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Die Zauberin und der Kreis der Elemente

Die Abenteuer der Zauberin Freya, dritte Staffel
von

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Freya in: (19) Schwertzug gegen die Welt (Humus/Leben)

Akt 6, Szene 1 – Ansage
 

Freya geht auf, unverändert bis auf die Tatsache, dass sie ein anderes Kostüm trägt, am besten ihrem roten Seidenmantel nachempfunden, der ihr Akademie-Festgewand darstellt. Sie tritt wieder an die Wand und ergänzt das Bild um eine Berglandschaft. Währenddessen gehen zwei graue Magierstatisten auf, die eine gefesselte Vesta in den Raum stoßen.
 

Magier 1: Ich habe gerade Anweisung aus Lowangen erhalten. Der Vorfall soll nie stattgefunden haben.
 

Magier 2: Wir räumen auf?
 

Der Magier nickt.
 

Vesta: (schreit) Haltet ein! Ich bin eine Kriegsgefangene. Ich habe…
 

Beide: Fulminictus!
 

Vesta klappt zusammen. Die beiden Magier nehmen den leblosen Körper auf und tragen

ihn von der Bühne.
 

Akt 6, Szene 2 – Windhagberge
 

Freya tritt, eine beschwerliche Wanderung darstellend, auf die Bühne. Sie lässt sich Zeit

und hat sie auch.
 

Freya: Mannmannmann, bin ich kaputt. Das ist sicher auch der Windhag und nicht das Eherne Schwert?
 

Jandora: „Klagt nicht, Herrin. Ich bin ja bei Euch.“
 

Freya: Weiß ich doch, Geist, weiß ich doch. Du bist mein treuester Begleiter durch dick und dünn… aber könntest du auch einmal wegsehen, wenn ich raste? Ich bin wirklich außer Form.
 

Freya setzt sich, um zu verschnaufen. Da tritt Idnar auf, ein schmächtiger Mann in

schäbiger Gewandung und wirrem schwarzen Haar. Er wirkt wie ein Einsiedler.
 

Idnar: Ein prachtvoller Ort ist das hier. Man blickt auf das Meer und hört es rauschen… und an klaren Tagen, so wie heute, erblickt man auch die Bucht, an der einst die ersten Siedler unter Admiral Sanin an Land gingen.
 

Freya: Ich sehe nichts. Meine Augen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren, das liegt an diesen Büchern.
 

Idnar: Alles hier, was wir hier sehen, gehörte einst zu der Burg Albengriff, das brachliegende Land, die windumtosten Mauerreste und die Spuren des Fischerdorfes dort unten, dessen Bewohner die Herren der Feste nährten und denen die Tore zum Schutz vor Thorwals Beutegreifern nie verschlossen blieben. (Pause) Dann gingen die Fischer, dann gingen die Herren, dann kam die Zeit. Heute blieb nichts außer einem Blick.
 

Freya: Wer seid Ihr?
 

Idnar: Idnar. Ich kam hierher, um meinen Vater zu begraben und dann weiter zu ziehen, ich wollte alles hinter mir lassen, wollte im Regengebirge von Al’Anfa nach Smaragden schürfen… doch dieser Ort hielt mich fest.
 

Freya: Ich habe meinen Verlobten in Dela begraben. Der erschien mir passender.
 

Idnar: Heute blühen sicher Blumen. (sie schüttelt den Kopf und gibt Idnar nicht die Reaktion, die er erwartete) Ein frischer Schmerz?
 

Freya: Ja, schon… ich weiß es nicht. Es herrschte Krieg, als wir uns trafen, und ich kannte ihn eigentlich kaum. Ich weiß gar nicht, ob mein Herz für ihn schlug, er war ein Mann, den ich retten wollte… und ein richtig guter Liebhaber. (Pause) Schaut nicht so, derlei ist ein seltener Schatz.
 

Idnar: Wenn es sticht, liebtet Ihr ihn, schlägt des dumpf, beherrscht Euch die Trauer. Wolltet Ihr ihm noch etwas sagen, zerrt der Pein an Eurer Seele, und wolltet Ihr etwas ungeschehen machen, gibt es keine Erlösung mehr für Euch. Möchtet Ihr gehen? Die Klippen sind hoch und das Land wird schön bleiben.
 

