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Call me maybe

You belong with me
von

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Gib mir...

Gib mir…
 

Schnelle Schritte hallten durch die dunklen Gassen der Stadt. So schnell er konnte lief er der dunklen Gestalt hinterher. Er durfte ihn nicht verlieren! Auf keinen Fall! Seine Lungen drohten zu bersten und er konnte sein Blut in seinen Ohren rauschen hören, doch er blieb nicht stehen. Obwohl er so schnell er konnte rannte entfernte sich die Gestalt immer weiter von ihm.
 

Die Gassen wurden immer schmaler und die letzte Straßenlaterne, an der sie vorbeigekommen lag schon weit hinter ihnen. Er sah kaum etwas, aber er lief weiter. Die Gestalt drohte aus seinem Sichtfeld zu verschwinden. Keuchend streckte er seine Hand aus und lief schneller. „Warte!“, rief er verzweifelt. Er durfte ihn nicht verlieren. Platsch. Da war wohl eine Pfütze gewesen. Er wurde langsamer. Sein Körper forderte sein Tribut. Aber er durfte ihn nicht verlieren.
 

Plötzlich stolperte er und fiel hin. Mit seinen Händen versuchte er sich abzufangen und landete in einer weiteren Pfütze. Er versuchte sich hochzurappeln, um weiter zu laufen, als ihm auffiel, wie warm die Flüssigkeit war. Starr vor Angst blieb er sitzen und versuchte seinen Atem zu beruhigen und die schrecklichen Gedanken aus seinem Kopf zu jagen, die sich da gerade einnisten wollten.
 

Langsam hob er eine Hand und schrie auf. In der Dunkelheit konnte er es zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber die Flüssigkeit war dunkel und warm. Am ganzen Körper zitternd drehte er sich um, um herauszufinden worüber er gestolpert war - und blickte in weit aufgerissene, leere Augen.

Mit einem Schrei sprang er auf und stolperte ein paar Schritte zurück. Es knackte schauerlich. Zitternd sah er nach unten und erkannte die Umrisse einer Hand. Wie auf Kommando wurde es heller. Um ihn herum lagen dutzende Leichen. Ihre Augen schmerzverzerrt aufgerissen, manche Körperteile merkwürdig abstehend und die Münder zu stummen Schreien aufgerissen.

Er ließ sich zu Boden fallen und schrie.
 

„SHION!“

Panisch schlug der Weißhaarige die Augen auf. Sein Herz raste und er keuchte, als hätte er einen Marathon hinter sich.

„Shion. Ist alles in Ordnung? Hast du Schmerzen? Du hast geschrien.“

Das war die Stimme seiner Mutter. Aber sie war so weit weg...

„Shion? Soll ich einen Arzt rufen?“
 

Okay, sie klang ziemlich panisch. Vielleicht sollte er reagieren….

Irgendwie schaffte er es seinen Kopf zu schütteln und würgte ein „Alles in Ordnung“ raus.

Sanfte Hände halfen ihm dabei sich aufzurichten. Wo war er? Langsam fokussierte sich sein Blick. Er war in seinem Zimmer in No 6. Ein Glas wurde ihm an die Lippen gehalten, aus dem er ohne zu fragen trank. Es war auch nur Wasser. Sein Kopf pochte und seine Lungen fühlten sich an, als wäre er wirklich gerannt. Aber es war nur ein Traum gewesen. Ein Alptraum.
 

Shion zitterte, trotz der warmen Decke, die auf ihm lag. Seine Mutter legte ihm besorgt eine Hand auf die Stirn. „Vielleicht bist du doch krank….“, meinte sie fürsorglich. „Wir sollten später zum Arzt gehen.“ Shion nickte nur. Er hatte keine Lust zu einem Arzt zu gehen, aber er wusste, dass er ohnehin nicht drum herum kommen würde, wenn seine Mutter sich das in den Kopf gesetzt hatte. So nett sie auch war, sie war mindestens genauso stur.
 

Langsam legte er sich wieder hin. Seine Mutter war mit einem „Versuch noch ein bisschen zu schlafen und ruf mich, wenn du was brauchst.“ aus dem Zimmer gegangen.

Er sah zum Fenster raus. Draußen herrschte tiefste Nacht, aber ein Sturm tobte draußen und ließ die Fenster klirren. Wenn er das Fenster öffnen würde… ob Nezumi dann kommen würde?
 

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Aber man würde ja noch träumen dürfen.
 

