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Wunsch

von

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Hoffnung

 Jedes Magical Girl hatte seine eigene Geschichte... Mami, das rothaarige Mädchen, Sayaka... Was war wohl mit Homura? Mir wurde bewusst, dass ich mich viel zu sehr in deren Leben einmischte, aber ich konnte nicht anders. Ich wollte unbedingt ihre Geschichten hören. Vielleicht würde ich dadurch auf meinen Wunsch kommen, der mir immer noch verborgen war. Es war, als würde ich durch dichten Nebel laufen und die Hand nicht vor Augen sehen. Vielleicht war es auch kein Nebel, sondern tiefe Dunkelheit.

„Hey.“ Ich merkte erst Sekunden später, dass Homura mich angesprochen hatte. Wir waren in der Schule und als ich mich umsah, waren alle anderen, einschließlich der Lehrerin, außer uns beiden schon weg.

„Uoah, so spät schon?“ Peinlich berührt schmiss ich meine Sachen in meine Tasche. Homura sah mir dabei nur schweigend zu.

„Du hast Kyoko getroffen?“, fragte sie mich dann.

„Kyoko? Wer ist das?“ Ich ahnte zwar, dass es sich um das Mädchen mit den roten Haaren handeln musste, wollte aber sicher gehen.

„Sie ist auch ein Magical Girl wie Mami und ich. Sie hat rote, lange Haare und benutzt einen Speer als Waffe“, erklärte Homura mir.

„Ja, ja, ich denke, ich weiß von wem du sprichst. Aber wieso fragst du mich das?“

„Nur so. Hat sie dir ihre Geschichte erzählt?“

Ich bejahte erneut und Homura verfiel in nachdenkliches Schweigen. „Ähm... Ich gehe dann jetzt, okay?“ Ich machte Anstalten, aufzustehen.

„Huh? Äh, ja, klar. Oder, warte! Ich möchte dir auch noch etwas sagen.“

Verwundert sah ich sie an, ging dann aber mit ihr auf das Dach der Schule. Würde sie mir jetzt auch ihre Geschichte erzählen? Ich würde es mir wünschen. Und vielleicht wusste sie auch, was es mit dem rosahaarigem Mädchen auf sich hatte?

Schweigend trotteten wir die Stufen auf das Dach hinauf, dort begrüßte uns dann ein angenehm kühler Wind.

„Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich die Zeit beherrsche?“ Homuras Frage kam scheinbar aus dem Nichts. Zögerlich überlegte ich. Würde ich das? Ja. Ja, das würde ich. Ich habe in den letzten Tagen und Wochen so viel Wunderliches gesehen, da wäre das auch nur ein kleiner Tropfen.

„Ja“, antwortete ich mit fester Stimme.

„Wirklich? Nun gut. Die Geschichte, die ich dir gleich erzähle, musst du mir aber nicht glauben. Es ist deine Sache.“ Sie wartete meine Reaktion ab.

Ich sah sie einfach nur erwartungsvoll an, darauf wartend, dass sie begann.

„Ich habe diese letzten Jahre schon sehr, sehr oft erlebt“, fing sie ihre Raum und Zeit übergreifende Erzählung an, der ich schon ein wenig skeptisch gegenüber stand, „doch es war etwas anders. Es gab noch ein Mädchen, sie hieß Madoka. Sie war ein unglaublich fröhliches, hilfsbereites Mädchen. Sie ist meine allerbeste Freundin.“ Sie hatte den letzten Satz sehr bestimmt im Präsens gesagt. „Sie war auch meine erste Freundin“, fuhr sie dann im Präteritum fort, „als ich noch schwächlich war. Sie führte mich in diese Welt der Magical Girls ein. Doch sie starb bei einem Kampf gegen eine Hexe.“ Sie machte eine Pause, fasste sich noch einmal neu. „Hexen gibt es heute nicht mehr. Hexen waren ehemalige Magical Girls, die dem Wahnsinn und der Verzweiflung verfallen waren.“

Sie schweig erneut eine Weile, wusste scheinbar nicht, wie sie fortfahren sollte.

