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Nur wer frei ist, ist ein König

Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]
von

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Ertrinken (Zensiert)

eine Nase pochte. Und das bei jedem Schritt, gerade jetzt auf den harten Boden anstatt auf dem Schnee. Es war nicht so, dass er es nicht hätte wissen können – viel mehr wissen müssen. Er wusste, wie aggressiv sowohl Kakuzu als auch Hidan waren und vorzuhaben zu sagen, was in der letzten Nacht passiert war, war dämlich gewesen. Er war wütend auf Kakuzu, ziemlich sogar, aber er war keine Überraschung und Shouta wusste, dass er es ihm nicht lange übel nehmen würde. Damit, dass er ihm die Nase brach, hatte er von Anfang an gerechnet und immerhin war sie nicht schief. Außerdem war es Shouta schlicht gewohnt, dass er für seine große Klappe aufs Mal bekam. An der Wut darüber, dass es passiert war, änderte das Ganze aber nichts.

Es tat weh und sein Gesicht würde für die nächsten Tage geschwollen sein. Großartig. Und es war Kakuzu gewesen, der kuscheln hatte wollen. Shouta hatte keinen Arm um ihn gelegt oder einen ähnlichen Scheißdreck abgezogen! Gut, wahrscheinlich war es nicht Kakuzus Absicht gewesen, tatsächlich zu kuscheln. Es war sicher einfach passiert, weil ihm während des Schlafs kalt geworden war und Shouta neben ihm gelegen hatte und warm war. Dem praktischen Nutzen zu trotz war es seltsam. Sie hatten das jetzt einmal gemacht und am Ende war es einer der Nächte, die Shouta als schlechte Nacht bezeichnete. Seine Lust das zu wiederholen hielt sich dementsprechend in Grenzen. Nicht, weil es nicht schön war, alleine die Wärme war angenehm gewesen, aber das Risiko wieder auf diese Weise zu reagieren war zu groß.

Seufzend hielt er sich davon ab, durch seine Haare zu fahren – seine Hände waren noch blutig und würden seine Haare verschmutzen – und klopfte an die Tür, vor der er nun stand. Ees war noch nicht all zu lange her, seitdem er das letzte Mal hier gewesen war. Es musste der Aufenthaltsraum sein, in dem sich Gäste Hisokas tagsüber aufhielten.

Eine Stimme, die er gut kannte, bat ihn herein. Es war ein gemütlicher, offener Saal, der von einen Kamin und einem Kerzenleuchter erhellt und erwärmt wurde. Um den Kamin herum standen drei Sessel und ein großes Sofa, auf denen sich zwei weitere Diebe es sich bequem gemacht hatten. Einer von ihnen, ein junger Mann, dessen untere Gesichtshälfte von einem Tuch verdeckt wurde, saß ihm am nächsten.

„Das Vögelchen ist eingeflogen.“ Er sprach schleppend und mit großer Mühe. Vor zwölf oder elf Jahren (es war zu lange her, um sich genau daran zu erinnern), wäre er beinahe gestorben, als er gestürzt und ein Pferd auf sein Gesicht getrampelt war. Shouta würde niemals das Geräusch der berstenden Knochen und den verzerrten Schrei vergessen können.

Und noch weniger wie sein bester Freund und er versucht hatten, den Bewusstlosen im Ganzen zu den anderen zu bringen. Man hatte sich die größte Mühe gegeben, sein Gesicht wieder herzustellen, doch war es nicht zu retten gewesen. Es sah nicht mehr schön aus und er versteckte es unter einer Maske, um nicht angestarrt zu werden.

„Yosuke“, begrüßte Shouta grinsend und wurde von einer Frau unterbrochen.

„Ich habe gehofft, dich noch hier zu treffen.“ Sie lächelte. Das hieß, eine Seite ihres Gesichts lächelte. Die andere blieb starr und wegen der riesigen Narbe, die sich über ihre gesamte rechte Körperhälfte ausbreitete. Ihr dunkles Haare verdeckte die kahle Stelle an ihrer Stirn so gut es ging und nur eines ihrer Augen war auf ihn gerichtet. „Aber nicht damit, dass du dir schon wieder deine Nase hast brechen lassen.“

Shouta verdrehte die Augen. „Da sehe ich meine Mutter monatelang nicht und das erste, was sie mir sagt, sind Vorwürfe.“ Sie war die Frau, die ihn aufgenommen hatte, nachdem Tsubasa ihn nach Ōrora gebracht hatte und im Laufe der Zeit zu seiner Mutter geworden war. Er erwiderte ihr Lächeln. „Wärst du wenigstens so freundlich, mir den Bruch zu behandeln?“

„Aber natürlich, irgendeiner muss es ja tun, nicht wahr? Komm her.“

Wie aufgefordert, ließ er sich neben sie auf das Sofa sinken und knöpfte sich den Mantel auf, schmiss ihn über die Lehne.

