Zum Inhalt der Seite

El Caribe

Hiddlesworth
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Natürlich, Chris war glücklich über seine Tochter, India, die bald einen Monat alt war. Sicher, er war auch glücklich mit Elsa. Aber mit dem allmählich im Hause einkehrenden Alltag – die Produktion eines Thor-Nachfolgers würde ihre Zeit brauchen, überhaupt erst anzulaufen – kehrte auch eine nagende Unruhe in dem Australier ein. Es war – er konnte sie nicht benennen, nicht fassen, nicht erklären, weswegen eine plausible Lösung für das Problem vorerst fernlag. War eine Familie doch nichts für ihn? Nein, Chris liebte Kinder, er hatte ja schließlich während der Produktion des Thor-Filmes auf die zwei Rabauken des Regisseurs, bei dem er gewohnt hatte, aufgepasst. Und er war sie nie satt geworden. Lag es an Elsa? Ganz sicher nicht. Es hatte sich nicht viel geändert in der Beziehung. Sie hatten alte, kleine Gewohnheiten beibehalten, andere um Indias Dasein herumdrapiert, manche mussten weichen, aber diese waren nie so wichtig gewesen. Und India war ihr ganzer Stolz. Chris würde sie schrecklich vermissen, wenn ihre kleinen – und manchmal ziemlich großen – Laute nicht mehr durch das Haus hallten. Nein, er war völlig vernarrt in sie.

Aber wenn er sich mit keinem seiner Mädchen beschäftigte, dann hatte er das Gefühl, dass ihm die Decke auf den Kopf viel, hatte den Drang sich ständig bewegen zu müssen, raus hier zu müssen. Er versuchte es mit Sport, und noch mehr Sport, und es hielt vielleicht eine angenehm erschöpfte Stunde, bis die Unruhe wiederkehrte.
 

Vielleicht lag es am Ort.

Nein, Chris gefiel das Haus, sogar sehr. Daran lag es nicht. Je mehr Tage vorbeitröpfelten, desto sicherer wurde sich der blonde Hüne, dass er irgendetwas, einen Teil von sich selbst auf seinem Weg irgendwo verloren haben musste. Den es wiederzufinden galt. Wenn er es so plastisch und einfach formulierte. Elsas Schwangerschaft war gegen Ende hin aufregend und stressig geworden, die Geburt ohnehin, und in den nächsten drei Tagen hatte die Welt Kopf gestanden – er war Vater, Vater, Papa, Daddy, die Presse umschwirrte ihn, er hatte eine Tochter, er trug seine Tochter, winziges Ding, auf dem Arm durch die Zimmer ihres Hauses, Elsa war Mama, Mutter. Sie jedenfalls war die Ruhe selbst. Es beeindruckte die Ärzte, die doch alle möglichen Hilfen bei irgendwelchen postnatalen Depressionen angeboten hatten, dass Elsa, ganz als ob sie eben zur Bank wollte, ins Krankenhaus gekommen war, India zur Welt gebracht hatte, zwei drei Tage dort in bester Laune verbrachte, und genauso gelassen wieder nach Hause zurückkehrte. Und die gute Laune blieb. Chris hatte viel eher das Gefühl als ob er unter Stimmungsschwankungen litt und als ob er die Tochter zur Welt gebracht hätte. Reichlich verdreht. Und das beunruhigte ihn.

Elsa sah ihn mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen an und bescheinigte ihm, dass er sich anstelle wie ein Mädchen. Vielleicht sollte er ein oder zwei Wochen in Urlaub fahren, dann würden die Schwankungen ziemlich sicher von allein verschwinden. Chris fielen die Augen fast aus dem Kopf, er klappte den Mund auf und protestierte, dass es das Letzte wäre, was er tun würde: Seine Frau und seine neugeborene Tochter für ein bisschen Spaß alleine lassen -

Sie würden klarkommen, außerdem sei etwas Sonne und Meer genau das, was Chris wieder auf Vordermann bringen würde, fiel Elsa ihm ins Wort. Er solle sich einen Freund ins Gepäck packen und fahren. Und erholt wieder zurückkehren. Natürlich war Elsa Chris' wankelmütige Laune aufgefallen. Und zugegebenermaßen fiel ihr das unruhige Herumtigern ziemlich auf den Wecker, weswegen sie ihren Ehemann nun in den Urlaub beorderte.

