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402 Jahre später

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"Ein Freund hast du gesagt."

(Hmeee, jetzt hat es mir den halben Titel ausgeklammert ... Nochmal neu.)

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„Du willst mit einem Unterwelt-Dämon durch die Gegend ziehen? Das solltest du dir wirklich zweimal überlegen.“, meinte Shinda, als Maya ihm an diesem Abend von seiner Begegnung im Wald erzählte.

„Ja, vermutlich. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Er wird sich definitiv nicht aufhalten lassen. Ich kann Terry nur helfen, wenn ich mitgehe. Sonst ist sie sich selbst überlassen.“

Shinda kratzte sich überfordert am Kopf. „Das mag ja sein. Aber es geht hier eindeutig um Dinge, die zu hoch für uns sind. Gut, diese Terry konnte es sich vermutlich nicht aussuchen, aber wir sollten uns da nicht auch noch einmischen.“

„Ich habe nicht vor, mich einzumischen. Ich bin nur Beobachter.“

„Das glaube ich dir auf´s Wort.“, warf der Dämon zynisch ein.

„Komm schon, Shinda, sei doch mal sachlich, bitte. Was genau spricht dagegen? Nenn mir Fakten und plausible Gründe!“

„Die Unterwelt-Dämonen sind die Sorte von Dämonen, die uns unseren teuflischen Ruf eingehandelt haben. Ich glaube nicht, daß du charakterfest genug bist, mit so einem Wesen umzugehen. ... Hat er dir einen Namen genannt?“

„Kennst du denn alle Unterwelt-Dämonen namentlich? Gibt es so wenige von denen?“

„Nein. Aber für gewöhnlich lässt der Name, den sie den Menschen sagen, auf ihre Gesinnung schließen.“

„Dann hätte er eine komische Gesinnung. Er nennt sich Fünf.“

Shinda Blick wanderte kurz unbehaglich nach unten. Grübelnd. Ihm schwahnte Übles. Aber dann schüttelte er leicht den Kopf und vertrieb den Gedanken wieder. Nein, das konnte nicht sein, unmöglich. Er seufzte resignierend. „Ich nehme nicht an, daß ich dich noch umstimmen kann, oder? Also gut, meinetwegen werde ich mir diesen Dämon mal anschauen.“

„Danke. Er will Terry und uns morgen früh vor der Uni treffen und von dort aus aufbrechen. Entweder wir folgen ihm, oder er wird mit Terry allein fortgehen.“
 

**
 

„Hm. <Ein Freund> hast du gesagt.“ Die Stimme lies sie erschrocken herumfahren, während er landete und mit seinem Blick die kleine Gruppe überflog. „Ich hatte nicht erwartet, daß dein Freund ein Dämon ist.“, fügte er überrascht an. Auf dem ganzen belebten Kampus störte sich niemand an dem geflügelten jungen Mann, der gerade im Landeanflug über ihre Köpfe hinweggerauscht war. Er war wohl gerade wieder nur für die Menschen sichtbar, von denen er gesehen werden wollte.

Shinda warf lediglich einen kurzen Blick auf Fünf und lies schon desmotiviert die Schultern sinken. Er war es! Mist, verdammter.

„Ist das schlimm, daß er ein Dämon ist?“, wollte Maya vorsichtig wissen.

„Nein, kein Problem. Ich war nur etwas baff, hier noch andere Dämonen zu treffen. Noch dazu welche, die Menschen zum Freund haben.“ Fünf erwiderte Shindas missmutigen Blick einen Moment lang nachdenklich. „Hatten wir schon miteinander zu tun?“, wollte er dann wissen. Sicher war es nicht gut, von einem anderen Dämon derart missbilligend angestarrt zu werden. Aber er kannte den Kerl nicht.

„Nein. Aber ich weis wer du bist.“, gab Shinda zurück. „Bitte verzeih mir, daß ich dir nicht die Achtung entgegenbringen werde, die dir sicherlich zusteht.“

Fünf schmunzelte kurz. „Das hatte ich auch nicht erwartet. Du bist ja kein Unterwelt-Dämon wie ich.“

Abschätzend schaute Maya kurz zwischen den schwarzgekleideten Gestalten hin und her. War die Abneigung zwischen den beiden Dämonen-Gruppen so gravierend, daß sie nicht friedlich miteinander auskommen konnten? Doch dann nickten sich die zwei gegenseitig zu, als Einverständnis, daß dieses Thema unter ihnen fortan als geklärt galt und in Ordnung ging.
 

