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S E V E N T E E N

... wenn Merlin würfelt.
von

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... und Merlin würfelt.

Liebe karlach,
 

alles, alles Liebe noch einmal zum Geburtstag :) Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich wollte dir wenn schon etwas schreiben, was auch wirklich Hand und Fuß hat (zumindest hoffe ich das xD) Nun denn, ich wünsche dir viel Lesespaß und hoffe, du hattest ein genauso rauschendes Fest, wie Lorcan es hatte - vielleicht mit kleinen Abwandlungen ;) wer weiß, ob du Freunde hast, wie Louis, Fred & James, die ordentlich Schwung in die Party gebracht haben!
 

Liebe Grüße Dahlie
 


 


 

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Ausgelassene Stimmung machte sich breit, die Musik verführte die geladenen Gäste zum tanzen, der Alkohol floss über die Bar und alles in einem konnte man davon ausgehen, dass in ein paar Stunden das erste Desaster folgte. Somit würde die Party für immer und ewig im Gedächtnis der Leute weilen. Denn ohne einen plötzlichem Umschwung war eine Feier knapp gesagt: Langweilig.

Lorcan Scamander sah dem Treiben zu. Es war der 24. Juli und der Anlass für dieses rauschende Fest war sein Geburtstag. Endlich war er volljährig und durfte somit legal einen Feuerwhisky bestellen. Nicht, dass er den Schnaps nicht schon vorher getrunken hätte, aber nun würde er nicht immer mit Bauchschmerzen bei seinen Freunden sitzen, wenn diese ihm gleichgültig als einzigen Minderjährigen die klare rote Flüssigkeit in einen Becher gossen.
 

Der vorbildliche Schulsprecher von Hogwarts saß auf einer schwarzen Couch und sah dem bunten Treiben zu. Halb Hogwarts hatte das Strandhaus der Potters gestürmt und Lorcan fragte sich heute noch, wie Louis es geschafft hatte, dass Professor McGonagall ihr 'okay' gegeben hatte, damit die halbe Schülerschaft für eine Nacht verschwinden konnte. Vielleicht sollte er seinen goldblonden Kumpel einfach mehr zutrauen. Anders als Fred brach dieser schließlich nicht jede Regel zweimal. Und was James anging, der älteste Potter besaß in etwa so viel Zuverlässigkeitspotenzial, wie ein singender Hippogreifen. James war schließlich die Spontanität auf zwei Beinen.

Das offene Wohnzimmer ließ einen Ausblick auf die tanzende Meute zu und Lorcan beobachtete, wie das goldene Chaos-Trio namens Malfoy, Weasley und Potter zu eine Art Flashmob aufforderte. Sofort schlossen sich die Leute ihnen an, denn Mambo number six war so ziemlich der Song schlecht hin. Die Stimme von Rupert Grinsekatze plärrte aus den Boxen und Lorcan konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie geschickt sich Rose, Albus und Scorpius anstellten.
 

Nicht weit von ihnen schwang seine beste Freundin, Molly, zusammen mit Dominique und Sienna Longbottom die Hüfte. Die drei Hexen hatten Hogwarts vor einem Jahr mit einem guten Abschluss verlassen und schienen es zu genießen bekannte Gesichter wieder zu sehen und ihren stressigen Arbeitsalltag hinter sich zu lassen. Lorcan musterte das lange rote Haar seiner besten Freundin und betrachtetet stumm ihr Gesicht mit den Sommersprossen. Sie wirkte glücklich und ausgelassen. Vor einigen Stunden hatte sie ihm eine alte Schallplatte der Beatles geschenkt und ihn herzlich in die Arme geschlossen. Statt nun diese riesige Party zu feiern, hätte Lorcan lieber mit ihr in einem ruhigen Café gesessen und sich einfach nur mit ihr unterhalten. Molly zu zuhören, war als würde an einem kalten Wintertag die Sonne scheinen. Ihr Gemüt war warm. Ihr Charakter offen, ein wenig tollpatschig und vergesslich. Ihr Lachen dafür ansteckend. Äußerlich war sie eine typische Weasley, rote Haare, Sommersprossen und schlaksig. Lediglich die Wahl des sprechenden Hutes machte aus ihr etwas Besonderes, nämlich eine Ravenclaw. Für Lorcan selbst war sie schon immer etwas 'Besonderes' gewesen, doch bemerkt hatte er dies erst im letzten Jahr, als sie das Amt der Schulsprecherin schmückte und er ihr als Vertrauensschüler unter die Arme griff.
 

Jemand ließ sich neben ihm nieder und er sah auf den Goldjungen seines Jahrgangs. Louis hob leicht den Becher in seiner Hand, dann trank er. Schließlich folgte er Lorcans Blick und sprach: „Molly.“ Irritiert runzelte Lorcan die Stirn und wollte wissen: „Wie bitte?“

„Er meint, du glotzt schon wieder Moll' an“, mischte sich eine weitere Stimme dazu und James ließ sich ungehemmt zwischen ihnen fallen, während Fred auf dem Ohrensessel neben der Couch platz nahm. Der Streichekönig von Hogwarts wirkte seltsam durchgewühlt. Seine Haare standen ab, sein Shirt hing aus der Hose und an seinem Hals konnte Lorcan heftige Bissspuren erkennen. Nur Merlin wusste, welche gefährliche Hexe ihn dann und wann überfallen hatte. Fred griff wahllos zu einer Flasche mit einem goldenen Etikett, die auf dem Couchtisch stand und öffnete diese. Dabei ließ er die Anderen wissen: „Wir haben doch bereits darauf gewettet, dass Lori eine Schwäche für rote Haare hat.“

Lorcan hasste es Lori genannt zu werden, doch noch mehr die Tatsache, wenn man ihn auf frischer Tat ertappte. Missmutig trank er seinem Becher leer und rollte mit den Augen. James sah ihn über den Rand seines Bechers an: „Is' ned dein Ernst!“
 

„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Lorcan wie aus der Pistole geschossen und wechselte die Blickrichtung. Das Letzte, was er an seinem Geburtstag brauchen konnte, war das seine Freunde begriffen, dass er weit mehr für seine beste Freundin übrig hatte, als es den Anschein hatte. Verkuppeln gehörte nicht gerade zu ihren Stärken und jetzt, wo er darüber nachdachte, schweigen auch nicht.