Der Weißhaarige drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. Ob diese Alpträume je aufhören würden? Das Leben in No 6 war jetzt, wie in jeder anderen Stadt. Es gab niemanden mehr, der alles manuell steuerte und die meisten Rechner und Daten waren zerstört worden. Sie lebten immer noch in dem kleinen Häuschen mit dem Laden, den seine Mutter führte, obwohl sie in ihr altes Haus zurück gekonnt hätten. Seine Mutter wollte nicht und ihm war es ziemlich egal gewesen – seine Ansprüche waren geschrumpft, dank der Zeit >draußen< mit Nezumi.
 

Außerdem war irgendwo in ihm die Hoffnung, dass der Schwarzhaarige zu ihm kommen würde. Auch, wenn es nur für einen kurzen Besuch war. Mit einem Seufzer vergrub er sein Gesicht in dem weichen Polster. Als ob das je passieren würde.
 

Aber er hatte nicht bei Nezumi bleiben können. Seine Mutter hatte auf ihn gewartet und die wäre von den Lebensumständen >draußen< bestimmt nicht so angetan gewesen.
 

Die Mauer war mittlerweile weg und das ein- und ausreisen kein Problem mehr, aber er war sich ziemlich sicher, dass Nezumi nicht hier leben wollen würde. Nicht, dass er das nicht verstehen konnte – immerhin war diese Stadt Schuld daran, dass Nezumis Volk und seine Familie tot war und er selbst war auch nur knapp entkommen. So etwas prägte.

Aber es war einsam ohne Nezumi. Manchmal kam Hamlet ihn besuchen, aber alle Briefe, die er dem Kleinen mitgegeben hatte waren unbeantwortet geblieben. Irgendwann hatte er aufgegeben.
 

Es waren mittlerweile drei Wochen vergangen, seit sie sich getrennt hatten, aber es kam Shion viel länger vor. In der Stadt ging alles sehr langsam voran und es gab ständig neue Probleme. Sie versuchten das gestürzte Regime durch etwas anderes zu ersetzen, aber es interessierte Shion nicht.
 

Safu war tot. So viele waren gestorben. Sie alle waren unschuldig gewesen. Auch er hatte getötet. Vielleicht waren sie nicht unschuldig gewesen, aber das war noch kein Grund jemanden zu töten.
 

Und jede Nacht sah er ihre Gesichter. Wie sie ihn anstarrten mit ihren leeren Augen, die Münder anklagend geöffnet. Er rollte sich enger in sich zusammen und zitterte. Manchmal sah er auch Nezumis Gesicht, wie er ihn anflehte nicht zu schießen. Doch es war ihm egal gewesen. Er hatte abgedrückt. Mehrmals. Und zugesehen, wie sein Opfer ein letztes Mal gezuckt hatte, bevor er still liegen geblieben war. Er hatte Angst gehabt. Angst um Nezumi und Angst um sein Leben. Nezumi hatte mit all dem nichts zu tun gehabt. Er hatte ihn dazu gebracht in das am besten bewachte Gebäude in No 6 einzudringen. Und wozu? Sie hatten Safu nicht retten können.
 

Es war seine Schuld, dass sie überhaupt verhaftet worden war. Natürlich hatte sie nicht an seine Schuld geglaubt. Aber er hätte nichts anders machen können.
 

Shion versuchte die Tränen zu unterdrücken, aber er scheiterte. Gut, dass er alleine war. Doch plötzlich fiepte es hinter ihm. Erschrocken drehte er sich um und sah Hamlet. „Ach, du bist es nur. Willkommen zurück“, begrüßte er ihn und streichelte die Ratte, die sich schließlich neben ihn legte und ruhig einschlief. „Ich beneide dich….“, murmelte er, bevor auch er versuchte noch einmal einzuschlafen – erfolglos.
 

Aber irgendwann wurde es trotzdem Morgen. Als Shion seine Mutter in der Küche werken hörte beschloss er aufzustehen. Das nahm auch Hamlet als Zeichen, sich sein Frühstück holen zu gehen. Danach würde er vermutlich wieder zurück zu Nezumi gehen. Kurz überlegte Shion Nezumi noch einmal eine Nachricht zu schreiben, entschied sich dann aber dagegen. Er würde doch nur wieder enttäuscht werden. Er verabschiedete sich von Hamlet und sah der Ratte zu, wie sie weglief.

Was Nezumi wohl sagen würde, wenn er Hamlet einfach folgen würde? Ob er ihn wegschicken würde?

