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Still Some Hope Left

von

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Eine schwere Entscheidung

Sohn…

Dieser Junge war sein Sohn.

Verdammt, warum machte ihn das so verrückt?

Warum zerbrach er sich so dermaßen den Kopf über diese Tatsache?

Es war doch wirklich zum Verzweifeln.

‚Was ist nur los mit mir…?’, fragte Wesker sich in Gedanken und schloss für einen Moment die Augen.

Das durfte doch alles nicht wahr sein. Versagte er etwa schon wieder?

Ließ er, Albert Wesker, sich jetzt schon von Gefühlen manipulieren?

Wie armselig...
 

„Wesker… Dad, was…? Argh…“

Der Blonde hob erschrocken den Blick, als er den Schmerzenslaut von Jake vernahm. Oder war es die Tatsache, dass er ihn Vater genannt hatte, die ihn hatte aufhorchen lassen? Aber was für eine Rolle spielte das schon?

Wesker hatte reagiert, egal, warum.

Der Junge war ihm nicht egal, nicht im Geringsten. Er war…

Doch, natürlich war er ihm egal. Was für unsinnige Gedanken machte sich der Blonde da eigentlich?

Er interessierte sich doch nur für seinen Sohn, weil der noch nützlich werden konnte.

Das war alles, so einfach war das.

Wesker wurde langsam aber sicher anscheinend wirklich zu müde, wenn er schon so einen Unsinn dachte.

Er seufzte einmal leise, öffnete die Augen wieder und blickte nun zu seinem Sohn, um zu sehen, was diesen zu seinem Schmerzenslaut veranlasst hatte.
 

Jake war auf der Couch etwas zusammengesunken und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch. Die Schmerzen kamen also allem Anschein nach von dem Schlag, den der Blonde ihm verpasst hatte.

Und er hatte Glück, dass Wesker nur mit sehr wenig Kraft zugeschlagen hatte.

Kommentarlos löste sich dieser nun von der Wand, ging in die Küche und kam dann mit einer Tablette zurück, die er in Jakes Wasserglas fallen ließ, wo sie sich sprudelnd auflöste.

„Trink das, jetzt. Und keine Widerrede“, ,meinte Wesker nur knapp, wobei er sich ein triumphales Grinsen gerade in letzter Sekunde verkneifen konnte.

Jetzt hatte er endlich einen Grund, Jake zum Trinken zu drängen.

Und der würde vermutlich auch noch glauben, sein Vater mache sich Sorgen um ihn. Wie lächerlich.

Sowas von lächerlich…
 


 

„Sag mal, spinnst du eigentlich!?“

Ruckartig sprang Jake auf, als sich der Inhalt des Glases über seinen Pullover und die Hose ergoss.

Seltsamerweise wirkte Wesker darüber allerdings kaum weniger verwirrt als er selber.

Der Söldner hatte gerade murrend das Glas angehoben, um den Inhalt samt Tablette runter zu kippen, als sein Vater mit einem Mal ausgeholt und ihm das Glas einfach aus der Hand geschlagen hatte, ohne jede Vorwarnung, ohne einen ersichtlichen Grund.

Es lag nun in einigen Metern Entfernung auf dem Teppich, tatsächlich vollkommen unversehrt, und tränkte den Stoff mit dem restlichen Wasser, und somit auch mit dem Mittel und der halb aufgelösten Tablette.

„Was… sollte das? Verdammt, Alter, ich red mit…“

Wieder ließ Jake einen Laut des Schmerzes hören, und dieses Mal klang es schon fast nach einem qualvollen Wimmern, mit dem er sich kraftlos wieder auf die Couch fallen ließ, ehe er die Augen zusammenkniff und sich leicht auf die Lippen biss.

Das ruckartige Aufstehen war alles andere als eine gute Idee gewesen.

Aber die dummen Ideen häuften sich bei ihm in letzter Zeit ja ohnehin irgendwie. Darum war er ja auch überhaupt erst her gekommen.

Und natürlich musste er nun wieder für seine Sturheit und Dummheit bezahlen. Das war aber auch nur gerecht, wie er fand.
 

Starke aber erschreckend sanfte Hände legten sich auf Jakes Schultern und drückten ihn nach unten, damit er nicht doch noch einmal aufstand.

„Bleib ruhig sitzen, tief durchatmen…“

Der Söldner blinzelte leicht und war einen Moment lang versucht, eine Hand anzuheben, um diese dann an Weskers Stirn zu legen. Aber dazu war er durch die Schmerzen und die Verwirrung viel zu schlapp.

Hatte der Kerl Fieber oder versuchte er gerade nur irgendeinen Trick? Oder… oder war das am Ende wirklich noch echte Sorge?

Nein, das konnte Jake sich beim besten Willen nicht vorstellen. Er hatte da immerhin Albert Wesker vor sich.
 

Müde hob er also den Kopf und blickte seinen Vater an, in der Hoffnung, so irgendwie schlau aus ihm zu werden.

Das Fieber konnte er schon mal ausschließen.

Selbst durch die dunklen Gläser und bei dem rötlichen Schimmer erkannte er, wie klar Weskers Augen waren.

