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Tales of Symphonia

von

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Der Aufbruch

Prolog:

Der Aufbruch
 

Der 16. Geburtstag veränderte alles in meinem Leben, das wusste ich.

Mein Name ist Serah Aurion und das ist meine Geschichte.
 

Es begann alles an meinem 16. Geburtstag, mein Vater war bereits früh unterwegs und ich war um diese Zeit immer alleine. Mein Dad, Kratos Aurion, ist ein Engel, besser gesagt ein Seraphim und Mitglied von den Cruxis. Engel schlafen nicht, sie nehmen auch keine Nahrung zu sich, fühlen keinen Schmerz, keine Kälte und keine Hitze und heute würde ich auch zu einem werden.

Seitdem ich mich erinnern kann lebe ich hier in Welgaia, die Stadt der Engel, allerdings bin ich bisher der einzige Mensch. Das weiß jedoch niemand. Um hier Leben zu dürfen willigte ich ein an meinem 16. Geburtstag das Cruxis- Ritual zu vollziehen um ebenfalls ein Engel zu werden. Da mein Vater ein Seraphim ist werde auch ich einer werden, sowie ein Mitglied von Cruxis.

Ich atmete tief durch da ich nicht wusste was mich erwarten würde. Kurz nachdem ich meine langen, roten Haaren gekämmt hatte, betrat mein Vater unsere Wohnung. Vorsichtig trat ich aus meinem Zimmer heraus und sah Kratos leicht verunsichert an. „Bist du bereit?“, fragte er mich. Als Antwort nickte ich und gemeinsam gingen wir zu Yggdrasill. Er war der Anführer der Cruxis, aber auch ein langjähriger Freund meines Vaters.

Gemeinsam teleportierten wir uns in den Thronsaal des Blonden. Dieser schien auf mich zu warten.

Mein Vater ging zurück, ich sah ihm noch einmal kurz nach, bevor ich mich Yggdrasill zuwandt.

„Sieht so aus als würdest du nun endlich eine von uns werden, kleine Serah.“, sagte er, „Bist du aufgeregt?“ „Ich bin ein wenig nervös da ich nicht weiß was mich erwarten wird Lord Yggdrasill, dennoch werde ich diese Prüfung bestehen.“ Mein Gegenüber nickte und zeigte mir mit einer Gestik das ich ihm folgen soll. Wir gingen in einen dunklen Raum und er legte mir über meinen Brustkorb einen Cruxis- Kristall an.

„Dieses Ritual wird nicht ohne Schmerzen von statten gehen, Serah. Aber es werden die letzten sein, die du spüren wirst.“ Mit diesem Satz begann das Ritual, allerdings erinnere ich mich nicht mehr daran was geschehen ist, aber ich erinnere mich an den Schmerz. Ich konnte nicht schreien, ich hatte das Gefühl als würde ich daran ersticken, alles ging so schnell. Dieser Schmerz war unerträglich, es brannte auf meiner Haut. Lag es an dem Kristall oder an der Schutzfassung? Das Ritual hatte Spuren hinterlassen, ich war froh als diese Schmerzen vorbei waren.

Am späten Nachmittag brach ich daran zusammen und mein Vater sollte mich abholen. Er brachte mich in unsere Wohnung, meinte zu mir ich solle mich ausruhen.

„Aber... es... tut... so... weh....“, brachte ich mühsam hervor, während Kratos mich trug. Er sich auf die Couch, ich lag in seinem Arm und schlief ein.
 

Das ist nun über einem Jahr her.

Mittlerweile bin ich 17, habe weder gegessen, Schmerzen gespürt oder geschlafen. Nichts.

Meine Flügel ähneln den meines Vaters, im übrigen hat dieser mich auch trainiert.

Kratos erzählte mir das es bald an der Zeit ist, die Auserwählte zum Turm des Heils zu begleiten.

Er würde diese Aufgabe übernehmen. Es war nicht einfach ihn davon zu überzeugen mich mit zu nehmen aber ich habe meinen Willen durchgesetzt. Ich bin stur, genau wie mein Vater. Ich bin ruhig, verschlossen und sehr streng erzogen. Kurz gesagt ähnle ich Kratos sehr.
 

Gut zurück zum Thema, wir waren gerade auf den Weg nach Iselia, den Geburtsort der nächsten Auserwählten. Wir verrieten niemanden unsere wahre Identität, wir sagten wir wären Söldner. Nach einigen Stunden kamen wir endlich am Tempel an und schon hörten wir Schreie. Mein Vater und ich rannten hoch und halfen den Kindern den riesigen und robusten Gegner zu besiegen. Eine ältere Frau dankte uns. „Ein Glück, das ihr vorbei kamt und die Auserwählte gerettet habt. Es wäre..“ „Wir sind Söldner.“, unterbrach mein Vater, „Könnt ihr uns bezahlen übernehmen wir diese Aufgabe.“ „Nun gut, wir haben keine andere Wahl. Würdet ihr, nachdem die Auserwählte das Orakel empfangen hat, sie bitte nach Hause begleiten, dann besprechen wir den Rest.“ „In Ordnung.“ Das blonde Mädchen, welches wohl die Auserwählte ist ging in den Tempel. „Ich komme mit!“, rief ein Junge mit braunen Haaren. Er trug eine rote Jacke.“ „Llyod es ist besser wenn du nach Hause gehst.“ Dieser wollte allerdings nicht. „Dein Name ist Llyod?“, fragte mein Vater. „Sag mir deinen Namen bevor ich dir meinen verrate!“ „Ich bin Kratos, und das ist meine Tochter, Serah.“, sagte er gelassen, „Das ist kein Schulausflug.“

Dann mischte sich auch noch die Auserwählte ein: „Ich hätte Llyod gern dabei, ich fühle mich dann sicherer.“ „Humpf... Solange er nicht im Weg ist.“ Mit diesen Worten ging mein Vater in den Tempel. Nach ihm Lloyd, die Auserwählte und ein Junge der Genis genannt worden ist. Ich ging als letzte. Das Orakel in Empfang zu nehmen ging relativ schnell. „Wir gehen vor.“, beschloss Kratos. Gemeinsam mit der Auserwählten, welche Colette heißt, gingen wir in das Dorf und brachten sie nach Hause. Dort regelten wir alles mit ihren Eltern und dem Bürgermeister. Wir hatten den Job allerdings war der Bürgermeister alles andere als begeistert davon das ich mitgehe. „Nun, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Sir Kratos, aber ich bin dagegen dass das Mädchen mitgeht.“ „Ohne meine Tochter werde ich den Auftrag nicht annehmen.“ Am Ende blieb dem Bürgermeister nichts anderes übrig als nachzugeben. Mein Vater kann bis auf das Blut diskutieren, etwas wofür ich ihn sehr beneide. Am späten Nachmittag mussten wir Colette zu Lloyd begleiten, da sie ihn unbedingt verabschieden will. Als wir durch das Dorf gingen blieb mein Blick an einem Mädchen mit langen, weißen Haaren hängen. Zusammen mit Genis und einer anderen Frau, welche sich als Raine vorstellte, kam sie auf uns zu. Das Mädchen stellte sich als Sylphe vor. Sie meinte sie und Raine würden uns morgen begleiten. Mein Vater schien alles andere als begeistert zu sein aber nachdem Sylphe sagte sie wolle nur nach Palmacosta, schien sich seine Laune etwas zu verbessern. Wir gingen gemeinsam durch den Wald zu einem Haus, in diesem schien wohl dieser Lloyd zu wohnen. Ich mochte ihn nicht, meiner Meinung nach hat er keine Erziehung genossen und der hellste scheint er auch nicht zu sein.

Jedoch beachtete ich ihn nicht weiter sondern betrachtete die Natur. Es kam schließlich nicht besonders oft vor, das ich die Außenwelt sehen und genießen kann. In Walgaia nennen mich alle Lady Serah, da mein Vater so hoch angesehen ist. Lord Kratos nennen sie ihn. Es stört mich nicht, ich kenne es nicht anders, so bin ich eben aufgewachsen.
 

Nachdem wir endlich an dem Haus von Lloyd ankamen ging ich als erstes in eine Ecke und setzte mich auf einen Stein. Ich verzog keine Miene, eine Eigenschaft die ich mir von meinem Vater angewöhnt habe. Während der Wind wehte und meine Haaren an meinen Wangen streichten, sah ich wie die Auserwählte in das Haus ging. Auch die anderen schienen sich alle zu unterhalten.

Mein erster Eindruck von Collete war nicht besonders gut, sie ist sehr tollpatschig. Und soetwas ist die Auserwählte. Sie soll die Welt retten.. Na Glückwunsch.., so in etwa sind meine Gedanken.

Was soll ich auch groß dazu denken, auf den Weg hierher ist das Mädchen mindestens 5 mal hingefallen oder ausgerutscht. Das tut ja schon weh, davon abgesehen das sie ein Jahr jünger ist als ich.

Ein Seufzen verließ meine Kehle, kurz darauf spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, welche mich aus meinen Gedanken riss. Ich drehte meinen Kopf zu der Person hinter mir und erkannte im Mondlicht meinen Vater. „Willst du dich ausruhen?“, fragte er. Instinktiv schüttelte ich meinen Kopf. „Du hast deine Kräfte bereits ein Jahr, aber sie sind immernoch nicht ausgereift. Du musstest dich bisher noch nicht so verausgaben.“ „Ich weiß.“ „Übertreibe es nicht“, begann er. Er sah mich eindringlich an und fuhr leise fort: „Auch wenn du keinen Schmerz mehr spüren kannst, solltest du deine Grenzen kennen.“ Ich nickte nur darauf. „Aber ich kann doch überhaupt nicht mehr müde werden.“

Mein Vater lächelte mich an und antwortete: „Das nicht, aber du kannst dennoch erschöpft sein.“ Bei diesem Satz sah er mich nicht mehr an sondern schaute zu der Auserwählten und Lloyd, die eben aus dem Haus gekommen sind. Auch mein Blick fiel auf die beiden.

Kurz darauf verabschiedeten sie sich voneinander und wir gingen zurück in das Dorf.

Dort angekommen trennten sich die Wege, Slyphe, Raine und Genis gingen in ihr Haus und mein Vater und ich machten uns auf den Weg ins Gasthaus, nachdem wir das blonde Mädchen zu Hause abgesetzt haben. Es durfte immerhin nicht auffallen das wir anders sind. Nachdem wir das Gasthaus betraten klärte mein Vater noch etwas ab und ich ging schon hoch in das Zimmer.

Wie von selbst ging ich zum Fenster und sah hinaus. Kurze Zeit später vernahm ich das knarren der Zimmertür, ich wusste das es nur mein Vater sein konnte und drehte mich deshalb nicht um. Stille, keiner von uns beiden sagte etwas. Mein Blick richtete sich nach einer Weile in den Himmel und wie von selbst öffnete ich das Fenster um diesen besser sehen zu können.

Erneut vernahm ich ein Geräusch, diesmal war es das knarren eines vermutlich alten Stuhles.

Wieder strich eine sanfte Brise meine Wange und ließ meine langen Haare etwas aufwirbeln.

Nach einiger Zeit unterbrach mein Vater das Schweigen: „Du solltest dich ausruhen, Serah.“ Schnell drehte ich mich um und sagte: „Aber es geht mir gut, ich bin weder erschöpft noch verausgabt.“ Mein Vater kann Wiederworte nicht leiden, wie auch in dieser Situation. Er sah mich ernst an, stand dann auf und im nächsten Moment kam er auf mich zu. Kratos nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Ich finde es seltsam, ich schlafe doch eh nicht.“ „Du könntest dich dennoch ausruhen vorallem da du noch nicht im vollen Besitz deiner Kräfte bist. Dein Körper hat sich noch nicht an die Umstellung gewöhnt.“ Verdutzt sah ich ihn an. „Auch noch nicht, nach einem Jahr?“ Mein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Das dauert etwas, mein Kind. Vielleicht 2-3 Jahre oder länger. Das kann ich dir nicht sagen.“ „Schade.. Ich hab nicht gewusst dass das so lange braucht.“ Kratos tätschelte mir den Kopf und lächelte dabei. Ich gab nach und legte mich hin, mein Vater löschte das Licht. Ich konnte die Grillen hören, welche die Stille unterbrachen. Innerlich fragte ich mich, ob es eine kalte oder warme Nacht war. Ab und an vermisste ich das Gefühl der Wärme und der Kälte. Ich schloss die Augen und genoss die Ruhe. Das ich nicht mehr schlafen kann und dennoch im Bett mit geschlossenen Augen liege empfand ich als merkwürdig.
 

Als ich am nächsten Morgen bemerkte, dass die Sonne aufging, schlug ich schlagartig meine Augen auf. Ich setzte mich auf und betrachtete den Raum, jedoch war ich allein. Auch das Fenster war geschlossen. Ich stand auf und ging zu diesem. Mein Blick richtete sich nach unten, dort sah ich meinen Vater stehen.

Schnell eilte ich hinunter, nachdem er mich hörte sah er zu mir auf und machte ein fragendes Gesicht. „Seid wann bist du hier unten, Papa?“ „Schon eine Weile.“ „Wieso habe ich das nicht mitbekommen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das weiß ich leider nicht, aber ich war auch ziemlich leise.“ „Oh“, sagte ich ungläubig.

„Guten Morgen.“, sagte eine Frauenstimme. Wir drehten uns um und sahen Raine und Sylphe. „Morgen.“, sagte ich höflicher Weise. „Dann wollen wir mal die Auserwählte abholen und uns auf die Reise machen.“

Gemeinsam gingen wir zum Haus der Auserwählten um mit der Reise zu beginnen.

Der Weg war nicht besonders lang und nach wenigen Minuten sind wir auch angekommen.

Das blonde Mädchen wartete bereits auf uns. Ich wusste von ihrem Schicksal und fragte mich wie sie dennoch so lachen konnte.
 

Nach der morgendlichen Begrüßung verließen wir Iselia und machten uns auf nach Triet. Der Weg war relativ ruhig. Hin und wieder begegneten uns einige Monster, aber diese waren schnell besiegt.

Die Auserwählte war beim Kämpfen allerdings keine besonders große Hilfe.

Ich sicher auch nicht, obwohl ich von meinem Vater trainiert worden bin, so habe ich nie echte Kämpfe ausgeführt. Nach einem Marsch von ungefähr 2 Stunden erreichten wir Triet, es war bereits Mittag und die Sonne stand am höchsten. Aus den Reaktionen von Colette und Raine entnahm ich, das es sehr warm sein musste. Wir gingen gemeinsam in das Gasthaus und unterhielten uns über das erste Siegel. „Die Ruinen von Triet...“, murmelte ich leise und unbewusst. „Du weist darüber Bescheid?“, sprach Raine mich an. Ihre Augen funkelten und ich hatte ehrlich Angst das sie mich jeden Moment anspringen könnte. Ich wich etwas auf dem Stuhl zurück und rückte näher an meinen Vater.

Die Lehrerin fragte mich was ich über die Ruinen weiß und ich erzählte ihr alles Wissenswerte was ich darüber gelesen hatte. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie positiv überrascht. „Wow, ich hätte nicht erwartet das du so viel darüber weist.“, begann sie und wandte sich anschließend Kratos zu: „Sie haben eine ausgesprochen intelligente Tochter.“

Mein Vater nickte darauf hin nur. Natürlich bin ich nicht auf den Kopf gefallen, immerhin hatte ich in Welgaia fast nichts zu tun und um mir die Zeit zu vertreiben las ich eben Bücher. In der Bibliothek gab es eine Menge und auch zu Hause standen eine Menge rum. Ich habe jedes Buch mindestens 2 mal durchgelesen, allerdings würde ich das Raine nicht erzählen.

Während wir alle so am Tisch saßen und sich Sylphe ganz zurückzog kam einige Momente später Genis zu uns. Er wirkte panisch und war außer Atem. „Was ist passiert?“, fragte Colette.

Der Jüngere erzählte uns das Lloyd aus Iselia verbannt worden ist und nun von Desains eingesperrt wurden ist.

Rasch standen wir auf und folgen Genis, welcher uns zu einem Gebäude nahe Triet brachte.

Ohne große Worte stürmten wir dieses und erledigten so viele Desains wie möglich.

Slyphe steckte ihre klingen beiseite und auch mein Kampfstab erhielt durch einen Klick wieder in seine ursprüngliche Form und Größe, sodass ich diesen wieder an meiner Beinschnalle befestigen konnte. Kurze Zeit später fanden wir den Gesuchten auch schon, zusammen mit einigen Desains und einem anderen Halbelf. Dieser stellte sich als Botta vor, und musterte mich im nächsten Atemzug, kurz darauf auch meinen Vater. „Dieses Mal geb ich mich geschlagen.“, meinte er und verschwand. „Danke...“, gab Lloyd kleinlaut von sich. Leicht genervt sah ich zu ihm hin und beobachtete wie Colette sich ihm an den Hals wirft. „Hey, ehm.. Serah?“, sprach mich Slyphe an. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung. „Hm?“, kam es von mir. „Wo hast du denn so kämpfen gelernt?“Alle sahen mich an. „Ich denke das kann ich dir in Triet auch noch erklären. Wir sollten ersteinmal von hier verschwinden.“ Alle stimmten mir zu und wir verließen das riesige Gebäude um zurück nach Triet zu gehen.

Erneut landeten wir im Gasthaus. Dort erklärte ich Slyphe das mich mein Vater trainierte. Sie bestand darauf das ich ihr Unterricht gab, allerdings lehnte ich ab. „Ich bin selber noch Schüler, aber ich denke nicht das Papa etwas dagegen hat gegen dich zu kämpfen. Du bist wirklich gut Syplhe.“ „Glaubst du? Danke. Ich habe mir alles selber beigebracht.“ Darauf lächelte ich nur. Irgendwie fing ich an, das Mädchen zu mögen.

Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang, bis sie sich auf ihr Zimmer begab und sich ins das Bett legte.

Ich war die einzige die noch wach war und nutzte diese Chance meine Magischen Fähigkeiten weiter auszufeilen. So verließ ich das Gasthaus und ging in die Nähe der Stadtmauern. Ich achtete darauf das mich keiner sah und nach einem kurzen Blick in den Himmel bemerkte ich einige Vogelmonster. Meine Hand griff nach dem Kampfstab, holte ihn hervor um ihm im nächsten Moment auszufahren. Mit beiden Händen hielt ich ihn sicher vor meinem Gesicht. Ich konzentrierte mein Mana, unter meinen Füßen bildete sich ein Kreis und in diesem war ein Pentagramm zu erkennen. Ich fing an zu leuchten, doch ehe ich irgendeinen Versuch starten konnte die Zauberformel zu sprechen wurde ich unterbrochen. „Du bist noch nicht soweit, Serah.“ Erschrocken drehte ich mich um, zu der Stimme hinter mir. Durch das Mondlicht konnte ich erkennen, das es sich hierbei um meinen Kratos handelte. Ich nahm meine Arme zur Seite und hielt meine Waffe sehr locker. „Du hast es mich nicht mal versuchen lassen...“ „Soll ich riskieren das du mir wieder zusammenbrichst, so wie nach dem Ritual und du morgen nicht in der Lage bist mit in den Tempel zu kommen?“ Seine Stimme klang streng mit einem Hauch Wut. „Nein...“, gab ich leise von mir. „Serah...“, meinte er besorgt, „Es ist nicht so das ich etwas dagegen habe wenn du diesen Zauber lernen willst, allerdings ist deine Kondition noch zu schwach. Der heutige Tag hat dich erneut eine Menge Kraft gekostet.“ „Ein wenig, zu Hause konnte ich ja auch nicht viel machen.“ „Eben. Du solltest die Dinge langsam angehen. Keine Sorge du lernst diesen Zauber schon noch, da bin ich mir sicher.“ Ich ging auf Kratos zu und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Und wenn es gar nicht besser wird..“ „Unsinn, es wird dir nur die erste Zeit so schwer fallen. Schau dich an, Serah, du bist zum ersten Mal außerhalb von Welgaia. Was hast du erwartet? Du warst die meitste Zeit zu Hause und hast gelesen.“ „Ja.. stimmt schon.. Tut mir leid, Daddy.“

In solchen Momenten frage ich mich immer, ob ich nicht eine Last für ihn bin. Es wäre vielleicht besser gewesen wenn ich zu Hause geblieben wäre.

