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Last Ride Of The Day

von

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Erste Anzeichen

Nach diesem lauten und zornigen Ausruf blickte der Keyboarder nun leicht geschockt zu den Anderen, die nicht weniger überrascht wirkten. Die ganze Freude, Tuomas noch vor wenigen Minuten empfand, war mit einem Mal verflogen, als er Johan sah, wie er mit schnellen Schritten auf ihn und Anette zukam. Und anscheinend hatte er die Geste von Anette eben komplett falsch verstanden. Instinktiv ging der Keyboarder einige Schritte vor Anette, die immer noch komplett perplex da stand, doch anscheinend wurde dies ebenfalls falsch verstanden. Johans Blick ihm gegenüber wurde noch wütender. „Zur Seite, Holopainen!“, fuhr er den Keyboarder wütend an. „Beruhig dich erst einmal“, begann der Keyboarder, doch dann wollte Johan ihn zur Seite schieben und dies schien Anette aus ihrer Starre zu befreien. Bevor sich die Schwarzhaarige jedoch an Johan wandte, sah sie noch einmal zu Tuomas. „Schon gut“, meinte sie und ging nun wieder vor ihm, nur um Johan besser im Blick zu halten. „Was willst du hier?“, fragte sie nach und klang zur Überraschung des Keyboarders sogar richtig ernst.
 

„Eigentlich wollte ich nochmal mit dir reden, aber wie ich sehe bist du ja sehr schnell über alles hinweg gekommen“, fing der Bassist von Pain an. Anette schienen diese Worte regelrecht wütend zu werden und nun wusste der Keyboarder nicht ganz, ob es richtig war, hier zu bleiben oder ob die Zwei das nicht lieber unter sich ausmachen sollten. Doch in dem Moment, als er sich leise entfernen wollte, schien Anette ihn leicht flehend anzusehen, als ob sie unbedingt wollte, dass er dabei bliebt, doch wäre es nach Johan gegangen, hätte Tuomas sich irgendwo verkriechen sollen. Der Keyboarder kannte sie beide lange genug um dies zu erkennen. Dennoch blieb er Anette zu liebe doch da, irgendwie wollte er sie nicht alleine lassen.
 

„Reden?!“, fing sie an und funkelte Johan zornig an.

„Worüber sollen wir Bitte reden, Johan? Ich dachte, wir hätten alles geklärt!“

„Das haben wir, aber ich habe gehofft, dass du in der Zeit wo du alleine bist, nochmal in Ruhe über alles nachdenkst.“

„Wenn du meine Wünsche akzeptieren würdest, hätte ich vielleicht nochmal nachgedacht, aber ich weiß, dass du das niemals tun wirst!“

„Weil du die Mutter deiner Kinder bist, Anette! Du solltest mehr Zeit mit ihnen verbringen, anstatt Urlaub mit der Band zu machen.“

„Lass das aus dem Spiel, das hat hiermit nichts zu tun!“

„Hat es sehr wohl, die Kinder brauchen ihre Mutter!“

„Du weißt, dass ich immer für die Kinder da bin und dass ich den Urlaub sofort abbrechen würde, wenn es ihnen nicht gut geht, außerdem warst du damit einverstanden!“

„Ja, bevor ich gerade eben gesehen habe, dass es dir wohl nur um EINE Person aus der Band geht.“
 

Johans Blicke sprachen mehr als tausend Worte, als er so zornig zu Tuomas schaute. Doch ehe der Keyboarder etwas zu seiner Verteidigung sagen konnte, übernahm Anette wieder das Wort. Sie schien noch wütender zu sein, als sie es vor wenigen Sekunden schon war.
 

„Da haben wir es wieder, wie ich es immer sage!“, rief sie zornig aus. Johan schien Anette leicht verwirrt zu mustern, bis die Schwedin fort fuhr.

„Du siehst nur das, was du willst! Wie es wirklich ist, interessiert dich gar nicht!“

„Was gibt es da anderes zu verstehen? Es war doch eindeutig!“

„Weißt du was? Lass es ganz einfach sein, es hat keinen Sinn, mit dir zu diskutieren! Ich weiß, wie es wirklich war, aber wenn der Herr nicht zuhören will, kann ich auch nichts ändern! Aber was anderes habe ich ja auch nicht erwartet, so warst du schon immer!“

„Siehst du? Du streitest es nicht einmal ab!“

„Du bist eh zu stur, um etwas anderes zu glauben. Hauptsache, es geht immer alles nach deinem Willen. Aber du wusstest von Anfang an von meinen Träumen und meinen Zielen und du wolltest mir sogar helfen! Was ist draus geworden? Du willst weder, dass ich auf Tournee gehe noch dass ich einfach mal das mache, was ich für richtig halte!“

„Weil du dabei bist, den falschen Weg einzuschlagen!“

„Und woher willst gerade du das wissen?“

„Weil ich ihn kenne!“, fauchte Johan und blickte nun zu dem Keyboarder.

„Wie lange wird sie wohl bleiben? Oder wirst du sie abservieren, sobald sie sich für jemand Anderen interessiert? Wirst du sie aus der Band schmeißen, genau wie Tarja?“

Es war Johan gerade ziemlich egal, dass er bei Tuomas einen wunden Punkt getroffen haben musste, es tat ihm einfach nur gut, seiner Wut freien Lauf zu lassen.
 

