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Laterna Magica

von

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Alte Wunden

The sad, the lonely, the insatiable,

To these old night shall all her mystery tell;

God’s bell has claimed them by the little cry

Of their sad hearts, that may not live nor die.
 

Ich wünschte wirklich, du wärst jetzt bei mir. Ich habe das Gefühl, je näher wird dem Mörder kommen, desto weiter entferne ich mich von mir selbst – oder finde ich mich dadurch? Vielleicht einen einsamen, verzweifelten Teil von mir, tief verschlossen im dunkelsten Winkel meines Herzens, den ich längst vergessen habe? Ist es das was er will? Alte Wunden aufreißen, alte Verbrechen anklagen und die Schuldigen ans Licht zerren? Oder macht er sich darüber lustig, dass wir es damals nicht konnten? Dass mein Vater nicht dazu in der Lage war?

Alles verschwimmt vor meinen Augen, vermischt sich zu einem Gischt spuckenden Strudel aus Unglauben und Angst, dessen Sog mich in die Tiefe zerrt. Ich habe heute Nacht sogar von ihm geträumt, das glaube ich zumindest. Ich war das kleine Mädchen von damals, ich lachte und war glücklich.

„Papa, ich bring dir Orangensaft!“

Doch mein Vater war nicht mehr da. Seine Augen traten aus den Höhlen und liefen in langen, schneeweißen Bahnen an seiner Haut hinab. Doch die gab es nicht mehr –

Alles an ihm war schwarz, schwarz von verkohlt, der Bauch aufgerissen, die Adern blutleer, die Gedärme verschrumpelt wie ausgetrocknete Regenwürmer und dennoch war er nicht tot. Er sah mich mit seinen leeren Höhlen an und lächelte, er lächelte und sagte…
 

Ein lauter Knall ließ sie zusammenzucken. Anscheinend hatte sie in der Eile, in der sie das Blatt Papier von sich geschoben hatte, eine Vase vom Tisch gestoßen. Mit immer noch zitternden Fingern begann sie, die Scherben aufzusammeln. Eigentlich hatte sie nicht über den Traum schreiben wollen, zumindest nicht, bevor sie ihn richtig verarbeitet hatte. Als sie heute Morgen aufgewacht war, war ihr Gesicht aschfahl gewesen. Beinahe wäre sie in Ohnmacht gefallen, sie hatte es gerade noch so geschafft sich am Bett abzustützen und den sicheren Sturz so zu verhindern. In ihrem Kopf hatte es gewummert wie bei einem starken Kater und der Blick in den Spiegel hatte tiefe Schatten unter den Augen und vollkommen blutleere Lippen offenbart.

Was für ein schrecklicher Traum.

Aber es war nicht verwunderlich, wenn man bedachte, in welchem Zustand sie gewesen war, nachdem Mel sie nach Hause gebracht hatte. Zunächst hatte sie protestiert, doch natürlich traute niemand dem Urteil einer jungen Frau, die zumindest laut Mel aussah „als wäre sie gerade dem Tod persönlich begegnet“. Somit hatte man sie entgegen ihres halbherzigen Versuchs zu widersprechen, heimgebracht und gebeten, sich zu erholen, bis es ihr besser ging. Sie ärgerte sich über das was passiert war. Immerhin musste es unweigerlich so wirken, als wäre sie noch zu jung und unerfahren für diesen Fall, als käme sie nicht damit klar, sich tagtäglich mit der kranken Psyche eines Mörders zu befassen. Aber das stimmte nicht. Jodie wusste, dass sie bereit für einen solchen Fall war. Sie hatte schon mehrere Mordermittlungen geleitet und ein Serienmörder war zwar etwas Besonderes, aber dennoch gehörte er zu der gleichen Spezies und ließ sich mit den gleichen Mitteln bekämpfen. Was ihr diesen Fall so schwer machte, war etwas anderes. Sie zweifelte nicht mehr daran, dass der Killer irgendeine Verbindung zu ihr hatte, sie vielleicht kannte oder als Kind Kontakt zu ihr gehabt hatte. Aber was wollte er von ihr? Rache? Aber wofür? Sie war doch nur ein Kind gewesen, ein unschuldiges Kind. Sie hatte nichts getan.

Deshalb haben sie mich laufen lassen.

