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Nur wer frei ist, ist ein König

Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]
von

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Hässlich

Fuyus Kälte weckte Shouta an diesem Morgen früh. Der tote Eber war ein schlecht gemauertes Gebäude, durch dessen Löcher die Ratten ein und aus gingen. Mürrisch zog er sich die Decke um den Körper, rollte sich zusammen und schloss noch einmal seine Augen. Als dann aber eine Ratte über seinen Hand lief und er sie herunter gescheucht hatte, beschloss er, sich doch aus dem Bett zu quälen. Er war diese Nager gewöhnt, aber sein Bett wollte er nicht mit ihnen teilen.

Shouta wusste nicht, wie lange Kakuzu und Hidan schliefen, aber es konnte nie schaden, vor den Auftraggebern wach zu sein. Hinterließ einen Eindruck von Pünktlichkeit und Fleiß. War immer recht nützlich.

Im Hauptraum war niemand, bis auf den Wirt Jirou - seinen Nachnamen kannte Shouta nicht und  es hätte ihn gewundert, wenn das überhaupt wer getan hätte -, der Gläser mit einem dreckigen Handtuch abtrocknete. Shouta würde darauf verzichten, hier zu essen. Sie nickten sich zu und er ließ sich an einen Tisch fallen, beobachtete dabei die Ratten, die über den Boden huschten und sich um einige Essensreste prügelten, mit einem erstaunlich interessiertem Gesichtsausdruck. Seine Gedanken aber schweiften ab.

Die beiden wollten also dieses seltsame Artefakt, das sich ausgerechnet im bestgeschützem Bereich des gesamten Landes befand. Wie ironisch, dass man alles, was innerhalb der Grenzen geschah, versuchte zu verbergen und stattdessen mit diesem Kristall prahlte.  Wenn es überhaupt einer war. Genaues wusste niemand. Das einzige, was man hörte, war, dass er Chakra verstärken oder verändern sollte. Es gab tausende Versionen. Welche wahr war, wusste niemand. Höchstens die Regierung selbst.

Akatsuki schien sehr verzweifelt, wenn sie schon einer Legende nachjagten, aber ihm sollte es egal sein. Hauptsache, er würde das bekommen, was er brauchte. Mehr musste ihn nicht interessieren, was aber nicht hieß, dass er nicht dennoch neugierig war. Wer weiß, vielleicht würde er ja noch etwas herausfinden. Einen Versuch war es wert.
 

Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis sich seine Auftragsgeber sehen ließen. Den Gesichtsausdrücken nach zu urteilen – na ja, zumindest bei dem, was man bei Kakuzu sah -  schienen sie nicht begeistert von der momentanen Schlafsituation zu sein. Konnte Shouta verstehen,  es gab schönere Orte um zu schlafen.

Mit unbestrittener Eleganz stand Shouta auf. „Wir werden gehen. Frühstück gibt es woanders.“

„Wohin?“  Kakuzu war misstrauisch. Zumindest ein Charakterzug, der gar nicht so unsympathisch war.

„Vertraust du mir etwa nicht?“ Grinsend sah er zu ihm hoch.

„Nenne mir einen Grund, warum ich es tun sollte.“

„Das ist eine berechtige Frage.“ Aber das war nicht seine einzige Antwort. „Ihr seid meine Auftraggeber, ich soll euch durch die Wildnis führen und ein mächtiges Artefakt für euch stehlen. Ein wenig Vertrauen wäre da doch angebracht, meinst du nicht auch?“

Kakuzu starrte ihn an. „Nimm dir nicht zu viel raus.“

„Würde mir nicht im Traum einfallen. Niemals.“ Damit drehte er sich schon um. „Folgt mir. Es dauert nur eine Weile.“ Und er kannte den Weg gut.

Kaum waren sie draußen, schlug ihnen ein eiskalter Wind entgegen. Shouta kniff die Augen zusammen, um sie vor der Kälte zu schützen und zog sich den Kragen seines Mantels höher ins Gesicht. Hinter ihm fluchte Hidan.

„Ist es immer so kalt hier?“

„Diese Stadt heißt nicht ohne Grund Winter. Es wird noch kälter werden, wenn wir weiter Richtung Norden ziehen.“ Was erwartete er denn sonst von dem Land, das als das Eisland bekannt war?

„Scheiße.“

„Ich besorge euch ja wärmere Kleidung. Damit lässt es sich aushalten.“ Außerdem war Hidan selbst daran Schuld, dass er fror, wenn er nur Sandalen, eine Hose und einen Mantel trug. Da wäre Shouta auch kalt.  Trotz allem beschleunigte er seine Schritte, bog in eine kleine Gasse ein und kletterte über einen Zaun.