„Wie ist es passiert?“ Yosuke setzte sich auf die Armlehne und musterte Shouta neugierig mit dunkelgrauen Augen, die in seinen tiefen Augenhöhlen schwarz wirkten. „Welcher Spruch hat das dieses Mal verursacht?“

„Das würde ich auch gerne wissen.“ Seine Ziehmutter, Yuki, zog ihre vorhandene Augenbraue in Richtung Gesichtsmitte. „Wann lernst du endlich, dich zu benehmen?“

Shouta spürte, wie seine Ohren warm wurden. „Mutter“, sagte er peinlich berührt, „das ist doch jetzt egal.“

Yosuke schnaubte belustigt. „Als würde das jemals ohne die Schuld des Vögelchens passieren.“

„Hab einen von denen provoziert, sind beide furchtbar empfindlich.“ Es war nicht seine Schuld, dass sich Kakuzu schnell angegriffen fühlte!

Yuki zog ihm an der Schulter zurück. „Leg' den Kopf in den Nacken und halte still.“ Missbilligten schürzte sie ihre Lippen. „Andere sind nicht empfindlich, Shouta, du bist zu provokant.“ Ein wenig grober als nötig, tastete die seine Nase ab.

„Autsch“, entfuhr es Shouta, beschwerte sich jedoch nicht weiter. Schmerzfreier würde sie die Behandlung ohnehin nicht durchführen.

„Das hat dir noch nie gut getan.“ Yuki lächelte ihn an. „Aber es tut mir leid, dass ich dir wehtue. Ich will sicher gehen, dass alles gerade ist. Noch schiefer soll sie ja nicht werden.“

„Noch schiefer? Kakuzu hat gesagt, dass sie nicht schief ist, nur geschwollen.“ Wehe er hatte ihn angelogen!

Yosuke brach in dumpfes, euphorisches Gelächter aus. „Und Kakuzu ist? Ein neuer Liebhaber?“

„Einer meiner Auftraggeber.“ Er wurde von einem erneuten Schmerz im Gesicht unterbrochen. Er war sich ziemlich sicher, dass Yuki das mit Vorsatz machte, aber er ging nicht darauf ein. Für solche Erziehungsmaßnahmen fühlte er sich zu alt. „Ist hierfür“, er deutete auf seine Nase, „verantwortlich.“

„Du hast nachgefragt, ob deine Nase schief ist?“ Yosuke hatte sichtliche Mühe dabei, sein Gelächter zu unterdrücken.

„Was dagegen?“ Er wusste, dass es ihm Yosuke nicht übel nahm. Immerhin war eine krumme Nase nicht mit einem entstelltes Erscheinungsbild zu vergleichen, doch Yosuke warf keinem Menschen vor, eitel zu sein.

„Nein, ich finde es lustig.“

Yuki gab ein schlecht verborgenes Kichern von sich. „Ich wollte sicher gehen, dass alles aufeinander liegt, aber sei unbesorgt, das tut es.“ Shouta spürte das angenehme Gefühl von heilendem Chakra sich in seinem Gesicht auszubreiten und erschloss seine Augen. Es tat gut. Sie stand auf, ging zum Fenster und kam mit einem Tuch, gefühlt mit Schnee zurück, dass sie Shouta reichte. „Kühl nicht zu lange, das hier hilft nur gegen die Schmerzen. Ich kann mich später aber nochmal um die Schwellung kümmern.“

„Danke.“

Yuki fuhr ihm durch die Haare und durchwühlte sie somit. „Wann hört ihr endlich auf, mir solche Sorgen zu machen?“

„Mutter, bitte.“ Neben sich hörte er, wie Yosuke damit kämpfte, nicht zu laut zu lachen. „Wir sind alle Diebe, da passiert das eben mal.“

Yuki schien noch etwas sagen wollen, ließ es aber bleiben und lehnte sich zurück. „Du willst vermutlich wissen, wer ansonsten noch hier ist.“

„Natürlich.“

Einige von den Namen kannte er nur vom Hören, doch waren Haruka und Isao in seinem Alter und mit ihm aufgewachsen. Rei und Kobe hingegen waren in Yukis Alter. Rei, vermutete Shouta, war ein Mitglied des Zirkels. Es schien passend, sie war intelligent und erfolgreich, aber einen Beweis dafür gab es nicht – Shouta hatte jedoch nie danach gesucht.

Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis Shouta beschloss, in sein Zimmer zu gehen. Vielleicht würde er einfach versuchen, den verlorenen Schlaf der letzten Tage nachzuholen. Gebrauchen konnte er es definitiv.

 

An diesem Abend sah er Kakuzu nicht mehr und war froh darüber. Es war sicher besser, wenn sie ein wenig Abstand zwischen den Vorfall brachten.

 

Der nächste Tag begann für Shouta ungewöhnlich spät und entspannt. Alleine, in einem weichen, warmen Bett zu schlafen war nach der Reise eine Wohltat. So gut hatte er lange nicht geschlafen, die meisten Gasthäuser waren nicht mit diesem Luxus ausgestattet, den Hisoka bieten konnte und das, obwohl sie hier weitab jeder Zivilisation wohnte. Aber bei diesem Schlaf würde es nicht bleiben.