Argh…“ Der Schmerz schoss wie ein Pfeil durch ihren Körper. Dort, wo die Scherbe in ihren Finger geschnitten hatte, quoll dunkelrotes Blut hervor und tropfte langsam zu Boden, genauso, wie es die Augen ihres Vaters getan hatten. Panisch wischte sie es weg und stolperte in die Küche, um sich ein Pflaster zu holen.

Reiß dich zusammen, Jodie. Das ist nur ein kleiner Schnitt, keine große Sache für eine FBI-Agentin.

Doch es fiel ihr schwer sich zu beruhigen, nachdem das Blut sie so deutlich an den Traum erinnert hatte, den sie mit aller Kraft vergessen wollte. In letzter Zeit hatte sie immer häufiger solche Träume, schrecklich reale Augenblicke, die wirkten, als wären sie einem Horrorfilm entsprungen, nicht aber ihrer Gedankenwelt. Diese scheinbar unterdrückte Grausamkeit, die ihr Herz aufwühlte, machte ihr fast noch mehr Angst als der Mörder und seine mysteriöse Verbindung zu ihr. Immerhin hatte sie jetzt einen Anhaltspunkt, was ihn anging.
 

Nachdem sie alle Splitter aufgesammelt und den Boden gewischt hatte, setzte sie sich zurück an den Schreibtisch und fuhr ihren Laptop hoch. Je schneller dieser Irre gefunden war, desto schneller würde auch bei ihr wieder Normalität einkehren, dessen war sie sich sicher. Sie hatte zwar noch keine Gelegenheit gehabt, das FBI einzuweihen und es wäre vermutlich klüger gewesen, das vorher zu tun, damit mehr Leute auf die Spur angesetzt werden konnten, doch sie verdrängte den Gedanken wieder. Zwar war sie sich sicher, dass Mel Unrecht hatte, mit dem, was sie im Restaurant gesagt hatte, doch sie kam nicht umhin, zuzugeben, dass die Idee ihr gefiel, dass ausgerechnet sie, Jodie Starling, das Rätsel um den geheimnisvollen Serienkiller lösen konnte.

Falls ich mich irre, ist es ohnehin besser, die anderen nicht lange aufgehalten zu haben, überlegte sie. Sie würde ihnen die Spur erst präsentieren, wenn sie erste Fortschritte gemacht hatte. Auf den, bis auf den Browser leeren, Bildschirm starrend, ging sie in Gedanken noch einmal durch, was sie wusste.

Er ist intelligent, ein Künstler, handwerklich begabt. Er ist womöglich größenwahnsinnig, hält sich für etwas Besseres und inszeniert seine Morde als Kunst. Seine Laterna Magica erzählen eine Geschichte, eine Geschichte, die mit mir zu tun hat. Zeigt er das Feuer von damals?

Zeigt er den Mord an meinem Vater?

Kennt er die Schuldigen?

Angestrengt durchforstete sie ihr Gehirn nach Bekanntschaften ihres Vaters, die sie auch kennengelernt hatte. Natürlich wusste sie nicht, wer von ihnen vom FBI gewesen war und wer nicht, aber sie bezweifelte ohnehin, dass der Mörder ein ehemaliger Agent war. Warum wusste sie selbst nicht genau, aber irgendwas ließ sie glauben, dass der Mörder auf der anderen Seite stand, dass er etwas mit ihnen zu tun hatte.

Wie sonst soll er von dem Saft wissen?

Ihre Augen, die so angestrengt waren, als hätte sie eine vollkommen schlaflose Nacht hinter sich, wanderten hektisch über die Zeilen des Artikels. Man hatte nicht allzu viel über den Tod ihres Vaters verfasst, seine Mörder waren zweifellos gründlich gewesen. Für die Öffentlichkeit war es ein Unfall gewesen, verursacht vielleicht durch eine brennende Kerze, eine Zigarette – wer konnte das schon so genau sagen? Ein Verbrechen hatte man kurzzeitig in Betracht gezogen, doch da keine Hinweise gefunden wurden, musste man von einem Unfall ausgehen, obgleich viele seiner Kollegen sicher anders gedacht hatten. Als Beweis hatte man schließlich gesehen, dass das Kind noch am Leben war, ein Mörder hätte sicher alle Hausbewohner getötet oder sich zumindest vor dem Feuer legen vergewissert, dass alle im Haus waren, um zu verhindern, später von einem Zeugen identifiziert werden zu können. Zwar hatte es immer noch die Möglichkeit gegeben, dass das Kind bereits außer Haus gewesen war und der Mörder es gesucht, aber nicht gefunden hatte, doch da es genug andere Verbrechen gab, die es zu lösen galt, musste man diesen Fall schnell zu den Akten legen und er war bald vergessen.