Freya: (Pause) Ich möchte hier zaubern. Meine Ahnen stammten von diesem Ort.
 

Idnar: Eure Ahnen sind tot, nicht wahr?
 

Freya: Ich hab’s in Havena erfahren. Nach der Großen Flut und dem Ende des Königreichs Albernia wurden viele kaisertreuen Adeligen aus dem nun unabhängigen Lieblichen Feld hier im freien Land angesiedelt, darunter entfernte Verwandte des Statthalters… muss mein Blick hilflos gewesen sein, als mir dieser Kriegerschuleneleve das alles erklärte. Ich wusste ja nur, dass mein Familienzweig aus Albernia stammt, und selbst das war falsch. Heute gehört dieses Land ja zum Windhag.
 

Idnar: Ihr seid also die letzte Nachfahrin der alten Herren?
 

Freya: Nicht die letzte. Aus Albengriff im Garethischen wurde im albernischen Dialekt Arthuro. Firlina di Arthuro-Galahan, zu Ihren Diensten. (deutet einen Knicks an)
 

Idnar: In wenigen Jahren wird wieder ein Königreich Albernia fallen und ein Galahan-Schädel rollen. Möchtet Ihr hier verweilen und auf das Meer herabblicken, statt in Al’Anfa nach Smaragden zu graben?
 

Freya: Ich vollziehe ein Ritual namens Große Meditation, um mehr Kraft an mich zu binden. Unten wird bald das Fest der Freuden stattfinden und ich dachte mir, wo sonst sollte ich mich hinbegeben als in die Heimstatt meiner Ahnen. Darf ich denn?
 

Idnar: Fühlt Euch als Herrin in Eurem Land. Ihr wähltet wohl, denn die Harpyien meiden diese Burg…
 

Freya: Oh, daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht.
 

Idnar: Und die Macht seiner Seele fließt stark. Dort drüben landeten die ersten Siedler, damals mit Admiral Sanin.
 

Freya: Ich weiß.
 

Idnar: Mich bindet diese Macht. Ich kam gar nicht mehr von hier fort. Habe ich Euch erzählt, dass ich einst weiter nach Al’Anfa wollte, um Smaragde aus dem Fels zu schlagen?
 

Freya: (beachtet ihn nicht mehr groß) Ja.
 

Idnar: Smaragde gibt es hier keine, nur Kalk. Die Zwerge sagen, die Berge seien tot. (Pause, zu sich selbst) Aber das stimmt nicht, der Boden ist kräftig und stark. Es liegt nur am Wind, dass hier kein Samen haften bleibt.
 

Idnar geht ab, während Freya sich setzt.
 

Freya: Dann wollen wir mal. Ich bin zwar überhaupt nicht vorbereitet und hätte wirklich noch gerne einen Blick in mein Buch geworfen, aber das ging ja verloren und… ach, armes Ich.
 

Freya beginnt zu singen (ohne großes Talent).
 

Freya: Leuchtkäfer, flieg.

Dein Männlein fiel im Krieg.

Deine Heimat liegt in Andraland

und Andraland ist abgebrannt.

Leuchtkäfer, flieg.
 

Jandora: „Herrin, ich lasse Euch nicht allein.“
 

Freya: Dann wollen wir mal, ohne ein großes Spektakel. (Pause) Vor einem Jahr saß ich an diesem Tag in Brig-Lo und sah den Dämonen in die Augen. Später sollte ich meine Verwandte treffen, mit Soldaten spielen und zusammen mit Corsaia gegen das Böse kämpfen, schon um die Heimat wieder zu sehen… ach, so lange her.

Namenlose Tage: Während ich mich verschanzte, schlich ein Dieb durch die Nacht, um Dinge in Gang zu bringen. Dieser Dieb warst du, Mineda, und deshalb verdamme ich dich jetzt. Alles wurde so hässlich wegen dir.

