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Sorglos

von

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Es begann alles mit einer feuchtfröhlichen Feier. Mit der Feier, in der die Gilde Fairy Tail sich ausgelassen über ihr Überleben nach dem Angriff der Drachen und – was noch viel wichtiger war – ihren Sieg beim Daimatou Enbu freuten. Der Alkohol wurde getrunken wie Wasser und selbst jene, die sich sonst von diesem fernhielten oder sich stark zurückhielten, betranken sich ohne Grenzen.

Inmitten der lärmenden Magier saß Lucy und lachte ausgelassen über einen Witz, den Levy gerissen hatte, als sie jemand von hinten umarmte. „Lu~schi~.“, lallte Natsu in ihr Ohr und zog seine Partnerin eng an seine Brust. „Hab isch dir schomma g'sagt das isch dein' Gerusch liebe?“

„Nein, hassu nich.“, kicherte Lucy und errötete leicht.

„Is aber ssso.“, grinste Natsu und schnupperte demonstrativ an ihrem Hals. „Isch kann ga~nisch genug krie'n.“ Er hätte das nie gesagt, wenn er nicht sechs Gläser Whisky intus hätte. Er konnte jedoch noch genug denken, um sich sicher zu sein, dass Lucy genug getrunken hatte, um diese Beichte am nächsten Tag wieder vergessen zu haben.

„Du bist so süß.“, lächelte Lucy fröhlich und drehte ihren Oberkörper zu ihm herum und legte ihre Arme um seinen Hals.

„Nehmt euch ein Zimmer!“, rief Levy lachend, während Happy sein übliches „Ihr mögt euch!“ schnurrte.

„Dann maschen wir das!“, grinste Natsu sorglos, packte seine Partnerin, die sich erschrocken an seinen Hals klammerte, und rannte mit ihr aus der Gilde. Die ganze Zeit lachte Lucy und schmiegte sich eng an ihren Freund. Natsu brachte Lucy tatsächlich zu einem Zimmer, in ihr Zimmer. Natürlich durch das offene Fenster, für ihn selbst mit Ballast eine leicht zu überwindende Höhe. Dort wollte er seine betrunkene Freundin auf ihr Bett fallen lassen, doch diese ließ seinen Nacken nicht los und zog den jungen Mann mit sich hinunter. Instinktiv stützte Natsu sich mit beiden Armen links und rechts von der Frau unter ihm ab, die ihn noch immer nicht losließ.

„Du bissst ja anhänglisch.“, grinste Natsu.

„Nur bei dir.“, lächelte Lucy süß zurück. Eine Weile behielten sie diese Position bei und sahen sich tief in die Augen. Keiner von ihnen wagte es, den Abstand zwischen ihnen zu ändern. Wenn Natsu jetzt aufstehen und gehen würde, wäre dieses anziehende Lächeln nur noch eine Erinnerung, die er sich tief in seinem Herzen aufbewahren würde, während er weiter Lucys besten Freund spielte, anstatt der Mann an ihrer Seite zu werden. Aber ihm war auch klar, wenn er ihr nun näher kam würde es unvermeidlich in einer verfänglichen Situation enden, die sehr schnell das Ende ihrer Freundschaft bedeuten könnte. Besonders, da Lucy sehr wahrscheinlich am nächsten Morgen wieder einen Filmriss haben würde.

„Weißt du, Natsu“, flüsterte Lucy, „ich hab dich sehr lieb.“ Natsu spürte, wie ihr Hände seinen Nacken kraulten und ein wohliger Schauer lief ihm über den Rücken. „Ich liebe deine sorglose Art, dein Lächeln.“ Dann lächelte sie so schüchtern, so süß, dass Natsus innerer Widerstand schmolz wie Butter in der Sonne. „Küss mich.“, verlangte Lucy – und Natsu ließ sich garantiert nicht zweimal bitten.
 

Am Morgen erwachte Lucy und musste ersteinmal realisieren, wo sie sich befand. Das war ihr Zimmer. Gut. Das war ihr Bett, in dem sie lag. Noch besser. Sie war nackt. Nicht gut. Neben ihr lag Natsu. Gar nicht gut. Natsu war auch nackt. Katastrophe!

Mit einem Mal schoss Lucy in den Kopf, was in der letzten Nacht gelaufen war. Sie waren in der Gilde feiern, Natsu hatte sie nach Hause gebracht, und dann – hatte Lucy ihn dazu verführt, mit ihr zu schlafen! Der Alkohol hatte ihre Hemmschwelle so weit gesenkt, dass sie ihrem innersten Wunsch nach Liebe und Zuneigung durch ihren Partner Spielraum gegeben hatte. Das sie dafür gesorgt hatte, dass sie bekam, wonach es sie verlangte. Und Natsu hatte ohne zu zögern mitgemacht! Was hatte sie da nur angestellt?

Noch während sie panisch über die Folgen ihres Exzesses der letzten Nacht grübelte, schlang Natsu seine muskulösen Arme um ihren noch immer nackten Körper und zog Lucy ganz eng an sich heran. Sie konnte seinen warmen Körper spüren und sein Herz in beruhigend regelmäßigem Takt schlagen hören, während ihr Ohr an seiner Brust ruhte.

„Guten Morgen.“, hörte sie ihn verschlafen aber gut gelaunt sagen. Irgendwie entspannte sie seine Nähe. Ihm schien ihre Selbstsucht der letzten Nacht gar nichts ausgemacht zu haben. „Ich hoffe, du erinnerst dich noch an letzte Nacht, sonst muss ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.“ Während er das sagte, streichelten seine Hände schon über ihren Körper – und Lucy genoss es.

