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Der Weiße Phönix

Wichtelgeschichte für Decken-Diebin
von

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Liebes Wichtelchen!

Eigentlich hatte ich ja etwas ganz anderes geplant, aber das ist dann halt irgendwie so passiert. Ich hoffe, dir macht es nichts aus viel zu lesen, hehe :)

Das ist übrigens nur die kurze Version, da ich keine Zeit hatte, die zusätzlichen Szenen noch einzufügen. Außerdem konnte ich nur flüchtig drüberlesen, ich hoffe du verzeihst mir. Ich hab nicht damit gerechnet, dass das Ding so lang wird. Wenn ichs aber hochlade, kriegst du den Directors Cut der Geschichte mit zusätzlichen Szenen und so Zeugs :)

Ja... dann wünsch ich dir einfach viel Spaß!
 


 

Orientierungslos kämpfte sich Caleb durch die Wüstenlandschaft, die sich in schierer Endlosigkeit um ihn ausbreitete und nur von einzelnen Felsen oder trockenen Sträuchern unterbrochen wurde. Der Mann stöhnte jedes Mal, wenn er im Sand den Tritt verlor oder sich seine Beine in der weiten, ausgefransten Robe verhedderten, die er trug. Einige schwarze Federn hatten sich aus dem Schmuck gelöst, den er auf beiden Schultern trug, und hinterließen neben den Fußabdrücken im Sand eine Spur. Wenn man Caleb von weiten aus betrachtete, sah es aus, als würde eine Krähe groß wie ein Mann auf einen zukommen.

Wieder stolperte der dunkle Mann und schaffte es gerade noch so, auf den Beinen zu bleiben. Eile war geboten! Am nördlichen Horizont konnte er bereits das zarte Lila der ersten Sonne entdecken, die in kaum mehr als einer Stunde aufgehen würde. Ab da an dauerte es nicht lange, bis die zweite und dritte Sonne aufgingen und dann musste er seine Suche auf die nächste Nacht verschieben. Und das durfte auf keinen Fall passieren. Zehn Jahre hatte Caleb Nacht um Nacht damit verbracht, das Firmament zu beobachten und geduldig auf den Stern zu warten, der ihm seine Magie wieder schenken würde. Heute war nach endlosem Warten und einer Enttäuschung nach der anderen endlich der Tag gekommen. Der Rote Stern von Huraira, der dunklen Göttin aller Magie, war vom Himmel gefallen und ihm, Caleb, würde die Ehre zufallen, der nächste Jünger der Göttin zu werden. Mit ihr an seiner Seite würde er dem Königreich Akhtar endlich Gerechtigkeit bringen und den Phönixprinzen ein für alle mal von seinem Thron verbannen.

Wenn er diesen verfluchten Stein nur finden würde! Aus den uralten Schriften des Tempels hatte er in Erfahrung bringen können, in welchem Bereich der Stern fallen würde. Danach war Caleb dem Schweif gefolgt und als der Stern schließlich zu Boden gegangen war, hatte ein rotes Leuchten den Nachthimmel erhellt. Doch nicht lange genug, denn als der Magier die Hälfte des Weges hinter sich gelassen hatte, war das Strahlen erloschen und nun tappte er im Dunkeln. Krampfhaft hielt er die Augen offen, die inzwischen von den vielen Staubkörnern in der Luft brannten und als ihn ein Sandloch wieder überraschte, ging Caleb zu Boden. Seine Hände krallten sich wütend in den lockeren Sandboden, mit den Fäusten voller Sand erhob er sich und sah zum Himmel.

»Ist das eine weitere Prüfung für mich, Herrin?«, schrie er und aus beiden Händen rann der Sand wieder zu Boden, als er sie in seiner Verzweiflung schüttelte. »Habe ich meine Treue nicht schon genug unter Beweis gestellt?!« Seine Worte hallten in der weiten Wüste wieder und einige Herzschläge vergingen, bevor ein Beben seinen Körper erfasste, gefolgt von einem roten Blitz, der den Magier blendete. Instinktiv riss er sich beide Hände vor das Gesicht und erst da bemerkte er, dass das Licht aus seiner Hand kam. Obwohl ihn das Strahlen blendete, öffnete er seine Faust und wäre fast in hysterisches Gelächter ausgebrochen, als er den Gegenstand sah, der sich in seine Handinnenfläche schmiegte. Rund geschliffen und geschmeidig, als hätte ein Juweliermeister ihn behandelt, saß der Rote Stern von Huraira vor ihm und brachte Caleb dazu, an der Stelle, auf der er vor kurzem noch gelegen war, auf die Knie zu fallen und ein Stoßgebet an seine Göttin zu schicken.

