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Lost

von

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Lost

Falls sich noch immer wer fragt warum ich die –ss Variante benütze, hier gibt’s die Aufklärung:

Ich bin Schweizerin und in meinem Land benützen wir nur die –ss. Also ergo, meine Tastatur besitzt dieses Zeichen nicht…

Ich dachte, ich stell das hier mal klar, da ich schon einige Male darauf angesprochen wurde.
 

Alle erwähnten Personen und Schauplätze sind Eigentum von J.R.R Tolkien und

seinen Erben und ich verdiene nichts an dieser Geschichte.
 

Mein Dank geht hiermit an Liverbird fürs Betalesen. Danke vielmals <3
 

Lost

Nacht legte sich über den Wald von Brethil, als das Fest zu Ende ging und die Bewohner sich in ihre Hütten zur Ruhe begeben hatten. Es war ein rauschendes Fest gewesen, welches sie zu Ehren Turambars, der sich heute mit dem Mädchen Nìniel vermählt hatte, gefeiert hatten. Auch das Paar hatte den Festplatz schon verlassen und sich in ihr neues Haus am Amon Obel zurückgezogen und so schien das kleine Dorf auf den ersten Blick menschenleer. Eine einzelne Gestalt jedoch schien zu dieser späten Stunde noch wach zu sein. Sie sass vor einem Haus auf einem hölzernen Hocker und sah hinauf in den wolkenlosen Himmel. Helles Mondlicht tauchte das lange, dunkle Haar des Mannes in einen silbrigen Schein. Eine hölzerne Krücke lag in unmittelbarer Reichweite auf dem Boden. Trauer hatte sich während des ganzen Tages in Brandirs Herz geschlichen, obwohl es doch eigentlich ein Freudentag hätte sein sollen. Doch nicht für ihn, hatte er doch heute das Liebste in seinem Leben auf immer verloren. Zeitgleich hatte ihm dieses Fest unerbittlich das Herz zerrissen, die fröhlichen Gesichter der Menschen ihn verhöhnt. Er war wohl der Einzige, der sich wünschte, dass dieser Tag niemals stattgefunden hätte.
 

Brandir musste an jenen schicksalshaften Frühling vor zwei Jahren zurückdenken, als Turambar mit seinen Gefährten ins Dorf zurückgekehrt war, in ihrer Mitte trugen sie Níniel, welche an einem Fieber erkrankt war. Woher das schöne Mädchen mit dem goldenen Haar herkam, oder wer sie war, konnte keiner der Rückkehrer sagen. Die Männer hatten sie bewusstlos auf dem Haudh-en-Elleth gefunden. Das einzige Wort, welches die Unbekannte nach ihrem Erwachen gesprochen hatte, war „Níniel“ gewesen, der Name, den Turambar ihr gegeben hatte. Doch während einer Rast wurde Níniel von einem heftigen Fieber gepackt, welches sie selbst bei der Ankunft in Ephel Brandir nicht verlassen hatte. Das waren die Worte seiner Männer gewesen und Brandir hatte nicht den geringsten Anlass, ihnen diese Geschichte nicht zu glauben. Dennoch war da etwas in der Luft, ein Schatten, der ihn unruhig hatte werden lassen. Trotzdem hatte Brandir sich entschlossen alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um das Mädchen zu heilen. Zusammen mit den Frauen von Brethil, welche Tag und Nacht an Nìniels Lager wachten, tat er alles damit Níniel wieder gesund werden würde.
 

Ein bitteres Lächeln zog sich über Brandirs Gesicht, als er dieses vom Himmel abwandte und stattdessen auf seine Hände starrte. Ein dunkler Schatten verdüsterte kurz seine verkniffene Miene. Mit diesen Händen hatte er Níniel gepflegt, hatte sein Möglichstes getan, damit sie wieder gesunden würde. Und doch hatte sie ihm Turambar vorgezogen, den undurchsichtigen Mann aus der Wildnis, der Mann mit dem schwarzen Schwert Nargothronds. Brandir biss sich auf die Lippen und der Schatten in seinem Herzen verdüsterte sich noch weiter. Sollte er sich nicht darüber freuen, dass Níniel scheinbar in ihrer Liebe zu Turambar doch noch ein wenig Glück gefunden hatte? Brandirs Lächeln wurde noch eine Spur gequälter, auf diese Frage gab es nur eine Antwort für ihn;

Nein, er konnte sich nicht darüber freuen. Nicht nachdem sich Níniel langsam, aber stetig in sein Herz geschlichen hatte, um es wohl niemals wieder freizugeben. Und dennoch hatte sie sich einem anderen Mann zugewandt und damit in Brandirs Augen einen Fehler begangen. Der Heiler verstand es einfach nicht.