Maya wandte sich um, als hinter ihnen hecktische Schritte laut wurden. Terry kam angerannt. „Tut mir leid, ich bin zu spät.“, keuchte sie und stützte sich erstmal luftschnappend auf ihre Knie.

„Du bist ein Mädchen, du darfst das.“, warf Shinda gehässig ein.

„Oh, du!!!“ Terry plusterte gespielt sauer die Bäckchen und brachte damit die drei jungen Männer zum Lachen. Sie kicherte vergnügt mit, dann bedachte sie den Unbekannten genauer. Schwarze Haare, Leder-Kombi, rote Augen. „Ist das dein Freund Shinda?“, wollte sie von Maya wissen.

„Ja. Wenn es okay ist, wird er mitkommen.“

Terry nickte. „Gern. Je mehr wir sind, desto besser, schätze ich. ... Er ... ist auch ein Dämon, oder?“, hakte sie dann zögerlich nach. „Du siehst Fünf sehr ähnlich. Sehen alle Dämonen so aus wie ihr?“

„Nein, eine rein zufällige Geschmacks-Gleichheit. Um ehrlich zu sein, mögen die meisten Dämonen schwarz gar nicht. Das ist ihnen zu klischeehaft.“, erzählte Shinda.

„Okay, können wir los?“, bat Fünf und wippte ungeduldig mit den Flügeln.

„Ja, auf geht´s. Wie lange werden wir weg bleiben? Ich hab Klamotten für eine Woche eingepackt. Meint ihr, das reicht?“

„So wie deine Reisetasche aussieht, hast du genug Klamotten für ein halbes Jahr dabei!“, warf Maya protestierend ein und schulterte seinen eigenen Rucksack. „Ich sehe es kommen, daß irgendwann einer von uns dir den Krempel tragen muss, weil er dir zu schwer geworden ist.“

„Gar nicht! Ich hab nur das nötigste dabei! Wenn ich mir dein Gepäck so ansehe, wirst du wahrscheinlich die ganze Zeit die gleichen Sachen tragen, weil du gar keine Wechselkleidung dabei hast, du Ferkel!“

Maya lachte. „Kommt Liam eigentlich nicht mit?“, wechselte er dann das Thema.

„Nein. Ich hab ihm gar nichts davon erzählt. Eigentlich keinem.“
 


 

„Also, wo gehen wir hin?“, wollte Maya wissen. Er ging einen Schritt schneller, um zu Fünf aufzuschließen, der hurtig voranmarschierte. Der Dämon schien es eilig zu haben. Sicher wäre er am liebsten geflogen, wenn er nicht so viele flugunfähige Individuen in seinem Gefolge gehabt hätte.

„Zum Galgenfelsen. Auf dem Weg dahin müssen wir durch die vergeisterte Stadt.“

Galgenfelsen. Das hatte Fünf gestern schonmal gesagt. So ein Ding war ihm hier in der näheren Umgebung von Dachau nicht geläufig. Dabei kannte er sich hier eigentlich ganz gut aus, hatte er gedacht. „Ich kenne weder einen Galgenfelsen, noch eine vergeisterte Stadt. Was sind das für Orte?“

Fünf wog nachdenklich den Kopf hin und her. „Du bist ein Mensch, du kannst sie nicht kennen. Diese Namen sind nur unter uns Unterwelt-Dämonen gebräuchlich, schätze ich. Für euch existieren diese Orte nicht. Menschen können sie nicht sehen. Für euch ist es einfach nur unberührte Landschaft. Aber das macht nichts. Ob du sie sehen kannst oder nicht, hat keine Auswirkungen auf deine Handlungsfähigkeit während der Schlacht.“

„Ich sehe Geister und die Aura von Menschen, Dämonen und einigen Tierarten. Vielleicht sehe ich dann ja auch diese seltsamen Orte.“

Fünf schaute ihn mit einem dezenten Lächeln an. „Ich hoffe nicht. Sie werden dir vermutlich nicht gefallen.“

„Wie lange werden wir da hin brauchen?“

„Zur vergeisterten Stadt schaffen wir es vielleicht heute noch. Den Galgenfelsen erreichen wir sicherlich morgen, wenn wir nicht allzu oft und lange pausieren.“

Das war ja wirklich nicht sehr weit weg. Der Student hatte schon irgendwie gehofft, daß ein Dämonenkrieg nicht direkt am Ortseingang einer Großstadt stattfinden würde. Aber ehe er weiter fragen konnte, drehte sich der Geflügelte nach hinten um.
 