„Hmm“, lächelte sie und sah Natsu verführerisch ins Gesicht. Sein sorgloses Lächeln, gerade ein bisschen spitzbübisch, zog sie magisch an, als sie ihre Hände über seinen Körper wandern ließ. „Ich glaube, du musst mein Gedächtnis ein bisschen auffrischen.“ Und ehe Lucy sich versah wurden ihre Körper wieder eins.
 

Besorgt wanderte Natsu durch die Stadt. Wenn er sich Sorgen machte, dann hatte es immer etwas mit Lucy zu tun. Seine Partnerin war seit Wochen nicht mehr richtig in Form! Sie fühlte sich nicht wohl, klagte über Schwindel und Übelkeit und neulich hatte sogar mitten auf einer Mission ihre Magie ausgesetzt. Ihre Verfassung hätte sie fast den Kopf gekostet, hätte Natsu den Angriff auf sie nicht stoppen können. Er zog sich dabei zwar eine tiefe Wunde zu und bekam eine Woche Missionsverbot, aber das war immernoch besser als Lucy zu verlieren. Jetzt saß seine Partnerin gegen ihren Willen beim Arzt und ließ sich von oben bis unten durchchecken. Mochte ja sein, dass Ärzte teuer waren, aber es war notwendig! Außerdem verstand Natsu sowieso nicht, warum Lucy noch immer Miete zahlte und nicht längst bei ihm eingezogen war. Von wegen, das wäre noch zu früh. Sie teilten doch eh schon fast jede Nacht das Bett und kennen taten sie sich nun auch schon ein paar Jahre. Aber Lucy blieb nunmal eine merkwürdige Frau, egal was auch immer sie tat oder sagte.

Am Marktplatz wehte Natsu ein wohliger Duft in die Nase. Sein Lieblingsduft, nach Rosen und Vanille. Lucys Duft. Er ließ sich von seiner Nase leiten, die ihn zielsicher zu seiner Freundin brachte. Ihren blonden Haarschopf erkannte er schon von weitem.

Fröhlich rief Natsu ihren Namen und es verwunderte ihn, als seine Partnerin erschrocken zusammenfuhr, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Sie sah ihn verwirrt an, wie immer, wenn er sie aus ihren Gedanken gerissen hatte. Aber sie sah auch gerade sehr ertappt aus. Was war in der großen Tasche, die sie über der Schulter trug?

„Hallo, Natsu.“, sagte sie zögerlich, doch ihr Lächeln gefiel ihm gerade gar nicht. Unnatürlich, aufgesetzt sah es aus. „Was machst du denn hier? Wo ist Happy?“

„Happy hat ein Date mit Charle.“, entgegnete Natsu und fixierte das Gesicht seiner Partnerin, die aus irgendeinem Grund ein kleines Stückchen zurückwich. „Was hat der Arzt gesagt?“ Warum sah sie gerade so unglücklich aus? War sie etwa schwer krank?

„Ich habe mich übernommen.“, sagte Lucy. „Ich muss mich etwas zurückhalten in nächster Zeit.“ Na, das war doch halb so wild. Eigentlich praktisch, da Natsu ja auch Zwangsurlaub hatte.

„Dann können wir viel Zeit miteinander verbringen.“, grinste Natsu. Lucy lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln.

„Morgen.“, meinte Lucy und klopfte auf ihre Tasche. „Jetzt fahre ich erstmal nach Acrifa, zum Grab meiner Eltern. Ich war schon viel zu lange nicht dort und muss ein paar Sachen erledigen.“

„Dann komme ich mit!“, schlug Natsu vor. Er hatte gerade eh nichts zu tun.

„Ich fahre mit der Kutsche.“, bemerkte Lucy und Natsu war schon weit weniger enthusiastisch. Kutschen, seine natürlichen Feinde! „Bleib du lieber hier.“, lachte Lucy.

„Okay.“, stimmte Natsu zu. Auf Kutsche konnte er verzichten. „Dann warte ich heute Abend in der Gilde auf dich.“ Wieder dieses Lächeln auf Lucys Gesicht, dieses aufgesetzte Lächeln. Aber der Kuss, den sie ihm dann gab, entschuldigte für ihre komische Laune. Das erste Mal, das Lucy ihn in der Öffentlichkeit küsste. Sonst war ihr das immer viel zu peinlich.

„Du bist immer so sorglos, das liebe ich an dir.“, verriet sie ihm mit einem zuckersüßen, dieses Mal echten Lächeln. „Bleib nur immer so.“ Was für eine Frage, natürlich blieb er so! Worum sollte er sich auch Sorgen machen, mit Lucy in seiner Seite?

Lucy verabschiedete sich und war schon bald zwischen den Menschen auf der Straße verschwunden. Natsu, den Abend freudig erwartend, machte sich auf den Weg in die Gilde. Dort traf er auf Alzac und Bisca, die gerade von ihrer letzte Mission berichteten und freudig ihre kleine Asca begrüßten, die den Tag über in der Gilde geblieben war. Eigentlich schade, dass es gerade nicht mehr Kinder gab. Die Erwachsenen spielten zwar gerne mit ihr, aber einen gleichaltrigen Kameraden konnten sie nicht ersetzen.

Natsu musste grinsen. Vielleicht würde Lucy ihm ja bald ein Kind schenken, immerhin hatte sie bisher nie irgendwelche Maßnahmen zur Verhütung ergriffen oder verlangt. Das fehlte ihm noch, um sein Glück perfekt zu machen. Wenn er Lucy das nächste Mal wieder sah, würde er seinen Wunsch äußern. Sicher würde sie erst entsetzt schreien, sich weigern, und dann doch nachgeben, so seltsam reagieren wie sie eben war. Er konnte es gar nicht erwarten, Lucy zu sehen!
 