Praios: Ich bekam ein Pergament und eine Botschaft nach Nostria. Corsaia, hier danke ich dir, auch wenn es mir schwer fällt. Dein Einsatz zerstörte einen Dämon und bewahrte meine Heimat vor dem, was sonst vielleicht noch gekommen wäre.

Rondra: Da war diese Wildnis und da waren diese Orks, denen ich ganz umsonst wehtat, weil mich zwei Strolche belogen. Verzeiht, kann ich hier nur sagen, verzeiht.

Efferd: Ich erreiche Nostria und werde vom Krieg überrascht. Möchte ich dir danken, Kasparbald, der du mich nur belogst und für deine Zwecke benutztest? Nein, armer Aedin Tsael, ich kannte dich nicht, doch noch im Tod als Köder dunkler Mächte zu dienen, hast du nicht verdient.

Travia: Nahe Dela wurde ich angegriffen. Takea, liebe Elfe, danke, danke, danke. Ich hoffe, es geht dir gut.

Boron: Havena tritt mir in den Weg und du entscheidest dich für mich, liebe San. Wie lange blieben wir getrennt, wie unwürdig nahm ich einst von dir Abschied? Meine liebe Tutorin.

Hesinde: So kam ich dann nach Grangor und hoffte, mit einem anderen Mann zu überwintern. Dir kann ich nicht danken, Rufus, du ließest mich ja allein… also danke, Jikhbar, für den Platz an der Akademie. So schlimm war’s auch nicht.

Firun: Tarrin, da bist du, aber du gehörst ans Ende. Also danke, Druskar, das du ihm beistandest und mit uns so ein Abenteuer erlebtest. Erzähle ich davon, glaubt es mir sicher niemand.

Tsa: Da warst du dann, Geist. Ich weiß nicht, was wir bekämpften und wohin wir dafür reisten, doch du warst für mich da. Du bist es immer noch. Du bist ein Schatz.
 

Jandora: „Herzlich gerne, Herrin.“
 

Freya: Phex: Da war dann dieses Schiff und dieser alte Mann, der uns vor dem Schrecken bewahrte… und dabei selbst kräftig gewann, doch geschenkt. Kastor, Schiff… wer von euch will.

Peraine: Dann waren da Havena, die Königin und eine lange Reise. Ich möchte jedoch dem gedenken, der dabei alles verlor, weil er edel blieb: Halmar. Wie sehr hätte ich dir mehr Glück gewünscht.

Ingerimm: Yolande, du rettbare kleine Königin. Aus dir wird noch einmal eine ganz große.

Rahja: So ganz am Schluss… ach, Tarrin… (sie sucht nach Worten, bringt sie dann aber nicht über sich) Du weißt schon.

(Schweigt einen Augenblick) Jeder Tag bringt Erfahrungen und all die Erfahrungen geben Kraft. Mit jeder Stufe schreite ich voran und komme weiter auf meinem Pfad… zum Licht!
 

Sie schreit den letzten Teil, was von einem hellen Licht unterstrichen wird. Dann herrscht

der Black.
 

Akt 6, Szene 3 – Alfenland, Ort der Burg Albengriff
 

Eine bedeutsame Person wird die Bühne betreten, die elfische Zauberkönigin Rinn. Sie sollte blond sein und imposant… und das kann in Bezug auf eine Kostümierung sehr viel bedeuten.
 

Rinn: Erwache!
 

Die Bühne hellt sich auf, Freya und Jandora (nun mal wieder real erscheinend) auf dem Boden liegend und Rinn vor ihnen stehend. Beide stehen auf, ehe Jandora hektisch wird.
 

Jandora: Kniet nieder!
 

Freya: Was? Warum?
 

Jandora: Vertraut Ihr mir?
 

Freya kommt der Bitte nach, Jandora und sie knien.
 

Rinn: Zu spüren ist eine Sache, zu sehen eine andere. Als du mich riefst, erwartete ich mehr. Du bist so klein.
 

Freya: (leicht gereizt) Ich knie ja auch.
 

Jandora: Psssst!
 

