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Naraku und der Faltenrock

Wenn ein Plan misslingt...
von

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Narakus Menschlichkeit

Kagome starrte Naraku eine lange Zeit an. Natürlich hatte er es als lächerlich abgetan was sie gesagt hatte, doch er wusste auch nicht was sie wusste. In der ganzen Zeit, in der sie in Narakus Körper gesteckt hatte, hatte sie etwas gemerkt, das mit Narakus dämonischer Energie geschah. Etwas, das nichts mit ihrer Seele in seinem Körper zu tun hatte, sondern etwas, dass mit Narakus eigener Seele zu tun hatte. Kagome hatte verstanden, dass ihre Kraft war in ihren Körpern wohnte, aber von ihren Seelen bestimmt wurde. Naraku hatte es nicht geschafft, Kagomes spirituelle Energie zu verunreinigen, genauso wenig hatte Kagome es geschafft, Narakus dämonische Energie zu läutern. Aber das Böse, das in dieser Energie schlummerte war in den letzten zwei Tagen immer mal wieder ins Wanken geraten und ganz deutlich gespürt hatte Kagome es in dem Moment, in dem Naraku Kikyos Barriere betreten hatte. Die Anwesenheit der Frau, die er liebte, schien seine Menschlichkeit am stärksten hervorzubringen, auch wenn er sich noch immer mit Händen und Füßen dagegen wehrte. Als Naraku noch ein Halbdämon gewesen war, hatte sein menschliches Herz stets nur einen geringen Einfluss gehabt, der immerhin stark genug gewesen war, ihn davon abzuhalten, Kikyo zu töten. Erst nachdem er sich davon getrennt hatte, war es ihm möglich gewesen sie zu töten. Doch nun? In dem Moment in dem Naraku gestorben war, war seine Seele wieder eins geworden. Kagome hatte lange gebraucht um das zu verstehen, doch schließlich war sie darauf gekommen. Das menschliche Herz von dem so oft die Rede war, hatte wenig mit dem Organ zu tun. Es war ein Teil der Seele. Naraku hatte einen Teil seiner Seele abgespalten, als er sein Herz aus seinem Körper gerissen hatte, doch bei seinem Tod hatte die Seele sich wieder zusammengefunden. In dem Moment, in dem Kikyo gesprochen hatte, hatte Kagome es abermals gespürt. Narakus Energie schwankte. Sie war nur einen hauch davon entfernt geläutert zu werden und da Narakus Körper bereits tot war, war Kagome sich sicher dass die dämonische Energie sich einfach in reine spirituelle Energie umwandeln würde. Mit dieser Kraft wäre sie in der Lage Rani zu heilen. Kaede war es nicht gelungen und auch Kikyos Energie hatte es nicht ausgereicht, aber Narakus Energie war ganz anders. Wenn diese Energie geläutert würde, wäre sie in Form von Magie zur Verfügung, die die einer Priesterin übertraf. Es wäre eher die Energie einer Hexe. Doch Naraku machte nicht den Eindruck, als wolle er seine Menschlichkeit zulassen. Er blickte sie wütend an, schien sich bloßgestellt zu fühlen. Eine weitere Erschütterung ließ davon ausgehen, dass die Angriffe stärker wurden, Kagome wusste, dass sie schnell handeln musste. Sie schritt zurück zur Tür, riss die Tür auf und streckte den Kopf hinaus. „Kikyo, kannst du mal bitte kommen?