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Hinter dem Vorhang

Eine neue Chance
von

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Sylvester

Lächelnd saß Evan vor der Leinwand, ein Brett mit Farben auf dem Arm abgestützt. Er hatte diesen Raum seit vier Tagen und es war herrlich. Es war, als habe er nie aufgehört, zu zeichnen und nun hatte er so viel Papier, wie er nur wollte. An der Wand hing eine Kohlezeichnung von Lucius mit offenen Haaren, daneben eine von Sev, der lächelte. Einige weniger schöne Bilder lagen in einer Mappe. Erinnerungen, die ihn jagten. Die Zelle in Azkaban, die Dementoren und die Kälte, eingefangen in schwarzen Bildern, die er wegsperrte, die er eigentlich gar nicht hatte zeichnen wollen. Sie waren morgens entstanden, nachdem Luc zum Arbeiten gegangen war und er an den Alptraum der Nacht hatte denken müssen.
 

Die Menschenmasse, die ihn damals bespuckt und beworfen hatte, namenlose, leere, hassverzerrte Gesichter, die er nie zuvor gesehen hatte – und das Rot seines eigenen Blutes, das sein Gesicht durch eine Platzwunde herunter gelaufen war, verursacht durch einen geworfenen Stein, der ihn an der Schläfe erwischt hatte.
 

Doch das Bild, an dem er nun arbeitete, das war anders. Sein erstes Ölbild und er liebte es. Noch war nur wenig Farbe darauf, doch er wusste, wie es fertig aussehen würde. Es war für Lucius, der ihm immer wieder erzählt hatte, wie schön, wie unglaublich er die erste Nacht mit Evan gefunden hatte, als sie in ihrem Bungalow auf dem Bett mit den Blütenblättern gelegen hatten, beide nur mit einfachen Hemden und Hosen, nach der Zeremonie. Er selbst, wie er auf dem Bett lag, mit einem Lächeln und leuchtenden Augen und Lucius halb über ihm.
 

Das Malen lenkte ab, vor Allem, da sie in kaum einer Stunde im Ministerium sein sollten, zu der Silvesterparty, die ihm immer noch Magenschmerzen verursachte. Er musste unter Leute, obwohl er Menschen nicht ertrug und schon gar nicht in der Menge, doch immer wieder hatte Lucius gesagt, dass er keinen einzigen Augenblick lang allein sein würde, dass auch Percy, Neville, die Zwillinge und Draco da sein würden. Dazu noch das Gespräch, das er mit Draco gehabt hatte. Der Sohn seines Mannes hatte Evan erzählt, wie viel Arbeit Lucius in seinen politischen Aufstieg gesteckt hatte und wie wichtig es wäre, den Anderen zu unterstützen, wenn er diesen wirklich lieben würde. Danach hatte Evan lange gebrütet und wie nebenbei das Kohlebild von Lucius gemalt, es dann angesehen und gewusst, was er tun würde. Er wusste, wie sehr sein Mann seinen Job liebte, dass er für die Politik geboren war und helfen wollte. Wer war er, dann nicht zu helfen? Es wurde ja nicht viel erwartet, nur, dass er Luc unterstützte, sich mit ihm zeigte, auch, wenn es ihm schwer fiel, in der Menge zu sein. Aber Fremde konnten ignoriert werden, er musste nicht reden. Er würde den Blonden unterstützen. Darum ging er auch heut Abend mit. Für Lucius, der ihm dieses Zimmer einfach so geschenkt hatte, weil ihm gerade so danach gewesen war!
 

Als Evan allerdings Schritte hörte, wechselte er hastig die Bilder auf der Staffelei, immerhin sollte das hier ein Geschenk werden, stellte stattdessen eines darauf, das er gerade ebenfalls begonnen hatte. Es war der Garten von Malfoy Manor im Winter und darauf zu sehen Scorpius, der mit Mika spielte. Wobei die roten Haare von Percys Neffen sich weit stärker abhoben, als der Sohn von Draco, was Evan aber durch den roten Ball ausgeglichen hatte, den er den Blonden halten ließ. Wie sich herausstellte, hatte er gerade noch rechtzeitig gewechselt, denn es war Lucius, der nun in der Tür stand, zu ihm trat.
 

