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Taking care of Sora

Riku x Sora
von

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Once More, with Feeling

Ich versuchte mir im Kopf ein paar Worte zurecht zu legen, was ich ihm sagen könnte. Doch alles was ich mir so zusammen reimte, kam mir wie der größte Mist vor. Da ich mit Spontanität auch nicht wirklich glänzen konnte, sah ich schwarz für die bevorstehende Konfrontation. Meine Chancen standen relativ schlecht, doch ich hatte eine winzige Hoffnung, dass er mich wenigstens anhören würde. Mein Herz schlug schneller, als ich unseren Wohnblock erreichte.
 

Meine Nerven waren angespannt, als ich schwerfällig die Stufen der Treppe hinauf ging und vor unserer Haustür stehen blieb. Lächerlicherweise malte ich mir die schlimmsten Dinge aus, die passieren könnten, sobald ich die Tür aufgeschlossen hatte. Umso vorsichtiger stieß ich die Tür mit meinem Fuß auf, als ob etwas dahinter lauern könnte. Doch natürlich war da nichts. Als ich den Flur betrat, stieg mir der strenge Geruch der Kräutermedizin in die Nase. Es war das Einzige vertraute was ich bemerkte, ansonsten war es nach den ereignisreichen Tagen ungewohnt still.
 

„Sora?“, rief ich und zuckte etwas beim klang meiner eigenen Stimme zusammen. Es kam keine Antwort zurück. Ich steuerte direkt auf das Schlafzimmer zu und keuchte leise, als ich ein kleines Bündel unter der Decke vorfand. Nur ein paar braune Strähnen guckten aus der Decke hervor und ich konnte ein kleines Schniefen vernehmen. Behutsam stieg ich auf das Bett und versuchte mich vorsichtig zu ihm zu bewegen, um ihn nicht zu wecken, falls er schlafen sollte. Ein feiger Teil von mir wollte das sogar, so würde ich mir dieses Gespräch erst einmal ersparen können. Doch war ich mir auch im klaren, dass ich es nur unnötig hinaus zögern wollte. Vorsichtig schob ich die Decke ein wenig beiseite, um in das gerötete Gesicht meines Liebsten zu sehen. Er hatte geweint, stellte ich schuldig fest.
 

Unfähig dazu mich zu bewegen bei diesem Anblick, saß ich da und starrte auf das schlafende Gesicht meines Liebsten. Seine Muskeln, die ein wenig zuckten, als hätte er einen schlechten Traum. Trotz dieser bitteren Erkenntnis war ich mir nicht sicher, ob ich es wagen sollte ihn auf zu wecken. Gerade als ich meine Hand von seiner Schulter nehmen wollte, bewegte er sich ein bisschen und hob träge seinen Kopf. Ungläubig blinzelte er mich an und brauchte einen Moment um zu realisieren, das ich wirklich vor ihm saß. Als er erkannt hatte, dass ich wirklich da war, sprang er unbeholfen auf und versuchte zu mir zu gelangen. Nur war er ein wenig zu stürmisch und verhedderte sich mit dem Fuß in der Decke, weshalb er auf mich fiel. Sora kümmerte sich nicht darum und nutzte lieber den Moment, um mich sofort in die Arme zu schließen. Ich war verwirrt über sein Verhalten, da ich mit so etwas nie gerechnet hatte.
 

Nach einem kleinen Schockmoment, löste ich mich aus meiner Starre und erwiderte zaghaft die Umarmung. Ich hatte gedacht, das irgendetwas passierte, wenn ich meine Arme um den zitternden Körper legte, doch zu meinen erstaunen geschah nichts. So wurde ich mutiger und drückte ihn fester an mich. Als er sein Gesicht in mein Shirt vergrub und ich bereits die leichte Feuchtigkeit seiner Tränen dort fühlen konnte, wusste ich, das es die richtige Entscheidung war, wieder zurück zu kommen. Ich hatte ihn vermisst, auch wenn es sich nur um ein paar Stunden handelte, die wir getrennt waren. Ich schloss meine Augen und vergrub meine Nase in das braune Haar, den schwachen Geruch von 'Medizin' einatmend, der von ihm ausging. Es störte mich nicht, genoss ich doch nur die Wärme, die von dem anderen Körper ausging und durch den Stoff meiner Kleidung an meine Haut drang.
 