Ich bin einfach zu schwach, auch wenn es laut meinem Vater, sich bald ändern sollte.

Kurz darauf tätschelte er mir den Kopf und sagte: „Wenn du schon unbedingt üben magst dann..“ Ich ging einige Schritte zurück, wusste was nun passieren würde, und mein Vater zog sein Schwert. Ich nickte und machte mich ebenfalls Kampfbereit.

„Ehm.. Papa...“, begann ich. Doch er kannte mich zu gut und wusste was ich sagen wollte. „Keine Sorge, ich nehme mich zurück, solange bis du sagst ich soll es nicht mehr tun.“

Ich nickte und im nächsten Moment griff ich ihn an. Das Metall schlug aufeinander doch ich konnte dem Gegendruck nicht besonders lange stand halten und wurde leicht zurückgeworfen. Meine Reaktion war so gut das ich mich in der Luft noch so bewegen konnte um auf meinen Beinen zu landen. Ehe ich aufsah kam mein Vater auf mich zu doch ich wich aus und blockte seine Klinge ab.

Erneut hielt ich den Druck nicht aus, doch diesmal fiel ich zu Boden. Auf den Knien und zu Boden schauend hielt ich inne. Ich griff erneut nach meiner Waffe und stand ruhig auf. Mir war bewusst das mein Vater wartete und neugierig war was ich nun versuchen könnte. Ruhig drehte ich mich zu ihm doch ehe ich einen Angriff starten konnte wurden wir unterbrochen.

Ich sah zum Stadteingang und eine männliche Gestalt kam auf uns zu. „Das war echt klasse. Ich wusste gar nicht das ein Mädchen so kämpfen kann.“ „Was willst du damit sagen Lloyd?“, fragte ich den Braunhaarigen. „Nichts. Ich hätte nur nicht erwartet das du so viel kannst... immerhin...“ „Immerhin was?“ Langsam wurde ich ungeduldig. „Eh...“ „Immerhin bin ich so dünn und wirke so zerbrechlich? Ist es das was du sagen wolltest?“ „Ja..“, gab er zu. „Du solltest vielleicht hinter die Fassade sehen bevor du jemanden nach dem Aussehen beurteilst.“, meinte ich leicht angesäuert.

Mein Gegenüber sah mich schuldbewusst an und anschließend zu meinem Vater.

„Würden Sie auch gegen mich kämpfen?“, fragte er anschließend. Ich traute meinen Ohren nicht.

„Es ist okay, ich guck euch zu.“; meinte ich und ging zu einem Stein um mich darauf zu setzten.

„Halt dich nicht zurück, Kratos!“, meinte der Junge. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.

Ich glaube ja nicht das Lloyd eine Chance gegen meinen Vater hat und schon gar nicht wenn er sich nicht zurückhalten soll. Was denkt er sich denn nur dabei? Ich konnte beobachten wie Lloyd seine Zwillings- Schwerter aus der Schwertscheide zog und in Angriffsposition ging. Kurz darauf griff er meinen Vater an, dieser blockte den Angriff ganz gelassen und schlug den Braunhaarigen zurück. Dieser fiel zu Boden. Dieses Schauspiel wiederholte sich noch einige Male. Es war wirklich ein interessantes Bild. „Mach eine Pause.“, meinte mein Vater und kam auf mich zu. Ich sah zu ihm auf und anschließend zu Lloyd. Auch der eben genannte kam auf uns zu. „Ich gebe es ungern zu, aber Sie sind wirklich sehr stark.“

Klar was hast du denn auch erwartet von einem 'Söldner'. Das du ihm das Wasser reichen kannst?

Idiot..., dachte ich.

Kurze Zeit später fiel mein Blick in den Sternenhimmel, eine Tatsache sie nicht unbemerkt blieb.

„Beobachtest du auch immer die Sterne?“, wurde ich gefragt. „Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, dann ja.“ Ich sah meinen Gesprächspartner an, dieser lächelte und sagte: „Ich tu das auch fast jede Nacht. Es erinnert mich an meine Kindheit, als meine Mutter noch lebte.“ Entsetzt sah ich ihn an. Die Tatsache das er ebenfalls keine Mutter hatte war wirklich ein Zufall. „Tut mir leid..“, meinte ich leise. Anschließend ging mein Vater in die Stadt und ließ uns allein zurück.

„Hey, Serah. Warum bist du mit deinem Vater unterwegs.“ Fragend sah ich Lloyd an. „Was meinst du?“ „Warum bist du ebenfalls ein Söldner, oder willst einer werden? Ist das dein Wunsch?“ „Oh, das meinst du. Ich hatte keine andere Wahl. Seitdem ich mich erinnern kann, gab es in meinem Leben nur Papa und mich.“ „Du hast keine Mutter?“ Traurig schüttelte ich mit dem Kopf. „Nein. Papa sagte sie wurde von Desains getötet während wir nicht zu Hause waren. Wir lebten außerhalb der Stadt und Papa hat mich vom Kindergarten abgeholt, nachdem wir zu Hause ankamen stand unser Haus in Flammen, so hat er es mir erzählt. Ich war 3 Jahre alt und erinnere mich nicht an diesen Vorfall. Und um Papa zu unterstützen und um die zu beschützen die ich gern habe entschloss ich ihn zu begleiten. Er und ich sind ein gutes Team.“ Lloyd hörte mir aufmerksam zu und nickte im Anschluss. „Das stimmt. Ich habe euch beide kämpfen sehen. Ihr seid wie eine Einheit. Alles ist aufeinander abgestimmt. Das ist wirklich beneidenswert.“ „Danke. Auch wenn ich in den letzten Tagen mein Training etwas vernachlässigt hab.“ „Das holst du sicher nach.“

Ich lächelte mein Gegenüber an und fragte: „Was ist mit deinen Eltern?“ Stille. „Lloyd“, fragte ich leise. „Ich weiß nichts über sie. Diesen Exphere habe ich von meiner Mutter bekommen, sie wurde ebenfalls von Desains getötet als ich 3 war und meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Dirk hat mich großgezogen.“ Was für ein Zufall.., dachte ich und stand auf. Allerdings wollten meine Beine mich nicht mehr tragen und ich brach zusammen. Lloyd fing mich auf und trug mich in die Stadt.

Ich spürte wie mein Exphere anfing zu leuchten. Um mich herum verschwomm alles. „Kratos!“, rief der Junge. Nach einigen Rufen kam dieser auch. Lloyd übergab mich an den Älteren und dieser trug mich in das Zimmer. „Auch du solltest dich ausruhen.“ „In Ordnung.“

Eine leichte Brise wehte und im selben Moment leuchtete der Cruix- Kristal an meinen Körper stärker. Ich bekam keinen Ton heraus sondern lediglich ein keuchen.

Mein Vater trug mich in unser Zimmer und legte mich auf das Bett. Nach einem Jahr spürte ich wieder Schmerz. Ein Stechen gemischt mit einem Brennenden Gefühl. Ich spürte wie mein Körper verkrampfte. Reflexartig kniff ich die Augen zusammen.

„Beruhige dich, Serah.“ Papas Stimme klang besorgt und ich konnte ihm nicht antworten.

Er legte schützend eine Hand auf meine Schulter. Nach einigen Minuten, gefühlten Stunden, des Schmerzes kam ich wieder zu mir. Langsam öffnete ich die Augen und sah in die meines Vaters. Das mein Exphere immer noch leuchtete, beunruhigte mich. „Papa....“, begann ich. Dieser schüttelte allerdings mit dem Kopf. „Ruh dich aus.“ „Was ist mit dir?“, fragte ich eindringlich. „Nichts, es wäre vielleicht für dich besser gewesen das Ritual nicht zu machen.“ „Du weist genau was dann passiert wäre!“ „Ja...“ Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl das mein Vater etwas vor mir verheimlicht. Die Frage war was und warum, wir erzählten uns doch sonst immer alles.

„Papa, was ist passiert?“ „Du bist nun im Besitz deiner vollen Kräfte, aber übertreibe es am Anfang noch nicht. Durch die Anstrengungen die du erlebt hast, konnten sich deine Kräfte völlig entfalten und dein Körper hat sich nun komplett umgestellt. Allerdings solltest du deine schwache Kondition nicht außer Acht lassen und dich nicht überanstrengen.“ Langsam richtete ich mich auf und umarmte meinen Vater. „Tut mir leid, das ist alles meine Schuld.“ „Unsinn, Serah. Es war zu erwarten dass das noch passieren würde.“ „Ich hab dich lieb, Papa.“ Mein Kopf schmiegte sich an seinen Brustkorb und ich schloss die Augen. Ich spürte wie mein Vater seine Arme um mich legte und mich fest an sich drückte. „Ich dich auch, mein Kind.“ Wir verharrten noch eine Weile so, bis die ersten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fielen. Mir wurde bewusst das der neue Tag anbrach. Die Nacht war endlich vorrüber. Mein Vater und ich lösten die Umarmung und er legte mir noch eine Hand auf den Kopf während er fragte: „Hast du noch Schmerzen, Serah?“

„Nein, es ist alles okay.“ Ich sah auf den Stein, welcher an meinem Brustbein befestigt ist und bemerkte das er aufgehört hat zu leuchten. Alles kehrte zu seiner Normalität zurück.

Kratos erhob sich vom Bett und ging nach unten, ich tat es ihm gleich und gemeinsam warteten wir vor dem Gasthaus auf die anderen damit wir zum ersten Siegel aufbrechen konnten. Kurz nach uns kam Lloyd aus dem Gasthaus. Er lächelte mich an und fragte ob es mir wieder gut ginge. Als Antwort nickte ich. Nach dem Braunhaarigen folgten Genis und Raine. Wir warteten geduldig auf die Auserwählte und Sylphe.

Diese kamen einige Minuten später. „Guten Morgen!“, sagte Colette freundlich. Sie war gut gelaunt wie auch die Tage davor. Ich fragte mich immernoch wie sie so lachen konnte, vielleicht kann ich es auch nicht verstehen da ich nie Freunde in meinem Alter hatte.

So gesehen hatte ich noch nie einen Freund gehabt. Meine einzige Vertrauensperson ist mein Vater. Er wusste das auch.

In meinem Leben gibt es keine andere Person der ich so nahe steht und anders herum.

Sylphe kam freudestrahlend auf mich zu um mich im nächsten Moment an die Hand zu nehmen. „Sieht so aus als würden wir heute zu dem ersten Siegel gehen, ich bin so aufgeregt.“ „Ja, ich auch.“ „Woher weist du so viel über die Ruinen von Triet.“ „Ich hab einiges darüber gelesen.“, gab ich wahrheitsgemäß zu. „Oh, ich dachte nicht das du viel zum Lesen kommst...“ „Warum nicht?“ „Ich dachte du und dein Vater seid viel unterwegs.“ „Das stimmt schon, aber hin und wieder finde ich zu Hause Zeit zum lesen.“, erklärte ich.

„Sie haben wirklich eine wundervolle Tochter, Kratos. Ich sehe nicht oft Kinder in ihrem Alter die gern lernen und Bücher lesen.“, meinte Raine und schaute dabei zu Lloyd, „Nicht einmal Sylphe ist so besessen von Literatur und von Lloyd brauch ich gar nicht erst anfangen.“

Auf die Worte der Silberhaarigen lächelte mein Vater nur. War es ein Zeichen dafür das er Stolz auf mich ist oder das es ihm unangenehm ist das ich so in den Himmel gelobt wurde.

Um das Thema schnell zu wechseln meinte ich: „Wir sollten langsam los gehen, findet ihr nicht?“

Ein Nicken von allen anderen gleichzeitig war das Zeichen des Aufbruches.

Wir verließen gemeinsam die Stadt und gingen zu dem ersten Siegel, das Siegel des Feuers in den Ruinen von Triet.

Das erste Siegel

Kapitel 1: Das erste Siegel
 

Während Lloyd, Colette und Genis vorgingen, lief Sylphe neben mir. Störend war es nicht nur fielen mir irgendwann einfach keine Antworten mehr auf ihre Fragen ein. Sie stichelte mich noch immer ich soll sie trainieren, dabei habe ich mehr als einmal nein gesagt und meinen Vater fragt sie auch nicht. Sie hat Angst, sagt sie. Irgendwann ging mir ihr gebettel auf die Nerven und ich blieb stehen. „Na schön wenn du solche Angst hast!“, fing ich meinen Satz an, drehte mich zu Kratos und fragte: „Papa, Sylphe traut sich nicht zu fragen, aber könntest du ihr nicht beim Training helfen?“.

Schon mischte sich Lloyd ein, meine Meinung zu ihm hatte sich seid unserem Gespräch etwas gebessert, aber nicht viel. „Das wäre doch eine super Idee! Sylphe du kämpft ebenfalls mit Doppelschwerter, wir könnten auch mal einen Kampf austragen.“ „Gerne, Lloyd.“

„Wenn es sein muss, von mir aus.“, sagte mein Vater zu meiner Frage. Sylphe strahlte und dankte mir. Ich fragte mich natürlich was daran so schwer war ihn selber zu fragen, aber vielleicht liegt es an Papas Ausstrahlung. Trotzdem verstehe ich es nicht warum sie Angst hatte, er würde ihr sicherlich nicht den Kopf abreißen.
 

Unser Marsch dauerte eine Stunde bis wir vor der Ruine standen. Raine war völlig aus dem Häuschen und begutachtete alles genaustens. Genis schien sich sichtlich für seine große Schwester zu schämen. Ich kann wirklich froh sein keine Geschwister zu haben, aber vielleicht wäre ich dann auch nicht immer so einsam. Solche Gedanken sollte ich nicht haben, auch wenn ich mich nicht wirklich an meine Kindheit erinnern kann. Alles was ich weiß ist, das ich in Welgaia aufgewachsen bin. Ich kenne meine Mutter nicht, leider. Manchmal frage ich mich wie sie wohl wahr, aber ich habe meinen Vater nie darauf angesprochen. Es war für mich wie ein Tabu- Thema, womit ich ihn eventuell verletzen könnte und das wollte ich nicht.

Ich warf diese Gedanken schnell beiseite und beobachtete das Geschehen. Colette stand vor dem Orakel Stein und Raine erklärte was zu tun ist. Die Auserwählte legte ihre Hand auf den Stein und der Eingang offenbarte sich. Gemeinsam gingen wir die Treppe hinunter.

Von innen schien die Ruine jedoch nicht wie eine Ruine, sie war relativ gut erhalten. Raine stürmte vor und bekam einen erneuten 'Anfall'. Kratos fragte: „Ist sie immer so?“ „Ist sie?“, fragte Lloyd ebenfalls. Genis wurde sehr verlegen und meinte: „Ich habe immer versucht es zu verstecken.. Tut mir leid.“ Wir gingen einfach weiter, während Raine anfing sich mit den Boden anzufreunden.

Doch dann passierte es erneut. Colette stolperte und wenn Lloyd nicht reagiert hätte, wäre sie mal wieder hingefallen. Mein Blick fiel nach hinten und Raine schien uns wieder einzuholen. Anschließend gingen wir noch einige Schritte und standen letztendlich vor einem Teleporter. Dieser brachte uns in den Altarraum. Hier würde Colette das erste Siegel brechen und einen schweren Weg wählen, den einen Engel zu werden. Doch so einfach war das nicht, zuerst mussten wir gegen so ein Feuermonster, ich nenne es mal den Wächter, kämpfen. Lloyd zückte die Schwerter und sagte: „Wenn wir den hier besiegen, wird das Siegel gebrochen!“ Kratos stellte sich, mit gezogenen Schwert, neben ihn und meinte: „Warte, bis der Gegner seinen Zauber begonnen hat.“ „Sieg für den, der als erstes angreift!“, antwortete Lloyd. „Sei nicht naiv! Möchtest du von seinem Kopf aufgespießt werden?“, platzte es aus mir heraus.

Der Wächter konzentrierte noch immer seinen Zauber während mein Vater sagte: „Raine, Sie konzentrieren sich auf das heilen. Genis, du begibst dich in die Mitte und greifst von dort aus an. Unterstütze und mit deiner Magie. Serah, du beschützt die Auserwählte. Lloyd und Sylphe, sobald der Gegner seinen Zauberspruch startet, stürzen wir uns auf ihn. Verstanden?“ Wir alle bejahten den Befehl und machten uns kampfbereit. Ich zog meinen Kampfstab und fuhr ihn aus. „Colette bleib bitte hinter mir.“

Der Wächter kam auf uns zu, setzte eine Art Flammenwurf ein, doch er traf sein Ziel nicht. Lloyd, Sylphe und Papa sprangen empor und wichen somit aus, nicht nur das, denn im selben Moment starteten sie einen Gegenangriff. Sie waren echt gut. Der Gegner war abgelenkt und wurde immer wieder von den Schwertern getroffen. Lloyd wurde in dem Moment, in dem er nicht aufgepasst hatte, von dem Wächter angegriffen und schmetterte gegen die Wand. „Icicle!“, rief Genis.

Lauter kleiner Eisberge ragten aus dem Fußboden, allerdings wurden sie sehr schnell wieder zerstört. Ein Feuerball kam auf uns zu. Ich rannte nach vorn und schleuderte ihn mit meinem Kampfstab zurück. „Gutes Timing, Serah.“, lobte Raine mich. Kurze Zeit später fiel auch Genis zu Boden und Raine kam mit dem heilen nicht mehr hinterher. Deshalb beschloss ich meinen Vater zu unterstützen und gemeinsam mit ihm und Lloyd versetzten wir dem Monster den letzten Schlag.

Colette ging nach vorne und Remiel erschien. „Nun gut.. Im Namen der Engel, verleihe ich dir ein Teil unserer Kraft.“ Regenbogenfarbende Lichter umkreisten die Auserwählte und sie bekam lavendelfarbene Flügel. Da ich selber weiß, wie schwer es ist ein Engel zu werden und welche Schmerzen es sind, hoffe ich das Colette stark genug ist dem stand zu halten. Remiel sprach weiter: „Das nächste Siegel liegt im fernen Osten. Dort werde ich auf euch warten, Auserwählte.“

Anschließend verschwand Remiel. Lloyd und Genis gingen zu ihrer Freundin und meinten: „Das ist doch cool.. oder Lloyd?“ Collete schien ziemlich sprachlos zu sein, bedankte sich trotzdem. Ich hörte Papier rascheln und drehte mich um. Raine hatte eine Karte hervorgeholt und mein Vater sagte: „Wir müssen über das Meer. Hoffentlich bekommen wir ein Schiff nach Palmacosta.“ Raines Blick erstarrte und sie schaute verlegen zur Seite. „Aber... wäre es nicht sicherer über das östliche Land zu reisen..?“ „Haben Sie Angst vor Wasser?“ Da fühlte sich Raine ertappt. Plötzlich rief Genis ganz aufgebracht nach ihr und wir sahen alle zu Colette. Sie ist zusammengebrochen . Raine untersuchte sie und sagte das es nicht weiter schlimm sei. Sie leidet an Engels- Toxikose. „Das erinnert mich an mich, damals...“, meinte ich leise zu meinem Vater. Doch als Antwort bekam ich nur ein Lächeln.