„Nicht schlecht“, lächelte Lucius, als er das bisher nur skizzierte Bild auf der Staffelei sah, auf dem es, bis auf einen roten Ball und Mikas rote Haare noch kaum Farbe gab. Doch man sah, was es werden sollte. Die spielenden Kinder unten im Garten – oder Park, wie auch immer man es nennen sollte. Doch selbst jetzt schon strahlte das Bild eine unglaubliche Lebendigkeit, eine Seele aus, die Fotos nie würden erreichen können. Er sah in Evans lächelndes Gesicht, küsste seinen Geliebten und sah sich um. Das Bild von Severus an der Wand kannte er bereits. Es war eine der ersten Skizzen gewesen und eine hervorragende noch obendrein. Sein bester, toter Freund, mit verschränkten Armen, seinen Lehrroben und mit einem absolut seltenen, angedeuteten Lächeln, das aber bis zu den Augen zu reichen schien, vor dem Kamin der Lehrerwohnung in den Kerkern von Hogwarts. Ein Bild voller unglaublicher Lebendigkeit, dass Sev weit besser eingefangen hatte, als jedes Foto, das er je gesehen hatte.
 

Doch da war heut etwas Neues dazu gekommen. Er. Evan hatte ihn gezeichnet, aus dem Gedächtnis, wie er es bei dem Tränkemeister getan hatte. Es war nur sein Oberkörper, der Kopf leicht nach vorn geneigt, so, dass die Haare frei fielen, mit einem amüsierten Grinsen, das er nur im Privaten zeigte, eine Hand am Oberarm auf der anderen Seite seines Körpers. Und er sah schön aus. Jung. So, wie Evan ihn wohl zu sehen schien. Doch, so gefiel er sich ausgesprochen gut! Das war besser, als das Portrait, das Narcissa in Auftrag gegeben hatte, dabei war das ein ach so guter Künstler gewesen. Pah! Der Künstler saß hier, vor ihm. Dagegen sahen alle Anderen alt aus. „Du bist ein Genie“, flüsterte er stolz.
 

Evan beschränkte sich darauf, rot zu werden. „Nur dank dir“, flüsterte er, legte dann die Palette sorgsam beiseite, packte die Farben weg und beobachtete, wie Lucius zur Mappe griff, die auf dem Schreibtisch lag. Es war nicht die mit seinen Erinnerungen, es war sein Skizzenblock, wo er heut Scorpius und Mika vor deren Augen gemalt hatte, sehr zu deren Begeisterung. Und das Haus, die Insel, einen Teil der Zeremonie, den Altar, Draco. Mehrere Seiten mit groben Zeichnungen, für jede ein neues Blatt, ungekannter Luxus, wie er fand.
 

„Evan, damit könntest du reich werden“, stellte Lucius beeindruckt fest. „Solche Bilder in Öl und du könntest Ausstellungen füllen.“
 

„Ich… weiß nicht“, winkte Evan ab, dem es peinlich war, gelobt zu werden und der auch nicht glaubte, dass er wirklich so gut sein konnte. Sicher sah Lucius Alles durch die sprichwörtliche, rosarote Brille. „Was gibt es?“
 

Erst bei der Frage konnte Lucius seinen Blick von dem Bild seines Enkels reißen, der da so unglaublich lebendig aussah, dabei bestand der Körper aus der Leinwand bisher nur aus wenigen Strichen mit einem weichen Bleistift. „Oh, es wird Zeit, wir müssen uns fertig machen“, erklärte Lucius. „Außer du möchtest doch nicht mehr mit…“ Immerhin wusste der Blonde jetzt, dass das Interesse an seinem Mann erschreckend groß war und viele sich fragten, warum jemand wie er Jemanden aus einer Als Verräterfamilie abgestempelten Gemeinschaft heiratete. Nun, er hatte einige Dinge klargestellt, was die Sache mit dem Verräter anging, doch er wusste, Evan würde damit konfrontiert werden.
 

„Ich habe versprochen, dass ich komme“, gab Evan nur zurück. Er lächelte, räumte seine Sachen weg und legte seine Hand in die des Anderen. „Also, steck mich in komische Klamotten.“
 

Lucius musste bei der Formulierung dann doch grinsen, er zog seinen Mann mit sich, genoss erst mal ein sehr ausgiebiges Bad mit Entertainment und ließ sich schließlich seufzend die Kleidung geben, die er tragen sollte. Eine elegante, schwarze Hose, ein weißes Hemd, eine dunkelblau schillernde Weste eine schwarze, eher kurze, nur taillenlange Jacke. Dazu dann noch ein Umhang, auf dem das Wappen der Malfoys, zusammen mit dem der Snapes zu erkennen war. Seine Haare waren mit einem Band zusammengefasst, da er es nicht mochte, wenn er von ihnen gestört wurde und er wollte sich selbst davon abhalten, mit den Strähnen zu spielen, weil er nervös war. Als Evan fertig war, sah er zu Lucius, der gerade ebenfalls dabei war, seine Haare mit einer eleganten, silbernen Spange zurückzubinden. Er trat zu seinem Mann. „Nicht…“, bat er leise.
 