Seit Turambar zu ihnen gestossen war, lag etwas in der Luft, was Brandir sehr beunruhigte. Auf diesem Mann lag ein dunkler Schatten, ein schweres Schicksal, auch wenn sich bis heute Brandirs Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Seine Gedanken schweiften ab und wieder nahm Níniel den Platz in seinem Kopf ein. Die Erinnerung an ihr goldenes Haar, ihre blauen Augen und ihr freundliches, lernbegieriges Wesen trieben ein Lächeln auf Brandirs Gesicht.
 

Er erinnerte sich an die Zeit, als Níniel während ihrer Genesung oft seine Nähe suchte, damit er ihr die Namen aller möglichen Lebewesen und Dinge verraten würde und er tat ihr mit Freuden diesen Gefallen. Sie hatte ihm anvertraut, dass ein Dunkel hinter ihr lag, das ihr wohl die Erinnerung an all diese Namen hatte vergessen lassen. Er hatte ihr, ohne zu zögern, jedes Wort geglaubt. Seine Liebe zu Níniel hatte zu dieser Zeit zu wachsen begonnen und schon bald war sie ihm das Liebste auf der Welt geworden. Es folgten viele Gespräche, oder sie gingen zusammen auf den Waldlichtungen spazieren, wobei Níniel ihn, den Lahmen, beim Gehen stützte. So entwickelte sich langsam eine innige Vertrautheit zwischen ihnen, von der Brandir dachte, dass sich niemals jemand dazwischen stellen könnte. Doch er irrte sich.
 

Brandir warf einen wütenden Blick auf das Haus, in dem Turambar und Níniel nun wohnten und stiess ein leises Knurren zwischen den Zähnen hervor. „Warum liebste Níniel? Warum hast du ausgerechnet Turambar gewählt. Er wird unser aller Verderben sein, siehst du den Schatten nicht, der über seinem Schicksal schwebt?“ Brandirs Stimme wurde am Ende seiner Worte immer leiser, bis er schliesslich nur noch tonlos die Lippen bewegte. Trauer, Wut und Verzweiflung stand in seinem Gesicht, welches er in den Händen vergrub. Seine Schultern begannen zu beben, doch kein einziger Ton entfloh seiner Kehle. Für einige Zeit lang rührte er sich nicht…
 

Und dann kam der Tag, der alles veränderte. Es musste im Jahr davor gewesen sein, als eine glückliche, aber auch aufgeregte Níniel mit einer Neuigkeit zu ihm gekommen war, bei der Brandirs Herz schwer wurde. „Turambar hat mich gefragt, ob ich seine Frau werden möchte...“, erzählte sie ihm mit leuchtenden Augen und Brandir zwang sich zu einem Lächeln, während sich der Knoten in seinem Innern nur noch fester zuzog. Er hatte kein gutes Gefühl bei dieser Eheschliessung. Irgendetwas lag in der Luft, oder waren das nur seine eigenen Gefühle für Níniel, die ihm böse Worte einflüsterten?

Er fasste das Mädchen an der Hand und sah ihr ernst in die blauen Augen. „Halte ein Níniel, bitte überstürze nichts! Ich bitte dich noch zu warten, ich will dir nichts Böses, indem ich dir dies rate. Glaube mir…“ Sie hatte ihn angelächelt, wiegte aber dennoch den Kopf leicht hin und her. „Ich weiss, dass ich von dir keine bösen Absichten befürchten muss, und doch frage ich mich, wieso du mir rätst zu warten. Ich würde gerne seine Frau werden…“ „Níniel, siehst du denn den Schatten nicht, der über ihm liegt?“

„Bin nicht auch ich einem Schatten entronnen, genau wie Turambar? Hat er es nicht verdient, geliebt zu werden und Frieden zu finden? War er nicht einst ein grosser Hauptmann, der seine Feinde in Angst und Schrecken versetzte?“ Brandir zuckte zusammen und seine Miene wurde ein wenig finsterer. „Ja, das erzählt man sich von ihm, er war der Hauptmann des nun zerstörten Königreichs von Nargothrond. Man munkelt aber auch, er sei der Sohn Húrins aus Dor-Lómin. Bedenke doch bitte Níniel, dieser Mann lebt für den Krieg auf dem Schlachtfeld. Willst du immer Angst um ihn haben, wenn es ihn erneut in den Kampf zieht?“
 

