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Hinter dem Vorhang

Eine neue Chance
von

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Wiedersehen mit Luna

"Und das verstehst du also unter Aufpassen?!“, bellte Lucius während er den Gang auf und ab lief, darauf wartend, dass Jenna und Jaden endlich auftauchen würden. „Ich habe dich hierher gebeten, um genau so etwas zu verhindern! Du solltest auf ihn achten und dann bekommst du nicht mal mit, dass er das verdammte Haus verlässt! Dein Job war es nicht, Astoria beim Kaffetrinken in den Garten zu begleiten, sondern auf meinen Gefährten zu achten! Der schon wieder um sein verdammtes Leben kämpfen muss!! Genau das sollte nicht geschehen!“ Und das jetzt, wo Evan, auch für ihn, wieder auf die Straße gegangen war. Um den Kindern eine Freude zu machen. Er konnte schon froh sein, dass die anderen beiden Kleinen mit George im Laden gewesen waren und Fred ihn geholt hatte. Draco, Abraxas, Percy, und der Zwilling ohne Ohr hatten ihm geholfen, die Irre mit der Kraft des Wahnsinns erst mal in die Flucht zu schlagen, bevor die mehr Opfer fordern konnte. Sie hatte mehrere Beistehende getötet, weil sie es nicht geschafft hatte, die mächtigen Zauber um Evan zu Fall zu bringen, dummerweise hatte sie es aber definitiv ein Mal geschafft, einen Treffer zu landen, zweifellos, als der Jüngere Sev beschützt hatte, der immer noch hysterisch weinte, während Percy versuchte, ihn zu beruhigen.
 

Graham starrte auf seine eigenen Hände. Er konnte das nicht fassen. Unter seinen Händen! Das war unter seinen Händen geschehen! Ja, er hatte Jaden beim Unterricht der Drei geholfen, es war auch ganz friedlich gewesen und da die zu Evan gelaufen waren, um zu zeichnen, da es draußen wie in Strömen gegossen hatte, war er bei Astoria vorbei gegangen zu einem Kaffee! Um mit der jungen Frau zu reden und nach den beiden Babies zu sehen! Mehr nicht! Er hatte doch nicht ahnen können, dass ausgerechnet Evan, der bisher alles und jeden gemieden hatte, auf die Idee kommen würde, in die Winkelgasse gehen zu müssen, allein und mit drei Kindern! Um Farben zu kaufen! Wirklich nicht! Er war nur kurz nicht da und dann bei einem Flooanruf von einem der Zwillinge auf dem Klo gewesen! So war das alles nicht gedacht gewesen!
 

„Evan… derjenige auf den du achten solltest, kämpft da drin mit seinem beschissenen Leben! Weißt du, wie viel Magie er aufgewendet hat, um Sev und sich zu schützen?! Weißt du, wie ihn das zurückwirft und was für Vorwürfe er sich machen wird?! Das war genau der Grund, weswegen ich deinen faulen Arsch hier….!“
 

„Es reicht!“, bellte Abraxas, der schon auf dem Weg hierher Kopfschmerzen bekommen hatte. Sein panischer Enkel hatte ihn geholt, aus purer Angst, Lucius könne einen Verwandten umbringen. Er hatte auch eine grobe Zusammenfassung der unglücklichen Ereignisse des Tages bekommen, war an dem Raum vorbei gekommen, wo Percy und die anderen beiden Kinder versuchten, Sev zu beruhigen, der heulend in einer Ecke saß und sich nicht anfassen ließ.
 

Und nun sah er, dass Dracos Panik nicht ungerechtfertigt war. Sein Sohn hatte sich im Gang aufgebaut, wurde gerade nur von Mathew wohl am Schlimmsten gehindert, während Graham wie ein Stück Elend, getroffen vom eigenen Versagen, auf einem Stuhl saß und seine Hände knetete. Er brauchte keinen Zauber um zu wissen, dass der Raum, in dem der Gefährte seines Sohnes behandelt wurde, schalldicht gezaubert worden sein dürfte. Mit harschen Worten brachte er den aufgebrachten Mann erst mal dazu, sich zu ihm umzuwenden.
 

„Es reicht“, sprach Abraxas, betont ruhig. „Lucius, das war nicht Grahams Absicht und Jeder kann mal Fehler machen. Er hat Evan nicht so eingeschätzt, dass der einfach gehen würde, sonst hätte er seine Aufgabe nicht vernachlässigt.“
 

„Mein Gefährte…!“
 

„Ja, ich weiß. Er liegt da drin und wird versorgt, aber er ist hartnäckig, er wird auch das überstehen. Und dann noch weniger begeistert sein, wenn er hört, dass du Anderen die Schuld an etwas gibst, das er verursacht hat.“ Er trat zu seinem aufgebrachten Sohn, schob diesen von seinem Opfer weg, dass das auch noch über sich ergehen ließ und blickte ihm dann in die Augen.
 

„ Einen Gang weiter hat sich der Junge, den du als Sohn adoptiert hast, in eine Ecke vergraben, lässt sich seit Stunden von niemandem anfassen und weint und schlägt um sich, während er nach seinen Eltern ruft. Du kannst hier nichts tun, geh zu Severus, beruhig das Kind und komm dann wieder. Ich rede mit Graham. Los!“ Erleichtert sah Abraxas, dass sein Sohn tat, was er befahl.
 

Als sein Vater Sev erwähnte war es, als würde Lucius‘ von Wut und Panik erfüllter Geist klarer werden. Er starrte, immer noch aufgebracht und schwer enttäuscht zu Graham, der so laut getönt hatte, der Beste zu sein, doch statt wieder auf diesen loszugehen, machte er sich auf den Weg zu seinem Jungen, der ihn brauchte. Evan würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, würde er hören, dass er den Kleinen hatte weinen und nach seinen Eltern rufen lassen, statt sich um Sev zu kümmern.
 

Also lief Lucius zurück, sah in das Zimmer, wo er seinen eigenen Enkel schluchzen hörte und trat ein. Mika und Scorp heulten selbst Rotz und Wasser, einfach nur aus Mitleid und Percy stand hilflos mitten im Raum, nicht wissend, um wen er sich kümmern sollte. Ohne ein Wort lief er erst mal durch den Raum und in die Ecke, in die Severus sich geflüchtet hatte, zusammen mit seinem Raben, allen den Rücken zuwendend. Kein Wunder, bei der Situation, in die er rein geraten war – nur, weil Graham seine Warnungen nicht ernst genommen hatte!
 