„Hm?“, fragte Lucius überrascht. „Was nicht?“
 

„Nicht die Haare zurückbinden – du siehst viel besser aus, wenn sie offen sind…“
 

Überrascht sah Lucius zu seinem Gefährten und musste schon wieder dumm grinsen. Er wusste, sein Vater würde sich jetzt die Hände reiben. Er hob Evans Kinn an, küsste den Jüngeren sanft, während er mit der freien Hand die Spange wieder löste. „Dann werde ich sie offen tragen.“ Eigentlich trug er sie gern zusammen, weil es ihm ein strengeres Aussehen verlieh, doch wie gesagt, für Evan würde er alles tun. Was waren schon offene Haare? Man fürchtete ihn auch so zur Genüge.
 

„Danke“, Evan blickte zu Lucius, strich über dessen Wange. „Ich… weiß, dass du mal Minister werden willst“, sprach er schließlich. „Und ich weiß, dass das bedeutet, dass man seinen Ehepartner mitnehmen muss. Und… ich werde dich begleiten, wenn du das wirklich willst. Du möchtest die Welt verbessern, ich finde, dass du das auch tun solltest – damit es nie wieder einem Kind geht, wie mir. Ich werde dich begleiten. Ich muss ja zum Glück nicht reden“, fügte er lächelnd an.
 

Verdattert starrte Lucius auf seinen Gefährten. Ja, gestern erst waren Mitglieder des Wizgamont auf ihn zugekommen, um ihn zu fragen, ob er eine Nominierung annehmen würde, doch er hatte sich bis Morgen Bedenkzeit ausgebeten, um dann erst abzulehnen, einfach, weil er das Evan nicht hatte zumuten wollen. Und nun.. bot der Jüngere ihm das an?!
 

„Weißt du, was das bedeutet?“, fragte Lucius leise, denn auch, wenn Evan nicht würde reden müssen, er musste da sein, in Menschenmassen. „Das bedeutet, vor vielen Leuten zu stehen, während ich rede, viele, manchmal anstrengende Reisen und dass man auch dich begafft…“ Andererseits würde er so dann endlich den Dreck über Dumbledore ausgraben, veröffentlichen und dessen Leiche aus dem Grab zerren können, um Sev dort zur Ruhe betten zu können.
 

„Aber… du bist doch da“, lächelte Evan. Auch ihm war nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, doch er hatte das Leuchten in Lucius‘ Augen gesehen. „Du passt auf mich auf…“
 

„Immer“, versprach Lucius, zerrte den Jüngeren regelrecht an sich, begann, Evan zu küssen, als würde es kein Morgen mehr geben und ja, er wollte seinen Mann nehmen, direkt, jetzt, hier und auf der Stelle noch mal! Er begann sogar schon, an dessen Oberteil zu zerren, doch ein schriller Pfiff ließ Lucius aufschrecken. „Draco“, blaffte er ungnädig, während Evan seinen hochroten Kopf an Lucius‘ Brust verbarg.
 

„Sorry, aber ihr habt keine Zeit mehr für ne schnelle Nummer!“, knurrte Draco ungehalten, seinen Arm um seine ausgeruht wirkende Frau, die froh war, dass Scorpius so schnell eingeschlafen war. Heut waren gleich drei Hauselfen als Babysitter im Einsatz, mit strikten Anweisungen, sofort einen der Erwachsenen zu holen, sei es auch nur wegen eines Alptraumes. „Wir müssen in drei verdammten Minuten im Ministerium sein, Dad!“
 

„Schon gut“, knurrte Lucius, richtete seine und Evans Kleidung, legte seinen Arm um die Taille des Anderen und führte Diesen durch den Kamin in die pompöse Empfangshalle. Er merkte auch sofort, wie sein Gefährte sich etwas versteifte, doch sonst ließ er sich nichts anmerken. Obwohl es voll war und gerade der Name Malfoy dazu führte, dass wirklich alle Köpfe sich hoben. Automatisch verstärkte er seinen Griff um Evan, führte ihn ruhig in den Raum, grüßte einige Bekannte, ohne auf die Blicke zu reagieren. Oh, er spürte die Nervosität des Jüngeren, doch erstaunlicherweise ließ Evan sich nichts anmerken, nickte und lächelte höflich.
 