Brandir schluckte schwer. Selbst da, als er seine liebste Níniel scheinbar endgültig an Turambar verloren hatte, hatte er noch nicht aufgeben wollen, ihr Herz doch noch für sich zu gewinnen. Und doch war es ihm bereits da klar geworden, dass dies nur vergebliche Mühe war. Auch als Níniel ihm versprach, sie würde Turambar bitten noch zu warten, wusste Brandir, dass er verloren hatte. Jede von Níniels Gesten und Blicke sprachen von der Liebe, die sie für Turambar empfand. Wer war er denn, dass er das Recht hatte, um eine Frau zu werben, die bereits ihre Wahl getroffen hatte? Brandir ballte die Hände zu Fäusten. Er war ein Niemand, auch wenn er die Führung über die Menschen von Brethil innehatte. Dennoch wusste er, wie wenig er geachtet wurde. Ob es an seinem Wesen, welches den Frieden liebte und mit dem Kriegshandwerk nichts anfangen konnte, oder an seinem verkrüppelten Fuss lag, wusste er nicht mit Sicherheit zu sagen. Níniel war die Einzige gewesen, die ihm seit dem Tod seines Vaters bedingungslose Freundlichkeit entgegen gebracht hatte, vielleicht auch etwas wie freundschaftliche Liebe…
 

Wider Willen zuckten Brandirs Mundwinkel für einen kurzen Moment kaum sichtbar nach oben, als er sich zu seiner Krücke runterbeugte und das glatte, harte Holz in seine Hände nahm. Mit einem Ächzen erhob sich der Heiler von dem Hocker und humpelte die wenigen Schritte in sein Haus hinein. Doch an der Haustüre blieb er noch einmal stehen und sah nochmals zum Himmel hinauf. Auch wenn er Níniels Entscheidung Turambar zu heiraten niemals guthiess, so blieb Níniel jedoch auf immer das kleine, wärmende Licht, welches in seinem Herzen brennen würde.
 

Danke für's Lesen



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-03-10T17:54:43+00:00 10.03.2014 18:54
Ist echt super das mal wer an Brandir denkt ^^

Ich mag ihn wirklich sehr und habe mir schon einige male den Kopf über ihn zerbrochen
*seufz* viel mehr Aufmerksamkeit würde ich diesen Charakter wünschen

Die FF hat sich gut lesen lassen, danke =)
Antwort von: abgemeldet
10.03.2014 21:52
Hallo Maglor^^
Herzlichsten Dank für deinen Kommentar zu Lost, ich glaubte schon gar nicht mehr daran, dass hier noch was geschrieben wird.
Und ja, Brandir braucht wirklich mehr Aufmerksamkeit, ich kann ich wirklich gut leiden, auch wenn ich mir wünschen würde, dass auf Túrin und Níniel ein Happy End gewartet hätte.

Gern geschehen^^

Grüsse
Von: abgemeldet
2013-06-27T18:17:00+00:00 27.06.2013 20:17
Hey :)

Wie ich dir schon auf FF.de schrieb, gefällt mir diese Geschichte sehr gut.
Brandir, der Níniel hinterhertrauert, die ihr Herz an Turambar verschenkt hat. Beim Lesen der Kinder Húrins habe ich mich gar nicht eingehend mit diesem doch sehr interessanten Charakter beschäftigt, und musste erst einmal kurz die Stellen im Buch nachblättern, in welchen es um ihn ging. Ich frage mich echt, wie mir dieser Mensch entgehen konnte. Eine weitere tragische Figur Tolkiens, die - auf den zweiten Blick, wenn man auch auf die Charaktere und nicht nur auf die Hauptgeschichte achtet - eine starke Faszination auf mich ausübt.

Daher vielen Dank für diese Fanfiction, sie ist wunderbar geschrieben!

Dís, auf FF.de auch als Liverbird unterwegs :)
Antwort von: abgemeldet
27.06.2013 22:36
Hallo<3<3

Danke, Danke für deinen Kommentar... Juhuiii, Freude herrscht<3
Da gehts dir genauso wie mir, erst habe ich Brandir auch nicht beachtet...
Arme Sau das... Du hast recht, auch er übt eine gewisse Faszination aus und sei es nur, dass einfach nur friedlich in seinem Dörfchen chillen will XD

Ein weiterer Dank an dich, fürs Korrektur lesen<3<3 Thank you

Grüsse
Maulwuerfchen, bzw. Aniron


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