Der weitere Verlauf war friedlich und ruhig, dennoch hatte er viel planen können und war auf dem neuesten Stand, was die aktuellen Ereignisse Ōroras anging. Es gab nicht viel Neues, ein paar Aufstände hier, etliche korrupte Ritter und Politiker da, das Übliche in diesem Reich. Aber er hatte in Erfahrungen bringen können, dass Hoshikos Verletzungen am Verheilen waren. Komplikationen gab es, richtig bewegen konnte sie den Arm nicht. Die Bewegungen waren eingeschränkt, wie man ihm erzählte.

Von hier aus konnte er nichts für sie tun und damit blieben ihm die Gedanken darüber und das Gewissen, nichts machen zu können. Kein schönes Gefühl, gewiss nicht. Es fühlte sich erdrückend an.

Doch wäre Shouta nicht er selbst, wenn er sich davon unterkriegen lassen würde. Es war nicht schön, jedoch nicht zu ändern und Hoshiko war stark. Sie würde mit der Einschränkung weiter kämpfen und stehlen können. Außerdem hatte sie Hideaki, der für sie da war und Yuki würde sich bald auf den direkten Weg nach Pōto begeben. Beachtete er dies, gab es keinen Grund sich zu sorgen.

 

Auch Hisoka war dieser Ansicht. Gegen Abend gesellte er sich zu ihr, während sie vor dem Kamin eines der Aufenthaltsräume saß. Es war warm hier, doch Hisoka hatte eine Steppdecke über ihre Beine gelegt und trug lange Kleidung, während Shouta die Ärmel seines Pullovers hochkrempelte. „Darf ich dich stören?“

„Das hast du schon.“ Sie sah ihn mit stechend blauen Augen an. Um sie herum zogen sich tiefe Falten, die Shouta nie so sehr aufgefallen waren. „Setzt dich.“ In ihrer Stimme lag nicht nur eine Erlaubnis, es war ein Befehl, den Shouta von einer anderen Person mutmaßlich nicht angenommen hätte.

Er ließ sich auf das Sofa fallen und sank ein Stück weit in das weiche Polster hinein. „Ich möchte mit dir sprechen.“

„Natürlich willst du das.“ Sie legte das Buch auf dem Beistelltisch aus Eichenholz neben sich. Die Maserung war über die Jahre hinweg verblichen, jedoch war es immer noch massiv und beständig. Wie alles, in diesem Anwesen. Fast alles. „Ich auch mit dir, es gibt noch mehr, dass ich dir sagen muss, aber sprich du erst.“

„Wie groß schätzt du meine Chancen ein, den Kristall lebend zu erlangen?“

Es blieb still. Nur das Knistern des Feuers und das Heulen des Windes waren noch zu hören. Vielleicht mischte sich darunter das Geheul der Wölfe, die hier zahlreich lebten. „Mit Akatsukis an deiner Seite wirst du in die Festung gelangen und den Kristall erreichen.“ Hisoka seufzte und wirkte zerbrechlich alt auf eine Art, die Shouta Angst machte. „Du bist klug und fähig, wenn das Glück auf deiner Seite ist, wirst du ihn erlangen, doch darum geht es dir nicht.“

Shouta nickte wortlos.

„Was willst du wirklich?“

Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. „Die Königskrone stehlen.“

Mit Hisokas Reaktion hatte er gerechnet. Ihr Blick wurde scharf und misstrauisch. „Wenn du den Kristall erlangen kannst, dann auch die Krone.“

Shouta seufzte. „Sei so gut und sag Niemanden etwas davon.“ Und er hoffte, dass sie nicht weiter nachfragen würde. Er hatte Gründe. Gute Gründe.

„Du fürchtest den Tod nicht“, äußerte sie und sah zu dem Kamin, „ich frage mich, wieso du sie dann haben willst.“

„Du wirst keine Antwort darauf bekommen.“

„Ich weiß.“

Totenstille füllte den Raum. Shouta blickte lange auf seine Finger und auf die Ringe, die sich dort befanden, dann aus dem Fenster. „Was wolltest du mir sagen?“

Ohne jegliches Umschweifen kam die Antwort: „Sie haben den Kristall gespalten, um die Macht zu schützen. Du wirst in Pōto die zweite Hälfte besorgen müssen.“

„Das ist ein Scherz, oder?“

Fassungslos blickte Shouta zu ihr herüber. Zwei Einbrüche dieser Art? Alleine einer war risikoreich genug. Aber gleich zwei? Und das musste er noch Kakuzu beibringen, wo er momentan solch gute Laune hatte.

„Darüber würde ich keine Scherze machen.“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter. Es war eine schwache und ernsthafte Berührung. „Wenn du in Pōto bist solltest du mit Tsubasa sprechen, er hat Pläne von der Stadt.“

Shouta rieb sich die Schläfen. „Großartig.“

„Du bist kein Kind mehr, Shouta.“

„Das weiß ich selbst.“ Ungewollt klang er trotziger als es seiner Glaubwürdigkeit gut getan hätte. „Es ist … ich muss nicht unbedingt mit ihm reden.“

Hisokas Augen fixierten ihn und Shouta rutschte unruhig auf dem Polster hin und her. „Du solltest darüber stehen, du hast die Mission mit allen Konsequenzen gewählt. Und mit allen Gefahren.“

„Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß“, sagte er seufzend und stand auf. „Aber danke für das Gespräch, ich denke, ich werde Kakuzu und Hidan suchen. Muss ihnen noch Bescheid sagen.“

Hisoka sah ihm nicht nach. „Ich bin mir sicher, dass sich Kakuzu über das Gespräch freuen wird.“

„Ich frage nicht nach, was du damit ausdrücken wolltest“, sagte Shouta mit hochgezogenen Augenbrauen und verabschiedete sich mit einem Nicken in den Flur.

