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Evenfall

[Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]
von

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General Quaters

 
 

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Die Medikamente begannen zu wirken und Yūgao bäumte sich in ihrem Bett auf. Um sie herum schrien Ärzte und Schwestern wild durcheinander. Die Stimmen drangen kaum durch ihre inneren Schmerzensschreie. Wie durch zwei Zentner Watte hörte sie die Stimme der leitenden Iryōnin.

»Was ist passiert, Ino?«

»Es war nur eine Auskundschaftungsmission! Wir wurden in einen Hinterhalt gelockt!« Ino hatte ihre Shōsen no Jutsu auf Yūgaos Körper gelegt, der auf eine Rolltrage gebettet den Gang entlang in den Notoperationssaal geschoben wurde. Sie hielt perfekten Gleichschritt mit dem Tempo, das Sakura vorgab. »Uchiha-san konnte die meisten Angreifer erledigen, aber als Uzuki-san einen Explosionszettel zündete, wurde sie selbst in den Kern der Explosion gezogen! Kannst du sie retten, Sakura?« Es klang wie ein Flehen. »Bitte, Sakura!«

»Du weißt, dass wir keine Versprechungen machen«, erwiderte Sakura konzentriert. Sie hatte die oberflächlichen Wunden überprüft, die Inneren konnte sie sich erst in einem sterilen Bereich ansehen. Ihre Iryōninkameradin hatte ganze Arbeit geleistet. Die Verbrennungen waren fachmännisch versorgt, das Keirakukei fühlte sich stabil an, das Chakralevel der Patientin war überraschenderweise außerhalb des kritischen Bereiches.

Sie langten an der breiten Zweiflügeltür an, die von den beiden vorderen Assistenzärzten aufgehalten wurde, als die Rolltrage hindurch ratterte. Ino hielt dicht vor der Schwelle an, eine Hand ans Herz gelegt. Der Schweiß an ihrer Stirn war getrocknet, das Blut an ihrer Haut ebenso. Sie sah furchtbar aus. Nur die Hoffnung in ihren Augen strahlte. »Bitte«, wiederholte sie an ihre beste Freundin gewandt, die kurz hinter der roten Trennlinie angehalten hatte. »Bitte, rette sie.«

Sakura legte ihre Hände an Inos blutverkrustete Schultern. »Geh' nach Hause, Ino. Du hast hervorragende Arbeit geleistet. Falls sie überlebt, war es alleine dein Verdienst.« Sie wollte nicht dermaßen pessimistisch klingen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie selten so stabile Notfälle auf dem Operationstisch. Vielleicht hatte Ino doch mehr Talent in Heiljutsus als ihr jedermann zutraute. Die Erstversorgung war erstklassig und auch wenn Sakura es nur mit grimmigem Zischen zugeben konnte, sie hätte sie nicht besser machen können.

Sie wandte sich der zweiten Tür zu, welche die Pufferzone vom sterilen Bereich abtrennte. Hinter ihr wurde die Trenntür von den Assistenzärzten geschlossen. Aus ihrer Position sah sie nicht mehr, wie die Lampe an der äußeren Wand rot aufzuleuchten begann. Ihr Fokus lag alleine auf der Patientin, die sich in ihrem Bett gegen die helfenden Hände wehrte. Das Epinephrin, das sie zuvor injiziert hatte, würde nicht mehr lange wirken. Es bewirkte, dass die Rezeptoren, die normalerweise bei Bewusstlosigkeit ihren Dienst verweigerten, zur Arbeit gezwungen wurden. Bewusstsein zu erzwingen war eine heikle Sache, doch es war die einzige Möglichkeit, Yūgao zu retten. Der systolische Blutdruck, die Herzfrequenz und die Tenketsu mussten auf ihrem natürlichen Niveau arbeiten, um die dermale Rekonstruktion möglichst risikofrei verantworten zu können.

»Lösen Sie die Umschläge vom Hals- und Brustbereich«, befahl Sakura den beiden fähigsten verfügbaren Assistenzärzten. »Wir arbeiten uns von oben nach unten vor, Zentimeter für Zentimeter. Yamanaka-senseis Vorarbeit gibt uns ein wenig Spielraum, den wir für Genauigkeit nutzen werden. Ich werde von der Mitte aus die Tiefenschäden reparieren, Sie und Sie nehmen sich alles zwischen Chorium und Stratum Granulosum vor. Geizen Sie nicht mit Chakra, aber gehen Sie sorgfältig vor. Ich möchte tadellose Arbeit sehen. Sie drei –« Sie deutete auf die restlichen Ärzte. »– sind für die Nacharbeit zuständig. Sobald wir fertig sind, merzen Sie die plastischen Destruktionen der Epidermis aus. Ich möchte, dass grobe Narbenbildung verhindert wird, wo es uns möglich ist.«

»Jawohl, Haruno-sensei!«, eiferten das Verbrennungsteam im Chor.

»Dann machen wir uns an die Arbeit!«
 

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Shisui sprintete durch die Gänge. Sein Atem ging flach, stoßweise, seine Hände zitterten in den Fäusten, zu denen er sie geballt hatte. Jedes Mal, wenn die Sohle seiner Shinobistiefel auf die Fliesen traf, hallte ein repetitives Geräusch an den kahlen Wänden wider, durch die er den Flur ins Innere des Hokageturms hetzte. Sein Brustpanzer war blutbesudelt, sein Gesicht dreckig. Irgendwo auf seinem Weg durch Konoha war er Itachi begegnet, den er kommentarlos überrannt hatte. Yūgao war bereits vor den Toren von einem medizinischen Team in Empfang genommen worden, das er durch seinen geringen Vorsprung mittels Shunshin no Jutsu vor ihrer Ankunft verständigen hatte können. Er war die Strecke bis zum Hain dreimal gelaufen, ehe er sich auf den direkten Weg in das Zentrum des Dorfes begeben hatte. Seine Waden zogen kraftvoll an den überspannten Sehnen, seine Sharingan schmerzten vor Überbelastung. Er hatte sie den ganzen Sprint hindurch aktiviert gehalten, um auf alles vorbereitet zu sein. Ino war schneller als er erwartet hatte. Selbst mit der Last eines bewusstlosen – er war nicht leblos, noch nicht! – Körpers konnte sie ein ordentliches Tempo vorlegen, das er kaum zu halten vermochte, wenn sie ihn vom Krankentransport ablöste. Er hatte zu viel Chakra verbraucht. Der Lohn war eine Chance. Konohas medizinische Versorgung war erstklassig. Er durfte sich keine Sorgen mehr um sie machen. Sie war in den besten Händen.