„Das war zu viel!“, knurrte Marco und wollte sich nun zu den Streitenden begeben, doch Emppu konnte ihn gerade noch davon abhalten, indem er den Bassisten an der Schulter fest hielt.

„Wir sollten uns da nicht einmischen!“, meinte Emppu ernst. Natürlich fiel es dem kleinen Wirbelwind auch schwer, einfach hier stehen zu bleiben und sich alles mit anzuhören, da sie sich nicht gerade leise unterhielten, denn er hatte es nicht geschafft, den Bassisten dazu zu bringen, genau wie Riandra in die Pension zurück zu gehen. Dies war eine Sache zwischen Anette und Johan, doch anscheinend hatte Marco genau so etwas befürchtet.

„Du weißt, wie Tuomas auf dieses Thema immer reagiert!“, erwiderte Marco. Der Bassist kannte seinen besten Freund lange genug, er würde sich wieder tagelang in seinem Zimmer verkriechen und niemanden an sich heran lassen, vor allem wenn es ihn so eiskalt erwischt hatte.

„Wenn wir uns jetzt einmischen, wird es für Anette nur noch schlimmer!“, gab der Gitarrist zu bedenken. Marco schien eine Weile hin und her zu überlegen und doch konnte er nicht anders, als Emppu Recht zu geben. Als er damals den Stress mit Manki hatte, wollte er auch nicht, dass sich Jemand von den anderen da einmischte, aber trotzdem. Schließlich seufzte Marco, blieb dann aber stehen.

„Na gut. Aber noch ein falsches Wort von Johan, und ich garantiere für nichts!“, warnte der Bassist. Emppu nickte daraufhin und hoffte, ehe es so weit kam, hatten sich alle wieder beruhigt. Zu allem Überfluss fing es nun auch an, windig zu werden, zudem zogen sich Wolken am Himmel zusammen, so dass es wenige Sekunden später auch noch anfing, zu regnen. Erst wenig, dann immer mehr.

„Auch das noch“, kam es knurrend von Marco.
 

„Es gibt keinen Grund, dass ich Anette je aus der Band nehmen sollte“, erwiderte der Keyboarder auf Johans Anschuldigung. Der Regen, der in der Zwischenzeit aufgekommen ist, störte ihn recht wenig. „Zwischen uns läuft nichts, falls du das denkst.“ Zu seiner eigenen Überraschung klang Tuomas Stimme zwar fest, aber auch eisig. Er wollte Johan nicht zeigen, wie sehr ihm diese Worte zugesetzt hatten.

Johan jedoch winkte nur ab.

„Ach hör doch auf, und warum warst du dann mit ihr alleine unterwegs?“, fragte der Bassist, jedoch mit einem spöttischen Unterton.

„Ganz einfach, weil ich sie aufmuntern wollte!“

„Wer soll dir das glauben? Warum solltest ausgerechnet du Anette aufmuntern wollen?“

„Weil mir der Zusammenhalt wichtig ist! Nicht nur als Band, sondern auch der Zusammenhalt als Freunde!“

Johan lachte kurz kalt auf. „Das hat ja bis jetzt super geklappt!“, spottete er.

„Hör auf!“, kam es nun von Anette, die nun zwischen den Beiden gegangen war. Johan funkelte Anette nun an. Er schwieg einen Moment, ehe er wieder fort fuhr.

„Du hast dich also eindeutig für ihn entschieden?“, fragte Johan und er klang dabei sogar sehr ruhig.

„Glaub was du willst. Aber ich habe mich für die Band entschieden, denn sie helfen mir, meine Träume zu verwirklichen.“

Für einen Moment blickten sich beide in die Augen und schienen sich stumm zu verständigen.

„Dann war die Scheidung damals also richtig. Wie gesagt ich hatte gehofft, dass du nochmal über alles nachdenkst, wenn du deine Ruhe hast. Mach du nur deinen Urlaub, ich werde die paar Wochen auf die Kinder aufpassen, dann sieh selbst zu, wie du mit deiner Karriere und deinen Kindern alleine fertig wirst!“

Nach diesen Worten ging Johan wieder zu seinem Auto und öffnete es. Nachdem er den Blumenstrauß, den er eigentlich für Anette mitgebracht hatte, wütend auf dem Boden geschmissen hatte, setzte er sich in das Auto rein, knallte geräuschvoll die Tür zu und fuhr los.
 

Tuomas blickte Johan nur leicht fassungslos hinterher. Mit so einem Ausgang des heutigen Tages hatte er garantiert nicht gerechnet. Es war zwar aufgegangen, dass Anette tatsächlich den Tag über glücklicher wirkte, aber was war nun? Der Keyboarder blickte besorgt zu Anette, die bis jetzt kein Wort mehr gesagt hatte. Langsam ergab das alles einen Sinn, weshalb Anette sich verändert hatte, weshalb sie traurig und betrübt wirkte.

Nach dieser Aktion eben wurde ihm klar, dies war bei Weitem nicht die erste Auseinandersetzung, die die Beiden in letzter Zeit hatten. Vor allem hatte ihn Johans Satz geschockt, dass die Scheidung damals richtig war. Damals, und nicht erst vor kurzem. Wie lange trug Anette diese Bürde nun schon mit sich herum? Warum hatte sie sich ihnen nicht anvertraut? Und warum hatte keiner von ihnen schon eher etwas bemerkt?