„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er in mein Ohr.

„Ich dich auch, Sora.“ Ich konnte ihn unkontrolliert schniefen hören. Er weinte bitterlich und ich bedauerte, das diese Tränen wegen mir vergossen wurden. Ich versuchte ihn zu beruhigen, flüsterte süße Worte in sein Ohr, doch auch nach endlosen Minuten wollte er nicht aufhören zu weinen. Also hielt ich ihn weiter in meinen Armen und hoffte darauf, das er bald damit aufhörte. Ich hasste es, wenn er traurig war. Eine hübsche Ironie, wenn man bedachte, dass ich es selbst für lange Zeit nicht mal bemerkt hatte und er wegen mir weinte. Ich schob diesen Gedanken ganz weit weg von mir, schließlich war es nicht mehr wichtig, denn ich war wieder da und würde meine Fehler gut machen. Auch wenn es schwer für mich sein würde, nicht in alte Muster wieder zurück zu fallen.
 

„Riku?“, schniefte es unter mir und verheulte Augen blickten zu mir auf.

„Ich bin ganz Ohr.“

„Du denkst zu viel.“ Er gluckste leicht, doch endete es nur in einem Husten, der schnell wieder verebbte. Ich drückte ihm einen Kuss auf seinem Kopf.

„Vielleicht.“ Er schmiegte sich an meine Brust.

„Hör' auf damit. Du bist wieder hier und allein das macht mich glücklich.“

Es waren einfache Worte, doch versetzten sie mir einen Stich in meinem Herzen. Sacht zog ich ihn etwas von mir weg, um ihn ins Gesicht sehen zu können.
 

„Das reicht dir?“ Sora wich meinem Blick aus und zupfte an meinem Ärmel herum, der für ihn plötzlich sehr interessant schien. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine Wange, um sein Gesicht sacht zu mir zu ziehen. Ich wollte ihn dazu zwingen mir in die Augen zu sehen, doch er senkte nur störrisch seine Lider.
 

„Sora?“, sprach ich ihn direkt an, doch er schlug nur meine Hand weg und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.

„Nur weil ich wieder hier bin, heißt das nicht, dass alles vergessen ist“, versuchte ich zu erklären, erntete aber nur ein energisches Kopfschütteln.

„Doch“, nuschelte er gegen meine Haut. „Vergiss was ich gesagt habe. Die Hauptsache ist doch nur, dass du wieder da bist.“
 

Ich konnte kaum glauben, was mein Liebster da von sich gab. Seine Worte klangen so falsch, dass ich mich einfach nur schlecht fühlte, als ich das hörte. Wollte er wirklich so schnell nachgeben, seine eigenen Bedürfnisse so zurück stecken, nur damit ich bei ihm blieb? So kannte ich meinen Liebsten nicht, wollte ihn auch gar nicht so kennen lernen. Ich musste handeln. Die Scherben wieder zusammen setzen, die zerbrochen waren.
 

„Ich werde immer bei dir sein“, flüsterte ich, während ich ihm zärtlich über seinem Rücken streichelte. „Nur werde ich es nicht einfach ignorieren, was du zu mir gesagt hast. Diese ganze Show, hast du nicht umsonst veranstaltet. Also rede mit mir.“ Ich konnte seine Lippen auf meine Haut fühlen, doch wollte er mir noch immer nicht ins Gesicht sehen. Wenn er sich wohler fühlte, mir nicht in die Augen sehen zu müssen, während wir redeten, war es okay für mich. Wahrscheinlich würde es mir sogar leichter fallen, so die richtigen Worte zu finden.
 

