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Nur wer frei ist, ist ein König

Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]
von

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Die Stadtarchive

Schon lange vor Sonnenaufgang war Shouta wach. Erinnerungen an Ereignisse, die Jahre zurücklagen, entrissen ihm immer wieder den Schlaf und so verbrachte er die endende Nacht damit, aus dem Fenster zu schauen. Dabei zuzusehen, wie der Himmel heller wurde.

Er traute sich nicht, sich zu bewegen, aus Angst, Kakuzu zu wecken. Nicht seiner Laune wegen – dass die schlecht wäre, konnte Shouta nachvollziehen – sondern weil er nicht erklären wollte, warum er um diese Uhrzeit nicht schlief.
 

Es schneite.
 

Einzelne dicke Flocken, die an der Fensterscheibe hängen blieben, sich an ihr auftürmten und vom Wind fortgeweht wurden. Es hatte etwas Hypnotisches. Es beruhigte Shouta, selbst wenn es zunehmend kälter wurde. Das Dachzimmer hatte keinen eigenen Kamin, wurde nur durch die aufsteigende Wärme der restlichen Zimmer beheizt. Bis zu einer gewissen Temperatur war das kein Problem, auch jetzt fror Shouta nicht, doch war es unangenehm worden und die Luftzüge, die durch die Ritzen im Mauerwerk zogen, machten es nicht besser.

Irgendwann zog Shouta die Beine enger an seinen Körper und versuchte sich, so gut es möglich war, unter der Decke zu vergraben. Für einen Moment überlegte er sogar, Kakuzus Decke zu nehmen. Immerhin schlief dieser vollkommen ruhig neben ihm, zitterte nicht und schien sich an gar nichts zu stören. Nun, er hatte es nicht wirklich vor – dann würde Kakuzu sicher aufwachen –  die Blöße wollte er sich dann doch nicht geben, aber es wäre angenehmer.

Irgendwann nach weiterem, langen Starren, ertönte das Geräusch von Pferdehufen. Erst wollte es Shouta ignorieren, doch als zusätzlich hektische Schritte zu hören waren, richtete er sich im Bett auf und sah auf dem Fenster. Glücklicherweise schlief er grundsätzlich am Fenster, wenn das Bett direkt unter einem stand.

Auf der Straße hetzten zwei in schwarz gekleidete Gestalten entlang, bis sich die eine umdrehte, eine Waffe zog und stehen blieb. Die andere von ihnen blieb hinter ihm, lief aber auch nicht weiter. Einen Herzschlag später sah Shouta das Pferd, zu dem die Hufgeräusche gehörten. Metall glänzte dumpf und ein Speer durchbohrte die Brust der Gestalt, noch bevor sie zum Gegenangriff ausholen konnte.

Die andere, noch lebende, Gestalt schien ein Mädchen zu sein, zumindest dem Schrei nach zu urteilen, den sie ausstieß. Dennoch formte sie Fingerzeichen und ein Brocken Gestein schoss aus dem Boden. Der Reiter, ein Mann in einer Rüstung, die im Licht der aufgehenden Sonne leuchtete, wehrte es mit seinem Schild ab. Ein lauter Knall und Shouta spürte, wie sich Kakuzu hinter ihm aufrichtete.

„Das sieht nicht gut aus, Kakuzu. Ich glaube, ich brauche deine Hilfe.“  Shouta drehte sich um und blickte direkt in Kakuzus Augen. Sein Blick schien ihn ermorden zu wollen. Was für ein herrlicher Anblick direkt am frühen Morgen und das war nicht einmal ein sarkastischer Gedanke. Nicht komplett zumindest. Kakuzus Körper könnte er durchaus länger angucken, wäre da nicht die Tatsache, dass sie los mussten.

