst du nicht weit.“
 

Jetzt sah Sanji ihn zum ersten Mal an. Seine Augen waren dunkel umrändert und er senkte den Blick schnell wieder. Es schien, als hätte er nicht viel geschlafen.
 

„Wir müssen jede Chance nutzen. Es sei denn, du möchtest den Rest deines Lebens hier verbringen.“
 

„Wir sind gerade einmal drei Tage hier. Lass uns noch ein wenig warten, ich bin sicher, dass Luffy zurückkommt.“
 

Sanji schnaubte, hörte aber auf, Bäume auszureißen und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Also gut.“
 

Damit stiefelte er los. Zoro schaffte es gerade noch, seine drei Schwerter zu packen, ehe er ihm hinterherlief.
 

~~~~~*~~~~~
 

Dank Zoros herausragendem Orientierungssinn dauerte es nur wenige Stunden, bis sie endlich den Eingang der Höhle gefunden hatten. Beide atmeten erleichtert aus, als sie in den kühlen Schatten traten und der Hitze des Tages entkommen konnten.
 

„Ich habe übrigens Stimmen gehört.“, fiel Zoro plötzlich ein.
 

Sanji wandte sich zu ihm um und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
 

„Stimmen? In deinem Kopf?“
 

„Nein!“ Zoro bemühte sich ruhig zu bleiben. „In dieser Höhle. Ich glaube, sie ist doch nicht so unbewohnt, wie wir geglaubt haben.“
 

Sanji erwiderte nichts, aber ein nachdenklicher Ausdruck war auf sein Gesicht getreten. Schließlich drehte er sich wieder um und verschwand im Inneren der Höhle.
 

„He, warte!“ Zoro eilte ihm hinterher. Nicht aus Besorgnis natürlich.
 

Im Inneren der Höhle war es genauso dunkel wie zuvor. Sobald sie um eine Ecke gebogen waren, war auch das letzte bisschen Tageslicht verschwunden. Dann hallte plötzlich ein Schnipsen von den Wänden wider und eine kleine Flamme erhellte die Dunkelheit und warf flackernde Schatten an die nassen Höhlenwände.
 

„Wieso sind die Wände nass?“, murmelte Sanji und berührte eine der Wände vorsichtig mit zwei Fingerspitzen. „Wir sind viel weiter oben als der Meeresspiegel.“
 

„Vielleicht der Sturm von letztens?“, mutmaßte Zoro. „Es könnte hier reingeregnet haben.“
 

„Dafür sind wir schon zu weit in der Höhle drin. Es kann unmöglich so weit hier reingeregnet haben, vor allem nicht um die Ecke.“
 

Verwirrt zog Zoro die Augenbrauen zusammen.
 

„Aber woher soll das Wasser sonst stammen?“
 

Sanji zuckte mit den Schultern.
 

„Kann ich dir nicht genau sagen. Aber irgendwo hier drinnen muss es eine Wasserquelle geben.“ Er hob das Feuerzeug höher in die Luft und ging weiter.
 

„Du meinst einen See?“, hakte Zoro nach. Sanji sah ihn über seine Schulter hinweg an.
 

„Möglicherweise.“, sagte er beim Weitergehen. „Es kann aber auch sein, dass dieser hinter den Wänden liegt und nur etwas Wasser hindurchdringt-“
 

Plötzlich trat er ins Leere. Seine Gesichtszüge entgleisten, das Feuerzeug fiel ihm aus der Hand. In der Sekunde, die es brauchte, um zu Boden zu fallen, sah Zoro, wie Sanji in ein schwarzes Loch fiel, sprang nach vorne und griff nach ihm. Das Feuerzeug erlosch, als es auf dem Boden aufprallte und hinterließ sie in vollkommener Dunkelheit.
 

Zoro keuchte heftig, sein Herz hämmerte laut in seinen Ohren. Mit seiner Hand hielt er gerade noch so eines von Sanjis Handgelenken fest.
 

„Alles okay?“, fragte er schließlich in die Stille hinein.
 

Er konnte hören, wie Sanji schluckte und tief einatmete.
 

„Ja. Zieh mich hoch.“
 

„Gar nicht so einfach.“, erwiderte er mit zusammengepressten Zähnen. Er lag auf dem Bauch, nicht gerade die beste Position, um jemanden hochzuziehen, vor allem, wenn der Boden so glitschig war wie dieser hier. „Der Boden ist total nass und matschig, ich finde keinen festen Halt.“
 