Mit einem Griff hatte er Severus hochgehoben. Sofort versuchte sein neu adoptierter Sohn, um sich zu schlagen, doch dann schien er zu sehen, wer da war, schlang die Arme um seinen Nacken. Er war vollkommen erschöpft und doch weinte er weiter. „Es wird Alles wieder gut, Sev…“
 

„Papa“, wimmerte Severus, als er hochgehoben wurde und dieses Mal nicht wieder von Onkel Percy. Er wollte nicht Onkel Percy, er wollte nicht Onkel Draco, er wollte Niemanden außer Daddy und Papa! Aber Daddy war einfach umgefallen, als die Anderen endlich gekommen waren! Nein! Er hatte Moma gerade erst verloren! Er wollte nicht schon wieder Eltern verlieren! Er würde nie wieder Andere finden! „D…D…Daddy“, flüsterte er schließlich schwach. „Will... will Daddy…soll… nich kaputt sein…“
 

Lucius wiegte den Kleinen, der erschreckend viel von dem Vorfall verstanden zu haben schien, auf seinen Armen hin und her, während Percy nun die anderen Beiden hochnehmen konnte und der Lautstärkepegel langsam wieder etwas herunterging. „Daddy wird versorgt, wir machen ihn wieder heil, ich verspreche es, kleiner Mann. Keine Tränchen mehr, ja? Das würde Daddy nicht wollen.“
 

„W’rum?“, weinte Severus weiter. „W’rum hat die Frau das’emacht?! Das… sie… sie hat… Daddy putt’emacht und… den anderen Mann! Daddy hat aber… doch gar nichts getan!“ Er verstand das nicht! Er hatte den besten Daddy der Welt, der zu Allen lieb, nett und höflich war und doch war er angegriffen worden, vor Allem er und die Frau hatte viele böse Wörter gesagt, die eigentlich ganz doll verboten waren!
 

„Es gibt leider immer böse Menschen“, erklärte Lucius. „Denen macht es Spaß, wenn sie Anderen weh tun können. Aber Daddy ist stark und Onkel Jaden und Tante Jenna kümmern sich jetzt um ihn.“ Er lief noch mal im Raum auf und ab, bis das verzweifelte Weinen zu einem zeitweiligen Schluchzen wurde, das aber nicht mehr so schlimm klang. Auch die anderen Beiden hatten sich beruhigt und sahen zu ihm, sie verstanden noch nicht mal, was geschehen war, sie waren sofort von George in das Hinterzimmer und von da aus ins Manor gebracht worden. Es war schlimm genug, dass Sev denTod hatte sehen müssen und nun auch noch um seinen Vater bangte.
 

„Will... will zu Daddy“, flüsterte Severus erschöpft. Er wollte sehen, dass es Daddy gutging! Unbedingt!
 

„Ich weiß nicht, ob wir schon rein dürfen“, erklärte Lucius. „Aber wir beide können zusammen warten…“
 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Oh toll“; stöhnte Evan, als er zu sich kam – ein weiteres Mal am nebelschwabendurchzogenen Bahnhof von Hogsmaede. „Da will man ein Mal nicht draufgehen und ist schon wieder hier!“
 

„Gut zu hören…“
 

„Oh, hi Luna. Diese Treffen werden langsam zu einer traurigen Gewohnheit“, stellte der Grünäugige fest und setzte sich wieder ganz auf und blickte auf die Blonde, die dieses Mal schon neben ihm zu sitzen schien, das Gesicht ungemütlich ernst. „Dieses Mal hat’s mich also wirklich erwischt…“
 

„Ja“, nickte Luna. „Es ist nur ein Zauber durch deine Schilde gekommen, aber der hat schwere, innere Verletzungen ausgelöst. Es kämpfen gerade zwei Heiler und Jaden um dich.“
 

„Schaffe ich es?“, fragte Evan leise, während Angst in sein Herz schlich. Er wollte nicht sterben! Er wollte bleiben! Bei Lucius, bei Sev, der das auch noch hatte mit ansehen müssen und bei seinen Freunden! In ein paar Tagen hatte er sich doch mit Neville verabredet, den er bei einem Projekt unterstützen wollte und sein kleiner Junge! Severus würde sich nicht auch noch mit seinem Ableben abfinden können, er war dessen Bezugsperson! Und… Lucius. Er… er musste einfach zurück! Er liebte Lucius, wie er noch nie einen anderen Menschen geliebt hatte! Der Blonde sagte immer, wie sehr er ihn liebte, wie… wie würde sein Mann damit klarkommen, dass er starb?!
 

Luna lächelte beruhigend, legte eine ihrer Hände auf die des Anderen. „Ich denke doch. Deine Magie ist stark, sie hat dich bis jetzt nicht sterben lassen und sie arbeiten schon seit Stunden an dir. Aber du wirst ein paar Tage zweifellos schwach sein und eine Weile lang Schmerzen haben. Weißt du, ich wollte ja mit dir sprechen, aber doch nicht unter diesen Umständen!“
 

„Glaub mir, ich habe mir das auch nicht so vorgestellt! Ich wollte einfach den Kindern eine Freude machen und sicher nicht angefallen werden! Ich bin raus, um mir selbst zu beweisen, dass es, nun, wo der Krieg vorbei ist, nicht mehr gefährlich ist! Und… und Lucius wusste was und hat mich nicht gewarnt! Ich… ich hab die Kinder in Gefahr gebracht, verdammt noch mal!“
 

„Evan…. Evan, beruhig dich“, bat Luna leise, zog dessen Gesicht zu sich. „Er hat es getan, um dich zu schützen. Er will dich vor Allem bewahren, selbst vor der Wahrheit, wenn die dir weh tun könnte und da er dich aber auch nicht anlügen möchte, hat er dir einfach einige Dinge gar nicht gesagt. Es ist seine Art, dir zu zeigen, wie sehr er dich liebt.“
 

„Er wird später noch Einiges zu erklären haben“; knurrte Evan. „Ich hab die Kinder in…!“
 

„Nun, eigentlich war eure Sicherheit Grahams Job.“
 

„Ich… verstehe nicht?“
 

„Lucius hat Graham nach England geholt, damit der ein Auge auf euch haben kann, damit du nichts erfahren musst und der Plan war ja auch an sich ganz gut, nur hatte Graham eben seine Augen nicht da, wo sie hingehört hätten…“
 

Evan schloss die Augen, lehnte sich zurück gegen die eher unbequeme Holzlehne. Boa ey, konnte man nicht mal kurz vor dem Tod etwas Bequemlichkeit erwarten? Er atmete tief durch. „Warum?“, fragte er schließlich. „Warum tut Molly Weasley das?“
 

„Nun“, murmelte Luna, blickte auf ihre schimmernden Nägel, dann auf den tutenden Zug, dessen Türen sich gerade schlossen. Die Anderen hatten es geschafft. Evan würde sich im Laufe der nächsten Stunden stabilisieren, ohne einsteigen zu müssen. „Es ist Einiges geschehen, aber vor Allem ist sie einfach wahnsinnig. So ähnlich wie Bellatrix Lestrange. Durchgedreht. Nicht ganz wasserdicht, nenn es wie es dir gefällt. Es hat schon immer in ihr geschlummert, frag die Zwillinge. Und sie hat es weitergegeben. An Ron und Ginny. Ihre Verurteilung…“
 

„Was Moment! Stop! Welche Verurteilung?“, fragte Evan verwirrt. Wie gesagt, er hatte keine Zeitung mehr gelesen, nicht, nachdem Andromeda den Brief hatte öffentlich drucken lassen, als er nach Azkaban gekommen war, wohl etwa drei Tage vor Lucius‘ Entlassung und Entlastung. Es tat auch immer noch weh, daran zu denken, doch er hatte es akzeptiert, wie er alles akzeptierte.
 