Natsu hatte an jenem Abend lange gewartet. Sehr lange. Doch Lucy kam nicht. Nicht an diesem Abend, nicht am nächsten. Die blonde Magierin kehrte von ihrem Grabbesuch in Acrifa nicht mehr zurück. So sehr die Gilde Fairy Tail auch suchte, Lucy blieb verschwunden. Jeglicher Hinweis, jede Spur seiner Freundin verlief im Sand. So sehr sie auch in der Gilde über den Grund ihres Verschwindens diskutierten, sie liefen im Kreis. Niemand konnte sich vorstellen, warum Lucy ihre Freunde ohne eine Nachricht verlassen würde. Warum sie Natsu belogen hatte, als er sie mit gepackter Tasche erwischte. Wie konnte er nur so blöd sein? Natürlich waren in der Tasche keine Utensilien zur Grabpflege, sondern Kleider und alles, was sie sonst noch zur Flucht brauchte. Wieso hatte sie ihn nur so belogen? Sie hatte gesagt, er solle so sorglos bleiben, wie er damals war. Hatte sie etwa einen Grund gehabt anzunehmen, dass sich das ändern würde, wenn sie bei ihm blieb? Da hatte sie falsch kalkuliert, denn mit ihrem Verschwinden hatte sie genau das bewirkt.

Sechs Jahre lange überlegte Natsu jeden Tag, was er hätte anders machen können, um sie aufzuhalten. Sorglosigkeit war nur noch eine blasse Erinnerung an Tage, die er mit seiner Partnerin teilte. Nie hatte er die Suche aufgegeben. Auf Missionen hielt Natsu immer nach Lucy Ausschau. Nach einem blonden Haarschopf in der Menge, nach ihrem Duft in der Luft. Bisher erfolglos.

Nach einem weiteren langen Tag, an dem er eine Mission erfolgreich und ohne Zerstörung beendet, aber kein Anzeichen seiner Freundin gesehen hatte, fand Natsu sich am Bahnhof von Shirotsume wieder. Die Belohnung in der Tasche würde er wohl nicht drumherum kommen mit dem Zug zu fahren, wenn er noch am gleichen Abend zu Hause sein wollte.

„Es sind doch nur ein paar Stationen.“, versuchte Happy ihn aufzumuntern.

„Wenn du mich nicht wieder im Zug vergisst.“, knurrte Natsu unwillig und musterte die lange Schlange vor dem Fahrkartenschalter. Das konnte noch dauern. Aus Langeweile ließ er seinen Blick über die Menschen am Bahnhof schweifen. Kein Anzeichen von Lucy, war ja klar. Aber eine amüsante Szene zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Schaffner stand vor seinem Zug, dem nächsten Zug nach Magnolia, und diskutierte mit einem etwa fünf Jahre alten Kind. Das kleine Mädchen hatte langes, ungepflegtes und widerspenstiges orangerotes Haar und trug ein altes, schon sehr zerschlissenes Kleid. Sie war den Tränen nahe, weil der Schaffner sie ohne Fahrkarte nicht in den Zug lassen wollte.

„Ich muss aber nach Magnolia.“, weinte sie herzzerreißend. Natsu konnte nicht anders, als Mitleid mit der Kleinen zu haben.

„Natsu, wir sind dran.“, bemerkte Happy und zeigte auf den Fahrkartenschalter. Kurzentschlossen löste Natsu eine Erwachsenen-, eine Exceed- und eine Kinderfahrkarte und lief zu dem Schaffner und dem Kind.

„Da bist du ja!“, rief Natsu und tat so, als würde er das Mädchen kennen, als er sich an den Mann wandte. „Entschuldigen sie, ich hatte sie gebeten schonmal einen guten Platz für uns zu suchen. Hier sind unsere Fahrkarten.“ Er zeigte dem Schaffner die frisch gelösten Tickets, der diese schlecht gelaunt abstempelte. „Lassen sie ihre Tochter besser nicht nocheinmal unbeaufsichtigt, es sind schon Kinder am Bahnhof verschwunden!“, mahnte der Mann, bevor er wieder in den Zug stieg.

„Ich werde vorsichtiger sein.“, versprach Natsu und wandte sich dann wieder dem Mädchen zu. „Komm, du wolltest doch nach Magnolia.“ Die Kleine sah ihn mit großen Augen an. Braune Augen, mit einem olivgrünen Kranz um die Pupille. Die Augenlider liefen oben spitz zu, wie bei ihm, und gaben der kleinen einen frechen Blick, auch wenn sie gerade sehr unsicher dreinblickte. Sie könnte tatsächlich als seine Tochter durchgehen.

„Natsu, du machst ihr Angst.“, meinte Happy kichernd.

„Kann doch gar nicht sein!“, rief Natsu und kniete sich hin, um mit dem Kind auf einer Augenhöhe zu sein. „Ich bin Natsu und du heißt?“

„Luna.“, sagte die Kleine leise.

„Also, Luna, lass uns einsteigen, sonst fährt der Zug ohne uns ab. Und du wolltest doch nach Magnolia?“, erinnerte Natsu das Mädchen, das nun heftig nickte. Ein fünfjähriges Mädchen, das alleine auf Reisen gehen wollte – Natsu beschloss für sich, auf Luna aufzupassen, bis sie an ihrem Ziel angekommen war. Er hob sie die paar Stufen in den Waggon, leichtes Spiel, denn sie war sehr dünn. Ihre Familie hatte wohl nicht viel Geld, wie es schien. Natsu drückte Happy Geld in die Pfote, damit der Kater für sich und das Mädchen Eis kaufen konnte. Natsu selbst konnte gerade keines brauchen, das wäre sehr problematisch, wenn der Zug anfuhr. Das Mädchen wählte die erstbeste freie Sitzbank, die es finden konnte und setzte sich brav hin. Natsu wählte den Platz ihr gegenüber.

