Vergewisserung
Usagi
Das Wochenende war schnell vorbei und auch die Schule verging heute sehr schnell, aber zu meinen Ungunsten. Wir haben heute unsere Tests von letzter Woche wieder bekommen, es war zwar nicht anders zu erwarten, aber ich bin mal wieder mit einer fünf durchgefallen.
Deprimiert mache ich mich auf den Weg ins Crown.
Ich betrete das Café und Motoki sieht schon meinen missmutigen Blick.
"Usa, was ist denn los?", fragt er mich besorgt.
Ich antworte ihm nicht und schaue ihn auch nicht an, ich lege ihm einfach meinen verhauenen Test vor die Nase.
"Oh. Warte, zur Aufmunterung bekommst du heute einen extra schokoladigen Milchshake aufs Haus."
Jetzt schaue ich doch zu ihm und er lächelt mich an.
"Danke Motoki.", sage ich ich immernoch niedergeschlagen.
Ich nehme mir meinen Test und schaue ihn selbst nochmal an. Motoki stellt mir während des meinen Milchshake auf den Tresen. So viele Fehler. Plötzlich taucht ein Schatten vor mir auf. Hinter mir steht jemand.
"Nicht nur blind sondern auch dumm, Odango!? Du solltest lieber lernen als hier seelenruhig einen Milchshake zu trinken.", kommt es gehässig von diesem Baka von neulich. Mir fällt gerade auf, ich kenne nicht einmal seinen richtigen Namen.
"Was geht dich das an, Baka?", fauche ich.
"Nichts, es ist aber sehr amüsant was für eine Weichbirne du doch bist Odango.", lacht er, bestellt sich einen Kaffee und setzt sich neben mich.
"Du verpestest mir die Luft.", murre ich und setze mich einen Stuhl weiter.
Er scheint das Ganze als Spiel zu sehen, er grinst mich an und setzt sich auch einen Stuhl weiter, wieder direkt neben mich. "Ach wirklich?", fragt er mit unschuldiger Stimme, das breite Grinsen immernoch im Gesicht. Der Typ sieht für seinen Charakter viel zu gut aus.
"Ja wirklich, Baka."
Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Der Kerl geht mir auf die Nerven.
Ich bemerke wie Motoki die Situation unruhig beobachtet. Ich wende mich ihm zu. "Du Motoki!?", fange ich an.
"Ja Usa?" Er schaut mich aufmerksam an.
"Hast du vielleicht Ungezieferspray? Hier summt etwas die ganze Zeit." Ich schaue ihn unschuldig an.
Motoki verdreht die Augen. "Nein das kann ich dir leider nicht anbieten, aber ich glaube da wird dir sowieso kein Ungezieferspray helfen."
"Schade." Ich drehe mich wieder zu diesem Baka.
"Du sitzt ja immernoch neben mir. Ich hatte gehofft, dass du schon gegangen bist, oder wenigstens wieder einen Stuhl zurück.", sage ich bissig.
"Ach weist du Odango, ich hatte ja eigentlich gerade vor zu gehen, aber deiner netten Bitte zu bleiben kann ich einfach nicht widerstehen.", grinst er.
"Der treibt mich in den Wahnsinn.", murmle ich zu mir selbst.
"Motoki! Ich werd die arme Odango für heute lieber nicht weiter provozieren, ich möchte doch noch etwas leben. Ich werd dann mal wieder gehen.", lacht er, legt Motoki das Geld für den Kaffee hin, steht auf und verlässt das Crown. Bevor er aus der Tür verschwindet dreht er sich noch einmal zu mir um. "Wiedersehen, Odango."
"Endlich ist er weg.", sage ich etwas lauter als gewollt und ziehe somit Motokis Aufmerksamkeit auf mich.
"Was hast du eigentlich gegen ihn? Mamoru ist doch eigentlich ein ganz netter Kerl, wenn man ihn kennt.", sagt er zu mir.
Als er den Namen gesagt hat erstarre ich. Was sagte er gerade? Mamoru? Ich muss unwillkürlich an damals denken. Aber das kann doch nicht der Selbe sein, oder!? Kommt er mir deshalb so bekannt vor?
"Erde an Usagi!" Motoki fuchtelt mir mit der Hand vor meinem Gesicht. "Was ist los, du schaust auf einmal so geschockt."
"Mamoru? So heist er!?", frage ich geistesabwesend.
"Ja, das sagte ich doch eben. Aber warum bist du so geschockt?"