Der Keyboarder blickte nun zu der Sängerin, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Er wollte irgendwas Aufmunterndes sagen, sie wissen lassen, dass sie nicht alleine ist, dass er für sie da ist. Nicht nur er, die anderen alle auch, davon ging der Keyboarder gerade einfach aus. Doch egal wie sehr er auch überlegte, er fand einfach nicht die passenden Worte.

Vielleicht lag es auch gerade daran, dass seine Gefühlswelt gerade selbst mal wieder verrückt spielte. Doch der Keyboarder schob seine eigenen Probleme nun erst mal weit beiseite. Immerhin ging es gerade um Anette und nicht um ihn. Er stellte sich nun neben Anette und legte ihr seine Hand auf ihre Schulter. Die Schwarzhaarige jedoch schien gerade ganz weit weg mit ihren Gedanken zu sein, denn sie reagierte nicht darauf. In der Zwischenzeit hatte der Wind zwar abgenommen, aber es regnete noch immer in Strömen, doch das störte Tuomas nicht wirklich, denn das trübe und graue Wetter gab gerade nur seine eigenen Gefühle wider. „Es tut mir leid“, hörte er Anette nach einer Weile sagen.

Er blickte leicht verwundert zu ihr. „Was meinst du?“, fragte der Keyboarder nach. „Ich wollte dich da nicht mit hinein ziehen, ich wusste nicht, dass er hier sein würde“, meinte sie dann. „Lass ihn doch sehen, was er sehen will“, startete Tuomas den Versuch, Anette etwas aufzumuntern, anscheinend ohne Erfolg. „Hmh…“, machte die Schwedin nur. Danach drehte sie sich um und kehrte in die Pension zurück und ließ Tuomas ohne ein weiteres Wort im Regen stehen.
 

Marco sah, wie Anette ihnen nun entgegen kam, doch weder er und Emppu sprachen sie auf das gerade eben Geschehene an. Sie Beide wussten, wenn Anette reden wollte, würde sie es von alleine tun. Der Bassist blickte nun leicht besorgt zu seinem besten Freund, der immer noch reglos da stand. Ihm gefiel das nicht und auch wenn er wusste, wie stur der Keyboarder sein konnte, musste er mit ihm sprechen. Es würde ihm nämlich gar nichts bringen, wenn Tuomas sich wieder verkriechen würde, das wollte der Bassist unbedingt vermeiden. So wandte er sich noch einmal zu Emppu, der leicht unschlüssig da stand.

„Ich werde mit ihm reden, bevor er sich mal wieder Tage lang in sein Zimmer verkriechen wird“, meinte der Bassist, woraufhin Emppu nickte und sich nach drinnen verzog. Marco ging nun zu dem Keyboarder hin und klopfte ihm mit seiner Hand leicht auf die Schulter. „Hey“, meinte der Bassist. Tuomas schien in für einen Moment leicht verwirrt zu mustern, anscheinend war er gerade in seinen Gedanken vertieft. „Alles in Ordnung?“, wagte Marco einen neuen Versuch. Tuomas schwieg jedoch noch eine ganze Weile, so dass Marco den Keyboarder gerade ein drittes Mal aus dessen Gedanken holen wollte, doch zu seiner Überraschung fing Tuomas von selbst an, zu reden. „Hast du es gewusst?“, fragte er.

Marco konnte sich denken, was sein bester Freund meinte und dennoch verwunderte es ihn. Sie alle machten sich wohl gerade Sorgen um die Sängerin, aber Tuomas schien sich die meisten Sorgen zu machen, das war dem Bassisten schon vor einer ganzen Weile aufgefallen. Er hatte bereits auch eine Vermutung, woran das liegen könnte, doch er würde den Keyboarder erst darauf ansprechen, sobald er sich ganz sicher war. So schüttelte Marco nun den Kopf.

„Ich glaube, es hat niemand von uns gewusst“, vermutete er dann, woraufhin Tuomas leicht nickte.

„Warum hat sie uns nie etwas darüber erzählt?“, fragte er dann. Marco schwieg eine Weile, auch darüber hatte er eine Vermutung, aber diese konnte er wenigstens seinem besten Freund anvertrauen.

„Jeder wird mit so einer Situation anders fertig.“ Er wusste es, denn er sprach aus Erfahrung.

Nun herrschte wieder Stille und auch der Regen hatte etwas abgenommen.
 

„Wir sollten rein gehen, ich habe keine Lust, mir im Urlaub eine Erkältung einzufangen“, scherzte der Bassist leicht, um die Stimmung etwas erträglicher zu machen. Tuomas grinste daraufhin tatsächlich etwas.

„Du hast recht“, gab er zu. Doch gerade, als sie zur Pension gehen wollten, fiel dem Keyboarder noch was ein und blieb nochmal stehen. Marco warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Wir haben die Einkäufe im Auto vergessen“, erklärte der Keyboarder und eilte zum Auto zurück.