„Ganz schön mutig von McLaggen seine Griffel über Molly's Po wandern zu lassen“, sprach Louis so ruhig, wie ein Greis kurz vor dem letzten Gang. Sofort sauste Lorcans Kopf wieder in die Richtung seiner besten Freundin, doch die tanzte immer noch vollkommen ausgelassen mit ihren Freundinnen. Seine drei Kumpels grinsten ihn alle drei zufrieden an. „Trink dir Mut an“, befahl Fred und schwang den Zauberstab routiniert. Dabei erhob sich eine Flasche vom Tisch und füllte Lorcans Becher.

„Du solltest es ihr wirklich sagen“, stimmte auch Louis zu und nickte dabei bekräftigend. Hinter den blonden Hufflepuff erkannte Lorcan eine Clique von Sechsklässlerinnen, die sich gegenseitig in die Seite stießen und sich nicht recht entscheiden konnten, ob sie den Prinzen von Hufflepuff wirklich ansprechen sollten.
 

Der Schulsprecher seufzte tief und sah in seinen Becher, es schien, als würde er erwarten eine passende Lösung für sein Dilemma auf den Grund des Bodens zu finden. Verliebt in die beste Freundin zu sein konnte nur tödlich enden. Entweder er schwieg weiter und sah dabei zu, wie Molly irgendwann auf einen Kerl traf, den er den Rest seines Lebens grundlos hassen würde, oder aber er fiel mit dem Kessel ins Haus und riskierte, dass sie nie wieder einfach nur nebeneinander lagen und über Merlin und die Welt redeten. Diese vertrauten Momente waren ihm wichtig und er würde sie mit einem Geständnis nur zunichte machen.
 

„Nein“, murmelte Lorcan schließlich und schüttelte den Kopf. Dieses Wort sollte reichen um das Thema damit abzuschließen, doch leider sah Louis das anders. Er setzte sich aufrecht hin und sah ihn verwirrt an: „Dafür, dass du von uns das Vorbild schlecht hin bist, bist du ein ziemlicher Minimuff.“ An seinen Worten war etwas Wahres dran, denn eigentlich hatte Lorcan noch nie einer Hexe gesagt, dass er sie mochte, oder gar etwas für sie empfand. Seine erste Freundin, Elisabeth Parkinson, hatte damals den ersten Schritt auf ihn zumachen müssen.
 

Ohne Sinn und Logik plärrte James schließlich dazwischen: „Digge Augen, digger Kopp, scheiß egal, Ex und hopp.“ Fred schloss sich begeistert an und schwenkte gefährlich wild die Flasche in seiner Hand: „ Ganz genau! Die Sonne scheint durchs Kellerloch, ein könn' wir noch!“

Lorcan rollte noch einmal mit den Augen. Mit zunehmenden Alkohol wurden seine Freunde von Minute zu Minute schwachsinniger. Wenn sie ihn in einer halben Stunde darum anflehen würden mit Pudding Hogwarts nachzubauen, dann wusste er, dass es an der Zeit war den großen Harry Potter um Hilfe zu rufen.

„Ihr seid einfach nicht die richtige Adresse für einen Rat“, sprach er nüchtern aus. Nun sahen ihn die Drei stumm an und Lorcan war versucht aufzustehen und zu gehen, doch bevor er reagieren konnte, haute James seine Pranke so hart auf seinen Oberschenkel, dass der Schulsprecher erschrocken zurück ins Polster plumpste. „Du böser Junge!“, sprach James und schüttelte dabei übertrieben heftig den Kopf.
 

Was dann geschah, kam vollkommen überraschend für Lorcan. Der Potter reichte Fred seinen Becher und stieg auf den Wohnzimmertisch. Mit den Zauberstab sorgte er dafür, dass die Musik verstummte. Sofort ruckten gefühlte hundert Köpfe in seine Richtung und James breitete gelassen die Arme aus. „Sehr geehrte Gäste“, rief er höflich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Nachdem ihr euch alle warm getanzt habt, wir dem Geburtstagskind ein Ständchen gesungen haben und unser bester Freund, der Alkohol, unsere Hemmungen avaderte, ist es Zeit, die nächste Stufe zu erklimmen.“
 

Die Leute jubelten und Lorcan hielt den Atem an. Was mochte jetzt kommen? Weltuntergang, Massenstrippen, Rudelpupsen? Bei James wusste man nie. Der Potter sah auf seine lädierte Uhr und riss die Aufmerksamkeit wieder an sich. „Angesichts der Tatsache, dass unser Geburtstagskind noch nüchtern, vorbildlich und absolut langweilig ist-“ Lorcan sah James böse an, doch dieser zwinkerte nur. „-haben wir genau fünf Stunden Zeit um ihn locker zu machen, aber dafür brauchen wir euer aller Hilfe.“ Bei diesen Worten stürzte James fast vom Tisch, da er sich um sich selbst drehte. Lachend hielt Albus seinen Bruder auf, dann polterte James weiter, wie bei einer Kandidatur zum Zauberminister: „Seid ihr dabei?“
 

Sämtliche Gäste johlten laut auf Lorcan vergrub das Gesicht in beide Hände. Nein, nein, nein! Was passierte hier gerade?