„Shinda, tust du mir einen Gefallen?“, wandte sich Fünf an seinen Artverwandten.

Shinda bedachte ihn sekundenlang mit einem missmutigen Blick, als müsse er sich das wirklich zweimal überlegen. „Kommt drauf an.“, entschied er dann mit widerwilliger Kompromissbereitschaft.

„Kannst du dich kurz zum Stickies Point teleportieren und mir sagen, was du siehst?“

„Was erwartest du denn, was ich dort sehe?“, hakte er skeptisch nach. Er traute dem Unterweltler nicht. Gut möglich, daß er ihn in eine Falle schickte. Shinda hatte zuletzt vor über 400 Jahren vom Stickies Point gehört und sich seit seinem Wiedererwachen in der Neuzeit keine Gedanken mehr darum gemacht. Wer weis, was dort inzwischen los war. Vielleicht stand da jetzt ein belebtes Kaufhaus und er würde sich mitten in eine Menschenmasse hineinteleportieren. Das wäre ein wenig blöd, wenn er auch künftig noch als Mensch durchgehen wollte. Maya arbeitete seit 2 Jahren hart dafür, den Schein zu wahren. Die Tarnung durfte auf keinen Fall auffliegen.

„Da wird entweder eine rote oder eine schwarze Fahne im Wind wehen.“

„Okay!? Und wo ist der, der die Fahne aufgestellt hat?“

Fünf seufzte. „Du stellst viele Fragen, Shinda.“

„Ich will nur sicher gehen, daß ich lebend zurückkomme.“, gab der Schwarzhaarige zurück und verschränkte die Arme. „Ich traue dir nicht.“

„Das verlangt auch keiner von dir. Du hast das Recht, mir zu misstrauen.“, schmunzelte Fünf. „Die Fahne ist von Menschen da hingestellt worden. Sie zeigt an, ob man an diesem Tag Paragliding betreiben darf oder ob die Windströmungen zu gefährlich sind. Wenn die schwarze Fahne weht, sind wir dort ungestört. Wenn nicht, muss ich über eine andere Route zur vergeisterten Stadt nachdenken. Ich würde ja selber nachsehen, aber ich kann mich leider nicht teleportieren wie du. Und wenn ich fliege, brauche ich zu lange.“ Dann wäre er bis zum frühen Nachmittag nicht zurück, das war einfach zu spät. Die anderen kannten ja den Weg nicht, sie konnten ihm nicht einfach nachfolgen. Sie brauchten ihn als Reiseleiter.

„Was ist so schlimm daran, wenn dort ein paar Paraglider rumsegeln?“, wollte Terry verständnislos wissen.

„Die Paraglider sind nicht das Problem. Aber wenn der Wind günstig steht, sind dort auch jede Menge Geister. Und auf die habe ich keine Lust.“

„Kann ich gut verstehen.“, warf Maya mit verzogenem Gesicht ein. Ihm waren diese Dinger auch furchtbar lästig. In Scharen wollte er sie ganz sicher nicht um sich haben. Normale Menschen störten sich ja nicht an den spukigen Gesellen, weil sie sie nicht sehen oder hören konnten. Maya konnte es leider.

Murrend wandte sich Shinda um und war mit einem leisen Puffen plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte sich wegteleportiert.
 


 

„Shit, hier ist ja doch alles voller Geister.“, stellte Maya desmotiviert fest, als sie am späten Nachmittag in die breite Klamm einbogen. Er hörte das protestierende Gejaule der Gespenster schon von Weitem. Die Windwirbel trieben die armen Dinger unkoordiniert und hilflos zwischen den Felswänden herum wie welke Laubblätter. Ab einer bestimmten Windstärke hatten Geister keinen Einfluss mehr darauf, wohin sie geweht wurden. Einer kam ihm gerade Hals über Kopf entgegengepurzelt. „Sagtest du nicht, es würde die schwarze Fahne wehen?“, maulte er.

Shinda sah sich fragend nach der Spitze der Felsen um. Dort oben wehte immer noch schwarz. „Der Wind hat wohl inzwischen gedreht.“, vermutete er. „Sicher werden sie die Fahne bald austauschen.“

Mit einem „Huuuuuuuaaaaaaah!“ sauste ein weiterer Geist über ihre Köpfe hinweg und bewegte Maya dazu, in Deckung zu gehen.