„Es war Roxas Idee“, meinte er patzig. Leicht schmunzelnd, spielte ich mit einer seiner braunen Haarsträhnen, während ich überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte. „Ich weiß“, sagte ich nach einer kleinen Pause. „Nur hast du dich auf diese Idee eingelassen. Dafür muss es einen Grund gegeben haben.“ Er blieb still. Wenn es so weiter ging, würde unser Gespräch die ganze Nacht dauern. So kamen wir einfach nicht weiter. Wieder sagte ich seinen Namen, als Zeichen, dass er etwas sagen sollte. Geduldig wartete ich auf eine Reaktion und bewegte mich etwas, um meine Beine auszustrecken und die unbequeme Position zu ändern. Es war etwas komplizierter, Sora auf meinem Schoß zu setzen, da seine Arme nie meine Schultern verließen. Unruhig rutschte der Brünette auf meinen Oberschenkeln herum, um eine bequeme Position zu finden. Als er endlich zufrieden war, begann er zu sprechen. Viel zu leise, sodass ich genau hinhören musste, um ihn verstehen zu können.
 

„Ich war so traurig, als du einfach zur Schule verschwunden bist, und habe Roxas angerufen, als meine Mutter mich gezwungen hatte, ein Erkältungsbad zu nehmen. Einfach nur, damit ich mit jemandem reden und meinen Kummer loswerden konnte. Doch Roxas war genervt von mir – toller bester Freund – und sagte mir, dass ich meine Chance nutzen sollte, um alles zu sagen, was ich auf dem Herzen hatte. Da ich krank bin, sollte ich meine Vorteile nutzen – ich wusste nicht einmal das ich welche habe – und wehleidig sein, damit du dich um mich kümmerst.“ Er schniefte wieder, während er mit seinem Ärmel unter seiner Nase rieb.
 

„Roxas hat Recht, Sora“, sagte ich bestimmt. „Es gibt so viele Dinge, die ich an dir liebe.“

„Meinen Arsch?“, fragte Sora ungewohnt garstig. Doch davon wollte ich mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch wenn mich seine schroffe Aussage doch etwas überraschte. „Natürlich Sora, ich bin nur wegen deinem Arsch mit dir zusammen.“ Er brummte irgendetwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte. Nur eins war sicher, dass ihm meine Antwort nicht passte. Vielleicht war es auch nicht nett von mir, doch mochte ich das ausschmücken von Wahrheiten nicht. Es war nicht meine Art und Sora wusste es.
 

„Wenn ich an irgendwelche Ärsche Interesse hätte, wäre ich nicht mit dir zusammen. Schließlich könnte ich davon ziemlich viele haben.“

„Das ist natürlich beruhigend“, rief Sora gereizt aus. Durch meine Worte verärgert, versuchte er von meinem Schoß zu rutschen, doch ich hielt ihn einfach auf seinen Platz. „Deine Arroganz ist wirklich unglaublich!“, rief Sora empört aus. Wieder versuchte er ein paar erfolglose Befreiungsversuche,nur um ein paar Minuten später endgültig aufzugeben.
 

„Ist es wirklich Arrogant, wenn ich die Wahrheit sage? Du weißt, das ich jeden haben könnte, wenn ich nur wollte. Nur will ich es gar nicht.“ Sora sah zum ersten Mal auf und blickte mich aus böse funkelnden Augen an. Ein fremder Anblick für mich, da ich ihn noch nie so gesehen hatte. Seufzend vergrub ich meine Nase in seinen Nacken, um dort über seine weiche Haut zu streichen.
 

„Sei doch mal ehrlich, Sora“, murmelte ich diesmal sanfter. „Ich bin weder kommunikativ, noch sonderlich sympathisch. Als einen einfachen Menschen kann man mich auch nicht bezeichnen. Davon mal abgesehen, dass es über einen One-Night-Stand nicht hinausgehen würde, denn sobald sie mich näher kennenlernen, wären sie auch schon wieder verschwunden.“

„Mach dich nicht so schlecht und vor allem, hör' auf von One-Night-Stands zu reden! Das tut mir nur weh.“

„Wie gesagt, es ist nur die Wahrheit. Weißt du noch wie wir uns kennengelernt haben?“ Sora stutzte und dachte kurz darüber nach. Dann nickte er.
 

