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Das Phantom der Hochschule

Das Erbe des Phantoms der Oper
von

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Das Lamm und der Wolf

Kapitel 02: Das Lamm und der Wolf

„Denkst du, dass ich es schaffen kann… ?“
 

Zwei Tage vergingen, ohne die geringste Reaktion von der HMT. Kein einziges Zeichen. Das machte Sarah nervös. An diesem Nachmittag kam sie von der Arbeit nach hause. Sie fuhr mit dem Fahrrad und war so sehr flexibel. Man konnte sie nicht als Sportskanone bezeichnen, aber sie war zumindest ziemlich fit. Ihr kurzer Arbeitsweg war sehr angenehm und gab ihr die Möglichkeit, möglichst viel mit ihrer Freizeit anzufangen. Meistens verbrachte sie diese mit ihren Freunden, an der Giaterre oder am Computer.

An diesem Nachmittag, war es sehr sonnig und der Schnee war zumindest auf den Gehwegen weggetaut. Sie hielt vor der Eingangstür ihres Wohnhauses, schloss die Tür auf und trug ihr Fahrrad, wie jeden Tag, in den Keller. Anschließend würde sie erschöpft die Treppen hoch kriechen und in ihrem Zimmer alle Viere von sich strecken. Doch bevor sie dies tat, sah sie in den Briefkasten und fand dort einen Brief. Sie nahm ihn heraus.

„… Von der HMT!?“ schrie sie aufgeregt und rannte die Treppen hoch.

In ihrer Wohnung angekommen, ging sie sofort in ihr Zimmer und kramte ihren Brieföffner heraus. Ungeduldig wie sie war, musste alles ganz schnell gehen und zack war der Brief geöffnet.

„Sehr geehrte Frau Schmidt, hiermit lade ich sie herzlichst zu einem Bewerbungsgespräch in der HMT ein.“

Als Sarah diese Worte las, lies sie den Brief kurz sinken und ging zu ihrem Vater.

„Dad ich habe ein Bewerbungsgespräch in der HMT?!“ sagte sie, als sie die Küche betrat.

„Hallo. Wie war dein Tag. So fängt man an.“ Erwiderte ihr Vater lächelnd.

„Ja, ja. Whatever. Hast du nicht gehört?! Ich bin zum Gespräch eingeladen!“

„Das ist doch schön. Und wann?“ fragte er dann und trank einen Schluck Kaffee.

Sarah las den Brief weiter und schrak auf. „HEUTE 19 UHR?!“

Ihr Vater fing an zu lachen. „Na dann mach dich mal fertig.“

„Das ist doch nicht wahr. Ich hatte nicht mal Zeit mich vorzubereiten.“

Dann ging der Stress erst richtig los. In Windeseile rannte sie ins Badezimmer und sprang unter die Dusche. Anschließend richtete sie sich her und rannte wieder nervös durch die Wohnung.

„Arg, wo sind diese dämlichen Schuhe?!“

„Bleib ruhig. Warum bist du denn so aufgeregt?“ fragte ihr Vater, der nun versuchte, seine Tochter zu beruhigen.

„Hast du das nicht mitgekriegt? Ich habe gleich ein Bewerbungsgespräch bei der HMT und ich bin 0 darauf vorbereitet. Da geht es um alles! Wenn ich das versaue…“

„Ach was du versaust das schon nicht. Glaub an dich.“

„Du immer mit diesem dämlichen Spruch. Das hilft mir jetzt auch nicht!“

Sarah war wirklich unheimlich aufgeregt. Ihr war das sehr wichtig und darum setzte sie sich selbst unnötig unter Druck. Schließlich fand sie doch die gesuchten Schuhe und war fast abmarschbereit. Doch eines fehlte noch. Etwas wichtiges. Sie ging in ihr Zimmer zurück und holte eine rosefarbene Haarschleife heraus und band damit einige Haare zusammen.

[Wie lange habe ich diese Schleife schon nicht mehr getragen? Das ist viel zu lange her. Ich dachte, ich würde es nicht aushalten, sie noch einmal zu tragen. Denkst du, dass ich es schaffen kann… Iris?]
 

Dann wurde es Zeit für Sarah aufzubrechen. Sie war gefasster und etwas ruhiger und verabschiedete sich von ihrem Vater, der ihr viel Glück wünschte und ihr noch mal Mut zusprach. Zu Fuß ging die junge Frau dann zur nächst gelegenen Straßenbahnhaltestelle. Die HMT war ein wenig weiter entfernt und zum Bewerbungsgespräch wollte sie nicht durchgeschwitzt erscheinen. Sarah hatte sich zwar chic gekleidet, wollte es aber nicht übertreiben. Also beließ sie es bei einer weißen Bluse, einem Jäckchen und einer schönen meeresblauen Jeans. Vor der Kälte schützte sie ihr schwarzer Daunenmantel.

Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Zur zusätzlichen Beruhigung hatte sie ihren MP3-Player mitgenommen, ohne den sie das Haus sowie so nicht verließ und hörte ein wenig Musik. Sie musste nur aufpassen, an der richtigen Haltestelle auszusteigen und eher sie sich versah, stand sie wieder vor der Eingangstreppe der Hochschule für Musik und Theater.

Bevor sie das Gebäude betrat, schaltete sie ihren Player aus und verstaute diesen in ihrer Tasche. Sie war gut erzogen und wusste, was sich gehört und was nicht. Dann atmete sie noch einmal tief ein und in diesem Moment schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf.

[Déjàvu… Hihi. LUNA SEA.] Der Gedanke an ihre Lieblingsband, erweckte in ihr einen unerschütterlichen Mut. Hoffentlich würde dieses Gefühl nur lange genug wären. Dann betrat sie die HMT – bereit für die nächste Hürde.
 

Nachdenklich saß der Direktor in seinem Schreibtischstuhl und sah sich das Bewerbungsformular an, als es auf einmal an der Tür klopfte.

„Herein.“ Sagte er mit lauter Stimme und seine Sekretärin betrat den Raum.

„Eine Frau Sarah-Luna Schmidt ist hier für ein Bewerbungsgespräch.“

„Ja genau. Bitte sie herein.“ Sagte der Direktor und Sarah betrat etwas unsicher den Raum.

Anschließend verließ die Sekretärin den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Sarah ging auf den Direktor zu, der sich nun erhob und ihr die Hand gab.

„Bitte setzen sie sich.“ Sagte er und dankend nahm Sarah platz.

„Sie haben sich auf einen Studienplatz des Kurzstudiums beworben. Warum möchten sie an unserer Schule studieren?“ fragte der Direktor die junge Frau und sah sie an.

Sarah war noch nie gut darin, Bewerbungsgespräche zu führen. Sie mochte diese steife Haltung nicht und den Druck, den man ausgesetzt war. Sie fühlte sich, wie so viele andere wohl auch, wie ein Lamm, das einem hungrigen Wolf vorgeworfen wird.

„Ich liebe Musik und möchte lernen. Die HMT ist dafür ein idealer Ort, denke ich.“ Antwortete sie etwas stotternd. Man merkte ihr die Aufregung an. Sogar der sich hinter der Geheimtür versteckende und mithörende Erik bemerkte dies.

„Sie lieben Musik? Seltsam. Auf ihrem Zeugnis der zehnten Klasse steht nur eine drei.“ Erkannte der Direktor.

„Ja das ist richtig. Die Leidenschaft für die Musik hat sich bei mir erst sehr spät entwickelt und bevor es zu spät ist, möchte ich jetzt… handeln.“ Sagte Sarah nun, die sich langsam fing.

„Vielleicht ist es schon zu spät. Sie sind jetzt… 20 Jahre alt.“ Erkannte er und daraufhin schwieg Sarah nur.

„Hier steht als persönliche Anmerkung, dass sie weder Noten lesen, noch diese auf einem Instrument umsetzen können. Verstehen sie mich nicht falsch, aber das gehört zur Voraussetzung. Musikliebhaber gibt es viele. Aber hier geht es nicht darum, die Musik nur zu hören, sondern selbst ein Instrument in die Hand zu nehmen und darauf die Musik zu leben.“

„Genau darum bin ich hier.“ Warf Sarah vorsichtig ein.

„In einem Kurzstudium können wir ihnen kein Instrument beibringen. Hatten sie denn schon mal eins in der Hand?“

„Natürlich. Ich habe mir vor etwa einem Jahr eine Konzertgitarre gekauft und darauf angefangen zu spielen.“

Nun war nichts mehr von Sarahs Aufregung zu spüren. Diese hatte sie nun abgelegt und nur noch das Ziel vor Augen.

„Sie spielen Gitarre? Heißt das, sie haben einfach angefangen ein paar Saiten zu zupfen und geschaut, was dabei rauskommt?“ fragte der Direktor nun etwas verwirrt.

„Ja, so hat es angefangen. Am zweiten Tag versuchte ich einige Melodien nachzuspielen, die ich von Soundtracks kannte. Inzwischen kann ich einige Songs meiner Lieblingsband auf der Gitarre spielen.“ Sagte sie leicht lächelnd. Der Direktor sah sie überrascht an.

