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Lesson for the Lover

von

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Nüchterne Gedanken

Kari stellte sorgfältig ihr Glas zurück auf den Tisch. Was war nur mit ihrem Bruder los? Gerade noch hatte er sich doch prächtig mit den anderen amüsiert. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lehnte sich zurück auf das Sofa.
 

„Ich glaube, ich werde dann mal auch langsam gehen“, brach sie schliesslich das Schweigen. „Ist schon ziemlich spät.“
 

„Wir kommen auch mit“, schloss sich Sora der Jüngeren an und stand auf.
 

Die anderen nickten zustimmend. Die Clique war wirklich lange genug hier gewesen. Es war höchste Zeit ins Bett zu gehen. Also zogen sich alle ihre Jacken an und liefen gemeinsam zum Ausgang. Die Stimmung war etwas angespannt und alle dachten nach, was Tai wohl hatte.
 

Es regnete immer noch. Die Temperatur war innerhalb kürzester Zeit ziemlich gesunken, sodass es draussen richtig kühl war. Matt legte einen Arm um Sora, um sie so ein wenig wärmen zu können. Sie lächelte ihren Freund kurz dankend an. Er war wirklich lieb zu ihr, aber gerade plagten sie andere Gedanken. Was hatte Tai? Er hätte doch wenigstens kurz anstossen können, das war doch wohl nicht so eine Sache. Es musste wohl etwas Schlimmes passiert sein, sonst wäre er kaum aus dem Nichts verschwunden.
 

„Ist alles in Ordnung?“, riss Matt sie aus ihren Gedanken.
 

Sie schaute ihn verwirrt an, wollte sich aber ihre Unsicherheit nicht anmerken lassen. Eigentlich sollte sie doch glücklich sein. Warum machte sie sich überhaupt so viele Sorgen? Vielleicht hatte Tai auch einfach keine Lust mehr oder war zu müde. Er war schliesslich nicht verpflichtet zu bleiben.
 

„Wenn ich dich an meiner Seite habe ist alles in Ordnung“, antwortete sie ihrem Freund und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
 

Diese Worte zauberten Matt ein kleines Lächeln auf die Lippen. Er begann leise zu gähnen. Seine Gedanken richteten sich zurzeit nur an sein Bett. Das Konzert war wirklich gelungen, aber es hatte ihn dennoch echt müde gemacht.
 

Die Jugendlichen waren an einer Kreuzung angelangt, an der sich Mimi von ihnen trennte, da sie in einem anderen Viertel wohnte. Sie blieben kurz stehen, um sich zu verabschieden.
 

„Wir können dich auch kurz begleiten, nicht, dass dir noch etwas zustösst“, bot Matt ihr an.
 

„Ach quatsch, das braucht ihr wirklich nicht. Ich bin ja so gut wie zu Hause“, antworte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung.
 

Sora schaute ihre Freundin besorgt an, doch diese warf ihr nur einen überzeugenden Blick zurück, der ihr erklären sollte, dass sie gut alleine zu recht kam.
 

Also wünschten sie sich Gute Nacht und liefen dann weiter, um zur U-Bahn zu gelangen. Der Regen plätscherte und wollte einfach nicht aufhören. Kari blieb stehen und atmete tief ein.
 

„Was ist los?“, fragte TK sie, als er bemerkte, dass sie nicht weiterlief.
 

„Ach, ich weiss nicht“, fing sie an. „Ich liebe dieses Geräusch wenn die Tropfen auf den Asphalt fallen. Und auf die Schirme. Oder Fenster. Es hat so was Beruhigendes.“ Während sie das sagte, schloss sie träumend ihre Augen.
 

„Ich glaube eher, dass du einfach betrunken bist“, witzelte TK und stiess ihr mit dem Ellbogen neckisch in die Seite.
 

„Hey, das stimmt gar nicht!“, wehrte sich das Mädchen. Sie liess sich das nicht gefallen und schubste ihn spielerisch zur Seite.
 

Auch die anderen beiden hatten die zwei Jünglinge bemerkt und Matt verdrehte genervt die Augen.
 

„Kommt ihr endlich? So erreichen wir unser zu Hause ja nie“, rief er mürrisch.
 

TK und Kari machten sich gleich vom Fleck und folgten ihren Freunden eilig. Das Wasser auf den Strassen durchnässte ihre Schuhe und die Füsse begannen schon kalt zu werden. Nach einer Weile erreicht sie endlich die U-Bahn und hielten bei der Treppe kurz an, damit Matt eine rauchen konnte.
 