Wir brachten die Auserwählte zurück in die Stadt, damit sie sich besser ausruhen konnte. Ich saß draußen am Brunnen, vor dem Gasthaus. Die Sonne ging bereits unter und ich beobachtete Lloyd wie er gegen meinen Vater kämpfte. Das Metall der Klingen schlug aufeinander, immer und immer wieder bis Lloyd schließlich ganz nach hinten gedrängt wurde und mit dem Rücken zur Wand stand. Kratos hielt ihm die Klinge an den Hals, Lloyd atmete heftig. Er schien ziemlich außer Atem zu sein, kein Wunder nach diesem Training. Papa nahm die Klinge wieder runter und sagte: „Mach eine kurze Pause.“ Anschließend kam er auf mich zu und ließ sich neben mir nieder. Links neben mir saß mein Vater und recht neben mir war nun auch Lloyd und kühlte sich mit dem Brunnenwasser ab. „Lloyd für welchen Zweck soll ich dich trainieren? Für welchen Zweck willst du stärker werden? Um deine Mutter zu rächen?“ Miteinmal wurde es ganz still um uns. Lloyd sah bedrückt zu Boden und meinte ehrlich: „Ich hasse die Desians... . Aber im Moment ist es für Colette. Ich möchte stärker werden, um sie zu beschützen. Aber selbst wenn ich stärker werde, kann ich den Schmerz nicht von ihr nehmen. Das weiß ich, aber... aber...“ Papa stand auf, ging einige Schritte und meinte: „Mit diesen Gefühlen wirst du stärker werden können.“ Dann ging er und Lloyd lächelte glücklich. Doch irgendetwas war anders an meinem Vater, er war zwar schon immer sehr nachdenklich aber nie so. Es schien ihm etwas zu bedrücken. „Dein Dad ist echt cool, Serah. Ich beneide dich. Ich wünschte ich hätte so einen Vater.“ „Möchtest du wissen wer dein echter Vater ist?“, fragte ich Lloyd und er nickte. „Ja gerne. Ich möchte wissen warum er mich und meine Mutter damals alleine gelassen hat, warum er nicht da war.“, seufzend setzte er sich neben mich und fuhr fort: „Und ob ich vielleicht Geschwister habe. Ich bin wirklich glücklich bei Paps, aber es ist nicht das selbe als wenn man von seinen richtigen Vater aufgezogen wir.“ „Ja ich kann mir schon denken was du meinst. Wir sollten wieder zum Gasthaus, findest du nicht?“ „Ja du hast recht.“ Wir standen auf und ich meinte noch: „Ach, Lloyd.“ „Ja?“ „Du bist doch nicht so ein Idiot wie ich dachte.“ „Ehm.. danke?“ Wie beide lachten und gingen zurück in das Gasthaus. Dort machte sich Lloyd auch gleich nach seiner Freundin kundig, ihr Zustand war immer noch unverändert.

Raine ging wieder nach oben während Genis und Lloyd etwas essen gingen. Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb anschließend bei meinem Vater hängen, deswegen ging ich zu ihm hin. „Du bist in letzter Zeit so nachdenklich.“, meinte ich. „Es ist alles in Ordnung, Serah.“ „Den Eindruck machst du aber nicht.“ Er sah mich lächelnd an. „Mach dir nicht so viele Gedanken.“
 

Nachts, während alle schließen starrte ich aus dem Fenster. Raine war zusammen mit Colette in einem Zimmer, Lloyd mit Genis und meinem Vater und Sylphe mit mir.

Die Nächte waren zu lang für mich, ich weiß gar nicht mehr wie es ist zu schlafen.

Ein stechender Schmerz riss mich aus den Gedanken und ich ging in die Knie. Meine linke Hand krallte sich in das hölzerne Fensterbrett, während ich die andere auf meinen Curxis- Kristall legte. Ich sah hinab und bemerkte das er wieder leicht glühte. „Sei ein braves Mädchen.“, hörte ich eine Stimme durch meinen Kopf hallen. Ich erkannte sie, sie gehörte Yggdrasill. Aber was wollte er von mir, ich hatte doch nichts falsches getan. Warum fügte er mir diese Schmerzen zu. Ich dachte als Engel könnte ich keine Schmerzen mehr spüren warum aber dann diese? Würde ich je eine Antwort darauf bekommen?

Nach einiger Zeit ließ das Stechen nach und ich richtete mich wieder auf. Einzelne Haarsträhnen fielen in mein Gesicht, meine Atmung wurde schneller. Es war unsere Aufgabe aufzupassen das die Auserwählte nicht scheiterte und diesen Auftrag würden wir auch erfüllen.

Langsam öffnete ich das Fenster, denn ich brauchte dringend frische Luft. Als ich in den Himmel sah, bemerkte ich zum ersten Mal wie schön der Sonnenaufgang war. Er war so wunderschön und ich dachte ich würde ein kleines bisschen sterben. Der Eindruck war so schön das ich ihm am liebsten entgegen fliegen wollte, doch ich konnte nicht.

Ich ging hinaus um es mir besser ansehen zu können, doch unten angekommen sah ich das alle anderen, außer Sylphe, bereits wach waren. „Morgen.“, meinte ich verlegen. „Sylphe schläft noch..“, meinte ich zu Raine. Diese stürmte sauer nach oben und man hörte nur noch Geschrei. Wahrscheinlich hat sie das arme Mädchen eben brutal aus dem Bett geschmissen.

Ich schmunzelte leicht. Nachdem die beiden wieder unten waren gingen wir in Richtung Gebirge. Wir wollten nach Izoold um dort ein Boot zu bekommen, mit diesem würden wir nach Palmacosta fahren. Es gab noch lange Diskussionen zwischen Raine und Kratos, da sie immer noch dagegen war übers Meer zu segeln. Würden wir jedoch den Weg nehmen, den sie vorgeschlagen hatte, dann würden wir nur Zeit verlieren.

Während wir so durch das Gebirge wanderten, wäre es fast wieder passiert, das Colette hinfällt. Doch dazu kam sie nicht denn eine junge Assasine erschien. Sie sagte, sie wäre hinter der Auserwählten her und will sie umbringen. Anscheinend verstand Colette den Ernst der Lage nicht und redete etwas von wegen sie können Freunde werden, fiel hin und die Fremde viel in eine Höhle. Wir gingen weiter und erreichten nach einigen Stunden auch die nächste Stadt. Dort fragten wir nach einem Boot, es gab einige Probleme aber am Ende konnte sich mein Vater durchsetzten. Sein Blick war, wie immer, undurchschaubar und sehr entschlossen. Ich beneidete ihn für seinen starken Charakter, vielleicht weil ich immer noch denke das ich zu schwach bin. Raine sagte: „Wir werden hier übernachten und morgen weiter reisen. Das Boot legt erst morgen früh ab.“ Nach dieser Information teilte sich sie Gruppe auf, Kratos ging irgendwo hin, Raine, Colette, Lloyd und Genis in das Gasthaus und Sylphe blieb mit mir beim Wasser. „Morgen ist es endlich soweit, ich freu mich schon so.“ Ich sah sie verwirrt an. „Was meinst du denn?“ „Nun ja, ich sagte doch das ich nur bis Palmacosta mitkommen würde. Ich möchte dort in die Dokumente gucken und etwas über meine Eltern erfahren. Raine erinnert sich leider auch nicht an sie, sie ist meine Cousine. Ich hoffe sie zu finden, oder irgendeinen Hinweis. Ich weiß rein gar nichts über sie.“ „Das ist traurig, tut mir leid, Sylphe.“ Diese Worte waren ehrlich und aufrichtig. Niemand hat es verdient ohne Eltern auf zu wachsen. „Das ist schon in Ordnung, Serah. Sag mal ist es für dich nicht schwer immer so mit deinem Vater unterwegs zu sein. Ich meine viele Mädchen in deinem Alter wollen doch lieber was anderes machen. Und du hast keine Mutter mit der du so über Mädchenkram reden kannst.“ „Genauso wenig wie du!“, meine Stimme wurde eiskalt. Ich kenne meine Mutter nicht und möchte nicht darauf angesprochen werden. „Hör mir gut zu Sylphe, ich bin sehr glücklich darüber ein so enges Vater-Tochter Verhältnis zu haben auch wenn ich keine Mutter habe! Ich habe Papa nie über sie gefragt und werde es nie tun! Ich brauche niemanden mit dem ich über Mädchenkram reden muss, ich brauche keine Partys wie die anderen Mädchen in meinem Alter, so bin ich nicht! Ich bin ein Söldner so wie mein Vater und genau das finde ich gut, denn wir halten zusammen. Wir sind ein Team, wir agieren immer als eine Einheit im und auch außerhalb einer Schlacht. Und du müsstest mir nichts vorwerfen von wegen ich habe keine Mutter und kann mit ihr nicht reden, denn du kannst es auch nicht!“

Nach diesem Satz ging ich einfach weg, die Wut stieg in mir. Vermutlich habe ich mich ihr gegenüber nicht richtig verhalten und sie verletzt aber ich wollte mit ihr auch keine Freundschaft schließen, mit niemanden hier. Ich war schon immer alleine und hatte niemanden in meinem Alter und das würde sich auch nie ändern. Ich brauche sowas nicht. „Serah!“, riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Ich sah in die Richtung und erkannte Lloyd. Er winkte mich zu sich rüber und ich folgte. „Was gibt es denn?“ „Nichts besonderes, ich dachte nur du magst etwas Gesellschaft haben du wirkst immer so alleine. Das musst du ja nicht sein.“ „Ich verstehe nicht ganz.. Lloyd.“ „Allein sein ist doch doof, komm mit!“ Er nahm mich an die Hand und wir rannten zum See hinunter wo bereits Genis und Colette auf uns warteten. Sie sahen sich den Sonnenuntergang an und unterhielten sich über ihre Vergangenheit.

Dann wurde ich gefragt und ich erzählte alles mögliche. Es war wirklich lustig und ich hatte viel Spaß, lachte sogar und das ist wirklich selten. „Hey Serah, das ist das erste mal das ich dich lachen sehe!“, meinte Genis. „Das tue ich auch selten.“ „Warum?“, fragte Lloyd.

Ich zuckte mit den Schultern und schaute in den Himmel. Anschließend fiel mein Blick in Richtung Steg, wo ich Sylphe sitzen gelassen habe aber sie war nicht mehr da. Stattdessen stand mein Vater da. Der Turm des Heils ist noch so weit entfernt.

„Wir gehen ins Bett, Serah. Bleibst du noch wach?“ Bestätigend nickte ich, wünschte den dreien eine gute Nacht, ging zu meinem Vater und wollte ihn von hinten umarmen aber er bemerkte mich. „Serah, schleiche dich nicht immer von hinten an.“, meinte er und drehte sich um, daher umarmte ich ihn von vorne. Papa erwiderte diese und fragte mich was los sei. „Ich glaube ich habe mich heute falsch verhalten, Sylphe gegenüber.“ „Ich habe gesehen was passiert ist. Serah du musst selber entscheiden was richtig und was falsch ist, das kann dir niemand anderes sagen.“ „Diese Vorwürfe haben mich sehr verletzt, deswegen bin ich wohl auch laut geworden..“ „Denke nicht so viel darüber nach.“
 

Wie am Vortag besprochen, trafen wir uns alle früh bei dem Boot und fuhren über das Meer. Mein Vater stellte sich für einen Trainingskampf mit Lloyd zur Verfügung, dieser freute sich auch sehr über das Angebot. Die Schwertklingen schlugen aneinander, ein interessanter Kampf doch am Ende gewann wieder Kratos. „Los Serah, jetzt du!“, meinte Lloyd. „Meinetwegen“, sagte ich lächelnd. Meine Stimmung steigerte sich, auch die Meinung die ich über Lloyd hatte würde täglich positiver. Ich nickte und trat Kratos gegenüber. „Okay ich bin soweit.“, sagte ich und Lloyd schaute nicht schlecht das ich meine Waffe nicht gezogen habe. Mein Vater griff mich von hinten an doch ich duckte mich und wich aus. Die folgenden Angriffe konnte ich ebenfalls ausweichen, so auch über einen Rückwärts Handstand. Einiges sah ziemlich akrobatisch aus. Als mein Vater mich erneut von hinten angriff blieb ich einfach stehen, griff nach meiner Waffe, drehte mich um wobei der Stab ausfuhr und blockierte den Angriff. „Gute Reaktion, Serah.“ „Danke schön, Papa. Du hast mir auch viel beigebracht.“ Er lächelte und wir setzten unseren Kampf fort. Der Kampf war spannend, am Ende hab es ein Unentschieden. „Das gab es ja noch nie, Papa.“, sagte ich ganz außer Atem.“ „Du lernst schnell, ich bin stolz auf dich mein Kind.“ Nach dem Kampf setzte ich mich zu Raine und wir begannen uns über Magie und anderes zu unterhalten. Sie fragte auch ob ich die Sprache der Engel könnte, ich bejahte dies. „Ich kann sie sprechen, lesen, schreiben und natürlich übersetzen. Fließend natürlich.“, sagte ich. „Das ist bewundernswert. Wer hat dir das beigebracht?“ „Mein Vater.“, meinte ich stolz.

Unsere Unterhaltung ging noch so weiter bis wir schließlich in Palmacosta ankamen.

Wir verließen das Boot und Sylphe wollte sich sofort von uns verabschieden. Raine war dagegen und schlug vor das wir gemeinsam zum Bürgermeister gehen könnten. Doch sie bestand darauf alleine zu gehen.Wie kann man nur so Naiv sein, warum... ich verstand es nicht. Letztendlich ging sie vor und auch wir verfolgten unseren Weg. Lloyd rempelte jemanden an und diese Person beschwerte sich auch noch. „Ihr seid ja ganz schön vorlaut, aufpassen hättet ihr genauso gut. Zu diesem Unfall gehören immer zwei Parteien. Ihr hättet auch ausweichen können!“, meinte ich sauer. Doch mit den Leuten war nicht zu reden und so ersetzen wir ihnen diesen Trank und gingen zum Bürgermeister.

Menschenfarm und das Siegel des Wassers

Kapitel 2 Menschenfarm und das Siegel des Wassers
 

Nachdem Gespräch mit dem Bürgermeister, stellte dieser entsetzt fest das er den falschen Leuten vertraute. Er gab das Buch den Betrügern. Ja, es waren genau die Leute, in die Colette vorhin reingelaufen ist.

Auserwählte, ja? Der Bürgermeister entschuldigte sich abertausend mal, doch es änderte nichts an unserer Situation.

„Das nächste Siegel könnte sich vermutlich beim Geysir befinden!“, meinte Raine.

Jeder von uns ging nochmal alle Items durch, hatten wir genug Gele und Tränke? Waren wir gut vorbereitet? Wir beschlossen die Nacht über in Palmacosta zu verbringen, jedoch nichts ahnend mit dem was am darauffolgenden Tag passierte. „Eine Hinrichtung!“, sagte ich zu mir selbst, als ich aus dem Fenster schaute. So schnell ich konnte, verließ ich das Zimmer und ging zu dem von Raine. Auch sie hatte es bereits gehört, mein Vater wäre schon unten, meinte sie. Zusammen gingen wir hinunter auf den großen Platz. Dort hing eine junge Frau am Galgen. Es war die Ladenbesitzerin von der wir den Palmatrank erhielten. Nachdem wir sie befreiten und die Desins vertrieben setzten wir die Reise zur Welterneuerung fort.

Es war ziemlich anstrengend, aber vor allem kostete sie meine Nerven. Immer wieder fragte ich mich, warum diese Menschen so schwierig waren. Von allen war Sylphe die einzig normale, aber sie hatte unsere Gruppe verlassen.

Unterwegs hielten wir für einige Minuten beim Haus des Heils, Colette benötigte eine Pause.

Mir fiel schon auf, das Kratos Lloyd hin und wieder stark musterte, allerdings dachte ich mir nichts dabei. Vielleicht lag es daran, das er ihn trainiert. Dank meiner Engelskräfte waren meine Sinne so geschärft, das ich Geräusche aus hunderten von Metern wahrnehmen konnte. Blitzschnell reagierte ich und sah in die Richtung aus der die Schritte zu hören waren. „Was ist los?“, fragte Genis mich.

„Da kommt jemand!“, antwortete ich. Und tatsächlich ein Bote des Bürgermeisters kam und teilte uns mir das die Desains einige Stadtbewohner mit auf die Menschenfarm genommen haben.

Lloyd bot sofort an sie zu retten, Colette und Genis stimmten ihm zu. Ungläubig sah ich ihn an und sagte: „Deine unüberlegten Ideen bringen uns irgendwann noch einmal um!“ Entsetzten kam aus der Gruppe und alle fragten mich wie ich das meinte: „Na wie wohl. Willst du ernsthaft jetzt in jede Menschenfarm gehen und die Desains töten? Wann willst du denn mit der Welterneuerung fertig werden? Du denkst aber schon noch nach, bevor du etwas sagst oder?“ „Aber wir können sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Komm schon Serah, sei nicht so, du bist doch schließlich auch ein Mensch oder nicht?“ „Zumindest seh ich so aus oder? Reicht es nicht das wir bereits die Zielscheibe von dieser unfähigen Assassinen sind? Willst du jetzt ernsthaft noch die Desains gegen uns aufbringen, sodass sie uns verfolgen und die Auserwählte umbringen?“, argumentierte ich.

„Serah, beruhige dich!“, sagte mein Vater. Ich sah zu ihm. „Aber das ist Irrsinn!“ „Es bringt nichts jetzt darüber zu diskutieren, du bist überstimmt.“ Ich stützte meine Arme auf meine Hüfte und sah Lloyd mit einem ernsten Blick an: „In Ordnung, ich toleriere deine Entscheidung, aber sollte irgendetwas passieren, bist du verantwortlich.“ Mit seinem dämlichen Grinsen nickte Lloyd und gemeinsam gingen wir in die Menschenfarm.

Es war ein grauenvoller Anblick, überall wurden sie von den Halbelfen versklavt. Vorsichtig schlichen wir uns in die Farm hinein und deaktivierten das Sicherheitssystem. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, die einen um die Menschen zu evakuieren und die andere kümmerte sich um die Desains. Ich gehörte zu der Evaluierungsgruppe. Auf unseren Weg in die Freiheit begegneten wir noch einigen Halbelfen, aber auch diese waren kein Problem für uns. Nach einigen Minuten an der frischen Luft begann ich mir Sorgen zu machen, da Kratos, Lloyd, und Genis noch immer nicht zurück waren. Raine hielt mich zurück, als ich geradewegs dabei war erneut in die Menschenfarm zu gehen. „Warte, Serah!“ „Ich kann nicht mehr warten! Was wenn ihnen etwas passiert ist?“ „Vertraust du deinem Vater?“ „Selbstverständlich! Er ist die stärkste Person die ich kenne.“ „Siehst du, genau aus diesem Grund solltest du dir Sicher sein das er, zusammen mit den anderen, in Ordnung ist. Alles wird gut.“ Seufzend setzte ich mich auf die Wiese und wartete zusammen mit der Auserwählten und ihrer Lehrerin. Mit der Zeit wurde ich immer ungeduldiger und fragte mich ernsthaft ob etwas passiert ist. Doch dann hatten sie es endlich geschafft. Blitzschnell stand ich auf und rannte zu meinem Vater. Er war sehr überrascht, das ich ihn plötzlich umarmte. „Serah, ist alles in Ordnung?“ „Ich hab mir Sorgen gemacht, weil ihr solange gebraucht habt.“ Papa erwiderte für einen Moment meine Umarmung, anschließend gingen wir weiter. Vielleicht waren meine Sorgen unbegründet, aber mein Dad ist alles was ich habe. Meine einzige Bezugsperson, Familie und Freund. Wenn man in einer trostlosen Welt aufgewachsen ist, in der nur seelenlose Engel sind, dann hält man doch an die wenigen Personen fest, die man hat.
 

Nachdem wir die Menschen erfolgreich in Luin abgesetzt haben, ging es weiter zum nächsten Siegel. Es war das Siegel des Wassers welches sich beim Thoda- Geysir befand. Allerdings wussten das weder die Auserwählte, noch ihre Freunde. Eigentlich wollten wie nur die Statue der Spiritua holen doch der Auserwählten fiel es sehr schnell auf das sich hier ein Orakelstein befand.

Die Blondhaarige ging um das Infobrett herum und betrachtete den Stein. Raine folgte ihr und sagte: „Dann befindet sich hier also das Siegel des Wassers.“ Ich versuchte meine Ungeduld zu verstecken, sodass sie niemand mitbekam. Colette berührte den Orakelstein und eine leuchtende Brücke erschien. „Das nervt“, sagte Lloyd, „wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich nicht so über das Eis quälen müssen.“ Ich seufzte und schob Lloyd weiter, immerhin wollten wir noch heute das Siegel brechen. Vermutlich müssten wir danach sowieso wieder ein Lager aufschlagen.