“, fragte sie und hörte Naraku hinter sich fluchen, Kikyo warf ihr einen misstrauischen Blick zu, auch Inuyasha wirkte sehr verwirrt und schien Kikyo für einen kurzen Moment aufhalten zu wollen. Das versetzte Kagome einen kleinen Stich, es war als vertraue Inuyasha ihr Kikyoss Leben nicht an. Kikyo kam zögernd auf sie zu, langsam schloss sie die Tür hinter ihr und merkte wie unbehaglich es in dem Raum wurde. Die dämonische Energie in Narakus Körper begann erneut zu schwanken, es schien einfach zu sein ihn durcheinander zu bringen, solange er in Kagomes Körper war. ‚Er ist diese Hormonausschüttung scheinbar nicht mehr gewohnt’, dachte sie amüsiert und machte einen Schritt zurück in den Raum. Kikyo hielt sich einen großen Schritt entfernt von ihr, sie schien es offenbar als unangenehm zu empfinden, so nah an Narakus Körper zu sein. „Ich möchte, dass du etwas weißt“, begann sie an Kikyo gewandt und merkte, dass Narakus Hände sich verkrampften. Kikyo zog eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts. „Als ich Naraku tötete, sah ich den Wunsch, den er an das Juwel hatte. Der Wunsch, den er von Anfang an, bis zu seinem Tod an das Juwel hatte und der ihm nicht gewährt wurde“, Kikyo nickte langsam und sprach zum ersten Mal seit sie in dem Raum war: „Ein vollwertiger Dämon zu werden“, schloss sie und Kagome warf Naraku ein trauriges Lächeln zu, der nun einige Schritte auf sie zu machte. „Ich werde dich töten. Sobald ich meinen Körper wieder habe. Ich werde euch beide töten“, knurrte er doch Kagome fuhr unbeirrt fort. „Nein. Naraku wünschte sich deine Liebe vom Shikon No Tama.“ Kikyo blinzelte ein paar Mal, blickte dann von Kagome zu Naraku und wieder zurück. „Onigumo begehrte mich, nichts weiter“, sagte sie nun leicht verwirrt, doch Kagome schüttelte den Kopf. In dem Moment gab es einen Krach, der so laut war, dass sie zusammenzuckten. Kagome riss die Tür auf und erkannte gerade noch wie Jakotsu Inuyasha hinterher lief. Ein heilloses Durcheinander hatte sich ausgebreitet, Sango trug die Bewusstlose Rani auf ihrem Arm, ihren Sohn, der noch nicht laufen konnte auf dem anderen, während Miroku das andere Zwillingsmädchen Hien trug. Kaede schoss mit Pfeilen, doch sie wurden fast alle zerstört, dann hörte sie Inuyashas, der etwas schrie und mit Tessaiga eine Wand in zwei brach. „Suikotsu“, hörte Kagome Kikyo sagen, tatsächlich war auch Suikotsu hinter ihnen nun aufgetaucht, er schwang seine Stahlkrallen und Kagome griff nach Energie und schleuderte sie ihm entgegen. Er flog rückwärts durch die Wand, die mit einem lauten Krach zerbarst, dann hörte Kagome den lauten Schrei von Inuyasha und rannte auf seine Stimme zu. Sie erkannte Bankotsu, der den Blick von Inuyasha abwandte und sie nun mit einem Grinsen willkommen hieß. „Oh welch eine Ehre, Naraku! Ich habe die ganze Hölle nach dir abgesucht!“, rief er und schwang sein Banryu in Kagomes Richtung. Inuyasha wollte ihr zu Hilfe kommen, doch das war gar nicht nötig. Mit einem einfachen Schlenker ihrer Hand schleuderte si Bankotsu so viel Energie entgegen, dass er ähnlich wie Suikotsu zuvor rückwärts durch die Wand flog. Dann geschah etwas seltsames. Kagome spürte die dämonischen Energien in dem Körper stärker pulsieren, als je zuvor und konnte nicht umhin, sich nach Naraku umzusehen. Dann riss es Kagome von den Füßen, sie schnappte nach Luft und hatte das Gefühl etwas in ihr explodierte. Plötzlich wurde ihr Schwarz vor Augen.
 

