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A Different Kind of Love

inklusive aller Fortsetzungen
von

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Phoenix’ PoV:
 

Eigentlich hatte ich mir denken können, dass das heute noch in einer Katastrophe enden würde.

Aber ich hatte es nicht sehen wollen. Hatte beide Augen fest vor der Wahrheit verschlossen und hing in Gedanken einer Utopie, einer Scheinwahrheit nach.

Warum sollte es denn nur kompliziert werden? Rob hätte ganz normal in meinem Gästezimmer schlafen können, am Morgen mit mir frühstücken, wir hätten uns über belanglose Dinge unterhalten, so wie Freunde das halt machten.

Aber Rob machte es einem schwer, ein guter Freund zu sein.

Ständig lief ich Gefahr, ihm zu viel von meiner Zuneigung zu zeigen. Er forderte von mir zu viel Zuneigung. Letzten Endes würde ich mich noch verraten, indem ich mich verplapperte oder ihm zu nahe kam.

Das durfte auf keinem Fall passieren - ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, wie der Drummer dann reagiert hätte.

Und so zügelte ich mich, ging etwas mehr auf Distanz.

Dumm nur, das ich so wiederum Gefahr lief, zu kühl und zu gleichgültig zu reagieren. Ich wollte ja für Rob da sein.

Doch was war das Richtige?
 

Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich mitten in der Nacht aus einem kurzen, leichten Schlaf hochfuhr weil ich einen markerschütternden Schrei vernommen hatte.

Orientierungslos wusste ich nicht sofort, was nun los war. Wer hatte da geschrieen? Hatte ich mir das eingebildet? Zu viele Horrorfilme geguckt?

Aber ich mochte gar keine Horrorstreifen, mied sie wenn möglich.

War ich jetzt in einem gelandet?

Oder träumte ich noch.

Doch nein - da war er wieder: jetzt leiser, hörte ich einen wimmernden Schrei aus - dem Gästezimmer.

Und da wusste ich plötzlich, wer da geschrieen hatte.

Rob.

Was zur Hölle ging da vor sich?

Ich glaubte, noch nie zuvor so schnell aus dem Bett gekommen zu sein, so schnell wie ich jetzt aufsprang.

Ohne Schuhe, nur mit meiner Shorts bekleidet, eilte ich im Dunklen durch die Wohnung und erreichte das Zimmer, in dem der Drummer schlief.

Kurz stockte ich, dann drückte ich die Klinke herunter und trat ein.

Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und durch den transparenten Vorhang vorm Fenster fiel das Licht der Straße hinein und beleuchtete das Zimmer ausreichend.

Ich sah genug - um mich von meinen Schreckensszenarien, die sich alle um Robs qualvollen Tod drehten, zu befreien.

Der dunkelhaarige Drummer saß auf dem breiten Bett, kerzengerade aufgerichtet und hielt sich an der Decke fest.

Sein Blick stierte durch die Dunkelheit und traf mich, als ich in den Schein des durch das Fenster hereingelassenen Lichtes trat.

Seine Stimme zitterte leicht, als er murmelte:

„Ach, du bist das, Phoenix.“

Vorsichtig trat ich näher an das Bett und sah ihn unsicher an.

„Ich hab einen Schrei gehört. Was ist los bei dir?“

Rob antwortete nicht sofort auf meine in sanften Ton gestellte Frage.

Er wandte den Blick ab und als ich seine nackten Schultern in Augenschein nahm, erkannte ich, dass nicht nur seine Stimme zitterte.

Er zitterte am ganzen Körper.

Auf seiner Haut glänzte im Schummerlicht Schweiß.

Wer oder was hatte ihn so bewegt, so erschreckt, so verstört?

Ein Albtraum?

Eine Erinnerung?

Langsam ließ ich mich neben ihm auf der Bettkante nieder und ergriff langsam seine zitternde Hand.

Leise murmelte ich beruhigende Worte.

„Ganz ruhig, alles ist in Ordnung. Ich bin hier. Beruhige dich wieder.“

Das Übliche halt.

Oh Mann, war ich unbeholfen in dieser Situation. Ich konnte einfach keine Menschen gut trösten. Und bei Rob versagte ich noch aus einem anderen Grund.