Marco folgte seinem besten Freund und es hatte ihm leicht die Sprache verschlagen, als Tuomas sage und schreibe fünf volle Einkaufstüten aus dem Auto holte und es wieder abschloss.

„Eigentlich sollte mich das bei Anette nicht mehr wundern“, grummelte er leicht und nahm dem Songwriter zwei Tüten ab, damit Tuomas nicht alles tragen musste.

„Es gehört nicht alles Anette, eine davon gehört mir“, gab der Keyboarder angesichts Marcos verdutzter Miene grinsend zu.

„Hat sie dich jetzt auch noch angesteckt?“ Das hätte Marco nie im Leben gedacht.

„Nein, mach dir da mal keine Sorgen“, wehrte sich Tuomas. Er würde nie verstehen, weshalb Frauen so gerne shoppen gingen.
 

Bevor Tuomas jedoch Anettes Zimmer aufsuchen würde, zog er sich noch einmal in sein eigenes Zimmer zurück, um sich abzutrocknen und sich neue Sachen anzuziehen. Immerhin hatte Marco recht gehabt, er wollte auch nicht unbedingt krank werden. Nachdem er sich nun umgezogen hatte, schnappte er sich die Einkaufstüten und ging zu Anettes Zimmer, welches seinem genau gegenüber lag, und klopfte an. Es dauerte einen Moment, ehe ihm die Tür von Anette aufgemacht wurde. Sie versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr sie der Streit mitgenommen hatte. Dies hatte der Keyboarder an der Tatsache gemerkt, dass sie ihn anlächeln wollte, jedoch gelang es ihr nicht ganz.

Außerdem sah Tuomas an ihren roten Augen, dass Anette vor wenigen Minuten noch geweint haben musste. Innerlich seufzte er und wünschte sich einmal mehr, dass er der Schwarzhaarigen irgendwie helfen konnte. „Tuomas, was gibt es?“, fragte sie dann. „Die Einkaufstüten, sie waren noch im Auto“, erklärte er und zeigte sein für ihn übliches Grinsen. Anette musterte ihn für einen Moment verwirrt, dann schien es ihr wieder einzufallen. „Oh, die hab ich ganz vergessen, komm rein!“, meinte Anette und lächelte dabei leicht verlegen. Tuomas betrat nun das Zimmer, wo Anette ihm die Tüten abnahm und ihre Tür wieder schloss.
 

Die Schwarzhaarige brauchte nun einige Minuten, um ihre neuen Errungenschaften zu verstauen, die der Keyboarder nutzte, um sich ein wenig in dem Zimmer umzusehen. Viel Neues gab es jedoch nicht, denn es war fast genauso eingerichtet wie sein Zimmer gegenüber, bis sein Blick auf Anettes Bett fiel und sich ihm näherte. Auf dem Bett lag ein Foto, welches drei Personen zeigte. Eine davon war seine Sängerin und die anderen Beiden waren ihre beiden Kinder, der ältere Seth und der jüngere Nemo, welchen Anette auf ihre Arme trug. Sie alle Drei blickten lächelnd nach vorne.

Tuomas fiel dabei auf, dass Johan hier schon nicht mehr auf dem Foto war. Oder hatte er die Drei fotografiert? „Ein schönes Foto, nicht wahr?“, fragte Anette, die neben ihm getreten war, was der Keyboarder gar nicht mit bekommen hatte. Tuomas nickte nur leicht, während Anette das Foto in die Hände nahm und sich aufs Bett setzte. Ihr Blick alleine sagte dem Keyboarder, dass er sich auch ruhig setzten konnte und so kam Tuomas der Aufforderung entgegen und nahm neben Anette Platz. Er schwieg einen Moment und beobachtete Anette schweigend dabei, wie sie das Foto musterte. „Du vermisst sie, oder?“, fragte er dann zögernd. Anette brauchte nichts zu sagen, er bemerkte schon, dass er richtig gelegen hatte, als eine einzelne Träne an Anettes Wangen runter lief.

„Johan und ich haben uns vor zwei Monaten scheiden lassen. Wir waren noch auf Tournee, das hat mich abgelenkt, aber nun... Er stand mir die meiste Zeit immer nur im Weg. Er war von Anfang an dagegen, dass ich mit euch so lange weg sein würde, er hat meine Wünsche nie akzeptiert. Dennoch habe ich ihn geliebt. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass er sich immer weiter gegen meine Wünsche gestellt hat. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich nur noch Mutter sein sollen, ich hätte niemals an meine Wünsche und Träume weiter arbeiten sollen. Wir haben uns immer mehr gestritten, so dass es am Ende keinen anderen Weg gibt. Mit der Scheidung komme ich zurecht, aber wenn ich an die Kinder denke, wünschte ich mir immer, dass sie hier bei mir wären.“

Während Anette dies sagte, wurde ihre Stimme immer brüchiger und sie fing auch an, leise zu schluchzen. In diesem Moment wirkte die sonst so starke Sängerin schwach und verletzlich. Ohne zu zögern legte der Keyboarder seine Arme um die Sängerin und drückte sie leicht an sich. Für einen Moment schien Anette sich leicht zu versteifen, doch dann gab sie doch nach. Tuomas sah, wie Anette ihre Arme um ihn legte und sich an ihn drückte. Kurz danach ließ sie ihren Tränen freien Lauf und der Keyboarder streichelte ihr sanft über dem Rücken und ließ zu, dass sie sich ausweinte. „Wir holen sie irgendwie hier her, das verspreche ich dir“, meinte der Keyboarder ernst. Er hoffte nur, dass er sein Versprechen auch wirklich halten konnte.
 