Nachdem wir die Brücke überquerten und Colette weit genug vom Orakelstein entfernt gewesen war, verschwand die Brücke aus Licht. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Lloyd meinen Vater als er bemerkte das dieser stehen geblieben ist und zurück sah. „Die Assassine, die die Auserwählte verfolgt hat es also nicht geschafft.“, erklärte er ruhig. „Sie ist uns gefolgt?“, fragte er überrascht. „Das hast du nicht bemerkt?“, fragte ich während ich auf die beiden zuging. Ich versuchte zu lächeln während ich sagte: „Es kann fatal werden wenn du unaufmerksam bist, deshalb sei es niemals wenn du überleben willst.“ Lloyd rollte die Augen. „Oh ja, du bist ja so perfekt Serah. Du vermasselst nie etwas.“ „Das hast du jetzt gesagt nicht ich.“ „Hört auf euch zu streiten!“, sagte Kratos. „Wir müssen weiter!“
 

Wir gingen also weiter. Raine verfiel mal wieder in ihren Ruinen- Modus, Genis spielte zusammen mit der Auserwählten an der Vorrichtung für den Manaring. Wir begannen also das Rätsel und somit die Prüfung des Tempels zu lösen. Ich bin der Meinung, es vergingen einige Stunden bis wir endlich fertig waren. Als wir schließlich am Altar standen sagte Genus: „Ich fühle.. Mana... Genauso wie es beim Siegel des Feuers war.“ Einen Augenblick später erschien ein gewaltiger Manastrom und kurz darauf wurden wir von drei Meerjungfrauen angegriffen.
 

„Macht euch bereit!“, ermahnte mein Vater die anderen, während er sein Schwert zog. Er griff sofort die größte der drei Meerjungfrauen an, Lloyd und ich kümmerten uns um die anderen zwei. Wir versuchten unser bestes damit Genis, Raine und Colette ihre Zauber konzentrieren konnten. „Lightning!“, rief er. Colette setzte Angel Feathers ein und Raine zauberte einmal Photon auf unsere Gegner. An und für sich war diese Prüfung ein Kinderspiel.

Nachdem Kampf ertönte wieder Remiels Stimme. „Auserwählte der Welterneuerung. Du hast es bis hierher geschafft. Eine große Leistung. Nun, bringe dein Gebet dem Altar dar.“

Colette begab sich zum Altar und kniete sich vor diesem. Sie fing an ihr Gebet zu sprechen: „Oh, Göttin Martel, große Beschützerin und Nährerin der Welt, gewähre mir deine Stärke!“ Sie ließ ihre Flügel erscheinen und flog ein paar Meter in die Luft.

Das blaue Licht löste sich allmählich auf und von oben kam wieder ein goldener Lichtpunkt geschwebt, der sich kurz darauf in Remiel verwandelte. „Auserwählte, Colette, das hast du gut gemacht. Das zweite Siegel ist nun gebrochen.“

„Danke schön, Vater“, erwiderte Colette.

Remiels Augen verengten sich kurzzeitig, als sie ihn so ansprach. „Nimm den Segen von Cruxis an. Hiermit gewähre ich dir weitere Engelskräfte.“

„Äh … Vater?“, fragte Colette zögerlich. Anscheinend hatte sie seine Reaktion gesehen.

Bunte Lichter erschienen und drangen in Colettes Körper ein.

„Das nächste Siegel liegt weit im Norden, an einem Ort, der das Ende schaut“, fuhr Remiel unbeirrt fort. „Entrichte deine Gebete am Altar dieses fernen Landes.“

„Vater, habe ich irgendwie Euer Missfallen erregt?“, fragte Colette bedrückt.

„Das spielt keine Rolle“, erwiderte der Engel. „Für dich ist nur von Bedeutung, dass du ein Engel wirst. Ich werde dich an dem nächsten Siegel erwarten. Colette …“ Ein wenig lieblos fügte er hinzu: „… meine Tochter. Beeile dich, ein wahrer Engel zu werden. Enttäusche mich nicht …“ Er löste sich wieder in Licht auf und verschwand. „Was ist mit dem los?“, fragte Genis verwundert. „Er redet immer, als sei er enorm wichtig.“ Raine verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihren Bruder vorwurfsvoll an. „Entschuldige dich bei Colette!“ Sie verpasste ihm zum Nachdruck noch eine Ohrfeige. „Es ist schon gut“, erwiderte Colette. „Vater … Remiel hört sich tatsächlich so an.“ Lloyd seufzte. „Nun, sollen wir dann zum nächsten Siegel aufbrechen? Obwohl er sich genauso konfus angehört hat wie immer.“ „Hört auf, euch zu beschweren“, gab Kratos von sich. „Lasst uns gehen …“ Ich beobachtete die anderen Kinder und fragte mich wie sie nur so unbeschwert und naiv sein konnten. Es war mir immer wieder ein Rätsel. Vielleicht war es ja auch das, was mich von ihnen unterschied, ich hatte keine Freunde.

In Welgaia sind die meisten Engel seelenlose Wesen die nur stupide ihrer Arbeit nachgehen. Ich weiß vermutlich nicht einmal was Freunde sind und was das bedeutet. Doch dafür war ich kein Mensch mehr, sondern ebenfalls ein Seraphim. Ich kann mich schon fast gar nicht mehr erinnern wie es ist hungrig zu sein oder müde zu werden. Ich wurde aus den Gedanken gerissen als Lloyd nach Raine rief: „Professor Raine! Colette ist wieder krank!“ „Oh nein“, murmelte Raine. „Wir müssen sie sofort ausruhen lassen.“ „Dann ist es an der Zeit, ein Lager aufzuschlagen“, gab mein Vater von sich.

Raine nickte. „Ja … Aber wenn das jedes Mal passiert, wenn sie ein Siegel bricht, hat Colette eine schwere Reise vor sich. Im Moment würde ich diese Symptome Engel-Toxikose nennen.“

Colette richtete sich langsam auf.

„Colette, wie geht es dir?“, fragte Genis besorgt. „Hast du Schmerzen?“

„Ich bin in Ordnung“, gab Colette keuchend von sich. „Es wird schnell wieder vorbeigehen … Es tut mir leid, dass ich euch allen Sorgen mache.“
 

Immer wenn ich sah wie Colette zusammenbrach musste ich an meine eigene Prüfung denken. Ich erinnere mich noch was für Schmerzen das waren, wie mein Vater mir erzählt hat das ich zusammengebrochen bin und er sich unendlich viele Sorgen gemacht hat. Wie ich geweint habe das ich solche Schmerzen hatte, es tat so unglaublich weh. Für einige Stunden verlor ich sogar meine Stimme. Doch war das Leben welches ich hatte wirklich das richtige. Wäre es nicht schöner und besser gewesen so zu leben wie die anderen in unserer Gruppe.

Wir schlugen in der Nähe ein Lager auf und machten ein kleines Lagerfeuer. Genis kümmerte sich um das essen, Raine las ein Buch und Lloyd trainierte mit meinem Vater. Ich sah ihnen einfach nur zu und wachte ein wenig über die Auserwählte.
 

„Was machen wir nun?“, fragte Lloyd nach dem Essen. „Bringen wir diesem alten Knacker die Spiritua-Statue, um einen Blick ins Buch der Erneuerung werfen zu können oder richten wir uns nach Remiels vagen Worten?“

„Ich denke, wir können nur davon profitieren, wenn wir einen Blick ins Buch der Erneuerung werfen“, erwiderte Raine.

„Wundert mich nicht, dass du das sagst …“, murmelte Genis, woraufhin Raine ihn verärgert ansah.

„Bis zum Hakonesia-Pass ist es ein weiter Weg“, gab Kratos von sich. „Wir sollten der Auserwählten daher viel Ruhe gönnen.“

„Tut mir leid …“, sagte Colette. „Nur wegen mir müssen wir noch hier bleiben …“

„Was sagst du denn da?“, fragte Lloyd kopfschüttelnd. „Wir hätten es heute sowieso nicht mehr zum Hakonesia-Pass geschafft, also mach dir keinen Vorwürfe. Deine Gesundheit ist schließlich das Wichtigste.“ „Danke, Lloyd“, erwiderte die Auserwählte lächelnd.

„Ich denke, es wird jetzt Zeit, uns schlafen zu legen“, meinte Raine nach einer Weile.

Die anderen nickten. Kratos bot sich an, die Nachtwache zu übernehmen, wogegen niemand etwas einzuwenden hatte. Mein Vater sah mich einen Moment an und ich wusste sofort was er wollte. Ich sollte mich ebenfalls ausruhen, daher nickte ich auf seinen Blick.

Ich wurde jedoch das Gefühl nicht los, das Papa etwas verheimlichte. Er verhielt sich anders, seitdem wir unterwegs waren, daher beschloss ich ihn zu beobachten als es dunkel war.

Mein Vater setzte sich zu diesem hundeähnlichen Tier, namens Noishe. Es sah so aus als kannte er dieses Tier. Nachdenklich sah mein Vater in die Sterne. Ich fragte mich worüber er wohl nachdachte. Wie von alleine folgte ich seinem Blick und betrachtete die Sterne. Als ich den Sternenhimmel kamen sie mir sehr vertraut vor. Es war schon fast so als hätte ich sie beretis vor vielen Jahren gesehen, obwohl das doch völlig unmöglich war, schließlich bin ich in Welgaia ausgewachsen. Doch es war wie ein Deja vu, langsam streckte ich meine Hand zu den Sternen und dabei vergaß ich völlig das ich eigentlich 'schlafen' sollte. „Serah!“ Ich erschrak als ich die Stimme meines Vaters neben mir vernahm. Schuldbewusst sah ich ihn an und entschuldigte mich.

„Es tut mir leid, Papa.“ „Kannst du wieder nicht schlafen?“, fragte er bewusst. Er wollte es so aussehen lassen als wären wir normale Menschen, die anderen sollten schließlich keinen Verdacht schöpfen. „Nein, ich hatte ein Deja vu, möchte ich meinen. Ich glaube ich habe so einen Sternenhimmel schon einmal betrachtet.“ Kratos überlegte einen Moment und sagte anschließend: „Erinnerst du dich an die Legende, welche ich dir damals vorgelesen habe als du noch klein warst? Sie besagte, das die Verstorbenen nach ihrem Tod in den Himmel aufsteigen und zu einem Stern wurden, um über ihre Liebsten zu wachen. Du hast diese Geschichte geliebt, genauso wie deine Mutter.“ „Ob sie wohl jetzt zu einem dieser Sterne geworden ist und auf uns aufpasst?“, fragte ich neugierig. Diese Legende war schon immer meine liebste gewesen. „Ganz bestimmt. Sie war sehr fürsorglich.“ Anschließend sah mein Vater zur Seite, erst jetzt bemerkte ich das uns Raine beobachtete. „Ich dachte nicht das ihr beide die Nachtwache haltet.“ „Oh, ich konnte nicht schlafen.“ „Verstehe.“, meinte sie lächelnd.

„Sie sollten schlafen, immerhin werden wir bei Sonnenaufgang weiterziehen.“ „Ich weiß, Kratos. Daran müssen Sie mich nicht erinnern.“ Ihr Blick fiel auf mich. „Serah, vielleicht solltest du auch versuchen zu schlafen.“ Ich nickte und legte mich wieder hin. „Gute Nacht.“, sagte ich und schloss die Augen.

Freundschaft und Erinnerungen

Kapitel 3. Freundschaft und Erinnerungen
 

Am nächsten Morgen brachen wir wie besprochen kurz nach Sonnenaufgang auf. Wir stiegen in den Waschzuber und fuhren damit zurück um anschließend zum Hakonesia-Pass zu gehen.

Unterwegs begegneten wir einigen Monstern, diese waren wie immer kein Problem. Allerdings musste ich mich immer wieder selber daran erinnern meine Engelsmagie zu zügeln.

Zu Hause, in Welgaia, nutzte ich sie ständig beim Training. Ich fragte mich, wann ich wohl in der Lage wäre den starken Zauber 'Judgement' einzusetzen, oder 'Shining Bind'. Vielleicht wäre ich irgendwann in der Lage mit meinem Vater einen Zauber zu kombinieren. Ich bewundere ihn so dafür das er solche Zauber beherrscht, ich wünschte ich könnte das auch.

Zugegeben, ich bin während der letzten Woche stärker geworden. „Hey Serah!“, hörte ich Lloyd sagen. Während des Laufens sah ich zu ihm. „Was gibt’s?“ „Findest du es nicht anstrengend?“ „Was meinst du?“ „Ständig herumzulaufen und irgendwelche Menschen zu begleiten. Ich meine würdest du nicht lieber zu Hause sitzen, wie andere Mädchen in deinem Alter?“ Ich überlegte einen Moment, aber hatte keine Antwort auf seine Frage. Immerhin wusste ich nicht was andere Mädchen in meinem Alter machen, wie es ist Freunde zu haben. Ich wich seinem Blick aus und sagte: „Ich weiß nicht wie das ist.“ Lloyd blieb entsetzt stehen.“ „Waaa-aas?“, zog er in die Länge. „Ich habe weder Freunde noch weiß wie es ist so zu sein wie andere in meinem Alter.“ „Aber.. bist du nie auf eine Schule gegangen?“ „Nein. Mein Vater hat mich unterrichtet und alles andere habe ich in Büchern gelesen.“ „Das.. tut mir leid, Serah.“ Ich lächelte und antwortete: „Das ist alles halb so schlimm.“ „Bist du verrückt. Bist du nicht einsam? Jeder braucht Freunde.“ Ich schwieg.

Vielleicht war da eine kleine Seite in mir die sich Freunde gewünscht hatte, aber für wie lange würde das halten. Sobald die Auserwählte das letzte Siegel brach, würden mein Vater und ich nach Welgaia zurückkehren und ich würde die anderen nie wieder sehen.

„Serah, weist du was?“ Erneut sah ich zu ihm. „Du hast von heute an Freunde. Wir sind deine Freunde, Colette, Genis und ich.“ „Danke. Aber ich weiß ehrlich nicht was man da so machen muss...“ Der Schwertkämpfer fing an zu lachen: „Darüber mache dir mal keine Gedanken. Das ist völlig irrelevant.“ „Danke.“, meinte ich ein wenig verlegen.
 

Am frühen Nachmittag erreichten wir den Hakonesia-Pass und betraten das Haus des alten, geizigen Knackers namens Kotons. Raine überreichte ihm die Spiritua- Statue. Dieser alte Knacker widerte mich einfach nur an, er beäugte uns Frauen und baggerte uns an.

Nachdem Lloyd ihn daran erinnerte das wir uns das Buch ansehen wollten lies uns. Gelangweilt beobachtete ich die anderen, und hörte hier und da mal was mit.

„So viel Text...“, sagte Raine. „Dad.“, begann ich meinen Satz und bekam sofort seine Aufmerksamkeit. Fragend sah er mich an. „Ich warte draußen, die Luft hier ist so schlecht. Mir geht es nicht besonders gut.“ „In Ordnung, geh aber nicht zu weit weg.“ Ich nickte bestätigend und verließ das Haus. Ich ging zum Zaun und setzte mich auf diesen, starrte in den Himmel. Der Wind strich mein Gesicht, ich schloss die Augen und dachte über mein bisheriges Leben nach.

Ich erinnerte mich zurück an meine Kindheit.
 

Ich war gerade mal vier Jahre alt, mein Vater stand in der Küche und machte mir etwas zu essen. Er erklärte mir bereits sehr zeitig warum er nie aß. Er sagte das es mir genauso ergehen wird wenn ich größer werde. Anfangs durfte ich die Wohnung jedoch nicht verlassen, Papa sagte die anderen Engel würden das nicht verstehen. Mit zwölf nahm er mich das erste mal mit zu Lord Yggradsill, Pronyma, Rodyle und Yuan. Kurz darauf wurden einige Tests an mir verübt, Manaproben genommen um einen geeigneten Cruxis Kristall für mich zu züchten.Ich habe schnell mitbekommen das sie aus Menschenleben entstanden, sagte jedoch nichts. Ich kannte außer den Desins und Seraphim keine anderen Leute und nur mein Vater ist ein Mensch. Die anderen sind Halbelfen. Ich verstand nie warum sie diskriminiert wurden, in Büchern stand nichts darüber. Allerdings fand ich etwas über die Religion, welche Cruxis leitet und an welche die Menschen auf der Erdoberfläche glaubten. Mit der Zeit war es mir erlaubt frei durch Welgaia zu gehen. Anfangs beäugten mich die anderen Engel. Meine erste große Auseinandersetzung folgte einige Tage später. Ich befand mich auf den Weg in die Bibliothek um mich ein wenig über die Geschichte zu informieren, des Weiteren hatte ich sowieso nie viel zu tun außer hin und wieder einigen Botengängen. Lord Yggdrasill wollte jedoch sichergehen das ich mich in der Stadt zurecht fand und schickte mich erst viel später auf Botengänge. Meinen Ausweis hatte ich zu dieser Zeit auch noch nicht.

Ich befand mich also in der Bibliothek und sah mich interessiert nach Geschichtsbüchern um bis ein Engel auf mich zu kam. „Entschuldigen Sie, junges Fräulein.“ Ich sah ihn fragend an. „Können Sie sich bitte ausweisen.“ „Wieso ist das notwendig? Ich wohne hier genauso wie Sie.“ „Ich habe Sie noch nie gesehen, Miss. Bitte weisen sie sich aus.“ „Aber.. ich habe meinen Ausweis noch nicht.“ „Dann muss ich Sie an Lord Yggdraill übergeben. Bitte folgen sie mir.“ „Ja aber..“, stammelte ich bis sich eine mir sehr bekannte Stimme einmischte. „Das wird nicht nötig sein.“ Der Engel erschrak und wandte ich zu der Person. „Lord Kratos.“ Mein Vater kam auf mich zu und übergab mir meinen Ausweis. „Das ist Serah, meine Tochter.“ „Das tut mir leid, entschuldigen Sie bitte Lady Serah. Bitte sehen Sie sich um.“, antwortete er schnell. „Danke.“ Es ging an beide, an meinen Vater und an den Engel. Endlich war es mir möglich ungestört die Stadt zu erkunden. Doch es gab noch ein Defizit, ich besaß keine Flügel. Natürlich sahen mich einige Engel verwundert an, andere fragten mich warum ich laufe und nicht meine Flügel nutze. Ich antwortete immer mit dem selben Satz: „Ich möchte mich aus der Masse abheben. Es ist doch langweilig zu fliegen, so wie es alle tun.“ Doch insgeheim fände ich es schon toll, denn ohne Flügel war es mir nicht möglich alle Orte zu erreichen.

Eines Morgens fand ich auf unserem Tisch ein goldenes Medaillon, da es nicht meines war konnte es nur von meinem Vater sein. Ich nahm es in die Hand und sah mich um. „Papa?“, rief ich. Ich bekam jedoch keine Antwort. Ich hielt das Medaillon fest in meiner Hand und verließ die Wohnung. Fragend sah ich mich um, überlegte wo er sein könnte. Vielleicht befand er sich bei Lord Yggdrasill, vielleicht hatte er einen Auftrag auf der Erde. Da warten nichts bringen würde lief ich durch die Stadt und suchte ihn. Nach einer halben Stunde fand ich ihn auch, er befand sich beim Teleporter, vermutlich musste er etwas auf der Erde besorgen. „Papa, warte!“, rief ich und er drehte sich um. „Serah, was machst du hier?“ Völlig außer Atem übergab ich ihm die Kette. „Ich glaube du hast das zu Hause vergessen.“ Kratos nahm es an sich. „Hast du hinein gesehen?“ „Natürlich nicht. Wieso sollte ich?“ „Nicht so wichtig. Entschuldige das ich dir misstraut habe.“ „Wo gehst du hin?“, wechselte ich das Thema. „Ich muss ein paar Besorgungen machen. Ich bin bald wieder zurück.“ Ich nickte und wir verabschiedeten uns für den Moment.
 

Dann kam der Tag, es war endlich soweit. Mein sechzehnter Geburtstag und der Tag an dem ich ein Engel werden würde. Lord Yggdrasill konnte meinen Cruxis Kristall endlich entgegen nehmen, ich war ein wenig nervös. Die Prüfung war schmerzhaft und ich brach danach zusammen, verlor meine Stimme, bekam Fieber, konnte weder Essen noch trinken. Mein Vater war die ganze Zeit über bei mir, aber sein Blick wirkte traurig. Bis heute verstehe ich nicht warum. Von diesem Tag war ich ein Vollwertiges Mitglied von Cruxis.
 