Irgendwie hatte er nicht den Mut das herauszufinden. Ob es Inukashi wohl gut ging? Und dem Baby?

Vielleicht sollte er ihnen doch einen Besuch abstatten. Jetzt musste er immerhin nicht mehr durch die Kanalisation schwimmen….
 

Seine Mutter machte ihre Drohung wahr und schleppte ihn zu einem Arzt. Der konnte, außer absoluter Übermüdung allerdings nichts feststellen und verordnete ihm nur absolute Bettruhe und ausreichend Schlaf. Scherzkeks. Wenn er schlafen könnte würde er das doch tun.
 

Zu Hause wurde er also wieder ins Bett verfrachtet. So viel zu seinem Besuch…

Außerdem wollte er nicht schlafen. Er würde nur wieder Leichen sehen. Darauf konnte er getrost verzichten.
 

Nach einigen Stunden in denen er sich im Bett herumgerollt hatte, stand er schließlich auf und ging zum Fenster. Es war schon fast wieder Abend. Der Sturm hatte aufgehört, aber es regnete immer noch. In der Ferne hörte er einen Hund bellen und fragte sich, was Inukashi wohl gerade machte. Ob er wohl mit dem Baby zurechtkam? Oder hatten sie vielleicht Überlebende von der Familie des Kindes gefunden?
 

Aber irgendwie hatte Shion nicht das Gefühl, dass es besonders viele Überlebende bei der letzten Menschenjagd gegeben hatte.

Mit einem Schauern dachte er an den Leichenberg, auf dem sie gelandet waren. Aber Nezumi hatte Recht gehabt – sie hatten Glück gehabt, dass sie in einem der hinteren Laster gewesen waren, sonst hätten sie nicht überlebt. Wie all die anderen. Ob es wohl noch andere Überlebende gegeben hatte? Waren sie raus geholt worden? Er hoffte es, denn so etwas hatte niemand verdient.
 

Gedankenversunken starrte er aus dem Fenster. Fühlte sich so Freiheit an? Besonders toll fühlte er sich ja nicht, aber das musste nichts heißen. Wie sollte er sich nach all dem auch gut fühlen. Sie hatten gekämpft, um ihr Leben gefürchtet und wofür? Safu war tot. Da hätten sie auch einfach im Westlichen Distrikt bleiben können und nichts versuchen. Es hätte den gleichen Effekt gehabt. Und dort war er glücklicher gewesen. Natürlich hatte er seine Mutter vermisst, aber das änderte nichts daran, dass er dort glücklicher gewesen war. Auch, wenn die Mauer jetzt weg war, fühlte er sich immer noch wie in einem Käfig. Vielleicht war er aus Gold, aber das machte es nicht besser.
 

Seufzend lehnte er sich gegen den Rahmen des Fensters. „Nezumi….“, murmelte er leise.
 

„Du siehst beschissen aus“, riss ihn plötzlich eine nur zu bekannte Stimme aus seinen Gedanken. Er fuhr herum und starrte auf die Person, die gelassen neben der Türe lehnte – und das vermutlich nicht erst seit ein paar Sekunden.
 

„Nezumi!“, er lief zu dem Größeren und umarmte ihn.

„Was für eine stürmische Begrüßung“, meinte der Schwarzhaarige und zwang Shion mit einer Hand den Kopf zu heben, um ihn ansehen zu können. „Du siehst wirklich scheiße aus.“

„Danke für das Kompliment. Ich freue mich auch dich zu sehen“, konterte der Kleinere sofort. „Was machst du hier?“

Nezumi hob eine Augenbraue. „Du hast mich doch gerufen, oder?“

Klatsch. Shions Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an. „I- ich hab mich nur gefragt, was du so machst….“

Nezumi antwortete nicht, aber sein Blick sprach Bände. Shion wandte den Blick nach ein paar Sekunden beschämt ab.

„Vielleicht solltest du mehr schlafen. Du hast fürchterliche Augenringe“, meinte der Schwarzhaarige und drängte den Kleineren bestimmt in Richtung Bett.
 

Shion schüttelte nur den Kopf und versuchte erfolglos dem Bett fern zu bleiben. Nezumi ignorierte das und es dauerte nicht lange, und Shion lag wieder zugedeckt im Bett, aber er hatte sich an Nezumis Ärmel gekrallt, um zu verhindern, dass der gleich wieder gehen konnte.

„Wie bist du hier überhaupt rein gekommen?“, fragte er schließlich.

„Durch die Türe“, war die prompte Antwort. Manche Dinge änderten sich eben nie. Wobei sich in dem Fall zumindest Nezumis Art Häuser zu betreten verändert hatte.