Jukka und Satu waren gerade auf dem kleinen Balkon, der an ihrem Zimmer angrenzte. Die Kinder schliefen schon lange, jedoch ließen die Eltern die Balkontür leicht geöffnet, so dass sie es mit bekommen würden, wenn eins von ihnen munter werden würde. Der Drummer hatte sich hinter Satu gestellt und sie an sich gedrückt. Satu hatte sich an ihn gekuschelt und genoss die Nähe zu ihrem Mann vollkommen. „Es ist lange her, seit wir Zeit für uns hatten, nicht wahr?“, fragte sie. „Ja, das stimmt. Bist du noch sauer deshalb?“, fragte er nach, doch Satu schüttelte den Kopf. „Ich habe überreagiert, das tut mir leid“, entschuldigte sie sich, Jukkas Gefühl nach mindestens zum hundertsten Mal am heutigen Tag.

Doch er hatte Satu schon nach ihrer ersten Entschuldigung vergeben. „Du weißt, dass ich dir schon längst vergeben habe“, erklärte der Drummer sanft. „Hmh…“, kam es von Satu. Wieder schwiegen sie eine Weile, in der Jukka mit bekam, dass Satu noch irgendwas anderes beschäftigte. Er hatte den ganzen Tag schon versucht, mit ihr darüber zu reden, doch hatte sie immer abgeblockt, wenn er wieder damit angefangen hatte, doch dieses Mal würde er nicht klein beigeben. „Satu“, meinte er sanft, aber bestimmt. Satu schien dieser Ton leicht zu wundern, denn sie befreite sich etwas aus der Umarmung ihres Mannes und blickte ihn nun etwas fragend an. „Was denn?“, fragte sie nach. „Du verheimlichst doch etwas vor mir, nicht wahr? Bitte leugne es nicht länger, ich sehe es dir an.“
 

Jukka wirkte nach diesen Worten ernster, als man es von ihm erwartet hätte, doch er wollte nicht, dass es zwischen ihnen Geheimnisse gab. Satu schwieg eine ganze Weile und schien genau zu überlegen, ob sie sich ihrem Mann anvertrauen sollte oder nicht. Dann jedoch seufzte sie, legte ihre Arme um ihn und drückte sich an ihn. „Es tut mir leid“, meinte sie und blickte ihn an. Den Drummer hatte es überrascht, dass ihre Augen etwas glänzten, als würde sie mit den Tränen kämpfen müssen. „Ich musste dich heute unbedingt sehen, deshalb bin ich heute mit den Kindern hier her gekommen.“ Jukka blickte seine Frau nun etwas verwirrt an. Was meinte sie denn nun damit? „Satu, ist etwas passiert?“ Seine Frau zögerte kurz, ehe sie wieder fort fuhr. „Ich habe seit ein paar Tagen ein merkwürdiges Gefühl, was immer stärker wird. Irgendwas sagt mir, dass du schon sehr bald sehr weit weg gehen und nicht mehr zu uns zurückkommen wirst“, öffnete sie sich dann endlich. Jukka schwieg für einen Moment, lächelte seine Frau dann jedoch sanft an.

„Warum sollte ich dich und die Kleinen denn verlassen? Dafür gibt es doch keinen Grund, ihr seid mein ein und alles“, erklärte er. Satu schienen diese Worte etwas zu beruhigen, dennoch erkannte er leichte Unsicherheiten bei ihr. Jukka seufzte leicht, blickte seine Frau dann jedoch wieder an. „Ich liebe dich und die Kleinen mehr als alles andere auf der Welt. Ich würde euch niemals im Stich lassen“, fügte er nun ernst hinzu. Wie kam Satu nur auf solche Ideen? Sie hatten ein wenig Stress in letzter Zeit gehabt, das musste der Drummer zugeben, aber wegen so was würde er seine Familie doch niemals verlassen und Satu wusste das eigentlich ganz genau. Seine Frau schwieg einen Moment und musterte ihn, als ob sie sicher gehen wollte, dass er die Wahrheit sagte, bis sie dann schließlich nickte. „Du hast recht, wie Dumm von mir“, gab sie schwach lächelnd hinzu. Sie blickten sich nun eine Zeit lang wortlos in die Augen des jeweils anderen, bis sie sich immer näher kamen und ihre Lippen sich schließlich berührten.
 

Tuomas war noch sehr lange bei Anette, bis sie sich beruhigt hatte und eingeschlafen war. Danach kehrte der Keyboarder in seinem Zimmer zurück. Irgendwie war er doch etwas erschöpft, nun, vielleicht lag das an dem ganzen heutigen Tag. Er brauchte unbedingt Schlaf, doch bevor er seiner Müdigkeit nachgab, blickte er noch einmal hinaus. Der Regen schien sich verzogen zu haben, denn er hörte das Plätschern des Regens nicht mehr. Dennoch musste der Keyboarder seufzen. Irgendwie war der Tag heute doch anstrengend gewesen, auch wenn er schön angefangen hatte. Tuomas legte sich nun in sein Bett und es dauerte nicht lange, bis er tatsächlich einschlief.