Begeistert von so viel Zuspruch hob James nun beide Hände und strahlte anerkennend in die Menge. „Ich habe drei Aufgaben für euch!“, um diese Aussage zu unterstreichen, hielt er drei Finger der rechten Hand in die Höhe. „Jeder anwesende Gast muss einen Kurzen mit Lorcan trinken.“
 

Der Schulsprecher riss die Augen auf. Wollte James ihn umbringen? Hier waren mindestens achtzig Leute! Er würde es nicht einmal ins St. Mungos schaffen, wenn er wirklich mit jeden etwas Trinken musste.

„Am Ende der Party will ich mindestens drei Knutschflecke auf seinem Hals finden.“ Die Menge kreischten und Lorcan wollte direkt aufspringen um seinen Freund an die Gurgel zu gehen, doch er wurde zeitgleich von Louis und Fred rechts und links gepackt und zurück ins Polster gedrückt.
 

James sah ihn schadenfroh an. Der Alkohol war ihm eindeutig zu Kopf gestiegen, denn Lorcan war sich bereits jetzt schon sicher, dass er ihn bis zum Schuljahresende nachsitzen lassen würde.

„Ne, ne“, sprach James heiter und wackelte mit den Zeigefinger. „Ich bin noch nicht fertig, mein Bester. Aufgabe Nummer drei, du bist siebzehn geworden, also solltest du dir bis zum Sonnenaufgang siebzehn Küsse abholen, ganz egal bei wem, aber am Ende müssen es siebzehn sein, sonst gehst du als prüde Jungfrau in die Geschichte von Hogwarts ein.“
 

„Ich bin nicht-!“, weiter kam Lorcan nicht, denn seine Stimme ging im Lärm des Getöse unter. Er war weder Jungfrau, noch prüde, wobei er Erstes nicht unbedingt in die Welt hinaus poltern würde. James stieg schwankend vom Tisch, der Startschuss war gegeben und der Potter grinste seinen Freund mutig ins Gesicht. „Gern geschehen, Lori, den Rest wirst du alleine schaffen müssen.“ Lorcan wollte ihn am Kragen packen, doch Louis war schneller und vereitelte das Attentat. Allerdings war es Fred, der die Stimmung unter den Freunden nur weiter anheizte: „Sieh es positiv, vielleicht bekommst du ganze siebzehn Küsse einzig und alleine von Molly.“ Lachend kämpfte dieser aus dem Sessel, legte einen Arm um James und zog ihn mit sich. Lorcan blickte den beiden besten Freunden nach, dann sah er Louis an.
 

Doch falls er sich von diesem Mitleid erhofft hatte, so hatte er sich getäuscht. Wütend über diese Schnapsidee verließ Lorcan die Couch und verschwand in die Küche, dort lief er direkt Albus, Rose und Scorpius in die Arme. Das Chaos-Trio schien ihn erwartet zu haben, denn Scorpius hob eine Flasche Feuerwhisky und goss mehrere kleine Kurze ein.

„Leute“, sprach Lorcan warnend, doch Rose sah ihn nur zuckersüß an und drückte ihn auf einen Hocker: „Du willst dich doch wohl nicht ernsthaft um deine Pflicht als Schulsprecher drücken, oder?“ - „Genau!“, stimmte Albus gefährlich heiter zu. „Du könntest sonst rapide an Glaubwürdigkeit verlieren.“ Lediglich Scorpius zeigte ein ganz klein wenig Erbarmen, etwas was er einen Malfoy niemals zugetraut hätte. „Da du heute sicher noch besinnungslos unter den Tisch getrunken wirst, brauchst du mit uns drein auch nur einen trinken.“ Er hob den Kurz und Lorcan war ganz kurz erleichtert. Allerdings nur so lange, bis er das Quidditchteam von Ravenclaw belustigt hinter Scorpius erblickte. Die würden ganz sicher nicht auf einen einzigen Kurzen bestehen, sondern auf sieben. Er stöhnte.
 

Adrianne Davis lehnte sich vertraulich über die Theke nachdem Lorcan seinen ersten Kurzen herunter geschluckt hatte. Verführerisch drehte sie eine lockige Haarsträhne um ihren Finger und zwinkerte ihm zu. „Falls dir am Ende ein paar Küsse fehlen, lass es mich wissen.“

Sofort lief der Schulsprecher rot an und goss die Schnäpse ein. Er würde verschwinden, sobald man ihm die Gelegenheit dafür gab. Doch so schnell sollte ihm die Flucht nicht gelingen. Bereits nach den Kurzen mit dem Quidditchteam gesellten sich weitere Leute zu ihnen und ehe er sich versah, war die erste Flasche leer getrunken. Obwohl er abwehren wollte, drängten ihn die Leute immer wieder dazu weiter zu trinken. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob er schließlich beide Hände. „Leute, ich muss etwas essen... sonst...“ Der Schulsprecher runzelte die Stirn und rechts von ihm half jemand aus. Dominique umfasste seinen rechten Arm, währen Shienna Longbottom seinen Linken ergriff. Beide halfen ihm möglichst sicher aus der Küche direkt an die frische Luft.
 

Jeder Schritt war eine Herausforderung und Lorcan war mehr als dankbar, als man ihn schließlich auf die Hollywoodschaukel im Garten nieder ließ. Bei seinem unsicheren Gang durch das Wohnzimmer hatte er Molly zusammen mit Fred auf der Couch ausmachen können. Die beiden unterhielten sich äußerst lebhaft und schienen sehr viel Spaß ohne ihn zu haben. Immer wieder tranken sie Bruderschaft und Lorcan erinnerte sich daran, dass sein eigener Bruder weit weg in Bulgarien weilte. Lysander besuchte Durmstrang und hatte es geschafft sich heimlich mit seiner Flamme abzuseilen. Der Jüngere von ihnen war eben auch einfach der Clevere. Tief seufzend lehnte sich Lorcan schließlich zurück und atmete die warme Nachtluft ein. Die beiden Hexen ließen sich neben ihm nieder und die dunkelhaarige Longbottom kicherte verhalten. „Herrjemine, ich glaube nicht, dass du bis sechs Uhr überlebst.“ - „Ich auch nicht“, stimmte Lorcan selbst zu und nickte heftig. Irgendwie war ihm warm, seine Wangen brannten und auf seiner Zunge lag ein süßer Geschmack. „Essen!“, verlangte er und Dominique strich ihm durch die zerzausten Haare. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die langen Beine der Veela. Hatte Fred nicht einmal verlauten lassen, dass die hübsche Blonde es schaffte die Luft in einem Raum auszusaugen, wenn sie sich nur mit einer eleganten Geste durch das Haar fuhr?
 