 

Kakuzu war der erste der beiden Akatsukimitglieder, das er traf. „Gut, dass ich dich treffe. Ich muss mit euch etwas besprechen.“

Seine Augen verengten sich. „Um was geht es?“

Shouta musste einen dummen Spruch herunter schlucken. „Wo ist Hidan? Er sollte das mitbekommen.“

„Opfern. Es sollen Soldaten hier in der Nähe sein und er wollte sie suchen.“ Shouta war sich sicher, dass Hidan im Notfall Diebe geopfert hätte. Das hier war jetzt ein glücklicher Zufall, jedoch hätte Shouta die Tatsache über den Kristall gerne beiden gleichzeitig erklärt.

„Gehen wir in mein Zimmer, dann können wir das in besprechen, ohne, dass man mithört.“

Das Gespräch stellte sich als einfacher als gedacht heraus. Natürlich war Kakuzu genervt, aber das war kein großes Wunder. Kakuzu war das immer. Grundsätzlich. „War es das jetzt?“, fing er an, nachdem Shouta beendet hatte. Sie saßen sich an einem kleinen Tisch gegenüber.

„Ja.“

Zu seinem Erstaunen bewegte sich Kakuzu nicht, schaute stattdessen in sein Gesicht. „Dein Gesicht ist nicht mehr geschwollen.“

„Das habe ich nicht dir zu verdanken.“ Shouta ließ sich auf sein Bett fallen. „Glaube ja nicht, dass ich vergessen habe, dass du mir die Nase gebrochen hast.“

„Du hast es verdient.“

Shouta verdrehte die Augen. „Wieso?“ Okay. Er wusste, dass das hier wieder zu den Aktionen gehörte, die nicht klug waren. Es war sogar sehr dumm, Kakuzu schon wieder zu provozieren. „Du bist in der Nacht auf Kuschelkurs gegangen. Nicht ich.“ Und verdammt, es tat gut, das auszusprechen.

Kakuzu erhob sich von dem Stuhl und blieb ihm Raum, zwei Meter von Shouta entfernt, stehen. „Und für dich war das schrecklich? Ich kann mich nicht erinnern, dass es dich gestört hat. Bis zum Morgen.“

Schnaubend setzte sich Shouta ein Stück zurück. „Darum geht es nicht. Was ich habe sagen wollen, stimmt. Du hast damit angefangen und dafür, dass ich dir Wahrheit sage, schlägst du mich gleich.“

„Dir kommt nicht in den Sinn, dass es nicht der passende Zeitpunkt und Ort war?“

Shouta seufzte. „Ja gut, war nicht passend, zufrieden? Aber es stimmt doch. Du hast die Kälte ausgenutzt.“

Kakuzu kam einen Schritt auf ihn zu. Die Muskeln angespannt und scheinbar bereit, ihm erneut irgendetwas zu brechen. Oh... „Ausgenutzt“, wiederholte er grollend.

Bevor er realisieren konnte, dass er sprach ohne zu denken, sprach Shouta da aus, was ihm als erstes in den Sinn kam: „Ich habe keinen Arm um dich gelegt.“

Entgegen seiner darauffolgenden Vermutung, machte Kakuzu nichts. Er wandte sich nicht ab, sagte nichts, sondern stand da und blickte auf ihn drauf. Augenblicklich wurde Shouta bewusst, wie viel sie trennte.

Er war nicht klein, aber Kakuzu war deutlich größer und muskulöser als er. Rein körperlich war er ihm haushoch überlegen. In jedem Kampf, den sie bestreiten würden, würde Shouta als Verlierer hervorgehen. Das war ein unumstößlicher Fakt. Und es war erschreckend und anziehend zugleich.

„Was ist?“, hörte er sich trotz dieser Erkenntnis sagen. „Warum sagst du nichts mehr?“

Kakuzu bewegte sich. Weiter auf ihn zu. Shouta musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn weiter ins Gesicht blicken zu können. „Ich bezweifle, dass es Sinn hat, sich mit dir zu unterhalten.“

„Du tust es gerade aber.“

Er kam noch näher, stand nun beinahe direkt vor dem Bett. Ihre Blicke begegneten sich und in Kakuzus Augen erkannte Shouta Wut. Und mehr. „Lerne endlich deinen Mund zu halten.“

Shouta lachte. Das war erst recht dumm, aber er konnte nicht anders. „Sind wir jetzt wieder hierbei?“

 

Herzschläge lang war es still.