„...ah.... rah.... SERAH!“ Ich sah zu der Person, welche mich rief. „Seid ihr fertig?“ Die Anwesenden nickten. Gemeinsam gingen wir in die Ruinenstadt Asgard. Sie war von Bergen umringt. In der Stadt gab es einige Höhlen, die in Stein gehauen worden und mit Wandmalereien verziert waren, welche die Geschichten der Stadt zeigten. Diese Ruinen sowie die steinerne Plattform auf dem höchsten Hügel der Stadt waren beliebte Touristenattraktionen und Haltepunkte der Pilgerreisen. Trotz dieser Aspekte hatte Asgard eine gewisse Ruhe bewahrt und war nicht so belebt wie Palmacosta. Es wirkte jedoch nicht ausgestorben. Als wir die Stadt betraten begrüßte uns eine starke Windböe. Raine führte uns eine lange, steinige Treppe hinauf zu einer steinernen Plattform. Oben angekommen konnte sie nichts mehr halten denn sie rannte schnell die letzten Stufen hinauf. Schnell wurde mir bewusst wieso. „Die Ruine von Asgard!“, rief sie und drehte sich zu ihrem Schüler. „Lloyd, erzähl uns ein bisschen über die Geschichte dieser Ruine.“ Der Angesprochene sah sie überrascht an und stammelte vor sich hin. Ich wollte ihm helfen und antwortete für ihn: „Es ist der Tempel, in dem Cleo III ein Ritual vollzogen hat. Mit diesem Ritual brachte er den Elementargeistern des Windes ein Opfer dar. Er wollte damit den Sturm bezwingen der zu dieser Zeit seit einer Woche tobte.“ Die Lehrerin sah mich erstaunt an. „Du überrascht mich immer und immer wieder. Serah, wieso lebst du nicht in Iselia. Du wärst eine großartige Schülerin, ich wünschte du wärst meine Schülerin.“ „Danke.“, meinte ich knapp. Es ehrte mich sehr das sie so über mich dachte.

Als ich zu meinem Vater sah konnte ich sehen wie Stolz er auf mich war. Raine wandte sich wieder der Ruine zu, ihre Begeisterung war nicht zu überhören. „Welch perfekte Form! Diese Feine Linie soll im Flug der Elementargeister des Windes durch die Lüfte darstellen...“ Mehr nahm ich nicht wahr, denn ich schaltete kurz darauf ab. Ich bemerkte das sich mein Vater ein Stück von uns entfernte, daher ging ich zu der Auserwählten und ihren Freunden.

„Serah, woher weist du das alles?“, fragte Genis neugierig. „Wenn wir mal zu Hause waren habe ich hauptsächlich Bücher gelesen.“ „Wie langweilig“, kam es von Lloyd. Ich lächelte und sagte: „Hättest du das auch getan dann wäre die Frage von eben für dich kein Problem gewesen.“

In unserem Gespräch vertieft bemerkten wir nicht das Raine am ausrasten war, hinter der Ruine befand sich ein junger Mann und ein Halbelf, welche versuchten die Plattform zu zerstören. Wir sahen auf und hörten nur Schreie. Raine machte sie wohl ziemlich fertig, panisch rannten sie uns entgegen. „Ihr da!“, hörten wie eine raue und tiefe Stimme. Vermutlich gehörte sie einem alten Mann, nachdem ich mich zu ihm umdrehte bestätigte sich mein Gedanke. „Der Zutritt zu diesem Bereich ist verboten!“ „Oh nein, lauf!“, gab der Halbelf nervös von sich.

„Professor, kommen Sie! Wir bekommen sonst noch Ärger!“, rief Lloyd. „Aber.. ich habe die Ruine doch noch nicht..“ Mein Vater verlor die Geduld und schnappte sich die junge Frau um sie von der Ruine wegzuzerren. „Wir sollten Ärger vermeiden, das erschwert uns die Reise.“ meinte er ermahnend. Unten angekommen sagte Raine: „Ich möchte gern wissen, warum die beiden die Ruine zerstören wollten.“ „Wieso fragen wir sie nicht?“, fragte Colette.

„Ich finde das hält uns nur auf. Wir sollten schnell zum nächsten Siegel gehen.“ „Das ist richtig, aber vielleicht können sie uns sagen wo der entsprechende Tempel ist.“, erklärte Raine.

Ich hab mich geschlagen und wir suchten nach den Unruhestiftern, wir wurden auch schnell fündig.

Wir klopften an die Tür und traten ein, nachdem wir hineingebeten worden. Wir sahen eine junge Frau, welche sich als Aisha vorstellte. Der junge Mann musste demnach ihr Bruder sein, die Ähnlichkeit war unverkennbar. Harley drehte sich zu ihnen um. „Ihr seid diese Touristen von eben!“

„Ich bin Wissenschaftlerin“, erklärte Raine. „Egal. Raus hier!“, verlangte der rothaarige Halbelf.

„Harley, hör auf damit“, gab Linars Schwester sanft, aber bestimmt von sich. „Das ist mein Haus.“ Sie wandte sich an uns. „Ich weiß, dass ihr diejenigen seid, die Harley und meinen Bruder von ihrem Vorhaben abgehalten haben. Ich danke euch.“

„Ich weiß nicht, ob ‚abgehalten‘ das richtige Wort ist“, murmelte Kratos. „Sie sind uns in die Quere gekommen“, schnaubte Harley. „Es ist mir egal, wie du es nennst!“, fuhr Aisha ihn an. „Der Punkt ist doch, dass die Leute dieser Stadt darunter leiden würden, wenn die Ruine zerstört wäre.“ Harley drehte sich zu ihr und sah sie besorgt an. „Aber so, wie die Dinge jetzt stehen, wirst du geopfert werden!“

„Geopfert?“, fragte Lloyd stirnrunzelnd.

Linar rieb sich verlegen den Kopf. „Es handelt sich um ein Ritual zu Ehren des Elementargeists des Windes. Aisha wurde dafür ausgewählt. Ursprünglich bestand das Ritual nur aus einem Tanz auf der Plattform, aber …“

„Dieser Idiot pfuschte während seiner Forschungen am Siegel herum und brach es“, erklärte Harley mit einem vorwurfsvollen Blick auf Linar. „Dadurch erwachte der Elementargeist des Windes und verlangt jetzt Opfer.“ „Das Siegel?“, murmelte Raine verwundert. „Du meinst …“

„Was?!“, fragte Colette ungläubig. „Das Siegel?“

Linar nickte. „Ja! Wenn auch ihr die Balacruf-Ruinen erforscht, müsst ihr doch den Altar kennen, der zu Ehren des Elementargeistes des Windes errichtet wurde. Das Siegel existierte wirklich, wie in den alten Sagen beschrieben!“

„Willst du damit andeuten, dass die Säulenhieroglyphen von Balacruf nicht nur ein Märchen sind?!“, wollte Raine erstaunt wissen, offenbar auf einer Wellenlänge mit Linar. Ihr war anzusehen, dass sie am liebsten sofort zum Balacruf-Mausoleum aufgebrochen wäre, um sich selbst davon zu überzeugen.

Colette sah sie ratlos an.

„Es hört sich nicht so an, als sei das das Siegel, das wir suchen“, meinte Lloyd.

Genis seufzte. „Raine … Vergisst du dabei nicht den eigentlichen Zweck unserer Reise?“

„Nun, es ist okay … Schließlich liegt es nicht völlig abseits unseres Weges“, sagte mein Vater.

„Schluss jetzt!“, gab Harley genervt von sich, während er sich zu der Gruppe drehte. „Aisha wird heute Abend dem Elementargeist des Windes geopfert! Raus hier!“

Aisha seufzte nur und legte Harley beruhigend eine Hand auf den Arm. „Tut mir leid, wie er sich verhält. Aber es ist vielleicht wirklich besser, wenn ihr jetzt geht.“

Nachdem wir das Haus verlassen hatten meinte ich: „Aisha tut mir schon ein wenig leid. Kann man denn nichts dagegen machen?“ Ich sah zu meinem Vater: „Papa, du weist doch sonst immer alles. Kennst du nicht einen anderen Weg?“ Er schüttelte den Kopf.

Warum wurde ich nur das Gefühl nicht los, das er mir etwas verheimlichte, vielleicht konnte er aber auch nichts sagen da sonst unsere Tarnung auffliegen würde. Wir beschlossen daher ins Hotel zu gehen, außer Raine, diese wollte sich noch einmal mit Linar in Verbindung setzten. Genis und Colette legten sich jeweils ins Bett und ruhten sich aus. Mein Vater, Lloyd und ich beschlossen ein wenig trainieren zu gehen.

Wir verließen die Stadt und suchten uns in der Nähe ein ruhiges Plätzchen. Als erstes Kämpfte Lloyd gegen meinen Vater. Die Klingen trafen aufeinander und Lloyd griff immer wieder an, mein Vater blockte den Angriff und der junge Schwertkämpfer fiel immer und immer wieder zu Boden.

„Ich dachte.. ich bin besser geworden.“ „Ja, das bist du. Trotzdem hast du einen langen Weg vor dir.“ „Argh, ich verbessere mich nicht schnell genug.“ „Ruh dich einen Moment aus Lloyd.“, sagte mein Vater und sah zu mir, was bedeutete das ich nun an der Reihe war. Ich stand auf und machte mich Kampfbereit. „Pass nun gut auf Lloyd, Serah wird dir jetzt genaustens zeigen worauf zu noch arbeiten musst.“, meinte er. „Du musst die Schwächen deines Gegners erkennen und danach handeln.“, sagte ich und griff meinen Dad an. Geschickt wich er meinen Angriffen aus und setzte zum Gegenangriff an. Während ich diesen blockte drehte ich mich und stand direkt hinter ihm. Ich nutzte die Chance und zauberte 'Stone Blast'. Mein Vater blockte mit 'Guardian'. Als ich mich für den nächsten Angriff bereit gemacht habe trat mein Vater zu mir, schlug mir den Stab aus der Hand, griff meinen Arm und drehte mich so das er nun direkt hinter mir stand. Kratos hielt mir seine Klinge an den Hals ohne meinen Arm, welchen er mir weiterhin an den Rücken hielt, loszulassen.

Ich befand mich in einer unangenehmen Lage, bekam aber auch keine Möglichkeit mich zu befreien. Lloyd klatschte begeistert in die Hände. „Wow, wenn ich so sehe, werde ich richtig neidisch auf dich Serah.“ Mein Vater ließ mich los und ich hob meine Waffe auf.

„Aber dank euch habe ich nun gelernt wie wichtig die Grundlagen sind und das es noch viel mehr für mich zu lernen gibt. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, Zeit mit euch verbringen zu dürfen.“, fügte er hinzu. Kratos sah ihn verwundert an. „Weshalb?“ „Ich bin ein Einzelkind und ich wollte schon immer einen großen Bruder haben, der mit mir zusammen den Schwertkampf trainiert.“ „Ich verstehe …“, murmelte mein Vater. „Hehehe“, lachte Lloyd. „Aber du bist irgendwie zu alt, um mein Bruder zu sein, immerhin hast du ja auch eine Tochter.“ „Oh … aha …du hast Recht. Genug geredet, wir sollten wieder zurück gehen.“, sagte Papa.
 

Nachdem wir im Gasthaus ankamen holten wir Colette und Genis ab um nach Raine zu sehen, da sie mit Linar den Platz im Ritual tauschen würde. Genis wirkte ein wenig nervös als wir begegneten. Gemeinsam gingen wir die Treppe hinauf und beobachteten wie die sie das Ritual der Opferung durchführte. Ich hatte das Gefühl das etwas an der Sache nicht stimmte, ich konnte mir einfach nicht vorstellen das hier das nächste Siegel ist. Zudem hätte Colette dann nicht diejenige seien müssen die irgendwelche Rituale über sich ergehen lassen müsste?
 

Aber Raine wirkte ebenfalls nervös, wahrscheinlich war es ihr unangenehm von so vielen Leuten begafft zu werden. Doch es gab keine andere Möglichkeit, obwohl ich lieber an ihrer Stelle stehen würde. Im Notfall könnte ich mich besser verteidigen, nicht das ihr etwas passiert falls sie angegriffen wird und wir nicht rechtzeitig eingreifen können. Aber Papa hätte das nie zugelassen.

Raine sprang auf die Steinplatte und begann dann mit ihrem ‚Tanz‘, der weniger dynamisch war, als man es sich hätte denken können. Sie ging langsam über die Plattform und tippte mehrere Punkte mit ihrem Stab an, die bei der Berührung aufleuchteten. Als sie fertig war, begab sie sich in die Mitte und kniete sich demütig hin. Unter ihr erschien ein Licht und im nächsten Moment schwebte vor ihr ein lilafarbenes Wesen mit einer Sichel als Schwanz.

Und doch! Es war genauso wie ich es mir gedacht habe, das war nicht der Elementargeist des Windes.

„Ich will das Mädchen“, gab das Wesen von sich, während er zur Auserwählten sah.

„Es ist nicht …“, murmelte Colette. „Nein, Professor! Das ist eine bösartige Kreatur. Das ist nicht der Hüter des Siegels!“ Ich handelte schnell und sprang auf die Plattform. „Warum suchst du dir nicht jemanden der sich auch wehren kann?“, rief ich. Sofort erweckte ich die Aufmerksamkeit des Monsters und es griff mich an. Ich griff nach meinem Stab und blockte jeden seiner Angriffe.

Lloyd sprang ebenfalls auf die Plattform und zog seine Schwerter, um mich zu beschützen. Kratos und die anderen folgten ihm kurz darauf. „Pass auf diese Sichel auf, Lloyd!“, warnte Kratos den Jungen, während er zusammen mit ihm das Monster angriff.

„Ich weiß“, erwiderte Lloyd. „Vor den Klauen sollte man sich aber auch in Acht nehmen.“ Er wich geschickt den Angriffen seines Gegners aus und attackierte ihn mit einer Kombination aus Tiger Blade und Fierce Demon Fang. 

Ich hingegen konzentrierte mein Mana und versuchte die beiden mit Thunder Blade und Lightning Blade zu unterstützen. Colette nutze ihre Engelskräfte und setzte Angel Feathers ein. Genis zauberte ebenfalls ununterbrochen und fügte dem falschen Elementargeist mit Stalagmite erheblichen Schaden zu.

Raine konzentrierte sich darauf unsere Wunden zu heilen bis sie bemerkte das die Ruinen anfingen ebenfalls Schaden zu nehmen.

„Passt gefälligst mit euren Angriffen auf, ihr zerstört noch die Plattform!“, gab sie verärgert von sich.

„Darauf können wir keine Rücksicht nehmen“, erwiderte mein Vater. „Wie bitte?!“, fragte Raine, während sie ihn bedrohlich ansah. „Diese Plattform gehört mit zu den ältesten Ruinen von Sylvarant und ist somit ein bedeutsamer Bestandteil unserer Vergangenheit! Sie ist das Vermächtnis unserer Vorfahren und deswegen …“ „Raine!“, riefen Colette und Genis auf einmal. „Nein, Genis, unterbrich mich jetzt n…“

Ich rannte zu Raine und riss sie zur Seite, als die Sichel des Monsters auf sie hinabsauste. Zum Glück wurde sie nicht getroffen und ich konnte sie beschützen, jedoch wurde ich stattdessen getroffen. Ich vernahm die Wunde jedoch nicht und stand wieder auf. Ich bemerkte erst wie schwer verletzt ich war nachdem mir leicht schwindelig wurde und ich anschließend zusammenbrach. Ich hörte noch wie Raine meinen Namen rief, doch dann wurde es schwarz vor meinen Augen.

Familiäre Atmosphäre

Kapitel 4: Familiäre Atmosphäre
 

Ich hatte das Gefühl zu schweben, fühlt es sich so an wenn man tot ist?

Bin ich tot?

Diese Wärme, diese Nähe. Ich habe das Gefühl sie schon einmal gespürt zu haben. Was war das?

Warum fühlte es sich so vertraut an.

Vor meinen Augen sah ich ein Bild, es war verschwommen. Ich sah ein kleines Mädchen mit roten Haaren. Sie gingen ihr bis zur Schulter. Sie trug ein violettes Kleid, der Rock puffte ein wenig auseinander. Sie sah wirklich sehr niedlich aus. Sie hielt mit ihrer linken Hand die eines Mannes. Ich sah nocheinmal genauer hin, es war mein Vater. Dann war dieses Mädchen.. etwa ich?

Ich betrachtete sie genauer. Mit der rechten Hand hielt sie die eines jungen. Er trug ein rotes T-Shirt, eine blaue kurze Hose und hatte braune Haare. Sie standen ihm ein wenig zu berge. Er wirkte glücklich. Mein Blick folgte seiner Hand, er hielt die einer jungen Frau. Sie hatte hellbraunes, kurzes Haar. Sie trug einen braunen knielangen Rock und einen grünen Pullover.

War das etwa meine Mutter. Ich versuchte auf sie zuzugehen, jedoch konnte ich sie nicht erreichen. Ich begann zu rennen doch es hatte keinen Sinn. „MAMA!“, schrie ich. Plötzlich verschwand das Bild, um mich wurde erneut alles Schwarz. Ich drehte mich um und vor mir stand Lord Yggdrassil. Er lächelte gehässig und hielt mir seine Hand hin. Aber ich ergriff sie nicht. Stattdessen griff ich nach meiner Waffe und konzentrierte mein Mana. „Sacred Powers. Lent me your strange. Slay down my enemies and protect my friends. May the light giude you. Sanctum!“

Er ging zu Boden und verschwand. Als ich mich erneut umdrehte sah ich wie mein Vater ebenfalls zu Boden ging. Er wirkte verzweifelt, ich beschloss daher mich ihm zu nähern. Er sagte etwas, doch ich verstand es nicht. Panisch sah er sich um und fand schließlich das kleine Mädchen mit den roten Haaren. Er rannte zu ihr und hob sie hoch, heilte sie mit First Aid. Sie kam jedoch nicht zu sich.

Das Bild verschwand erneut, nur ich war noch da.
 

..“ah“...........rah.....“ Ich sah auf. Hatte mich jemand gerufen? „Serah!“ Erneut sah ich mich um. Es war niemand da. Ich war ganz alleine. „Serah! Serah wach auf! BITTE!“ Auf einmal erschien ein Licht in der Dunkelheit. Es wurde hell.

Als ich meine Augen öffnete sah ich in zwei blaue Augen. Ich blinzelte erneut und erkannte die junge Frau die an meinem Bett saß. „Raine..?“ „Martel sei dank. Du bist wach. Warum hast du das getan? Du hast uns solche Sorgen bereitet.“

Langsam richtete ich mich auf und lächelte. „An meiner Stelle hättest du das selbe getan, oder nicht?“ „Das war sehr leichtsinnig von dir. Dein Vater, du hättest ihn sehen sollen. Er war panisch, ich hatte ihn noch nie so gesehen. Kratos wirkt immer so kalt und gefasst, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen.“ „Es tut mir leid.“, meinte ich traurig. Ich erinnerte mich an das Bild aus meinem Traum, als mein Vater verzweifelt im Regen kniete.

„Das wichtigste ist, das du wieder auf die Beine kommst. Genis kocht gerade etwas zu essen für dich.“ Essen... warum nur. Ich bin doch kein normaler Mensch mehr.

„Danke Raine.“ Als ich sie so betrachtete schlich sich ein Lächeln über mein Gesicht. Sie wirkte so sanftmütig wie die Frau aus meinem Traum. „Serah? Ist alles in Ordnung?“ Ich nickte und sagte: „Alles gut. Aber.. „ „Aber..?“ „Ich weiß das du mir und Papa noch nicht vertraust. Ich.. „ Sie unterbrach mich: „Woher?“ „Ich habe es beobachten können. So wie du uns angesehen hast, aber ich habe dich wirklich gern.“ Bedrückt sah ich auf die Bettdecke. „Ich hatte bisher nie Freunde, da wo ich herkomme gibt es sogut wie niemanden in meinem Alter. Ich wurde größtenteils gemieden und all die Jahre hatte ich nur meinen Vater. Ich habe, wie du weist, weder Geschwister noch eine Mutter. Aber Raine, ich hab dich gern. Für mich bist du wie eine Schwester. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe dich wirklich sehr gern. Auch wenn du mir noch nicht vertrauen kannst, auch wenn ich dich nach dieser Reise vielleicht nicht wieder sehen werde, ich will das du weist das ich dich sehr mag. Ich respektiere dich, ich beneide dich und ich möchte so werden wie du. Ich möchte den Menschen helfen und anderen etwas beibringen wie du als Lehrerin. Wenn ich dich, Genis, Colette und Lloyd so betrachte dann bin ich neidisch. Ich habe mir ein normales Leben gewünscht. Ich hätte gern gewusst wie es ist in eine Schule zu gehen, Schulausflüge zu machen, Freundschaften zu schließen, mit Freunden etwas zu unternehmen, Geburtstage zu feiern, alles was auch normale junge Mädchen machen. All das..“ Ich wurde gestoppt als Raine mich in den Arm nahm.