Nur wenige Sekunden, nachdem der Keyboarder dem Schlaf nachgegeben hatte, schlug dieser wieder die Augen auf und blickte sich leicht verwirrt um. Nun gut, richtig umsehen konnte er sich nicht, denn wo immer er auch hinsah, war Dunkelheit um ihn, als hätte sie ihn eingehüllt. Während er umher lief, bemerkte er jedoch festen Untergrund unter seinen Füßen. Irgendwie beängstigte ihn diese Dunkelheit, die so… unnatürlich wirkte. Irgendwas stimmte hier nicht, so dass der Keyboarder anfing, herum zu laufen, was er sich jedoch hätte sparen können. Überall sah es gleich aus und er fragte sich wirklich, wo er hier gelandet war. Gab es so einen Ort wie diesen hier überhaupt? Und wo war er eigentlich gelandet und war er hier alleine? Diese ganzen Fragen schossen dem Keyboarder gerade durch den Kopf, bis er dachte, ein Geräusch gehört zu haben. „Wer ist da?“, rief er laut. „Tuomas…“ Er zuckte leicht zusammen, als er hörte, wie Jemand nach ihm rief. Er kannte diese Stimme irgendwo her. Sie klang freundlich, als würde sie ihm helfen wollen. „Wo bist du?“, fragte der Songwriter nach. „Folge dem Licht der Dunkelheit“, meinte die Stimme sanft, woraufhin sich Tuomas nur verwirrt umblickte. Dem Licht… der Dunkelheit? Was sollte das nun schon wieder sein? Doch kaum hatte er sich das gefragt, sah er in einiger Entfernung vor sich etwas aufleuchten. War dieses… Leuchten gemeint? Zögernd folgte er diesem Etwas, bis er kurz davor war.
 

Vom nahen sah es aus wie eine kleine, weiß leuchtende Kugel und als er sie berühren wollte, breitete sie sich auf einmal aus, sie umhüllte den Keyboarder wie eine Art Barriere und sie wurde immer größer, bis genau vor ihm eine Frau wie aus dem Nichts erschien. Tuomas hatte sich leicht erschrocken und ging einige Schritte zurück. Er kannte diese Frau! Diese mandelförmigen Augen, die langen, silbernen Haare und dazu diese merkwürdige Rüstung…

Es war ganz eindeutig jene Frau, die er vor einigen Tagen im Wald begegnet war. Das Herz des Keyboarders begann wie wild zu schlagen. Ein Teil in ihm hatte gehofft, dass er sich jene Begegnung nur eingebildet hatte aber nun war er sich nicht mehr ganz so sicher. Das Auftauchen jener Frau warf in dem Keyboarder einige neue Fragen auf. Warum erschien sie ihm so plötzlich? Und warum wollte sie sich anscheinend nur ihm und nicht den Anderen zeigen? Was wollte sie von ihm? Genau diese letzte Frage wollte er gerade stellen, als die Frau einen Schritt auf ihn zuging und ihn sanft anlächelte. „Warum hast du Angst vor mir?“, fragte sie. Tuomas blickte sie einen Moment völlig verdutzt an. Konnte sie Gedanken lesen? Sie kicherte kurz, angesichts seiner verdutzten Miene.
 

„Du kannst mir vertrauen, ich will dir nichts Böses“, meinte sie dann.

Tuomas zögerte einen Moment. „Wer bist du?“, schoss es dann aus ihm heraus.

Die Frau schwieg kurz, lächelte jedoch weiterhin.

„Genau dasselbe könnte ich dich fragen.“

„Du weißt, wer ich bin.“

„Bist du dir da sicher?“

„Du kennst meinen Namen, außerdem stehst du mir gerade schon zum zweiten Mal gegenüber!“, bemerkte der Keyboarder.

„Es stimmt, ich kenne deinen Namen. Aber reicht das aus? Reicht ein Name wirklich aus, um sagen zu können, wer man wirklich ist?“

„Ich weiß ja nicht mal deinen Namen, also kann ich die Frage nicht beantworten“, konterte der Keyboarder. Sie sprach in Rätseln, das war etwas, was er noch nie leiden konnte.

Die Frau blickte Tuomas einen Moment erstaunt an, lachte dann jedoch leicht.

„Du bist clever“, meinte sie. „Willst du mir nicht endlich sagen, wer du bist und was du von mir willst?“, fragte Tuomas dann schließlich. Er wusste immer noch nicht, was er von all dem halten sollte. „Wenn wir uns das nächste Mal treffen, werde ich mich dir vorstellen, das verspreche ich dir“, erwiderte sie schließlich. Tuomas wirkte nicht gerade begeistert. „Es wird also ein nächstes Treffen geben? Was soll dann all das hier? Und wo sind wir hier überhaupt?“, fragte er erneut. Die Silberhaarige schien leicht zu schmunzeln. „So viele Fragen und doch kann ich dir nur eine beantworten. Ich bin hier, um dir zu helfen. Dir liegt etwas auf dem Herzen, nicht wahr?“ Tuomas schwieg einen Moment.
 