Und in ihnen lag auch etwas, das gut und gerne Sorge gewesen sein konnte, zumindest ein sehr ähnliches Gefühl.

Auf jeden Fall war es etwas, das Jake bei ihm niemals vermutet hätte. Und es war echt. Nicht einmal Wesker konnte ein solches Gefühl so überzeugend spielen. Ein Gefühl, das er vermutlich nicht einmal wirklich kannte. Oder zumindest hatte er es bis jetzt nicht gekannt.

Was war hier nur los?
 

Auch Wesker selber war noch immer verwirrt von dem, was er gerade getan hatte.

Was hatte er überhaupt getan? Warum hatte er es getan?

Verwundert blinzelte er seine Hand an und sah dann zu dem Glas auf dem Teppich.

Er hatte es einfach nicht zulassen können.

Ganz gleich, was er auch versuchte, sich selber einreden zu wollen, er hatte einfach nicht zulassen können, dass er seinen Sohn mit diesem verdammten Mittel manipulierte.

Und er konnte auch nicht länger vorgeben, dass der Junge ihm egal war, dass er ihn nur benutzen wollte.

Er bedeutete ihm etwas. Und diese Erkenntnis traf Wesker wie ein Schlag.

Das konnte einfach nicht sein, das durfte nicht sein!

Wenn dieser Junge, ein völlig Fremder, ihn schon so erweichte, war es dann möglich, dass er irgendwann auch Chris…?

Nein, nein, das war wirklich vollkommen lächerlich.

Er hasste Chris abgrundtief und das würde sich niemals ändern.

Jake mochte er nur, weil dieser bisher nichts getan hatte, was seinen Hass hätte entfachen können, und vielleicht, weil er sein Sohn war.

Chris würde er auf ewig hassen, solange, bis einer von ihnen tot war.

Und wenn Chris der Erste war, der starb, dann würde er ihn vermutlich selbst dann noch hassen, bis in alle Ewigkeit, bis er dann selber starb.
 

„Ich warte auf eine Erklärung, Wesker…“

Jakes Stimme klang müde aber fest.

Noch immer ruhten Weskers Hände auf seinen Schultern, die dieser nun aber löste, ehe er einen Schritt zurück ging und sich müde durch die kurzen blonden Haare fuhr.

Eine Erklärung, natürlich.

Und wie sollte er das erklären?

Konnte Wesker es wirklich riskieren, diesem jungen Mann seine Schwäche zu gestehen?

Konnte er ihm sagen, dass er sich um ihn sorgte?

Es war keine leichte Entscheidung.
 

Wesker war der König der Lügner.

Er konnte Jake auch irgendetwas auftischen, das dieser vermutlich auch noch sofort geglaubt hätte.

So viele Leute hatte Wesker so schon hintergangen und benutzt, da schaffte er es auch bei seinem Sohn.

Aber wollte er das wirklich?

Wollte er den einzigen Menschen, für den er tatsächlich etwas empfand, wirklich so belügen?

Die Antwort war ein ganz klares Nein.

Nicht, wenn er sich solche Gedanken darüber machte, nicht, wenn er so unsicher war.

Wenn ihn das schon so sehr beschäftigte, dann musste er zu Jake einfach ehrlich sein, es ging nicht anders. So schwer es ihm auch fiel, sich das einzugestehen.
 

Seufzend ließ sich Wesker nun auf den Sessel fallen, lehnte sich zurück und schloss leicht die Augen, was Jake nun natürlich gar nicht mehr sah.

„Ich wollte… dich kontrollieren, deine Erinnerungen auslöschen. Das Mittel war in dem Wasserglas“, murmelte er, und Jakes Blick wanderte gleich zu dem Glas.

Konnte das wirklich sein?

Hatte Wesker am Ende tatsächlich ein schlechtes Gewissen bekommen und das Glas aus seiner Hand geschlagen, damit er das Zeug nicht trank?

Aber Albert Wesker und ein Gewissen?

Auf der anderen Seite hatte Jake ja zuvor schon die Sorge in seinem Blick gemerkt, die auf jeden Fall echt gewesen war.

Es ergab also langsam alles einen Sinn, sah man davon ab, dass hier eben um Wesker ging.
 

„Und dann hast du entschieden, dass du es einfach nicht kannst… und hast mir das Glas aus der Hand geschlagen“, murmelte Jake nun und wandte seinen Blick wieder seinem Vater zu, der auf diese Frage hin nur mit einem knappen Nicken antwortete.

Jake war ein wenig wütend, aber er konnte Wesker nicht anschreien, dann viel stärker war das Gefühl der Verwunderung und Unsicherheit. Dankbarkeit?

Sein Vater war ehrlich gewesen. Er gestand sich selber Schwäche ein, und er versteckte sie nicht einmal vor Jake.

Das war ihm auf jeden Fall hoch anzurechnen. Jake konnte ihn einfach nicht verachten, es ging nicht.
 


 

„Danke…“

„Ist das dein Ernst? Du dankst mir einfach?“

Wesker war sichtlich verwirrt. Damit hatte er nicht gerechnet.