"Weist du wo er wohnt? Ich muss ihn etwas fragen.", sage ich aufgebracht.
Motoki schaut mich irritiert an. "Ähm ja das weis ich, aber Usa, was ist denn jetzt los?"
"Ich erzähle es dir ein anderes Mal, gib mir bitte eine Adresse. Ich muss etwas Wichtiges wissen.", flehe ich.
Ich renne zu der Adresse die Motoki mir genannt hat. Das ist ein ganz schönes Stück zu laufen und ich komme völlig kraftlos dort an, weil ich den ganzen Weg ohne Pause gerannt bin.
Ich stehe vor einem großen Wohnblock. Die Tür unten ist offen. Ich gehe rein und zum Fahrstuhl. Motoki sagte, dass er in der 17. Etage wohnt. Ich drücke auf die Zahl und die Türen schließen sich. Ich bin nervös. Die Fahrt nach oben ging viel zu schnell für mein Gemüt.
Ich stehe vor seiner Tür und überlege ob ich wirklich klingeln soll. Noch ehe ich richtig überlegt habe, macht meine Hand sich eigenständig und drückt den Klingelknopf.
Von drinnen sind Schritte zu hören und kurz darauf öffnet sich die Tür.
"Odango, woher weist du wo ich wohne, was willst du überhaupt?", fragt Mamoru verwirrt.
"Baka..... Ich muss...... dich mal etwas fragen!", stottere ich.
"Dann frag etwas schneller, aber erst wenn du mir gesagt hast woher du weist wo ich wohne.", sagt er nun etwas gereizt.
"Naja, das weis ich von Motoki.", antworte ich ihm kleinlaut.
Sein Blick verfinstert sich. "Hätte ich mir eigentlich denken können. Und was willst du mich jetzt unbedingt fragen?"
Ich trete nervös von einem Fuß auf den Anderen.
"Ich wusste bis vorhin deinen Namen nicht. Bis Motoki ihn beiläufig erwähnt hat. Du heißt echt Mamoru?"
Er schaut mich verwirrt an. "Ja, aber was ist daran jetzt so besonders? Komm erstmal rein, das muss ja jetzt nicht das ganze Haus mitbekommen."
Ich betrete die Wohnung und er leitet mich ins Wohnzimmer aufs Sofa.
Auf dem Tisch liegt eine Kette mit einem Sternenanhänger. Ich schaue es die ganze Zeit an, ohne zu bemerken das Mamoru mich beobachtet. Ich will gerade danach greifen.
"Finger weg davon."
Ich schrecke aus meiner Trance auf und schaue in das wütende Gesicht von Mamoru.
"Tut mir leid. Aber sag mal, macht der Anhänger Musik?", frage ich ihn vorsichtig.
Er schaut mich überrascht an, fängt sich aber schnell wieder. "Ja, warum?"
"Weil ich so etwas mal vor ein paar Jahren jemandem geschenkt habe der auch Mamoru hieß."
Seine Augen weiten sich. "Dann ist das vielleicht ein Zufall. Ich habe die Kette zwar von einem Mädchen bekommen, aber sie hieß Bunny, meiner Kenntnis nach heißt du Usagi. Das muss wohl ein ... sehr großes ..." Er hört auf zu sprechen als ich das Medallion abgenommen habe und daneben auf den Tisch gelegt habe.
"Bunny war mein Spitzname als ich klein war.", sage ich leise.
"Also bist du es doch!", sagt er überrascht. "Ich habe es schon fast geahnt, bis Motoki mir sagte das du Usagi heißt. Aber stimmt, Usagi bedeutet Hase. Bunny, Häschen....", er wird immer leiser.
"Ich habe damals nur leider nicht gewusst was einmal für ein Baka aus dir wird. Ich hätte nicht so sehr gehofft dich wieder zu sehen.", sage ich immernoch sehr ruhig.
"Aber Bunny, ich wusste doch nicht..... Hätte ich das gewusst....", stammelt er.
"Was wäre dann gewesen? Wärst du dann anders gewesen!? Hättest du mich anders behandelt? In den paar Malen die wir uns gesehen haben warst du immer nur.... immer nur ein Baka.", schreie ich ihn schon fast an.
Ich nehme das Medallion in die Hand und lege es ihm in die Hand. "Hier, die Freundschaft die wir damals hatten, die kann nicht mehr bestehen.", sage ich und verlasse ohne weiteres Wort seine Wohnung. Ich höre nurnoch wie er meinen Namen ruft, doch ich ignoriere es.