»Ich danke Euch für diesen Segen, Allmächtige«, flüsterte er und spürte bereits, wie die Macht des Roten Sterns seinen Körper durchwallte. Neue Energie erfüllte ihn und mit der neugewonnen Kraft reckte er die geballte Faust in die Höhe. Zwischen den geschlossenen Fingern schoss das Licht in den inzwischen hellen Himmel und bildete eine dicke Lichtsäule, die einen Moment pulsierte, bevor sie wieder verblasste, als wäre sie nie da gewesen. Caleb aber wusste, dass das Zeichen gesetzt war. Kommende Nacht würde das ganze Königreich wissen, dass Huraira wieder einen Jünger erwählt hatte.
 

Von einem hohen Felsvorsprung aus beobachtete Emir, Phönixprinz und Regent des Königreichs Akhtar, die Streitmacht des Krähenkönigs Caleb. Wohl eher Schar, dachte sich der Krieger missbilligend und warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Hinter ihm standen stramm und unbeweglich die Vier. Seit Emir vor sieben Jahren zum Phönixprinzen gekrönt wurde, trainierte er sich zusammen mit diesen vier Kriegern, die zuvor unter seinem Vater gedient hatten, in der Kampfkunst. Man sagte sich, dass die Göttin Abhirati selbst die Vier zur Welt gebracht und dann im Kampf unterrichtet hatte, weshalb sie unbesiegbar waren. Seit sie den Phönixprinzen jedoch Tag und Nacht begleiteten, wusste er es besser. Es stimmte, noch nie hatte er sie auch nur ein einziges Mal im Kampf besiegen können, doch er hatte sie bluten sehen. Emir aber behütete sich, diese Einzelheiten laut auszusprechen; wenn seine Gegner glaubten, mit Götterkindern zu tun zu haben, würde er diesen Vorteil nicht aufgeben. Sie waren jedoch mehr als einfache Krieger. Sie waren Meister ihres Handwerks und die treusten Gefährten des Prinzen.

»Was meinst du, wie viele das sind?«, fragte er Antar, den ältesten der Krieger, der ganz rechts stand.

»Kaum mehr als hundert«, antwortete er, ohne einen weiteren Blick auf das Lager zu werfen. »Die meisten davon irgendwelche Söldner und Vagabunden, die das Gold lockt. Der Rest sind wohl die Schergen von Huraira, die aus ihren dunklen Höhlen gekrochen kamen, als Caleb begonnen hat, seine wundersame Ernennung zum Jünger der dunklen Göttin herumzukrächzen.«

»Wie lange ist es her, dass man nichts mehr von Huraira und ihren Konsorten gehört haben?«

»Zu Zeiten Eures Urgroßvaters wurde die dunkle Göttin endgültig von Akhtars Antlitz getilgt«, antwortete ihm diesmal Mejahida, der wie sein Mitstreiter den Blick streng nach vorne gerichtet hatte. Vom Äußeren her konnte man die Krieger kaum voneinander unterscheiden. Alle hatten sie das Haar gänzlich abrasiert und trugen auch alle dieselbe Uniform: Eine feuerrote Pluderhose und Hemd derselben Machart, darüber einen bronzefarbenen Brustharnisch mit verschiedenen Ornamenten. Den Speer hatten sie alle als einheitliche Waffe auf dem Rücken, doch was an deren Hüfte geschnallt war, gab ihren persönlichen Waffengeschmack wider. Emir aber hatte im Laufe seiner Ausbildung und darauffolgende Regentschaft so viel Zeit mit diesen vier Männern verbracht, dass er sie inzwischen an ihrem Schnaufen unterscheiden konnte.

Ähnlich wie die Vier trug auch der Prinz Pluderhose und Hemd, jedoch war seine Kleidung nachtschwarz mit rotem Saum. Auf weitere Panzerung hatte der junge Prinz jedoch verzichtet. Dafür waren seine Haare mit einem Band nach hinten gebunden und Arme und Hände waren geschmückt mit Goldreifen und Malereien.