„Natürlich gäbe es einen normalen Weg, aber das würde länger dauern und wäre nicht halb so spannend.“ Als Antwort bekam er ein Schweigen, mit etwas anderem hatte er auch nicht gerechnet. Sonderlich gesprächig war Akatsuki ja nicht. Konnte eine lustige Zeit werden, wenn das so weiter ging.  Er bog einige Male ab, blickte sich um, ob kein ungebetener Gast ihnen folgte und ließ es nicht nehmen, über Fuyu zu erzählen. „Bis vor wenigen Jahren war das hier die Hauptstadt, doch nach einem Putschversuch, Aufständen und ein wenig Chaos wurde sie gen Norden verlegt. Dort, wo wir hin müssen.“Er drehte sich während des Laufens um und sah beide an. „Sechs Jahre früher und das wäre alles einfacher gewesen.“

„Du hörst nie auf zu reden, oder?“ Hidan wirkte mehr belustigt, als genervt. Im Gegensatz zu Kakuzu.

„Selten.“ Er lachte leise auf, drehte sich wieder um. „Wir sind übrigens gleich da.“ Shouta bog in eine kleinere Gasse ab, beschleunigte seine Schritte und erreichte dann eine breitere, aber menschenleere Straße. Ratten und eine fette, verdammt hässliche Katze, die sie aus einem gelben Auge – das andere war wohl bei einem Kampf verloren gegangen -  beobachtete, waren jedoch da. Kaum waren sie an ihr vorbei gelaufen, erhob sie sich schwerfällig und folgte ihnen. Den rostroten, verfilzten Schwanz in die Höhe gestreckt. Na ja – so gut es mit dem Knick drinnen ging.

„Das ist Hässlich“, sagte Shouta nach vorne blickend.

„Was ist hässlich?“ Hidan war verwirrt und Shouta grinste.

„Die Katze.“

Hidan drehte sich nach ihr um. „Stimmt.“

„Nein.“ Shouta machte das gerade unglaublich Spaß.  Das war lustig. Nicht hässlich.

„Wie? Nein?“

„Ihr Name ist Hässlich.“

„Wie heißt sie?“

Shouta lachte nun leise auf. „Die Katze heißt Hässlich.“

Daraufhin schwiegen beide Akatsukimitglieder, bis Kakuzu tatsächlich etwas dazu sagte „Treffender Name.“ Absolut trocken.

Shouta nahm es als Aufforderung für ein weiteres Gespräch. „Ja, nicht wahr?“

Kakuzu gab ein dunkles Knurren von sich. „Halt deinen Mund.“

„Mal sehen. Wenn ich Lust darauf habe vielleicht.“ Kaum hatte er das ausgesprochen wurde er an der Schulter zurück gerissen und bekam einen Schlag ins Gesicht. Shouta stolperte zurück, gegen eine Häuserwand und hielt sich sein Kinn. Verdammt. Kakuzu hatte einen heftigen Schlag drauf. Das tat weh.

„Nein, du hältst jetzt deinen Mund.“ Kakuzus Blick schien ihn zu durchbohren und Shouta seufzte genervt.

„Ist gut. Kein Wort mehr, wenn's dich zufrieden macht.“  Er hob beschwichtigend die Hände und wischte sich das Blut von den Lippen. Das hätte man friedlicher lösen können, aber das sagte er besser nicht.
 

Tatsächlich hielt sich Shouta daran, bis sie am Ziel angekommen waren. Hässlich begleitete sie bis hierhin, huschte zwischen ihren Beinen hindurch, sobald sie die Tür geöffnet hatten und verschwand im Inneren des Hauses.  Die Luft hier drinnen war angenehm warm, warm genug, dass  Shouta ohne zu frieren den Mantel ausziehen konnte, aber stickig.

Kurz nach dem sie eingetreten waren, kam ihnen schon eine große junge Frau mit kupferrotem Haar entgegen. Akemi Morino. „Shouta, schön dich zu sehen.“ Sie lächelte. „Das sind deine Auftraggeber,  nehme ich an.“

„Genau. Sie brauchen Kleidung für den Norden.“  

Sie musterte Kakuzu und Hidan. „Verstehe. Mein Mann kommt gleich, dann nehmen wir die Maße. Morgen können Sie dann mit den Mänteln rechnen. Stiefel und die restliche Kleidung können Sie sich schon raus suchen.“ Sie wandte sich an Shouta. „Zeig ihnen den Raum, wir kommen dann gleich nach.“

„Natürlich.“ Er grinste, führte seine Begleiter durch eine Tür, die in einen großen, offenen Raum führte. An dem einen Ende stand ein Kamin, dort hatte es sich auch Hässlich bequem gemacht. An der fensterlosen Seite standen Regale, die mit Kleidung und Schuhen gefüllt waren und einige Abtrennungen zum Umziehen.