 

Dann schoss Kakuzu mit der Geschwindigkeit einer Raubkatze auf ihn zu, schubste ihn weiter auf das Bett, drückte ihn auf die Matratze und küsste ihn. Shouta hatte keine Zeit zu reagieren, Kakuzu war zu nahe, als das er hätte ausweichen können und er war zu überrascht. Und kaum hatten sich ihre Lippen berührt, war es Shouta egal. Er öffnete seinen Mund für einen Zungenkuss, legte die Hände auf Kakuzus Rücken und presste seinen Körper gegen Kakuzus.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen war sein Kopf wie leergefegt. Sie küssten sich, fingen an ihre Körper gegeneinander zu drücken und berührten gegenseitig die nackte Haut. Shouta wusste nicht, warum sie das machten. Er wollte es, obwohl er es eigentlich nicht wollen wollte. Eigentlich musste er noch wütend auf Kakuzu sein, zumindest beleidigt. Er war es auch, aber es hielt ihn nicht davon ab, jetzt mit ihm schlafen zu wollen. Und das nur nach einem Kuss.

Sie lösten sich von einander, kamen aber in der Zeit nicht zu Atem, denn Kakuzu zog Shouta noch ein Stück weiter auf das Bett und beugte sich herunter, um ihn in den Hals zu beißen. Ziemlich fest, wie er feststellen musste, doch im Bereich des Ertragbaren. In einem Bereich, der Shouta gefiel, was er mit einem Keuchen ungewollt kund machte. Gleichzeitig fuhren Kakuzus rauen Hände über seinen Oberkörper, packten dann den Stoff seines Pullovers und zog ihn ihm ruppig aus. Deutlich spürte er die Ungeduld, die hinter dieser Aktion lag.

Shouta tat es ihm gleich, nun war es endgültig (und das nach so kurzer Zeit) klar, worauf das hinaus lief. Sie küssten sich erneut. Wild und einnehmend. Kakuzu schien noch wütend zu sein. Seine Bewegungen waren unkontrolliert, weniger geschmeidig als die Male im Zelt (oder in den Gasthäusern) und die Kraft, die er alleine für den Kuss aufwandte, war von Aggression getränkt.

Kakuzu wandte sich wieder Shoutas Hals zu. Er biss hinein, leckte über die Haut und wiederholte den Vorgang immer wieder. Mit einer Hand stützte er sich links von ihm ab, die andere fuhr über seinen Körper, glitt über die Brustmuskeln und umkreiste eine seiner Brustwarzen grob mit den Daumen. Auch dieses Mal keuchte Shouta, bäumte sich auf und vergrub eine Hand in Kakuzus Haaren.

Plötzlich küssten sie sich erneut. Dieser Kuss war ruhiger, dafür umso intensiver. „Kakuzu“, setze Shouta an, sobald sich ihre Münder voneinander lösten und Speichelfäden, sie verbanden. Schneller, gleichzeitig schwerfälliger Atem.

„Halt den Mund.“ Die Haare hingen Kakuzu ins Gesicht, berührten Shoutas. Der Ausdruck der sich in seinen Augen widerspiegelte, konnte Shouta nicht deuten, jedoch erahnen. Und es gefiel ihm nicht.

„Aber-“

Kakuzu unterbrach ihm mit einem brüsken Kuss. „Halt die Klappe.“

Shouta gab auf, zu sprechen, spannte jedoch seine Muskeln an, um sie beide umzudrehen. Nicht mehr eingeengt unter dem schweren, anderen Körper konnte Shouta seine Bewegungsfreiheit nutzen. Wenn Kakuzu ihn nicht ausreden ließ, würde er ihn wenigstens um den Verstand bringen.

Sofort widmete er sich mit dem Mund Kakuzus Brustwarzen, die Hand, die ihn nicht stützte, fuhr die Narben nach. Die einzelnen Unebenheiten zwischen den Fäden, die leichte Rauigkeit, die sich dort an der Haut gebildet hatte. Er mochte dieses Gefühl. Er mochte Kakuzus Narben.

Und Kakuzu mochte es, wenn Shouta an seine Nippel ging. Er knabberte an der einen Brustwarze, leckte über sie und hörte selbstzufrieden, wie Kakuzu einen Stöhnen zu einem Keuchen unterdrückte. Ganz deutlich konnte er spüren, wie sich Kakuzus Muskeln anspannten und löste sich nach und nach von den Nippeln und bahnte sich seinem Weg über Kakuzus Bauch, entlang seines Haarstreifens unter dem Bauchnabel bis hin zu dem Hosenbund, an dem er gemächlich entlang leckte. Er öffnete die Hose, grinste, als Kakuzu einen erregten Laut von sich gab und begab sich wieder nach oben, küsste Kakuzu. Unter anderen Umständen hätte Kakuzu mit einer betörenden Überraschung rechnen können, aber nicht jetzt. Wenn er einfach mit Kakuzu fickte, dann würde er ihm wenigstens den Blowjob verweigern. So gut, wie man etwas nicht Verlangtes eben verweigern konnte.

Kakuzu vergrub nun eine Hand in Shoutas Haaren, fuhr mir der anderen entlang Shoutas Körper, bis zu seinem Hintern und drückte ihn an sich heran. Er mochte es nicht, wenn man ihn einfach so an die Haare fasste, jedoch gewöhnte sich Shouta langsam daran, dass es Kakuzu tat. Er stöhnte in den Kuss hinein, wollte diesen unterbrechen, um Kakuzu weiter zu reizen, wurde jedoch auf den Rücken gedreht und auf die weichen Decken gedrückt. Am Rande bemerkte er den Geruch des Bettes. Blumig, aber alt.

Er schloss seine Augen, konnte Kakuzus Atem nachspüren, wie sich die einzelne Muskeln sich anspannten. Die Fäden rieben über Shoutas Haut, er konnte die Narben genau fühlen, spüren, wo sie entlang liefen. Scheiße, fühlte sich das gut an!

Ohne es richtig mitzubekommen wurde seine Hose ausgezogen und landete irgendwo außerhalb seines Sichtfelds. Kakuzu war ebenfalls nackt und entfernte sich vom Bett.

„Liegen im Nachtschrank, obere Schublade“, murmelte Shouta ohne, dass Kakuzu fragen musste.

Schweigend warf Kakuzu Gleitgel und Kondompackung auf das Bett, war gleich darauf wieder bei Shouta und presste ihre Lippen aufeinander. „Bleib so liegen.“ Kakuzu war heiser und Shouta nickte. Zunehmend wurde alles um ihn herum belanglos. Sollte passieren, was wollte, er wollte ficken. Mit Kakuzu.

 

Rascheln von Bettdecken, Hände an seinen Oberschenkeln, die sie mit sanften Druck auseinander schoben. Shouta stütze sich für den Moment, in dem sich Kakuzu das Kondom überstreifte und nach dem Gleitgel griff, auf, mustere ihn eindringlich. Sah er immer so aus, wenn sie miteinander schliefen?

„Was?“ Kakuzu fing seinen Blick auf.

Shouta ließ sich auf das Bett zurückfallen. „Ich sehe dich gerne an.“ Er grinste. „Wie du mich.“

Kakuzu antwortete nicht, griff aber nach seiner Hüfte und zog ihn  zu sich und hob sein Becken ein Stück an. Nicht unbedingt Shoutas Lieblingsposition, aber er zog seine Beine an sich heran. Kakuzus Aggression schien wieder aufzukommen, entlud sich sich jedoch recht schnell in einem Biss in Shoutas Halsbeuge, der schmerzhaft war...

Erschöpft ließ Shouta seine Beine sinken, berührte Kakuzu, der sich nicht fortbewegte, sondern über ihn gestützt liegen blieb, weiterhin. Schweiß und Sperma zwischen ihnen. Und die Frage, was das hier sollte. Shoutas Körper entspannte sich. Unter seinen Fingern spürte er das harte Material der Maske. Er tastete sie nach, wissend, dass Kakuzu das nicht spüren würde. Sie fühlten sich interessant an, faszinierend. Schleppend fuhr von ihnen weg, stockte kurz und runzelte die Stirn. Wenn er sich nicht irrte – und das tat er selten, sein Tastsinn war gut ausgeprägt – hatte er gerade Herzschläge gespürt. Am Rücken, nicht einmal gegenüberliegend vom eigentlichen Standpunkt des Herzens bei normalen Menschen.

 

Kakuzu rollte sich von ihm herunter, blieb auf den Rücken liegen und fuhr sich durch die dunklen Haare. Shouta richtete sich auf, robbte sich zum Bettende und den Nachttisch und warf Kakuzu eine Packung Taschentücher hin. Er wischte sich selbst das Sperma vom Bauch und tastete seine Halsbeuge ab. Tatsächlich konnte man noch die Zahnabdrücke an seinem Hals leicht spüren, es tat noch ein wenig weh. Kakuzu hatte sogar in seinen Bissen verflucht viel Kraft.

„Das hat wehgetan“, murmelte Shouta und zog sich eine Decke über die Beine, „seit wann machst du das so fest?“

Kakuzu drehte seinen Kopf zu ihm, sein Haar fiel ihm über die Augen und an der Nase hängen. Er sah so jünger aus und wenn Shouta es sich nicht einbildete, hoben sich seine Mundwinkel einen winzigen Moment lang. „Seit wann bist du so empfindlich?“

„Du bist kein Hund und ich bin kein Knochen.“

„Was?“ Zum ersten Mal wirkte Kakuzu aufrichtig überrascht. Fast fassungslos.

Shouta grinste. „Das war der erste Vergleich, der mir eingefallen ist“, entschuldigte er sich.

„Aha.“ Kakuzu richtete sich auf und suchte sich seine Sachen zusammen. Er zog sich allmählich an, beinahe hatte Shouta das Gefühl, er mache es mit Absicht, damit Shouta die Möglichkeit blieb, ihn zu besehen. Und er nutzte es. Er konnte nicht wegsehen. Die Schweißtropfen, die an den Fäden hängen blieben, seinen Körper entlang liefen und am Bund der Hose sich verflüchtigend.

Stillschweigend warf Kakuzu ihm noch seine Kleidung, die auf den Boden gefallen war zu und verließ das Zimmer und hinterließ seinen verwirrten Shouta. Wie um alles in der Welt sollte er das nun einschätzen?