»Hm.« Der Prinz schnaubte und ließ seinen Blick wieder über das Lager gleiten. Die letzte Sonne war vor eine Stunde untergegangen und finsterste Nacht umgab den Prinzen und seine Vier Krieger. Kaum mehr als hundert ... Sie würden also keine Verstärkung brauchen, zumal die Krähe keine Wachen aufgestellt hatte. Hier und da sah man kleine Feuer brennen, ansonsten schien das Lager zu schlafen. »Gut, die Krähe hat bereits drei Dörfer überfallen. Es wird also Zeit, dass wir dem Ganzen ein Ende setzen.«

Emir griff nach seinem eigenen Speer und wiegte ihn einen Moment lang in beiden Händen, dann nickte er den Vier zu und gemeinsam stiegen sie den Hang hinab. Lautlos bewegten sie sich durch die Nacht, als ein Kribbeln über seine Haut kroch und einen Augenblick in seinem Körper widerhallte. Er warf einen Blick über die Schulter, doch die Vier zeigten keine Reaktion, so schüttelte er das ungute Gefühl ab und lief weiter, bis sie den Rand des Lagers erreicht hatten. Der Prinz nahm sich einen Moment, um sich zu sammeln.

Das war seine Prüfung, sein Moment! Wenn er Akhtar von dieser Bedrohung befreite, würden die Götter ihn sicherlich für würdig erklären und ihn zum König krönen. Sieben Jahre waren vergangen, seit sein Vater verstorben war und Emir den Thron bestiegen hatte, dennoch war ihm Titel des Königs nicht verliehen worden. Von jedem Phönixprinzen wurde verlangt, dass er seine Königswürde unter Beweis stellte, bevor ihm die Krone anvertraut wurde. Nach sieben Jahren war es nun endlich so weit und Emir würde sich beweisen.

Vor der ersten Gestalt, die zusammen gerollt auf dem Boden lag, blieb der Prinz stehen. »Möge Abhirati deiner Seele gnägig sein«, sagte er, doch in dem Moment als er seinen Speer durch den Körper des vor ihm Liegenden stieß, löste er sich in dunklen Rauch auf, woraufhin die ganze Umgebung um ihn herum zu flackern begann.

Dunkle Magie!, schoss es Emir durch den Kopf. Hinter sich spürte er die Vier, die ausfecherten und das verblassende Lager durchsuchten. Minutenlang hörte man nur die Schritte der fünf Männer und als die Illusion des Lagers vollends verschwunden war, hörten sie das Geflatter von Flügelschlägen, als Calebs Krieger im Feld auftauchten und auf sie stürzten.

»Was ist das für verfluchte Hexerei?!«, schrie der Phönixprinz, umzingelt von den Schergen der Krähe. Von jeder Seite prasselten Schläge auf ihn ein und nur mit viel Mühe schaffte er es, die scharfen Waffen mit dem Schaft seines Speers abzuwehren, während er sich um die eigene Achse drehte auf der Suche nach den Vier. Sie waren alle voneinander getrennt worden und durch das ganze Gestöber von Federn und Waffen konnte er seine Krieger nur schwer erkennen. Wie eine Flut waren die Söldner und Scharlatane über sie gekommen und nun musste jeder einzeln kämpfen statt mit vereinter Kraft. Der größte Teil der Kämpfer hatte den Prinzen isoliert, während die besseren unter den Söldnern seine Krieger so beschäftigten, dass sie Emir ausschalten konnten.

Verdammt!, fluchte der Phönixprinz und duckte sich immer wieder unter Schlägen weg, während er Waffenhiebe parierte, doch er merkte schnell, dass er rein zahlenmäßig unterlegen sein würde, wenn ihm die Vier nicht bald zur Hilfe kamen. Flink duckte er sich unter einem Schwerthieb weg, ließ dabei aber seine Seite offen und einen Moment später erwischte ihn ein Hieb am Kopf, der ihn zu Boden zwang. Verschwommen sah Emir einen großgewachsenen Mann, dessen Kopf der einer Krähe war. Ein roter Punkt strahlte ihm entgegen und schien sich förmlich in seine Netzhaut zu brennen, bevor ein weiterer Schlag seinen Hinterkopf traf und die Welt um den Phönixprinzen herum schwarz wurde.
 

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Emir ging zu Boden und nur einen Wimpernschlag später war Yera an seiner Seite, um seinem Prinzen zu helfen. Mit der Kraft der Göttin mähten sie ihre Gegner nieder und beschützten den Phönixprinzen vor weiterem Schaden. Über die Köpfe seiner Feinde hinweg warf der Krieger seinen Mitstreitern in stummer Verständigung Blicke zu. Es hatte die Chance bestanden, dass das eine Falle war, doch die Vier Krieger waren nicht dafür da, für Emir seine Prüfung zu erledigen. Mit Rat und Tat standen sie ihrem Prinzen beiseite, aber es war ihnen nicht gestattet, ihre Meinung zu äußern, wenn sie nicht danach gefragt wurden.