Es stimmte, sie hatte Recht. Er würde alles dafür geben, dass Anette mit ihren Kindern wieder vereint sein würde. Doch das konnte sie doch nicht wirklich meinen, oder? Die Frau schien jedoch zu ahnen, dass es wirklich etwas gab. „Du musst dich mir nicht öffnen, wichtig ist, dass du selbst daran glaubst.“ Danach streckte sie ihre Hände aus. „Halt sie fest“, forderte sie dann sanft auf. Tuomas zögerte einen Moment, doch etwas in ihm sagte dem Keyboarder, er könne der fremden Frau vertrauen. So streckte er nun ebenfalls seine Hände raus und berührte ihre. Ihre Hände strömten eine angenehme Wärme aus, die sich in seinem ganzen Körper auszubreiten schien.

„Schließ deine Augen. Und jetzt denk nochmal ganz fest daran!“, flüsterte sie. Der Keyboarder wusste nicht, warum er ihrer Aufforderungen nachkam, dennoch tat er es. Er schloss die Augen und stellte sich vor, dass Anette ihre Kinder glücklich in die Arme schloss. Er verweilte einen Moment so und genoss diese Wärme, die ihn gerade durchströmte. So etwas Angenehmes hatte er noch nie in seinem Leben gespürt. Nur ganz langsam öffnete er nach einer Weile die Augen. Er wollte die Frau anlächeln, jedoch schaute er sie verwundert an. Sie schien sich aufzulösen. „Die Verbindung bricht ab“, bedauerte sie. „Verbindung?“, fragte er. Die Frau blickte ihn wieder an. „Du wirst es bald verstehen. Ich gebe dir noch einen Rat mit. Mache dir keine falschen Hoffnungen und höre auf die, die dir wichtig sind“, meinte sie ernst. Diese Worte verwirrten den Keyboarder noch mehr, doch noch ehe er nachfragen konnte, war die Silberhaarige verschwunden. Das Licht, was ihn umhüllt hatte, blieb noch da, jedoch wurde es nun immer heller und heller, bis es ihn so sehr blendete, dass er seine Augen schloss. Als Tuomas das nächste Mal seine Augen öffnete, stutzte er. Er lag wieder in seinem Bett!
 

Er richtete sich leicht auf und schaute sich um. Als er aus dem Fenster blickte, bemerkte er, dass es draußen hell war und ein Blick auf dem Wecker sagte ihm, dass es 10 Uhr war. Er konnte nicht anders, als zu seufzen und sein Gesicht in seine Hände zu verbergen. Der Songwriter brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ihm da passiert ist. Erst war da diese unnatürliche Dunkelheit, dann das Licht und diese Frau, die wer weiß was von ihm wollte. Und nun lag er hier in seinem Bett. War das am Ende nur ein Traum? Aber es kam ihm so verdammt real vor. Außerdem war diese Frau ihm schon einmal in dem Wald erschienen, also konnte das doch kein Traum gewesen sein, oder? Aber warum lag er denn nun in seinem Bett? Er hatte nicht bemerkt, wie jemand seine Tür öffnete und herein trat. „Das kann doch alles nicht sein, langsam dreh ich wohl durch“, murmelte er leise vor sich hin.

„Warum, weil du so lange schläfst?“ Tuomas zuckte leicht zusammen und schaute zur Tür, wo sein bester Freund stand und ihn leicht belustigt musterte. „Marco, was gibt’s?“, fragte der Keyboarder erstaunt nach. „Ich dachte nur, dich wird’s interessieren, dass es Frühstück gibt, wir haben auf dich gewartet“, meinte der Bassist und blickte Tuomas an, der inzwischen seine Hände vom Gesicht getan hatte. „Danke, ich bin gleich soweit“, antwortete Tuomas und stand auf. Jedoch bemerkte er, dass Marco ihn immer noch beobachtete. „Du siehst furchtbar aus“, bemerkte er. „Hab nicht gut geschlafen. Nach nem Kaffee von Ria wird’s mir besser gehen“, meinte er nur. Oh nein, er würde dem Bassisten von dieser merkwürdigen Nacht nichts erzählen. Marco murmelte jedoch als Antwort nur irgendwas in seinem Bart hinein und Tuomas seufzte. „Du kannst sie immer noch nicht leiden, was?“, fragte er nach und Marcos Schweigen war für ihn Antwort genug. „Versuch wenigstens, sie besser kennen zu lernen“, bat Tuomas. Ihm gefiel es nicht, dass sich sein bester Freund und seine beste Freundin nicht gut verstanden. „Ich denk nicht dran“, begann er brummig. „Sie hat irgendwas merkwürdiges an sich, ich vertraue ihr einfach nicht“, gab er dann zu. Tuomas seufzte daraufhin. „Seit wann bist du so stur?“ Marco jedoch grummelte nur und verzog sich dann nach draußen, damit Tuomas sich in Ruhe umziehen konnte.
 