„Ich wünschte auch, wir könnten schlafen“, sagte er ruhig, „aber da draußen ist ein Ritter, ein Bote und er hat wahrscheinlich Informationen, die uns nützen könnten.“

Kakuzu schien zu überlegen, musterte ihn skeptisch. Shouta hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich über die Möglichkeiten nachdachte, nach draußen zu gehen, sondern über Shoutas Körper, aber das sollte ihm recht sein, so lange eine Entscheidung getroffen wurde.

Draußen ertönte ein weiterer  Schrei. Dann war es still, bis das Pferd lief weiter und Kakuzu entschied sich: „Wohin willst du?“
 

Shouta stieß das Fenster, nun vollständig bekleidet, auf und schwang sich heraus, landete auf einen kleinen Vorsprung und sprang auf das nächste Dach. Kakuzu folgte ihm. Shouta fiel auf, wie geschmeidig er sich für einen so großen und muskulösen Mann bewegte, doch blieb sein Blick nicht auf ihm liegen, sondern ging nach unten.

Auch das Mädchen lag in einer Blutlache auf dem Boden, doch darum konnte er sich nicht kümmern.  

Bevor er noch weiter ging, griff er in eine seiner Taschen und holte ein dunkles Tuch hervor, das er sich um das Gesicht band. Sicher war sicher, es war besser, wenn man sein Gesicht nicht einmal durch Zufall sah. Dann aktivierte er das Takaragan.

„Er ist nicht weit entfernt, scheint, als wolle er aus der Stadt.“ Er sprintete los. Kakuzu würde ihm  folgen können, kompliziert war das hier nicht. Auch ein Ninja konnte von Dach zu Dach springen.

Die Stadtmauern kamen in Sicht und mit ihnen der Ritter. Einer der Boten, die wichtigen. Shouta hasste sie. Die Rüstungen waren leichter und anschmiegsamer als die der Ritter, die in der ersten Reihe kämpften. Dafür hielten sie weniger aus, aber immer noch mehr Schaden als Shouta ausrichten konnte, zumindest ohne aufzufallen.

„Dafür brauchst du mich?“, fragte Kakuzu genervt. Sie hielten sich im Schatten eines Schornsteins versteckt, während der Ritter sein Pferd durch die unbelebten und engen Straßen führte. Es hatte wohl auch seinen Sinn, dass er nicht die Hauptstraße nahm.

„Wenn ich ihn töten würde, würde es nicht schnell genug gehen.“ Auf die hochgezogene Augenbraue Kakuzus verdrehte Shouta die Augen. „Okay. Vielleicht auch gar nicht, ich hab keine Zeit einzuschätzen, wie stark er ist.“

„Natürlich. Halte das Pferd in Zaum.“ Shouta hätte sein gesamtes Geld darauf gewettet, dass er unter der Maske grinste, nickte aber gehorsam und folgte Kakuzu vom Dach. Bis jetzt all das unbemerkt.
 

Was dann passierte, passierte zu schnell als das Shouta reagieren konnte. Er sah noch, wie Kakuzu den Ritter vom Pferd riss – Shouta hastete zum Pferd und hielt die Zügel fest – und sich seine Hand dunkel verfärbte. Ein Krachen ertönte, Metall verbog sich und Blut spritzte.

Shouta starrte Kakuzus an, brauchte einige Momente um sich zu fangen. „Wie?“ Er hatte den Brustpanzer und den Brustkorb des Ritter mit einem Schlag durchdrungen, ohne, dass dieser auch nur irgendetwas hatte tun können.

„Es ist erstaunlich, dich sprachlos zu sehen.“ Kakuzu klang amüsiert und wischte sich das Blut an der Hose des Ritters von der Hand. „Wo ist die Information?“

Shouta fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, durchsuchte dann erst den Sattel des Pferdes, an dem er nichts fand, und kniete kurz darauf neben der Leiche. Das Tier lief in der Zeit fort, wahrscheinlich würde es bald einer der Wachen begegnen und der Ritter gefunden werden.

