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Und dann kam dieser Brief

Das erste Schuljahr der Emily Dursley
von

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Lumen-Prometheus

„Es tut mir Leid.“

Emily starrte ihn an. Das war nicht sein Ernst, Das konnte nicht sein Ernst sein.

„Aha“, brachte sie heraus. Die anderen waren nicht ruhig.

„Was tut dir Leid?“, fauchte Felicitas ihn an. „Dass deine Freunde so einen Mist sagen?“

Joshua stampfte auf ihn zu. „Verschwinde!“

Doch Lumen wurde nicht wütend.

„Ich muss wohl einiges klar stellen...“

„Allerdings“, warf Joshua ein und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ich hab nichts mit denen zu tun. Ehrlich nicht. Ich würde nie jemanden so nennen. Slytherin hat den Punktabzug verdient, sogar mehr. Aber darum geht es nicht. Zumindest nicht vorrangig.“

Unruhig trat er vom einen Bein auf das andere.

„Und was wäre vorrangig?“, fragte Joshua.

„Das würde ich gerne in Ruhe erklären. Können wir uns an einen Ort verziehen, an dem nicht jeder vorbei kommen könnte?“

„Wenn's sein muss.“
 

Sie fanden ein leeres Klassenzimmer. Während Lumen in der Mitte des Raumes stand und unsicher in die Runde sah, saßen die anderen vor ihm auf den Tischen. Emily war noch zu verwirrt, um etwas sagen zu können. Erst hatte dieser komische Slytherinjunge (Slender, oder wie der hieß) dieses Wort „Schlammblut“ gesagt. Dann war Brian ausgerastet und Lumen kam und hatte sich entschuldigt. Für was auch immer.

Irgendwie war das alles einfach nur verwirrend. Sie hatte keine Ahnung, was los war. Es war einfach alles zu schnell gegangen.

„So Lumen, und jetzt sag, was los ist.“ Joshua verschränkte die Arme vor seiner Brust und stand auf.

„Ich möchte erst noch mal klar stellen, dass das Wort einfach nicht geht. Ich finde das echt nicht in Ordnung.“

„Aha. Grandios. Ändert aber nichts daran, dass Georgia beleidigt wurde. Und die anderen mit Muggeleltern auch.“

Emily sah zu Georgia. Sie auch beleidigt? Wieso denn das? Was war das für ein Wort? Um was zum Teufel ging es dabei?

„Ehm“, sagte sie schließlich, wenn auch ziemlich verlegen, „ich weiß, dass das eine peinliche Frage ist, aber was war an dem Wort so schlimm? Klar, das klang nicht nett, aber… naja. Ihr wisst schon.“

Peinlich berührt sah sie erst zu Joshua und dann auf den Boden.

„Das würde ich auch ganz gerne wissen“, sagte Matthew.

„Ich auch.“ Georgia sah genauso verlegen aus wie Emily.

Joshua sah nur mürrisch zu Lumen. „Das solltest du ihnen erklären.“

Lumen seufzte. „Also, das Wort... wurde vor Voldemorts Tod verwendet. Es ist einfach widerlich.“ Er seufzte erneut und fuhr sich durch die Haare. „Es ist eine Beleidigung für Leute wie euch. Leute mit Muggeleltern eben. Es ist wirklich schrecklich. Das sollte keiner mehr sagen. Oder noch besser nie jemand gesagt haben. Aber ich kann dafür nichts. Ich finde das abartig. Diese ganze Ideologie um das angeblich reine Blut. Wirklich.“ Er klang aufrichtig betroffen und wütend. Emily glaubte ihm.

Für wenige Minuten war es still. Matthew war blass geworden und starrte zu Lumen hinüber. Bei Georgia sah Emily sogar Tränen in den Augen. Und was sie fühlte, wusste sie nicht. Es war anders, als ihr Oli erzählt hatte, wieso sie Mortifera nicht leiden konnte. Es war realer. Davor war sie komisch behandelt, vielleicht Trottel oder Idiot genannt worden. Aber Schlammblut… das war etwas wirklich Heftiges. Und wie ihr plötzlich bewusst wurde, war es nicht nur eine Beleidigung für sie, sondern auch für ihre Eltern. Schlamm, das war dreckig, unrein und minderwertig. Und sie hatte das Blut ihrer Eltern.