Aber nicht für sie.

Gnädigerweise hatten sie sich zwar erbarmt, das Mädchen von damals in ein Zeugenschutzprogramm zu stecken, mit einem neuen Namen und einer neuen Identität, damit das Phantom dieses Mörders, an den niemand so recht glauben wollte, sie nicht finden konnte, doch das war ein schwacher Trost bei all den Opfern, die sie hatte bringen müssen. Es hatte Zweifel gegeben, es hatte Nachforschungen gegeben, aber letztendlich war es umsonst gewesen. Es hatte nichts geändert.

Behutsam öffnete sie die Schublade zu ihrer Linken und holte eine altmodische Brille heraus, deren schwarzes Gestell leicht verbogen war. Es fühlte sich sonderbar kalt auf ihrer Haut an, unangenehm, als versuche es, sich gegen die Berührung zu wehren. Doch schon wenige Augenblicke später passte es sich ihrer Körperwärme an und sie hatte das Gefühl, das Gestell würde mit ihr verschmelzen und auch die Anstrengung in ihren Augen ließ deutlich nach.

A secret makes a woman woman. Es sind Geheimnisse, die eine Frau begehrenswert machen, nicht wahr?

Geheimnisse…

Das schrecklichste aller Geheimnisse hast du mir aufgebürdet, dachte sie bitter. Das Wissen, um ein Verbrechen, das ich niemals beweisen können werde. Das Wissen, dass mein Vater ermordet wurde und der Schuldige immer noch frei rumläuft, während er unter der Erde verfault.
 

„Was machst du denn nun genau beruflich?“ Er lächelte sie, wie er glaubte, warmherzig an. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto bewusster wurde ihm, wie seltsam steif und angespannt er sich in letzter Zeit gefühlt hatte. Selbst Jodie hatte es nicht ganz geschafft dieses Gefühl, das über ihm hing wie eine düstere Vorahnung, von ihm zu nehmen.

Sie errötete leicht, was ihn etwas überraschte und druckste ein wenig herum. Einen Moment lang glaubte er fast, sie würde irgendetwas Anrüchiges sagen, was einen beinahe absurden Kontrast zu ihrem Auftreten gebildet hätte, doch glücklicherweise geschah nichts dergleichen.

„Ich bin in einer Bank tätig und erledige dort den Papierkram.“ Ein unsicheres Lächeln erschien auf ihren Lippen.

Er überlegte kurz, sie zu fragen, warum sie gezögert hatte, ihm das zu sagen, doch dann entschied er sich dagegen. Sie hatten sich gerade erst kennengelernt und es war besser, die Dinge langsam anzugehen.

Was redest du da? Ist das hier etwa ein Date? Hast du Jodie so schnell abgeschrieben?

Für seine so selbstverständlichen Überlegungen hätte er sich am liebsten geohrfeigt. Er hatte doch nur zugesagt, weil das Mädchen sich so rührend um ihn gekümmert hatte und sich dabei streng vorgenommen, ihr klarzumachen, dass er sich mit jemand anderem traf, falls sie versuchte, ihm näher zu kommen.

Wie leicht wir unsere Vorsätze doch vergessen…

„Und… du?“

„Ich… äh… bin Polizist.“

Fast. Vielleicht wäre es klüger gewesen, eine andere Antwort zu geben, doch er bezweifelte stark, dass er bereits jemandem aufgefallen war, womit das Mädchen durch dieses Wissen auch nicht in Gefahr gebracht wurde. Zu seinem Leidwesen war die Organisation immer noch meilenweit entfernt und nicht mehr als ein Schatten am Horizont, von dem ihn ganze Berge und Täler zu trennen schienen.

„Wirklich?“ Ihre Augen hellten sich auf, was ihn überraschte. Natürlich war Polizist ein ehrenhafter Beruf, aber eine so positive Reaktion hatte er nun auch nicht erwartet.

„Ich hätte dich also theoretisch für deinen miesen Fahrstil verhaften können.“, scherzte er und trank einen Schluck von seinem Kaffee.