Wie die meisten Boten, obgleich sie Ritter waren wie alle anderen, trug er nur einen Brustpanzer, der in mehrere Platten unterteilt war, damit sie sich besser bewegen konnten, Ketten an den Armen und einen einfachen Helm. Die schweren Rüstungen waren nicht für längere Reisen geeignet und dieser junge Mann, der kaum älter als Shouta selbst sein konnte, war für so eine gerüstet gewesen.

„Wenn ich die erledigen will, muss ich ich erst nach Lücken in der Rüstung suchen oder die sonst wie umgehen“, murmelte Shouta, während er die Lederbänder, die die Rüstung an Ort und Stelle hielten durchschnitt. Das verbeulte Metall warf er bei Seite, tastete die Taschen darunter ab und umfasste eine kleine Schriftrolle. Den Schriftzeichen nach zu schließen eine, die vom Königshaus kam. Er würde also Zeit brauchen, um das Siegel zu brechen.

„Ich hab sie. Hoffe ich.“ Shouta richtete sich auf.

„Hoffst du?“

Shouta grinste. „Er ist angegriffen worden und Boten werden nur angegriffen, wenn sie Informationen bei sich tragen, sonst tragen sie nichts Wertvolles bei sich und großartig Ärger machen sie auch nicht.“ Er zuckte mit den Schultern, lief dann los. „Die, die ihn angegriffen haben waren jung. Ich schätze, dass sie gesehen haben, wie er die Schriftrolle in Empfang genommen hat und wollten sie selbst holen. Keine gute Idee.“

„Und du bist nicht jung?“ Kakuzu folgte ihm, beachtete die Leiche des Ritters keinen Moment mehr.

Shouta sprang auf eines der Dächer. Sie würden einen kleinen Umweg nehmen müssen, damit die Spürhunde sie nicht verfolgten. „Doch, vor allem im Vergleich zu dir, aber ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass ich keinen Ritter ohne Plan angreifen sollte. Gerade die Boten machen mir immer Ärger.“  Er drehte seinen Kopf zu Kakuzu. Nachdem er gesehen hatte, wie er Metall, Knochen und Muskeln durchstoßen hatte, war es ein komisches Gefühl, wenn er hinter ihm lief, also wartete er bis sie auf gleicher Höhe waren.

„Nicht dumm?“ Kakuzu sah auf ihn herab.

„Es verletzt mich, dass du mir nicht glaubst.“ Shouta lachte leise auf. „Dass ich lebe, ist doch Beweis genug, dass ich kein Idiot bin.“

„Die dümmsten Personen haben oft das meiste Glück.“

Mit einem Mal erstarb Shoutas Grinsen. „Wenn ich etwas in meinem Leben nicht hatte, dann war es Glück.“

Daraufhin schwieg Kakuzu.
 

Ochi und ein weiterer Mann, den Shouta nicht kannte, waren schon bei den Leichen, als sie wieder vor dem Rattenspuck waren. „Welche von uns?“, fragte Shouta nach während Ochi die Hände des Mädchens beobachtete. Sie war noch jünger als Shouta vermutet hatte. Höchstens vierzehn Jahre, der Junge vielleicht ein wenig älter.

„Ja. Sie trugen die Ringe.“ Er hob die Leiche des Mädchens hoch. „Schaff den Jungen rein, sie sollten nicht hier liegen.“

Der Mann gehorchte und Shouta folgte ihnen. Den Respekt war man ihnen schuldig, ob sie dumm gehandelt hatten oder nicht. Viele Ringe hatte er Junge nicht, nur drei insgesamt und seinem Aussehen nach zu urteilen – er hatte glatte schwarze Haare und hellblaue Augen – stammte er aus einer der Adelsfamilien. Gerade die sollten es besser wissen.