„Erzähl mal, Luna, warum musst du denn so dringend nach Magnolia?“, wollte Natsu wissen. Besser, er brachte das jetzt in Erfahrung, bevor es für ihn unmöglich wurde, gefahrlos den Mund zu öffnen.

„Mamas Freunde leben in Magnolia.“, erzählte Luna. „Mama ist sehr krank. Mama hat immer gesagt, das ihre Freunde mir immer helfen werden, wenn ich mal Hilfe brauche.“ Tränen sammelten sich wieder in ihren großen Augen. „Mamas Freunde müssen mir helfen, Mama wieder gesund zu machen!“ Tapferes kleines Mädchen! Happy kam durchs Fenster geflogen und übergab eine Waffel mit drei Kugeln Vanilleeis mit Schokosoße an das kleine Mädchen, welches zugab, sie habe noch nie soetwas gegessen, bevor sie mit einem Lächeln anfing, das Eis zu schlecken. Es schien ihr zu schmecken und ihre Laune etwas zu bessern, auch wenn sie die Hälfte der Süßspeise um ihren Mund und auf ihr Kleid verteilte.

„Was ist denn mit deinem Vater?“, fragte Natsu weiter. In dem Moment fuhr der Zug an und er spürte die bekannte Übelkeit hochkommen. Er versuchte sich abzulenken, indem er Luna weiter zuhörte.

„Weiß ich nicht.“, sagte Luna und schleckte unbekümmert weiter ihr Eis. „Ich kenne Papa nicht. Mama sagt, das Papa ganz stark und ganz lieb und ganz lustig ist. Ich hoffe, das Papa auch in Magnolia ist.“ Sie lächelte wieder und Natsu fiel etwas auf, dass ihn ein kleines bisschen erschüttert. Sein Herz tat weh, wenn er das Kind ansah. Lunas Lächeln hatte unheimliche Ähnlichkeit mit Lucys.
 

In Magnolia angekommen sah Luna sich erstaunt um. Sie hatte wohl nicht erwartet, dass Magnolia so eine große Stadt war.

„In dieser Menschenmenge werde ich Mamas Freunde nie finden.“, rief sie weinerlich. Natsu nahm das Mädchen auf den Arm und grinste: „Ich nehme dich mit zu meinen Freunden. Menschen helfen ist unser Beruf.“

„Ja?“ Das Kindergesicht hellte sich wieder auf. „Mama hilft auch immer den Menschen bei uns. Alle kommen, um Mama um Hilfe zu bitten. Dafür bekommen wir dann Geld und davon kaufen wir Essen. Aber seit Mama krank ist, kann sie den Menschen nicht mehr helfen.“

„Deine Mama wird schon wieder gesund.“, versuchte Natsu Luna aufzumuntern, obwohl er natürlich keine Ahnung von der Krankheit von Lunas Mutter hatte. „Wir finden die Freunde deiner Mama, versprochen!“

Mit dem Kind auf dem Arm ging er durch die Stadt. Die Bewohner, die ihren Salamander gut kannten, warfen ihm neugierige Blicke zu. Immer wieder musste er stehen bleiben und erklären, wo er Luna getroffen hatte und weshalb er mit ihr durch die Gegend spazierte. Luna selbst sah die Menschen genauso neugierig an wie diese sie. Luna sah sich auch die Stadt an und verdrehte sich dabei teilweise so, dass Natsu sie fast nicht mehr halten konnte. Kurzum platzierte er das leichte Kind auf seinen Schultern, wo sie einen weitaus besseren Ausblick hatte. Andauernd stellte sie Fragen, die er nicht beantworten konnte. Er wünschte gerade mehr denn je, Lucy wäre da. Sie würde den Wissensdurst des Mädchens stillen können.

An ihrem Zielpunk angekommen bestaunte Luna das große Gebäude. „F a i r...r... was ist das für ein Buchstabe nach dem r?“ Luna versuchte das Namensschild seiner Gilde zu lesen.

„Ein y.“, schmunzelte Natsu. Das Mädchen konnte also schon lesen, kein Wunder bei ihrer Neugier. „Da steht Fairy Tail. Das ist der Name meiner Magiergilde.“

„Fairy Tail!“, rief Luna aufgeregt. Doch bevor sie etwas weiteres sagen konnte, kam ihnen Gray entgegen.

„Na sowas, du spielst Babysitter?“, wunderte sich der Eisalchemist.

„Gray, Natsu hat die Kleine entführt!“, behauptete Happy.

„Gar nicht wahr!“, rief Natsu aufgebracht. „Sie wollte von Shirotsume nach Magnolia und ich habe sie mitgenommen. Stimmt doch, Luna?“ Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an und nickte. Warum war sie denn plötzlich so still? Erza trat zu ihren Freunden dazu.

„Ein kleines Mädchen, das ganz alleine in eine andere Stadt fährt? Sie hat Mut.“, meinte die Rothaarige und lächelte das Kind an. „Du bist doch nicht etwa von zu Hause weggelaufen, oder?“ Heftig schüttelte Luna den Kopf.

„Sie sucht jemanden.“, erklärte Natsu, hob Luna von seinen Schultern und setzte sie wieder auf dem Boden ab.

„Nicht mehr.“, rief Luna plötzlich. „Ich hab Mamas Freunde schon gefunden.“ Fragend sahen die Erwachsenen zu dem Mädchen hinunter. „Mama hat gesagt, dass Mamas Freunde bei Fairy Tail sind!“ Verwundert sahen die Magier sich untereinander an. Ein Verdacht keimte in Natsu. Erza kniete sich zu ihr hinunter.

„Wie heißt denn deine Mutter?“, fragte Erza vorsichtig.