Sie errötete erneut. „Oh…“

„Schon gut, das war nur ein Witz.“ Er zwinkerte ihr amüsiert zu. „Dein Verhalten danach war immerhin mehr als vorbildlich.“

Sie lächelte und nippte ebenfalls an ihrem Getränk. „Dankeschön.“

Eine Zeit lang schwiegen sie, was jedoch nicht unangenehm war. Zwar spürte er deutlich ihre Unsicherheit und dass sie aus irgendeinem Grund furchtbar aufgewühlt war, doch wenn sie ihn ansah, zeigte sie deutlich, dass er nicht die Schuld daran trug. Ihm kam dieser Blick viel zu intensiv, zu mächtig vor für zwei Menschen, die sich gerade erst kennengelernt hatten, sie sah ihn an wie etwas, das sie nicht begreifen konnte, wie ein Mensch in der Wüste Wasser ansehen würde oder ein gläubiger Christ ein gottgegebenes Wunder.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er etwas zu scharf. Er wusste, dass es falsch war so darüber zu denken. Es war falsch, solche Blicke zuzulassen und ihr somit zu vermitteln, dass er Interesse an ihr hatte, das weit über die angemessene Dankbarkeit hinausging. Das durfte er ihr nicht antun, nicht, nachdem er sie allein zurückgelassen hatte.

„Ja, natürlich… Es ist nur…“

Auf einmal wirkte sie so besorgt und verletzlich, dass er es bereute so unwirsch auf sie reagiert zu haben. Sie wusste doch nichts von Jodie, wie konnte er sie für seine eigene Untreue bestrafen?

„Was ist los?“ Nun war seine Stimme weich, beinahe zärtlich. Ihr schien das nicht zu entgehen, denn sie entspannte sich sichtlich und richtete sich etwas auf, als müsste sie sich zuerst äußerlich ordnen, bevor ihr Inneres nach außen treten konnte.

„Meine Schwester…“, sie zögerte. „…Sie hat mit den falschen Leuten zu tun.“

Interessiert musterte er sie. Auf einmal hatte sie seine volle Aufmerksamkeit, alle anderen Gefühle waren von dem Instinkt verdrängt worden, der nun die Führung übernahm, so wie es immer war, wenn er ein Verbrechen witterte und die Puzzleteile langsam damit begannen, sich zusammenzufügen und ein immer klareres Bild auf dieses freigaben.

„Sie ist sehr intelligent, musst du wissen, hochintelligent. Deshalb haben sich diese Leute auch für sie interessiert, sie kannten unsere Eltern und wollten, dass meine Schwester etwas für sie tut.“

„Was sollte sie tun?“

Sie schluckte. Offensichtlich bereitete es ihr große Mühe, darüber zu sprechen. „Sie sollte für sie forschen. Ich weiß nicht, worum es ging, aber seit sie dort arbeitet, hat sie sich verändert und jetzt habe ich große Angst um sie. Es ist irgendeine unheimliche Organisation…“

Sofort unterbrach er sie. „Eine Organisation? Ist das wahr?“

„Ja…“

Auf einmal schien es in dem gemütlichen Café einige Grad kälter geworden zu sein. Die Anspannung war nun fast unerträglich, das, was sein Instinkt, sein innerer Spürhund ihm zugeflüstert hatte, schien tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen. Vielleicht gab es wirklich eine besondere Kraft, so etwas, wie ein Schicksal, das die Fäden in der Hand hielt und sie wie Marionetten leitete. Eine Kraft, die sie auf mystische Weise verband und die ihn direkt zu ihr geführt hatte.

Auf einmal erinnerte er sich deutlich an einen Moment, der ihm schon beinahe entfallen war. Er hatte dieses Mädchen schon einmal gesehen. Damals, an diesem Abend, als er frustriert aus einer Bar gekommen war, in der ihn wieder ein zwielichtiger Kerl hatte abblitzen lassen, mit der Begründung, er wüsste nichts von einer solchen Organisation und wenn, würde er mit Sicherheit nicht dafür sorgen, dass er ihnen auffiel. Gerade hatte er sich auf den Heimweg machen wollen, das hatte er sie gesehen. Sie hatte im Licht einer Straßenlaterne gestanden, die großen blauen Augen vor Schreck geweitet, die langen schwarzen Haare vom Wind gepeitscht. Sie war wunderschön gewesen, aber auch verletzlich und erschrocken, weshalb er sogar überlegt hatte, zu ihr zu gehen und sie zu fragen, ob sie Hilfe bräuchte. Doch dazu war es nicht gekommen, denn bei ihr hatte eine große blonde Frau gestanden, der ihr fassungsloser Blick gegolten hatte. Im Nachhinein war er sich sicher gewesen, sich geirrt zu haben, womöglich aus Frust oder aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse, doch jetzt war er davon überzeugt, dass dem nicht so war. Er kannte die Frau, er hatte sie schon einmal gesehen und jetzt, da er das Mädchen wiedergetroffen hatte, fügten sich alle Puzzleteile zusammen, die Zahnräder rasteten ein und das Bild in seinem Kopf nahm Form und Farbe an, fast so, als wäre es schon immer da gewesen, verborgen unter dunklen, verworrenen Gedanken.