Ihrer Muggeleltern.

Und es war noch mehr. Jeder, der von nichtmagischen Menschen abstammte, wurde damit abgewertet. Nannte man einen von ihnen Schlammblut, beleidigte man alle und deren Eltern.

Deren Großeltern.

Und die Eltern der Großeltern.

Eigentlich beleidigte man damit die gesamte Familie.

So viele Menschen auf einmal.

Emily wurde wütend. Es war eine Art von Wut, die sie nicht kannte. Es glich nicht dem Gefühl, als sie von der gesamten Klasse im Sportunterricht ausgelacht worden war. Auch nicht dem Gefühl, für eine Sache, für die sie nichts konnte, ausgeschimpft zu werden. Sie fühlte sich zutiefst beleidigt und verletzt. Noch bevor sie über das nachdenken konnte, was sie sagte, sprach sie das aus, was sowohl Georgia als auch Matthew dachten: „Brian, das nächste Mal schlägst du härter zu. Und lass dich dabei nicht erwischen.“

Sie merkte, dass ihr gesamter Körper zitterte. Ohne Chance, etwas dagegen tun zu können.

„Das ist gemein! Das ist einfach nur abscheulich. Wie konnte der Georgia nur so nennen? Wie kommt man auf so kranke Ideen?“

Ihre Stimme überschlug sich und hallte in dem Raum wider.

„Ich weiß es nicht.“

Lumen trat auf sie zu.

„Aber es tut mir Leid, dass jemand aus meinem Haus sie so genannt hat. Versprochen.“

Seine Stimme war ruhig. Beherrscht. Doch konnte er die Verzweiflung und die Trauer nicht verheimlichen. Zum ersten Mal fühlte Emily, dass er etwas ernst meinte. Lumen wirkte glaubhaft.

„Kann ich jetzt bitte sagen, was mir noch sehr viel mehr Leid tut.“
 

Lumen seufzte. Er sah die anderen an und dann sofort wieder auf den Steinboden. Beinahe so, als ob er furchtbar interessant und einzigartig wäre. Es war seltsam, ihn in dieser Situation zu sehen. Er wirkte nicht wie der Lumen, den Emily kennen gelernt hatte. Der war stolz, arrogant und mehr als nur selbstsicher. Dieser hier war ein Häufchen Elend.

„Ich habe Olivia...“

„Nenn sie Oli“, warf Emily ein, „sie mag es nicht, wenn man sie Olivia nennt.“

„Gut, ich habe Oli gestern Abend noch gesehen. Sah echt nicht gut aus. Naja, ich habe sie wirklich gefragt, ob alles in Ordnung ist.“ Er machte eine Pause. Kaute auf der Unterlippe herum und sah aus dem Fenster, aber keinen von ihnen an. „Sie hat gesagt, dass es ginge, und da ich es eilig hatte, bin ich eben gegangen, dabei ist der Weg zu unseren Gemeinschaftsräumen ja fast gleich.“ Er seufzte. „Wäre ich nicht einfach gegangen, hätte ich ihr helfen können. Dann wäre sie nicht gestürzt und hätte sich nicht verletzt.“

Emily schluckte. Daran hatte sie nicht gedacht. Sie hätte Oli doch auch begleiten können. Immerhin hatte sie auch gewusst, dass es ihr nicht gut ging. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen.

„Dann bin ich genauso daran Schuld.“

„Und ich auch“, sagte Felicitas, „ich habe mir sogar Sorgen gemacht, aber nachgegangen bin ich auch nicht.“ Sie hatte die Arme um ihren Körper geschlungen. Emily sah sogar in ihren Augenwinkeln Tränen glitzern, die sie allerdings schnell wieder wegwischte.