Am liebsten wäre Evan in dem Moment geflüchtet, als er die vollgestopfte Halle mit vielen alten, bekannten Gesichtern sah und an kaum eines davon erinnerte er sich positiv. Es waren die Leute, die ihn nach Azkaban geschleppt hatten, die ihn verurteilt und gegen seine Freilassung protestiert hatten, doch er riss sich zusammen, konzentrierte sich einfach auf Lucius‘ Arme. Bis er ihn sah. Neville Longbottom. Der Andere lehnte an einer Wand, die Arme verschränkt, die Augen auf ihn gerichtet. Sie hatten sich die letzten Tage immer mal wieder geschrieben. Vorsichtig zupfte er an Lucius‘ Ärmel, lenkte dessen Aufmerksamkeit auf sich. „Ich gehe zu Neville“, erklärte er leise, deutete in die Richtung.
 

Lucius sah zu seinem Gefährten, der ihn kurz angestupst hatte. Etwas, das er ignoriert oder gar nicht bemerkt hätte, wären seine Sinne nicht auf den Jüngeren gerichtet. Er nickte, sah dann zu Neville, ein kurzer, warnender Blick, bevor er Evans Kinn etwas anhob und diesen sanft küsste. Mitten in der Öffentlichkeit, vor den Augen der verblüfften Politiker, die in ihm nur den harten, kalten und gefühllosen Mann sahen. „Dann geh, ich komme gleich nach…“
 

Evan erwiderte die Geste, ohne auch nur zu denken, dass sie ungewöhnlich sein konnte, lief dann zu Neville und blieb vor diesem stehen. „Hi…“, lächelte er unsicher, musterte den Mann, der, wie alle Anderen, größer war, als er selbst.
 

Schon seit Lucius Malfoy aus dem Kamin getreten war, hatte Neville dessen Begleitung im Blick. Harry Potter, nun Evan Snape, der neben dem blonden, der überraschenderweise mit offenen Haaren erschienen war, noch kleiner wirkte, als er ohnehin schon war, die dunklen Haare waren nun lang und viel glatter, die Augen schienen nicht mehr so dunkel, einfach, weil das Lächeln, das zwar nervös wirkte, trotzdem bis zu den Smaragden reichte. Er trug edle Kleidung und ganz ehrlich, Neville hätte ihn selbst kaum erkannt. Er sagte erst mal nichts, zog Evan an sich. „Hi du Schwachkopf. Ich hoffe, du weißt, dass ich tierisch sauer bin, dass du dich nicht gemeldet hast“, sprach er ruhig.
 

„Das hast du geschrieben“, antwortete Evan, sah den Anderen an. „Es ist frustrierend, ihr seid wirklich Alle größer!“
 

„Ich glaub nicht, dass Scorpius dich überragt.“
 

„Noch…“, schränkte Evan sofort ein. „Der Junge wird ein Riese!“, er lachte leise, löste sich von Neville. „Ich hab gehört, du hast geheiratet?“
 

„Jap. Tamara. Sie ist irgendwo da hinten, bei einem der Veelagesandten aus Frankreich. Sie kommt von dort. Und sie arbeitet auch mit Pflanzen. Und du? Ich hätte ja viel erwartet, aber dass gerade du ein Malfoy wirst…“
 

„Damit hätte ich auch nicht gerechnet“, gab Evan zu, dachte an den Tag, an dem er Lucius begegnet war. Seine Verzweiflung, als der es gewagt hatte, ihn vom Rande des Todes weg zu zerren. Seine Ängste, die er ja zum Teil durchaus noch hatte, aber dank des Blonden hatte er begonnen zu begreifen, dass Severus das, was er die letzten fünf Jahre getan hatte, nicht gewollt hätte und Lucius tat so viel, um ihm eine Freude zu machen! Und es war schön. In den wenigen Wochen mit dem Blonden hatte er erkannt, dass das Leben wirklich schön sein konnte. „Aber…na ja, Lucius ist wie eine Naturgewalt, wenn er etwas will.“ Oh ja, wie in den ersten Tagen, als er nicht hatte essen oder Tränke nehmen wollen. Dinge, die er nie länger, als ein paar Minuten durchgehalten hatte.
 

„Oh ja“, stimmte Neville zu, sah zu dem Blonden, der gerade sehr aufrecht stehend eindeutig Jemanden rüde in seine Schranken verwies. Man sah ihm nicht an, was Evan an ihm fand, gerade im Moment wirkte er einfach nur gefährlich. Doch wer sonst hätte es wohl schaffen sollen, den Jüngeren wieder aus der Schnecke raus zu lotsen? Gerade, als er eine Frage stellen wollte, kam ein Mann auf sie zu. Er kannte ihn, ein mittelmäßiger Braumeister, der den Nerv besaß, zu behaupten bei Weitem besser und gebildeter zu sein, als Snape. Er mochte den Kerl nicht.
 