Sie brachten die Leichen in ein Zimmer, abseits des Gastraums. Später würde Ochi sie wohl in den Keller bringen oder zu den Familien, doch damit hatte Shouta nichts mehr zu tun. „Wo wart ihr, habt ihr den Ritter verfolgt?“

„Hatten wir vor“, sagte Shouta, „aber er war schon aus  der Stadt. Schien es eilig zu haben.“ Er zuckte betont beiläufig mit den Schultern, wandte sich dann schon zum Gehen und ließ Ochi zurück. Er hatte keine Lust darauf, ausgefragt zu werden.
 

Zurück in ihrem Dachzimmer zog sich Shouta den Mantel auf, schmiss ihn auf einen Stuhl und ließ sich auf das Bett fallen. Kakuzu setzte sich neben ihn. Die Maske hatte er ausgezogen und gab Shouta somit die Gelegenheit sein Gesicht genauer zu mustern. Ihm gefielen die Narben, sie hatten etwas Faszinierendes an sich. Es fiel Shouta schwer, sie nicht zu berühren.

„Von welchen Ringen war die Rede?“ Kakuzus Blick fiel auf Shoutas Hände.

Shouta zog eine Augenbraue hoch. „Seit wann interessiert du dich für mich?“

„Nicht für dich. Für die Ringe.“

„Die ich an meinen Fingern trage.“

Kakuzu antwortete daraufhin nicht und Shouta lachte leise auf.

„Ist schon gut, ich erzähle dir ja, was es mit ihnen auf sich hat.“ Er zog sich einen Ring von einen der Finger und hielt ihn hoch. Das Metall glänzte nicht mehr, war bereits angelaufen und grau. Shouta wusste nicht mal, was für ein Metall es war, aber das war auch nicht so wichtig. „Eine Art Erkennungszeichen der Gilde, wir stehlen sie uns gegenseitig. Der da war mein erster.“ Shouta grinste leicht. „Jedenfalls ist es ein Zeichen von Talent, wenn man viele Ringe hat. Mit sieben liege ich sehr gut im Rennen muss ich sagen.“

Er versuchte Kakuzus Gesichtsausdruck zu deuten, scheiterte aber. „Und zufällig passen sie alle?“

„Nein. Manche haben Metall in ihnen, das sich mit der Hilfe von Chakra anpasst, aber manche müssen eben am kleinen Finger oder so getragen werden. Wenn es gar nicht passt muss man die eben umändern lassen.“ Shouta zog sich einen weiteren Ring vom Finger. „Da sieht man das  ganz gut, hab den damals verkleinern lassen müssen.“ Er deutete auf eine kleine Unebenheit im Metall.

Daraufhin antwortete Kakuzu nicht mehr, sondern legte sich auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Die Augen schloss er.

„Ich würde dich gerne etwas fragen“, sagte Shouta und wartete gar nicht auf eine Antwort. Die würde er sowieso nicht bekommen. „Was hat das mit den Masken auf sich? Also die auf deinem Rücken?“  Er hatte sie bis jetzt nur gesehen, als miteinander geschlafen hatten und die letzte Nacht. Wirklich schlau wurde er nicht aus ihnen.

Kakuzu öffnete eines seiner Augen. „Das geht dich nichts an.“

Mit einer anderen Antwort hatte Shouta auch nicht gerechnet. „Dann lass mich zumindest fragen, ob es nicht verdammt unbequem ist auf denen zu liegen.“

„Man gewöhnt sich daran.“

„Du hast sie also länger.“

Kakuzu drehte sich zu ihm. „Hältst du jemals deinen Mund?“ Er wirkte definitiv genervt, aber Shouta wertete als gutes Zeichen, dass er sich überhaupt zu ihn gedreht und ihn nicht einfach aus dem Bett geworfen hatte.  Damit hätte Shouta gerechnet, aber so lief die ganze Sache besser. Er grinste.
 

Als die Nacht über die Stadt hinein gebrochen war, war Shouta alleine unterwegs. Das Siegel hatte er gelöst und das, was in der Schriftrolle stand, war alles andere als gut und doch zu wenig Information, um sicher zu sein. Scheinbar hatte man zwei Boten losgeschickt und Shouta musste sehen, woher er die übriggebliebenen nahm.