„Es war am Strand. Wir waren so ungefähr fünf oder sechs Jahre alt.“

„Genau und Kairi und du habt am Wasser mit euren Holzschwertern gespielt. Ich hatte euch eine Weile beobachtet, bis du irgendwann zu mir kamst und mich angesprochen hattest. Ich selbst hätte mir das nicht getraut.“

„Kairi wollte mich auch daran hindern, dich anzusprechen, da sie Angst vor dir hatte.“

„Richtig und das ist der Punkt. Ein Beispiel dafür, wie ich auf andere Menschen wirke.“

„Wir waren Kinder!“, protestierte Sora. Ich nickte ruhig. Niemals meine Augen von ihm abwendend.
 

„Es geht mir darum, dass niemand etwas mit dem neuen Kind zu tun haben wollte. Gerade wegen meiner Art. Nur du kamst auf mich zu gerannt und hast mich bei der Hand genommen, um mein Freund zu werden.“

„Das macht doch alles gar keinen Sinn!“, jaulte Sora böse auf.
 

„Lass mich doch einfach mal weiter reden und unterbrich mich nicht andauernd“, seufzte ich. Sora warf mir einen abfälligen Blick zu, doch ich ignorierte es einfach und sprach im ruhigen Ton weiter. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich allein geblieben und hätte niemals so viele neue Freunde gefunden. Du hast sie mir vorgestellt und mir mit deiner offenen Art unbewusst gezeigt, was es heißt, nicht allein zu sein. Außerdem hast du mir gezeigt, dass ich durchaus dazu fähig bin, mich einem anderen Menschen zu öffnen und eine Beziehung zu führen. Ich hatte immer gedacht, dass es für mich unmöglich sei.“
 

Während ich redete, hatte ich meine Wange an seinem Hals gelegt. Es sollte eine Geste des Trostes für ihn sein, doch insgeheim war es nur ein Schutz für mich, damit ich ihm nicht in die Augen sehen musste. Ich war solch ein elender Feigling. Als ich nun aufblickte, betrachteten mich ein paar blaue Augen aufmerksam. In ihnen war eine seltsame Mischung aus Betroffenheit und Trauer zu finden. Seine Lippen öffneten sich etwas, als ob er etwas sagen wollte, doch sie formten nur lautlos meinen Namen. Diesmal war ich es, der weg sah, um seinen Blick nicht mehr länger ertragen zu müssen.
 

„Hör zu, du weißt das ich nicht gut in reden bin. Einfach weil ich schon immer ein recht distanzierter Mensch war“,fuhr ich eher ungeschickt fort. Ich konnte Soras Blick immer noch auf mich fühlen, was das reden noch ein wenig erschwerte. Doch ich wollte aussprechen, was ich für ihn fühlte. „Um meinem Herzen hatte ich eine unsichtbare Mauer gezogen, die noch immer da ist, um nicht verletzt zu werden. Trotzdem hast du es irgendwie geschafft, sie nieder zu reißen, um sie für dich frei zu legen.“
 

Wieder stoppte ich mich und schielte zu ihm auf, als ich ein Keuchen vernehmen konnte. Es war nur ein kurzer Moment, trotzdem bemerkte ich diesen seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht, der es mir nicht gerade einfacher machte, weiter zu reden. Ich hasste meine Unsicherheit, doch noch mehr hasste ich es, das ich diese elende Angst nicht einfach abstellen konnte. Sie machten mich so verletzlich und ich hasste dieses Gefühl der Verwundbarkeit. Sie machten mich zu einem schwachen Menschen.
 

Trotzdem machte ich weiter, nahm eine Hand von seinem Rücken, um zärtlich über seine Brust zu streichen, bis sie über seinen Herzen stoppte. „Mein Herz wird immer genau da sein Sora und da wird es für immer bleiben.“ Eine leicht zitternde Hand legte sich über meine. Ein erstes Zeichen, das er verstand. Seine Finger, die meinen Handrücken ein wenig drückten und tröstlicher waren, als ich mir eingestehen wollte. Ich beugte mich vor und legte meine Lippen auf seine Knöchel, um dort einen Kuss hinzuhauchen.
 