„Stell dich nicht so an!“, grummelte Sanji. Sein Handgelenk rutschte etwas tiefer. „Oder hast du Angst dir dein Hemd dreckig zu machen?“
 

„Wie dir vielleicht aufgefallen sein könnte, ist mein Hemd schon die ganze Zeit dreckig. Ich hab nämlich keine Zeit damit verschwendet, im See herumzuschwimmen!“
 

„Verschwendet? Das hat was mit Hygiene zu – Moment mal, woher weißt du davon?“
 

Zoro erstarrte und beinahe hätte er Sanji losgelassen.
 

„Wovon soll ich was wissen?“, meinte er schließlich, aber er wusste, dass er zu lange mit dieser Frage gewartet hatte.
 

„Ich hab dich nirgendwo gesehen, als ich gebadet habe.“ Die Stimme des Kochs klang seltsam ruhig. „Hast du mich dabei beobachtet?“
 

Mit einem Ruck zog Zoro ihn hoch, um einer Antwort zu entkommen, doch Sanji ließ nicht locker.

„Hast du mich dabei beobachtet oder nicht?“
 

Zoro versuchte ihn zu ignorieren, stattdessen suchte er den Boden nach dem runtergefallenen Feuerzeug ab. Seine Hand strich über glatten Stein und feuchtes Moos, aber das Feuerzeug blieb verschwunden. Sanji stand ungeduldig neben ihm.
 

„Ich versteh das nicht!“, stieß er hervor. „Du küsst mich, du beobachtest mich beim Baden – stehst du auf mich oder was?“
 

„Natürlich nicht, du Idiot! Bild dir bloß nichts ein.“
 

„Ach ja? Wie soll ich das deiner Meinung nach sonst interpretieren? Ach, ich weiß – du bist anscheinend so notgeil, dass es dir egal ist mit wem-“
 

„Das stimmt nicht!“
 

„Dann erklär es mir!“
 

Zoro konnte sich nicht selbst aufhalten, plötzlich packte er Sanji am Kragen und drückte ihn gegen die Höhlenwand. Kühler Atem strich ihm über die Wange.
 

„Ich kann’s dir nicht erklären.“
 

„Warum nicht?“
 

Er schluckte.
 

„Ich hab selbst keine Ahnung warum, aber … die ganze Zeit möchte ich nur … das hier machen.“
 

Und damit beugte er seinen Kopf zu ihm herunter, fand seine Lippen und küsste ihn. Zunächst ganz sanft, als hätte er Angst weggestoßen zu werden, doch zu seiner Verwunderung tat Sanji nichts dergleichen. Er stand nur da, ohne sich zu regen und Zoro konnte nicht aufhören, wurde fordernder und presste sich an ihn. Seine Zunge glitt in seinen Mund und Sanji keuchte auf, seine Hände krallten sich in den Stoff seines Hemdes. Zoros eigene Hände waren damit beschäftigt seine Krawatte zu lösen.
 

Als der Knoten endlich aufging, ließ er die Krawatte achtlos auf den Boden fallen und widmete sich den Knöpfen von dem weißen Hemd, das Sanji immer trug. Seine Lippen strichen über die fremde, mit Bartstoppeln übersähte Wange, über seinen Hals und hinunter zu seinem Schlüsselbein, während er den letzten Knopf öffnete und ihm das Hemd über die Schultern strich.
 

Irgendwo im hintersten Winkel seiner Gedanken wusste er, dass er aufhören sollte, aber er konnte einfach nicht. Sanjis Haut fühlte sich so gut an, weich, aber auch hart von den Muskeln, die sich darunter abzeichneten, die Bartstoppeln auf seinem Gesicht kratzten angenehm gegen seine Wange. Ein leichtes Zittern, kaum spürbar, durchlief den Körper des Koches. Das einzige, das Zoro hören konnte, war das Geräusch ihres beschleunigten Atems.
 

Seine Hand strich über Sanjis nackten Oberkörper und glitt tiefer, bis sie auf seinem Hintern zu ruhen kam. Er zögerte kurz, dann ließ er die Hand in seine Hose gleiten.
 

Oh Gott, er musste aufhören. Er würde sich sonst nie verzeihen.
 