Keine zehn Minuten später ging der Keyboarder frisch umgezogen in den Frühstücksraum, indem es heute Lauter war, als sonst. Dort angekommen, begrüßte er die Anderen. Ja, natürlich war es lauter, als am Vortag, denn immerhin waren nun zusätzlich Jukkas Frau, sowie seine Kinder da. Die Kinder saßen in der Mitte ihrer Eltern, bis auf der jüngsten, die Jukka wieder trug. „Tuomas!“, wurde er begrüßt und ehe er sich versah, kam ein weiterer Junge auf ihn zu. Hätte der Keyboarder seine Gefühle nicht so gut unter Kontrolle gehabt, wäre ihm wohl der Mund aufgeklappt, so sah er den kleinen Jungen nur erstaunt an. Handelte es sich wirklich um Anettes ältesten Sohn, Seth?

Oder spielte ihm seine Fantasie nur einen Streich? „Seth? Wie kommst du denn hier her?“, fragte er und der Kleine begann aufgeregt, zu erzählen: „Ich bin heute Nacht aufgewacht und ein merkwürdiges Licht hat mich umhüllt und mich hier her gebracht, bei Nemo war es genau so!“ Nach diesen Worten wurde Tuomas schlecht, dennoch blickte er auf. War das, was ihm heute Nacht passiert war, doch kein Traum? Sein Verdacht schien sich zu bestätigen, als Anette auf ihm zu kam und den kleinen Nemo auf ihren Armen trug. „Tuomas, ist das nicht unglaublich? Ria kam heute früh zu mir ins Zimmer und hat mir gesagt, dass vor der Pension zwei Kinder waren, die zu mir wollten!“, erklärte sie mit leuchtenden Augen.

Die ganze Trauer am Vortag schien verschwunden zu sein. Der Keyboarder blickte jedoch zu Ria, die den anderen Kaffee eingoss. Nachdem sie damit fertig war, schaute sie zu Tuomas. „Genau so war es. Seth hat mir dieselbe Geschichte erzählt und allen anderen auch“, meinte sie schmunzelnd. „Ich könnte wetten, Johan hat es nicht länger mit ihnen ausgehalten und hat sie hier her gebracht. Seth sollte das aber nicht sagen und hat sich diese Geschichte ausgedacht. Ist das nicht toll?“, erklärte Anette nun voller Freude, wie man es von ihr gewohnt war.

Jedoch schien sie Tuomas dann besorgt zu mustern, da dieser etwas blass geworden ist. „Tuomas, alles in Ordnung?“, fragte sie nach. Tuomas konnte das alles einfach nicht fassen! Seine Gedanken spielten gerade komplett verrückt und sein Herz schlug wieder wie verrückt. Aber vielleicht war das auch wirklich nur ein dummer Zufall und es ist, wie Anette es gesagt hatte? Natürlich, es konnte auch gar nicht anders sein. Was hatte denn schon sein Traum mit den Kindern zu tun? „Ja, es ist alles in Ordnung, ich brauche nur einen starken Kaffee, dann bin ich munter“, meinte der Keyboarder grinsend und setzte sich zu den Anderen, genau in dem Moment, als Rias Handy klingelte. „Oh, Vater, was gibt’s?“, fragte sie. „Neue Gäste? Wen?“ Nachdem Tuomas sich gesetzt hatte, griff er nach seiner Kaffeetasse und wollte gerade einen Schluck trinken, als er sah, dass Ria gerade die Gesichtszüge entglitten. „Vater, bist du wahnsinnig?“, meinte sie auf einmal sehr laut, woraufhin Nemo und Lara anfingen, zu weinen. Sowohl Jukka, als auch Anette versuchten ihre jüngsten zu beruhigen. Ria ging nun zum Fenster und blickte entsetzt raus. „Das fällt dir ja sehr früh ein, hättest du mir nicht schon gestern Bescheid sagen können? Wie, sie haben sich eben erst angemeldet und schon bezahlt? Das kann doch nicht dein ernst sein, du weißt, wer unsere Gäste sind? Das kann niemals gut gehen! Komm mir nicht damit, nein, warte!“

Nach diesen Worten schien Rias Vater das Gespräch beendet zu haben, denn Ria steckte das Handy wütend zurück in ihrer Tasche. „Ria?“, fragte Tuomas vorsichtig nach und beobachtete seine beste Freundin, die nun nach den richtigen Worten zu überlegen schien. Sie blickte die anderen nun an und vor allem zu Jukka und Anette. „Tut mir leid, die Kleinen sollten sich nicht erschrecken“, begann sie und Beide nickten leicht. „Was ist denn los?“, fragte Emppu. „Ihr werdet mich umbringen“, murmelte Ria leise. „Nun sag schon!“, knurrte Marco. Ria atmete noch einmal tief ein und aus. „Es wird zwei neue Gäste geben, sie werden gleich da sein“, erklärte die Schwarzhaarige. „Wen denn?“, fragte Anette neugierig nach.
 

Ria wusste weder, wie lange sie zögerte, noch wie ihr bester Freund darauf reagieren würde. Am liebsten hätte sie ihnen noch die Zeit gegeben, damit sie zusammen packten und von hier verschwinden konnten, ohne eine Begegnung, doch dafür war es nun zu spät. „Sag schon, wer. So schlimm wird es schon nicht sein“, meinte Jukka. Ria dachte sich nur im Stillen, wenn er wüsste. Dann jedoch nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, während sie bereits hörte, wie ein Auto näher kam, da die Fenster offen standen. „Tarja und ihr Mann“, offenbarte sie schließlich.



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