Im Schatten verborgen kletterte er an der Fassade des Rathauses. Alle Befehle wurden schriftlich im Archiv gelagert und Shouta hoffte darauf, dass er die der Boten hier fand. Notfalls würde er auch jemanden belauschen können. Oder bestechen. Oder erpressen.  Je nachdem, was sich anbot. Mit einer geübten Bewegung hebelte er ein Fenster auf und glitt lautlos hinein.

Wo das Archiv war, wusste er. Er war schon einige Male hier gewesen und so brauchte er nicht lange, bis er vor der Tür stand. Sie war nicht bewacht, zumindest waren keine Wachen in der Nähe.

Uma, Hitsuji, Tori. Er formte die Fingerzeichen und wartete mit klopfenden Herzen – der Ruhe traute er nicht – ab, bis er sah, wie das Chakra langsam in das Innere des Schlosses floss. Shouta seufzte leise, das Schloss war komplizierter, als er gedacht hatte und er meinte hinter sich Schritte zu hören.  Uma, Inu, Tatsu. Noch immer zeigte sich keine Regung, nichts, was ihm verriet, wie es geschützt war.

Und nun war er sich sicher, dass er Schritte hörte. Gerade noch rechtzeitig erkannte er die passenden Zeichen, formte sie  - es waren tatsächlich zwölf  - und schlüpfte durch die Tür in das Archiv. Es war nur schwach beleuchtet aber dafür einer der wenigen Orten Ōroras mit elektrischem Licht. Dafür brannte es dann dauerhaft, als Beweis für den Reichtum dieser Stadt. Oder so ähnlich, Shouta hatte sich darum nie großartig Gedanken gemacht und hatte jetzt auch Besseres zu tun.  Er aktivierte sein Kekkei Genkai und unterdrückte einen leisen Fluch. Das Licht blendete nachdem er so lange im Dunkeln gewesen war.
 

Die Regale waren hoch, vollgestopft mit allen möglichen Daten über Befehlen und Informationen über die Bürger und links von ihm lag eine dicke Staubschicht auf allen Regalen. Hier lagerten Akten, die schon seit Jahren nicht mehr angesehen wurden. Shouta wusste nicht, wieso sie überhaupt noch aufbewahrt wurden, hier in Ōrora hatte das sowieso keinen Sinn. Sein Weg führte aber von dem Alten weg, hin zu den aktuellen Akten. Innerhalb von wenigen Sekunden – sein Kekkei Genkai sei Dank, von wegen nutzlos! - fand er auch schon den gesuchten Ordner. Grau und unscheinbar wie alle,  aber er stand ein wenig schief, als hätte man ihn Eile heraus gezogen und wieder hineingestellt. Schnell blätterte Shouta ihn durch und musste leise fluchen.

„Das kann nicht wahr sein.“ Was er da las war alles andere als gut. Shouta kaute einige Momente auf der Unterlippe, überlegte und kramte ein Stück Papier aus seiner Tasche hervor. Die Informationen würde er sich nicht merken können und er musste hier nicht noch einmal hinein. So wohl fühlte er sich nicht hier, gerade weil er kaum Wachen gefunden hatte.  So schlecht bewacht war normalerweise keines der Archive.

Beinahe stellte sich das als Fehler heraus. Die Tür öffnete sich und Shouta stopfte den Ordner zurück zu den anderen und flüchtete sich mit Hilfe eines Jutsus in den Schatten zwischen zwei Regalen, die nicht beleuchtet wurden. Von hier aus konnte er erkennen, wer hinein trat. Schon wieder musste Shouta einen Fluch unterdrücken. Es war ein großer Mann mit dunklen Haaren und Augen, dafür erstaunlich heller Haut. Ryozo, der Kerl, der Hoshiko angegriffen hatte. Eigentlich hätte Shouta ihm am liebsten ein Messer in den Hals gerammt, aber das Blut und die Leiche würde er nicht so schnell weggeschafft bekommen. Wenn er ihn überhaupt töten würde. Doch etwas war anders als sonst. Auf Ryozos Arm konnte er das stilisierte Schwert, das Zeichen der Armee sehen. Was zum?