„Snape“, zischte Ruben Gregs, der schon in der Schule nicht damit klar gekommen war, dass ein verdammtes Halbblut besser war, als er, zum jüngsten Tränkemeister aller Zeiten ernannt worden war und auch noch im Ausland überall anerkannt und geehrt wurde. Gut, hier in England nicht, aber auf jedem großen Kongress wurde er, trotz seiner berühmten Vorfahren, nur für seine Tränke verlacht, die, laut der Leute da, kaum das Niveau von Schulsachen hatten, verlacht und die Dinge, die Snape gesagt hatte, galten da noch heut als tonangebend! Und jetzt tauchte auch noch so ein potthässlicher Snape hier auf und heiratete einen der reichsten und einflussreichsten Politiker. „Warum konntest du nicht draufgehen, wie dein verdammter Verwandter, du dreckiger Pisser?!“
 

Im ersten Moment wollte Neville etwas sagen, doch Evan kam ihm zuvor. Binnen Sekunden sah er erst Panik in den grünen Augen, dann Verständnislosigkeit, anschließend einfach nur pure Wut. Der viel kleinere junge Mann stieß den Anderen aufgebracht rückwärts.
 

„Sie…!“, ungläubig starrte Evan auf den Kerl, erst wollte er flüchten, sich hinter Lucius verstecken, um nichts tun zu müssen, doch dann wurde ihm bewusst, dass der Kerl Severus beleidigt hatte. „Sie traurige Entschuldigung von was auch immer Sie sein mögen! Was fällt Ihnen eigentlich ein, rum zu laufen und Leute zu beleidigen?! Ich habe in der letzten Schlacht gekämpft, in den vorderen Reihen! Ich war einer von Vielen, der das getan hab, aber Ihre hässliche Visage, die hab ich noch nie gesehen! Ganz im Gegensatz zu Severus Snape! Er hat gekämpft, bis zum Schluss und er war im Gegensatz zu Ihnen ein Held, Sie riesiges Arschloch! Was haben Sie getan, unter welchem verdammten Stein haben Sie sich versteckt, während er Kinder gerettet hat!? Wenn Sie…!“ Dann aber spürte Evan Arme um sich herum, merkte erst, jetzt, dass er den Kerl am Kragen gepackt hatte und ihn wohl würgte, obwohl er kleiner und dünner war. Und dass der auffällig stille Kerl blau angelaufen war.
 

„Ruhig, Evan“, bat Lucius leise, eine Hand um die Taille seines Gefährten. Er hatte schon aufgesehen, als er das Wort Pisser gehört hatte, entschieden zu nah an der Ecke, wo er seinen Gefährten wusste. Ja, und dann, gerade, als er was hatte sagen wollen, war sein Ehemann ausgerastet. Er hatte zu reden begonnen, mit einer harten, kalten und scharfen Stimme, leise und doch so laut, dass Alle in Schweigen verfallen waren, während der Jüngere dem Anderen ohne es selbst zu merken, mit Magie den Hals abzuschnüren begann. „Dieses Stück Dreck ist es nicht wert. Lass ihn gehen.“ Er wartete, bis der Kerl haltlos zu Boden sackte. „Hat er dich beleidigt?“
 

„Er… er hat… gesagt, Sev… wäre schlecht!“, brachte Evan heraus, starrte mit brennenden Augen auf den japsenden Kerl, der noch die Dreistigkeit besaß zu japsen, dass er wegen Mordversuch nach Azkaban gehörte, wegen Angriff auf dessen Person!
 

„Der Mann hat Evan als Pisser bezeichnet“, mischte Neville sich ruhig ein. „Er hat ein Mitglied der Familie Malfoy in aller Öffentlichkeit beleidigt – grundlos, wir haben einfach nur geredet.“
 