„Ich versteh dich, Serah.“ Irritiert sah ich sie an nachdem sie die Umarmung löste. Sie deutete auf meinen Brustkorb und erst jetzt fiel mir auf das ich andere Kleidung trug. „Du trägst einen ähnlichen Kristall wie Colette.“

Oh nein, ich bin aufgeflogen. Nun musste sie nur noch eins und eins zusammenzählen und sie wusste das Papa und ich nicht von hier sind. Raine lächelte sanftmütig: „Du bist ein Engel von Cruxis habe ich recht? Du bist hier, zusammen mit Kratos, um Colette zu beschützen und zu helfen das Sylvarant erneuert wird hab ich Recht?“ Ich nickte, noch immer geschockt das sie wusste wer ich war. „Dann wird es endlich geschehen. Ich bin so froh.“ Raine sah mich lächelnd an und stich mir sanft über die Wange. „Serah, ich hab dich auch gern. Du bist so liebenswert und intelligent. Wenn ich dich als Schülerin hätte, wäre ich mehr als glücklich.“ Ich drückte sie während vereinzelnt Tränen über mein Gesicht liefen. Ich konnte mich ihr anvertrauen. Es tut gut endlich mit jemanden darüber reden zu können. Raine verstand mich, mit Sicherheit hatte sie es auch nicht immer einfach gehabt. Doch ich wusste nicht einmal was nach unserer Reise passieren würde, vermutlich werde ich nach Welgaia zurückkehren und nie wieder die Chance bekommen sie zu besuchen.
 

Nach unserem Gespräch verließ Raine das Zimmer, sodass ich mich in Ruhe umziehen konnte. Ich bemerkte meine langen Haare, sie reichten bis zur Hüfte. Nachdenklich betrachtete ich mich im Spiegel und kämmte meine Mähne. Anschließend verließ ich das Zimmer und ging hinunter zu den anderen. Ich stand noch auf der Treppe als mich meine Freunde umzingelten und fragten ob alles okay war. Nur mein Vater sah mich nachdenklich an. Ich ging zu ihm und entschuldigte mich für mein Verhalten. Dabei hatte ich erneut das Bild von ihm vor Augen. Kratos verzieh mir mein Verhalten und meinte ich soll das nächste mal vorsichtiger sein und nicht gedankenlos in irgendwelche Angriffe rennen. Erleichtert lächelte ich, er war nicht sauer, aber noch immer besorgt.
 

Nachdem Essen, welches Genis zubereitet hatte, brachen wir zum Balacruf-Mausoleum. Wir waren noch ein paar Stunden unterwegs, bis sie es gegen frühen Nachmittag erreichten. Unterwegs nahm mich mein Vater beiseite und sagte leise: „Serah, tu dir selber einen Gefallen und lass diese Leute nicht zu nah an dich heran.“ „Was? Warum?“ „Es ist besser für dich.“ Dann ging er weiter, ich verstand nicht was er meinte. „Hey! Was macht deine Wunde?“ Ich sah hinter mir während Lloyd auf mich zu kam. „Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen um mich.“ „Bist du sicher? Du wirkst ein wenig verändert, schon fast traurig möchte ich meinen.“ „Danke Lloyd, aber es ist wirklich alles okay.“
 

„Lauf die Treppe hinauf und biete die Karte am Altar dar“, sagte Raine zu Colette, als sie vor der Ruine standen und ich so aus den Gedanken gerissen wurde.

„Ja, Professor“, erwiderte das Mädchen.

Wir gingen ein paar steinere Treppenstufen hinauf, bis die Auserwählte vor einem kleinen Altar standen. In der Mitte glitten zwei Steinblöcke zur Seite, als sie näher kamen und legten eine Vertiefung frei.

„Er scheint auf die Karte von Balacruf zu reagieren“, bemerkte Raine.

Colette setzte die Steintafel in die Vertiefung ein. Kurz darauf erschien direkt vor ihr wie aus dem Nichts ein steinerner Sockel. „Das ist ein Orakelstein!“, rief Genis überrascht.

„Genau, wie wir dachten“, meinte Lloyd. „Dies ist ein Siegel.“ „Also dann …“, murmelte Colette. „Ich werde meine Hand darauf legen …“ Als ihre Hand den Orakelstein berührte, öffnete sich der Eingang zu der Ruine. „Beeilen wir uns und gehen hinein“, sagte Lloyd.

Im Inneren der Ruine war es ziemlich dunkel und es wehte ein ständiger Wind. „Oh! Das ist echt cool!“, rief Lloyd begeistert. „Ich fühle mich wie ein Forscher!“ „So enthusiastisch bist du am Anfang immer …“, seufzte Kratos. „Ich kann den Wind hören …“, murmelte Colette derweil.

„Ich kann ihn nicht nur hören, sondern auch spüren“, seufzte Genis. „Ich stehe voll im Windzug …“

„Hmm …“, murmelte Raine, während sie sich nach rechts in einen kleinen Raum wandte. „Auf dieser Tafel ist etwas geschrieben … Aber es ist zu dunkel, um es zu lesen.“

Lloyd grinste. „Kein Problem.“ Er zündete mit dem Mana-Ring eine Fackel neben der Tafel an, die jedoch im nächsten Moment wieder ausging.

„Das nützt nichts, Lloyd“, meinte Genis. „Bei dem Wind bleibt die Fackel nicht an.“

„Hier gibt es bestimmt einen Mechanismus, mit dem man den Wind abstellen kann“, gab Kratos von sich. „Wir sollten uns umsehen.“

Die anderen nickten. Wir gingen zurück und folgten dem Windzug.

Lloyd wollte sie einfach so überqueren, aber bevor er einen Fuß auf die Platte setzen konnte, riss Kratos ihn zurück. Im nächsten Moment schossen aus den Löchern sechs Metallspieße, die Lloyds Füße durchbohrt hätten, wenn Kratos ihn nicht aufgehalten hätte.

„Woah! Was ist das denn?!“, rief Lloyd erschrocken.

„Eine Falle, um Eindringlinge abzuhalten“, gab Kratos von sich. „Diese Ruine ist voll davon. Wir müssen vorsichtig sein.“ Ich vernahm das alles nur nebenbei. Es war nicht typisch für mich so still zu sein und all das nur zu beobachten, aber die Worte meines Vaters wollten mir einfach nicht mehr aus den Kopf gehen.

„Aber wie sollen wir auf die andere Seite kommen?“, fragte Genis, während er die Metallspieße betrachtete, die nun wieder langsam im Boden versanken.

„Wir müssen die Platte überqueren, wenn die Spieße wieder im Boden versinken. Sie können erst wieder ausfahren, wenn sie ihre Ursprungsposition eingenommen haben“, erklärte Kratos. Er berührte die Platte mit seinem Schwert, woraufhin die Spieße wieder hervorgeschossen kamen. „Jetzt!“, rief er und wir liefen hinüber.

Auf der anderen Seite entdeckten ich ein Loch in der Wand, aus dem der Wind kam, und ein viereckiges Muster auf dem Boden. „Schaut mal..“, sagte ich.

„Hmm …“, murmelte Raine, während sie das Muster betrachtete und sich umsah. „Dort oben ist ein Steinblock mit dem gleichen Muster. Wahrscheinlich muss er hier platziert werden, damit der Wind verschwindet.“

„Okay!“, rief Lloyd, bevor er die Treppe hinaufrannte und den Steinblock hinunterwarf.

Kratos platzierte ihn daraufhin auf dem Muster. Sie hörten, wie etwas einrastete und der Wind verschwand.

„Es hat funktioniert!“, rief Colette begeistert. „Jetzt können wir lesen, was auf der Tafel geschrieben steht!“

Lloyd stieß wieder zu uns. „Dort oben ist auch so eine Tafel.“ Und so ging das ganze weiter bis wir alle Tafeln lesen konnten. Wir verbrachten mindestens zwei bis drei Stunden in diesem Tempel.

Um ehrlich zu sein, ich hatte alles andere als Elan und Lust hier drin zu sein. Mir ging zu viel durch den Kopf und meine Unachtsamkeit blieb nicht unbemerkt.

Irgendwann war es dann soweit das wir den Altar erreichten.
 

„Diese blöden Gänge und all das …“, meinte ich genervt. Verwunderte Blicke ruhten auf mir.

Kratos schüttelte den Kopf. „Seit wannn hast du keine Geduld …“,fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Heute scheint einfach nicht mein Tag zu sein. Es tut mir leid.“

Ich fragte mich ob Papa gehört habe worüber ich mit Raine gesprochen habe. Ich hoffe ich habe ihn nicht deswegen verletzt, ich mache ihm keine Vorwürfe darüber wie ich aufgewachsen bin, trotz alle dem war ich glücklich.
 

„Wartet“, sagte Genis. „Ich spüre … unglaublich viel Mana.“ Plötzlich war ich wieder da und sah mich verwundert umher. Kratos zog sein Schwert. „Macht euch bereit! Serah, konzentriere dich!“

Ich nickte entschlossen. Ein starker Wind kam aus dem Altar und im nächsten Moment standen wir einem vogelähnlichen Monster gegenüber. „Hiyah!“, rief Lloyd, während er sich auf den Wächter stürzte. Dieser schützte sich allerdings mit seinen Flügeln und nahm kaum Schaden. Als er seine Flügel wieder öffnete, verursachte er einen so starken Wind, dass Lloyd beinahe über den Rand des Daches gefallen wäre, wenn Kratos nicht noch sein Handgelenk hätte packen können. „Danke“, gab Lloyd von sich. „Das ist ein echt harter Brocken …“ „Aber er ist nicht unbesiegbar“, erwiderte Kratos. „Such nach einer Schwachstelle. Serah! Du und ich werden es ablenken damit Lloyd den Wächter frontal angreifen kann. Hast du verstanden?“ Ich nickte.

Wir stürzten uns wieder in den Kampf, gefolgt von Kratos.

Colette zauberte derweil Angel Feathers und hielt den Wächter damit von uns fern, Genis bereitete hochkonzentriert einen Zauber vor.

Raine heilte derweil kleinere Wunden, die Kratos, Lloyd und ich inzwischen davongetragen hatten.

„Heute im Angebot: gegrilltes Hühnchen!“, rief Genis, als er seinen Zauber Eruption auf den Wächter losließ.

„Mann, sag so was nicht, ich habe voll Hunger!“, beschwerte sich Lloyd, der sich vor Kohldampf den Bauch hielt und einen Moment unachtsam war.

Dies wollte der Wächter, der von Genis‘ Zauber ziemlich erbost war, ausnutzen, um Lloyd mit seiner Kralle zu verletzen, aber Kratos blockte den Angriff mit seinem Schwert ab. „Konzentrier dich, Lloyd!“ „Tut mir leid …“, entschuldigte sich Lloyd. „Aber mir ist schon ganz schwindelig vor lauter Hunger …“ Besorgt sah ich zu ihm.

„Ich hätte noch selbst gebackene Kekse“, bot Raine an.

„Von Ihnen?“, fragte Lloyd. „Ähm … nein, danke, geht schon wieder …“ Er stürzte sich wieder in den Kampf, während Raine beleidigt vor sich hinmurmelte. Ich kicherte darüber, es war inzwischen kein Geheimnis mehr das Raine keine besonders gute Köchin war. Aber es war schon niedlich zu sehen das sie wie sie sich darüber aufregte.

Nachdem wir den Wächter besiegten, blieb ein grünes Licht zurück.

„Auserwählte der Erneuerung …“, ertönte Remiels Stimme. „Du hast es bis hierher geschafft. Eine große Leistung. Bringe jetzt dein Gebet am Altar dar.“

„Ja!“, erwiderte Colette, bevor sie an den Altar herantrat. „Oh, Göttin Martel, große Beschützerin und Nährerin der Welt, gewähre mir deine Stärke!“ Sie ließ ihre Flügel erscheinen und schwebte in die Luft.

Das grüne Licht löste sich auf und vom Himmel herab kam wieder einmal goldenes Licht, das zu Remiel wurde. „Dies ist das dritte Siegel. Dass du es bis hierher geschafft hast, ist eine große Leistung“, wiederholte Remiel. „Auserwählte … Colette!“

„Danke schön …“, erwiderte Colette leise.

„Empfange den Segen, die Gabe himmlischer Macht von Cruxis“, fuhr Remiel fort.

„J… ja, Vater“, gab Colette nervös von sich. „Danke schön.“

Wieder einmal erschienen bunte Lichter, die in Colettes Körper fuhren.

„Das nächste Siegel liegt im Nordwesten, an einem Ort, der auf das Zentrum der Welt schaut. Entrichte deine Gebete am Altar dieses fernen Landes.“

Colette nickte. „Ich werde tun, wie Ihr es verlangt, Lord Remiel …“

„Ich werde dich an dem nächsten Siegel erwarten“, sagte Remiel. „Colette … meine Tochter.“ Wie immer durften diese Worte natürlich nicht fehlen.

Der Engel wurde wieder zu goldenem Licht und verschwand. „Deine Reise neigt sich dem Ende zu. Beeile dich, ein wahrer Engel zu werden. Enttäusche mich nicht …“, hörten sie noch seine Stimme.

Colette schwebte wieder zu Boden. „Ein wahrer Engel …“, murmelte sie.

„Was ist?“, fragte Lloyd. Sie drehte sich zu ihm. „Äh … Ich habe gerade gedacht, dass es fantastisch wird, wenn ich ein wahrer Engel werde.“
 

Fantastisch... fantastisch, dachte ich. Reflexartig legte ich meine Hand auf den Brustkorb und ertastete meinen Cruxis Kristall. War es denn wirklich fantastisch ein Engel zu sein?

Wie wäre mein Leben wohl verlaufen wenn ich nicht auf Welgaia aufgewachsen wäre. Wäre ich dann Colette und den anderen begegnet? Hätten wir dann eine Freundschaft geschlossen und wären wir dann gemeinsam baden gegangen oder auf hätten zusammen Spiele gespielt.

„Wie viele Siegel gibt es wohl noch?“, fragte ich abwesend.

„Das wissen wir nicht …“, erwiderte Raine, die besorgt zu Colette sah. „Auf jeden Fall müssen wir weiterreisen“, meinte Papa, bevor er die Treppe hinabging.

Wir gingen den gesamten Weg zurück den wir gekommen waren bis wir plötzlich aufgehalten wurden.
 

„Stopp!“, rief eine weibliche Stimme. „Diese Stimme …“, murmelte Lloyd.

„Oh, nein …“, seufzte Genis, der die Stimme ebenfalls erkannt hatte.

Die Assassine Sheena kam die Treppe herunter gerannt. Sie sah ein wenig mitgenommen aus; wahrscheinlich hatte sie die ganze Ruine nach ihnen abgesucht. „Endlich ist der Tag gekommen. Diese alte Ruine soll euer Grab werden …“

„Oh, du bist ja auch hier!“, stellte Colette erfreut fest, während sie auf Sheena zuging.

„B… bleibt zurück!“, rief Sheena nervös. Offenbar hatte sie die Befürchtung, dass Colette wieder stolpern und eine Falle auslösen würde. „Keine Bewegung! Fasst nichts an!“

„Warum müssen wir kämpfen, wo wir doch endlich Freunde sind?“, fragte Colette bedrückt.

Raine konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich mit Sheena angefreundet hatten und der Assassine schien es ähnlich zu gehen.

„Seit wann sind wir …“, fing sie an, bevor sie den Kopf schüttelte und sich räusperte. „Ich habe nicht vor, mich mit euch anzufreunden! Macht euch bereit!“

„Aufpassen!“, warnte Kratos mich noch, bevor Sheena angriff.

Sie rief wieder ein ähnliches Wesen wie beim letzten Kampf, aber dieses Mal war es blau. Sheena hatte anscheinend dazugelernt und wusste, dass sie an Colette nur herankommen würde, wenn sie die anderen ausschaltete. Sie verschwendete deshalb keine Zeit und rannte zu Lloyd, der zu perplex war, um rechtzeitig reagieren zu können. Sie attackierte ihn mit ihren Karten und schleuderte ihn mit einem mächtigen Angriff gegen die Wand. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge und er blieb einen Moment benommen sitzen.

Als nächstes stellten sich ihr Kratos und ich in den Weg, während Genis und Raine Sheenas Begleiter beschäftigten. Auch wenn Sheena flink war, so konnte Kratos jedem ihrer Angriffe ausweichen. Mein Vater rammte ihr schließlich seinen Schwertknauf in den Magen, drehte sich und trat ihr noch einmal in die gleiche Stelle.

Sheena flog durch die Luft, machte jedoch geschickt ein paar Saltos und landete in einiger Entfernung wieder auf den Füßen. Inzwischen war Lloyd wieder zu sich gekommen und griff sie an. Ich griff sie mit Lightning Blade an. Sie wich unseren Angriffen jedoch geschickt aus, gelangte hinter Lloyd und benutzte erneut ihre Attacke Pyre Seal. Der Junge flog wieder durch die Luft und rappelte sich mühsam vom Boden auf.

„Können wir nicht darüber reden, Sheena?“, fragte Colette, die ihre Chakrams zwar in den Händen hielt, aber sich im Kampf zurückhielt. Ihr war anzusehen, dass sie nicht gegen Sheena kämpfen wollte.

„Nein! Ich darf die anderen nicht enttäuschen …“, murmelte die Assassine. „Colette es hat keinen Sinn, mit ihr kann man nicht reden! Das ist sinnlos!“, entgegnete ich.

Genis und Kratos besiegten derweil Sheenas Begleiter. Sheena wusste, dass sie es nicht alleine mit ihnen allen aufnehmen konnte, aber dennoch war sie noch nicht bereit aufzugeben und stürmte zu Colette.

Bevor sie das Mädchen jedoch erreichen konnte, stand Lloyd vor ihr und hielt ihr eins seiner Schwerter an die Kehle. „Ich werde nicht zulassen, dass du Colette auch nur ein Haar krümmst.“

Sheena machte einen Flickflack nach hinten, um ein wenig Abstand zu gewinnen. „Arrgh! Warum … kann ich nicht gewinnen?“ „Weil du alleine bist, vielleicht.“, sagte ich. Sheena erschrak als sie bemerkte das ich plötzlich neben ihr stand. Sie wich ein paar Schritte zurück und rannte davon.
 

„Kennst du sie, Kratos?“, wollte Genis wissen.

„Nein“, antwortete er. „Verschwinden wie von hier.“

Kaum, hatten wir das Mausoleum verlassen hatten, brach Colette wieder zusammen. Lloyd fing sie auf, bevor sie hinfallen konnte. „Colette!“

Raine betrachtete Colette besorgt. „Das ist wieder die Engel-Toxikose. Beeilen wir uns, damit sie sich ausruhen kann.“

„Bist du in Ordnung?“, fragte Lloyd voller Sorge.

„Entschuldigt, dass ich euch wieder Sorgen bereite …“, antwortete Colette schuldbewusst.

„Mach dir deshalb keine Gedanken, aber …“ Lloyd verlor auf einmal das Gleichgewicht und er und Colette fielen auf den Boden. „Auuu …“

„Was machst du da, Lloyd?“, fragte Genis vorwurfsvoll, bevor er sich an das blonde Mädchen wandte. „Bist du in Ordnung, Colette?“

Für einen Moment sah sie schockiert aus.

Genis kniete sich neben ihr hin. „Colette? Wa… was ist los? Tut es weh? Hast du dich verletzt?“

„N… nein“, erwiderte sie lächelnd. „Ich bin in Ordnung. Hihi … Mir wurde nur kurz schwarz vor Augen.“
 

Ich wusste genau was passierte. Sie konnte von nun an nichts mehr fühlen. Schmerz, Hitze, Kälte, Freude, Trauer, einfach alles. Sie würde so werden wie ich.

Lloyd betrachtete Colette nachdenklich und auch Raine machte sich ihre Gedanken. Worüber war sie so schockiert gewesen?

Wir beschlossen in der Nähe des Balacruf-Mausoleums ihr Lager aufzuschlagen. Es wurde inzwischen langsam dunkel und ich betrachtete die Sterne.

Nachdem sie es etwas zu Essen gab, schien es Colette langsam wieder besser zu gehen, obwohl sie natürlich kaum etwas zu sich nahm. Ich tat es ihr gleich, denn auch ich aß nicht viel. Raine betrachtete uns nachdenklich.