„Lass das, du machst mir Angst!“, bat Terry wehleidig und schlang fröstelnd die Arme um sich. Es war ihr nicht geheuer, daß scheinbar alle irgendwelche Geister sehen konnten, nur sie nicht. Das fand sie noch gruseliger als die Vorstellung, sie sehen zu können. Sie bildete sich im um die Ecken pfeifenden Wind schon Geistergeheul ein, obwohl sie es wirklich besser wusste. Die nächste tote Seele prallte frontal auf sie, zerstob kurz in der Luft wie Kreide, nahm hinter ihr wieder eine gesammelte Gestalt an und wurde dann vom Wind weitergerissen, ohne daß Terry auch nur das geringste davon mitbekommen hätte.

Maya sah seufzend auf seine Pfeife. Die würde ihm hier überhaupt nichts nützen. Die Geister hatten ja bei diesem Sturm keinen Einfluss darauf, wohin sie segelten. Also konnte er sie damit auch nicht vertreiben.
 

„Nun ja, es hilft nichts. Suchen wir uns ein windstilles Plätzchen und schlagen unser Nachtlager auf.“, seufzte Fünf und ging weiter.

„Wolltest du nicht heute noch bis zur vergeisterten Stadt kommen?“

„Du stehst mittendrin.“

„Aber ... das hier ist nur eine Klamm!“, warf Maya ein.

„Ich sagte doch, ihr Menschen könnt diesen Ort nicht sehen. Die Felswände sind voll von hängenden Hütten. Die ganze Klamm ist ein Dorf. Aber mit dem menschlichen Auge ist es nicht wahrzunehmen.“

„Wer lebt denn in diesen Hütten?“ Maya sah sich suchend um, ob er mit seinen aura-sehenden Augen irgendetwas wahrnahm. Aber außer den gebeutelten Geistern, die vom Wind zwischen den kahlen Felswänden herumgeworfen wurden, bemerkte er nichts. Der Student war ein wenig enttäuscht. Er hatte wirklich gehofft, irgendwas zu sehen.

„Traumfänger.“, gab Shinda knapp zurück. „Ziemlich komische Dinger, die nachts rumwandern und sich in den Köpfen von anderen Wesen einnisten.“

„Ich kenne Traumfänger nur als indianische Talismane, diese Ringe mit dem Spinnennetz in der Mitte, du weist schon.“, fand Terry.

„Naja, <Traumfänger> sind eigentlich die Dinger, die von ihnen aufgehalten werden sollen. Die Indianer glauben, daß Träume einem von außen zufliegen, gute wie böse, und darum hängen sie Traumfänger-Netze auf, um die bösen Träume abzufangen und nur die guten durchzulassen. Die Netzringe funktionieren auch, aber ihre Wirkungsweise ist eigentlich eine andere. Sie halten nicht die schlechten Träume auf, sondern die Traumfänger, die die schönen Träume fressen würden und nur die Alpträume übrig lassen.“

„Also wenn ihr heute Nacht schlecht schlaft, dann macht euch keine Sorgen. Das sind nur die Traumfänger.“, lachte Fünf und suchte nach einem Höhlenvorsprung oder etwas anderem, das für die Nacht als Unterkunft taugte.
 

„Ich würde diese Dinger zu gern mal sehen. Kannst du sie für mich zeichnen, Shinda? Bitte! Wieviele davon sind da draußen?“, quengelte Maya und wich einem weiteren tieffliegenden Geist aus. Es machte ihn nervös, zu wissen, daß er von solchen Wesen umgeben war, ohne sie sehen zu können und ohne die geringste Vorstellung von ihnen zu haben.

„Ich will nicht zeichnen. Traumfänger kann man eh nicht so richtig wiedergeben. Ich weis was besseres: Sieh sie dir selbst an! Komm her.“ Er drehte Maya an den Schultern von sich weg, der Klamm zu. „Das ist Stufe-3-Magie. Die wird nicht einfach für dich. Aber versuch es mal. Leg die Daumen und Zeigefinger zu einem Dreieck zusammen und halte sie wie ein Fenster vor dich ...“ Er begann ihm zu erklären, wie er welche Energien wo bündeln musste, damit es funktionierte. Das schwierigste war, bei all der Konzentration und inneren Arbeit den Fokus auf das Ziel nicht zu verlieren.

„Es klappt nicht ...“, maulte Maya nach einer Weile enttäuscht.