„Bleibst du?“

„Schlaf jetzt.“

„Aber-„

„SCHLAF!“

Ja, manche Dinge änderten sich eben nie. Shion funkelte Nezumi an, doch dem schien das herzlich egal zu sein.
 

„Nezumi…“, versuchte er es noch einmal. Er hatte doch so viele Fragen!

„Wenn du nicht gleich still bist, küsse ich dich.“

„Seit wann küsst du so schlecht, dass das eine Drohung ist?“

Und schon spürte er Nezumis weiche Lippen auf seinen. Er krallte sich etwas mehr in der Jacke des Schwarzhaarigen fest, aber Nezumi beendete den Kuss sehr schnell wieder.

„Das war dein Gute-Nacht-Kuss. Jetzt schlaf.“

„Bleibst du?“, versuchte er es noch einmal.

Nezumi verdrehte die Augen. „Lass mich los und rutsch rüber.“

Kurz darauf lag er neben dem Weißhaarigen, der möglichst unauffällig immer näher an ihn heran zu rutschen versuchte.

Nezumi streckte die Hand aus und zog Shion zu sich, bevor er die Decke über sie beide warf. Das Bett bei ihm war viel schmaler gewesen. Und als es immer kälter geworden war, hatten sie sich angewöhnt nahe beieinander zu schlafen. Nur deshalb, weil es kalt gewesen war natürlich.

Nezumi hatte nur Schuhe und Jacke ausgezogen. Für einen Pyjama hatte er keine Nerven und Shion nervte ihn zum Glück auch nicht deshalb.
 

„Ich hoffe du bist noch da, wenn ich morgen aufwache….“, murmelte Shion leise.

Nezumi antwortete darauf nicht, aber er begann zu singen und schon kurz darauf war Shion eingeschlafen.

Eine Weile später versuchte Nezumi aufzustehen, aber der Weißhaarige hatte sich so sehr an seinen Arm geklammert, dass er keine Chance hatte zu entkommen, ohne Shion zu wecken.

„Du bist wirklich eine Nervensäge…“, murmelte er, bevor er sich bequemer hinlegte und ebenfalls die Augen schloss. An Flucht war so nicht zu denken….
 

Dann würde er eben bei Shion übernachten.
 

_____
 

The End.

Vorschau:

Im nächsten Kapitel bekommen wir ein Baby, einen überaus genervten >Papa< und eine überglückliche >Oma<. Und ein paar Ratten, denen das alles völlig egal ist. :D
 

Bis dann~
 

P.s.: Verzeiht meine Rechtschreibfehler, sollten sich noch welche versteckt haben- die Mistkerle sind besser im Verstecken, als ich im Suchen. ><''



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shion_Mitoshi
2016-05-15T16:46:57+00:00 15.05.2016 18:46
Einfach schön^^
Ich freu mich das Nezumi zu Shion zurück gekehrt ist^^ ich hoffe er bleibt jetzt auch für immer bei ihn und sie leben glücklich zusammen bis an ihr lebens ende*.*
Ich hoffe deine Geschichte geht vielleicht noch weiter...
Würde mich riesig freuen^^
Mach weiter so*.*
Von:  Shizana
2015-04-27T03:54:46+00:00 27.04.2015 05:54
Du solltest das hier als einen abgeschlossenen OS stehen lassen. Das Ende ist so perfekt.
Hat mir gut gefallen. Danke für diese Geschichte.

Liebe Grüße
Shizana
Von: abgemeldet
2013-11-25T18:50:20+00:00 25.11.2013 19:50
Ich versteh dich Bruder...
Ich hab total gedreht, als ich mir das Ende von No.6 reingezogen hab! Ich bin total sauer geworden! Und ich hab mir auch schon überlegt, ein eigenes Ende zu schreiben, aber noch keine Zeit gefunden ^^

Mach bitte schnell weiter, du schreibst super!

Emolein <3
Von:  CheshaNeko
2013-10-05T23:15:29+00:00 06.10.2013 01:15
Darf ich bitte mal mit deiner Kreativität ausgehen? Sie ist einfach genial!
Dein Schreibstil ist wunderbar, deine Idee zum heiraten und määäh... ich hab die ganze Zeit ein glückliches Grinsen im Gesicht! c:
Ich freu mich schon tierisch auf Nachschub und wehe, der ist nicht so putzig wie dieser hier! *-* *Keks als Bestechung rüberreich*


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