Ein Knurren bildete sich in Yeras Kehle, als er seine Brüder näher kommen spürte, und vor ihnen steckten die Schergen Calebs ihre Waffen plötzlich ein. Sofort umkreisten die Vier den bewusstlosen Prinzen, während ein Murmeln durch die Schar der Söldner ging und einen Moment später Calebs Gestalt auftauchte. Jeden Körperteil hatte der verruchte Magier in Schwarz gehüllt, sodass er massiver wirkte, als er wirklich war. Auf beiden Schultern waren Federornamente befestigt, die über seinen Rücken hinab fielen und es so aussehen ließen, als hätte Caleb wirkliche Flügel. Das alles wurde von seinem Kopf gekrönt, auf dem er eine Krähenmaske trug.

Langsam schob er sie nach hinten und zum Vorschein kam sein dunkles, narbiges Gesicht, auf dessen Lippen ein fieses Grinsen lag. »Ich habe nicht vor, ihn umzubringen. Zumindest nicht jetzt«, sagte der Magier in einer tiefen, grollenden Stimme. »Das hier sollte ihn nur als eine Warnung dienen. Huraira hat mich geschickt, um ihren angestammten Platz in Akhtar wieder zu erobern.« Bei seinen Worten hob Caleb seinen rechten Arm und auf dem Stab, den er umklammert hielt, begann ein handtellergroßer, roter Edelstein hell zu leuchten.

»Huraias Stern«, flüsterte Antar neben ihm und das Lächeln des Magiers wurde noch eine Spur breiter.

»Genau«, antwortete Caleb und ließ den Stab wieder sinken. »Richtet das Eurem Prinzen aus. Er kann sein ganzes Königreich vor der vollkommenen Zerstörung retten, wenn er mir den Thron kampflos überlässt. Ansonsten werde ich mit meiner Armee kommen und alles niedertrampeln, was mir in den Weg kommt.« Der Magier warf beide Hände in die Höhe und im nächsten Moment zogen sich seine Kämpfer zurück. Die Krähe nahm sich einen Moment, um jedem der Vier in die Augen zu sehen, dann verschwand er mit einem roten Blitz und die Krieger blieben alleine auf dem leeren Platz zurück.
 

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Weißes Licht umgab Emir, der schwerelos durch eine Endlosigkeit trieb, unfähig auch nur einen Knochen zu bewegen. Doch das wollte er auch gar nicht, denn das Leuchten drang durch seine Haut in seinen Körper ein und füllte ihn mit einer wohligen Wärme, wie er sie seit langem nicht gespürt hatte. Er hätte ewig in diesem Zustand schweben können, aber er fühlte eine Präsenz in der Nähe, die seine Aufmerksamkeit verlangte. Im Kopf des Phönixprinzen entstand jedoch ein Pochen, wenn er sich zu konzentrieren versuchte und die Präsenz war so zart und unscheinbar, dass er es bevorzugte, sich in dem seltsamen Licht zu baden. Doch die unsichtbare Wesenheit wurde verlangender, bis sie schließlich das Licht überstrahlte.

Emirs Augen flogen auf. Die gleißende Gestalt einer jungen Frau stand vor ihm und erst in diesem Moment realisierte er, dass seine Füße einen unsichtbaren Boden berührten. »Dir fehlen die Augen des Phönix«, sagte das Wesen ohne Umschweife und der Prinz kniff die Augen zusammen, trotzdem konnte er nur die verschwommenen Umrisse einer Frau erkennen.

Die Augen des Phönix? Er war der Phönix, wie konnten ihm seine eigenen Augen fehlen? Emir öffnete den Mund, um seiner Verwirrung Worte zu verleihen, doch seine Stimmbänder verwehrten ihm den Dienst. Stattdessen sah er sie nur an und streckte eine Hand nach vorne. Die Frau flimmerte leicht, als seine Hand durch ihre Oberfläche trat, doch sie bewegte sich immer noch nicht.

»Der Weiße Phönix«, sagte sie, als wäre das die Antwort auf alle seine Fragen. »Du brauchst die Augen des Weißen Phönix. Sonst wirst du den Triumph über Hurairas Jünger nicht erlangen.«

Der Weiße Phönix, dachte sich Emir, aber wieder kam der Gedanke nicht über seine Lippen. Doch die Frau schien ihn zu hören, denn sie nickte und schwebte eine Armlänge nach hinten, sodass alle Wärme, die der Prinz bis eben noch gespürt hatte, wieder aus seiner Hand floss. »Sie ist in deinem Leben, du musst sie nur erkennen«, hauchte die Gestalt, dann verschwand sie und mit ihr das wärmende Licht, das den Phönixprinzen umhüllt hatte. Dunkelheit umgab ihn mit einem Mal, in der ihn aus der Ferne ein roter Punkt bedrohlich entgegenleuchtete.



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