Lucius sagte nicht ein einziges Wort, er deutete nur auf den Mann, der nun von zwei eiligst gerufenen Auroren gepackt wurde. Erst dann trat er vor, Evan sanft aber bestimmt in Richtung Neville drückend. „Niemand wagt es, meinen Ehemann zu beleidigen, oder dessen Verwandte! Oder wollen Sie nicht sagen, wo Sie bei der Schlacht waren, Ruben? Ich war auf dem Feld, um Harry Potter den Rücken frei zu halten! Evan war auf dem Feld, um Kinder zu schützen, obwohl er selbst eines war! Und Sie?! Wenn ich mich nicht irre, haben Sie sich im Labor Ihrer Verwandten verkrochen und gebetet, dass die Leute an Ihnen vorbeigehen würden! nicht wahr, Mister Gregs?!“ Dann wandte er sich zu den Auroren. „Führt den Herren hier nach draußen“, verlangte Lucius schließlich. „Ich wünsche dieses Individuum nie wieder im Haus des Ministeriums zu sehen.“ Erst, als die Auroren den tobenden und weiter beleidigenden Mann raus brachten, wandte er sich um, hielt Evan seine Hand hin und schloss den Jüngeren nun schon bewusst demonstrativ in seine Arme, darauf achtend, dass das dem aber nicht auffiel. „Es ist gut, Evan. Der kann dir gar nichts“, sprach er leise.
 

Evan lehnte sich gegen seinen Mann, schloss die Augen. „Ich hasse diese Leute“, stellte er leise fest. Darum war er so lange nicht zurückgekehrt.
 

„Es gibt auch Andere. Mister Longbottom, um nur einen zu erwähnen. Und sollte ich sagen, dass deine Kavallerie gerade raus ist? Um was wollen wir wetten, dass der Kerl sich wochenlang kratzen wird?“
 

„Hoffentlich!“, zischte Evan aufgebracht. Sev hat… nie was getan, außer für Andere da zu sein!“ Doch dann wurde ihm bewusst, dass alle ihn anstarrten. Er seufzte. „Ich… es tut mir leid, ich… wollte dich wirklich nicht so bloßstellen… ich wusste doch, ich bau nur Mist…“
 

„Evan, du hast keinen Mist gebaut, ganz im Gegenteil, du hast allen bewiesen, dass du vielleicht nicht körperlich der Größte bist, aber dieselben Krallen hast, wie jeder andere Malfoy auch. Du kannst mich gar nicht bloßstellen.“ Er küsste Evan kurz. „Und jetzt komm, das Buffet sieht gar nicht mal so schlecht aus.“ Er wollte seinen Kleinen nur noch ablenken.
 

Schließlich beruhigten sich die Menschen wieder, Lucius brachte Evan, den er nun regelrecht eifersüchtig und mit bösen Blicken von Allen außer den Weasleys, seinem Sohn, Astoria und Longbottom abschirmte. Nun allerdings, wenige Sekunden vor Mitternacht, standen sie, zusammen mit wenigen Auserwählten, auf einem der breiten Balkone und er hielt Evan in seinen Armen. „Das Feuerwerk hier ist wunderschön…“
 

Evan lächelte einfach nur, froh, dass es keine weiteren Zwischenfälle gegeben und man ihn in Ruhe gelassen hatte. „Es… ist Alles schön, wenn du da bist“, erklärte er einfach leise, was dazu führte, dass er sofort die Lippen des Älteren auf seinen spürte. Das war es, was er am meisten liebte. Die Küsse, die Arme, die ihn immer hielten, so, wie jetzt, die wie eine Mauer zwischen ihm und den Leuten war, die ihm unheimlich waren. Das Abzählen hörte er gar nicht und nicht mal das Feuerwerk konnte ihn dazu bringen, zu unterbrechen, was sie gerade taten.
 

„…neun… acht….!“
 

Draco lächelte, umarmte seine Frau, sah zu seinem Vater – und konnte gar nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Er stieß die Rotschöpfe an, die neben ihm Stellung bezogen hatten, deutete auf den Anderen. Sein Vater knutschte gerade wie ein Irrer, inmitten auf dem Balkon des Ministeriums, Evan in den Armen, ohne auf den Countdown zu achten oder auf irgendwas Anderes.
 

„Dein Vater ist einfach nur glücklich“, gab Astoria nur zurück, nachdem die ersten Feuerwerke, von den Beiden vor ihnen unbemerkt, in den Himmel aufstiegen. „Lass ihn doch.“
 

„Er benimmt sich wie ein Teenager!“
 

„Und? Lass es ihm doch – hast du ihn schon mal so glücklich gesehen?“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Ruhig hielt Luna das Glas mit Severus‘ Seele, es war soweit, noch wenige, kurze Momente und der Andere würde seine neue Reise auf die Erde antreten, etwas, das der zu ahnen schien, denn er begann, sich heftigst zu wehren. Nicht, dass ihm das helfen würde. Sie wollte etwas, die Anderen ebenfalls, da hatte der da nichts zu melden und immerhin wollte sie ja von ihrem Professor nichts Schlechtes. Allerdings war sie wirklich angepisst über die Querschläger, über Molly Weasley, Ron Weasley und Hermine die mal eine Weasley geworden war und nun wieder Granger hieß, ihren Job verloren hatte, da sie ihre Kinder weggeworfen hatte und auch ihr Lover hatte so eine einfach nicht gewollt. Nun, so wie es sein sollte.
 

