Zum Inhalt der Seite

Einsamer Engel

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Der Schuss, welcher der friedlichen Stille auf dem nächtlichen Friedhof ein jähes Ende bereitete, hallte in meinen Ohren entsetzlich laut wider.

Nein.

N e i n!

Das konnte sich nicht wirklich soeben ereignet haben. Es durfte einfach nicht sein! In einer Sekunde war alles noch in Ordnung und in der nächsten geschah etwas, dass meine Welt zum Einstürzen brachte und mein Herz in tausend Einzelteile zerspringen ließ.

Ungläubig starrte ich den Mann an, der nur wenige Schritte von mir entfernt stand und sich mit schmerzverzerrten Gesicht eine Hand auf die Brust presste. Zwischen seinen Fingern sickerte dunkelrotes Blut hervor und tropfte erbarmungslos zu Boden.

Sein Blick suchte und fand den meinen. „Emilie,“ hauchte er mit brüchiger Stimme, bevor er in sich zusammensackte und regungslos im Staub liegen blieb.

Fassungslos starrte ich hinunter auf seinen leblosen Körper, unfähig zu begreifen wie das hatte passieren können. Dann überrollte mich eine Welle unglaublichen Schmerzes, die mir die Luft ab zu schnüren drohte.

„NEIN!“ schrie ich immer wieder, geschüttelt von herzzerreißenden Schluchzern. „NEIN!!“

Meine Schultern bebten und meine Wangen waren tränenüberströmt, als ich schließlich den Blick von dem Mann abwandte, den ich über alles liebte und der ganz allein meinetwegen hatte sterben müssen. Meine schönen grünen Augen, in denen sonst so viel Wärme und Güte gestanden hatten, verdunkelten sich vor glühendem Hass, als ich mich Victor zu wandte.

Er hatte ihn getötet. Er hatte mir den Mann genommen, der mich verstanden und mich so angenommen hatte wie ich war. Den Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens hatte verbringen wollen, um ihm zu zeigen, dass er nicht das schreckliche Geschöpf war für das er sich hielt. Den Mann, den ich mehr als alles andere auf der Welt geliebt hatte.

Nun war er tot.

Fort.

Für immer.

Unwiederbringlich.

Und ich fühlte mich als wäre ich mit ihm gestorben.

Schwankend richtete ich mich auf und näherte mich Victor, der mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht da stand und sich an meinem Schmerz weidete. Aus einer kleinen Platzwunde an meiner Schläfe blutete es stark, doch ich bemerkte nicht einmal, dass ich mich verletzt hatte. Mein Blick war fest auf die Pistole in Victors rechter Hand gerichtet, deren Lauf nun harmlos nach unten zeigte, so als hätte nicht soeben ein Schuss aus ihr mein Leben zerstört.

Bebend vor stummen Zorn und Schmerz verharrte ich direkt vor ihm und betrachtete ihn mit all der Verachtung, die ich für ihn empfand. Meine Furcht vor ihm war verschwunden, verdrängt von dem unermesslichen Leid, dass er mir mit der eiskalten Ermordung meines Geliebten angetan hatte.

Ihn schien es nicht im Mindesten zu berühren, dass ich ihn so hasserfüllt betrachtete. Mit einem böswilligen Lächeln meinte er: „Damit wäre das Biest, das irrtümlicherweise annahm mit der Schönen glücklich werden zu dürfen, ein für alle mal erledigt.“

Kaum hatte er zuende gesprochen, stürzte ich mich wie eine Furie auf ihn. „Du widerwärtiges Monster!“ schrie ich und schlug so fest ich konnte immer wieder auf ihn ein. Ich wollte ihm weh tun, meine Wut an ihm auslassen und diesen schrecklichen selbstzufriedenen Ausdruck aus seinem Gesicht prügeln.

Im ersten Moment war er zu perplex um auf meinen Angriff zu reagieren, doch dann packte er mich grob am Handgelenk und schlug mir so hart ins Gesicht, dass ich nach hinten taumelte und wimmernd zu Boden ging.

Misshandelt und mit gebrochenem Herzen blieb ich auf der Erde liegen und gab mich ganz dem Schmerz über den Tod des Menschen hin, der mir von allen am wichtigsten gewesen war.

Oh Erik...!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pairo
2015-05-10T17:19:30+00:00 10.05.2015 19:19
Nun was soll ich sagen - aus Interesse an der Materie "Phantom der Oper" habe ich angefangen deine Geschichte zu lesen.
Meine Meinung ist zweigeteilt, aber vorwiegend positiv.
Du schreibst sehr kurzweilig und verwendest auch recht schöne Bilder, die nicht einmal abgedroschen wirken.
Das ist ganz bemerkenswert!
Auch die Darstellung des Phantoms als "Guter" spricht mich immer sehr an. Wir erik-"Fans" wünschen uns doch alle nichts sehnlicher, als dass dieser liebevolle, unverstandene Mann endlich auch sein Glück findet, nachdem die Welt ihm so übel mitgespielt hat. (Auch, wenn er nun ein abgebrühter Mörder ist - was in keinem Falle zu verzeihen ist! Trotzdem weckt diese verletzte Seele ja immer die Ur-Beschützerinstinkte in uns P:)

Was mir aber nicht gefällt:
Teilweise bedienst du stark die Klischees um "Männlichkeit" und "weiblichkeit" - was gemessen an der Zeitperiode in der das Ganze spielt ja durchaus noch verständlich ist. ABER: Tödlich für jede sympathische Figur: "Meine schönen Augen..." - Oh NOE D: Das klingt so Mary-Sue. :I An anderen Stellen drückst du dich unglücklich aus. Beispielsweisr: "Misshandelt und mit gebrochenem Herzen"? Heiliger Schmalkringel ;) Zu viel plakativer Pathos!

Ansonsten habe ich aber nicht auszusetzen. Eine wirklich schöne, kurzweilige Lektüre, wo mit ein paar einfachen Wendungen der Charakter der "Hausfrauenlektüre" ausgemerzt werden kann.
Mach weiterhin so feine Arbeiten zu so schönen, romantischen Themen!


Zurück