„Oh man, bin ich müde“, murmelte er und schüttelte die Regentropfen vom Schirm ab, ehe er sich eine Zigarette anzündete.
 

„Du hast immer noch nicht damit aufgehört?“, fragte TK mit einem enttäuschten Unterton und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

Matt liess dies aber ziemlich kalt und reagierte nicht auf die Frage. Er hatte gar nicht vor mit dem Rauchen aufzuhören. Er brauchte das. Wenn er nervös war, rauchte er eine. Wenn er gegessen hatte, zündete er sich eine an. Nach dem Sex auch. Wenn er sauer oder müde war ebenfalls. Oder wenn er sich langweilte. Er hatte sich das Rauchen einfach zu sehr angewöhnt, um damit Schluss zu machen.
 

Als er fertig damit war, liefen die vier die Treppe runter und suchten die Anzeigetafel. Sie mussten glücklicherweise nur noch drei Minuten warten bis die nächste Bahn anhielt. Sora und Kari waren mittlerweile wirklich erschöpft und setzten sich auf die Sitzplätze an der Wand. Kari wollte gerade ihre Augen schliessen, um sie auszuruhen, als Sora sie sanft am Arm packte. Die Bahn war bereits da und so stiegen die Freunde ein und liessen sich nieder.
 

Glücklicherweise hatten sie nicht allzu weit zu fahren, sodass sie bei der übernächsten Station bereits wieder aussteigen konnten. Dort trennten sich dann die Wege von Kari und den anderen. Sie verabschiedeten sich müde und liefen dann nach Hause.
 

Kari hatte gerade die Wohnung erreicht und suchte den Hausschlüssel in ihrer Tasche. Als sie ihn gefunden hatte, steckte sie ihn in die Tür und bemerkte dann, dass sie bereits offen war. Tai hatte wohl vergessen sie abzuschliessen. Sie zog sich im Flur ihre Schuhe aus und lief müde ins Wohnzimmer, wo der Fernseher noch lief. Dort fand sie ihren Bruder auf dem Sofa liegend und zwei leere Weinflaschen auf dem Tisch.
 

„Tai, warum bist du nicht im Bett? Und was soll das hier überhaupt?“, fragte sie und hielt eine der leeren Flaschen in die Luft.
 

Ihr Bruder konnte seine Augen kaum offen halten und murmelte etwas vor sich hin, was Kari nicht verstand. Er war eindeutig betrunken. Sie setzte sich neben ihm hin und klatschte im sanft auf die Wange, um ihn wacher zu machen. Plötzlich setzte er sich auf und raufte sich die Haare.
 

„Warum hat er das getan?“, murmelte er wieder.
 

„Was meinst du Tai?“, fragte seine Schwester verwirrt. „Wer hat was getan?“
 

„Na… Matt“, gab er zurück.
 

Matt? Was meinte er damit? In Gedanken ging sie nochmals den Abend durch und suchte nach einer auffälligen Szene, in welcher Matt eine bedeutende Rolle spielte. Und da ging ihr endlich ein Licht auf. Der Kuss. Er ist gleich nach dem Kuss verschwunden.
 

„Es ist wegen Sora, stimmt’s?“, fragte sie ihn schliesslich.
 

Er erwiderte nichts, doch das Schweigen war eine klare Antwort für Kari. Wie konnte sie im Club so auf dem Schlauch gestanden sein? Es hätte doch gleich Klick machen müssen. Sie hatte es ja schon öfter geahnt, dass sich Tai mehr als nur Freundschaft von Sora wünschte. Er mochte die Rothaarige schon immer, aber dass ihn das so mitnahm hatte sie nicht erwartet. Kari nahm ihren Bruder liebevoll in den Arm und drückte ihn fest an sich. Er tat ihr wirklich leid. Ihn so zu sehen war herzzerreissend.
 

„Weisst du Tai, manchmal kriegt man eben nicht immer das, was man sich wünscht“, begann sie ihm zu erklären. „Manchmal hat das Schicksal andere Pläne mit uns. Vielleicht verstehen wir sie nicht, aber wir können nunmal nichts dagegen tun.“
 

„Es ist einfach unfair“, flüsterte er in Karis Arm. „Er weiss es.“
 

Kari runzelte die Stirn. Was hatte sie denn jetzt wieder verpasst?
 

„Was meinst du, Tai?“, fragte sie ihn.
 