„Du bewahrst es in dir auf und sorgst dafür, das es niemand verletzen kann. Das hast du schon immer getan und es wird sich auch nie etwas daran ändern. Du bist es, der mich beschützt, mich aufbaut und mich zu einem besseren Menschen macht.“ Er nahm seine Hand von meinen Lippen, nur um sie mir unter das Kinn zu legen und meinen Kopf zärtlich aber bestimmt nach oben zu ziehen. Mir gefiel die neue Situation nicht, da ich ihn so direkt in die Augen sehen musste. Vereinzelte Tränen kullerten ihm über die Wangen, die ich ihm vorsichtig mit dem Daum wegstrich.
 

„Das hast du mir nie erzählt“, flüsterte er. Seine Unterlippe zitterte ein wenig, als würde er jeden Moment richtig losweinen wollen. Sein Anblick versetzte mir einen Stich im Herzen, doch konnte ich nichts weiter tun, als ihn wieder in meine Arme zu schließen und ihn so zu trösten. Dankbar gab er sich meiner Umarmung hin und klammerte sich wieder an mich. „Ich weiß, ich hätte viele Dinge schon viel früher sagen sollen“, gab ich zu. „Doch dachte ich, das es nicht nötig wäre und du wüsstest, was ich für dich fühle.“ Sora schüttelte seinen Kopf an meiner Brust.
 

„Ja, das hättest du wohl. Dann hätte ich mich auch nicht wie ein Freund fühlen müssen, den man ab und an mal fickt, wenn es einem in dem Kram passte und ansonsten allein lässt!“ Ich hob geschockt meinen Blick, um ihm in seine seltsam trüben Augen sehen zu können. In ihnen war nicht mehr diese sorglose Fröhlichkeit, die ich so sehr liebte. „Sora“, versuchte ich es noch einmal, doch er ließ nur schniefend den Kopf hängen. Die Tränen, die er so lange zurück gehalten hatte, kullerten über seine Wangen. Sein Anblick war für mich kaum zu ertragen, so nahm ich panisch sein Gesicht in meine Hände und suchte seinen Blick. „Was redest du für einen Unsinn. Ich liebe dich Sora.“ Der Brünette hatte nur einen spöttischen Laut dafür übrig und wich meinen Blick aus.
 

„Wenn es so ist, wie du sagst, warum fühle ich mich nicht mehr geliebt von dir?“ Er sah mich traurig an. Seine Hände, die nach meinen Handgelenken griffen. Doch zu meiner Überraschung, wollten sie meine eigenen Hände nicht von seinem Gesicht entfernen, sondern umklammerten sie, um wenigstens ein wenig halt zu haben. Ich dachte nicht einmal nach, als ich ihm fast flehend in die Augen sah und ihm wieder sagte, das ich ihn liebte.
 

„Liebe allein scheint nicht zu reichen, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten“, flüsterte er. Ein gequältes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, während die Tränen seine Wangen hinunter liefen. Sein Körper sackte ein wenig zusammen, wobei sich seine Stirn auf meine Schulter legte. Tatenlos beobachtete ich, wie er seine Arme um meine Taille klammerte, ohne selbst imstande zu sein, irgendetwas zu tun. Ich schaute auf den zitternden Körper meines Liebsten, erinnerte mich an den Tag, als Sora mir seine Liebe gestanden hatte. An diesen Tag gab es keine Zweifel. Er war vollkommen überzeugt davon gewesen, das alles gut für uns ausgehen würde. Meine eigenen Bedenken wurden mit seinen positiven Worten weggewischt. Er liebte mich und ich liebte ihn. Was sollte schon passieren? Und nun saßen wir hier und meine Bedenken hatten sich bewahrheitet.
 

„Es tut mir leid“, flüsterte ich. Träge hob ich meine Hände, um über seinen Rücken zu streichen. Diese Geste konnte ich nicht lange ausüben, denn Sora sprang überraschend auf, um wütend mit dem Finger vor meiner Nase herum zu fuchteln. „Und wehe du wagst es, jetzt so einen scheiß zu denken, das du nicht gut genug für mich bist oder so einen Quatsch! Ich schwöre dir, ich trete dir in den Arsch, wenn du auch nur einen Augenblick daran denkst!“ Ich konnte nur verwirrt auf meinen Liebsten starren, der vor mir kniete und dessen Finger viel zu nah vor meinem Gesicht herum fuchtelte. Wenn er so weiter machte, würde er mir damit noch ein Auge ausstechen. Doch verstand ich was er mir sagen wollte und nahm seine Drohung ernst. Brav nickte ich, wobei ich seine Hand von meinem Gesicht wegzog. Sora merkte es nicht einmal und ließ sich einfach wieder auf meine Oberschenkel fallen.
 