Unwillkürlich stellte sich Lorcan Weihnachten bei den Weasleys und Potters vor, wie sie alle schmachtend Dominique ansahen und es nicht wagten zu atmen. Sofort grinste er breit und Dominique wollte wissen: „Na, was amüsiert dich denn so schrecklich?“

„Ach“, begann er. „Ich habe mir nur gerade vorgestellt wie- was machst du da?“ Irritiert sah er auf die zarten Finger von Sienna, die über seine Brust strich. Dominique rückte näher und zum ersten Mal wurde Lorcan bewusst, dass sie sich gut außer Sichtweite befanden. Sein Puls schlug augenblicklich schneller und er blieb regungslos sitzen. Der viele Alkohol hatte ihm denkbar zugesetzt und er wagte es kaum zu atmen. Unsicher hielt er die Hand der einstigen Professoren-Tochter fest. „H-Hör mal“, begann er und schluckte. „I-Ich also, ich … was auch immer ihr hier vor habt, i-ich bin sicher das...“ Lorcan spürte Dominiques Atem und roch den dezenten Duft von Lavendel. Wieso zum Teufel konnte er kaum noch klar denken und – war das ihre Hand auf seinem Bein?
 

„Was haben wir denn vor?“, hauchte Sienna und der Schulsprecher war sich im klaren darüber, dass Louis ihn töten würde, sollte er je ein Wort hier rüber verlieben. Wobei... Fred würde sich sicherlich anschließen. Warme Lippen streiften seine Wange und Lorcan glaubte, dass die Welt angefangen hatte zu wackeln. Er schloss die Augen. Kurz darauf spürte er Lippen an seinem Hals und ihm wurde bewusst, dass die beiden Damen dabei waren, eine von James' Aufgaben zu erfüllen.

Die dämlichen Knutschflecke!

Statt aufzuspringen, wie er es normalerweise getan hätte, versuchte er sich zu entspannen, denn komischer Weise war ihm das Ganze nicht einmal halb so unangenehm, wie es eigentlich hätte sein sollen. Der Alkohol zeigte sich also schon prima von seiner besten Seite. Die laute Musik vom Haus rückte in weite Ferne und er konzentrierte sich vollkommen auf das Hier und jetzt. Lavendel mischte sich mit Vanille, heiße Lippen verwandelten sich in Weiche und schließlich wusste Lorcan noch nicht einmal mehr, wer links und wer rechts saß.
 

Erst als sich Sienna von seinem Hals löste und Dominique ein letztes Mal durch sein Haar fuhr knallte Lorcan wieder in die Realität. Verblüfft blinzelte er und Sienna verkündete keck: „Einen Knutschfleck brauchst du noch, dann ist die Aufgabe erfüllt.“ Er griff sich an seinen Hals und Dominique zog ihren Lippenstift nach. Beide standen auf und zwinkerten. Vollkommen konfus sah er einem kurzen roten und einem dunkelblauen Kleid nach.
 

Es dauerte etwas, bis er begriff, dass er soeben Opfer der Veela-Magie geworden war und Sienna einfach nur ihren Part gespielt hatte. Sein pochendes Herz war jedoch geblieben und obwohl er sich auf eine unbestimmte Art unbehaglich fühlte, schämte er sich nicht. Lorcan legte den Kopf in den Nacken und sah in den finsteren Himmel. Ihm blieben mehr als vier Stunden, damit dieser Wahnsinn ein Ende nahm. Aber vielleicht konnte er den Wahnsinn auch einmal für sich ausnutzen, sich so richtig daneben benehmen und alles auf den Alkohol schieben? Eine wirklich teuflische Idee und unter normalen Umständen würde er, der korrekte Schulsprecher, niemals auf solche Gedanken kommen. Aber hey, er war siebzehn geworden, volljährig. Wenn er sich nicht heute daneben benehmen konnte, wann dann?
 

Sein Schicksal war sowieso besiegelt gewesen als James sich auf den Wohnzimmertisch gekämpft hatte. Lorcan zog sich wackelig auf die Füße. Heute würde er es einmal übel krachen lassen. Und dabei konnte er es seinen Freunden auch einmal heimzahlen. Doch vorerst musste er unbedingt etwas zwischen die Zähne bekommen. Drei Kurze und zwei Brötchen und vereinzelte Kugeln Eis später sah er sich im Esszimmer um, sein Blick reichte bis ins Wohnzimmer, wo Fred noch immer mit Molly weilte. Louis unterhielt sich angeregt mit Sienna Longbottom und James tanzte mit Hugo ohne Shirt auf der Theke, die einst Onkel Harrys ganzer Stolz war. Wenn der gute Auserwählte wüsste, mit welch anzüglichen Bewegungen sein Ältester die Theke entehrte, würde es ein ordentliches Donnerwetter geben. Doch so bewegte James weiterhin seine Hüfte... äh nicht ganz jugendfrei. Hugo tat es ihm gleich, jedoch auf eine andere Art und Weise. Der junge Gryffindor besann sich verstärkt darauf den richtigen Takt zu halten. Und dann tat James das, was er am Besten konnte, wenn er an der Grenze zwischen betrunken und Wahnsinn spazieren ging.
 