Wenigstens schien Rob nicht abgeneigt von meiner Nähe zu sein, denn er lehnte sich gegen meinen Arm und blickte mich im diffusen Licht an.

Sein Gesicht lag im Schatten, nur sein Profil konnte ich erkennen. Doch auch das reichte, um ihn als schön zu finden.

Ich verpasste meinen Gedanken mental einen Maulkorb und konzentrierte mich wieder auf das hier und jetzt - auf Robs stockende Antwort.

„Ich dachte…ich dachte, das wäre real gewesen. Der Traum. Er schien so unglaublich real. Ich kann das fast nicht glauben. Träume ich wirklich nicht?“

Seine Stimme zitterte immer noch und trotz das er sehr leise sprach, hörte ich die Angst heraus. Seine letzte Frage klang so unglaublich hilflos, dass ich schlucken musste.

Meine Stimme hatte Ähnlichkeit mit Schleifpapier, als ich darauf eine Antwort ansetzte.

„Nein, du träumst nicht mehr. Aber warum hast du geschrieen? War der Traum so schlimm?“

Rob wartete erneut bevor er weiter sprach. Ein Schauder fuhr über seinen nackten Rücken, ich erkannte es aus den Augenwinkeln. Doch wenigstens hatte seine kalte Hand aufgehört zu zittern.

Ich hätte ihn ja gerne in den Arm genommen, doch ich hatte die Tatsache nicht vergessen, dass wir beide oben herum nichts anhatten.

Doch Rob war so durch den Wind, dass er das wohl völlig beiseite schob - oder es kratzte ihn in jenem Moment nicht.

Denn als er sich mir zuwandte, zog er die Hand kurz unter meiner weg und legte dann seinen Kopf auf meine Schulter.

Ich hielt vor Schreck den Atem an, als ich Robs Haut an meiner Spürte. Das fühlte sich so gut an, dass mir ebenfalls ein Schauder über den Rücken lief - aber vor Erregung.

Zum Glück bemerkte der Drummer das nicht, sondern sprach in seiner leisen und tiefen Stimme weiter.

„Erst war es ein schöner Traum - eine alte Erinnerung. Ich war mit Vanessa im Park. Sie hatte gelächelt. Ich dachte, sie wäre glücklich. Aber dann…“

Er Stockte, zitterte wieder stärker.

Ich fuhr beruhigend mit der Hand über seinen Rücken, streichelte ihn langsam auf und ab.

Es war mir egal, wie das wohl aussehen musste. Rob ging es schlecht und ich musste ihm beistehen.

Wenn wir nicht beide fast unbekleidet wären, gäbe es an dieser Szene auch nichts Merkwürdiges oder Zweifelhaftes.

Dann wären wir nur zwei Freunde, die sich gegenseitig trösteten.

„Was war dann, Rob? Willst du es nicht sagen? Das musst du nicht, weißt du…“, flüsterte ich ihm sanft zu, ich musste nicht mehr laut sprechen, da sein Ohr in unmittelbarer Nähe von meinem Mund war. Ich konnte schon den Geruch seiner Haare vernehmen, konnte das Haarshampo erraten. Es roch auf alle Fälle gut, sehr männlich und irgendwie machte es mich scharf.

Unpassende Zeit. Unpassender Ort. Unpassende Welt.

Langsam sog ich den Geruch ein, nahm ihn richtig auf, badete darin, genoss ihn.

Unbemerkt von Rob, der vermutlich längst nicht so ruhig dagesessen hätte, wen er wüsste, was ich da dachte.

„Ich muss es aber erzählen…ich hab Angst, der Traum kommt sonst wieder. Er war schrecklich…“ murmelte er leise und traurig.

Mein Herz durchzuckte ein spitzer Schmerz, als ich seine Worte vernahm.

Oh Rob, wie gerne würde ich alle Sorgen und Ängste von dir nehmen und dich glücklich machen. Du hattest es nicht verdient, so zu leiden.

„Dann erzähl.“, forderte ich ihn leise auf, fuhr fort, seinen Rücken zu streicheln und spürte die Gänsehaut, die sich unter meinen Fingern gebildet hatte.

Vor Kälte?