Mit einem Seufzen rollte er sich zusammen und zog die Decken enger um sich.

 

Er schlief schnell ein. Und wachte schnell wieder auf.

 

Das Bett war zerwühlt und das Kissen von Tränen feucht. Shoutas Atem war flach und hektisch. Und die Gedanken, die Erinnerungen hörten nicht auf. Er rollte sich zusammen, vergrub die Hände in seinen Haaren und unterdrückte einen verzweifelten Schrei. Nicht in Panik verfallen, es war alles gut. Er war hier alleine. Niemand war hier. Niemand fasste ihn an. Und vor allem war das Monster nicht hier. Keine Panik... keine Angst. Das war nicht nötig. Es war absolut nicht nötig.

Er schluchzte richtete sich auf und warf in einem Anfall von Wut das Kissen gegen die Wand. Mit schweren, schleppenden Atem blieb Shouta sitzen, starrte auf das weiße Kissen, das im Mondschein zu leuchten schien. Man konnte sogar das Muster, das auf ihm gestickt war, erkennen. Margeriten und Efeu. Es war hässlich. Dennoch starrte Shouta es an, wischte sich geistesabwesend die Tränen vom Gesicht und wartete so lange mit dem Aufstehen, bis das Zittern einigermaßen nachgelassen hatte.

Er musste etwas trinken. Vielleicht würde er dann wieder schlafen können. Wenn nicht, würde er duschen müssen, auch, wenn es andere aufwecken könnte...

Im Dunklen tastete er nach der erst besten Kleidung, die ihm in die Hände fiel und zog sich an. Er wusste, dass sich am Ende des Ganges ein kleiner Aufenthaltsraum befand, in dem immer irgendwelche Flaschen Alkohol standen.

Tatsächlich fand er einige Met- und Schnapsflaschen vor. Sehr gut. Blindlinks griff er nach der ersten Schnapsflasche, verzichtete gleich auf ein Glas und setzte sie an seine Lippen, ließ sich auf den Sessel fallen, der vor einem kleinen Tisch stand. Hastig trank er tiefe Schlücke und versuchte einen Hustenreiz zu unterdrücken. Das Zeug brannte in seiner Kehle, aber er spürte den Alkohol, das war wichtig, alles andere war zweitrangig. Er trank weiter, stellte die Falsche auf den Tisch und fuhr sich zittrig durch die Haare.

 
 

Wieso versucht zu zu fliehen, kleiner Vogel? Du weißt, es hat keinen Sinn.

Die Gedanken sollten aufhören. Aufhören! Er sackte auf den Sessel zusammen, schluchzte leise ohne zu weinen und griff erneut nach der Flasche, riss dabei aber noch weitere mit. Sie landeten auf den Teppich, zerbrachen nicht, machten aber Lärm, auf den hin Shouta zusammenzuckte.

„Scheiße“, murmelte er, trank hastig weiter. Der Schnaps war ekelhaft, er schmeckte auf eine seltsame verfault, selbst wenn Alkohol nicht schlecht werden konnte. Ein wenig erinnerte der Geschmack Shouta an Mottenkugeln. Er verzog den Mund, ließ es aber bei diesen Schnaps. Es war egal, wie er schmeckte. Vielleicht war es sogar besser, wenn es nicht schmeckte.

 
 

Du gehörst mir, vergiss das nicht.

Shouta stieß einen leisen Fluch aus, wollte die heruntergefallen Flaschen aufheben, doch rutschte eine ihm aus der Hand. Klirren von Glas. Shouta fluchte erneut. Trinken. Nicht an die Erinnerungen denken. An alles, aber nicht daran.

Die Tür wurde geöffnet. Augenblicklich zuckte Shouta erneut zusammen und starrte zu der Tür.

„Was tust du hier?“ Kakuzu trug seine Maske nicht und wirkte genervt. Shouta fragte sich, ob er ihn aufgeweckt hatte.

„Trinken“, antwortete er schlicht und hob zur Bekräftigung die Flasche. Der Schnaps brannte noch immer, aber langsam, wo der Alkohol wirkte, gewöhnte er sich daran. Er wusste, dass es ihm nicht gefallen sollte, wenn Kakuzu ihn so sah. Der Alkohol verhinderte, dass ihn das zu sehr beschäftigte. Mittlerweile war ein gutes Stück der Flasche geleert und das auf die Schnelle... natürlich merkte er das.

„Du warst zu laut.“ Er starrte auf die Flaschen.

Shouta beugte sich nach unten, um zumindest eine Flasche zu nehmen, griff einmal daneben und hatte sie erst dann in den Händen. Er war sie Kakuzu zu, der einen Schritt nach vorne machen musste, um sie aufzufangen. Ja okay, das war vielleicht keine so gute Idee gewesen. „Trink' auch etwas.“

Kakuzu trat in den Raum hinein und blieb ihm gegenüber stehen. Schon wieder. Shouta stand schwankend auf und lief zum Fenster, damit Kakuzu sein Gesicht nicht sehen konnte. Zwar war es hier dunkel, aber er wollte sicher gehen. Mittlerweile hatte er die Flasche zur Hälfte geleert (und er vertrug nicht viel) und sah nicht zu Kakuzu, als dieser zu sprechen begann.