„Lucy! Lucy Heartfilia!“, grinste Luna und Natsu viel es wie Schuppen von den Augen. Es stimmte alles: Aussehen, Charakter, Alter – Luna könnte nicht nur seine Tochter sein, sie war seine Tochter! Das Kind von ihm und Lucy.
 

Der Zug war randvoll mit Magiern, die alle lärmten und feierten auf der Fahrt nach Shirotsume. Niemand wollte sich entgehen lassen, Lucy wieder zurückzuholen. Mit dabei war Polyuchka, die vergeblich versuchte, die Magier zur Ruhe zu bringen. Laut Lunas Aussage war Lucy sehr krank und brauchte dringend die Hilfe der Apothekerin.

Natsu saß schweigend mit Luna auf dem Schoß in einer Ecke. Dank Troya ging es ihm gut und er hatte Zeit, sein Mädchen richtig kennen zu lernen. Pfiffig und aufmerksam wie sie war hatte Luna längst Natsu als Verdächtigen für ihren Vater rausgepickt und erzählte ihm nun eifrig von ihrem bisherigen Leben mit ihrer Mutter.

Lucy war nie wirklich weit entfernt gewesen. Sie lebte in einem kleinen Dorf, etwas eine Stunde zu Fuß von Shirotsume entfernt. Dort hatte sie sich mit ihren geringen Ersparnissen ein kleines Haus mit einem Stück Ackerland gekauft. Sie baute Feldfrüchte an und tauschte diese mit den Nachbarn. Zusätzlich half sie mit ihrer Magie bei Problemen und verdiente so, was sie und Luna zum Leben benötigten. Aber Lucy musste wohl immer darauf geachtet haben, dass ihr Kind nicht hungrig zu Bett ging und vernachlässigte sich selbst dabei. Natsu konnte sich das gar nicht vorstellen, eine Lucy, die in alten Klamotten rumlief und Feldarbeit verrichtete. Warum war sie nur weggelaufen?

„Ähm...“ Seine Tochter holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Eben noch ganz aufgeregt sah sich nun schüchtern nach unten und spielte mit ihren Zeigefingern.

„Ja?“ Bemüht seine Sorgen mit einem Lächeln zu kaschieren sah er zu Luna und fragte sich, warum sie plötzlich so zurückhaltend war.

Luna schien Mut zu fassen und sah ihm mit großen Augen ins Gesicht. „Darf ich dich Papa nennen?“ Diese so direkte und ungeniert unsinnige Frage brachte Natsu und weitere Magier in ihrer Nähe zum Lachen.

„Klar doch!“ Grinsend wuschelte Natsu seiner Tochter durch das orangerote Haar, wodurch dieses noch weiter abstand, als es eh schon tat.

Luna schien jedoch noch etwas auf dem Herzen zu haben, was auch ohne Umschweife aus ihr herausplatze. Sie fiel ihrem Vater um den Hals und rief: „Ich hab dich lieb, Papa!“ Nur fünf kleine Worte, doch Natsu könnte vor Freude und Stolz platzen. Jetzt verstand er, wie es Gray erging, wenn dieser seine Tochter verhätschelte. Am Liebsten würde Natsu sein Mädchen nie mehr loslassen.

„Ich dich auch, Kätzchen.“, murmelte er und legte besitzergreifend seine Arme um Luna. Niemand durfte sie ihm jemals wieder wegnehmen. Ein bisschen sauer war er schon auf Lucy, dass sie ihm sein Kind so lange vorenthalten hatte.

„Mama nennt mich auch immer Kätzchen.“, bemerkte Luna. Natürlich, die Kleine war ja auch genauso süß, genauso neugierig und genauso frech wie ein kleines Kätzchen – und ebenso mutig. Mit fünf Jahren ganz alleine die weite Reise nach Magnolia aufzunehmen um seiner kranken Mutter zu helfen, das würde sonst keinem Kind einfallen. Aber irgendwo war es auch leichtsinnig und unter anderen Umständen wäre Natsu sicher böse mit seinem Kind geworden, aber sie würde ihre Eltern wieder zusammen bringen, darum konnte er ihr verzeihen. Er würde später mit ihr darüber reden, dann, wenn sie mehr Zeit hatten und weniger Zuhörer.

Der Zug hielt in Shirotsume und eilig schwärmte die Gilde aus, um sämtliche Kutschen am Droschkenstand zu kapern. Ein beeindruckender Anblick, wie eine Kolonne aus ochsengezogenen Droschken sich den Weg durch die Stadt bahnte, hinaus auf die Felder und hin zum nächsten Ort.

Natsu war überglücklich, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Troya ließ während der Fahrt nach und Luna musste ein weiteres Mal erleben, wie ihr Vater krank aus dem Fenster hing. Happy hatte versucht, ihr das Problem zu erklären, aber das Kind verstand es noch nicht.

Im Dorf wurde die Magiergruppe feindselig angestarrt. Die Menschen hier mochten Fremde wohl nicht sonderlich, denn sie gingen mit Mistgabeln auf Fairy Tail los.

Luna lief mit ausgebreiteten Armen vor. „Stop! Das sind mein Papa und Mamas Freunde!“ Beim Anblick des Kindes ließen die Menschen ihre Waffen sinken. Eine Frau mittleren Alters trat vor.