Aber das, was diese Schlampe auf dem Friedhof angerichtet hatte, das war eine Unverschämtheit! Sie selbst hatte die Gräber wieder gerichtet, doch die Frau hatte es heute gewagt, sie noch mal zu zerstören und dieses Mal richtete sie nichts. Evan würde den Schaden erst nach der frohen Botschaft finden und dann würde ihm klar sein, dass er im Visier war und er würde Alles tun, um seine neue, große Familie zu schützen.
 

Immerhin öffnete Evan sich endlich, hatte begonnen, ernsthaft zu malen, wie er es schon vor Jahren hätte tun sollen. Gemälde, wahre Kunstwerke schuf er, ohne es auch nur zu ahnen. Er war einer der Wenigen, die das Talent hatten, die Essenz der Menschen einzufangen. Er war Jemand, der Gemälde schaffen konnten, die sich nach dem Tod einer Person, die noch zu Lebenszeiten gemalt worden war, zum Leben erwachen konnten. Und manchmal sogar, wenn sie erst nach dem Tod entstanden waren. Eine seltene, begehrte Gabe.
 

Nun, er würde sie schon noch erkennen. Und wenn nicht Evan, dann auf jeden Fall Lucius. Da hatte Luna keine Zweifel.
 

Sie sah wieder auf die spiegelnde Oberfläche, die gerade Lucius zeigte, der ihren kleinen Freund küsste und ihm dann in ein elegantes Oberteil half. Sie waren, wie Luna wusste, auf dem Weg ins Ministerium, da heute eine Sitzung war, in der Lucius wohl offiziell als Kandidat für das höchste Amt der magischen Gesellschaft vorgeschlagen werden würde. Evan würde seinen Mann hinbringen und dann tun, was sie ihm gesagt hatte. Er würde im Raum der Mysterien warten, wohin sich der Weg für ihn dank ihr öffnen würde.
 

Zumindest musste er nicht mehr Granger ausweichen, denn die war ja geflogen, schon vor ein paar Tagen und im hohen Bogen. Etwas, das Luna durchaus freute. Sie hatte gekämpft, Neville und Snape hatten gekämpft, Granger und Weasley, beide Weasleys aber, waren weit weg gewesen vom Schlachtfeld, irgendwo am Rand und sie hatten nur zugesehen. Das galt nicht für Molly oder die anderen, die älteren Söhne, aber sehr wohl für den Säufer und Angeber und für die Besserwisserin, die nichts lustiger gefunden hatten, als sich hinter Lunas Rücken über sie lustig zu machen, oder über Evan und Neville. Über Jeden, den sie für unwürdig erachteten. Also über fast alle.
 

Nun, die würden jetzt für lange Zeit etwas von ihrer eigenen Medizin zu kosten bekommen. Und das konnte Luna kaum abwarten. Sicher nicht die beste Eigenschaft für eine Norne, aber he – die alten Götter konnten auch sehr, sehr rachsüchtig sein! Warum sich nicht da, wo es brauchbar war, ein Beispiel an Vorgängern nehmen?
 

Sie hob das schöne Kristallgefäß erneut, wo inzwischen absolute Aufregung herrschte. Und ja, sie konnte sich denken, dass der Tränkemeister gerade heftigst und in mehreren Sprachen saftig und farbenfroh fluchte. Sie hielt das Glas so, dass die Seele sie sehen konnte. „Professor, es besteht kein Grund zur Aufregung“, erklärte sie freundlich, als würde sie nicht mit einem Älteren, sondern mit einem Kind reden. „Sie können sich wehren und aufregen, aber ich hab nun mal beschlossen, dass Sie zurück ins Leben gehen werden und dagegen können Sie gar nichts tun. Und ich habe noch etwas vor – ich werde Ihnen die schlimmen Erinnerungen – na ja, die Meisten davon – nehmen. Sie werden neu einfangen können, mit Harry Potter, der Sie wirklich vermisst.“
 

Luna konnte beobachten, dass die Seele kurz ruhiger wurde, bevor sie sich erneut wehrte. So etwas geschah, wenn ein Mensch zu vielen Schmerzen ausgesetzt worden war. Es war sinnlos, diesen Leuten das Leben wieder schmackhaft machen zu wollen, sie hatten zu viel erlebt, Enttäuschungen, Verrat, Hass und unendlicher Schmerz.
 