„Oh… Nun, dass Ginny rumgehurt hat wie blöd, das hast du ja noch vor der Schlacht mitbekommen und leider hat sie… damit auch später nicht aufgehört. Obendrein war sie zu dumm um für Verhütung zu sorgen und hat zwei Kinder abgetrieben. Ein drittes wollte sie auch beseitigen. Dazu hat sie sich Männern aufgedrängt, die sie gar nicht wollten. Dumme Kombination. Und sie ist erwischt worden, auch noch von ihrem Vater, der es unabsichtlich noch schlimmer gemacht hat, indem er einen Heiler gerufen hat, der die Abtreibungen bestätigt und die Auroren gerufen hat…“
 

Evan schluckte schwer, sah wieder das kleine, von ihm besessene Mädchen mit den roten Haaren und den großen, hellen Augen vor sich, damals am Bahnhof in London. Und dann die junge Frau, die sich an ihn rangeworfen und vor der er sich so sehr geekelt hatte. Sie hatte Kinder umgebracht. Einfach so, weil sie es gewollt hatte! „Molly gibt mir die Schuld.“ Es war keine Frage, nur eine Feststellung. Oh, er wusste, dass sie gegen seine Freilassung gewesen war, auch, wenn weder die Zwillinge noch Percy oder Charlie das je laut ausgesprochen hatten, doch dass ihr Hass so weit ging…
 

„Ja, aber in dem Fall hat sie dich nicht angegriffen, weil du du bist, sondern weil sie dachte, dass du Snape bist und den hasst sie mindestens genauso, da du Severus so mochtest. Es ging ihr ums Prinzip. Du, ein Snape, hast reich und einflussreich geheiratet, während ihre Tochter weggeschlossen wurde, für etwas, das in ihren Augen noch nicht mal ein Verbrechen ist.“
 

„Ich glaub, davon brauch ich die lange Vision.“
 

„Dafür ist dein Ehemann zuständig – und sei nett zu ihm, er hatte gerade den Schock seines Lebens. Lass ihm Zeit und sei nicht zu irritiert, wenn er dich dauernd im Auge behalten will. Ich glaub, der Mann hatte in seinem Leben noch nicht so eine Panik, wie er es im Moment wegen dir hat.“
 

Evan nickte einfach nur. Ja, er war angepisst, dass ihm so was Wichtiges verschwiegen worden war, doch er wusste, böse würde er dem Anderen doch nicht sein können. Dazu liebte er Diesen viel zu sehr und auch bei ihm saß der Schock gerade so richtig. Nein, er konnte Luc nicht verlieren! Weder ihn noch den kleinen Sev, der alles hatte mit ansehen müssen. „Ich.. muss zurück.“
 

„Ich weiß. Du musst nur die Augen schließen…“, sie strich dem Anderen über die Wange. „Und vergiss nicht, du und deine Entscheidungen, beides wird eine große Rolle spielen. Du bist einer meiner wichtigsten Kettfäden... das Gerüst der neuen Zeit.“
 

Evan zwang sich selbst, zu lächeln und so gern er eigentlich mit Luna hätte reden wollen, im Moment wollte er einfach nur zurück, um die Anderen zu beruhigen. Er kannte Lucius und wenn der Blonde ihm Graham auf den Hals gehetzt hatte, war der vermutlich gerade dabei, dem armen Mann was zu tun, weil er trotzdem verletzt worden war.
 

Und er spürte es sofort, dieses Mal, im Gegensatz zu den anderen Malen, sehr bewusst. Es war, als würde er fallen, vollkommen schwerelos sein, bis er richtig hart aufschlug – mit allen damit verbundenen Schmerzen, die sich aber an seiner Seite zu zentrieren schienen. Da, wo der Zauber ihn getroffen hatte. Doch da war noch was Anderes. Wärme, ein kleiner Körper. Es schien, als wäre Sev zu ihm ins Bett gekrochen. Und auch seine Hand… sie wurde gehalten. Lucius. Er war nicht allein, so wie früher auf der Krankenstation. Er hatte eine Familie, die da war. Er war nicht allein auf der Welt, da waren Menschen, die auf ihn warteten und sich schreckliche Sorgen gemacht hatten.
 

Als er es schaffte, mit einiger Mühe, den Arm zu bewegen, den Sev sich eindeutig als Kissen auserkoren hatte, wimmerte sein Kleiner sofort und klammerte sich fester an das Hemd, das er zu tragen schien. Etwas, das scheinbar Lucius, der vor dem Bett auf einem Stuhl sitzen musste, aufschrecken ließ, dann kurz danach wurde seine Hand losgelassen, was Evan gar nicht gefiel, dann aber spürte er, wie der Blonde sein Gewicht auf die Matratze verlagerte, scheinbar, um sich über ihn zu beugen und Sev neu zuzudecken.
 

Mühsam kämpfte Evan die Augen auf, die sich wirklich schwer anfühlten, blinzelte dann in die Dunkelheit. Nacht. Welch Überraschung. Er musste schon länger bewusstlos sein, wenn Lucius dem Kleinen erlaubt hatte, sich hierhin zu legen. Mehr als einen Tag? Er konnte es nicht sagen. Jedes Mal, wenn er wieder an dieser Übergangsstation gewesen war, hatte er feststellen können, dass Zeit absolut nicht gleich Zeit sein musste. Er blinzelte schließlich etwas, sah die blonden Strähnen, die an seinem Gesicht entlang streiften, während es raschelte. Ja, Lucius richtete die Bettdecke.
 

Dieses Mal folgte Evan mit den Augen der Bewegung des Älteren, der sich wieder setzte, kurz seine Hände vors Gesicht legte – und sie abrupt wieder runter riss, ihn endlich ansah. Er schien erst jetzt zu realisieren, dass sein Mann ihn anblickte.
 

Es war Horror gewesen. Ein Alptraum, der nun schon seit einer Woche anhielt. Jaden und Jenna hatten mit einem weiteren Heiler bis tief in die Nacht nur darum kämpfen müssen, dass Evan überhaupt überleben würde. Der Zauber war hochgefährlich gewesen, hatte die Nieren, den Magen und die Leber gestreift und Evan hatte wohl schon eine ganze Weile massiv ins Innere seines eigenen Körpers geblutet, bevor sie auch nur gekommen waren, um ihm zu helfen. Dann noch der massive Aufwand an Magie, den sein Mann geleistet hatte, um sich und ihren neuen Sohn zu schützen und vor Schaden zu bewahren, so, dass auch die magische Selbstheilung kaum noch vorhanden gewesen war, hatte seinen Gefährten noch in der ersten Nacht fast das Leben gekostet.
 