Sie ist hier und sie kennt Akemi. Über sie kann ich zu ihr gelangen.

„Diese Organisation, was weißt du über sie?“

„Nichts, nur dass sie alle schwarz tragen.“

Zufrieden lehnte er sich zurück.

Du bist wirklich der Wink des Schicksals, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe.
 

„Na, gut geschlafen?“

Etwas verlegen zog sie sich die Decke über das dünne Nachthemd. „Du bist schon wach?“

Er nickte. „Ich bin Frühaufsteher.“

„Das habe ich mir fast gedacht.“, schmunzelte sie und versuchte hinter seinen Rücken zu blicken.

Er drehte sich zunächst so, dass sie es nicht konnte, gab dann jedoch nach und stellte ein kleines Tablett vor ihr aufs Bett, auf dem frischer Orangensaft, Spiegeleier und allerlei Obstsorten thronten.

„Du hast mir Frühstück gemacht?“ Verblüfft blickte sie ihn an. „Was bist du für ein Kerl?“

Lachend küsste er sie. „Ich stecke eben voller Überraschungen.“

„Oh ja, das tust du definitiv.“

Für den etwas zweideutigen Kommentar boxte er sie scherzhaft in die Seite, worauf sie quiekend ein Kissen nach ihm warf und gesellte sich dann reumütig zu ihr aufs Bett.

Jodie beobachtete ihn und fühlte sich dabei unglaublich fasziniert. Je näher sie diesen Mann kennenlernte, desto rätselhafter wurde er. Sie hatte das Gefühl, ein Haus betreten zu haben, dass nach außen hin klein und schlicht wirkte, innen aber unfassbar verschachtelt war und allerlei Treppen, Zimmerchen und Geheimgänge enthielt, die sich einem nur erschlossen, wenn man mutig und entschlossen genug war, immer weiterzugehen, ganz gleich, wie viele Hindernisse sich einem in den Weg stellten.

Was für ein Glück ich doch habe, dachte sie, als er sie neugierig anlächelte. Ganz gleich, was versucht, sich zwischen uns zu stellen, solange ich weiß, dass er es ist, den ich am Ende erreiche, nehme ich jede Anstrengung auf mich.

„Woran denkst du gerade?“

Sie lächelte ihn an und nahm sich eine Scheibe Toast. „An gar nichts.“

Und irgendwie an alles.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Varlet
2016-01-04T10:57:26+00:00 04.01.2016 11:57
Wenn ich Jodie wäre, würde ich wahrscheinlich auch nichts über die Geschehenisse von damals und ihr en möglichen Zusammenhang zum Fall erwähnen. Es kann ja auch einfach nur ein Zufall sein, dass gerade ihre Geschichte dargestellt wurde.
Deswegen find ichs wirklich gut, wie du Jodies einzelne Gedankengänge beschreibt und das man zusammen mit ihr langsam auf die Lösung kommt. Dabei schaffst du es, dem Leser selbst nicht mehr Informationen zu geben als nötig. So bleibt alles offen und man kann weiterhin mit Jodie zusammen tüfteln.

Akai hatte wirklich Glück, dass ausgerechnet Akemi zur Organisation gehört. Da Akemi, durch mehrere Treffen mit ihm, auch vertrauen aufgebaut hat, merkt man ihre Anspannung, als sie über ihre Schwester und über die Organisation redet. Ich bin da allerdings noch ein wenig zweigeteilt eingestellt. Ein Teil von mir fragt sich noch, warum Akemi ihm etwas über die Organisation erzählt hat. Eigentlich sollte sie ja wissen, dass sie ihn damit in Gefahr bringt.

Nichtsdestotrotz hast du das Kapitel sehr gut geschrieben, man merkt, dass du viel Gefühl und Herzblut dabei gehabt haben musst und es lässt mich immer noch nicht aus seinem Bann heraus.


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