„Ich weiß, dass jemand hier ist.“ Shouta wurde bewusst, was für ein Idiot dieser Bastard war. Wenigstens wusste er jetzt, dass er sich beeilen musste. Er kroch durch die Schatten weiter zu irgendeinem Regal, warf einen Blick über die Schulter und ging sicher, dass Ryozo nicht in seine Nähe schaute. Er griff nach einem Ordner, lauschte und sah sich um.

Shoutas Herz begann zu pochen, während er versuchte die Schrift auf den Ordnerdeckeln zu identifizieren. Koduku. Klang nicht schlecht. Koduku lag an der Ostküste, umgeben von einem kleineren Gebirge und Meer. Wenn er es schaffte, die Spur nach dort zu lenken, war alles in Ordnung. Ryozo schien nun mit dem Königshaus in Kontakt getreten zu sein und würde sicher über einen Einbruch berichten, wenn er ihn fand.

Ryozo kam in seine Nähe und Shouta drückte sich gegen die Regale, weiter in den Schatten hinein und geduckt. Er stand direkt vor ihm, bemerkte ihn nicht und es wäre ein Leichtes ihn zu töten. Shouta zögerte. Es war verlockend und seine Hand schloss sich um einen Dolch – obwohl er wusste, dass es dumm war. Leider war es so einfach, wie es dumm war.

Erneute Schritte ließen Shouta beinahe zusammenzucken. Er hörte, wie man Ryozos Namen rief und dieser sich genervt abwandte. Er war noch einen Blick in den Raum, sah genau in Shoutas Richtung – für einen Moment glaubte er, er würde ihn sehen – und verschwand dann endlich. Shouta entspannte sich und legte den Ordner zurück ins Regal, blieb jedoch vorerst in seinem Versteck, versuchte zu verstehen, was vor der Tür besprochen wurde.

Einzelne Wortfetzen, laute Stimmen, jedoch noch kein Steit. Schließlich wurde die Tür dennoch aufgestoßen, ein Soldat kam herein und der Lichtkegel einer Taschenlampe verdrängte den Schatten nur wenige Zentimeter von Shouta entfernt. Er hielt den Atem an, machte sich kleiner und umfasste seinen Dolch. Kein Kampf. Bitte kein Kampf...

Das Licht der Taschenlampe entfernte sich von ihm, suchte weiter und Ryozo ging wieder an am ihm vorbei. „Irgendwer muss hier sein.”

„Aber ich sehe keinen.“ Des Soldat klang genervt. „Wo sollte sich hier wer verstecken?“

Ryozo sah sich um. „Im Schatten.“ Er trat an Shouta vorbei und weiter in den Raum hinein, hinter eines der Regale. „Ich habe euch gesagt, wie die Diebe arbeiten.“

„Ich weiß, was die Diebe machen, aber ich habe alle Schatten beleuchtet. Du kannst dich auch geirrt haben.“ Die Taschenlampe wurde ausgeschaltet und Shouta beschloss seine Chance zu nutzen. So lange sie sich unterhielten, stritten – und er wusste, wie reizbar Ryozo war – konnte er fliehen.

Beinahe lautlos kroch er weiter nach vorne, huschte in einen weiteren Schatten und schließlich unbemerkt aus der Tür hinaus. Er nutzte das erste Fenster, um hinaus in die kalte Nacht zu steigen. Kakuzu und Hidan, gerade ersterer, würden sicher nicht gut auf die Neuigkeiten reagieren.
 

Immerhin änderten sie die gesamte Mission.



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