Keuchend stieß er eine Tür im obersten Stockwerk auf. Im Büro der derzeit regierungsunfähigen Hokage hatten sich die beiden Goikenban häuslich eingerichtet. Danzō war irgendwo in ein unteres Büro verfrachtet worden, um ihm den Zugang zu geheimen Dokumenten, die in Tsunades Wirkbereich befindlich waren, zu verwehren. Dennoch – oder gerade deswegen – traf Shisui auch ihn an, als er mit reißerischem Schwung über die Schwelle stolperte.

»Hast du noch nie etwas von Anklopfen gehört, Junge?«, fauchte Utatane Koharu. In ihren Händen hielt sie einige wichtig aussehende Akten, die sie vor Danzō verstecken wollte.

»Keine Zeit … für … Förmlichkeit!« Shisui rang unter trockenem Hüsteln schwer nach Luft. Er hätte sich teleportiert, wenn er verflucht nochmal genügend Chakra dafür gehabt hätte! Dieses Bluterbe war manchmal ein Fluch! »… wurden … angegriffen!«

»Uchiha Shisui«, erkannte Homura das elende Abbild des Klanmitglieds endlich. Sofort war er alarmiert. »Wo?«

»Kitazama.«

»Kita – was hattet ihr in Kitazama verloren? Danzō, erkläre uns diesen Umstand!«, wetterte Koharu. Sie hatte die Augenbrauen über den müden alten Augen unheilvoll zusammengeschoben.

Danzō machte eine spöttische Geste. »Ich erhielt von einem Spion Informationen über eine Jutsu, die an der Grenze zu Taki no Kuni gewirkt wurde. Unsere Umstände dürften bekannt sein, deshalb entsandte ich einen Aufklärungstrupp dorthin, um ein Auge auf die Lage zu werfen. Ich hoffe, drei Paar Sharingan und ein Schwert konnten herausfinden, was es mit der Technik auf sich hat, Shisui-san?«

»Du!«, blaffte Shisui ihn an. Er tat einen weiten Schritt nach vorne und krallte seine blutverkrusteten Finger in den Kragen von Danzōs traditionellem Kimono. Mit gebieterischem Druck presste er ihn an die Wand. Seine Wut ließ ihn das Gesicht zu einer zornigen Grimasse verzerren, die Shairngan trotz Chakramangels bedrohlich glühend. Ohne nachzudenken schmetterte er seinen Unterarm gegen Danzous Kehle, um ihn an jeder noch so unwahrscheinlichen Flucht zu hindern.»War das dein Ziel? Uns in diesen ausgeklügelten Hinterhalt zu schicken?«, schrie er außer sich. Selbst die Goikenban wichen vor seiner Raserei zurück. »Jeder Späher hätte die Lage auskundschaften können, wieso wolltest du drei Uchihas schicken? Sehnst du dich so verzweifelt nach unserem Ableben, dass du die wenigen Tage bis zum großen Gemetzel nicht mehr erwarten kannst, du miese Ratte? Nenn mir einen Grund, wieso ich dich nicht mit meinen eigenen Händen auf der Stelle aufschlitzen sollte, Danzō! Das Blut, das jetzt schon an ihnen klebt, ist dein Verschulden!«

»Shisui!«

Die herrische Stimme war schneidend, aber ruhig. Zu ruhig. Shisui spürte eine Hand auf seiner Schulter, die ihn mit sanfter Bestimmtheit nach hinten zog, weg von dem Mann, den er um ein Haar gemeuchelt hätte. Auch wenn er es ihnen verbat, seine Hände lechzten noch immer nach seinem Leben.

»Sein Tod nützt niemandem etwas«, fuhr Itachi nüchtern fort, »Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.« Er wandte sich Danzō zu, der sich den geröteten Hals rieb. »Sollte es wirklich dein Plan gewesen sein, uns mit dieser geschickt eingefädelten, aber im Nachhinein reichlich verdächtigen Aktion in den Tod zu schicken, sei versichert, Danzō, dass dir kein Uchiha diesen Gefallen jemals erfüllen wird. Wir haben Wichtigeres innerhalb der Mauern zu erledigen, darum nahm ich einige Anpassungen des Teams vor. Überrascht, wie ich sehe? Dachtest du im Ernst, ich würde blindlings in deine Falle laufen?«

Shisui wusste, dass Itachis Provokation eine Lüge war. Nichts hatte er gewusst. Der einzige Grund für die Umstellung des Trupps waren die internen Spannungen des Klans gewesen. Itachi war nicht allwissend. Aber er machte es Danzō gekonnt glaubhaft.

»Du bist widerwertig und sollte ich jemals die Gelegenheit dazu haben, werde ich dich mit allem, das ich habe, bis auf den letzten Rest Knochenmehl auslöschen. Shisui!«, donnerte Itachi ungeduldig. »Ungeachtet der schäbigen Umstände, in der ihr nach Kitazama geschickt wurdet, konntet ihr etwas herausfinden. Ich möchte wissen, was!«

Shisui rüttelte sich selbst aus seiner unterschwelligen Rage, die sein Cousin für ihn fortgesetzt hatte. Danzō rieb sich noch immer die Stelle am Hals, was beiden Uchihas ein Gefühl oberflächlicher Befriedigung verschaffte. Erst die Erinnerung an Yūgaos Zustand ließ ihn den Ernst der Lage wieder ins Auge fassen. »Es war eine Falle von Seiten Kiris. Wir vermuten, dass die Jutsu eine Art Kuchiyose war, die langwelliges Chakra aussandte, um auf sich aufmerksam zu machen. Was sie beschwört oder ob sie überhaupt eine nutzbare Funktion hat, konnten wir nicht herausfinden, denn wir wurden nach der ersten Auskundschaftung von gut zwei Dutzend Kirinin angegriffen. Vermutlich auf Aktasukis Geheiß hin.«

»Sie fordern uns heraus«, folgerte Koharu sehr viel schneller als er ihr zugetraut hatte. »Sie brauchen die restlichen Bijū, derer sie sich wiederum nur im offenen Kampf der Nationen bemächtigen können. Danzō, wie steht es um die Schlagkraft unsrer Armee?«

»Ausreichend, wenn nicht sogar mehr.« Danzōs Vorfreude, mit der er diesen Satz aussprach, trief Shisui neue Wut hinauf. Er schluckte sie unter Itachis strengem Blick hinunter.