Und seitdem lag Evan hier in ihrem Bett, praktisch ohne sich zu regen, tagelang. Der Heiler und Jenna hatten beide eine negative Prognose gestellt, dass sie nicht wussten, ob der magische Kern sich beruhigen und Evan überhaupt aufwachen würde. Sie wussten es einfach nicht, betonten immer wieder auch, dass es überhaupt ein Wunder war, dass der Jüngere diese Nacht überstanden hatte. Sie wussten nicht, ob man noch mehr verlangen konnte und ob Evan nicht hier vor sich hin vegetieren würde.
 

Nach der zweiten Nacht ohne dass sein Mann sich geregt hatte, war Lucius selbst heulend zusammengebrochen, fertig mit den Nerven und überfordert mit der Vorstellung seinen Gefährten zu verlieren. Er hatte den Raum nicht verlassen, seit die Heiler abgezogen waren und nicht mal sein Vater hatte ihn rauszerren können. Er war beharrlich hier geblieben.
 

Auch Severus war mit ihm hier eingezogen, weigerte sich, seinen Daddy aus den Augen zu lassen oder in seinem Zimmer zu schlafen. Es war schwer genug, ihn morgens für ein oder zwei Stunden zu Jaden zu bringen, um zu lernen und anschließend lief er immer, das Stofftier in einem harten Klammergriff, wieder hierher, kletterte auf das Bett, da, wo Lucius normalerweise schlief, legte sich neben Evan und blieb dort. Er wollte nicht zeichnen, nicht spielen und noch weniger weggehen. Nicht mal zum Brauen hatte Jaden ihn überreden können.
 

Und zu Graham… ging Severus gar nicht, weigerte sich, mit Diesem zu reden. Er hatte wohl mitbekommen, wie Lucius und sein Vater über das Thema geredet hatten und wollte mit dem Mann, der Daddy nicht beschützt hatte, nichts zu tun haben. Nicht, dass er es seinem Sohn verübeln konnte. Erstens dachte er genauso und zweitens hatte auch er sich geweigert, den Mann auch nur anzuhören, was er auch erst tun würde, wenn Evan wieder zu sich kam. Wobei die Betonung inzwischen vielleicht sogar auf dem Wort ‚ob‘ liegen musste.
 

Geschlafen hatte Lucius die gesamte Zeit kaum. Mal ein Stündchen, wenn Sev sich in seinem Schoß zusammengerollt hatte oder wie gerade eben wenn er in dem Sessel zusammensackte. Er hatte einfach Angst, dass sein Gefährte in dem Moment, wo er nicht hinsah, wieder in Probleme geraten würde! Dass er furchtbar übernächtigt aussah, war ihm scheißegal. Und selbst seine Arbeit.. er konnte darauf keinen Gedanken verwenden. Irgendwann in der Nacht fuhr Lucius aus seinem unruhigen und unbequemen Schlaf hoch, als er Sev wimmern hörte. Seit dem Vorfall hatte der Junge dauernd Alpträume von Menschen, die zerplatzten oder auf andere, unnatürliche Art zu Tode kamen.
 

Mühsam erhob Lucius sich, griff vorsichtig über Evans reglosen Körper um die Decke zu richten und über Sevs Haare und Wangen zu streichen, damit der Kleine sich beruhigte. Erst dann sackte er wieder zurück, verbarg das Gesicht in den Händen, während er kurz vorm nächsten Heulkrampf stand, als er daran dachte, dass er eigentlich im Bett liegen müsste, während Evan sich vertrauensvoll gegen ihn zusammenrollte. Wenn er ihn nur ansehen würde! Irgendwie zu sich käme und…!
 

Moment!
 

Verwirrt ließ Lucius seine Hand sinken. Hatte er nicht eben etwas sehr weißes im Dunkeln leuchten sehen und das Gefühl gehabt, dass die Finger sich bewegen würden? So, wie gestern Abend, als er Sev aus dem Märchenbuch vorgelesen hatte?! Er richtete seinen Blick auf den Jüngeren, in panischer Angst, dass er erneut falsch liegen könnte, er wusste nicht, ob er das verkraften würde nach all den Schreckensbildern, die er sich ständig selbst ausmalte, doch dann sah er sie. Die leuchtend grünen Augen, die in der Dunkelheit auf ihn gerichtet zu sein schienen. Evan sah ihn an!! „Evan?“, flüsterte er mit gebrochener Stimme, nicht wissend, ob es sich nicht doch um eine Halluzination ausgelöst von Schlafmangel handelte. Wie in Trance stand er auf, beugte sich erneut über das Bett, während seine Finger zitternd über die wieder eingefallen wirkende Wange strichen.
 

Evan war entsetzt, als er den Anderen nun deutlicher sehen konnte. Das Weiße in den Augen seines Mannes war rot und dessen Gesicht wirkte im schwachen Licht des Mondes erschreckend weiß. Nicht zu vergessen, die Haare, die… schlicht ungepflegt aussahen. Lucius sah so schrecklich, so mitgenommen aus, als sei er selbst, nicht Evan von dem Zauber getroffen worden. Mit aller Gewalt zwang er seinen Körper, den Arm zu bewegen, legte seine sich kalt anfühlenden und kribbelnden Finger auf dessen Wange, er strich eine Träne weg, die aus dessen Augen rollte. „Luc“, flüsterte er, mit krächziger, trockener Stimme.
 

Das Nächste, was er wusste, war, dass er regelrecht hoch und in die Arme des Anderen gezerrt wurde. Es tat weh, richtig weh, so abrupt bewegt zu werden, doch gerade in dem Moment konnte er Lucius nicht böse sein. Nicht mal wegen des Verschweigens. Nicht so unglücklich, wie sein Geliebter gerade wirkte. Er wollte Diesen einfach nur in die Arme nehmen und trösten, selbst, wenn ihm dazu eigentlich die Kraft vollkommen fehlte. Schon das Heben eines Armes schien Schweißausbrüche ausgelöst zu haben, wenn er ehrlich sein sollte. Er hörte sich selbst aufstöhnen, doch dann klang der Schmerz wieder etwas ab, also lehnte er sich gegen den Älteren. „Ist gut…“, brachte er heraus. „Bin… bin da…“ Er rang sich sogar mühsam ein Lächeln ab. „Nicht… weinen…“
 