Rinn: Ich bin Rinn, die Zauberkönigin. Sag, kennst du die Legende der Zauberkönigin?
 

Jandora: (bewundernd) Rinn, die Zauberkönigin.
 

Freya: Nein. Nie gehört.
 

Rinn: Das Wesen der Sternenträger?
 

Freya: Das sind…?
 

Jandora: Ehrenwerte und ruhmvolle Personen.
 

Rinn: Und von dem einen, der zwei ist und mit seiner Rückkehr alles bedroht, was ist?
 

Freya: Nein.
 

Jandora: Doch. Denkt nach.
 

Rinn: Der, dessen Stimme weint und schreit. Ich hörte Menschen flüstern über den General…
 

Freya: (erschrocken) Der General…
 

Rinn: Sprich seinen Namen ruhig aus, in der Gegenwart der Zauberkönigin unterliegt sein Macht… (schnell, doch Form wahrend) Nein, tut es besser nicht, wir wollen ihn ja nicht unnötig herausfordern.
 

Freya: Aber das ist doch etwas ganz anderes. Der General existiert, ich habe ihn schon getroffen. Er ist doch keine Legende. Er ist doch nur… jemand, dessen Namen man sich hütet zu sprechen… und für dessen Wiederkehr manche über Leichenberge steigen würden… aber… (hält inne)
 

Rinn: Du kennst die Vorderseite des Vorhangs, ich kenne die Rückseite – und glaube mir, du kannst nicht falscher liegen, wenn du ihn als passiv beschreibst und darauf wartend, hereingebeten zu werden. Doch lass uns eine Runde gehen, ich bin sicher, ich habe eine verwandte Seele gefunden.
 

Beide gehen ab. Jandora bleibt zurück.
 

Jandora: (zum Publikum, erfreut) Herrin ist eine Sternenträgerin. Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es.
 

Jandora geht ab.
 

Akt 6, Szene 4 – Alfenland, Ort der Burg Albengriff
 

Freya und Rinn gehen auf. Rinn betrachtet dabei die Wände.
 

Rinn: Malst du eigentlich gerne?
 

Freya: Ich tat es nur als Kind, wenn mir langweilig war und ich weg wollte, ich glaube, ich habe halb Kuslik am Rande meiner Pergamente verewigt. Seit langem fehlt mir ein Grund, es zu tun.
 

Rinn antwortet nicht, die beiden laufen schweigend nebeneinander her.
 

Freya: Eines verstehe ich nicht: Was ist denn das Besondere an… dem General? Als ich ihn traf – und da war ich gerade frisch in Andergast angekommen –, da war an ihm doch nichts Besonderes. Sicher, er ist ein Halbelf, sieht zum Anbeißen aus und kann Leute führen, doch das war es dann auch. Was verschafft ihm diese Rolle, die er jetzt einnimmt… und worin besteht die überhaupt?
 

Rinn: So wie der General zwei Namen führt und mit zwei Stimmen spricht, verfügt er auch über zwei Gesichter, zwei Wesen… und, wie ich annehme, zwei Leben. Keines dieser Rosenohren, die ihm die Kleider wuschen, im Bannland an seiner Seite kämpften oder ihn bei seinem letzten Kommando begleiteten, konnte etwas erkennen, doch dann ging er den entscheidenden Schritt: Er gab im Sand seine Wirklichkeit auf, um zur Wahrheit zu werden… eine seiner Wirklichkeiten. Verstehst du?
 

Freya: Nein.
 

Rinn: Du wirst. (Pause) Ich bin sicher, auch er tut, ohne zu verstehen. Er reiste über das Meer, um Sagen zu finden, er brach in Tempel ein und schlachtete Zyklopen…
 

Freya: Augenblick, heißt das dann nicht, er ist da?
 

Rinn: Ja und nein.
 

Freya: Das wird ja immer konfuser.
 

Rinn: Er sucht etwas. Ich spürte, dass er selbst die Götter angriff, und war erleichtert, als er scheiterte.
 

Freya: Das ist ja furchtbar.
 

Rinn: So ruhelos. Er ist so telor, das es schmerzt.
 