Sie trat schließlich, mit dem Gefäß in der Hand zu dem anderen, hässlichen Krug, lächelte und stupste den an, so, dass die sehr dunkle Seelenessenz da drinnen sich ebenfalls noch mehr aufregte. Sie liebte es einfach zu sehen, wie der Alte litt. Dann entkorkte sie das Gefäß, das sie hielt, nur um zu beobachten, wie die Seele des Dunkeläugigen sich flach auf den Glasboden presste. „Hilft nix“, grinste sie nur, drehte das Kristallgefäß um. Es dauerte eine Weile, überraschend lang, doch dann glitt der unwillige Überrest des Tränkemeisters heraus, direkt hinein in eine Art verzierten Tunnel. „Ich wünsche Ihnen ein dieses Mal schönes Leben. Und wie gesagt, wehren ist zwecklos!“, trällerte sie ihm noch hinterher, richtete sich dann wieder auf.
 

Sie sah, wie die andere Seele sich schrecklich aufregte, stieß das Gefäß erneut an. „Schnauze du Drecksschwein, du bist erst später dran. Keine Sorge, ich liefere dich schon in den dunklen Gefilden ab, sobald du gesehen hast, wie sie deine Leiche ausscharren, schänden und dann irgendwo versenken, während Severus ein Denkmal bekommt und du zu einer ausgelöschten Randnotiz der Geschichte verkommst, du Drecksschwein.“
 

Damit setzte Luna sich wieder zu ihrem Brunnen, strich über die Wasserfläche und blickte auf das Bild, das sich nun zeigte. Es war Zeit, wieder einige Dinge zusammenzufügen. Sie hätte Evan wirklich gern noch etwas mehr Zeit nur mit Lucius gegeben, doch die Konstellation, unter der man Leute mal eben zurückschicken konnte, die gab es leider nicht so oft und hundert Jahre konnten die magischen Leute nicht mehr auf ein Tränkegenie warten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ai-lila
2012-09-25T11:06:03+00:00 25.09.2012 13:06
Hi~~

Oha... Evan kann auch Zähne und Krallen zeigen. *g*
Da war Luc sicher richtig stolz auf seinen Kleinen.

Luna ist einfach Klasse!
Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und noch eine große Portion Humor mit dabei.

Und Sev? Der motzt und zetert wild in allen Sprachen. Wie süß!
Hab mir unseren Grummel nie wirklich als Flaschengeist vorstellen können. *lach*

Das war wieder ein herliches Kapi.
lg deine ai
Von:  Mikan000
2012-09-22T14:07:52+00:00 22.09.2012 16:07
Die Oberweasly ist das Letzte. -.-
Ich bin froh, dass Evan seinen Kampfgeist wiederentdeckt.
Luna ist cool. xD
Tolles Kapitel.
Danke für die Ens.
Gruß
Von:  mathi
2012-09-21T15:58:43+00:00 21.09.2012 17:58
Ein echt super Kapitel!

Evan kann ja richtig böse werden, also mit ihm möchte ich mich nicht anlegen^^
Ich freu mich schon aufs nächste - ich switch gleich mal rüber :P

mathi
Von:  sweet_tod
2012-09-21T15:34:19+00:00 21.09.2012 17:34
Nihihi.. sev ist ja sooooo süß wie verbissen er in der Flasche bleiben wollte :) (hehe flaschengeist hehehe.. *lach*)
Aber even ist auch goldig wie er versucht hat sev zu verteidigen!

Das nächste cap les ich in einer halben stunde dann am bahnhof!
Ich freu mich schon auf die Reaktion von allen wenn sevie wieder da ist :)

LG sweet
Von:  sweet_tod
2012-09-21T15:34:19+00:00 21.09.2012 17:34
Nihihi.. sev ist ja sooooo süß wie verbissen er in der Flasche bleiben wollte :) (hehe flaschengeist hehehe.. *lach*)
Aber even ist auch goldig wie er versucht hat sev zu verteidigen!

Das nächste cap les ich in einer halben stunde dann am bahnhof!
Ich freu mich schon auf die Reaktion von allen wenn sevie wieder da ist :)

LG sweet
Von:  Omama63
2012-09-21T14:07:14+00:00 21.09.2012 16:07
Ein klasse Kapitel.
Even ist richtig ausgerastet, das fand ich gut. Der hat Even sowieso nur angegriffen, weil er eine Niete ist und neidisch, weil Snape viel besser war als er.
Luna hat die Gräber wieder hergerichtet, aber die Irre hat es schon wieder getan.
Bin schon gespannt, auf die Rückkehr von Severus.
Danke für die ENS.


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