Was bei Lucius erst recht alle Dämme einriss, der das gerade nicht fassen konnte. Die leichten aber zielgerichteten Berührungen der kühlen Finger auf seinen Wangen, dann die ersten Worte, nachdem er den Anderen an sich gerissen hatte. Er spürte, wie die Tränen nur so herabstürzten, wiegte den Jüngeren mehrfach einfach hin und her. Evan lebte, Evan war wach, sein Gefährte hatte erneut geschafft, was nicht mal mehr die Heiler und seine Familie ihm zugetraut hatten. Er hatte sich trotz magischem Koma und völliger Verausgabung mitsamt schwerster Wunde, zurück ins Leben gekämpft. Mit aller Macht. „Evan… bei Merlin, Evan, ich..!“
 

„Daddy!!“, schrie auf einmal Severus auf, der automatisch nach seinem Dad tastete, mehrfach in der Nacht aufwachte, wie immer in den letzten Nächten, nur um ihn nicht zu finden. „Daddy!“, schrie er, panisch, dass der auch einfach verschwunden sein könnte. So, wie Moma und sein erstes Zuhause! Dabei war er doch dauernd hierhergekommen, eben damit das nicht geschehen würde! Und dann… wie aus dem Nichts legte sich ein Arm um ihn. Nicht Papas langer, breiterer Arm, sondern der schlanke, etwas kürzere von… „Daddy…?“, flüsterte Sev, drehte sich und starrte in die Dunkelheit, die sich nun langsam ein wenig erhellte. Nicht viel, aber genug, um zu sehen, dass Papa Daddy eng an sich gedrückt hielt und dass die Augen des Anderen endlich wieder offen waren.
 

„Hier“, murmelte Evan, als der Schrei erklang, zwang seinen zweiten, weit unkooperativen, weil eingeschlafenen Arm dazu, den Kleinen an seinen Körper zu ziehen, spürte dann, wie Lucius auch noch ihren Sohn an sich zog. „Alles… alles gut.“
 

Lucius wusste nicht, wie lange er so dasaß, Evan mit verzweifelter Gewalt an sich gedrückt und Severus so haltend, dass der auch noch an seinen Vater herankommen konnte, als er das Räuspern hörte und als ihm auffiel, dass sein schwacher Lumos, den er gesprochen hatte, um Evans Augen zu schonen, Diesen aber für Sev sichtbar zu machen, um Einiges verstärkt wurde. Unwillig hob er seinen Blick – und sah direkt in die silbergrauen Augen seines Vaters, der über die letzten Tage regelmäßig vorbeigesehen, den er aber genauso konsequent nicht beachtet hatte. „Was?“, fragte er mit schwankender Stimme, die er nicht mal so scharf klingen lassen konnte, wie er es gerade wollte.
 

Abraxas war regelrecht aus dem Bett gefahren, als er die Hauselfe gehört hatte, die einen Alarm geschlagen hatte. Nicht den ersten in der letzten Woche. Und jedes Mal bekam er fast einen Herzstillstand. Er wollte da sein, wenn sein Sohn ihn brauchte, weil das magische Koma zu tief geworden war und dessen Gefährte sterben würde, weil er sich verloren hatte. Oder sonst etwas. Ja, er rechnete mit dem Schlimmsten und er war bei Weitem nicht der Einzige. Er wusste, auch Jaden hatte diesen Alarm und würde kurz nach ihm eintreffen.
 

Doch was er dieses Mal sah, war eine schier unglaubliche Überraschung, die er so nicht erwartet hatte und die er auch gar nicht fassen konnte. Lucius hielt den Jüngeren, trotz klarer Anweisungen, aufrecht im Arm, dabei war das problematisch wegen der Wunden an der Seite, die noch immer jederzeit aufplatzen könnte. Doch statt der Verzweiflung spürte er, das erste Mal seit acht Tagen, Hoffnung in diesem Raum. Der kleine Sev war ebenfalls wach und klammerte, aber das Erstaunlichste sah er erst auf den dritten Blick. Evans Augen waren offen und blinzelten ihn fragend und verloren an. „Lucius“, meldete er sich daher vorsichtig zu Wort.
 

„Was willst du?“, fragte Lucius, als sein Vater schließlich näher trat. Noch immer konnte er nicht mal seinen Griff lockern.
 

„Erst mal, dass du Evan langsam und vorsichtig wieder hinlegst. Es hatte einen guten Grund, warum er lag. Willst du, dass die Wunde wieder zu bluten beginnt, wo wir das gerade erst in den Griff bekommen hatten?!“
 

Erst diese warnenden Worte brachte Lucius wieder zur Besinnung. Dieses Mal zwang er sich, seine Umklammerung zu lösen, ließ seinen Gefährten sanft und langsam zurück in die Kissen gleiten, beobachtete besorgt, wie dessen Gesicht sich verzog. „Evan – hast du Schmerzen? Warum hast du denn nichts gesagt?! Ich rufe…!“
 

„Nicht nötig, ich bin da“, erklärte Jaden in dem Moment schon, nachdem er dann endlich die Sprache wiedergefunden hatte. Dieser Junge war wirklich unglaublich. Wie hatte er denn das geschafft?! Aus dem Koma wieder zu erwachen… es gab nicht mehr als ein oder zwei dokumentierte Fälle!!
 

Evan starrte auf die Anwesenden, ignorierte erst mal Alle außer seinem schluchzenden Sohn und seinem Lover, der noch immer mit der Fassung kämpfte. „Alles… gut“, sprach er, strich erneut über Lucius‘ Wange. „Bin… doch da…“ Er wollte mehr sagen, den Älteren beruhigen, doch Sprechen war ihm noch nie so anstrengend erschienen.
 

„Streng dich nicht an“, bat Lucius, hatte Mühe, seine Stimme auch nur ansatzweise ruhig zu halten, um nicht zu zeigen, wie kurz er vor der Verzweiflung gestanden hatte, konnte nicht anders, als seinen Gefährten, wenn auch nur kurz, zu küssen, bevor er den, wenn auch protestierenden Sev aus dem Weg hob. „Jaden untersucht dich nur kurz“, erklärte er, dem Grünäugigen mindestens so, wie ihrem aufgebrachten Sohn, der sofort und auf der Stelle in Daddys Arme zurück wollte.
 

Jaden sagte erst mal nichts, nicht über Lucius‘ erbarmungswürdigen Zustand, den er das erste Mal überhaupt mit Bartstoppeln sah, noch sonst etwas. Er verschaffte sich nur Platz und sprach einige Zauber, seufzte dann und sah vorwurfsvoll auf. „Die Wunde ist geplatzt! Er wurde viel zu schnell bewegt!“ Doch dann sprach er die nötigen Zauber, bis das Rot zu leuchten aufhörte. Nun, wo Evans Magie langsam wieder zurückkam, würde die Wunde auch stabiler geschlossen werden. „Keine abrupten Bewegungen“, befahl Jaden, dieses Mal direkt Evan, der ihn wach aber auch erschöpft anzusehen schien, als habe er gerade einen Dauerlauf hinter sich, dann machte er einfach mit den Untersuchungen dort weiter, wo er aufgehört hatte. Wo er doch schon mal dabei war und nicht weiter verdrängt wurde, abgesehen von dem kleinen Jungen, der schon wieder aufs Bett gekrochen war und sich auch mit gutem Zureden nicht von der erbeuteten Hand lösen wollte.
 