„Herrje, Luna, Kind! Was machst du nur für Sachen?“, rief sie, sank auf die Knie und schloss Luna in die Arme. „Bist du wirklich ganz alleine nach Magnolia gefahren? Deine Mutter wird sehr böse sein, wenn du nach Hause kommst!“

„Sie war nicht alleine.“, mischte Natsu sich ein. „Mein Partner und ich haben sie ab Shirotsume begleitet und auf sie aufgepasst.“

Aus irgendeinen Grund verärgerte das die Frau nur noch mehr und sie packt das Kind bei den Schultern. „Luna Heartfilia! Du weißt genau, dass du nicht mit Fremden mitgehen sollst!“

„Ich bin kein Fremder!“, rief Natsu nun wütend und entriss Luna der Frau. „Ich bin ihr Vater! Und wenn sie nichts dagegen haben, will ich jetzt zu meiner Frau!“ Er setzte Luna wieder auf seine Schultern und beachtete die Frau nicht, die sprachlos den Mund auf und zu klappte wie ein Fisch auf dem Trockenen.. „Also, Kätzchen, wo geht’s lang?“ Luna grinste breit, als sie eine kleine Straße entlang zeigte, die aus dem Ort herausführte. Unaufhaltsam setzte sich der Zug aus Magiern in Bewegung, mit Natsu und Luna an der Spitze.

Doch die Frau gab nicht auf. Unerwartet schnell holte sie Natsu ein. „Sie sind also dieser verantwortungslose Kerl, der seine schwangere Frau verstößt?“

Was für eine Verleumdung! „Natsu hat niemanden verstoßen!“, verteidigte Happy seinen Ziehvater.

Erza nickte zustimmend. „Lucy hat ihm nicht erzählt, dass sie schwanger war, bevor sie gegangen ist. Ich bin schon sehr auf ihre Erklärung gespannt.“ Die Augen der Rittermagierin leuchteten gefährlich.

Dies wiederum ärgerte jemand anderen. „Wegen so etwas hasse ich Menschen!“, rief Polyuchka aufgebracht. „Erst wird die Patientin gesund, dann könnt ihr eure Dispute ausdiskutieren!“ Respektvoll schwieg Erza. Ihre Wut auf Lucys Heimlichkeit war nur ein Ausdruck ihrer tiefen Sorge um die verschollene Gefährtin. Natsu war ebenso gespannt wie sie. Erstmal abwarten, in welchem Zustand Lucy wirklich war.

Das Haus, in dem Luna aufgewachsen war, war klein und schäbig und an sehr vielen Stellen notdürftig geflickt. Abbruchreif, schoss Natsu als erster Gedanke in den Kopf, während er Luna wieder absetzte. Die Fenster hatten kein Glas und waren fest mit Holzbrettern vernagelt. Dass der Haufen Holz Mutter und Kind nicht längst auf den Kopf gefallen war, grenzte an ein Wunder. Vorsichtig, denn er hatte das Gefühl, dass Haus bräche zusammen, wenn er zu viel Kraft benutzte, öffnete Natsu die Tür.

Das Licht der untergehenden Sonne in seinem Rücken machte seinen Schatten lang, jedoch fiel es auch weit in den Raum hinein, erlaubte den Blick auf einen dreckigen Fußboden und endete auf goldschimmernd blonden Haaren.

Ungehalten stürmte Natsu in den Raum, auf seine Partnerin zu, die mit dem Gesicht nach unten am Boden lag, gefolgt von Luna und Polyuchka. Sanft drehte er sie um und bekam einen großen Schrecken. Die einst so wunderbar weiblich gebaute Frau bestand nur noch aus Haut und Knochen. Eingefallene Wangen und tiefschwarze Augenringe verunstalteten ihr ursprünglich niedliches Gesicht, Zeichnungen der harten Jahre, die sie durchlebt hatte.

Polyuchka tastete verschiedene Bereiche des dürren Körpers ab und horchte, ob ihr Herz noch schlug. „Sie lebt noch, aber ihre Verfassung ist kritisch.“, erklärte die Apothekerin. „Ein klarer Fall von Mangelernährung. Ihr Körper ist zu schwach, um gegen Krankheiten anzukämpfen. Was sie jetzt braucht ist ein warmes Bett und eine kräftigende Suppe.“ Sie wandte sich an die Magier, die sich vor der Haustür drängten. „Steht da nicht so unnütz rum! Besorgt mir alles, was ihr kriegen könnt! Obst, Gemüse, Pilze, Kräuter! Undzwar dalli!“ Motiviert stoben die Menschen davon, bereit das ganze Land nach allem zu durchkämmen, was Lucy helfen konnte.

„Wird Mama wieder gesund?“, fragte Luna verzweifelt. Was hatte das Kind in ihren jungen Jahren an Entbehrungen erdulden müssen?

Ausnahmsweise lächelte Polyuchka, als sie dem Kind erklärte, dass es ihrer Mutter bald wieder besser gehen würde. „Was sie jetzt am Meisten braucht ist Liebe und Zuneigung.“ Dabei sah sie auch Natsu an, der seine Partnerin noch immer im Arm hielt. Dieser hob Lucy hoch, wobei er stolperte, denn er hatte die blonde Frau mit einem weit höheren Gewicht in Erinnerung, und ließ sich von Luna den Weg ins Schlafzimmer zeigen. Während er Lucy ins Bett legte und dick einpackte, holte seine Tochter einen Stuhl aus der Küche und stellte diesen neben das Bett. „Ich werde Mama nicht alleine lassen, bis sie wach ist!“, verkündete Luna entschlossen.

„Ich auch nicht grinste Natsu, setzte sich auch den Stuhl, hob seine Tochter auf seinen Schoß und drückte sie fest an sich. „Wir passen beide auf Mama auf, bis sie wieder gesund ist.“
 

Ah, jetzt halluzinierte sie schon vom Fieber! Auditive Illusion, sie glaubte, Natsus Stimme zu hören. Der Klang weckte ein warmes Gefühl in ihr. Wie sehr sie ihn vermisste! Ihren wilden, liebevollen Halbdrachen. Er konnte jede noch so schlimme Situation ins Gute verwandeln! Lucy spürte, dass sie keine Kraft mehr hatte. Die Ernte des letzte Jahres war nicht genug, um sie und ihr Kind ausreichend zu ernähren. Was würde nur aus Luna werden, wenn ihr etwas zustieß?