Freya: Das klingt, als würde er immer mächtiger.
 

Rinn: Mächtiger, weniger mächtig, wer vermag das zu sagen? Er gleicht einem Schützen, der gleichermaßen sein eigener Pfeil ist. Nun späht er… sehr laut und jämmerlich, doch er kann es nicht anders.
 

Freya: Kann man ihn denn aufhalten?
 

Rinn: Man kann… und hier hast du Glück, denn wie der General über zwei Seiten verfügt, eine elfische und eine menschliche, gibt es auch zwei Prophezeiungen zu ihm. Hast du schon einmal vom Wahren Kaiser gehört?
 

Freya: Eine garethische Sage und dem Praios-Kult entwachsen: Wenn alles seine Ordnung hat und Herrscher trotzdem einander stürzen können, müssen sie unterschiedlich viel Kaiser in sich haben. In Zeiten der Not hofft man dann freilich auf denjenigen, der nur und voll und ganz Kaiser ist und der die Menschen beherrscht. Ein naiver Glaube, fast so wie die Stadt der Freiheit.
 

Rinn: Rosenohren. Mehr bringen sie selten fertig.
 

Freya: Also Moment mal…
 

Rinn: Du… (Pause) Wer bist du?
 

Freya: Fre… Firlina di Arthuro-Galahan.
 

Rinn: Firlina Xey, damit kennst du nun die Wege und kannst selbst wählen, doch sei gewarnt: Der General sucht auch nach Schwächen und ist sich der Legende um den Wahren Kaiser sehr wohl bewusst. (mit einem Unterton von Ekel) Zum Glück vergisst er seine elfische Seite dabei, wie er sie immer vergaß. Hier liegt der Vorteil tatsächlich bei dir.
 

Freya: Aber Moment, das war nur eine Geschichte. Wie lautet denn die andere?
 

Rinn: Das ist die um die Zauberkönigin und die Sternenträger. Wenn ich sie dir aber erzähle, wirst du sie nicht mitnehmen, denn dein Kopf platzt schon fast vor Gedanken. Du wirst die Zauberkönigin finden müssen.
 

Freya: Aber Ihr…?
 

Rinn deutet auf den Horizont.
 

Freya: Sind das Schiffe? Die des Admiral Sanins, habe ich recht? Dann ist dies…
 

Rinn: Lass mich dir noch ein Geschenk mitgeben. Es wird dich begleiten.
 

Freya: Ja? Danke.
 

Rinn: Du hast es bereits erhalten. Es ist ein Dank für Dinge, die noch geschehen werden, und ein Eingeständnis dessen, dass ich mehr von dir fordere, als sich ziemt.
 

Freya: Also… ja, was soll ich sagen?
 

Rinn: Lebewohl.
 

Freya: Was? Augenblick…
 

Der Black erfasst alles.
 

Akt 6, Szene 5 – Windhagberge
 

Im Licht kniet Freya vor einem Transportgefäß (ein Koffer mit goldenem Schimmer

daraus wäre natürlich traumhaft) blickt herein und beklagt sich ganz divenhaft.
 

Freya: Oh nein. Warum nur? Warum?
 

Jandora: „Herrin haben gerufen?“
 

Freya: Oh ja, diese Rinn ist unverschämt und gemein und verspottet mich. Das ist nur.
 

Jandora: „Sprechen Sie nicht so über die Zauberkönigin, Herrin. Das geziemt sich nicht.“
 

Freya: Siehst du, was da drin ist? Ein wunderschöner Lederpanzer mit Fell und herrlich weichem Bausch gefüttert, duftend wie ein Fichtenwald und reich verziert mit schwarzen Ornamenten, genau auf meine Größe geschnitten und wie für mich gemacht…
 

Jandora: „Das ist doch wunderbar. Die Zauberkönigin vertraut Euch sehr.“
 

Freya: Und er ist mir zu eng. Nahm die meine Maße beim Akademieabschluss? Damals, als mein Leben aus Klimmzügen bestand und Essen knapp und teuer war? Jetzt habe ich doch das letzte halbe Jahr fast nur in Städten und hinter Büchern verbracht.
 