Sie strich Genis durch die Haare, der in ihrem Schoß eingeschlafen war und hörte interessiert Lloyd und Colette zu, die etwas abseits standen.

„Colette“, sprach Lloyd die Auserwählte an. „Zeig mir deine Hand.“ Ich beobachtete die beiden. Ich muss wirklich zugeben, anfangs dachte ich Lloyd wäre ein Idiot, aber er ist so lieb, mitfühlend und nett. Alles andere als ein Idiot.

Colette drehte sich verwundert zu ihm um. „Wie? Warum?“

„Zeig sie mir einfach!“, forderte Lloyd. Er griff nach Colettes Hand, nachdem diese nicht reagierte. „Du bist verletzt! Das muss passiert sein, als du hingefallen bist. Schau nur, wie stark du blutest!“

Colette riss sich von ihm los und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. „Aber es tut nicht weh.“

Also hatten Lloyd erkannt das Colette nichts mehr spürte.

„Was?“, kam es von Lloyd, der zwar nicht überrascht wirkte, aber doch ein wenig ungläubig.

Colette drehte sich zu ihm um. „Äh, ich meine, es tut gar nicht so weh.“

Lloyd drehte sich von ihr weg und schwieg einen Moment. „Colette, kann ich dich für eine Sekunde sprechen?“ Er drehte sich zu ihr um. „Ein wenig abseits von den anderen?“

„Ähm … Okay …“, erwiderte Colette. „Warte dort vorne auf mich. Ich komme gleich“, sagte Lloyd. Colette nickte und entfernte sich von ihm.

Lloyd kehrte zum Lagerfeuer zurück und füllte zwei Becher mit Kaffee, den sie vorhin aufgebrüht hatten. Er war immer noch heiß. „Lloyd, was hast du vor?“, fragte Raine, obwohl sie es sich schon denken konnte. „Ach, äh … nichts“, antwortete er. „Bedränge sie nicht, okay? Colette hat es nicht leicht“, sagte Raine. Lloyd nickte. „Ich weiß. Machen Sie sich keine Sorgen, Professor.“ Er ging mit den beiden Bechern davon.

Von da an konnte ich sie nicht mehr hören, also betrachtete ich wieder die Sterne.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen als mein Vater zu mir kam. „Du solltest dich ausruhen, Serah. Wir brechen morgen früh auf.“ „Ich weiß.“

Ich stand auf und sah ihn an. „Du hast es gehört oder? Worüber ich mit Raine gesprochen habe.“ Mein Vater schwieg. „Also hast du es gehört.“ Ich zögerte einen Moment. Er und ich waren weit genug von Raine entfernt also beschloss ich ihn direkt zu fragen. „Was ist damals passiert, Papa? Als ich bewusstlos war da habe ich etwas gesehen, sowas wie eine Erinnerung.“

Auf einmal sah er mich fragend an, es schien das ich nun seine Aufmerksamkeit hatte. „Was?“, fragte er.

Ich erzählte ihm von der Frau und dem Jungen, und von dem Regentag. Und dann brach alles ab.

Wir schwiegen eine Weile, ich bekam keine Antwort. Das war nicht anders zu erwarten.

„Papa.. was ist damals passiert?“ Doch Kratos drehte sich weg und machte sich zum gehen auf.

Wut machte sich in mir breit: „Warum sagst du es mir nicht? Warum darf ich es nicht wissen? Warum sagst du mir nicht die Wahrheit darüber was passiert ist!“, schrie ich meinen Vater an. „Serah!“, erhob er seine Stimme. Sein Ton war streng und bestimmend, er ließ mich zusammenzucken. Ich hatte meinen Vater noch nie so wütend erlebt. „Es ist besser wenn du vorher die Wahrheit nicht kennst. Du solltest nicht vergessen wo dein Platz ist.“

Mein Platz? Meinte er damit etwa Welgaia oder das ich Lord Yggdrassil zu dienen hatte.

Tränen schossen in meine Augen. „Warum? Warum bist du so verschlossen? Ich weiß nicht mehr was ich dir glauben soll! Ich hasse dich!“, schrie ich erneut und rannte weg.

Ich war mir nicht sicher wohin, ich rannte einfach weg, an Raine und Genis vorbei und sogar an Lloyd und Colette.

Ich ließ sie zurück, ich wollte einfach weg. Ich wollte wissen was es mit meiner Vergangenheit auf sich hatte, ich wollte Antworten. Als ich weit genug vom Lager entfernt gewesen war breitete ich meine Flügel aus und flog über die Städte. Spät nachts landete ich in einer kleinen Stadt, welche auf dem Wasser gebaut wurde. Auf dem Schild stand: Luin- Stadt der Hoffnung.

Luin und die Menschenfarm

Kapitel 5: Luin und die Menschenfarm
 

Da war ich nun, es war mitten in der Nacht und es begann zu regnen. Ich ging ziellos durch die Straßen. Der Brunnen zog meine Aufmerksamkeit auf sich, daher ging ich auf ihn zu und setzte mich auf die Mauer. Gedankenlos starrte ich in das Wasser und betrachtete mein Spiegelbild. Die letzten Worte, welche ich meinen Vater an den Kopf geworfen hatte, ich hörte sie noch immer.

Was habe ich da nur gesagt. Mich plagte das schlechte Gewissen.

Mit meiner rechten Hand berührte ich die Wasseroberfläche, welche mein Abbild spiegelte.
 

„Du solltest nicht vergessen wo dein Platz ist!“ Ich zuckte zusammen als ich mir diese Worte wieder ins Gedächtnis rief. Ich lehnte mich an die Mauer und zog die Beine an. Ich schloss die Augen für einen kurzen Moment, so dachte ich es zumindest.
 

Plötzlich wurde ich wachgerüttelt. Als ich meine Augen öffnete erblickte ich Sheena. „Was machst du denn hier, so ganz allein?“ „Lass mich in Ruhe. Wenn du gegen mich kämpfen willst, tu das. Ich werde mich nicht wehren.“, antwortete ich resigniert. „Was? Das sieht dir nicht ähnlich. Du kannst froh sein das ich nicht so hinterhältig bin.“

Sie setzte sich zu mich. „Wo sind die anderen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin gegangen.“

„Ist etwas passiert?“

Ich wusste nicht wieso, aber ich erzählte ihr grob von dem Geschehen. „Ich denke nicht das dein Vater dich hassen wird, du bist seine Tochter. Er liebt dich, mach dir keine Gedanken.“ Mit ausdruckslosen Blick sah ich sie an. „Woher willst du das wissen?“ „Eltern sind so.“
 

Mit einem mal vernahmen wir Stimmen. „Desains!“, schrie ein Mann und rannte panisch durch die Stadt. Sheena und ich versuchten die Dorfbewohner zu schützen aber es waren zu viele.

Wir schlugen uns tapfer, aber es war nicht genug. Luin wurde zerstört, vor meinen Augen wurden unschuldige Menschen getötet. Sheena beschwor eines ihrer rätselhaften Wesen während ich ihr mit physischen Angriffen Zeit verschaffte.

Doch am Ende war es nicht genug. Wir hatten keine Chance, das realisierte ich, aber ich war zu stolz um einfach so auf zu geben. Daher kämpfte ich weiter, obwohl meine gesamte Kraft bereits verbraucht war. Es regnete und ein Gewitter zog auf.

Es war uns möglich einige Desains zu erledigen aber wir versagten dennoch. Wir konnten nicht einen einzigen Bewohner retten, wenn sie nicht getötet wurden, dann wurden sie auf die Menschenfarm gebracht.

Ich stellte meinen Kampfstab auf den Boden und stützte mich auf diesen. „HEY SERAH!“, hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Mein Blick folgte ihr, ich erkannte Lloyd, Raine, Papa und die anderen. Im nächsten Augenblick versagten meine Kräfte und fiel zu Boden, so wie Sheena vor mir.
 

Als ich langsam zu mir kam vernahm ich die Stimmen meiner Freunde. „Professor bitte, heilen Sie sie.“ „Ihr seid wirklich zu gutmütig, sie ist unsere Feindin.“ „Du nimmst auch kein Blatt vor dem Mund. Du bist genauso hinterlistig wie du aussiehst.“ „Denke von mir was du willst.“

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und öffnete die Augen. Ich sah wie Sheena von Raine geheilt wurde. Colette und Lloyd standen daneben. „Hey Serah! Du weilst wieder unter uns.“, sagte Genis fröhlich. Lloyd drehte sich zu mir und kam auf mich zu. „Mensch du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Wir haben uns Sorgen gemacht und nach dir gesucht nachdem du verschwunden warst... vor allem Kratos. Er war nicht mehr er selbst.“

„Wie meinst du das?“ „Er war ein wenig panisch, es war ihm wichtig das wir dich finden und das dir nichts passiert ist. Er hat jeden Gegner dem wir begegneten kurz und klein gemacht. Und diesen Blick in seinen Augen, er schien auch wütend zu sein.“ „Wütend?“, wiederholte ich mehr für mich selbst. Erst jetzt begriff ich was ich angestellt hatte.

Mein Vater war wütend auf mich, wütend für das was ich gesagt habe, für mein Handeln - das ich einfach so weggelaufen bin.

Ich richtete mich auf, Lloyd half mit dabei, ich sah mich um aber mein Vater war nicht da.

Meine Beine zitterten, in einem so schlechten Zustand habe ich mich noch nie befunden. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und verließ das Haus, ich suchte meinen Vater, ich wollte mich entschuldigen. Für alles, mein Verhalten, meine Worte. Wenn ich nur daran zurück dachte, kamen mir erneut die Tränen.

Ich lief durch die gesamte Stadt und vor dem Gasthaus fand ich ihn schließlich. Kratos stand mit dem Rücken zu mir und sagte: „Es wäre besser für dich gewesen wenn du dich noch eine Weile ausgeruht hättest.“ „Papa...“ Er drehte sich zu mir, aber er sah mich nicht wütend an sondern eher besorgt. Nein er schien sich eher für irgendetwas die Schuld zu geben. Er sah das ich weinte, ich ging auf ihn zu doch meine Beine gaben nach. Kratos fing mich auf. „Ich hab es dir doch gesagt Serah, du bist schwer verletzt.“ Ich krallte mich an sein Oberteil und sagte: „Es tut mir leid. Es tut mir leid! Ich hätte nicht weglaufen dürfen, ich hätte dir sowas nicht sagen dürfen. Ich hasse dich nicht, Papa. Es tut mir leid das ich so schreckliche Dinge gesagt habe, bitte verzeih mir!“

Mein Vater drückte mich ganz fest und strich mir durch das Haar. „Beruhige dich Serah. Ich bin dir nicht böse, du musst dir keine Sorgen machen, mein Kind. Es ist alles in Ordnung. Ich bin derjenige der sich entschuldigen muss, für all meine Sünden.“ „Wovon sprichst du?“

Er sah mich mit sanften Augen an. „Ich erzähle es dir, sobald wir wieder zu Hause sind, Serah.“

Anschließend nahm er mich auf seine Arme und trug mich zu den anderen.
 

„Serah geht es dir gut?“, fragte Raine.

Ich nickte. Besorgt setzte sie sich zu mir. „Ich habe getan was ich konnte, ich konnte deine Wunden nicht komplett heilen.“ „Schon okay. Ich bin nicht aus Zucker.“, sagte ich lächelnd doch innerlich musste ich zugeben das ich bereits an meinen Grenzen stand. Ich habe mich noch nie so verausgabt und es ging mir noch nie so schlecht. Nicht einmal nach dem Ritual damals.

Sheena hatte inzwischen erzählt was passiert ist und das die Bürger auf die Menschenfarm gebracht wurden sind. Lloyd war außer sich vor Wut, selbst Colette wollte die Bürger retten.

Bedrückt sah ich zu Boden. Schmerzhaft musste ich realisieren das ich nicht so stark war wie ich glaubte, ich dachte ich könne den Menschen helfen und sie retten. Ich dachte der Cruxis Kristall und meine Engelskräfte würden mich genug stärken, aber dem war nicht so.

An und für sich war ich absolut keine Hilfe gewesen.
 

Wir ruhten uns erst einmal aus und beschlossen am nächsten Morgen in der früh die Farm zu infiltrieren. Es schien auch alles nach Plan zu funktionieren, wir schnappten uns die Uniformen einiger Desains, welche sich Raine und Sheena anzogen und schlichen uns in die Farm.

Nach dem Raine die Wachen überzeugen konnte, standen uns alle Türen offen.

In dem Raum gab es zwei Türen; die linke führte in den Kontrollraum, in den Raine und Sheena uns bringen sollten. Zudem würden wir in diesem Raum herausfinden, wo sich die Gefangenen aus Luin befanden.

Nachdem wir in Sicherheit waren, schnitten Raine und Sheena unsere Fesseln durch und zogen sich wieder um. Anschließend begaben wir uns zu einem großen Monitor, auch welchen wir zwei Fließbänder sehen konnten. Wir erkannten das sich Exspheres in ihnen befanden.

„Es scheint sich um eine Exsphere-Manufaktur zu handeln“, bemerkte Raine.

„So scheint es zu sein“, stimmte Kratos ihr zu.

„Sind das alles Exspheres?“, fragte Lloyd. „Unglaublich …“ Er hätte wohl anders reagiert, wenn er gewusst hätte, dass die Exspheres aus Menschen hergestellt wurden, dachte ich mir.

Ich wusste das sie aus Menschen gemacht wurden, aber das sie auf so schreckliche Weise gezüchtet wurden, wusste ich nicht.

Während Lloyd, Sheena, Genis und Colette noch weiterhin auf den Monitor sahen, begaben Kratos,Raine und ich uns zu dem Kontrollpult, um herauszufinden, wo die Gefangenen waren.

„Scht“, sagte Colette auf einmal. „Ich höre Stimmen im Nebenraum.“ Sie sah zu der Tür weiter hinten im Raum.

„Ich höre gar nichts …“, meinte Genis. „Ich höre sie aber auch, ganz klar.“, sagte ich.

Colette rannte zu Raine und Kratos, gefolgt von Lloyd. In diesem Moment kamen drei Personen durch die Tür vor ihnen in den Raum.

„Hmm?! Ihr!“, rief Botta überrascht.

„Oh oh, das sind die Desians, auf die wir in der Wüste von Triet gestoßen sind!“, rief Lloyd.

„Sie glauben immer noch, wir seien Desians“, gab einer der Abtrünnigen amüsiert von sich.

„Sir, das ist unsere Chance!“, sagte der andere zu Botta.

„Seid ihr auf einen Kampf aus?“, fragte Kratos gelassen. Sie waren in der Überzahl und außerdem im Lager des Feindes.

„Wartet“, gab Botta von sich und hielt die anderen beiden Abtrünnigen zurück. „Kratos ist bei ihnen. Wir werden uns für den Moment zurückziehen.“

Lloyd sah verwundert zu Kratos. „Ihr kennt euch?“

„Wenn du damit meinst, dass wir in Iselia und Triet aneinander geraten sind …“, erwiderte Kratos.

„Ich glaube, es ist in unser beider Interesse, hier nicht zu kämpfen“, sagte Botta kühl.

„Mach, was du willst“, erwiderte mein Vater. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür, nur um drei Desians zu offenbaren, die bereits dabei waren, ihre Zauber vorzubereiten.

Kratos schützte sich und Colette, die beide ganz vorne standen, mit Guardian vor den Feuerbällen, die zu ihnen geflogen kamen.

„Colette! Kratos!“, riefen Lloyd und ich besorgt.

„Ich bin okay“, gab Colette an Lloyd gewandt von sich.

„Dafür ist keine Zeit!“, rief Kratos. „Hinter dir!“

Hinter Colette öffnete sich die Tür, die neben dem Monitor lag und ein einzelner Mann betrat den Raum. Er hatte blonde, zurückgekämmte Haare und Schlitzaugen. Er trug eine blaue Uniform, an der sich über den Schultern zwei goldene Metallplatten befanden.

„Wie?“, fragte Lloyd verwundert.
 

„Na, das nenne ich eine Überraschung“, gab der mysteriöse Mann von sich. Er klang sehr überheblich, es war nicht schwer zu erkennen, dass er sich für etwas Besseres hielt. „Als ich hörte, hier hätten sich ein paar Ratten eingeschlichen, dachte ich zuerst an den Abtrünnigen, Botta, aber stattdessen finde ich hier nur ein paar miserable Kreaturen. Aber ich muss gestehen, ich bin schon beeindruckt, dass ihr nach dem Angriff immer noch am Leben seid.“

„Wer bist du?!“, fragte Lloyd wütend.

Als der Halbelf sich dem Schwertkämpfer näherte, schloss sich hinter ihm die Tür. „Du platzt hier in meine Farm und verlangst, meinen Namen zu wissen?“

„Wow, Lloyd, ist es sonst nicht immer umgekehrt?“, fragte Genis grinsend.

Lloyd drehte sich zu ihm. „Genis! Dafür haben wir jetzt keine Zeit!“

„Das ist Kvar, einer der Fünf Großfürsten der Desians“, antwortete Kratos ruhig.

„Ah, schön zu sehen, dass mich doch jemand kennt“, gab Kvar amüsiert von sich, während er Kratos betrachtete.

„Es ist genau, wie Forcystus gesagt hat“, sagte Kvar nun, während er einen Blick auf Lloyds Exsphere warf. „Der Exsphere ist ohne Frage ein Produkt meines Angelus-Projekts!“

Durch die Tür, durch die sie gekommen waren, kamen nun drei Desians, sodass sie umzingelt waren. Colette reagierte schnell und warf eins ihrer Chakrams nach Kvar. Dieser wich dem Angriff aus und machte so den Weg frei, während das Chakram wieder zu Colette zurückgeflogen kam.

„Gut gemacht, Colette!“, lobte Lloyd sie. „Lasst uns jetzt gehen!“

Wir rannten durch die Tür, durch die Kvar gekommen war und drangen weiter in die Farm ein. Als wir dem Weg, der an den Fließbändern mit den Exsphere-Behältern entlang führte, folgten und anschließend die Treppe hinauf rannten endeten wir in einer Sackgasse. Jedoch sahen wir von da aus durch ein Fenster, wir erkannten Menschen die auf einem Fließband standen. „W… was ist das?!“, fragte ich beunruhigt.

Das Fließband schien um eine Ecke zu führen und die Menschen wurden durch die Behälter mit den Exspheres ersetzt.

„Hier werden die Exspheres von den Körpern ihrer Wirte entfernt“, erklärte Kvar, der mit vier Desians auf einmal hinter ihnen stand.

„Sie wollen damit sagen, dass die Exspheres … aus menschlichen Körpern gemacht sind?“, fragte Raine ungläubig.

„Nicht so ganz“, erwiderte Kvar. „Exspheres haben eine verborgene Existenz. Sie nähren sich von den Menschen, wachsen und erwachen schließlich. Menschen-Farmen sind Exsphere-Manufakturen. Warum sollten wir auch sonst unsere Zeit damit verbringen, uns um diese elenden Kreaturen zu kümmern?“

„Das ist schrecklich!“, rief Genis schockiert.

„Schrecklich?“, wiederholte Kvar. „Schrecklich ist das, was ihr getan habt. Exspheres zu stehlen und einzusetzen, in die wir so viel Zeit und Aufwand gesteckt haben. Ihr verdient es, bestraft zu werden.“

Die vier Desians näherten sich uns. „Mist! Wir sind umzingelt …“, bemerkte Lloyd.

„Lloyd, dein Exsphere war als Geschenk an Lord Yggdrasill vorgesehen“, gab Kvar von sich. „Es ist Zeit, dass du ihn zurückgibst.“

„Yggdrasill …“, murmelte Raine. „Ich nehme an, das ist der Name des Anführers.“

„Ja“, bestätigte Kvar. „Und nun, zum Wohle des großen Lord Yggdrasill und zum Wohle meines eigenen Erfolges, benötige ich diesen Exsphere!“

„Schon wieder?! Was ist an meinem Exsphere so besonders?“, fragte Lloyd verwundert.