Er startete ein Livekonzert der Giftigen Kobolde und Hugo schloss sich überrascht an. Die Zauberstäbe in Mikrofone verwandelt begann James den Hit Juke Box Hero anzustimmen. Erstaunlich treffsicher hauchte er die ersten Töne und sofort stieg die gute Laune im Haus weiter an. Bewundernd beobachtete Lorcan, wie sich die Tanzfläche füllte und die beiden Mutigen auf der Theke eine Show lieferten, die sie sicherlich in die Geschichte Hogwarts eingehen würde. Die Geschwister Leonce und Lena zogen Lorcan mit zum tanzen und kurz darauf fand er sich bei seinen Kumpels Frankie, Joshua und Theodore wieder, die sich alle etwas ungeübt bewegten, aber mit jede Menge Spaß dabei. Lorcan wurde bewusst, dass seine drei besten Freunde sich wirklich alle Mühe gaben, dass er einen bombigen Geburtstag hatte und er betrat das Haus mit teuflischen Hintergedanken. Trotz seines schlechten Gewissens hielt er daran fest und hüpfte wie ein ungelenkter Troll auf und ab.
 

Egal.
 

Heute durfte er sich zum Volldeppen machen. Als James und Hugo verstummten, war der Applaus ohrenbetäubend laut und das vollkommen zu Recht. Verschwitzt und äußerst gut gelaunt reckten die beiden die Fäuste zum Himmel. Die Mikrofone verwandelten sich zurück und die gute alte Musikbox wurde wieder angestellt. Einen zweiten Song würde nur den Größenwahnsinn des jungen Potters wecken, weshalb Rose vorsorglich eine Platte spielen ließ.

Der Schulsprecher sah noch einmal über die Köpfe der Leute, die sich wieder im Takt der Musik bewegten. Schließlich traf sein Blick den von Louis, dieser grinste ihn schadenfroh an, fast so als würde er die Situation genießen. Doch statt verzweifelt auszuschauen, wies Lorcan ihn mit einer Geste an, ihn im Auge zu behalten. Als Antwort hob Louis sein Bier und winkte James zu, damit dessen Aufmerksamkeit ebenfalls gesichert war. Der Potter hörte auf zu tanzen, bewarf Fred mit einem Käsebällchen und Simsalabim die Scheinwerfer der Aufmerksamkeit gehörten ihm.

It's raining wizards von Sepette Seppia ertönte, der perfekte Song für Lorcans Vorhaben. Durch den Alkohol mutig genug, um sich zu rächen, tänzelte er auf Dominique zu. Die blonde Veela drehte sich direkt in seine Arme und als er ihr nahe genug war, vergrub er das Gesicht in ihren Haaren.
 

Alles ging ganz schnell, ehe Sepette Seppia auch nur einmal ihren Refrain hauchen konnte, küsste er das einst beliebteste Mädchen ganz Hogwarts. Lauter Jubel überdeckte die Stimme der Sängerin und als er sich von Dominique löste, leckte diese sich vollkommen gelassen über die Lippen. „Une“, murmelte er etwas heiser. Lorcan sah zu Louis, der ihn anstarrte wie einen sprechenden Flubberwurm. Zufrieden bewegte sich der Schulsprecher weiter durch die Menge, sämtliche Augen schienen auf ihn gerichtet. Roxanne Weasley, Quidditchkapitän der Slytherins recke das Kinn als sie seinen Blick begegnete. Ein letztes Mal strich sie sich durch ihre wilden schwarzen Locken, dann zog sie ihn am Shirt direkt zu sich und verwickelte ihn ganz unaufgefordert in einen leidenschaftlichen Kuss. Lorcan schwindelte, das ging alles viel zu einfach für seinen Geschmack. Früher hätte er sich tausend und eins Gedanken darüber gemacht, wie, wann und wo, jetzt handelte er einfach.
 

Als Roxanne den Kuss beendete, kam ein überraschtes „Wow“, über ihre Lippen und Lorcan fühlte sich so berauscht, das er laut auflachte und der Jüngeren die Wange tätschelte. Suchend sah er sich um und rief: „Lils, next!“ Lachen erfüllte den Raum und Lily Luna Potter ließ sich nicht lange bitten. Der Geschmack von Erdbeere betäubte seine Sinne und für eine Fünfzehnjährige küsste Miss Potter gar nicht so übel. Innerhalb von zehn Minuten hatte er sich wunderbar an seinen Freunden gerächt, denn sie alle drei hatten herrlich unkomplizierte Schwestern. Lorcan beendete den Kuss mit Lily indem er ihr noch einen Zusätzlichen auf die Wange drückte, dann streckte er hinter ihrem Rücken James den Mittelfinger entgegen, denn der älteste Potter stieg gerade von der Theke.
 

„Danke Lils“, sprach Lorcan und trat auf seine Freunde zu, die sich nun versammelten. Die Musik dröhnte weiter aus den Boxen und obwohl sie ihn alle mit ernster und auch ungläubiger Miene ansahen, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. James, dessen Unterkiefer gefährlich angespannt war, klopfte Lorcan auf die Schulter. Während sich Fred ratlos das Kinn rieb und Louis nach den richtigen Worten suchte, war Lorcan zufriedener denn je mit sich. „Wir sind quitt“, rief der Schulsprecher gegen den Lärm und schenkte ihnen ein undefinierbares Scamanderlächeln. „Und zwar alle vier.“
 

Dann machte er kehrt und steuerte stolpernd auf Lucy zu, die zwei Kurze in die Luft hielt und nach ihm verlangte. Manchmal war das Leben einfach nur verdammt gerecht. Die folgenden Kurze steuerten zwar nicht dazu bei, dass sich Lorcan wieder sicherer fortbewegte, aber er verlor so weit seine Hemmungen, dass es ihm mittlerweile egal war, wer ihm die folgenden dreizehn Schmatzer aufdrückte. Von Edita Montgomery bis hin zu Klaus Goldstein -jahaaa, richtig Klaus Goldstein, bekam er einen Kuss nach dem Nächsten. Es eröffnete sich also ein Kapitel zum weiter trinken.
 