„Was soll das?“ Kakuzu konnte seine Verblüffung nicht vollkommen verbergen – und klang erschreckend genervt. Die Flasche stellte er mit unnötig viel Kraft zurück auf den Tisch.

Shouta zuckte mit den Schultern, trank weiter. „Ich trinke halt.“

 
 

Es ist sinnlos.

„Du bist seltsam.“ Kakuzus Aussage blieb im Raum stehen. Lange. „Und du schläfst kaum.“

Shouta spürte, wie er in sich zusammenzuckte. „Das kann sein.“ Er wollte gehen, einfach aus den Raum heraus, aber er blieb stehen und trank. Er wollte nicht, dass Kakuzu ihm nur eine Sekunde lang ins Gesicht blicken konnte.

„Es ist so.“

„Dich geht das aber ni-“, setzte Shouta an und verstummt. „Du willst nicht wissen wieso.“

 
 

Wer wird dir schon helfen können?

Shouta hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Nicht wegen des Alkohols, zumindest nicht vorrangig, sondern weil diese Gedanken nicht aufhörten. Sie brannten sich in ihn hinein. Hielten ihn fest und ließen ihn nicht los. Zaudernd fuhr er sich durch das Haar, rieb über die Augen und trank wieder. Ihm war so schwindelig. Noch nicht schwindelig genug, er dachte noch zu viel nach. Shouta starrte auf die Flasche. Weniger als die Hälfte. Und das in so kurzer Zeit. Er war höchstens seit einer halben Stunde hier...

„Du antwortest nicht.“

„Hä?“

„Ich habe dich etwas gefragt.“ Unter anderen Umständen wäre Shouta deutlicher aufgefallen, wie genervt und gefährlich Kakuzu klang, aber jetzt war es ihm egal. Es wunderte ihn, dass er noch hier war und nicht wieder gegangen war. Es war nicht gut, dass er hier war.

Es war still, bis Shouta einfiel, dass er antworteten musste: „Und was was hast du mich gefragt?“ Er lehnte seine Stirn gegen das Glas des Fensters. Es war angenehm kühl und seltsam beruhigend.

„Gefährde die Mission nicht.“

Shouta blinzelte angestrengt, trank mehr Schnaps. Die Flasche leerte sich zunehmend. Sie war anfangs nicht ganz voll gewesen, nun war sie aber fast leer. Scheiße. Shouta wollte nicht wissen, wie es ihm am nächsten Morgen gehen würde. „Werde ich nicht“, nuschelte er, „die is' mir wichtiger als dir. Ich brauch' die Krone. Sonst wär' ich gar nich' mehr in diesem verfickten Land.“ Grabesstille. „Ich hasse Ōrora.“

„Aha.“ Den Geräuschen nach zu urteilen wollte sich Kakuzu umdrehen, stoppte aber. „Da kommt etwas?“

Shouta hob seinen Kopf. „Hm?“

„Draußen.“

„Oh.“ Ein schwaches Glimmen in der Dunkelheit. Einer der Botenvogel-Jutsus, die die Diebe verwendeten. Zerfahren öffnete Shouta das Fenster, stolperte dabei um ein Haar nach hinten und umfasste die kleine Schriftrolle, die der Vogel bei sich trug. Das Jutsu verpuffte noch während er das Fenster wieder schloss und die Rolle öffnete.

Er brauchte lange, bis er sie sie gelesen hatte. Die Schriftzeichen verschwammen vor seinen Augen und er musste eine große Menge Konzentration aufnehmen. „Oh“, sagte er erneut, „sie haben den Rattenspuck abgebrannt.“ Seufzend formte er die passenden Fingerzeichen und erschuf einen neuen Vogel, der verhältnismäßig unförmig aussah und sich langsam fortbewegte, der die Schriftrolle in einen anderen Teil des Gebäudes brachte. Er wollte jetzt nicht Treppen laufen. Dazu fühlte er sich gerade zu betrunken.

Ohne ein Wort zu sagen (aber vielleicht bekam es Shouta auch einfach wieder nicht mit), verschwand Kakuzu aus dem Zimmer. Schon wieder. Und Shouta begab sich taumelnd in sein Zimmer und ließ sich dort einfach auf das Bett sinken. Prompt sank er ein, richtete sich das Kissen, das noch im Bett geblieben war und wickelte die Decke um sich.

Sie hatten den Rattenspuck abgefackelt. Ein Großteil der Diebe hatte fliehen können, einige waren gestorben, andere noch festgenommen worden. Keiner der Namen hatte ihm etwas, bis auf flüchtige Erinnerungen, gesagt. Dementsprechend hielt sich sein Mitgefühl in Grenzen, es passierte dauernd, dass Diebe in die Hände des Königshaus fielen. Aber es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass dieses altes Gebäude, in dem er oft genug als Kind gewesen war, den Erdboden gleichgemacht worden war. Nicht mehr existierte.

 

Doch auch diese Gedanken verloren sich im Alkohol und Shouta fiel in einem nicht erholsamen, aber wenigstens traumlosen Schlaf.



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