»Werden wir in den Krieg ziehen?«, fragte er, nur um Danzō nicht nochmals an die Gurgel zu gehen. Der Bastard würde seine Strafe schon früh genug erhalten. Während des eifrigen Gefechts konnte man Freund manchmal nicht von Feind unterscheiden …

»Es ist beschlossen«, entschied Homura nahezu feierlich. »Holt Hatake Kakashi, Nara Shikamaru und verständigt Sabaku no Gaara sowie Raikage-sama. Sie sollen unverzüglich ihre Strategie auf die neuen Gegebenheiten abstimmen. Geht!«

Die beiden Uchihas verließen das Büro der amtierenden Hokage zum ersten Mal ohne respektvolle Verbeugung. Shisui konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt eine solche Unverfrorenheit an den Tag gelegt hatte. Es gehörte sich nicht für einen ANBU, Regeln zu missachten. Andererseits war er nur einen Atemzug davon entfernt gewesen, dem General Konohas das schlagende Herz aus der Brust zu reißen. Auch dies gehörte im Normalfall nicht zum Standardverhaltensrepertoire eines ANBU. Plötzlich fand er sich mit dem Rücken gegen die Wand des verlassenen Treppenhauses gedrückt wieder. Vor ihm hatte Itachi die Hände neben sein Gesicht an das kalte Mauerwerk gestemmt.

»Was hast du dir dabei gedacht, Shisui?«

»Ich habe nicht gedacht! Ist es das, was du hören willst? Yūgao wird vielleicht sterben, weil uns dieser Scheißkerl unter einem Vorwand in ein Wespennest hat stochern lassen –«

Itachi schnitt ihm das Wort rigoros ab. »Das ist reine Spekulation! Wir wissen nicht, inwieweit er etwas damit zu tun hat! Wir werden ihn aus dem Weg räumen, wenn Zeit dafür ist und man den Klan damit nicht in Verbindung bringen kann. Tollwütig um dich zu schlagen bringt keinem etwas, schon gar nicht dir!«

Er konnte nicht glauben, was er da hörte. All die Sünden, die Danzō bereits begangen hatte, sein Hass gegen den Uchihaklan, alles war doch lächerlich gegen das, was Danzō in Wahrheit zu verantworten hatte! Ganz vordergründig, akut! »Hörst du mir eigentlich zu, Itachi?« Shisui befreite sich aus der bedrohlichen Nähe. Er war nicht gewillt, kleinbeizugeben. »Yūgao wurde von ihrer eigenen Explosion zerfetzt! Was interessieren mich diese beschissenen Intrigen, wenn der einzige Mensch, der mir außerhalb des Nachnamens Uchiha etwas bedeutet, wegen der wahnwitzigen Fehde zweier Irrer stirbt?! Hast du eine Ahnung, weshalb ich Danzō am liebsten die Kehle durchgeschnitten hätte? Er hat Yūgao auf dem Gewissen! Verdammt, Itachi, sie ist unsere Freundin!«

»Ich weiß«, antwortete Itachi knapp. »Ich habe jedes Wort davon gehört, selbst wenn du mir nicht zutraust, etwas wie Mitgefühl zu empfinden. Der Klan bedeutet mir nicht mehr als Yūgao, aber Konoha tut es. Hier geht es um die Sicherheit des Dorfes. Um unser aller Leben. Du bist ein Shinobi, Shisui, du hast längst gelernt, wie man sich in solchen Situationen verhält.«

»Würdest du dasselbe sagen, wenn er Sakura-sensei auf dem Gewissen hätte?« Shisui wusste, wie unfair seine Frage war. Alleine aufgrund der Tatsache, dass Itachi seine Antwort ihm gegenüber niemals indirekt über Ausflüchte wie 'das ist nicht dasselbe' ausweichen würde. Es war genau dasselbe. Und seinen besten Freund – seinen einzigen Freund – alleine mit der Vorstellung zu konfrontieren, er könne den einzigen Menschen, den er jemals auf romantische Weise geliebt und dessen Gefühle er im Gegenzug akzeptiert hatte, auf brutale Weise verlieren, stellte Shisui vor eine neue Sinnkrise. Er wusste, wie viel Haruno Sakura Itachi bedeutete.  Er schluckte, als er nach einer schweigsamen Pause wiederholte: »Würdest du, Itachi?«

Die Antwort kam unvermittelt. »Ja.«

Shisui ließ die Schultern nach unten fallen. War er überrascht über die Härte dieser Antwort? Wohl kaum. Es war immer noch Itachi, mit dem er sprach.

»Meine Gefühle für Sakura sind egoistischer Natur. Sie ist mir wichtig, aber ich bin ein Shinobi. Das sind wir alle. Auch Yūgao. Denkst du, sie würde dir verzeihen, wenn sie in einem Konohagakure no Sato überlebt, das aufgrund deiner Emotionen für sie in die Brüche geht?«

»Sie würde mich dafür hassen.«

Itachi nickte. »Wir werden tun, was Mitokado-sama uns aufgetragen hat. Du trommelst Nara, Kakashi-senpai und den Rest der Planer zusammen. Ich werde den Schriftverkehrt erledigen. Danach«, hielt Itachi ihn zurück, als er zum Gehen ansetzten wollte, »Gehst du zurück ins Uchihaviertel, um meinen Vater davon in Kenntnis zu setzen, dass er sich in den hintersten Winkel seiner Scheinheiligkeit verkriechen soll, wenn er weiterhin nicht vorhat, Seite an Seite mit jenen zu kämpfen, die den Klan erst zu dem gemacht haben, was er ist.«

»Und Yūgao?«

Itachi nickte. »Ich werde nach ihr sehen und dich sofort verständigen, wenn es Neuigkeiten hinsichtlich ihres Zustandes gibt. Soweit ich informiert bin, ist Sakura heute in der Klinik. Sie wird sie retten, vertraue darauf.«

Shisui hätte gerne die Zuversicht seines Captains geteilt. Er kannte Itachi lange genug, um zu wissen, dass er ein Realist war, der jeden möglichen Ausgang eines Ereignisses in Betracht zog. Entweder hatte diese Kunoichi ihm die Sinne vernebelt, oder Itachi war sich tatsächlich sicher, dass Haruno Sakura seine Teamkameradin um jeden Preis retten würde. Shisui wollte nichts lieber als dieser letzten Überlegung Glauben schenken. Er musste es einfach. Nur so konnte er auf das nächste Dach springen, zielstrebig geradeaus zum Haus der Naras.
 