Schon wollte ich aufhören und die Decke um ihn ziehen, da flüsterte er ein kurzes „Hör nicht auf.“, so leise, das ich schon an meinem Verstand zweifelte, ob der Drummer das wirklich gesagt hatte oder ob es nicht meiner allzu lebhaften Fantasie entsprungen war. Doch ich richtete mich nach der Bitte - und Rob sprach nach einer kurzen Pause weiter.

„Da war plötzlich ein See. Und Vanessa stand am Ufer. Sie…sie sagte…“

Ein erneutes Zittern von Rob. Er fing lautlos an zu schluchzen.

Und ich musste mich zusammenreißen, um es ihm nicht nachzutun. Es tat so verdammt weh, ihn leiden zu sehen. Ich spürte geradezu, wie sich Messer in mein Herz fraßen und es bluten ließen.

„Sie sagte mir, dass sie mir nicht mehr vertrauen könnte. Und sie wollte mir nicht glauben, als ich zu ihr meinte, ich würde sie lieben - nur sie - und sie niemals betrügen. Aber dann ist sie ins Wasser gegangen und hat zu mir gesagt…sie wüsste es besser…sie habe mich gesehen, wie ich sie betrogen hätte…und sie wollte nicht mehr leben, solange so ein Lügner wie ich leben würde. Und dann ist sie im See verschwunden. Weg. Fort. Wegen mir. Tot.“

Nach dem letzten Wort spürte ich, wie sich Robs stilles Weinen verstärkte. Ich spürte das Zittern, das sich von seinen Schultern und seinem Kopf auf mich übertrug. Meine Arme schlangen sich um ihn, sollten ihn beruhigen. Zusammen mit meinen geflüsterten Worten.

Verdammt, ich verabscheute solche Situationen.

Wann würde Rob endlich nicht mehr unter dieser Vanessa leiden? Mittlerweile hatte ich übel Lust dazu, sie zu foltern und zu vierteilen. Was sie meinem Freund angetan hatte, war wirklich unbeschreiblich.

Doch meine Wut verrauchte so plötzlich, wie sie gekommen war und ich fragte Rob nach einer ganzen Weile:

„Aber das ist doch in Wirklichkeit nicht so gewesen, als sie mit dir Schluss gemacht hatte, oder?“

„Nein…das nicht. Aber…warum muss ich trotzdem ständig so ein Mist träumen?“, fragte mich der Drummer anklagend.

Weil du dich zu sehr mit ihr beschäftigst.

Aber das sagte ich ihm nicht, hatte ich doch zu viel Angst davor, Rob erneut zu verletzen.

„Das wird aufhören, da bin ich mir sicher. Eines Tages hast du sie fast vergessen.“, murmelte ich unbestimmt.

„Ich will nicht noch mal von ihr träumen. Ich halte das nicht aus, immer aus solch furchtbaren Träumen aufzuwachen und dann…bin ich allein und weiß, ich werde es bleiben. Ich hab sie verloren.“

Rob klang schon wieder so unglaublich traurig, dass sich mir das Herz verkrampfte. Ich erwiderte nichts, weil ich nichts dazu sagen konnte.

Eine ganze Weile saßen wir nur da, auf dem breiten Bett und schwiegen.

Meine Gedanken drifteten ins Chaos ab, wurden unbestimmt. Erst durch Robs Worte wurde ich zurück in die Realität geholt.

„Kannst du nicht…die Nacht hier bleiben? Bei mir?“

Ich erstarrte.

Konnte nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte.

Hatte Rob das wirklich gesagt?

Er hatte wohl vor, mich heute bis zum Äußersten zu treiben.

Konnte er sich nicht denken, was seine Worte in mir auslösten?

Welche Gewalt an Gefühlen sie heraufbeschworen?

Wie schwer es jetzt für mich war, mich zu beherrschen und mit nicht anmerken zu lassen, wie aufgepeitscht ich war?

Die wilden Gefühle, die in mir aufschäumten wie Wellen einer stürmischen See drängte ich zurück, verschloss sie in meinem klopfenden Herzen. Ich konnte nicht glauben, dass Rob es noch nicht gehört hatte und bemerkt hatte, wie schnell es schlug. Gut, sein Kopf lag auf meiner rechten Schulter und das Herz war ja bekanntermaßen links, aber dennoch konnte ich nicht glauben, dass er es nicht vernahm.