Er war sicher gewesen, dass Jake ihm nun am liebsten die Faust mitten ins Gesicht schlagen würde.

Aber dem war anscheinend nicht so.

Stattdessen bedankte sich der Junge auch noch für seine Ehrlichkeit.

Aber gut, für Wesker war das vermutlich schon eine ganz besondere Tat.

Er war ehrlich gewesen und hatte eine gewisse Schwäche zugegeben.
 

Jake nickte leicht und zuckte nur mit den Schultern. Was sollte er dazu schon großartig sagen?

„Ja… ich meine… immerhin bist du ehrlich“, meinte er dann auch nur und hob gleich noch einmal die Schultern, ehe er sie fast etwas hilflos wieder fallen ließ.

Es war eine unangenehme Situation.

Jake war im Grunde nie um Worte verlegen, nun wusste er aber wirklich nicht, was er sagen oder tun sollte.

Er war erleichtert, dass es Wesker da nicht anders zu ergehen schien.

Auch dieser schwieg nun.

Er wirkte ein wenig blass, aber vielleicht war er einfach nur müde.
 

„Hast du trotzdem noch eine Tablette für mich?“, fragte Jake nach einer Weile und rang sich zu einem gequälten Lächeln durch.

Irgendwie hatte er das Schweigen brechen wollen, und das war das Beste gewesen, was ihm eingefallen war. Zumal er ja auch immer noch Schmerzen hatte. Und die wollte er doch gerne loswerden.

Wieder nickte Wesker nur, erhob sich und ging wieder in die Küche.

Seine Schritte wirkten schleppender und langsamer als zuvor.

Und Jake merkte, dass er sich nun auch seinerseits um seinen Vater sorgte.

Er war nicht bereit, ihm zu verzeihen, was er alles getan hatte, ebenso wenig die Tatsache, dass er seine Mutter im Stich gelassen hatte.

Dennoch war er der Meinung, dass Wesker zumindest eine zweite Chance verdiente.

Nur wie erklärte er das Chris?

Vermutlich war es das Beste, wenn Jake diesen und die Anderen nicht so bald wieder aufsuchte.
 

Er hätte nicht gewusst, für wen er Partei ergreifen sollte. Vermutlich hätte er sich am Ende ganz raus gehalten.

Jake wollte nicht, dass Chris seinen Vater tötete, aber mittlerweile wollte er auch den Tod des Soldaten nicht mehr.

Ja, selbst um sein Schoßhündchen wäre es schade gewesen.

Solange Wesker davon absah, die Anderen anzugreifen, war alles in Ordnung. Aber Jake bezweifelte irgendwie, dass der Blonde sich darauf einlassen würde.

Er wollte Chris’ Tod anscheinend sehnlicher als alles andere.

Was sollte er also tun?

Gut, nun konnte er vermutlich wirklich mal in Ruhe mit Wesker reden, aber das würde kaum etwas bringen. Nicht bei diesem Thema.
 


 

Jake seufzte leise, lehnte sich zurück und schloss müde die Augen.

Langsam wurde ihm das zu viel. Die Schmerzen, das ganze Durcheinander…

Und auch, wenn er froh war, nun hier zu sein und den Beweis zu haben, dass sein Vater nicht nur ein Monster war, bereute er es dennoch, nicht auf Chris gehört zu haben.

Aber es war nun einmal nicht mehr zu ändern. Nun war er hier und musste eben damit leben. So einfach war das.

Er stand zwischen den Fronten, und das hatte er sich nun einmal selber zuzuschreiben.

Aber im Moment wollte er darüber einfach nicht nachdenken.
 

Als Wesker nun mit einem neuen Glas kam, in dem sich dieses Mal nur Wasser und eine Schmerztablette befanden, war Jake wieder auf der Couch zusammengesunken, hatte die Augen geschlossen und atmete langsam und gleichmäßig.

Er war eingeschlafen.

Leise stellte der Blonde das Glas ab, ließ sich in den Sessel sinken und schloss selber die Augen.

Nun musste er sich erst einmal keine Sorgen mehr machen. Zumindest nicht, was Jake betraf.

Um den Rest würde er sich später kümmern.

Im Moment wollte er Chris und die Anderen ja auch gar nicht jagen, jetzt wollte Wesker sich erst einmal ein wenig ausruhen.

Kurz öffnete er die Augen noch einmal und blickte zu Jake, dann schloss er sie wieder, ließ ein leises Seufzen hören und war nach wenigen Minuten dann ebenfalls eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leaf-Phantomhive
2014-04-10T20:57:25+00:00 10.04.2014 22:57
Okay ich bin verwirrt. Ist er jetzt böse oder nicht ?
Will er Jake jetzt gegen die anderen aufhetzten oder nicht?
Ich hätte diese Wendung der Handlung niemals erwartet und genau deswegen liebe ich FF´s so.
Man weiß nie was passiert.^^
Antwort von:  Lady_Red-Herb
10.04.2014 23:11
Ich fürchte, Wesker weiß selber nicht, was er eigentlich will. XD

Darum schreib ich FFs auch immer wieder gerne. ^^
Weil man sich die Handlung selber so gestalten kann, wie es einem passt. :)


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