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Erschöpft streifte Sakura ihren Kittel ab. Sie warf ihn achtlos in eine Ecke, wo ihn irgendwann die Putzkolonne aufsammeln würde. Die letzten zweiundfünfzig Stunden war furchtbar gewesen.

»Wie geht es ihr?« Ino stand von der gepolsterten Wartebank auf, auf der sie, statt sich auszuruhen, fünf Stunden lang gewartet hatte, bloß um diese eine Frage zu stellen. Neben ihr stand – zu Sakuras großer Überraschung – Itachi mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt.

»Den Umständen entsprechend«, antwortete Sakura bemüht, nicht müde zu klingen. Ein Fehlschlag.

»Du solltest dich ausruhen.« Es war Itachi, der ihr diesen gutgemeinten Rat gab, den sie auch befolgt hätte, wenn es in ihrem Möglichen gestanden hätte. Er ging auf sie zu und drückte sie an sich, sodass sie ihren Kopf kurzzeitig auf seiner Schulter ausruhen konnte.

»Geht es dir auch wirklich gut? Du siehst völlig erschöpft aus, Sakura«, hakte Ino weiter nach. Sie schien so sehr auf Yūgao konzentriert zu sein, dass sie den Umstand der neuen Intimität zwischen ihrer besten Freundin und dem Uchihaerben nicht mitbekam. Oder es war ihr schlichtweg egal. »Gab es Komplikationen?«

Sakura winkte ab. Itachis Stütze war Gold wert, doch sie würde nicht ewig währen. Ihre Intuition sagte ihr, dass er diesmal nicht ihretwegen hier war. »Nein. Deine Umschläge haben den Feuchtigkeitsverlust kompensiert, sodass wir nur einen minimalen Anteil abgestorbenen Gewebes fanden. Die Transplantation lief einwandfrei. Yūgao-san wird eine Menge Narben zurückbehalten. Ihr Gesicht blieb größtenteils verschont, für den Rest sieht es jedoch weniger glimpflich aus. Die Haut ihrer Unterarme ist so stark verkohlt, dass sie sich verschoben hat. Wir konnten sie zwar repositionieren, jedoch war eine Glättung unmöglich. Ihr Hals und die linke Schulter haben ähnliche Narben zu erwarten. Den Rest konnten wir wiederherstellen. Vielleicht hätten wir mehr leisten können, wenn ich die letzten achtundvierzig Stunden nicht an Tsunade-samas Krankenbett verbracht hätte, ohne zu schlafen …«

»Fang nicht so an«, bat Ino erleichtert. »Du bist eine großartige Ärztin. Seien wir froh, dass Uzuki-san lebt. Uchiha-san wird dir am dankbarsten dafür sein. Du hättest ihn sehen müssen, Sakura.« Sie schauderte und schlang die Arme um sich. »Diese Verzweiflung, diese Wut, dieser Blick, als würde er seine eigene Seele verkaufen, um sie zu retten. Es war ein furchtbares Gefühl, nicht zu wissen, ob ich in der Lage wäre, sie zu retten.«

Sakura kannte dieses Gefühl der Ungewissheit nur allzu gut. Jemanden neben sich zu haben, dessen Herz an dem Patienten hing, war ein beklemmendes Gefühl, das sie nicht gerne verspürte. Zu menschlich zu sein war fatal für Iryōnin. »Es ist alles gut gegangen, du kannst dich also entspannen. Überbring Shisui-san die Nachricht am besten sofort.«

»Das werde ich übernehmen«, mischte Itachi sich ein. »Ich musste ihm versprechen, ihn über jede Neuigkeit zu informieren.«

Ino nickte einverstanden. »Er ging zu den Goikenban, nicht wahr? Ich denke, nicht nur, weil er das Warten nicht ertragen hätte.«

»Die Goikenban haben bald nichts mehr zu melden«, meinte Sakura triumphierend. Itachi entließ sie aus seinem Griff, damit sie stolz das Kinn recken konnte. »Ich war bei Tsunade-sama, weil sie aus dem Koma erwacht ist. Sie ist noch sehr schwach und ihr Chakra muss sich erst erneuern, aber in ein paar Wochen ist sie wieder auf den Beinen. Wenn es soweit ist, kann dieser Krieg vielleicht doch –«

»Es ist zu spät«, fiel ihre Itachi ihr ins Wort. »Wir haben keine Wochen. Es ist nur mehr eine Frage von Stunden.«

»Stunden? Aber wie …«

Dass Ino sich auf die Lippe biss, anstatt gestikulierend nach Antworten zu verlangen, war ernüchternd und hinterließ ein schummriges Gefühl.

»Was ist am Kitazama-Pass passiert? Itachi?« Sakura konnte sehen, wie er mit sich haderte. Einerseits waren die Berichte, verbal oder nicht, geheim. Andererseits herrschte Ausnahmezustand im Dorf. Bloß wusste noch niemand davon. »Itachi, bitte! Ich muss es wissen!«

Die Ausweglosigkeit der Lage gab den Ausschlag. Er gab sich ob ihrer Eindringlichkeit geschlagen. Widerwillig, aber mit Versöhnlichkeit gegen sich selbst, weil er ihr zu viel verriet. »Kirigakure, vermutlich jedoch in Wahrheit Akatsuki, inszenierte ein Schauspiel, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.«

»Laut Uchiha-sans, also Uchiha Shisui-sans Vermutungen«, setzte Ino fort, »Wollten sie unsere Leichen an Konoha senden, um uns zum Handeln zu zwingen. Sie wollen diesen Krieg um jeden Preis und sie wollen ihn sofort.«

Sakura konnte nicht glauben, was sie da hörte. Alles hätte gut werden müssen! Jetzt, wo mit Tsunades Rückkehr ein Lichtblick am düsteren Horizont erschienen war, war es trotz allem zu spät? Wie ironisch die Welt funktionierte. Der schwache Funke der Hoffnung erlosch auf der Stelle. »Niemand erwartete ein vorzeitiges Ende. Wieso also traurig sein über etwas, das man nicht ändern kann?«, fragte sie sich schließlich selbst rhetorisch. »Danke für eure Ehrlichkeit.«

»Ich werde Shisui über Yūgaos Rettung verständigen. Bist du in Ordnung?«, erkundigte Itachi sich.

Sakura hätte gerne verneint. Zur Hölle nein, sie war nicht in Ordnung! Alles ging sukzessive den Bach runter, jeder Hoffnungsschimmer wurde brutal weggespült. Nichts war in Ordnung, schon gar nicht sie! »Ja.« Die glatte Lüge ging leichter über ihre Lippen als erwartet. »Geh, damit Shisui-san nicht weiter leiden muss.« Noch bevor die letzte Silbe ausgeklungen war, verschwand er in einer Rauchwolke. Zurück blieb … nichts.