Die Party schritt voran. Während Lorcan damit beschäftigt war mit seinen Gästen einen zu heben, beobachtete er, wie Albus seinen ganzen Mut zusammennahm und wenig später Händchenhalten mit Elisabeth Parkinson durch eine Hintertür verschwand. Lucy dagegen saß auf einem Sessel auf den Schoß von Scorpius Malfoy und Lorcan hätte beinahe heftig applaudiert, als er Louis dabei erkannte, wie dieser knutschend mit Sienna Longbottom hinter der Theke hockte und sich von niemanden stören ließ.

Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als James anfing sich sturzbetrunken auszuziehen und es dabei nicht bei der üblichen Kleidung beließ. Entzückt kreischten die Mädchen auf, denn die Boxershorts flog im hohen Bogen in den Punsch. Normalerweise hätte Lorcan dieses Verhalten nun unterbunden, aber es war bereits halb fünf morgens, er konnte kaum noch geradeaus gehen und ruhte sich auf seinen sechs Buchstaben aus. Noch immer plärrte Musik aus den Boxen, kaum einer schien müde zu werden, auch wenn sich die Anzahl der Gäste reduziert hatte. Er selbst vermutete den Rest in anderen Zimmern oder draußen. Sein Verstand war benebelt, er war betrunken, verschwitzt und doch absolut glücklich einmal sämtliche Hemmungen fallen zu lassen. Selten dämlich grinste er vor sich hin und hatte auf dem Klo erst Fred dabei helfen müssen, den Gürtel seiner Hose wieder zu schließen, da der rothaarige Weasley noch nicht einmal in der Lage war Klopapier vernünftig von der Rolle zu zupfen. Ein Kapitel, dass Lorcan nie wieder ansprechen würde, geschweige denn hoffte, sich in einigen Stunden dran erinnern zu können.
 

Jedoch schien der Alkohol nicht bei allem sämtliche Mauern einzureißen. Lily, Hugo und sein Kumpel Frankie saßen beieinander und schienen heftig über die Politik des amerikanischen Zauberministers zu diskutieren, ebenso seine Wiederwahl abzuwägen. Erstaunliche Themen für eine Party. Zwar konnte Lorcan ihnen nicht mehr folgen, aber es war interessant ihre ernsten Gesichter zu betrachten. Roxanne kam ihm auf der Treppe entgegen und ließ verlauten: „Scamander, eine großartige Party, wirklich!“ Die Worte machten ihn stolz und er würde sie gewiss an seine Freunde weiter geben, denn nur ihnen war es zu verdanken, dass sie überhaupt stattfand. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er überhaupt nicht gefeiert. Felix Cornetti wechselte gerade den Film in seiner Kamera und Lorcan fragte: „Wie viele Bilder hast du gemacht?“ Der Siebtklässler grinste schief und rückte seine übergroße Brille zurück auf die Nase. „Och, so um die zweihundert, können aber auch mehr sein.“ „Machst du mir Abzüge?“ Heftig nickte der kauzige Kerl und nun war sich Lorcan sicher, halb Hogwarts war tatsächlich anwesend gewesen.
 

In der Küche wollte er sich ein Glas Wasser genehmigen. Plötzlich hob er überrascht den Kopf, denn aus den Boxen dröhnte von den Beatles Let it be.

„Hey Geburtstagskind“, rief ihn jemand und er entdeckte Molly, die eine Hand nach ihm ausstreckte. „Kriege ich einen Tanz von dir?“ Natürlich bekam sie den und Lorcan ergriff die ihre. Sanft ließ er sich ins Wohnzimmer treiben und zog sie dort an der Hüfte zu sich. Sie hatten schon oft miteinander getanzt, ganz egal um welches Lied es sich dabei gehandelt hatte. Mollys Augen glänzten, ihre Wangen waren gerötet und sich sah absolut glücklich aus, genauso wie er sich fühlte. Langsam begannen sie sich im Takt der Musik zu bewegen. Es war eine sehr vertraute Situation. Einige Tänzer trollten sich, andere Pärchen stießen dazu. Lorcan atmete tief den Duft seiner besten Freundin ein, sie roch, wie nur Molly riechen konnte. Süß, nach einem Hauch nach Himbeere. Die Weasley sprach: „Deine Freunde haben sich selbst übertreffen.“

„Jawohl“, stimmte er weniger intelligent zu und Molly lachte hell auf. Sie strich durch seine zerzausten Haare und wollte wissen: „Bist du betrunken, Sweetie?“ Lorcan hatte bereits erwähnt, dass er Spitznamen hasse, aber heute war es ihm, wie so vieles, ziemlich egal wie man ihn nannte.
 

Überschwänglich nickte er. „Jaha, viel darf ich nicht mehr trinken, sonst wird es schwierig mit laufen und wenn ich dann falle, komme ich wohl kaum noch ohne Hilfe hoch.“ Er stolperte leicht und Molly hielt ihn gerade noch rechtzeitig fest. Statt verstimmt zu sein, konnte sie nicht an sich halten laut los zu lachen, denn sie beobachtete, wie er sich bei einem Hocker entschuldigte. Lorcan fühlte sich leicht, als würde er auf Wolken gehen. Er lehnte seine Stirn gegen die von Molly und schloss die Augen. Dabei spürte er, wie sie sanft über die Stellen an seinem Hals strich, auf denen die Knutschflecken sichtbar waren. Ohne den Tanz zu unterbrechen, sprach er: „Dominique und Sienna. Sie sind wie Sirenen über mich her gefallen.“ Obwohl er die Augen geschlossen hatte, konnte er das zärtliche Lächeln auf den Lippen seiner besten Freundin sehen. „Es sind zwei“, stellte sie fest. „Einer fehlt noch.“ Lorcan verschwieg, dass ihn Adrianne Davis fast angefallen hatte als er Fred aus dem Klo geholfen hatte. Lediglich die Filmreife Kotze des Weasleys hatte sie davon abgehalten, Nägel mit Köpfen zu machen. Nur Merlin schien zu wissen, was Fred getrunken hatte.
 