Jandora: „Die Zauberkönigin ist weise. Ihr wird nur wenig entgangen sein, Herrin.“
 

Freya: Beschenkt, verhöhnt und jetzt belehrt – sag mal, auf welcher Seite stehst du eigentlich? (Pause) Wenn ich ihn tragen will, muss ich was dafür tun, ist es das, was du mir sagen willst? (Pause) Ja, schweig du nur, wir wissen beide, wie das endet. Packt mich dieses Weib an meiner schwächsten Seite, das ist ja ungeheuerlich. (Pause) Bist du jetzt beleidigt, Geist? Du weißt doch, ist doch alles nicht so gemeint. Ich werde diesen Panzer bestimmt noch tragen und mir dann von einem Elfen diese Geschichte von der Zauberkönigin und den Sternenträgern erzählen lassen… und zwar bevorzugt von dem, der mich mit dem passenden Mantel und den rechten Schuhen versorgt, ja? (Pause) Komm, rede mit mir, der Abstieg wird sonst so lang.
 

Während ihres Monologs verlässt Freya die Bühne.
 

Akt 6, Szene 6 – Windhagberge, Wagenzug
 

Nach einem Black liegen fünf niedergemachte Gestalten auf der Bühne, von denen alle

schwarze Kutten tragen – hinzu kommt einer, Lontha Nazir, in gleicher Kutte, nur eben noch am Leben, sich allerdings tot stellend. Von außen dringen die Geräusche eines aufziehenden starken Gewitters.
 

Freya: (aus dem Off) „Was ist das? Das Wetter sollte doch stabil bleiben. Ach, verdammter Windhag. Hallo? Sie da drinnen in diesem Planwagen? Darf sich eine hilflose Magierin mal eine Zeit unterstellen?“ (sie betritt die Bühne und erstarrt vor Schreck) Argh, dieser Gestank. Bei den Zwölfen! Was passierte denn hier? (sie sieht sich einzelne Leichen an und bringt ihren Stab in Position) Aufgerissene Körper, ein fort geschleudertes Haupt, war dies ein wildes, wildes Tier oder…
 

Jandora: „Böse Mächte, Herrin“
 

Freya: Böse Mächte; aber nein, warum kann es nicht einfach mal ein Badespaß mit ganz viel Schaum sein?
 

Als sich Freya in Lonthas Richtung bewegt, zückt er zurück, was sie in Kampfhaltung

bringt. Sie bemerkt jedoch ihre Reaktion und entspannt sich dann. Lontha besitzt eine Glatze und eine abstoßende Hässlichkeit, darf jedoch in seiner Weltfremdheit und Hilflosigkeit als der typische Priester gespielt werden.
 

Lontha: Sind sie fort?
 

Freya: Wer?
 

Lontha: Jene, die das hier angerichtet haben.
 

Freya: Wer war das?
 

Lontha: Ich weiß es nicht. Feinde. Erst schlief ich und als ich merkte, dass etwas geschah, stellte ich mich tot.
 

Freya: Feinde mit einer ziemlichen Wut im Bauch. Ihr hattet Glück.
 

Lontha: Diese Wut konnten sie auch haben, denn unser Ziel war brisant: Wir, also die Kirche des Boron, waren daran, ein wichtiges Artefakt zur Verwahrung zu transportieren. Jetzt, wo es fehlt, ist alles aus… ach, und ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt: Lontha Nazir, Boroni.
 

Freya: Freya, reisende Graumagierin. Sagt doch bitte: Meint Ihr das ernst?
 

Lontha: Die Maske der Elfenkönigin Orima, die es der blinden Zauberin erlaubt haben soll, bis nach Alveran zu gelangen. In den Händen dunkler Mächte könnte dies die Götter selbst vergiften, deshalb wollten wir sie zerstören.
 

Freya: Tatsächlich?
 

Lontha: Allerdings, nur dann…
 

Freya: Guter Mann, erwartet meine Rückkehr. Dann sehen wir weiter.
 

Freya geht ab. Black.
 