Plötzlich nahm Ino ihre Hand. »Ich danke dir dafür, dass du so eine großartige Ärztin bist.«

Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wie du weißt, war es nicht alleine mein Verdienst. Du solltest auf jeden Fall in Erwägung ziehen, dich im Bereich der Heilkunst zu spezialisieren. Dein Talent darin ist unbestreitbar.«

»Was?« Ino sah sie an, als habe ihre längste Konkurrentin ihr eben ein Kompliment gemacht. Sie konnte nicht glauben, dass dem so war.

»Du hast mich schon verstanden. Auf dem Schlachtfeld kannst du gut sein, aber im Krankenhaus hast du die Chance, sehr gut zu werden. Die Basistechniken beherrschst du einwandfrei, wieso erweiterst du dein Repertoire nicht einfach? Es gibt genügend Praktikumsstellen und nachdem ich Tsunade-samas Leben inzwischen mehrmals gerettet habe, wird sie sich bald eine neue Lieblingsschülerin suchen. Ich würde nichts lieber tun, als dir meinen Posten anzubieten.«

»Du meinst, ich hätte das Talent dazu, Tsunade-sama Sake zu holen und mich anschreien zu lassen?«, rekapitulierte sie den Vorschlag.

Sakura lachte. »So in etwa.«

Inos Gesicht hellte sich ob dieser Worte auf. Dass die Meisterschülerin der Hokage ihr diese Bürde zutraute, war – selbst wenn sie es sich ungerne eingestand – ein Lob, das ihr ein warmes Gefühl in der Brust verschaffte. Egal ob Sakura ihre Erzrivalin war, sie war ebenso die beste Iryōnin Konohas und ein Lob einer solchen Koryphäe war etwas, das Ino nicht einfach ignorieren konnte.

»Danke, Sakura. Tausend Dank.« Glücklich zog sie ihre beste Freundin in ihre Arme und stimmte in das fröhliche Lachen ein, das ihnen der gemeinsame Sieg über Yūgaos Verletzungen bescherte. Es sollte für lange Zeit das letzte Mal sein, dass irgendjemand von ihnen lachte.
 

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»Du bist blutig und du stinkst.«

»Du bist unfreundlich und riechst nicht besser.«

Uchiha Sasuke ließ sich neben seiner liegenden Teamkameradin ins Gras sinken, dicht gefolgt von Naruto. »Was denn, keine Gewaltandrohung? Keine Gewaltausübung? Hattest du einen guten Tag?«

Sakura seufzte tief. Hatte sie einen guten Tag gehabt? Sie hatte ein Leben gerettet, ein anderes verändert, dennoch … »Nicht wirklich.«

Sie konnte nicht abwägen, ob die Information über Kitazama geheim war oder nicht, darum hatte sie sich in den hinteren Winkel eines spärlich benutzten Trainingsfeldes verzogen. Hier hatte sie ihre melancholische Stimmung bis zum Gefechtseinsatz aussitzen wollen. Wie immer hatte Naruto sein übersinnliches Talent bewiesen, sie zufällig aufzuspüren. Egal wie er das machte, es war gruselig.

»Sasuke und ich haben an der Technik von Ero-sennin gearbeitet. Wir beherrschen sie fast perfekt. Du warst nicht bei den letzten Trainingsstunden, Sakura-chan.«

»Ich weiß.« Als könnte sie es nicht wissen. »Viel zu tun im Krankenhaus. Ward ihr auch nett zu Sai?«

Die beiden Shinobi sahen sich mit geschürzten Lippen an, dann zuckten sie die Schultern. »So lala. Vielleicht haben wir ihm ein oder zwei blaue Flecken verpasst.«

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass 'ein oder zwei' eine repräsentative Schätzung war, ging jedoch nicht näher darauf ein. Sie wollte den Moment nicht zerstören.

»Was gibt es da oben zu sehen?«, fragte Sasuke argwöhnisch. Er ließ sich nach hinten fallen, erneut gefolgt von Naruto, der mit hinter dem Kopf verschränkten Armen nicht minder misstrauisch auf das tiefe Azur über ihnen starrte. Sakura antwortete nicht. Dort gab es nichts zu sehen. Sie versuchte die Tränen der Schwäche zurückzuhalten. In Inos Umarmung hätte sie beinahe zu weinen begonnen. Jede Silbe, jeder Blick, jede Berührung hatte das Etikett der Endgültigkeit an sich haften. Festgeklebt mit Leim, gebeizt und getrocknet, damit man das Gefühl, dieser Tage alles zum letzten Mal zu tun, ja nicht loswurde. Nahm sie ihre männlichen Teamkollegen als Referenz, war sie wohl die einzige, die sich so fühlte.

»Hast du Angst, Sakura-chan?«

Ihre Augen wurden feucht, weil Naruto sie so gut kannte. Sie riss sich zusammen, sammelte sich, um ihre Stimme weniger belegt klingen zu lassen. »Ja«, sagte sie ernster und gefasster als erwartet. Die Angst war seit Wochen allgegenwärtig. Sie hatte gelernt, damit zu leben. »Es wäre dumm, keine Angst zu haben.«

»Es wäre dumm, sich dieser Angst zu ergeben«, zischte Sasuke abfällig. Sie wusste, worauf er hinauswollte. »Mein Vater hat allen Uchihas verboten, sich in den Krieg einzumischen. Wir sollen mit den Zivilisten hinter den Barrikaden geschützt bleiben, wenn alle anderen aufmarschieren.«  

»Wirst du gehorchen?«

Sasuke zögerte. Kalter Frühlingswind strich über ihre Gesichter hinweg, die nach oben gen Himmel gerichtet waren. Sein makelloses Blau wurde von dunklen Wolken eingenommen, die graue Schatten auf Konoha warfen.

»Ich weiß es nicht.«

Wie lange das Schweigen andauerte, vermochten sie am Ende nicht mehr zu sagen. Es wurde erst gebrochen, als ein Vogel mit einer Nachricht auf Narutos Knie landete. »Es geht los«, sagte dieser düster.