Er schwieg, dass sie sich bedienen konnten, sollte ihnen schon klar sein und ging stattdessen an ein Fenster, um es zu öffnen. Wärme hin oder her, die Luft hier drinnen war furchtbar. Er setzte sich auf die Fensterbank, ignorierte Hässlichs genervten Katzenblick und sah Kakuzu, der sich umziehen ging, nach. Er fragte sich ja schon, warum er diese Maske trug.

Vielleicht sollte er ja … „Wage es nicht.“

Shouta ließ sich sich auf die Fensterbank zurück fallen. Kakuzu hatte bemerkt, dass er sich aufgerichtet hatte. Er sollte sich angewöhnen, unauffälliger zu agieren, aber er musste auch damit rechnen, dass man neugierig bei der Maske wurde.  Er hörte noch, wie Hidan leise lachte, sich dann aber auch zum Umziehen zurück zog.

Shouta sah nicht auf die Uhr, aber es musste nicht viel Zeit vergangen sein, bis Kakuzu und Hidan umgezogen waren. Dennoch war es deutlich kühler geworden und Akemi, die gerade zu ihnen stieß, warf ihm einen mahnenden Blick zu.

„Mach das Fenster zu, Shouta. Ich hab gestern nicht ohne Grund stundenlang Holz gehackt.“

Shouta verdrehte die Augen, gehorchte aber. „Dann sorgt hier drinnen wirklich für gescheite Luft.“

In dem Moment kam auch Akemis Mann, Hiraku, in den Raum. Er war ein wenig größer als Shouta und hatte braune Haare und Augen. „Dir macht man es sowieso nie recht“, begrüßte er ihn fröhlich und sah dann die beiden Akatsukimitglieder an, verneigte sich vor ihnen.  „Sie sollen die Mäntel bekommen“, stellte er fest und deutete auf eine weitere Tür. „Dann kommen Sie mit. Die Maße nehmen.“

Gelangweilt blieb Shouta zurück, streichelte Hässlich, die zu ihm gewackelt war und gab ihr ein Leckerli aus seiner Tasche.  Sie verschlang es hastig. „Was meinst du, sind die Beiden in Ordnung?“

Hässlich antwortete ihm nicht, sondern begann zu würgen und spuckte das angekaute Leckerli samt Haarbällen und Mageninhalt wieder aus.

„Du bist wirklich eine reizende Katze. Herzallerliebst.“  Er tätschelte ihren Kopf und beschloss, zumindest ein Taschentuch über das Erbrochen zu legen. Musste ja nicht sein, dass das hier alles vollstank.

Der Morgen zog sich in die Länge, jedoch saßen sie schließlich gemeinsam mit dem Schneiderpaar an einem Tisch zum Essen. Hier war es deutlich kühler, jedoch hatte Hiraku Decken besorgt und Hässlich hatte sich gnädigerweise dazu entschieden, auf Shoutas Schoß Platz zu nehmen und zeigte ihre Zuneigung indem sie ihre Krallen in seine Beine schlug. Süßes Kätzchen.

„Wie ist die Lage im Norden?“ , wollte Shouta wissen und versuchte zu essen, während  Hässlich gegen seine Hände stieß und den Reis über ihren Kopf und die Decke verteilte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kakuzu und Hidan aufhorchten.

Akemi und Hiraku wechselten besorgte Blicke. „Es gibt Probleme.“

„Was für welche?“ Shouta ahnte schon schlimmes.
 

Seine Vorahnungen wurden bestätigt.
 

Die Abreise verzögerte sich trotz der Probleme nicht, allerdings hatte Shouta die Route umlegen und die halbe Nacht durcharbeiten müssen. Es würde sich alles verzögern. Scheiße und eine höhere Bezahlung konnte er auch vergessen, so, wie Kakuzu schon auf die Bezahlung der Kleidung reagiert hatte. Dabei war es die einzige Möglichkeit innerhalb von einem Tag an so gute zu kommen. Aber gut. Auftrag war Auftrag und er hatte seinen Grund , warum er sie brauchte.