„Matt weiss es“, gab er von sich. „Er weiss, dass ich mehr für Sora empfinde. Schon immer. Er wusste es von Anfang an.“
 

Kari wusste nicht was sie sagen sollte und hoffte sich verhört zu haben. Das Ganze verstrickte sich in eine völlig komplizierte Situation.
 

„Naja, man kann sich nun mal nicht aussuchen in wen man sich verliebt“, meinte sie schüchtern.
 

Tai stand nun auf und war sichtlich wütend. Er nahm die beiden Flaschen vom Tisch und lief zur Küche, um sie dort zu entsorgen. Als er wieder zurückkam, setzte er sich auf den Sessel und blickte seiner Schwester tief in die Augen, welche nicht mehr nachkam.
 

„Es geht mir nicht darum“, erklärte er sauer. „Es geht mir darum, dass er mein bester Freund ist. Und ja, gottverdammt, auch wenn man sich nicht aussuchen kann in wen man sich verliebt, das tut man seinem besten Freund einfach nicht an! Er wusste genau, dass ich etwas von ihr wollte, seit Jahren! Warum konnte er nicht einfach irgendeine andere nehmen, so wie er es immer tat? So viele Mädchen fahren auf ihn ab. Aber nein, ausgerechnet Sora! Ehrlich, Matt ist für mich gestorben.“
 

Er hatte diese Worte mit so einem eiskalten Unterton gesagt, dass Kari für einen Moment Angst vor ihm hatte. Nun kapierte sie, wie verletzt Tai wirklich war. Und das lag nicht nur an Sora. Es lag anscheinend viel mehr an Matt.
 

Kari stand eingeschüchtert auf und legte die Kissen auf dem Sofa wieder zurecht. Sie war einfach zu müde, um noch mit ihrem Bruder zu diskutieren. Wie gerne würde sie ihm helfen, aber schlussendlich musste sie sich einfach eingestehen, dass es nichts brachte.

Tai bemerkte nun, dass er nicht so laut hätte werden sollen. Wären ihre Eltern gerade nicht im Urlaub, wären sie längstens aufgestanden und hätten sich Sorgen gemacht. Dennoch wollte er eigentlich nicht so ausflippen. Seine kleine Schwester konnte schliesslich am allerwenigsten etwas dafür.
 

„Hey, tut mir leid. Ich… Ich bin einfach erschöpft“, meinte er leise und stand nun ebenfalls auf.
 

Sie war erleichtet, dass er sich ein wenig beruhigt hatte. Dennoch hatte sie vor ihn morgen erneut darauf anzusprechen und ihm irgendwie versuchen zu helfen.
 

„Ich werde dann mal ins Bett gehen. Vielleicht sollten wir einfach eine Nacht darüber schlafen“, schlug er vor und wuschelte seiner Schwester liebevoll durch die Haare, bevor er den Fernseher ausschaltete und in sein Zimmer schlurfte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yaaay, ich bin endlich dazu gekommen weiter zu schreiben. :) Ich hoffe, ich habe Tai nicht zu weinerlich dargestellt... xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dragonfighter
2014-06-01T08:43:24+00:00 01.06.2014 10:43
İch stimme Taiora87 zu aber weinerlich kahm er mir nicht vor schliesslich würde jeder in so einer situation sauer oder traurig sein.
Von:  Taiora87
2014-05-17T11:02:12+00:00 17.05.2014 13:02
Und Ishida hat es wieder gewusst , dieses Drecksschwein . Der Typ ist wirklich das arroganteste Arschloch in Digimon . Tai wurde von Matt verraten und für dumm verkauft und Sora fällt auch noch drauf rein .
Antwort von:  pusteherz
18.05.2014 14:19
Manchmal tut mir Matt auch etwas leid, dass er immer die Arschlochrolle abkriegt xD aber wer weiss was noch folgt ;)
Von:  Kirschbluetentiger
2014-05-17T09:39:49+00:00 17.05.2014 11:39
Tolles Kapitel. Endlich mal jemand, der auf die enge Beziehung von Tai und Kari eingeht. Bei den anderen Fanfiktion ist eher meist in sich zurückgekehrt und blockt Kari sogar ab. Ich finde dass du das sehr gut dargestellt hast. Besonders mit der Entschuldigung am Ende. Immer um seine kleine Schwester besorgt. Das hast du gut dargestellt!
Ich freue mich auf mehr!
LG Tigerchen
Antwort von:  pusteherz
18.05.2014 14:18
Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Ja die Bindung zu Tai und Kari ist mir hier wirklich wichtig und das freut mich natürlich sehr, wenn man das auch herauslesen kann :D


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