Das wilde Flattern und Klopfen meines verräterischen Herz.

Ich rang mich zu einer Antwort durch, obwohl ich im Moment lieber die Beine in die Hand genommen hätte und mich aus dem Staub gemacht hätte.

„Ähmm…bist du sicher, das das so eine gute Idee ist?“, brachte ich unsicher heraus.

Ich kämpfte verbissen mit mir - auf der einen Seite mein Gewissen, das mir riet, schleunigst zu verschwinden, weil das, was Rob da von mir forderte, nicht das war, das man von seinem besten Freund fordern konnte.

Wirklich nicht? Nun, es war grenzwertig.

Vielleicht wäre es aber auch etwas anderes, wenn ich nicht so empfinden würde, wie ich nun mal für ihn empfand. Doch ich wollte ihn - begehrte ihn - liebte ihn.

Und das war der Grund, weshalb ich nicht zulassen durfte, was mein unwissender, verzweifelter Freund von mir verlangte.

Doch eine andere Seite flüsterte mir etwas anderes zu.

Warum sollte ich Rob verletzen, indem ich seine Bitte ablehnte?

Ich konnte so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einerseits war ich für Rob da, ein guter Freund, der ihn tröstete und seinen Kummer und sein Leid teilte - und andererseits konnte ich ihm so nahe sein diese Nacht.

Ja, ich konnte meine Gefühle schüren - die mich glücklich machenden ebenso wie die bittersüßen, schmerzenden Gefühle.

Wenn ich mir das so durch den kopf gehen ließ, tendierte ich immer mehr zu der letzten Lösung.

Vielleicht war es nicht das moralisch richtige - doch was war schon Moral in dieser Welt?

Rob würde nicht merken, dass ich ihn ausnutzte - er wusste nichts von meinen Gefühlen und würde es vermutlich auch nie. Er würde denken, dass ich ihm als Freund helfen wollte, beistehen wollte. Er würde nicht wissen, dass ich es auch aus Eigennutz tat.

Mein letzter Skrupel erlosch, als Rob mir heiser ein nochmaliges „Bitte“, entgegenflüsterte.

„Okay…dann rutsch ein bisschen rüber, sonst lieg ich bald unten auf dem Fußboden.“, meinte ich zu ihm, spürte, wie er von mir verschwand und hörte das Rascheln der Decke.

Seufzend zog ich sie ein Stück zu mir und schlüpfte darunter. Ich sah aus Prinzip nicht zu ihm, sondern legte mich nur so hin, das ich geradeso auf dem Bett lag und wenn ich mich umdrehte, nicht herunterfallen würde. Mein Blick sondierte die Zimmerdecke.

Dann raschelte es erneut und ich bemerkte, dass sich die Matratze leicht neben mir absenkte.

„Danke. Das bedeutet mir viel.“, brummte Rob in mein Ohr, seine angenehme, tiefe Stimme vibrierte in mir.

Ich zuckte zusammen, als er mir so nahe war. Mein Kiefer war zusammengepresst vor Anspannung, als ich ein „Ist schon gut“, heraus quetschte.

Dann zuckte ich nochmals zusammen, denn der Drummer hatte ganz leicht meinen Arm gestreift und dann meine Hand ergriffen. Er drückte sie mit seiner kühlen Hand und bescherte mir einen wohlig warmen Schauder.

„Gute Nacht, Feenux!“, murmelte er.

„Gute Nacht.“, erwiderte ich mit wackeliger Stimme, in der sich meine Unsicherheit und Anspannung widerspiegelte.

Ich vernahm Robs leisen Atem, ein Geräusch, das mich sofort faszinierte. Darauf konzentrierend vergaß ich bald, wo ich war, mit wem ich hier war. Dieses gleichmäßige Geräusch zog mich immer tiefer in einen Zustand, in dem der Schlaf nicht mehr weit entfernt war. Und so schlief ich tatsächlich ein, Robs Hand noch immer auf meiner.

Meine letzte einigermaßen ruhige Nacht.

Am nächsten morgen sollte mich der Schlag treffen.



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