Schon vor Sonnenaufgang hatte er die Mäntel besorgt, sich selbst bereit gemacht und wartete nun wieder in dem Hauptraum. Ebenso wie die Kleidung, die er Akatsuki besorgt hatte, war seine in einem dunklen Grau und Schwarz gehalten. Der Stoff war rau und robust, wies die Kälte aber besser ab, als andere Materialien. Einige Schnallen hielten alles an Ort und Stelle und Shoutas Mantel war zusätzlich mit vielen Taschen besetzt. Die brauchte er, wenn sie aufbrechen wollten.  Er hatte vieles, was er mitnehmen musste.

Mittlerweile krochen die ersten trüben Sonnenstrahlen durch die Fenster. Richtig hell wurde es jetzt, Mitte November, selten. Der Himmel war meistens von einer dichten Wolkendecke verdeckt. Shouta gähnte, fuhr sich durch seine Haare und kontrollierte noch einmal die Vorräte, unter denen sich, neben haltbaren Lebensmitteln, auch Nahrungspillen befanden. Es war genügend Proviant für sie alle, bis sie in der nächsten Stadt waren und so wie er Kakuzu und Hidan einschätzte, hatten sie ebenfalls etwas dabei. Das mochte er an ihnen, sie dachten selbst nach.

Schritte ließen ihn schließlich aufhorchen. Es war Kakuzu, der zu ihm trat und sich schweigend auf einen Stuhl niederließ.

„Guten Morgen“, sagte Shouta grinsend und bekam dafür einen genervten Blick ab. „Schlecht geschlafen?

Er hätte nicht damit gerechnet, dass Kakuzu noch tödlicher blicken konnte. Ging aber sehr gut.  „Du solltest lernen zu wissen, wann es besser ist zu schweigen.“

„Vielen Dank für den Hinweis“, antwortete Shouta trocken und erwartete schon fast, sich gleich mit einer gebrochenen Nase auf dem Boden wieder zu finden, doch Kakuzu beließ es dabei ihn mit seinen Augen erdolchen zu wollen. Wie nett von ihm. „Wann kommt Hidan?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Ich frag ja nur. Wir sollten so früh wie möglich los, wenn wir die verlorene Zeit wieder gut machen wollen.“ Und dafür, dass die Regierung schon wieder irgendwelche krankhaften Pläne hatte, konnte er nichts.

Kakuzu schien das anders zu sehen. „Du hättest dich vorher darauf einstellen sollen.“

Shouta beließ es dabei. „Ich hab eure Mäntel schon besorgt.“ Er legte Kakuzus auf den Tisch. „Lass dich nicht von der Dicke täuschen. Es hält wärmer als Pelz.“

„Aha.“ Wie gesprächig. Dennoch nahm er das Kleidungsstück in Hand und begutachtete es. „Er ist gut verarbeitet“, stellte er fest.

„Vor allem für diese knappe Zeit“, warf Shouta mit ein. „Und du kannst ihn auch bei wärmeren Temperaturen tragen. Der Stoff isoliert.“

Bevor Kakuzu antworten konnte, kam auch Hidan zu ihnen. „Du hast die Mäntel schon geholt.“

Shouta nickte und warf ihm seinen zu. „Bedankt euch später.“ Er grinste. „Und ich habe uns Frühstück besorgt.“  Das hatte ihn zwar ein wenig Geld gekostet, aber besser als der Fraß hier war es alle Mal und dank ein, zwei Münzen hatte Jirou nichts dagegen, wenn sie hier aßen.
 

Als sie aufbrachen, fing es an zu schneien. Shouta zog seinen Kragen hoch und die Kapuze ins Gesicht. „Wir brechen Richtung Osten auf“, erklärte er seinen Auftraggebern. „Die Route dort entlang ist einfacher zu begehen.“

Hidan nickte. „Werden wir auf andere treffen?“

„Wahrscheinlich. Händler müssen nun diese Route nehmen. Bei Schnee sind andere unüberwindbar.“ Das machte diesen Weg gefährlicher. Räuber warteten hier auf jeden, der vorbei kam, aber darum machte sich Shouta keine Sorgen. Vor allem, weil es mit Akatsuki sicherer sein dürfte.

„Sehr gut.“

Shouta zog eine Augenbraue hoch, schwieg aber tatsächlich dazu. Er würde schon früh genug heraus finden, warum es sehr gut war.
 

Der fallende Schnee verwischte ihre Spuren.



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