Langsam, als wäre die Luft um ihn herum auf einmal undurchdringlicher geworden, ließ er ihn los und zog seine Hand zurück, da spürte er plötzlich eine Berührung an seinen Fingern. Er spürte Atem auf seinem Gesicht, ganz nah.
 

„Hör nicht auf.“
 

Sanji flüsterte die Worte, als würden sie ihre Bedeutung verlieren, spräche er sie zu laut aus. Zoro hielt inne, das Blut rauschte laut durch seine Ohren, Gänsehaut bildete sich auf seiner Haut.
 

Und da spürte er plötzlich Sanjis Lippen auf seinen, zaghaft bewegten sie sich gegen seinen Mund und eine flinke Zunge strich ihm über den Mundwinkel.
 

Sanji küsste ihn zurück.
 

Er verlor keine weitere Sekunde mehr.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sollte er ihn umarmen? Ihn noch einmal küssen? Alles war so schnell passiert und jetzt wusste er nicht mehr, wo sie standen, wie sie miteinander reden sollten.
 

Da spürte er plötzlich eine Berührung an seiner Schulter. Sie war ganz leicht, als wäre Sanji selbst nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. Unsicher tastete Zoro nach ihm und zog ihn schließlich an sich. Sanji legte seinen Kopf auf seinem Oberkörper ab und schob ein Bein zwischen seine eigenen. Sie waren verschwitzt und kühlten langsam ab, der Boden unter ihnen war kalt und hart, aber Zoro wollte noch nicht aufstehen. Das hätte bedeutet, wieder nach dem verloren gegangenen Feuerzeug zu suchen, es schließlich zu finden und sich wieder anblicken zu müssen. Fragen zu stellen, nach Antworten zu suchen und vielleicht keine zu finden.
 

Aber schließlich kam der Moment, in dem der Boden doch zu kalt und zu hart wurde und sie aufstehen mussten. Langsam löste Sanji sich von ihm, gab ihm noch einen letzten Kuss auf die Lippen und stand auf. Rascheln kündigte an, dass er sich anzog und Zoro tat es ihm gleich.
 

Erst, als sie beide wieder vollkommen bekleidet waren, tasteten sie gemeinsam den Boden der Höhle ab, bis sie das Feuerzeug gefunden hatten. Sanji entzündete es mit einem Schnipsen. Eine winzige, orange Flamme erhellte ihre Gesichter, dann wandte Sanji ihm den Rücken zu und tastete sich vorsichtig an der Wand entlang, vorbei an dem Loch, in das er beinahe gefallen wäre. Zoro folgte ihm im geringen Abstand.
 

Die Höhle war nicht allzu groß und bald öffnete sie sich, um ihnen einen unterirdischen See preiszugeben. Und mitten in diesem See lag die Flying Lamb.
 

Sie konnten ihren Augen kaum glauben: Zwei Tage waren sie auf sich allein gestellt gewesen und die ganze Zeit hatte ihr Schiff dort geankert? Aus der Ferne konnten sie ihre Freunde auf dem Deck sehen. Luffy kam ihnen bereits entgegen.
 

„Hey, ihr habt uns gefunden!“, rief er, als er bei ihnen ankam. Zoro zückte sofort eines seiner Schwerter.
 

„Wieso seid ihr abgehauen?“, raunzte er ihn mit finsterer Miene an. Luffy ignorierte das Schwert an seiner Kehle.
 

„Wir wollten euch mal etwas Zeit geben, euch zu vertragen.“, meinte er und grinste sie unschuldig an. „In letzter Zeit habt ihr euch so viel gestritten, da dachte ich mir, dass euch die Auszeit gut tut.“
 

Zoro hätte ihm bei diesen Worten am liebsten den Hals umgedreht, doch da legte Sanji ihm zu seinem Erstaunen eine Hand auf die Schulter. Ebenfalls erstaunlich war, dass er sich dadurch tatsächlich beruhigte.
 

„Lass mal gut sein, Marimo.“ Er zündete sich eine Zigarette an. „Schließlich hat es doch geklappt.“



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