„Hätte mich auch gewundert. So komplizierte Magie hast du bisher noch nicht gewirkt. Versuch es weiter, du musst einfach ein wenig üben damit es funktioniert.“, wies Shinda ihn belehrend an.

Fünf stand mit verschränkten Armen daneben und beobachtete den Jungen zwischen kopfschüttelnd und amüsiert. Dann begann er kommentarlos seine Körperhaltung zu korrigieren. Er beugte Maya in der Hüfte ein wenig nach vorn, zupfte seine Finger gerade und fächerte sie auf, schob ihm die Ellenbogen näher zu den Rippen und drückte seine verspannten Schultern wieder nach unten. Da löste sich eine grüne Seifenblase aus dem Rahmen, den seine Finger bildeten, und durch die Seifenblase hindurch sah Maya die Welt wie sie wirklich war. Es war als würde man durch eine winzige, runde Fensterscheibe schauen. Maya bemerkte schemenhaft zahllose Lehmkeile, die wie Schwalbennester an den Felswänden klebten. Und dazwischen wuselten seltsame Wesen herum. Aber ehe Maya mehr erkennen konnte, zerplatzte die Seifenblase und zurück blieb nur die leere, kahle Klamm.

„Wouw! Das war der Wahnsinn. Kann ich das nochmal versuchen?“, wollte Maya wissen. Es gab ja durchaus Zauber, die man nicht zu oft hintereinander ausführen sollte, wollte man nicht sich selbst oder anderen schaden. Einige brauchten viel Kraft, andere hinterließen Spuren an den Dingen, auf die sie wirkten.

„So oft du willst.“, meinte Fünf zufrieden. „Du bist sehr begabt für einen Menschen.“

„Wie erhalte ich die Blase aufrecht?“

„Man kann sie nicht aufrecht erhalten. Wenn sie zerplatzt, dann zerplatzt sie eben. Man kann dann nur eine neue erschaffen. Oder gleich mehrere, wenn man Talent hat, dann deckt man ein größeres Sichtfeld ab. Du siehst ja sonst nur einen winzigen Ausschnitt, der so groß ist wie die Blase.“

Shinda bedachte Fünf mit wütendem Blick, während der gelassen mit Maya weiterübte. Es gefiel ihm nicht, daß der sich so hemmungslos bei seinem Freund anbiederte. Es wäre ihm lieber gewesen, Fünf hätte sich von Maya ferngehalten. Einen Moment überlegte Shinda, einfach beleidigt wegzugehen. Aber dann fand er es doch sinnvoller, im Auge zu behalten, was Fünf mit dem Jungen so anstellte.
 


 

„Au man, ist das geil.“ Jubilierend kam Maya in die kleine Höhle, die ihnen heute Nacht als Überdachung dienen würde. „Fünf hat mir so coole Sachen beigebracht. Ich war den ganzen Abend da draußen und hab geübt. Ich weis jetzt, wie die Traumfänger aussehen und wie sie so ticken. Die sind eigentlich tot, darum haben die auch keine Aura! Sonst hätte ich sie ja zumindest anhand ihrer Aura sehen können.“

Shinda sah desinteressiert auf. Holte der Knabe auch mal Luft beim Reden?

„Und ich weis, wie man sich diese Viecher vom Hals hält!“, quasselte Maya weiter.

„Wie toll ...“

„Ich will noch viel mehr lernen! Und noch viel mehr trainieren! Endlich kann ich die Magie so richtig ausleben, was ich in der Stadt nie durfte! Ich bin voller Tatendrang. ... Los, Shinda, lass uns kämpfen!“

„Langsam wirst du größenwahnsinnig, oder?“, gab der Schwarzhaarige humorlos zurück.

„Ich will gegen einen Dämon kämpfen! Ich muss doch meine Fähigkeiten austesten!“

„An mir? Na schönen Dank auch.“ Shinda stand auf und ging genervt weg. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen.“, stellte er im Gehen noch klar.

„Gut, dann frag ich eben Fünf!“, rief Maya ihm nach.

„Viel Glück. Ich bete, daß er dich am Leben lässt.“, hörte man ihn noch maulen, dann war er endgültig um die Ecke verschwunden. Was war bloß los mit der Welt? Was war in Maya gefahren? Und vor allem, was war in den Unterweltler gefahren? So eine offene und euphorische Seite kannte er an Fünf überhaupt nicht. Schon gar nicht gegenüber gewöhnlichen Menschen.



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