Naraku schlug die Augen auf und schnappte nach Luft. Der Schmerz war fort und er sah Inuyashas Gesicht, das besorgt wirkte. „Kagome?“, fragte er und Naraku runzelte die Stirn. „Nein, ich...“, er erschrak, als er merkte, dass er nicht mehr mit Kagomes mädchenhafter Stimme sprach. Er blickte an sich hinunter und entdeckte eine flache Brust, voll bekleidete Beine und männliche Hände. Dann sprang er auf, stieß Inuyasha zur Seite, der ihm fluchend folgte und riss die Tür zum nächsten Raum auf: Kikyo saß am Boden, in ihrem Arm Kagome, die erbärmliche Gurgellaute von sich gab. Kikyo blickte verzeifelt und hilflos auf, es versetzte Naraku einen merkwürdigen Stich sie so zu. Er hockte sich an Kagome, an deren Bauch eine Wunde klaffte, die wie Naraku wusste, von Suikotsus Stahlkrallen kamen. „Er hat mich gerettet“, murmelte Kikyo ganz perplex, Naraku konnte sie nicht ansehen, er wusste selbst nicht was in ihn gefahren war, noch wusste er, was er jetzt tat, doch er legte seine Hände auf Kagomes Bauch und spürte wie die Energie in ihren Körper floss. Langsam setzte die Wunde sich wieder zusammen und Kagome atmete erleichtert auf. Dann strahlte sie Naraku an, als hätte er ihr einem wunderschönen Ring zum Geburtstag geschenkt. „Es hat funktioniert!“, rief sie, während Inuyasha und Kikyo verwirrt Blicke tauschten. Naraku verzog angewidert das Gesicht, als ein weiterer Krieger der Shichinintai in den Raum geflogen kam, dicht gefolgt von einem der Donnerbrüder. Naraku schleuderte ihnen seine Energie entgegen und merkte zu seinem erstaunen, dass sie vor Schmerzen aufschrien. „Es ist keine dämonische Energie mehr!“, schrie Kagome nun euphorisch, während Kikyo nur verwirrt blinzelte. Naraku hatte keine Zeit sich weiter damit auseinander zu setzen, ein neuer Schwall Dämonen drang in den Tempel ein, er schleuderte ihnen Angriffe entgegen, einen nach dem anderen, doch der Schwall von Dämonen wollte nicht enden. Zwischendurch konnte er erkennen, dass auch außerhalb des Tempels schwere Kämpfe vor sich gingen und er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, es zu beenden: Anthenas Zauber musste verklingen. Er wusste, dass ihr Zauber nicht stark genug war, um lange zu überdauern, doch mittlerweile waren es schon fast drei Tage und er wusste nicht, wie lange sie diesen Kampf aushielten. War seine Energie groß genug, um den Zauber rückgängig zu machen? Mit einem Mal schüttelte er den Kopf. Was war nur los mit ihm? Seit wann interessierte ihn das Schicksal dieser Leute? ‚Seit du Kikyo das Leben gerettet hast und sie dir einen Hauch von Zuneigung dafür gezeigt hat’, dachte er verbittert bei sich. Doch es schien alles plötzlich so sinnlos zu sein. Seine Rachepläne gegen Inuyasha, sein Wunsch wieder zu leben, alles schien so unglaublich unnötig in Anbetracht dessen, dass Kikyo ihn nicht hasste. Zumindest in diesem Moment nicht. Naraku konnte seine Gedanken und Gefühle nicht ordnen, er wusste nicht, was mit ihm geschah, er wusste nicht, warum er plötzlich so war: so menschlich. War es das was Kagome gemeint hatte? Seine Menschlichkeit zulassen? Naraku versuchte sich gegen den Gedanken zu wehren, doch tief in seinem inneren wusste er, dass er gefallen daran fand. In seinem Herzen herrschte eine Ruhe, die er schon seit so vielen Jahren nicht mehr empfunden hatte. Der ständige Kampf gegen Inuyasha, der ständige Kampf gegen Kikyo, aber vor allem der ständige Kampf gegen sich selbst und seine Menschlichkeit waren anstrengend und nervenzehrend gewesen und das alles aus dem einen Grund, dem einen Wunsch den Onigumo einst gehabt hatte: Kikyo. Doch sie war so fern gewesen, so unerreichbar, unnahbar und jetzt? In diesem Moment? Er wusste, dass er niemals ein Leben führen würde, in dem es die Zukunft gab die sich Onigumo einst für sich und Kikyo gewünscht hatte. Es würde nicht besser werden. Er wusste es, er wusste dass es nicht besser werden würde, dieser Moment war der Beste, den er je mit ihr gehab hatte. Und genau so sollte es enden. So sollten sie sich für immer trennen. Naraku drehte sich um, er wusste dass er noch eine Kleinigkeit zu erledigen hatte, rannte den Gang entlang, sprang über den am Boden liegenden Jakotsu, der Inuyasha Luftküsse zuwarf und fand sie schließlich in einem Hinterzimmer. Sango, mit ihrer bewusstlosen Tochter auf dem Arm. Ohne auf ihre Fragen einzugehen beugte er sich über das kleine leblose Mädchen, ließ seine Energie in ihren Körper und spürte die kleine Verletzung in ihrem Kopf, die ihr zu schaffen machte. Es war keine schwierige Aufgabe, der Knochen war leicht angebrochen und mit ein wenig Energie war er wieder zusammengewachsen, er pumpte sie mit ein wenig mehr Energie voll als nötig, da ihr Körper viel Stress gehabt hatte bei dem Versuch sich selbst zu heilen. Ihre Augen flatterten auf und sie setzte sich so abrupt auf, dass sie sich den Kopf kurz festhalten musste, Sango brach in tränen aus und murmelte einen unverständlichen Dank, als eine weitere Explosion von den Szenen des Kampfes herrückte. Naraku erhob sich, rannte zurück, wollte sie ein letztes Mal sehen. Kikyo hatte einen Pfeil an den Bogen gelegt, Kagome stand direkt neben ihr und tat es ihr gleich, sie zielten auf etwas, dass Naraku nicht sehen konnte. „Kikyo“, rief er und sie warf ihm einen Blick zu. Naraku schenkte ihr ein Lächeln, das erste ehrliche Lächeln dass er seit Jahrzehnten auf seinen Lippen hatte und ließ seine Gesamte Energie aus seinem Körper fließen. Er versuchte die Grenze zu erreichen, die Grenze zwischen Leben und Tod, er spürte die unsichtbare Wand, welche die Lebenden von den Toten trennte, spürte wie sie einen Riss bekommen hatte durch Anthenas Zauber und gab seine gesamte Energie in diesen Riss. Die Welt um sich herum begann sich aufzulösen und das letzte was er sah, war Kikyos verwunderter Blick und den Anflug eines Lächelns, das über ihr Gesicht huschte.



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