„Ich will doch nur, das wir eines dieser lächerlichen Paare sind, die Hand in Hand laufen, sich dämlich benehmen, wenn sie herum turteln und sich idiotische Kosenamen geben!“, rief er motzend aus. Ich zog die Augenbrauen hoch. „So wie Tidus und Yuna?“ Sora sah mich angesäuert an und nickte. „Ich habe es satt, unseren Freunden irgendwelche Lügen auftischen zu müssen, weil du mal wieder nicht bei unseren Treffen dabei bist. Genauso wie ich es zum kotzen finde, mir irgendwelchen Schmuck oder kleine Geschenke kaufen zu müssen, nur damit ich sagen kann, das du sie mir geschenkt hast!“ Wieder konnte ich Sora nur anstarren, nur diesmal war es im Unglauben.
 

Sora sah meinen Blick zum Glück nicht. Trotzig ließ er seine Schultern hängen und fuhr sich mit dem Ärmel über sein verheultes Gesicht. Ich ließ ihn in Ruhe, davon überzeugt das es besser war, einfach meinen Mund zu halten. Erst als sich unerwartet auf mich warf und wir nach hinten fielen, hielt ich ihn reflexartig an den Hüften fest, damit er nicht hinunter fallen konnte. Sora sorgte sich nicht und blieb einfach auf mir liegen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, ließ aber meine Hände, dort wo sie waren. „Ich will meinen Riku zurück!“, murrte er. Ich lächelte ein bisschen bei diesem trotzigen Satz. „Mein reizbaren, unsympathischen Riku, der nicht jede Blondine anlächelt.“
 

„Meine Worte waren ernst gemeint“, seufzte ich. Sora rückte augenblicklich etwas zur Seite, um seinen Kopf auf meine Schulter zu legen. Als sich unsere Blicke trafen, lag ein wütendes Funkeln in seinen Augen. „Das du jeden haben könntest?“ Es war nicht sonderlich überraschend, das er ausgerechnet auf diesen Part unseres Gespräches kam. „Nein, das du mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast, als wir uns begegnet sind. Und das nur mit deinen großen blauen Augen und deinen abscheulichen Hundeblick!“
 

An meinem Ohr dran ein empörtes Schnauben. Ich schielte zu ihm hinunter, nur um seinen bösen Blick einzufangen. „Das hat vielleicht früher funktioniert, aber heute nicht mehr.“ Ich strich ihm über die geröteten Wangen, nicht sicher, was ich von der neuen Wendung halten sollte. „In den letzten Tagen hat es doch wunderbar funktioniert“, brummte ich. Damit gab sich mein Liebster natürlich nicht zufrieden. Er machte ein böses Gesicht, das ziemlich seltsam aussah, wenn man bedachte, das er vor wenigen Minuten noch geheult hatte.
 

„Du bist zweimal einfach abgehauen“, warf er sofort ein. Ich strich mir durch das Haar und bedachte ihn mit einem ernsten Blick. „Ich weiß und es tut mir leid.“ Sora richtete sich auf, sodass unsere Gesichter sich beinahe berührten. Er verlagerte sein Gewicht auf meinem Oberkörper, seine Beine jeweils links und rechts von meinen Seiten abgestützt und sah ebenso ernst zurück. „Du kannst nicht jedes Mal weglaufen, wenn wir Probleme haben.“
 

„Ich weiß“, antwortete ich, meine Hände, die sich auf seine Wangen legten, damit ich ihn zu mir ziehen und einen Kuss auf seine rauen Lippen hauchen konnte. „Du hast mich lange nicht mehr ohne einen speziellen Grund geküsst.“ Zart lächelte er gegen meine Lippen. „Speziellen Grund?“, fragte ich dumm, während Sora mit meinem Haar spielte. Er nickte leicht. „Ja, ohne das du wieder mal in meine Hose willst.“
 