„Sohn, verschwinde ins Bad, du stinkst und ich glaube nicht, dass du das deinem Gefährten antun willst“, befahl Abraxas Lucius, der aussah, als würde er gleich umkippen, so müde schien er zu sein. Nun, vielleicht würde er ja diese Nacht tatsächlich durchschlafen. Er würde nachher Graham informieren und den Mann von seinem schlechten Gewissen erlösen. Zumindest hatte er nur einen Fasttod durch Unaufmerksamkeit bewirkt und nicht tatsächlich den Gefährten eines Drago umgebracht. Etwas Schlimmeres konnte es ja in der Familie gar nicht geben.
 

Lucius wollte protestieren, doch bevor er dazu kam, wurde ihm sein Sohn abgenommen und er ins Bad geschubst – wo er an sich selbst schnüffelte und zustimmen musste. Er stank schrecklich. Außerdem spürte er die verhassten Bartstoppeln. Also ließ er seine Kleidung zu Boden gleiten, die er auch seit Tagen nicht gewechselt hatte und stieg unter die Dusche. Ja, eine Nacht Schlaf würde ihn guttun, mit Evan und Sev in den Armen, wissend, dass Alles wieder gut werden konnte. Dann konnte er, wenn er wieder wach war, das Ministerium selbst kontaktieren und seine Arbeit von zuhause aus fortsetzen. Da hatten Draco und Percy ihm in den letzten Tagen sehr geholfen, ihm nur noch fertige Sachen gegeben, die er einfach unterschrieben hatte.
 

Aber das war trotzdem gerade nebensächlich. Es war ihm egal, erst kam Evan und er würde den Anderen sicher nicht noch mal aus den Augen lassen. Er hatte ja gesehen, was geschah, wenn er das tat. Da hatte er schon ein Großmaul angeheuert und was tat der?! Kaffee trinken! Oh, er würde Graham sein Versagen spüren lassen! Und wie! Der Mann konnte so froh sein, dass Evan überlebt hatte, das glaubte der gar nicht!
 

Evan sah, wie Lucius ins Bad geschubst wurde und er war froh, dass dessen Vater das tat, nicht so sehr wegen des Geruchs, sondern weil er wusste, dass es seinem Mann guttun würde, so, wie er aussah. Er selbst beobachtete, wie Severus sich so lange wand wie eine Schlange, dass Abraxas ihn fast fallen ließ, was damit endete, dass sein Sohn zu ihm kroch und halb hinter ihm in Deckung ging, sich regelrecht in seinen Arm verkrallte. Er wandte Sev den Kopf zu, lächelte beruhigend, strich mit einem Finger über dessen kleine Hände. Zu mehr fühlte er sich gerade absolut nicht in der Lage. Und nach den nächsten beiden, widerlichen Tränken noch viel weniger. Allerdings fühlte er sich schrecklich erschöpft, wollte nur noch wieder schlafen – sobald er sich an Luc kuscheln konnte zumindest.
 

Nach einer schnellen Dusche und einer noch schnelleren, aber sauberen Rasur trat Lucius wieder nach draußen, trocknete seine Haare mit einer nachlässigen Bewegung seiner Hand. „Nun?“, fragte er, als er sah, wie Jaden seine Tasche wieder packte. Er setzte sich sofort wieder zu Evan, nahm dessen nicht umklammerte Hand in Seine, strich mit seiner Anderen über dessen wirre Haare.
 

Jaden rieb sich selbst die Augen. „Ich habe die innere Verletzung noch mal geschlossen und besser stabilisiert. Aber das, was wir gesagt haben, gilt noch immer! Keine abrupten Bewegungen! Kein schnelles Aufrichten und sobald er in dem Bereich Schmerzen hat, müssen Jenna oder ich gerufen werden. Ansonsten geht es Evan erstaunlich gut, bedenkt man, dass er eigentlich tot sein sollte“, erklärte Laden, wobei er fasziniert beobachtete, wie die Augen des Fünfjährigen sich zu gefährlichen, kleinen Schlitzen zusammenzogen. Nein, wenn der da älter war, wollte er noch immer nicht an der falschen Spitze von dessen Zauberstab stehen, entschied er spontan. Das da war kein Lieber. Das da war ein kleiner Satansbraten zu allen außer seinen Eltern. „Er muss auf jeden Fall mindestens fünf Tage im Bett bleiben und auch danach erst mal nur stundenweise aufstehen, ohne Anstrengungen. Also erst mal kein Fangen im Park. Nicht bis.. ich weiß nicht, in ein oder zwei Monaten, je nachdem, wie schnell sich das Gewebe stabilisiert und die Schmerzen zurückgegangen sind.“
 

„Dafür werde ich persönlich sorgen“, knurrte Lucius nur, strich über die bleichen Wangen. „Sagst du den Hauselfen, was er essen kann?“
 

„Nein, ich sage ihnen, was sie euch bringen werden“, erklärte Jaden, nahm all seine Sachen und tapste zur Tür, wissend, dass gleich die Inquisition auf ihn wartete. Mathew würde ihn ausquetschen und ihm im Notfall einen Pepper-Up eintrichtern, um alles zu erfahren. „Allerdings empfehle ich, dass auch du ausgeschlafen bist, Lucius“, merkte er an. „Vielleicht findet Evan einen Strohhalm im Bett…“
 

„He!“, protestierte Evan schwach, versuchte, sich aufzurichten, was aber der Ältere mit sanfter Gewalt zu verhindern wusste. „Nicht… fair…!“
 

„Malfoy, wenn auch nur eingeheiratet. Wer fair spielt, geht hier in der Regel unter. Aber egal, schlaft, alle Drei. Gute weitere Nacht, guten frühen Morgen, whatever, ich falle in mein Bett zurück, sofern man mich lässt…“
 

Evan knurrte kurz, sah dann zu Lucius. „Kommst du… ins Bett?“, fragte er leise, die Wärme des Älteren vermissend.
 

Nie im Leben hätte Lucius bei den Worten nein sagen können! Er lächelte, küsste den Anderen erneut und tat genau das. Er umrundete das Bett, schlüpfte unter die Decke, richtete sie und sammelte beide, Sev und Evan in seine Arme. Er merkte kaum, wie sein Vater die Decke auch noch zurecht zupfte, bevor ihm selbst, nur Sekunden nach seinem Gefährten, die Augen zufielen, mit dem Unterschied, dass er sie dieses Mal nicht aufzwang, sondern mit einem glücklichen Lächeln einfach einschlief.
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Erleichtert sackte Fred von der Feuerstelle zurück, wischte schnell eine Träne aus seinen Augenwinkeln und lächelte seinem Bruder zu, der gerade aus dem Verkaufsraum kam. Die letzten Tage waren die Hölle gewesen, wirklich. Er konnte noch immer nicht fassen, wie sehr ihre Mutter den Verstand verloren hatte. Vermutlich schlug da der Reinblutinzest durch. Aber so richtig. Immerhin war Molly, wenn auch drei Generationen versetzt, mit Bella verwandt. Und die war irre gewesen, erwiesenermaßen.
 