„Wie viele Küsse hast du geschafft?“, fragte Molly und er strich mit seiner rechten Hand über ihre Wirbelsäule. Kurz musste Lorcan die Stirn runzeln und sah auf einen unbestimmten Punkt. „Ich glaube sechzehn“,antwortete er und versuchte sich zu erinnern. „Ja, sechzehn.“ „Na, da hast du dich ja tapfer geschlagen.“ Das Lied war zu Ende, gerade in dem Augenblick, als Lorcan sich daran gewöhnt hatte Molly so nahe bei sich zu haben. Sein Herz hatte immer einen Takt höher geschlagen, sein Körper sich entspannt und er selbst hätte noch mindestens drei, vier Tänze mit ihr an Ort und Stelle weilen können. Er legte den Arm um ihre Schulter und gemeinsam trappten sie in den Flur, während im Wohnzimmer der Lautstärkepegel enorm anstieg. Ein rockiger Song lockte die Leute von ihren Sitzplätzen weg. Normalerweise hätte Lorcan sich für den heutigen Abend angeschlossen, doch aktuell war ihm überhaupt nicht danach.
 

Stattdessen sah er auf seine beste Freundin herunter und musste blinzeln, als er ihre Stimme vernahm. Keck fragte sie: „Soll ich dir helfen?“ „Wobei?“, er schluckte hart und sofort fing sein Herz an zu rasen. Lorcan zwang sich auf dem Teppich zu bleiben. Sicherlich meinte Molly etwas ganz anderes, als das, was er dachte. Noch bevor er etwas einwerfen konnte, löste sie sich von seinem Arm und zog ihn an seiner Jeanshose näher zu sich. Die Hände in den Jeanstaschen, sorgte sie dafür, dass er einen Schritt vor stolperte, dann stellte sie sich auf Zehnspitzen und weiche Lippen berührten seine.
 

In Lorcan schien augenblicklich ein Feuerwerk zu starten. Ohne darüber nachzudenken, drückte er Molly gegen die Wand des Flures und küsste, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Haltlos und leidenschaftlich. Lorcan schmeckte den Feuerwhisky, den sie getrunken hatte, aber das hatte er auch. Seine Hand grub sich in ihr weiches langes Haar und er schloss die Augen. Jeglichen Gedanken von Reue wies er von sich. Das alles... das wollte er jetzt und auch wenn Molly eventuell nicht Herrin ihrer Sinne war, ein einziges Mal wollte er es ausnutzen. Der Flur war schwach beleuchtet, kaum einer konnte sie beobachten. Seine Lippen brannten als Molly sich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihm löste.
 

Wie viele Lieder waren seit dem sie hier standen gespielt worden? Wie viel Zeit war vergangen? Eine nichtige Frage nach der Nächsten. Kurz schnappten sie beide nach Luft, dann beugte er sich wieder zu ihr runter. Ein neuer Kuss entbrannte. Leichtfertig schlang sie die Arme um seinen Hals und Lorcan hob sie hoch. Die beiden verloren sich in einem Strudel von Leidenschaft. Niemand dachte mehr. Sie handelten ganz so, wie es ihre Gefühle für gut hielte. Während Lorcan vorsichtig voran stolperte und versuchte seinen Kopf nicht vollkommen zu verlieren, kam ihm zum ersten Mal in den Sinn, dass sein Handeln Konsequenzen mit sich tragen könnte. Doch dann brüllte ihn eine innere Stimme an und er ließ Konsequenzen, Konsequenzen sein.
 

Manchmal durfte man unvernünftig sein und wenn nicht jetzt, wann dann?
 

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Der Himmel wurde hell, irgendwo zwitscherten Vögel und noch immer war sein Verstand benommen. Lorcan fühlte sich, als würde er im Nebel stehen. Alles er erschien ihm so unwirklich. Barfuß stolperte er durch den Flur und versuchte sein T-Shirt auf die richtige Seite zu drehen. Dabei versuchte er möglichst elegant über die Leute zu steigen, die sich schlafend im Flur aneinander gekuschelt hatten. Es war still im Ferienhaus der Potters und Lorcan war dankbar dafür, denn sein Kopf brummte. Das Wohnzimmer sah aus wie ein Schlachtfeld, doch darüber würde er sich später sorgen. Schwankend trat er nach draußen und atmete tief die frische Luft ein. Von weiten erkannte er seine drei Kumpels. Fred saß auf der Hollywoodschaukel, während James mit den Kopf in dessen Schoss saß und laut vor sich hin schnarchte. Erst als Fred ihn die Nase zu hielt wurde der Potter wach und gähnte ausgiebig. Louis lag auf dem Gartentisch, ausgestreckt, wie Jesus am Kreuz. Mit einem schwachen Lächeln zog Lorcan sich das Shirt über den Kopf und seine Freunde hielten ihn mit einem ziemlich erbärmlichen Jubel willkommen.
 