Es war einige Zeit lang still. Lumen, Felicitas und Emily vermieden es sorgfältig, irgendwen anders anzusehen.

„Jetzt ist doch gut“, sagte Matthew schließlich und klang dabei genervt. „Oli ist kein kleines Kind mehr. Es ist nicht unsere Pflicht, auf sie aufzupassen. Ist natürlich richtig blöd, dass sie gefallen ist, aber das konntet ihr doch gar nicht wissen.“

„Aber es war doch auch nicht zu viel von uns verlangt, ihr einfach zu folgen. Das wäre für uns kein Weltuntergang gewesen“, brauste Emily auf. Nun weinte sie wirklich.

„Emily“, sagte Matthew streng, aber jetzt wieder in seiner gewohnten Ruhe, „ihr alle drei müsst euch keine Gedanken machen. Wirklich nicht. Oder bist du sauer auf Felicitas oder Prometheus?“

Emily blickte ihn erstaunt an. Es war seltsam, dass er Lumen bei seinem Vornamen genannt hatte, und noch mehr, dass er Recht hatte. Sie fand es wirklich nicht schlimm, dass die anderen beiden so wie sie gehandelt hatten.

Sie sah zu den beiden und lächelte schwach.
 

Am nächsten Tag war sogar Lumen (oder Prometheus, aus irgendeinem Grund nannte er sie nun beim Vornamen und ihr kam es seltsam vor, ihn weiterhin Lumen nennen) mit bei Oli, um sie zu besuchen. Es war erstaunlich, wie lieb er sein konnte. Er hatte sogar Blumen mitgebracht und sie sorgfältig in eine Vase gestellt. Er wirkte beinahe wie ausgewechselt.

Die Karte hatten sie danach noch im Klassenzimmer zusammengestellt; und sie war genial geworden. Oli lächelte nun eine Gruppe von Dachsen an, die auf einer Blumenwiese spielten. Vielleicht, dachte sich Emily, war die Karte ein wenig kindisch, aber was machte das schon?

„Ich werde übermorgen raus kommen. Also passend zu Halloween.“

„Super“, freute sich Emily.

„Wem sagst du das.“ Oli grinste. „Das wird klasse. Und die Band werde ich auch nicht verpassen. Also alles kein Problem.“

Vielsagend sah sie Lumen-Prometheus, Emily und Felicitas an. „Keine Vorwürfe. Bitte.“

Prometheus grinste. „Okay. Ab heute keine Entschuldigungen mehr. Nie wieder. Versprochen.“

Sie lachten.

„Ich glaube, ich sollte öfters Treppen runter fallen. Dadurch werden Leute netter.“

Ein leichter Hauch von Rot zeigte sich auf Prometheus‘ Wangen.

„Sorry, keine Ahnung, was mit mir los war. Habt mich wohl auf den falschen Fuß erwischt oder so...“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich denke, ich bin ziemlich stur.“

„Gut erkannt, Sherlock“, kommentierte Emily grinsend. Doch die anderen, bis auf Matthew und Georgia, starrten sie nur irritiert an. Jetzt war sie dran mit rot werden. Natürlich, sie vergaß immer wieder, wie wenig sie über die Muggelwelt wussten.

„Ein Muggeldetektiv. Gibt viele Bücher und Filme über ihn“, erklärte sie schnell.

Wenige Minuten später wurden sie wieder von Madam Pomfrey heraus gescheucht.

„Bis Morgen!“, riefen sie Oli noch zu. Dann waren sie draußen.

„Mann, kann die heftig werden“, sagte Prometheus, kaum als die Tür geschlossen war.

„Wem sagst du das?“, stöhnte Emily. „Sie lässt auch keine Argumente gelten.“

„Das haben wir gestern schon alles versucht“, fügte Joshua hinzu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EL-CK
2012-12-07T09:05:26+00:00 07.12.2012 10:05
Schönes Kapi.... es ist wirklich toll das die Slytherins wohl wirklich nicht mehr so sind wie früher... wurde ja auch Zeit....

bin schon aufs nexte Kapit gespannt...


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