Am besten gleich in die Karibik. Dort gab es viel zu sehen, und surfen konnte man dort auch. Im Übrigen könnte Chris gleich seinen einstaubenden Bootsführerschein nutzen und einen Katamaran mieten. Das würde den Blonden eine Weile beschäftigen. Elsa kannte Chris gut genug, um ihn im Haus zu halten. Sie wusste, dass der Australier Hummeln im Hintern hatte und viel Beschäftigung brauchte. Wenn er zurückkehrte, würde Chris viel mehr Ruhe haben, sich mit der neuen Situation abzufinden und mit dem Gedanken an India – seine Tocher – zu befassen.
 

Mit seiner Frau war die Sache also geregelt. Sie selbst würde keinesfalls mitfahren, das sagte sie schon gleich. Blieb nur noch die Frage – wer würde mit Chris mitkommen?

Die meisten von Chris' engeren Freunden hatten im Gegensatz zu ihm einen festen Arbeitsplatz – spontan Urlaub zu nehmen, so spontan jedenfalls, war für sie nicht möglich. Also musste sich der Blonde an einen seiner Kollegen wenden. Ziemlich schnell zog er die Möglichkeit in Betracht, jemanden aus dem Avengers-Cast zu nehmen. Scarlett fiel ziemlich schnell raus. Chris war nicht scharf darauf, die Eifersucht seiner Frau mit aller Gewalt aufzujagen. Nicht jetzt.

Mark – der ging nach sicherlich fünfmal Anrufen in drei Tagen nicht ans Telefon. Offensichtlich war er andertweitig beschäftigt oder trieb sich irgendwo sonst herum. Allerdings reagierte auch das Handy nicht. Mit einem leisen Gefühl der Irritation zuckte Chris mit den Schultern, bedachte den nächsten Kandidaten. Tom? Der Australier hatte irgendwie seine Zweifel, dass der Brite genauso sehr Spaß an einem Ausflug in die Karibik hatte wie er. Man musste bloß diese Leichenblässe betrachten, dann konnte Chris sich das in lebendigen Farben ausmalen, was Tom von der Reise auf jeden Fall haben würde. Oder eher: In einer Farbe. Downey war stets eine hervorragende Gesellschaft, aber selbst damit beschäftigt, eine Familie auf die Beine zu stellen. Und den würde er keinesfalls von ihr losgeeist bekommen. Seinen Namenszwilling, Chris – bei aller Liebe, aber der hatte mindestens genausoviel Energie wie Tom. Mit dem Unterschied, dass Toms Energie sich allein auf verbale Weise (jedenfalls meistens) äußerte, aber Chris kam jederzeit auf alle mögliche ziemlich wahnwitzige Ideen, und wenn sich eine solche in seinem Kopf festsetzte, dann war er nicht zu bremsen. 'Cap America' war, wie sollte man es anders nennen, eben irgendwie trotzdem ein kleiner Junge geblieben. Und das war ebenfalls nicht das, was Chris gebrauchen konnte. Zwei Tage verbrachte er mit unschlüssigem Herumtelefonieren und Nachdenken, dann wählte er schulterzuckend die Nummer des Briten.

Man konnte bei ihm ohnehin nie wissen, wozu er Lust hatte. Sie kannten sich länger als der Rest. Waren eher aufeinander eingespielt. Und pflegeleicht war er obendrein. Hoffentlich wurde er nicht auch noch schnell seekrank.
 

Das Gespräch dauerte eine halbe Stunde. Als Chris auflegte, musste er zugeben, dass er überrascht war. In zwei Wochen würde es für ihn und für Tom mit dem Flieger von Philadelphia aus nach San Juan auf Puerto Rico gehen, Zwischenstop, Umstieg in ein kleines Propellerflugzeug, dann ein zwanzigminütiger Flug zur Karibikinsel Tortola.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück