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Geboren um zu leben

Bill zieht um....
von

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Tattoos & Highscore

Der nächste Morgen begann ruhiger als erwartet.

Ich wachte entgegen meiner Erwartungen vorm Schlafen gehen, nicht durch meine Mutter auf, die lästige und quietschende Kommentare von sich gab, sondern durch Tom.

Und das auf eine ziemlich schräge Art und Weise. Zumindest für meine Verhältnisse.
 

Der Grund warum ich aufwachte, war eine Gänsehaut die sich auf meinen Armen ausgebreitet hatte, und mich sogar noch im Schlaf zum schaudern brachte.

Eigentlich bekam ich ziemlich selten Gänsehaut. Meistens waren offene Fenster oder unheimliche Aktionen meiner Mutter dafür verantwortlich.
 

Das war auch der Grund warum ich meine Augen öffnete und mich erst mal irritiert umsah.

Als erstes fielen mir die fremden Klamotten am Boden auf, ehe mir einfiel das Tom ja bei mir übernachtet hatte. Oder es immer noch tat, wenn seine Klamotten noch hier waren.

Ein Blick über meine Schulter bestätigte mir, dass es Toms Schuld war, dass ich aufgewacht war.

Nämlich deswegen, weil Toms Finger über meinen Arm strichen und mir somit eine Gänsehaut verpassten.
 

„Morgen“ kams von ihm und ich murrte nur kurz bestätigend.

Anstatt mit seinem Tun aufzuhören, jetzt wo ich wach war, mache Tom ungerührt weiter.

Ich guckte ihn fragend an und bekam als Antwort nur ein Schulterzucken.

„Ich hab gesagt ich weck dich anders auf“ erklärte er sich dann und ich nickte einfach nur.

Mein Elan das Bett zu verlassen war momentan wirklich nicht besonders groß, immerhin war es Sonntag morgen. Das konnte mir wirklich keiner übel nehmen.
 

Also streckte ich mich kurz, wobei ich Toms Tätigkeit unweigerlich unterbrach, und kuschelte mich wieder in die Bettdecke um noch ein bisschen zu schlafen.

„Weiter schlafen?“ wurde ich leise gefragt und nickte nur leicht.

Von Tom bekam ich keine Antwort, trotzdem machte ich die Augen wieder auf, vor lauter Überraschung.
 

Der Grund hierfür war einfach, das Tom seinen Arm um meinen Bauch legte, und sich von hinten an mich kuschelte. Und ja, das verwirrte mich.

Andererseits war es Tom. Und der hatte mir schon öfter mitgeteilt, oder mir gezeigt, das er drauf schiss das ich schwul war.

Manchmal fragte ich mich wirklich, warum er so die Nähe zu mir suchte.

Und ich fragte mich auch, warum ich ihn nicht einfach auf Abstand hielt. Vermutlich deswegen, weil ich noch nie wirklich Freunde hatte.
 

Die Nähe die Tom zu mir aufbaute, war für mich wirklich ungewohnt. Aber es fühlte sich auch gut an, jemanden zu haben dem es egal war auf was ich stand, warum das so war oder sonst irgendwas.

Tom schien sich irgendwie nur für meine Person selber zu interessieren, ohne das ganze Drum herum, wie Aussehen, Sexualität oder sonst was.
 

Ich schloss meine Augen wieder, und rutschte etwas nach hinten gegen Tom. Die einzige Reaktion von ihm war, dass er den Griff um meinen Bauch leicht verstärkte, was mich aus irgendeinem Grund lächeln ließ.
 

Das nächste Erwachen war schon eher nach meinen Befürchtungen.

Ich wachte deswegen auf, weil gequietscht wurde und zuckte unweigerlich zusammen, genauso wie Tom.

Mein Blick wanderte weniger irritiert zu meiner Zimmertüre, in der meine Mutter stand, und ich wäre gerade gern vor lauter Peinlichkeit gestorben.
 

Da stand sie, die Frau die mich geboren hatte, bekleidet mit ihrem geblümten Morgenmantel und den rosafarbenen Plüschpuschen. Auf dem Kopf eine Horde von Lockenwicklern. In der rechten Hand eine Tasse Kaffee sowie eine Zigarette und in der linken Hand ein Stück Käsekuchen.

Diesen Anblick wollte morgens jeder Mensch sehen. Zumindest jeder, der nicht gerade versuchte Freundschaften aufzubauen, und einen Freund bei sich im Bett liegen hatte, der diesen Anblick gezwungenermaßen auch sehen musste.
 

„Die Störung tut mir leid. Ich dachte du wärst allein“ kams gegrinst von meiner Mutter, und ich fragte mich einen Moment lang, ob ich mir den anzüglichen Unterton in ihrer Stimme nur einbildete.

Nein tat ich nicht, wir redeten hier von meiner Mutter und nicht dem Durchschnitt.
 

„Tom hat sich ausgesperrt“ erklärte ich und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare.

Das war ja wohl Erklärung genug. Oder auch nicht, ihrem Blick nach zu urteilen.

Gott, es lag daran das Tom bei mir im Bett lag oder? Aber hätte ich ihn zu ihr ins Bett packen sollen oder was?

„Mhmmmm....ich verstehe. Dann...stör ich euch mal nicht weiter“ kams nur noch breiter gegrinst und tänzelte aus dem Zimmer, nur um die Türe hinter sich zu zuziehen.
 

Was zur Hölle dachte diese Frau? Mein Blick blieb am Boden hängen, und mein Gesicht nahm einen resignierten Ausdruck an.

Okay, Rätsel gelöst. Toms Klamotten auf dem Boden. Dazu noch die Tatsache, das Tom nicht mal daran gedacht hatte mich loszulassen.

Das Einmaleins meiner Mutter war nicht gerade das realistischste, aber einigermaßen nachvollziehbar, wenn man sie lange genug kannte.
 

„Sie denkt jetzt das wir...“ fing Tom an und ich unterbrach ihn mit einem „Jep“, ehe ich mein Gesicht ins Kissen drückte, nachdem ich mich auf den Bauch gerollt hatte.

Eine Weile herrschte Ruhe, ehe Tom sich räusperte.

„Was machst du da eigentlich?“ kam die Frage kurz darauf und ich murrte.

„Ich versuch mich selbst zu ersticken, damit ich diese Peinlichkeit nicht mehr ertragen muss“ kommentierte ich ins Kissen, und erntete lediglich ein Lachen.
 

Ich quiekte auf, als Tom anfing mich zu kitzeln, und mich somit dazu brachte mich auf den Rücken zu drehen und meine Erstickungsmaßnahmen auf später zu verschieben.

„Wenn du dich erstickst, bei wem soll ich dann im Bett schlafen wenn ich mich wieder ausgesperrt hab?“ kams von Tom und ich hob lediglich eine Augenbraue, während ich zu ihm hoch sah, weil er halb über mir hing.
 

„Georg?“ rätselte ich dann und Tom zeigte mir grinsend den Vogel.

„Neben Georg zu schlafen ist nur was für harte Kerle. Ich bin da dann eher der Softie. Zumindest steh ich nicht drauf nachts verprügelt zu werden“ kams zurück und ich nickte einfach mal verstehend.

Ich würde das glaube ich auch nicht wollen.
 

„Ich muss dich jetzt mal was fragen, und ich will eine ehrliche Antwort drauf“ kams dann von Tom und ich sah etwas verwirrt zu ihm hoch.

Und ja verdammt, ich war echt angespannt. Diese Ernsthaftigkeit, mit der Tom das gesagt hatte ließ mich irgendwie nichts gutes ahnen.
 

„Also das am Arm kenn ich ja schon aber....wie viele Tattoos außer im Nacken und am Arm hast du noch?“

Mein Blick musste echt verstört wirken, da Tom mich belustigt angrinste.

„Ich habs vorhin vorm einschlafen gesehen“ erklärte er dann, warum er wusste das ich im Nacken ebenfalls ein Tattoo hatte.
 

„Zwei“ antwortete ich dann nach einer Weile, wo ich mich von meinem Schock erholt hatte.

Ich dachte wirklich jetzt kommt so ne total ernste und existentielle Frage.

Meine Mundwinkel zuckten und ich musste grinsen, als ich Toms auffordernden Blick sah.

„Leiste und die linke Seite“ gab ich dann genauer Auskunft, ehe ich lachen musste.
 

Toms Blick hatte sich nicht im geringsten verändert.

„Ich soll jetzt strippen oder?“ hakte ich nach und Tom grinste ebenfalls ehe er ein „Ich bitte darum“ von sich gab und sich von mir entfernte.
 