Sakura ergriff seine Hand, die er ihr zum Aufstehen angeboten hatte. »Dann lassen wir sie nicht warten.«
 

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Der Besprechungsraum war die Akademie, die von allen Auszubildenden geräumt worden war. Dutzende Ninjas drängten sich in verschiedene Räumlichkeiten, bloß geleitet von ungeduldigen Platzanweisern. Sie hatten sich von Sasuke getrennt. Als Mitglied der ANBU, wenn auch nur auf dem Papier, war ihm ein anderes Stockwerk zugewiesen worden. In dem Trubel versuchte Sakura Itachi zu erspähen. Ihr Versuch misslang und sie wurde mit dem Strom an Shinobi weitergezogen, bis sich die breite Masse auffächerte. Sie fand sich in einem Lehrzimmer wieder, das ihr aus Kindertagen bekannt vorkam, hätten nicht alle Klassen sowieso gleich ausgesehen. Am Lehrerpult fand sie Kiba, Lee, Sai und Tenten mit Shikamaru sprechen, der seine Miene zu einer Maske der blanken Emotionslosigkeit geglättet hatte.

»Er könnte mit Sasuke konkurrieren«, merkte Naruto an, den Mund unleidig verzogen. »Yo, Shikamaru!«

»Mach nicht 'Yo', als wäre das ein allgemeines Gruppentreffen vor einem Freizeitausflug«, schalt Tenten ihn. Ihre Stimme wirkte fahrig vor Nervosität. Sie wandte sich an Shikamaru. »Sind das alle?«

»Wir warten noch, bis sich die allgemeine Aufregung gelegt hat.«

Tenten hatte die Arme verschränkt und tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf ihren Oberarm. »Würdest du uns trotzdem endlich erklären, was diese blanke Panik soll? Shikamaru, wir sind alle angespannt bis zum Äußersten. Wenn du uns nicht gleich sagst –«

»Wir rücken aus, habe ich recht?«,  unterbrach Sakura. Sofort waren alle Augen auf sie gerichtet. Shikamarus wachsame Haltung verriet ihn. »Dachte ich es mir doch. Vor einigen Stunden kam ein Notfall auf meinen Operationstisch. Uzuki Yūgao, die bei Feindkontakt schwer verletzt wurde. Itachi sagte, dass Akatsuki hinter all dem steckt, um Konoha zum Angriff zu zwingen. Sie hatten Erfolg, nicht wahr?«

Shikamarus Schweigen war Antwort genug. Neben ihm japste Tenten erschrocken auf. Sie verengte ihre Augen und biss sich auf die Lippe, damit die vielen Flüche, die sie parat hatte, ungesagt blieben. Lee versuchte sie zu beruhigen, indem er ihr aufmunternd die Schulter tätschelte. Ihm war anzusehen, dass er bereits darauf brannte, seine Heimat zu beschützen. Naruto war nicht anders. Wie gerne hätte Sakura ebenfalls auch nur einen positiven Gedanken an die nahe Zukunft verloren.

»Wir fangen an. Schließt die Türen!«, befahl Shikamaru den Jōnin, die dem Eingang am nächsten waren. »Sucht euch alle irgendwo einen Platz, von dem aus ihr gut sehen könnt. Dies ist die einzige und letzte strategische Besprechung, die euch gegeben wird. Ich möchte, dass jeder sich seine Aufgabe lückenlos verinnerlicht.«

Angespanntes Schweigen überflutete den Raum. Sakura ließ den Blick schweifen. Sie kannte die meisten der etwa fünfzig Shinobi entweder vom Sehen her oder sogar persönlich. Dies war der Kreis, in dem sie seit etlichen Monaten verkehrte. Jōnin. Sie alle starrten auf Shikamaru nach vorne. Er nahm ein Stück Kreide zwischen seine Finger und tippte damit an die Tafel. Das Klackern war lauter als jedes andere Geräusch des Klassenraumes.

»Diese Einheit, so wie sie hier versammelt ist, bildet den Fronttrupp der sechsten Division. Diese Division untersteht meinem Kommando und sie wird den Krieg nach Westen hin bestreiten. Wir sind zweiundfünfzig hochrangige Shinobi und Kunoichis. Konohas Elite. Der Fronttrupp wird sich in dritter Reihe positionieren –« Er zeichnete einen Balken auf, der die gesamte Division darstellte, füllte das vordere Viertel mit breiten Strichen aus und trug eine gesprenkelte Linie gefährlich weit oben ein. »– verteilt über die gesamte Breite der Front. Die Stoßtrupps in der ersten Reihe werden die feindlichen Linien vor euch auseinanderreißen und versuchen, möglichst weit nach vorne zu dringen, die Brechereinheiten in den hinteren Reihen werden die Nacharbeit erledigen. Eure Aufgabe wird es sein, den freigeräumten Weg zu nutzen, um hinter die gegnerische Verteidigung zu gelangen.« Er tippte weiße Punkte auf das Kreideschlachtfeld, die sich langsam an die obere Kante vorarbeiteten. »Ihr seid nicht da, um zu dezimieren, dafür sind die Eliminationsgruppen hinter euch zuständig, haltet euch daher nicht mit unnötigen Kämpfen auf. Am effektivsten ist eine Fortbewegung in Kleingruppen, die ihr unbedingt zusammenhalten müsst. Jeweils drei Personen werden eine Triade bilden, die unbedingt ihre Formation halten muss. Diese Triaden werden zwischen eine zweite Reihe Stoßtrupps positioniert, ähnlich einem Mosaik. So gewährleisten wir die Verschleierung der Aufteilung. Sobald ihr gemeinsam hinter die feindlichen Linien gedrungen seid, ist eure nächste Aufgabe nur eines: Zerstörung und Unruhe. Die Befehlshaber werden sich kaum in den erreichbaren Camps aufhalten, daher ist es wahrscheinlicher, auf niedrigere Kommandanten und Strategen zu treffen. Leute, die zu unwichtig für den Kader, aber wichtig genug sind, um für uns nützliche Informationen zu haben.«

»Inwiefern Unruhe?«, rief ein unbekannter Shinobi nach vorne. Sakura versuchte ihn auszumachen, doch sie war zu sehr von Shikamarus plötzlich veränderter Miene fasziniert. Sie wechselte von Ernst zu verhaltener Reue in weniger als einem Wimpernschlag.

»Egal wie. Jede Form ist uns nützlich. Brennt ihre Lager nieder, jagt ihre Nahrung in die Luft, zerstört ihre Waffen, ihre Lazarette … wenn es sein muss zwingt sie mit Folter zum Reden. Dies wird keine normale Mission, in der wir die Option haben, auf Ethik achten zu können. Dies ist Krieg. Denkt immer daran: wenn ihr sie nicht tötet, werden sie euch töten.«

Der schwache Seufzer, der ihm entkam, verriet ihn. Solche Worte nur zu sagen war schwer genug. Wie sollten sie blutrünstig alles niedermetzeln, ohne sich selbst zu hassen? Die Antwort lag auf der Hand. Sie würden spätestens zu gnadenlosen Mördern werden, wenn der erste Freund vom Feind getötet würde. Soweit wollte es keiner kommen lassen. Auf beiden Seiten nicht. Ein Teufelskreis, der in seiner banalen Grausamkeit nicht zu durchbrechen war. Sie würden sehen, zu was sie fähig wären.

Shikamaru wechselte das Thema zurück auf die eigentliche Strategie. »Obwohl dieser Fronttrupp nur aus Konohanin besteht, werden die zwei anderen Nationen ebenfalls Ninjas für die sechste Division stellen, deshalb ist es Pflicht, unabhängig von Rang und Funktion, die Konohaweste zu tragen. Der Vorteil darin besteht, dass ihr somit weniger als dezidierte Zielscheibe für den Feind dienen könnt. Hat er eure Intention erst erkannt, wird er alles daran setzen, euch an eurer Mission zu hindern. Versucht daher wenig Aufmerksamkeit auf euch zu lenken.«

Jeder konnte sehen, dass er dabei Naruto ansah. Dieser ballte zwar eine Hand zur Faust, verblieb ansonsten jedoch kommentarlos.

»Iryōnin«, fuhr Shikamaru fort. Diesmal galt sein Blick Sakura, »Sind das vornehmliche Ziel der Feinde. Sie werden gerne als Geiseln genommen oder getötet, um die medizinische Versorgung zu kappen. In dieser Division wird es daher unter meiner Leitung keine aktive Iryōninfront geben, sondern ein mobiles Lazarett, das hinter unserer Verteidigungslinie von einer eigens dafür abgestellten Einheit geschützt wird. Solltet ihr verletzt werden, kämpft weiter bis zum Tod oder versucht euch nach hinten zu retten. Es steht euch frei, zwischen diesen beiden Optionen zu wählen. Alle Iryōnin, die nicht Teil dieses Lazaretts sind, sind dazu angehalten, auf dem Feld keine Heiltechniken auszuüben. Wir können nicht riskieren, wertvolle Ärzte inmitten des Gefechts zu verlieren. Sie bieten während der Heilung ein zu leichtes Ziel.«

Shikamaru strich einen Kreis durch und zog eine Linie an das untere Ende der bemalten Tafel.

»Unsere Strategie ist einfach, aber knapp. Simpel, aber effektiv. Konzentriert euch nicht auf die kleinen Fische. Ihr wollt das Essentielle. Nahrung, Waffen, Information. Keine, ich wiederhole: keine Heldenaktionen. Naruto. Lee. Genma-senpai.«

»Tsk, Spielverderber«, murmelte Genma gut vernehmlich für alle Ohren aus der zweiten Reihe. Er spuckte sein Senbon auf den Boden und zertrat es, die geballte Faust vor der Brust angewinkelt. »Ich werde nicht zulassen, dass diese Bastarde meinen Kameraden Schaden zufügen. Das wird niemand von uns!«

»Gerade darum«, präzisierte Shikamaru ruhig, aber eindringlich, »Werden alle diesen Befehlen gehorchen. Das Planungsteam hat diese Strategie nicht entworfen, weil es uns Spaß macht, sondern weil sie die beste Chance bietet, diesen Krieg zu gewinnen. Die Fronten werden in der Donsōschlucht zwischen Kusa no Kuni und Hi no Kuni aufeinandertreffen. Die Allianz entschied sich für diese Ebenen, weil sie uns die besten Möglichkeiten bietet, als übergeordnete Einheit zu agieren. Die Lager werden mit hoher Wahrscheinlichkeit von beiden Seiten auf den Anhöhen aufgeschlagen, stellt euch also auf Klettern ein, wenn ihr die letzten Defensiven überwunden habt. Das Gebiet um die Dansōschlucht ist Niemandsland. Wir werden nicht noch einmal den Fehler begehen, unsere Kämpfe auf dem Rücken der kleineren Nationen auszufechten. Kusa no Kuni unterstützt die gegnerische Seite zwar nicht offiziell, eine Beteiligung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Solltet ihr in Feindkontakt mit ihnen geraten … löscht sie aus.«

Die Dansōschlucht war kein schlechter Schauplatz für den größten Krieg, den es jemals gegeben hatte. Sakura rief sich eine mentale Umgebungskarte dieses Beckens in Erinnerung. Es war umsäumt von zwei ansteigenden Plateaus, zwischen denen kilometerweite Grasflächen wucherten. Sie war erst einmal an diesem Ort gewesen, dessen Zugehörigkeit durch jahrelange Bürgerkriege zwischen Kusa, Ame und den westlichen Kleindörfern Hi no Kunis so weit verschoben wurde, dass am Ende niemand mehr gewusst hatte, wessen Grenzen wo verliefen. Jahrzehntelang hatte es als Pufferzone fungiert, neutraler Boden, auf dem man sich auf Augenhöhe begegnen konnte. Die einstige Versicherung gegen Eskalationen für die Austragung einer ebensolchen zu missbrauchen war ein Statement für sich. Dies war kein Konflikt zwischen ein paar Nationen. Dies war ein Weltkrieg.

Shikamaru hatte indes eine Karte der Dansōschlucht ausgerollt, um die Positionen der anderen Truppen zu erläutern. Sie war übersät von Kreuzen, Kreisen, Farbtupfern und Linien verschiedenster Strukturen. »Das Gebiet um Dansō zu erreichen, erfordert großen logistischen Aufwand«, fuhr er nach der Zusammenfassung der Gesamtstrategie fort. »Noch nie trafen so viele Fraktionen mit so vielen Soldaten aufeinander. Um den Kampfschauplatz möglichst schnell zu erreichen, bewegen wir uns in Staffeln bis zu fünfzig Mann im Abstand von einer halben Stunde zügig nach Westen. Unabhängig von Rang und Status werden die Staffeln durchwachsen sein von verschiedensten Nationen, Aufgabenbereichen und Endpositionen. Sollte eine Kohorte angegriffen werden, gehen wir damit nicht das Risiko ein, ein halbes Bataillon auf einen Schlag zu verlieren. Morgen Früh um fünf Uhr bricht die erste Staffel auf. Kommt es zu keinen Zwischenfällen, sollte das gesamte Heer in zwei Tagen aufgestellt sein. Ein letztes noch, ehe ich euch zu euren Familien entlasse: von euch können Sieg oder Niederlage abhängen. Handelt gewissenhaft im Sinne Konohas.«

 
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Dark-san
2014-08-14T06:11:25+00:00 14.08.2014 08:11
Liebe Five,

was soll man zu diesem tollen Kapitel sagen, außer, dass es jetzt endlich losgeht! ;)
Ich bin absolut gespannt auf die Kämpfe, auf den Ausgang des Krieges, auf Spannung und Dramatik und natürlich auf SakuIta-Action! :)

In dieser Geschichte hast du tatsächlich so ein hohes Niveau erreicht, dass ich wirklich gar nichts zu kritisieren habe ;)
Der Aufbau ist intelligent und logisch, die Sprache dem Inhalt angemessen. Kurz: Perfekt!

Ich freue mich auf die übrigen Kapitel! Und auch wenn es etwas dauert, ich werde sie alle lesen und kommentieren ;)

Liebe Grüße,
Dark-san
Von:  Verovera
2014-01-29T14:53:28+00:00 29.01.2014 15:53
So, jetzt bin ich endlich mal hier zum Lesen gekommen!
Ich freu mich immer über ein neues Kapitel, weil ich weiß, dass es gut ist. Auch dieses hat mir sehr gut gefallen! Man merkt kaum, dass du so im Stress bist mit Prüfungen usw, aber das ist, weil du vorgetippt hast, gel?
Das Kapitel war jedenfalls toll! So stelle ich mir einen "echten" Krieg vor, zumindest im Naruverse. Sonst wird ja nicht auf Details geachtet, aber das mit den Staffeln und wie lange man eigentlich braucht, um diese Massen an Ninjas zu bewegen, hast du echt gut dargestellt.

LG
Von:  nami1412
2014-01-26T19:06:35+00:00 26.01.2014 20:06
Guten Abend :)
Also, ich muss sagen ich bin vor ein paar Tagen über deine Geschichte gestolpert und du glaubst gar nicht wie süchtig ich danach bin! Ich konnte wirklich ums Verrecken nicht mehr aufhören zu lesen und war deshalb auch die ganze Nacht wach :D
Deine Fanfic vereint einfach alles in sich, was meiner Meinung nach wichtig für eine Geschichte ist: Spannung, Drama, Romantik(und davon genau das perfekte Maß, wie ich finde - nicht zu viel und nicht zu wenig), Action und trotz all dieser Vorkommnisse auch unglaublichen Witz und Humor. Ich finde es bemerkenswert und toll, dass du die Charaktere, trotz Änderungen der originalen Geschichte, nicht vollkommen OOC beschreibst, sondern sie noch die allseits geliebten Eigenschaften besitzen, die Kishimoto ihnen zugedacht hat. Ich denke die Art, wie du sie realistisch (im Sinne von realistisch im Narutouniversum :D) und mit all ihren Fehlern und guten Eigenschaften, gemischt mit deinem unglaublich detailierten und fesselnden Schreibstil, darstellst macht diese Geschichte so lebendig und steigert den Suchtfaktor wirklich ins Unermessliche. ;)
Ich bin jedenfalls schon wirklich zum Zerreißen gespannt in Erwartung auf das nächste Kapitel!

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2014-01-21T23:02:16+00:00 22.01.2014 00:02
Hui, jetzt wird's also richtig ernst...
Ich bin froh, dass Yugao überleben wird. Als ich die Zeile mit dem Lob an Ino gelesen habe, freute ich mich. Es ist nicht so, dass ich ein Ino-Fan bin; um ehrlich zu sein, bin ich niemandes Fan. Aber es ist schön immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, dass du deine Hauptcharaktere nicht als vor Selbstlosigkeit und Anmut und Blahblahblah triefende Menschen hinstellst (wenn sie dann nicht schon zufällig gottähnliche Wesen geworden sind).
Deine Charaktäre haben (es tut mir leid, wenn sich das Wirt schon so abgegriffen anhören sollte)Tiefe. Sie haben Tiefe <3

LG LaYout
Von:  JRockfan
2014-01-20T23:22:28+00:00 21.01.2014 00:22
Guten Abend ^^

Tolles Kapitel!
Die Szene mit Sakura und Ino war echt schön ^^
Es ist selten das Ino auch mal Stärke zugeschrieben wird ^^

Oh, die Spannung zwischen Danzo und den Uchihas knistert ja sehr o.O
Ich bin gespannt wie es sich weiter entwickelt ^^

Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel, wenn es hoffentlich richtig los geht.
Die Formation ist zwar schön ausgearbeitet, aber ob Naruto & Co. sich daran halten werden ist fraglich. Ärger verbreiten: ja, unnötige Kämpfe vermeiden: Naja, es passt nicht zu Narutos Ehrgeiz :D

LG JRockfan
Von:  Kuroba
2014-01-20T23:18:14+00:00 21.01.2014 00:18
Hallo:)

Vorweg - immer wenn du Updatest, mach ich einen 5-8 minütigen Freudentanz-Harakiri. Aber NUR bei deiner FF!

ich fand das Kapitel sehr abwechslungsreich. Man merkt dass du eine gewisse Spannung erzeugen willst und die dann im Krieg PENG! machen wird. Ich schmachte und sehne mich nach einem neuem Kapitel...
Danke für deine Mühe und die Regelmässigkeit deiner Updates.

LG

Von:  MiezMiez
2014-01-20T22:40:37+00:00 20.01.2014 23:40
Hallo,
oh je, Krieg hat noch keinem geholfen. Bin gespannt wie du die Schlachtformationen und Kämpfe beschreiben wirst. Hoffentlich geschieht noch ein Wunder und Tsunade eersetzt Danzo, bzw macht ihn gleich platt. Ein furchtbar durchtriebender Mensch und zerfressen durch Machtgier. Wirklich gut getroffen.
lG MiezMiez
Von:  DarkBloodyKiss
2014-01-20T07:38:41+00:00 20.01.2014 08:38
Guten Morgen ^^
Super tolles Kappi !!!!
bin sowas wie von gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich tierisch aufs nächste Kappi !!!!

glg & einen ganz tollen Wochen Start DarkBloodyKiss ^^
Von:  lunaris-von-aquanta
2014-01-20T05:42:27+00:00 20.01.2014 06:42
Hui das ist ja mal keine gute Prognose .//. Bin gespannt wie es weiter geht.

Ich sterbe vor Ungeduld x////x

chiriomiep


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