„Er ist das Ergebnis jahrelanger, zeitintensiver Forschung“, erklärte Kvar. „Endlich bekomme ich zurück, was von einem schmutzigen, weiblichen Wirtskörper gestohlen wurde.“
 

„Was sagst du da?“, fragte Lloyd. „Ein weiblicher Wirtskörper? Du sprichst doch nicht von …“

„Hmm, du weißt nichts, oder?“, seufzte Kvar. „Dieser Exsphere wurde von dem Wirtskörper A012, menschlicher Name Anna – deiner Mutter – kultiviert. Sie nahm ihn an sich und floh aus dem Gebäude. Natürlich hat sie für ihr Verbrechen mit ihrem Leben bezahlt.“

„Meine Mu… du hast sie umgebracht!“, schrie Lloyd schmerzerfüllt.

„Oh, mach mich nicht dafür verantwortlich“, erwiderte Kvar ruhig. „Ich war es nicht, der Anna umgebracht hat. Dein Vater hat sie getötet.“

Ich ahnte wie Lloyd sich fühlen musste. Es musste ihm sehr viel Beherrschung kosten, nicht gleich auf diesen Verbrecher loszugehen.
 

„Lügner!“, brüllte Lloyd wütend.

„Ach, bitte“, seufzte Kvar. „Als der Exsphere, der keine Schutzfassung besaß, entfernt wurde, verwandelte sie sich in ein Monster. Und dein Vater hat sie getötet. Jämmerlich, findest du nicht auch?“

„Sprich nicht schlecht über die Toten!“, brach es aus Kratos heraus.

„Hahaha!“, lachte Kvar. „Wen kümmert’s? Sie waren nur ein Paar dreckiger Menschen – nichtsnutzige Maden.“ „Sprich nie wieder so über meine Eltern!“, schrie Lloyd Kvar an.

Die Desians kamen näher und drängten sie in eine Ecke.

Sheena trat hervor. „Ich kümmere mich darum!“ Sie holte eine Karte hervor und betrachtete sie. „Ich verwende die letzte, Opa.“ Sie rief ein grünes Wesen, das so ähnlich aussah wie die, gegen die wir bereits gekämpft hatten. Die Luft vor ihnen schien zu schimmern und im nächsten Moment waren sie wieder draußen vor der Farm.

„Vielen Dank, Sheena!“, bedankte sich Colette bei der Schwarzhaarigen.

„Ach, keine Ursache“, erwiderte Sheena verlegen. „Aber was sollen wir jetzt tun?“

„Lasst uns nach Luin zurückkehren“, schlug Raine vor.

„Ich bin der gleichen Meinung“, gab Papa von sich.
 

Als wir Luin erreichten, war es bereits Nacht, daher schlugen wir Lager in der Nähe der Stadt auf. Sheena betrachtete ihren Exsphere nachdenklich. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass die Exspheres aus menschlichem Leben gewonnen werden.“

Genis und Raine betrachteten ihre Exspheres ebenfalls.

„Das ist Marbles Leben …“, murmelte Genis bedrückt.

Lloyd nahm seinen Exsphere ab und streckte seinen Arm wie zum Wurf aus. „Dieses … Ding!“

Colette ging zu ihm. „Lloyd, warte. Was willst du damit erreichen, wenn du ihn abnimmst? Das ist nicht einfach nur ein Exsphere, sondern das Leben deiner Mutter, erinnerst du dich?“

„Aber diese Dinger verhöhnen das menschliche Leben“, erwiderte Lloyd.

„Aber wir hätten schon vor langer Zeit verloren, wenn wir sie nicht hätten“, wandte Kratos ein.

„Meinst du, das wüsste ich nicht?!“, erwiderte Lloyd auf Kratos‘ Kommentar.

„Weißt du es wirklich?“, fragte Kratos ruhig. „Wenn du diesen Exsphere jetzt wegwirfst – glaubst du, wir könnten die Reise beenden?“

Lloyd ließ seinen Arm wieder sinken und betrachtete seinen Exsphere voller Abscheu. „Ja! Ich weiß! Ohne diese Dinger sind wir nur ein Haufen schwacher Menschen. Wir können nur auf Grund dieser Dinger kämpfen. Das weiß ich. Aber die Exspheres existieren, weil jemandem das Leben genommen wird!“

„Und?“, fragte Kratos seufzend. „Diese Menschen sind nicht aus freien Stücken zu Opfern geworden, aber ich bezweifle, dass sie weggeworfen werden wollen, nachdem sie zu Exspheres geworden sind.“

Colette nickte. „Meine Meinung ist vielleicht nicht so wichtig, weil ich keinen Exsphere trage, aber ich bin sicher, dass die Desians uns besiegen werden, wenn wir unsere Exspheres nun wegwerfen. Und wenn das passiert, werden noch mehr Menschen ihr Leben an diese Steine verlieren. Ich möchte nicht, dass das passiert. Ich möchte nicht, dass diese Reise bedeutungslos wird.“

„Colette hat recht“, stimmte Kratos ihr zu. „Wir können die Exspheres jederzeit wegwerfen. Aber im Moment müssen wir das Gewicht der Hoffnungen und Träume dieser Opfer tragen und für sie und uns kämpfen. Hast du nicht gesagt, du wolltest nie mehr zweifeln?“

Lloyd schwieg einen Moment, bevor er seufzte. „Yeah. Ich hasse es, es zuzugeben. Aber du hast recht. Mamas Bedauern und ihre Wünsche sind in diesem Ding eingeschlossen. Um zu verhindern, dass es noch mehr Opfer wie meine Mutter oder Marble gibt, werde ich Colette helfen. Ich werde für uns beide kämpfen, für mich und Mama, die in mir weiterlebt.“

Kratos betrachtete Lloyd zufrieden und auch ich lächelte. Ich beneidete ihn dafür das er so entschlossen war.

Genis nickte. „Yeah. Ich auch. Ich kämpfe im Namen von Marble.“

„Ich auch“, gab Colette von sich. „Ich werde, so schnell es geht, die Welt erneuern.“

„Menschen sind sündhafte Kreaturen“, gab Raine nachdenklich von sich. „Ein Leben überlebt auf Kosten eines anderen Lebens. Wir müssen die Last unserer Sünden tragen, so lange wir leben.“

„Leben überlebt auf Kosten eines anderen Lebens …“, murmelte Sheena. „Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, aber ich glaube nicht, dass man es irgendwie rechtfertigen kann, dass Leben für die Exspheres geopfert werden. Das muss um jeden Preis aufhören!“

„Yeah, allerdings“, stimmte Lloyd ihr entschlossen zu.

Genis bereitete ihnen eine Kleinigkeit zu essen vor und nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, saßen sie noch ein wenig nachdenklich am Feuer.

„Kratos, Ihr Blick ist Furcht einflößend“, murmelte Colette nach einer Weile. Ich wurde hellhörig und schaute auf. Ich betrachtete das Gesicht meines Vaters und musste Colette zustimmen.

„Nein. Ich bin so wie immer“, behauptete Kratos.

„Du lügst“, erwiderte Genis. „Jeder kann sehen, dass du über etwas wütend bist.“

„Ich bin nicht wütend!“, gab Kratos ungewohnt gereizt von sich.

Die anderen sahen ihn erstaunt und erschrocken an, selbst ich.

„Es tut mir leid …“, murmelte Kratos. „Bitte lasst mich eine Weile allein …“ Er setzte sich etwas abseits des Feuers zu Noishe.

Die anderen legten sich kurz darauf schlafen und ich betrachtete erneut die Sterne.

Was hatte meinen Vater nur so wütend gemacht? Ich fragte mich noch immer was geschehen ist. Ob es etwas mit meinem Traum zu tun haben könnte.

Ich schüttelte den Kopf. Nein da musste noch etwas anderes sein, aber was?
 

Am nächsten Morgen starteten wir einen erneuten Versuch in die Farm einzudringen. Als wir das Grundstück betraten fiel mir ein riesiger Sein in die Augen. „Seht mal.“, meinte ich und stellte mich vor den Felsen. „Ziemlich auffällig, findet ihr nicht?“, fragte ich und sah zu den andreen.

Raine nickte. „Wir sollten versuchen, ihn wegzuschieben.“

Lloyd stemmte sich gegen den Felsbrocken, was aber nichts brachte. „Es funktioniert nicht. Er bewegt sich nicht.“ „Lass mich mal.“, sagte ich und konzentrierte mein Mana. „Lightning Blade!“

Der Stein zerbrach und wir betraten den Schacht. Nach einer Weile erreichten wir den Kontrollraum, in dem sich zwei Desians aufhielten. „Wer zum Teufel seid ihr?!“

Sein Kollege drehte sich nun ebenfalls zu ihnen um und gemeinsam griffen sie uns an. Der Kampf dauerte jedoch nicht lange an und ihre Gegner waren besiegt.

„Lloyd ist viel stärker geworden, nicht wahr?“, fragte Genis nach dem Kampf.

Colette nickte. „Yeah. Und er ist auch nicht mehr so rücksichtslos und unbesonnen. Ob das an Kratos‘ Ratschlägen liegt?“ Mein Vater schüttelte den Kopf. „Ich habe damit nichts zu tun.“

„Das ist … nicht wahr“, gab Lloyd von sich.

Genis sah ihn überrascht an. „Wow, Lloyd ist ausnahmsweise mal bescheiden.“

„Bist du denn nicht glücklich, Lloyd?“, fragte Colette lächelnd. „Dass du so einen guten Lehrer gefunden hast?“
 

Raine begab sich zu einer Maschine und betrachtete sie nachdenklich. „Lasst uns den Grundriss der Farm abrufen.“ Sie drückte auf ein paar Knöpfe und die Maschine projizierte mehrere farbige Blöcke, die den Aufbau der Farm darstellten. „Professor, Sie sind fantastisch!“, rief Lloyd begeistert. „Hm, es gibt also auf dieser Seite auch Leute, die Maschinen bedienen können …“, murmelte Sheena. „Auf dieser Seite?“, fragte Genis verwundert.

„Äh, ähm, nichts“, erwiderte Sheena hastig. „Ich spreche mit mir selbst.“

Raine sah sie nachdenklich an, wandte sich dann jedoch wieder der Maschine zu. „Wir befinden uns genau hier.“ Sie drückte auf einen Knopf auf der Maschine und der magentafarbene Block fing an zu blinken. „Und Kvar sollte sich dort befinden.“ Ein weiterer Knopfdruck und der türkisfarbene Block blinkte. Raine betrachtete die Projektion nachdenklich. „Es scheint, wir müssen das Sicherheitssystem deaktivieren, um die Ebene zu erreichen, auf der sich Kvar befindet.“

„Sicher … heitssystem?“, fragte Colette.

„Hier.“ Raine drückte erneut auf einen Knopf und der hellblaue Block vor dem türkisfarbenen Block blinkte. „Wenn wir dieses Sicherheitssystem nicht deaktivieren, können wir nicht zu Kvar vorstoßen.“ „Was sollen wir also tun?“, wollte Lloyd ungeduldig wissen.

„Beruhige dich“, ermahnte Kratos ihn, obwohl er selbst auch ziemlich unruhig wirkte. „Irgendwo gibt es sicher einen Schalter, um das System zu deaktivieren.“

Raine nickte und drückte erneut auf ein paar Knöpfe. „Hier ist er.“ In dem roten Bereich auf der rechten Seite der Projektion blinkten zwei gelbe Punkte auf. „Siehst du die beiden Schalter am linken und rechten Ende dieses Durchgangs? Das sind die Deaktivierungsschalter.“

„Okay, deaktivieren wie ihn“, gab Lloyd entschlossen von sich.

Raine drehte ihren Kopf zu ihm. „Wartet einen Augenblick. Ich zeige euch den Weg, der zu Kvars Raum führt.“ Sie betrachtete die Maschine nachdenklich. „Das Transportband behindert den Durchgang. Um es anzuhalten, müssen wir das Steuerungssystem des Bands außer Kraft setzen …“ Sie betrachtete die Informationen, die die Maschine ihr anzeigte, näher. „Es ist so gebaut, dass man nicht zum Steuerungssystem gelangt, solange Container auf dem Band stehen. Mal sehen, um das Container-Transport-System zu justieren …“

In diesem Moment ertönte ein warnender Alarm.

„Verdammt“, fluchte Raine. „Sie haben entdeckt, dass ich auf den Computer zugreife …“

„Lloyd, was sollen wir tun?!“, fragte Genis nervös. „Die Desians werden jeden Augenblick hier sein!“ „Verdammt …“, murmelte Lloyd.

Raine drehte sich zu ihm um. „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen uns in zwei Gruppen aufteilen, damit wir das System deaktivieren und in Kvars Raum eindringen können.“

„Was?!“, rief Genis erschrocken. „Wir teilen uns auf?“

Kratos nickte. „Ich sehe keine andere Möglichkeit. Ich wäre gern in der Gruppe, die hinter Kvar her ist.“ „Ich auch!“, rief Genis. „Und ich auch“, schloss Sheena sich an. Ich für meinen Teil schwieg.

Raine wandte sich an die Auserwählte. „Colette, bitte triff für uns die Wahl.“

„Äh, hm, nun, also …“, murmelte Colette. „Ich überlasse es Lloyd.“

Lloyd schien überrascht zu sein. „Was? Mir?!“ Colette nickte lächelnd. „Ich weiß, du wirst uns gut einteilen.“ „Er hört nur auf seine Intuition und seinen Instinkt“, erwiderte Genis frech.

Lloyd sah ihn verärgert an. „Was soll das denn nun bitte schön heißen?! Egal, ich werde also die Teams zusammenstellen?“ Die anderen nickten.

„Ich übernehme Kvar“, erklärte Lloyd. „Ich möchte meine Mutter rächen.“ Er sah die anderen nachdenklich an. „Mal sehen …“

„Ich möchte gegen Kvar kämpfen“, wiederholte Kratos noch einmal. „Bitte, Lloyd. Nimm mich mit.“ „In Ordnung.“ „Danke“, erwiderte Kratos zufrieden.
 

„Ich möchte Lloyd begleiten“, meldete sich Colette zu Wort.

„Colette …“, murmelte Lloyd, während er die Hände auf ihre Schultern legte. „Kvar ist kein leichter Gegner. Ich möchte dich nicht unnötig in Gefahr bringen. Deswegen möchte ich, dass du in dem Deaktivierungsteam bist.“ Der Schwertkämpfer sah zu mir. „Serah, ich zähle auf dich das du gut auf Colette Acht gibst.“ Ich nickte entschlossen und antwortete: „Überlas das ruhig mir. Ich

„Du nimmst mich mit, richtig?“, fragte Genis, während er Lloyd hoffnungsvoll ansah.

Lloyd schüttelte den Kopf. „Genis, ich weiß, du bist echt stark. Ohne deine Magie hätten wir wohl schon so manchen Kampf verloren. Aber ich möchte, dass auch du in dem Deaktivierungsteam bist.“ Genis rieb sich den Kopf. „Also gut …“

„Ich gehe mit dir“, wandte sich nun Sheena an Lloyd.

„Nein, Sheena“, erwiderte Lloyd. „Ich weiß es zu schätzen, dass du mir helfen willst, aber das ist nicht dein Kampf.“ „Ist das dein Ernst?“, fragte Sheena enttäuscht.

Lloyd nickte. „Du wirst Genis, Serah und Colette dabei helfen, die Gefangenen zu befreien. Deswegen hast du dich schließlich uns angeschlossen, oder?“ „Nun, ich schätze, da hast du recht …“, murmelte Sheena. Lloyd wandte sich nun an Raine. „Professor …“

„Du brauchst mich, damit ich dir die Technik in der Farm erklären kann“, gab Raine von sich.

Lloyd nickte. „Ich kann vor allem nicht auf Ihre Heilkräfte verzichten.“ Raine lächelte. „Ich verstehe.“
 

Während Genis, Colette, Sheena und ich den Gang nahmen, der zu den Gefangenen und den Deaktivierungsschaltern führte, nahmen Lloyd, Kratos und Raine den obersten Gang, aus dem beim letzten Mal Botta und die anderen Abtrünnigen gekommen waren. Wir teilen uns erneut auf damit, so war es uns möglich die Gefangenen schneller zu retten und Raine und den anderen ebenfalls besser zu helfen. Der ganze Deaktivierungskram war schnell erledigt, unterwegs besiegten wir einige Gegner. Es befanden sich sehr wenig Desains in der Farm, daher war es ein Kinderspiel die Sicherheitsanlage zu deaktivieren und unbemerkt zurück zu den anderen zu gehen.

Mein Vater sah, wie Colette, Genis, Sheena und ich den Raum mit dem Teleporter erreichten. Bevor wir jedoch zu den anderen rennen konnten, wurden wir von Desians aufgehalten, die uns heimlich gefolgt waren.
 

„Aber ich an deiner Stelle würde nicht davon ausgehen, dass ich Lord Yggdrassil lange hintergehen kann“, fuhr Pronyma fort, bevor sie verschwand. Was hatte das zu bedeuten? Pronyma wollte Lord Yggdrassil hintergehen? Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte riss der andere Halbelf mich aus diesen.

„Die Mana-Kanone ist also kein Geheimnis mehr“, sagte Kvar. „Nun, das macht nichts.“ Er drehte sich zu Lloyd, Kratos und Raine. „Sobald ich den Exsphere besitze, wird alles, dessen ich verdächtigt werde, zu einer blassen Erinnerung degradiert.“

„Mach dich bereit!“, warnte Kratos Lloyd.

„Du wirst ihn nicht von mir bekommen!“, rief der Junge, bevor er sich wütend auf Kvar stürzte.

Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Kampf und unterstützte meine Freunde. Ich versuchte alle möglichen Angriffe von Genis und Colette fernzuhalten, damit diese genug Zeit hatten ihre Zauber einzusetzen. Nachdem wir die lästigen Desains besiegten gingen wir zu den anderen. Auch sie haben es geschafft Kvar zu besiegen. „Ich habe es geschafft, Mama“, sagte Lloyd, während er seinen Exsphere betrachtete. „Du bist gerächt!“

Colette wurde auf einmal blass. „Pass auf!“

Kvar rappelte sich wieder auf und wollte Lloyd angreifen, aber bevor er ihn mit seinem Stab verwunden konnte, rannte Colette vor ihn und beschützte Lloyd.

„Colette?!“, rief Lloyd fassungslos, während er sie auffing.

„Lloyd … geht es dir gut?“, fragte Colette. „Y… yeah. Aber du …“

„Mir geht es gut, ehrlich“, erwiderte die Auserwählte.

Kvar, der eingesehen hatte, dass er keine Chance mehr hatte, diesen Kampf zu gewinnen, wollte verschwinden, aber Sheena tauchte mit einem Mal in einer Rauchwolke vor ihm auf.

„Du Bastard!“, schrie Lloyd, während er eins seiner Schwerter zog und es Kvar noch einmal in den Leib rammte. Kratos folgte ihm mit seinem Schwert, nicht mehr in der Lage, sich zurückzuhalten.

„Kratos … du elende, jämmerliche Kreatur!“, zischte Kvar.

„Fühl den Schmerz …“ Kratos zog sein Schwert über Kvars Brust. „… dieser jämmerlichen Kreaturen …“ Er verpasste Kvar einen weiteren Schwerthieb, woraufhin dieser auf den Boden fiel, dieses Mal definitiv tot. „… während du in der Hölle brennst!“ Er steckte sein Schwert wieder weg.
 

Kvar's Leiche lag am Boden, ich trat ein paar Schritte zurück. Lloyd schnappte sich Colette und wir verließen die Farm wieder. Raine aktivierte, wie auch bei der anderen Farm, den Selbstzerstörer.

Nachdem wir draußen angekommen waren sahen wir noch einmal zurück. Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich irgendwo befreit, nun da Kvar tot war.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2014-01-28T20:10:02+00:00 28.01.2014 21:10
Schönes Kapi *~*
Freu mich schon, wenn's weiter geht C:
Von: abgemeldet
2014-01-09T17:59:36+00:00 09.01.2014 18:59
Ich find das dir der Prolog sehr gut gelungen ist C:
Da ich es als sehr schwer empfinde in der 1.Person zu schreiben :/

Hab ich riesen Respekt vor allen die das so gut schreiben können :)

Ich freu mich schon, wenn es weiter geht :3


LG abgemeldet
Antwort von:  Leanne_Crescent
09.01.2014 19:12
Danke danke schön :D Das motiviert mich natürlich weiter zu schreiben :) ich werde mich schon bald wieder dransetzten um das neue Kapitel hochzuladen :)
Antwort von: abgemeldet
09.01.2014 19:22
Das freut mich :D
Nichts zu Danken xD


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