„Gut siehst du aus, Lori“, Fred musterte den blauen Hals und reichte ihm die Wasserflasche, die sich immer wieder von selbst füllte. Vollkommen erschöpft von diesem kleinen Gang ließ sich Lorcan in einem Gartenstuhl fallen. Louis setzte sich ganz langsam und vorsichtig auf. Dabei hielt er sich angestrengt den Kopf. Während es nach einem neuen Tag roch, frisch, warm und unverdorben, gaben sie ein Bild der vergangenen Nacht wieder. Lorcan musterte den Potter und sprach: „James, wessen Boxershorts sind das?“ Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass die seines Freundes im Punsch gelandet war und eindeutig nicht mit Besen bedruckt war. Ohne ihn auch nur anzusehen sprach James: „Alter, ich weiß nicht einmal wo ich bin, also überfordere mich nicht.“ Gespielt Mitleidig tätschelte ihm Fred den Kopf und grinste. Lorcan beschlich das Gefühl, der Streichekönig habe eine gewisse Ahnung, doch vorerst sagte er besser nichts. Schließlich schwiegen sie alle und Louis musterte den Schulsprecher ohne Scham. Doch Lorcan hatte nicht vor etwas zu gestehen, weshalb der Blonde fragen musste: „Also, wie dankbar bist du uns? Du siehst aus, als hättest du Spaß gehabt.“
 

Lorcan ließ sich Zeit mit der Antwort. Er betrachtete den hellen Himmel, dann drehte er die Flasche in seinen Händen. „Jungs, es war die geilste Party, die ich je erlebt habe.“ James hob die Fäuste, Fred klatschte und Louis strahlte: „Genau das wollten wir hören. Zum dritten Knutschflecken befragen wir dich ein anderes Mal.“ „Danke.“ Es war wirklich zu gnädig, allerdings vermutete Lorcan, dass seine Freunde nur so anständig schwiegen, weil der Kopf sie zu sehr plagte. Fred schaukelte langsam hin und her, James schnarchte weiter vor sich hin und Louis legte sich wieder auf die Tischplatte. Als auch dieser eingeschlafen war sprach Fred: „Gibt es etwas zu bereuen?“ Lorcan hob überrascht beide Augenbrauen und gestand: „Ich weiß es nicht.“ Obwohl sie keinen ausführlichen Austausch miteinander betrieben, war es ihm, als würde Fred genau wissen wovon er redete. Der Weasley streckte die Beine aus und seufzte tief: „Na ja, wenn es so weit ist, wirst du es wissen, aber bis dahin ist noch Zeit.“
 

Der Scamander lauschte der Unterhaltung der Vögel, grinste über das Schnarchkonzert seiner Freunde und spürte noch immer brennende Lippen auf seinen eigenen. Fred hatte Recht. Es gab später immer noch Zeit, doch jetzt, hier im Augenblick war er so glücklich wie noch nie.

Er war siebzehn, volljährig und hatte die Party seines Lebens hinter sich, fantastische Freunde, siebzehn tolle Küsse erlebt, drei schmerzhafte Knutschflecke auf seinem Hals, die so groß wie Untertassenteller waren und in nicht all zu ferner Zukunft gewiss ein ernsthaftes Gespräch mit Molly vor sich. Doch Lorcan war sich sicher, würde er die Zeit zurückdrehen, dann würde er alles wieder ganz genauso machen. Denn jeder kleine Augenblick mit Molly war es ihm wert gewesen. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
 

Es war der 25. Juli und die Erkenntnis des Tages hieß: Fehler können glücklich machen.

Denn wenn nicht jetzt, wann dann?
 


 

E N D E
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  moonlight_005
2013-01-04T19:07:33+00:00 04.01.2013 20:07
Hey Dahlie,

wirklich ein sehr amüsanter OS. Das Pairing Molly und Lorcan ist mir noch recht neu, aber ich finde es gar nicht so schlecht ;)
Die Party war wirklich atemberaubend und bestimmt nicht langweilig. An Lorcans Stelle wäre mir bei James Aufgaben auch der kalte Schweiß ausgebrochen. Ich frage mich gerade wirklich, ob du diese Ideen aus persönlicher Erfahrung hast. Wenn ja, musst du mich unbedingt mal einladen XDD

Alles Liebe ♥
moony
Von:  _Natsumi_Ann_
2012-12-22T10:09:56+00:00 22.12.2012 11:09
Lorcan bekommt aber viele küsse, der fuchs :D
aber echt mal ne originelle idee!
schade, nur dass man nicht weiß wie es am nexten morgen aussah o_o
ich würde super gerne eine Fortsetzung lesen, ist bestimmt komisch für beide @.@

ach herrlich erfrischend das Paar <3
Von:  karlach
2012-12-16T11:18:37+00:00 16.12.2012 12:18
Also, dann bedanke ich mich hier endlich richtig für dein schönes Geschenk! Liebe Dahlie, danke vielmals für 'S E V E N T E E N', dein Oneshot hat mir ein permanentes Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Wenn sich jemand darauf versteht, es mit Wörtern richtig knallen zu lassen, dann du :)
Ich wusste nie, ob mir Lorcan leid tut oder ob ich mich bloss an seiner Misere erfreuen sollte - ich glaube, meine Beste legt erst im nächsten Sommer mit James-ähnlichem Benehmen los, immerhin darf ich erst dann offiziell zum (Feuer-)Whiskey greifen, aber die Freundschaft zwischen den Vieren ist herrlich ♥ In allen Charakteren, auch wenn sie nur am Rande erwähnt werden, steckt eine gewisse Liebe, selbst Lysander, der sich ja eigentlich ganz feige verdrückt und seinen Zwilling sich selbst überlässt, war mir doch ganz sympathisch.
Herrje, ich habe doch so etwas Tolles gar nicht verdient.
Lass dir auf jeden Fall gedankt sein, ja?

deine absolut glückliche karlach

P.S.: Wie kommt es, dass McGonagall dem Quartett nicht die Rübe abgerissen hat? Immerhin ist der 24. Juli mitten in den Ferien, wenn ich sie wäre, hätte ich die Jungs wahrscheinlich ohne Weiteres mit einem starken Tritt aus meinem Reich befördert xD
Von:  Omama63
2012-12-14T14:16:52+00:00 14.12.2012 15:16
Ein super OS.
Da hat er seine Molly, doch noch bekommen, wenn auch nur für eine Nacht.
Ich hätte ja gerne noch gelesen, was Molly am nächsten Tag zu ihm sagt und ob sie zusammen kommen.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.


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