Luna! Da fiel es ihr wieder ein! Ihr kleines Mädchen war weggelaufen! Ihr leichtsinniges kleines Kätzchen! Verschwunden, ohne zu sagen wohin! Sie musste sie suchen, aber Lucy hatte keine Kraft mehr. Es reichte gerade noch, um die Augen zu öffnen.

Lucy fühlte sich wach und doch gingen ihre Halluzinationen weiter. Da saß doch tatsächlich im Schein einer Kerze Natsu, direkt neben ihrem Bett, mit Luna auf dem Schoß und las der Kleinen aus einem Buch vor, dass sie noch nie gesehen hatte. Ein neues Kinderbuch, besser für ihr schlaues Mädchen geeignet, als die wenigen Romane, die sie aus ihrer Wohnung mitgenommen hatte.

Dann trafen sich die Blicke von Mutter und Tochter. „Mama ist wach!“, rief Luna und turnte über Natsus Arm, wobei sie fast gefallen wäre. Lachend griff Natsu nach dem Kind. „Langsam, Kätzchen!“, grinste er und hielt Luna fest. „Du weißt doch, Oma Polyuchka hat deiner Mama Ruhe verordnet.“ Luna zog eine unwillige Grimasse, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas nicht passte, während aus dem Nebenzimmer die verärgerte Stimme der Apothekerin erklang, wer denn bitte erlaubt hätte, dass man sie Oma nannte.

Ungläubig starrte Lucy den Mann vor sich an. Das war nicht der Natsu aus ihrer Erinnerung. Er war älter und wirkte auch reifer. Nicht mehr so sorglos kindisch wie der, dem sie ihre Tochter verdankte. War es doch keine Halluzination? Kein Traum? War das wirklich Natsu, ihr Natsu, der da neben ihrem Bett saß und gerade Luna in die Küche schickte, um ihren Freunden die gute Nachricht zu überbringen. Ihre Freunde, Fairy Tail. Sollten sie wirklich da sein? Alle? Na klar, wenn, dann alle. Aber konnte das möglich sein, nach so langer Zeit?

Nachdem das Kind aus dem Zimmer gelaufen war, wandte Natsu sich wieder Lucy zu. „Du machst Sachen.“, seufzte er, während er sich wieder auf den Stuhl sinken ließ. „Verschwindest, versteckst dich in einem kleinen Kuhdorf, bringst alleine unser Kind zur Welt und ziehst es groß, ohne mir ein Sterbenswörtchen zu sagen.“ Ah, da war er, dieser Blick, wenn ihm was nicht passte. Dieser süße, trotzige Blick. Zum ersten Mal seit sechs Jahren schlug ihr Herz wieder schneller, schlug immernoch für ihn. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Die Frage bekam Lucy nur am Rande mit. Sie konnte noch immer ihren Augen nicht trauen.

„Natsu“, flüsterte sie heiser, „bist du es wirklich?“ Ein ungläubiges Schnauben entfuhr Natsu, bevor er sich vorbeugte und Lucy in die Wange kniff. Es tat weh! Unheimlich weh! So weh, dass Lucy die Tränen kamen.

„Natürlich bin ich es wirklich, du kleine Diebin!“, sagte Natsu beleidigt.

„Diebin?!“, rief Lucy empört.

„Aber sicher!“, entgegnete Natsu und ließ ihre Wange wieder los. „Du hast mir wertvolle Zeit mit meiner zuckersüßen Tochter gestohlen. Ich verlange Entschädigung!“

Irritiert hob Lucy eine Augenbraue. „Entschädigung?“ Was mochte ein so simpel gestrickter Mann wie Natsu wohl darunter verstehen?

„Darum kümmern wir uns, wenn du wieder gesund bist.“ Ah, ja, dieses Grinsen kannte sie auch. Das bedeutete, dass er sie neben sich im Bett haben wollte, nackt und bereit für den Akt.

„Worüber habe ich mir eigentlich damals Sorgen gemacht?“, murmelte Lucy mit einem schweren Seufzer. Ihre Gedanken, die sie zur Flucht bewegt hatten, kamen der Mutter nun vollkommen unsinnig vor.

„Das würde ich auch gerne wissen.“, sagte Natsu mürrisch. „Du dachtest doch nicht etwa, dass ich unser kleines Energiebündel nicht wollen würde, oder?“

Lucy schluckte schwer. Erwischt! „Zum Teil ja.“, gab sie zu. Besser, sie brachte die Beichte schnell hinter sich, bevor sie noch mehr Schaden anrichtete, denn Natsu blickte gerade sehr enttäuscht drein. „Ich habe mir eingeredet, dass ein Kind eine zu große Last für uns wäre. Ich hatte Angst, dass es mich verändern würde, aber noch viel mehr, das es dich verändern könnte. Dass du dann nicht mehr so frei und wild und sorglos sein könntest. Ich weiß, dass das Unsinn war.“, fügte sie schnell hinzu, als Natsu sie unterbrechen wollte. Der nächste Teil war Lucy so peinlich, dass sie ihr Gesicht halb unter der Decke versteckte. „Außerdem hatte ich Angst zugeben zu müssen, dass ich keine Ahnung von Verhütung habe.“ Das brachte Natsu zum Lachen. Er lachte und lachte, kugelte sich förmlich vor Lachen. Mit hochrotem Kopf verschwand Lucy komplett unter ihrer Decke.