„Du tust ja geradeso, als würde ich nur das von dir wollen.“

Sora zuckte mit den Schultern. „Du hast mich nur beim Sex geküsst, ansonsten war ich Luft für dich.“ Er stutzte, um kurz über seine Worte nachzudenken. „Obwohl das auch nicht stimmt. Schließlich warst du ja nie da.“

„Es wird sich einiges ändern, Sora. Das ist ein Versprechen. Der Brünette hielt inne, um prüfend mein Gesicht zu studieren. Er war nicht wirklich überzeugt von meinen Worten, doch meinte ich es vollkommen ernst. So schnell würde ich ihn nicht aufgeben, auch wenn es ein schwerer Weg werden würde, um ihn davon zu überzeugen.
 

„Ich hoffe es“, flüsterte er schon bald und legte seinen Kopf wieder zurück an meine Schulter. So gut es ging zog ich die Bettdecke über uns, da sein Körper noch immer zitterte. „Du weißt, das ich meine Versprechen nicht einfach so gebe. Du kannst dir sicher sein, das es mein Ernst ist.“
 

„Ich hoffe es“, wiederholte er trotzig. „Es wird auch deine letzte Chance sein. Ich könnte es nicht ertragen von dir getrennt zu sein, doch so kann es auch nicht weiter gehen. Ich will mich einfach nicht mehr wie ein benutzter Freund fühlen, den man nach belieben besucht, um Spaß mit ihm zu haben und dann einfach wieder verlässt.“ Es waren ungewohnt ehrliche Worte von Sora, die mich benommen die Augen schließen ließen. Wann hatte er begonnen erwachsen zu werden? Noch nie hatte er mir so klar seine Konsequenzen für mein Handeln offen gelegt. Ich war wirklich schockiert über diese neue Seite meines Liebsten. Trotzdem hoffte ich inständig, das es die letzte Überraschung an diesem Wochenende war. „Du wirst nicht mehr leiden müssen. Schon allein, weil Roxas mir in den Arsch tritt, wenn ich dich noch einmal verletze. Dieser Junge tut nur so harmlos. In Wirklichkeit steckt in ihm ein kleiner Tyrann.“
 

Sora gluckste. „Ich habe eine Menge Leute auf meiner Seite, die dir in den Arsch treten, wenn du wieder Mist baust. Das macht mein unwiderstehlicher Charme!“ Ich schnaubte verächtlich und drückte ihm einen Kuss auf seinen Haaransatz. „Ja, Charme hast du, doch sollte dieser nur für mich bestimmt sein.“ Ich konnte nichts gegen meine Besitzansprüche tun. Sie waren einfach da, auch wenn ich nicht in der Position war, überhaupt welche zu haben. Sora störte sich nicht daran und kuschelte sich an meinem Hals, um dort gegen meine empfindliche Haut zu lächeln.
 

„Es hilft mir aber, dich zu kontrollieren. Ohne mich würdest du nur irgendwelchen Mist bauen. Ich bin dein jiminy cricket sozusagen.“
 

„Du bist noch so vieles mehr“, lachte ich bei seinem Vergleich und schloss meine Arme um seinen Körper. Die Wärme, die von ihm ausging, war Balsam für meine Seele. Auch wenn es für mich schwer wird, es wieder gut zu machen, wollte ich mich trotzdem der Illusion hingeben, das für den Augenblick alles in Ordnung war. Was die kommenden Tage brachten, wusste ich nicht, doch würde ich es schneller heraus finden, als mir lieb war. Müde schloss ich meine Augen, um endlich den benötigten Schlaf zu bekommen. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Es gab keinerlei Zweifel in mir, alles wird wieder gut werden. Vielleicht war es der Einfluss von Sora, das ich so naiv dachte, doch war ich davon überzeugt, das ich nicht von seiner Seite weichen würde.
 

Kampflos gab ich ganz sicher nicht auf. Schließlich war Sora mein. Als eine Art Bestätigung, drückte ich ihn fest an mich. Ein kleines Keuchen entkam seinen geröteten Lippen, bei dieser etwas groben Behandlung. Mein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RandaleEiko
2013-11-10T20:57:19+00:00 10.11.2013 21:57
schönes kapi *.* ;) <3


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