„Ich dachte sie können keine Noten lesen und umsetzen.“

„Immer noch richtig. Ich bin nach dem Gehör gegangen.“ Sagte Sarah dann leicht verlegen.

„Bitte.“ Fing der Direktor nun an und zeigte mit seinem Zeigefinger auf die linke Seite seines Zimmer. Dort standen einige Instrumente, darunter auch zwei Konzertgitarren.

„Schnappen sie sich eine Gitarre und zeigen sie mir, was sie können.“

Verdutzt sah Sarah ihn an. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass sie tatsächlich etwas vorspielen muss. Etwas zögernd stand sie dann jedoch auf. Es hätte sie schlimmer treffen können. Wenn sie hätte singen müssen, hätte sie gleich gehen können.

Sarah nahm sich also eine Gitarre und setzte sich auf einen Hocker, der daneben stand.

Gespannt warteten der Direktor und Erik auf den Anfang. Während der Direktor jedoch nicht viel erwartete, wusste Erik, was er erwarten konnte und er würde sehr enttäuscht sein, wenn diese Erwartung nicht erfüllt würde.

Sarah überlegt noch, welchen Song sie spielen sollte. Dann viel ihre Wahl auf…

„Up to You.“

Dieser Song fing kräftig an und entpuppte sich als Ballade. Gebannt lauschten ihre Zuhörer den Klängen der Gitarre. Sarahs Finger flogen nur so über die Saiten und nichts ließ vermuten, dass sie noch nie Gitarrenunterricht hatte. Mit viel Gefühl und Hingabe spielte sie das Lied ihrer Lieblingsband und als es sich dem Ende näherte, hatte sie sogar eine Träne im Auge. [War das gut so, LUNA SEA?] dachte sie, als sie die Spielhand senkte und den Kopf nach hinten legte. Dann stand sie auf und sah den Direktor an. Dieser war jedoch außer Stande, sofort zu reagieren.

Wieder fühlte sich Sarah wie ein Lamm vor dem Wolf.

[Oh, oh. Er scheint nicht so begeistert zu sein.] dachte sie sich und stellte die Gitarre wieder an ihren Platz.

„Welcher Gitarrenlehrer hat ihnen beigebracht so zu spielen, aber hielt es nicht für nötig, ihnen das Notenlesen beizubringen?“ fragte der Direktor nun lächelnd.

Sarah sah kurz verlegen auf den Boden und hielt inne. Dann sah sie ihn wieder an.

„Ich hatte nie einen Gitarrenlehrer. Wie gesagt, das habe ich mir alles selbst beigebracht.“

„Sie wollen mich doch auf den Arm nehmen, oder?“ fragte der Direktor erneut ungläubig.

„Nein, ich lüge sie nicht an. War ich so schlecht?“

Plötzlich kam er auf sie zu und hielt ihre Hand.

„Schlecht? Das war umwerfend. Ich möchte sehen, was sie vorweisen können, wenn wir ihre Fähigkeiten verfeinern.“

„Heißt das… Ich hab den Studienplatz?“ fragte Sarah ungläubig.

„Gehe direkt über Los und ziehe 4000 Euro ein. Ich unterzeichne ihre Papiere mit verbundenen Augen. Das heißt, sie sind dabei. Nächsten Montag geht’s los.“
 

Freudestrahlend sah Sarah ihn an. Sie konnte es erst nicht fassen, doch die Freude brach schon nach kurzer Zeit aus ihr heraus. Der Direktor und Sarah unterschrieben noch die letzten Papiere und erledigten die letzten Formalitäten, bevor sich die junge Frau, noch immer freudestrahlend, verabschiedete.

Der Direktor nahm den Hörer seines Telefons ab und rief seine Sekretärin zu sich, um ihr die Papiere zu übergeben.

„Tragen sie sie für den Kurs ein und kümmern sie sich um alles weitere.“

Die Sekretärin nickte bejahend und verließ das Zimmer im Anschluss wieder.

Erschöpft von einem langen Arbeitstag erhob sich der Direktor aus seinem Stuhl und ging in seinem Raum herum. „Erik? Bist du da?“

Dann betrat dieser den Raum. „Natürlich.“

„Du hast Recht gehabt, was dieses Mädchen angeht. Sie ist sehr talentiert. Ich bin sicher, dass wir aus ihr viel herausholen können.“ Sagte der Direktor und sah ihn an. Kurz schwieg sein Gesprächspartner, bevor er erwiderte.

„Ich bin gespannt, wie sie sich entwickelt.“



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