„Als Madoka das erste Mal starb, war es schrecklich. Es war so schrecklich wie jedes Mal danach, aber es war der Anstoß für die Wiederholungen der Geschichte. Und deren Ende. Ich begegnete Madoka immer und immer wieder, indem ich die Zeit zurückdrehte. Ich wollte sie um jeden Preis retten, sie, meine erste und beste Freundin.“ Sie klang verbissen. „Aber ich hatte es nie geschafft. Ich drehte die Zeit zurück und zurück, doch jedes Mal war es dasselbe. Es war dasselbe, Madoka verwandelte sich entweder in eine Hexe oder ich brachte sie selbst um, damit sie keine wurde. Aber ich konnte sie nicht retten!“ Homura schien den Tränen nahe, sie hatte sich auf eine Bank hingesetzt, während ich immer noch stand. Sie sagte eine Weile lang gar nichts, sammelte sich innerlich.

Mit ruhiger, aber noch ein wenig zittriger Stimme fuhr sie dann wieder fort: „Aber beim letzten Mal war alles anders. Madoka erfuhr alles und wünschte sich für kein Magical Girl das Dasein als Hexe. Sie verhinderte die Geburt jeder Hexe. Sie wurde zur... Göttin der Hoffnung.

Aber damit verschwand sie auch aus der Welt als die Madoka, die alle kannten. Nur ich scheine mich noch an sie zu erinnern, doch auch ihr kleiner Bruder kann sie spüren.“ Wieder legte sie eine Pause ein. „Sie ist immer da.“ Nun lächelte Homura leicht, als würde sie an eine wirklich gute Freundin denken. „Sie ist meine allerbeste Freundin“, wiederholte sie noch einmal.

Jetzt hatte ich Zeit, die Geschichte zu verdauen. Das klang alles so... surreal. Ich wusste nicht, ob ich das glauben sollte oder nicht. Aber um Homura nicht lange warten zu lassen, bedankte ich mich bei ihr, dass sie mir das erzählt hatte: „Danke. Das bedeutet mir sehr viel, aber ich... muss das alles erst einmal verdauen. Wir sehen uns morgen in der Schule.“

Ich wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, schon war ich die Treppen hinunter und dann aus dem Schulgebäude raus.

Homura... Und Madoka. Diese Geschichte... sie klang einfach nur so unwirklich, aber ich wusste, dass sie wahr war. Aber glauben... ich wusste es einfach nicht. Ich konnte sie aber auch nicht hinnehmen, wie ich es vielleicht früher getan hätte. Ich musste mich damit auseinander setzen, musste mich mit all den Geschichten von den fünf Mädchen beschäftigen, von denen zwei nun nicht mehr waren.

Nun fing ich an zu zweifeln. Würde ich dadurch wirklich meinen Wunsch finden?

Sie alle verband ein starkes Band, ich sah Verbindungen, die ich mir aber nicht erklären konnte. Wer war es, der mir diese Verbindungen zeigte?

„Und, Lilith Nauer, hast du dich entschieden?“

Die Stimme kam mir vertraut vor. Kyuubei kroch aus einem Busch am Wegesrand hervor. Sein buschiger Schwanz bewegte sich ruhig und rhythmisch hin und her.

„Kyuubei...“, murmelte ich nur, ging dann aber schnell weiter.

„Hey, das ist nicht nett!“, kam er hinterher mit seinem ewig gleichem Gesichtsausdruck.

„Lass mich allein!“, fauchte ich. Ich wusste nicht wieso ich gerade so feindlich ihm gegenüber war.

„Okay.“ Er hatte sich so schnell zurückgezogen wie er gekommen war. Seufzend setzte ich meinen Weg fort und verstrickte mich erneut in meine Gedanken.

Ich hatte bei Homura sehr viel Hoffnung heraus hören können und ich bewunderte Homura und Madoka für ihr starkes Band der Freundschaft. Unwillkürlich musste ich an Griselda denken. Was sie wohl gerade machte? Ob sie mich noch kannte? Ich lachte in mich hinein. So lange war es auch nicht her, seit ich nach Tokyo geflogen war.

Ja, wie lange eigentlich schon? Ein paar Wochen? Die Tage vergingen so ereignisreich, dass sie locker in ein Jahr passen würden. Und dennoch wusste ich nicht, was ich mir aus tiefstem Herzen wünschte.



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