Und ganz ehrlich – auch früher war ihre Mutter nicht immer nur die perfekte Hausfrau gewesen. Oder die beste Versorgerin, auch, wenn es nach Außen so ausgesehen hatte. Sie hatte Kinder bevorzugt und Andere nicht mal genug gemocht, um sie auseinander zu halten, bei Merlin!
 

Allein der Ausdruck, mit dem sie eine ganze Weile angesehen worden waren, obwohl die Leute in der Winkelgasse ja wussten, dass sie ihre Mutter nicht mochten, war die Hölle gewesen, dann die wirklich feige Flucht ihres Vaters irgendwo hin, wohin wusste Niemand, nicht Bill, nicht Charlie, nicht Percy, der sich wie er es früher schon so oft getan hatte, aus der Affäre gezogen hatte. Und wer hatte nun die Probleme? Ihr kleiner Freund!
 

Nur Evan konnte es schaffen, gleich mehrfach Zielscheibe einer Person zu werden.
 

Aber auch nur Evan konnte vollbringen, was nun schon wieder geschehen war.
 

„Und?“, fragte George unruhig, er hatte das Feuer gehört, sich aber nicht getraut, dran zu gehen, das Unangenehme wie immer seinem Bruder überlassen. Doch nun war er nervös, denn noch immer war Fred nicht aufgestanden und dessen Lächeln wirkte sehr, sehr unheimlich. „Sag mit nicht, er ist…!“
 

„Er… hat es geschafft“, erklärte Fred leise.
 

„Was geschafft? Ist er tot?! Meine Güte, du…!“
 

Fred lachte leise, sprang auf und umarmte seinen Bruder. „Wie ich es gesagt hab, Evan würde uns nicht einfach verlassen! Er lebt und er ist wach! Na ja, jetzt schläft er, aber er war wach! Er ist aus dem magischen Koma raus! Er ist noch schwach aber in ein paar Wochen wird er wieder rumlaufen! Na gut, bewacht wie ein Stück Gold, aber auf seinen eigenen Beinen!“
 

Nun erst atmete George auf, lachte und umarmte seinen Bruder zurück. Er hatte sich so viele Vorwürfe gemacht! Weil er nicht da gewesen war, sondern Scorp und Mika in den Laden gebracht hatte. Er war raus gerannt, als er bemerkt hatte, was geschah, doch da war es fast schon zu spät gewesen und Fred hatte ihn zurückgestoßen, da die anderen Kleinen das nicht sehen sollten. Er hatte noch nicht mal Sev holen können und sein einer Blick auf die Straße hatte gezeigt, wie der Fünfjährige weinend und schreiend dastand, Passanten bat, seinem Daddy zu helfen, doch Niemand hatte auch nur einen Zauberstab gezogen! Feiges Pack!
 

Aber das Benehmen hatte Folgen gehabt! Schon vor drei Tagen waren diese Leute wegen Untätigkeit verurteilt worden und ein neuer Gesetzesentwurf wurde vorbereitet, entlehnt von den Muggeln, die etwas hatten, das sich Verweigerung von Hilfeleistung nannte. Die waren verpflichtet zu helfen, wenn sie sahen, dass Jemand Hilfe brauchten und sei es nur, dass sie die Muggelform von Auroren riefen. Denn nicht mal das hatten diese feigen Schweine getan!
 

Sie hatten nur zugesehen, während Evan um sein und das Leben des Kleinen verbissen und ohne Rücksicht auf sich selbst gekämpft hatte. Als würden sie einem Duell, einem Spaß zusehen und nur auf das Anfeuern warten! Nun, sie hatten ihre Rechnung bekommen, nicht nur, dass von den Glotzern auch vier das Leben verloren hatten, sie waren auch angeklagt und in der Zeitung mit Namensnennung in den Schmutz gezogen worden, wobei sich rausgestellt hatte, dass einer davon ein Auror gewesen war, der neben seinem Ruf auch seinen Job verloren hatte. Richtig so!
 

„Den Göttern sei Dank“, flüsterte George schließlich. Er hatte mindestens so viel Angst gehabt, wie Fred auch. Ein magisches Koma war keine leichte Sache. Wunden heilten kaum noch, Magie konnte sich nicht regenerieren und das verhinderte bei den meisten Menschen auch das wieder aufwachen. Und das war Evan – ein Mensch. Nicht mehr und nicht weniger. Dazu noch einer, der ohnehin schon zu viel durchgemacht hatte und dessen Körper heute noch Spuren zeigte.
 

Sie hatten Sirius Black gekannt, James Potter war nur wenig kleiner gewesen und Lily auch. Doch Evan war ein Winzling, selbst ihre Schwester war ein wenig größer. Dazu nahm Evan nur schwer zu, dabei wurde er regelrecht gemästet, von Lucius, von ihnen, sogar von Draco! Und all die gebrochenen Knochen…
 

Fred lächelte etwas. „Ich hab es dir gesagt, Evan kämpft, er hat nämlich endlich was für das sich das Kämpfen lohnt. Er würde seine Familie nicht allein lassen – nicht er…“
 

Nein, so ein Verhalten schien für ihre Mutter reserviert zu sein, die jeglichen Rest Verstand über Bord geworfen hatte, für etwas, das sie als Gerechtigkeit bezeichnete und das nichts weiter war als Mord und Dummheit. Sie konnten es kaum erwarten, dass Lucius zum Minister werden und einige Dinge ändern würde. So, dass man etwas gegen Dumbledores kranke Ideen tun konnte.
 

„Na – dann wird es Zeit für eine kleine Überraschung, oder?“
 

Das brachte auch den Älteren zum Lachen. „Du bist unmöglich“, stellte er fest, doch er stimmte zu. Was konnte die Stimmung wohl besser aufheitern, als eine gute und ungefährliche Überraschung aus ihrem Erwachsenensortiment?



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  kaya17
2012-10-23T09:07:26+00:00 23.10.2012 11:07
Gut das Evan wieder aufgewacht ist. Ich bin gespannt wie er sich wieder erholen wird.
Von:  ai-lila
2012-10-13T15:24:47+00:00 13.10.2012 17:24
Hi~~

So wie ich die Sache sehe, wäre es wirklich eine gute Idee mehr als nur einen Leibwächter für Evan einzustellen.
Denn so sauer Luc auch auf Graham sein mag, der gute Mann hätte doch nur ein menschliches Problem haben müssen und hätte dadurch ebenfalls nicht eingreifen können. Heißt ganz einfach Einer allein ist für so einen Job ein bissel wenig. ^^°
Vor allem bei Evan´s Glück.
Aber ich finde es sehr schön, das Evan endlich wieder zu sich gekommen ist.

