Einkaufen
Der Regen drückte meine Stimmung mindestens genausoviel wie der absolut überfüllte Parkplatz. Als ich meinem Peugeot den Saft abdrehte, blieb ich noch kurz im Auto sitzen, um noch einmal kurz durchzuschnaufen. Es gab kein zurück. Es war heilig Abend und zwei Feiertage standen vor der Tür.
Ich fasste Mut und eilte Richtung Supermarkt. Die Schiebetür öffnete sich und eine Duftwolke aus Lebkuchen und frischen Backwaren durchströmte meine Nase. Die Leute, die dort arbeiteten wussten wohl, wie man die Kundschaft auf den letzten Drücker noch ein wenig besänftigen konnte. Und das Beste: Aus den Lautsprechern rangsten keine Weihnachtslieder sondern ruhige Radiomusik. Nur ganz leise im Hintergrund hörbar.
Das ein oder andere was nicht auf meiner Einkaufsliste stand hatte es irgendwie geschafft, ein gemütliches Plätzchen in meinem Wagen zu finden und so gutmütig wie ich war habe ich es dort sitzen lassen.
Vor mir blockierte plötzlich eine alte Frau den Weg, die sich nach den Gummibärchen rechts im Gang erkundigte. Die Dame hielt es jedoch nicht für nötig ihren Wagen an der Seite zu parken und hatte ihn mitten auf den Weg gestellt. Ich behielt dennoch die Laune und quetschte mich links an dem Stress vorbei. Ein tiefes Ein- und Ausatmen half mir auch die nächste Strapaze zu überstehen. Diesmal blieb ein jüngerer Mann während seinem hektischen Gang durch das Getümmel, einfach stehen und ich musste eine Vollbremsung ziehen. Rechts UND links von ihm standen selbstverständlich auch irgendwelche Leute die sich unnötig lange damit aufhielten das Kleingedruckte auf den Verpackungen zu lesen, als hätten sie noch nie zuvor ihre Einkäufe in einem Supermarkt erledigt.
Um die Wartezeit wegen dem Stau zu überbrücken kramte ich in meiner Jacke nach dem Einkaufszettel. Ich wollte mir schonmal durchlesen, was ich denn noch alles so bräuchte. Schließlich hatte ich jetzt die optimale Gelegenheit dazu.
Da knisterte etwas in der Tasche und ich zog es mit den Fingerspitzen heraus. Es waren aber die Geldscheine, die ich mir mitgenommen hatte. Hätte ich die doch nur in einen Geldbeutel getan.
Jetzt schaute ich noch in der anderen Tasche nach und auch dort war kein verflixter Zettel. Ich musste ihn wohl in der Menge verloren haben. Den würde ich wohl nicht wieder sehen.
Also verließ ich mich auf mein Köpfchen und kaufte der Nase nach. Ich wusste schon von vornerein, dass ich etwas vergessen würde. Irgendwann schrieb ich meinem Freund, was wir denn noch bräuchten. Solange er nicht schreib packte ich weiter nach Gefühl alles in den Wagen, was ich für richtig hielt. Die Nachricht die ich ihm gesendet hatte, war schon lange vergessen, als ich an der Kasse zum bezahlen stand. Ich tütete alles ein und trug es nach draußen in mein Auto. Es regnete nicht mehr so stark, doch ein Windstoß kam auf, als ich den Einkaufswagen bei seinen Artgenossen anband.
Im Auto sitzend blickte ich auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Nur wieder der Gruppenchat, mit seinen 48 Beiträgen. Ich legte es bei Seite und ließ den Motor an. Heizung drehte ich voll auf, damit die beschlagenen Fenster frei wurden. Zum wischen fehlte mir jegliche Motivation. Kalt war’s!
Auf ging’s Richtung Heimat. Aber zuerst noch ein paar Sekunden an der Ampel stehen. Und dann fuhr der vor mir nicht mal direkt an, als es grün würde. Viel grüner wärs wohl nicht geworden!
Jetzt war nur noch der Kreisel nervig, in dem ich gefühlte Stunden stand. Wieso kaufen die Leute nochmal alle so kurz vor Weihnachten noch tausend Dinge?
Dann ist bestimmt keiner mehr unterwegs
Achja...
Jetzt war es ja fast geschafft. Als ich zu Hause die Tür aufsperrte war es direkt warm und einladend. Ich räumte die Einkäufe ein und entspannte dann mit meinem Freund auf der Couch.
Als mir plötzlich einfiel, was ich alles vergessen hatte..