Ich setzte mich auf und überlegte kurz ob es wirklich eine gute Idee war mich hier halb auszuziehen. Allerdings wars Tom, und was wollte Tom mir schon großartig weg- oder angucken? Zumal er total hetero war. Laut Georg.

Also zog ich mir mein Schlafshirt über den Kopf, ehe ich Tom verwirrt ansah als dieser scharf die Luft einzog.

Vielleicht doch keine gute Idee.
 

„Genial“ nuschelte er, bevor ich seine Finger auf meiner Seite hatte und er den Schriftzug nach fuhr.

Warum auch immer Tom so von Tattoos fasziniert war, verstand ich nicht so wirklich.

Andererseits war es irgendwie süß, wie er komplett verrenkt da lag und mein Tattoo anstarrte, als würde es sich jeden Moment auflösen.

„Das tut doch weh“ stellte er dann einfach fest und ich zuckte mit den Schultern bevor ich ein „Es geht“ von mir gab.
 

Nach gefühlten zehn Minuten nahm Tom seine Finger weg und sah zu mir hoch.

„Hat das eine bestimmte Bedeutung oder einfach nur so?“ fragte er dann und ich lächelte leicht.

„Ich würde mir nie etwas 'einfach nur so' tätowieren lassen.“ erklärte ich dann, bevor ich mich räusperte.

„Die Botschaft ist ganz einfach. Ich hab keine Lust mich zu verändern, nur weil Andere das gerne hätten. Irgendwann kehrt jeder dahin zurück, wo er her gekommen ist. Also warum sollte ich mein Leben so leben, wie andere Menschen es von mir erwarten?“ erklärte ich dann und Tom nickte.
 

„Scheiße ist das tiefsinnig. Von dir könnte sich Georg echt was abgucken. Georgs Tiefsinnigkeit ist höchstens so tief wie der Fischbrunnen am Marienplatz“ grinste Tom dann und ich musste lachen.

Der Vergleich war wirklich irgendwie böse, andererseits wusste ich auch das Tom das natürlich nicht ganz ernst meinte. Aber der Vergleich war irgendwie auch lustig.
 

„Das nächste“ forderte mich Tom dann auf.

Und mir war wirklich etwas unwohl. Immerhin ging mein Stern-Tattoo schon etwas weiter runter.

Andererseits war es nur Tom, redete ich mir ein. Und Tom war ganz sicher nicht der Typ um mir sonst irgendwo hin zu grapschen.
 

Also strampelte ich die Decke etwas runter, nur um kurz darauf den Bund meiner Schlafhose etwas runter zu ziehen.

„Also das tut definitiv weh, da kannst du mir nichts anderes erzählen“ kams und ich grinste leicht.

Ja, das hatte auch weh getan. Einfach, weil die Haut dort empfindlicher war.
 

Tom besah sich das Tattoo ohne eine Berührung. Zumindest eine Zeit lang, ehe er seine Fingerspitzen doch darüber streichen ließ, und ich deswegen etwas zusammen zuckte.

Nicht weil es mir unangenehm war, sondern weil es einfach seltsam war das mich dort jemand überhaupt anfasste.

Vor allem wenn dieser Jemand total hetero war, aber offensichtlich nicht das geringste Problem damit hatte. Sagen wir es war verwirrend.
 

Ich hörte die Türklingel und fragte mich wer das jetzt wohl war.

Aber vielleicht hatte meine Mutter auch jemanden kennen gelernt oder sich mit jemanden aus ihrer Arbeit angefreundet, der zum Kaffeeklatsch kam. Oder so was in der Art.

Also konzentrierte ich mich wieder auf Tom.

Zumindest so lange bis die Zimmertüre aufflog.
 

„TOM!“ kams und mein Blick sowie der von Tom huschten zur Tür, wo Georg mit offenem Mund drin stand und uns anstarrte.

„Stören wir?“ fragte Gustav belustigt, der über Georgs Schulter ins Zimmer guckte, und sich anscheinend angestrengt ein Grinsen verkniff.
 

„Es ist nicht das wonach es aussieht“ kam es von Tom und mir synchron.

Allerdings war Toms Hand immer noch an meinem Tattoo. Mit dem Unterschied das es inzwischen nicht mehr die Fingerspitzen waren, sondern die komplette Handfläche, aber das schien er gerade nicht zu bemerkten.
 

„Dieser Satz macht es irgendwie nicht besser“ kams von Georg, und ich schluckte unweigerlich.

Na super. Das war definitiv mein Highscore in Sachen Peinlichkeit.



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