Akt 6, Szene 7 – Windhager Umland
 

Freya geht allein durch die Gegend, nur scheinbar mit sich selbst redend.
 

Freya: Ein Glück ließ der Regenschauer wieder nach… Geist, was denkst du?
 

Jandora: „Herrin?“
 

Freya: Eine Elfenmaske, die es dem General erlauben würde, auf anderem Weg nach Alveran zu gelangen, direkt vor unserer Nase und genau jetzt… das schmeckt mir nicht. Oder träume ich noch?
 

Jandora: „Wenn Ihr träumtet, wäre meine Antwort ebenso Teil dieses Traums.“
 

Freya: Und diesem Menschen traue ich nicht. Er war feige und ohne Ausstrahlung, würde mich nicht wundern, wenn er seinen Zug verkauft hätte… nur an wen?
 

Jandora: „Die Macht war hässlich.“
 

Freya: Vom Mann? Vom Ort?... Ja, ich habe es auch gespürt. Deshalb möchte ich der Sache ja nachgehen, denn ob echt oder nicht, dieses Objekt gehört nicht in falsche Hände… und das sind meine mit Sicherheit nicht.
 

Im dem Moment lässt ein Knurren alle erstarren und ein Oger stampft auf die Bühne.
 

Freya: Ignifaxius! Ignifaxius!
 

Danach taumelt er schwer verwundet wieder von der Bühne herab und geht mit einem

lauten Knall zu Boden.
 

Freya: Hungrige Oger gibt es hier also auch… nur was würde so jemand mit einem Artefakt wollen? Ach, ich glaube, ich werde langsam zu alt.
 

Freya geht weiter und ab.
 

Akt 6, Szene 8 – Windhag, verlassene Tempelruine
 

Black; auf der Bühnenmitte wird eine schwarze Maske über einem Buch abgelegt. Freya

geht auf, zeichnet eine verfallene Tempelruine an die Wand und geht dann auf.
 

Freya: Was denkst du?
 

Jandora: „Machtvoll, Herrin.“
 

Freya: Ein Praiostempel aus der Priesterkaiserzeit, wenn du mich fragst… oder besser: Die Reste davon. Ich wage es gar nicht, ihn zu betreten.
 

Jandora: „Bitte, Herrin.“
 

Freya: Schon gut, ja, ich will mir ja auch dieses maskenförmige Objekt dort drinnen ansehen, aber du weißt doch, wie es mit den Priesterkaisern war… (sie nimmt die Maske) schwarzer Stein, große, schräg gestellte Augenandeutungen, wie von Elfen, und ein drittes auf der Stirn. Sonderbar… es wird sein, was der Geweihte suchte, doch was sucht es hier?
 

Jandora: „Das Buch.“
 

Freya: Klar. (sie nimmt auch das Buch mit) Gehen wir. Mir gefällt dieser Ort nicht.
 

Da geht Lontha auf, hält sich aber am Bühnenrand auf. Sein Auftreten unterscheidet sich

sehr von dem der Szene zuvor, er ist gehässiger und selbstbewusster.
 

Lontha: Wundervoll, ja.
 

Freya: Ihr seid hier?
 

Lontha: Ich habe Dinge gerne im Blick. Imperavi! Wirf mir die Maske zu.
 

Freya tut unfreiwillig, wie ihr geheißen.
 

Lontha: Und wenn Ihr euch fragt, was das sollte: Ich wusste schon die ganze Zeit Bescheid, doch wie sollte ich sie bekommen an diesem heiligen Ort?
 

Freya: (mit freiem Kopf, aber wütend) Du wagst es…
 

Lontha: Ich bin sicher, wir sehen uns wieder. Transversalis.
 

Es wird dunkel, Lontha geht ab und es wird wieder hell. Sonst verändert sich nichts.
 

Freya: Jetzt sage mir bitte, dass dies ein schlechter Traum war. Hallo? Ich möchte gerne aufwachen… (Pause) Aber wirklich, manchmal bist du Heldin, aber meist prügelt Sumu einfach nur auf dich ein.
 

Freya geht ab und alles wird dunkel.



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