Das war wieder ein klasse Kapi.
lg deine ai


Von:  Neko-sama
2012-10-08T18:02:15+00:00 08.10.2012 20:02
Ach ja ich mag Luna und freue mich, dass sie ind er Story wohl eine mehr als wichtige Rolle spielt <333
Ich bin so froh, dass Evan wieder wach is und oh man Luc und Sec haben mir so leid getan QQ
Aber ich find es ja eigentlich gar nicht mal sooo schlimm, wenn Luc nun Evan kaum aus den Augen lässt *grinst*
Die beiden könnten auch ruhig mal wieder etwas ihre Zweisamkeit genießen, das kommt für mich etwas zu kurz irgendwie finde ich... auch wenn ich es echt toll finde, dass Evan nun so ne rießige Famile hat XDDD
Freu mich auf mehr
lg Neko
Von:  ushios
2012-10-08T11:56:10+00:00 08.10.2012 13:56
jetzt hat er also erfahren das molly durchgeknallt ist. mir tat grahem ehrlich gesagt leid er konnte ja nicht wissen das evan doch noch mut kriegt und das anwesen verlässt außerdem hätte er es gewusst wenn er zeitung gelesen hätte oder lucius ihm was gesagt hätte ja das hätte ihn physich warscheinlich nochmal zurück geworfen aber er wäre nicht allein damit gewesen bin gespannt was noch alles passiert
Von:  mathi
2012-10-07T21:44:47+00:00 07.10.2012 23:44
hallo,
das kapitel war richtig klasse!
evan hat es geschafft! er hat wieder einmal allen gezeigt, wie stark er war :)
sehr schön
hoffe molly bekommt ihr fett noch weg
bis dahin
mathi
Von:  Omama63
2012-10-07T19:20:51+00:00 07.10.2012 21:20
Ein super Kapitel.
Molly ist also mit Bella verwandt. Das erklärt einiges, nicht nur warum Molly so wannsinnig ist, sondern auch warum Giny so ist.
Lucius und Sev sind endlich von ihren Ängsten, dass sie Even verlieren, erlöst.Die Beiden taten mir so leid.
Even wird wohl nicht mehr alleine Farben holen gehen.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Du brauchst dich nicht schämen, oder verstecken, wenn du mal nicht wie immer postest. Wenn du Stress hast und keine Zeit zum posten hast, macht das nichts. Wir warten bestimmt alle gerne, auf deine klassse Kapitel, einen Tag länger. Lass dich nicht auch noch bei deinem wunderbaren Hobby stressen.
Danke für die ENS.

Lg Omama63
Von:  toya-chan
2012-10-07T19:19:34+00:00 07.10.2012 21:19
Huhu (^-^)

Ein super Kapitel wieder! Einfach umwerfend!
Armer Evan (T_T) wieso passiert ausgerechnet ihm das immer? Aber ich bin froh das er nicht sterben wollte und unbedingt zurück zu seiner Family wollte. Welche ich außerdem wahnsinnig süß finde! Ich bin froh das Sev eine zweite Chance bekommen hat und ich kann es nachvollziehen das dieser wahnsinnige Angst hatte seinen neuen Daddy zu verlieren! Ich glaube da würde es jeden so gehen.
Ich kann auch nachvollziehen das Lucius sauer auf Graham ist...allerdings denke ich das dieser nicht zu streng mit dem Älteren sein sollte. Weil wenn Lucius ehrlich war, WER hätte damit gerechnet das Evan mit den Kids freiweillig in die Winkelgasse geht? Ich nicht, und der Rest vermutlich auch nicht x3
Und...Molly...sie ist einfach NUR wahnsinnig! Die 'armen' Zauberer die sie pulverisiert hat, auch wenn sich mein Mitleid in Grenzen hält. Immerhin hat keiner Evan und Sev geholfen und Hilfe hätten die Beiden offensichtlich ja gebracht gehabt. Gut das die Passanten nicht ungeschoren davon gekommen sind.
Ich freu mich schon auf Dienstag und bin gespannt ob Evan Lucius einen Anschiss verpassen wird weil dieser ihm verheimlicht hatte was in der Zauberwelt so los ist.
Ich wünsche schon mal einen guten Start in die neue Woche!
LG
toya-chan (^0^)
Von:  Dranza-chan
2012-10-07T18:11:41+00:00 07.10.2012 20:11
Hi,
ein tolles Kapi!
Lucius kann sich sicher noch auf eine Predikt von Evan gefasst machen weil der ihm jede Menge Dinge nicht gesagt hat.
Das die Gaffer bestraft wurden find ich gut. Wenn Lucius Minister ist wird es sicher noch mehr solcher positiver Veränderungen geben.
Hoffentlich kommt Evan schnell wieder auf die Beine!
lg
Von: abgemeldet
2012-10-07T16:58:35+00:00 07.10.2012 18:58
Mal schaun was die Twins so auf Lager haben^^
Das geschieht Lucius recht *nick* Der soll sich ruhig zu tode sorgen!
Ich fand es eine ganz schlechte Idee Evan die Sache mit den Verfolgern zu
verheimlichen. Unwissen hat selten geschützt. Im Endeffekt hat er die gleichen Fehler Dumbledor´s wiederholt. Hoffentlich machen die entlich was gegen Molly und ihren Anhang! Das kann ja nicht so weitergehen!
Da haben Zauberer schon mal Magie und nutzen sie nicht! Na wenigstens wurden die "Glotzer", wie du sie nanntest, bestraft *evil grins*
Freu mich aufs nächste Kappi

Lg Lokihasser
Von:  Amy-Lee
2012-10-07T16:43:31+00:00 07.10.2012 18:43
Hi, super Kapitel.
Molly ist also mit Bella um Ecken verwandt, na dann ist es ja auck kein Wunder das Sie dem Wahnsinn verfallen ist und ihn auch an ihre Jüngsten Kinder weiter gegeben hat ich sage nur Ginny´s Bessenheit ist auch eine Form,
von daher hoffe ich das man sie schnell zu fassen bekommt.
Die schaulustigen wurden wegen Unerlassene Hilfeleistung bestraft das ist gut,
vor allem das einer seinen Job als Auror verloren hat ist gerechtfertigt,
da es sein Job "War" einzuschreiden und die Wahnsinnige Fest zunehmen.
Also das Evan überlebt war sowas von klar,
denn sonst wären Luc und Sev vor Trauer umgekommen,
sie brauchen Evan er darf nicht Streben.
Graham wurde ganz schön zur Schnecke gemacht,
aber woher hätte er das Ahnen sollen das Evan sich in die Winkelgasse wagt
und dann angegriffen wird keiner hätte das voraussehen können.
Bis Di. .
Bye


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