„Du bist wirklich die seltsamste Frau der Welt.“, grinste Natsu, nachdem er sich etwas beruhigt hatte und zog die Decke vom Gesicht seiner Partnerin. „Wie soll ich denn sorglos sein, wenn ich nicht weiß, wo die wichtigste Person in meinem Leben steckt?“ Irgendwo leuchtete das ein und Lucys Schuldgefühle wuchsen noch mehr. Wie konnte sie das nur wieder gut machen.

Natsu überraschte Lucy, indem er ihr einen sanften Kuss gab, in dem so viel Liebe steckte, dass Lucy sich gleich viel besser fühlte. „Du wirst jetzt erstmal wieder gesund“, bestimmte er und es klang nach einem Plan, „dann kommst du wieder nach Hause“ Lucy hatte eh nicht vor, noch länger in dieser Hütte zu leben. „heiratest mich“ er wollte sie also immernoch, so ein Glück. „und dann wirst du mir noch ein paar weitere zuckersüße Energiebündel schenken, ohne mit ihnen abzuhauen!“ Jetzt musste Lucy lachen, auch wenn es nur ein schwaches, heiseren Glucksen war, der in einem Hustenanfall endete. Besorgt half Natsu ihr hoch und rieb ihren Rücken. Der Gesichtsausdruck gefiel Lucy nicht.

„Mache ich gerne, aber dafür will ich dieses Gesicht nie wieder sehen!“, entgegnete sie ernst und hätte die Sorgenfalte zwischen seinen Brauen am Liebsten wegradiert. „Sorglosigkeit steht dir besser.“ Sie hielt es aber nicht aus, ernst zu bleiben und musste über sein verdattertes Gesicht lachen. Natsu stimmte mit ein. So lachend wurden sie von Polyuchka gefunden, die erstmal schimpfte, dass die Patientin Ruhe bräuchte, während sie der Kranken den heißen Eintopf brachte. Bei einem Blick zur Tür erkannte Lucy unzählige bekannte Gesichter, die sich alle gleichzeitig vor die einzige Öffnung des Raumes zwängten, weil Polyuchka ihnen wahrscheinlich verboten hatte einzutreten. Zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch zwängte sich Luna und lief zu ihren Eltern. Sie eroberte den Platz auf dem Schoß ihres Vater zurück und verlangte, dass er weiter aus dem Buch lesen sollte, dass er ihr geschenkt hatte. Lachend gab er nach.

Mit einem milden Lächeln beobachtete Lucy ihre Familien, während sie von Polyuchka die Suppe verabreicht bekam. Das Essen tat gut, die Freunde machten Mut und ihre Familie entflammte die Hoffnung auf Glück. Alles würde gut werden. Sie würde wieder ein sorgloses Leben an der Seite ihres sorglosen Mannes mit vielen sorglosen Kindern im Kreise ihrer sorglosen Freunde leben können. Das, was sie sich jahrelang selbst verwehrt hatte. Fairy Tail eben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2021-08-18T18:49:43+00:00 18.08.2021 20:49
Zum ...........!!!!!!!

Ach ich weiß nicht mehr zum wie vielten mal ich dieses FF lese
10.
15.
17mal
aber es ist einfach das beste was ich je lesen durfte ein Meisterwerk.

😈😈😈😈
Von:  Boahencock-
2020-03-08T13:20:36+00:00 08.03.2020 14:20
Mir wurde ds hier empfolen muss schon sagen bis jetzt sehr gut.

Lucy ist es zu peinlich ihn in der Öffentlichkeit zu küssen.😱😱
Das würde mich nicht stören

Das war ihr Bett, in dem sie lag. Noch besser. Sie war nackt. Nicht gut. Neben ihr lag Natsu. Gar nicht gut. Natsu war auch nackt. Katastrophe!
Das war lustig😂😂😂😂.

😉😼😼
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-02-23T18:22:59+00:00 23.02.2020 19:22
Schmelzen, zerfließen, wau einfach genial.

Nur Schade. Genesung, Rückkehr, Hochzeit, und weiteren Kinder geht leider ab.
Von:  elysian03
2015-06-10T17:47:04+00:00 10.06.2015 19:47
Super OS!
Lucy hat wirklich Mist gebaut. *sfz*
Sie hätte sich echt denken können, dass Natsu kein Problem mit Nachwuchs hätte und sie ihm mit ihrem Verschwinden am meisten weh tat. Sie hätte wenigstens versuchen sollen mit ihm darüber zu reden.
Wäre ich an Natsus Stelle gewesen, wäre ich noch viel wütender auf Lucy gewesen, aber er war schon immer schnell im Verzeihen. ;)

LG
Cassi-chan
Von:  Natsu_Dragneel003
2013-12-17T20:33:27+00:00 17.12.2013 21:33
tolles Kapietel hat mir sehr gut gefallen,
und besonders die kleine Luna ist würklich zuckersüß und natsu als Vater ist auch super toll passt zu im,es währe sehr schön wen du noch mall so ein schöne geschichte schreibst.
Von:  Lalisa
2013-05-14T19:38:16+00:00 14.05.2013 21:38
Naaaww *-*
Der Oneshot ist sowas von zuckersüß :3
Und die kleine Luna ist einfach zu niedlich!
Lucy Lucy... das sie auch so einen Mist anstellen muss xD
Echt toll geschrieben <3
Von: Maryhase
2013-05-14T14:50:29+00:00 14.05.2013 16:50
Uiiiii XD
Ich finde diesen One Shot einfach nur wunderschön *,*
So schön geschrieben, die beschriebenen Gefühle und Luna!!
Wirklich toll ^^
Ich freue mich auf mehr von dir =D
Antwort von:  Ami_Mercury
07.07.2013 22:03
Da stimm ich dir voll und ganz zu, Caro-chan!^^
Natsu als sorgloser Familienvater *hach* Was wollen wir mehr?^^

Favo!^^


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