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Und dann kam dieser Brief

Das erste Schuljahr der Emily Dursley
von

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Oktober

Der Oktober ging seinem Ende zu und Halloween nahte. Und langsam wurde Hogwarts für Emily ein Teil ihres Lebens, den sie sich nicht weg denken konnte, auch wenn nicht jedes Fach so gut klappte wie erhofft. Sie war die letzte der Klasse, die es geschafft hatte, eine Feder schweben zu lassen. Und auch ihr Streichholz hatte sie erst gegen Ende des Themas in eine Nadel verwandeln können. Es wäre gelogen, hätte Emily gesagt, es würde sie nicht stören, aber es gab eine Entschädigung. Die Tatsache, dass sie sowohl in Zaubertränke als auch in Kräuterkunde Erfolge erzielte, von denen sie an ihrer alten Schule nur träumen konnte, ließ Emily immer wieder glücklich werden.

Sogar an Mortifera und ihre Einstellung dachte Emily selten. Sie hatte anderes zu tun, es gab noch viel zu entdecken und zu erforschen. Und die Lehrer gaben noch dazu jede Menge Hausaufgaben auf. Für Zaubertränke beispielsweise mussten sie jedes Mal einen Text darüber schreiben, was sie gut gemacht hatten und was sie noch verbessern könnten. Für Verwandlung und Zauberkunst mussten sie die Zaubersprüche üben und für Astronomie Sternenkarten zeichnen. Aber obwohl das viel war, machte es Emily irgendwie Spaß. Das Üben war zwar langatmig, aber die Erfolge konnte sie sehen.
 

Schon seit Tagen waren die Erstklässler auf Halloween gespannt. Es sollte großartig werden: tanzende Skelette, eine Show der Geister und Musik von den Schülern. Einige von ihnen hatte Emily beim Proben gehört und sie waren richtig gut gewesen. Laut Oli hatten sie das alles selbst organisiert und keine Hilfe von den Lehrern bekommen. Das machte die Sache natürlich noch besser.

Wenige Tage vor Halloween war beim Abendessen wieder die Rede von dem großen Fest. Joshua fuchtelte begeistert mit der Gabel in der Luft herum und erzählte, wie er sich die Aufführung der Geister vorstellte.

„Ich sag euch, das wird der absolute Hammer! Garantiert!“ Er grinste.

„Und die Skelette erst!“, rief Dexter. „Ich meine, cooler kann's sein.“

„Naja“, warf Abigal ein. „Die Band soll richtig gut sein.“

„Das ist ja nicht mal 'ne richtige Band“, sagte Dexter ein wenig barsch. „Ich hab da meine Zweifel.“

„Ja – du.“

Sie lachten. Es waren Tage wie diese, die Emily genoss. Doch heute war etwas anders. Irritiert sah sie zu Oli, die nicht gelacht hatte und zusammengesunken auf ihrem Stuhl saß. Unter ihren Augen traten dicke Ringe hervor und ihr Gesicht war leichenblass.

„Oli?“, fragte sie besorgt. „Ist alles in Ordnung?“

Oli lächelte sie schwach an. „Nicht unbedingt. Passt aber schon.“

„Sicher?“

„Jaja.“

„Du weißt was das heißt.“

Sie grinste ein wenig. Noch bevor Oli antworten konnte, sagte Brian: „Du siehst furchtbar blass aus.“ Er kniff die Augen ein wenig zusammen, so wie er es immer tat, wenn er nachdachte. „Hast du vielleicht etwas falsches gegessen?“

„Vielleicht.“

„Was ist denn los?“ Felicitas war bei ihnen aufgetaucht. Es war mittlerweile Gewohnheit geworden, dass sie sich nach ihrem Essen zu Oli und Emily gesellte. Es war nicht üblich, dass Schüler sich an die anderen Haustische setzten, aber für sie war es normal geworden. Emily hatte sich schon am Anfang gewundert, warum das als etwas Besonders angesehen wurde, doch verstand sie einiges nicht, was in der magischen Welt Gang und Gebe war.

„Mir ist ein wenig schlecht“, sagte Oli missmutig.

„Oh“, sagte Felicitas, „geh doch mal in den Krankenflügel. Die können dir sicher etwas geben.“

Ärgerlich schnaufte Oli. „Geht schon. Ich leg mich einfach gleich ins Bett und gut ist.“

„Wenn du meinst.“ Felicitas sah sie besorgt und skeptisch an.

Damit schien das Thema beendet. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, erst nur über Halloween, schließlich auch über die anderen Feste, die man in Hogwarts feierte.

„Und in der Nacht vom ersten zum zweiten Mai feiern wir den Sieg über Voldemort. Ist ja gerade hier ein riesiges Ereignis.“

„Sie laden immer richtig berühmte Gäste ein. Harry Potter war hier beinahe jedes Jahr. Und Hermine und Ronald Weasley auch.“

Emily musste schmunzeln. Irgendwie war es cool mit so berühmten Leuten verwandt zu sein, auch wenn es weniger Begeisterung gab, als sie gedacht hätte. Vielleicht lag es auch daran, dass einfach zu viele Verwandte hier herum liefen. Etliche Weasleys (einige von ihnen waren sogar schon wieder aus Hogwarts raus), James, Albus und Lily und viele weitere Kinder der Mitglieder der DA. Wahrscheinlich hatte man sich einfach daran gewöhnt. Emily war sich nur nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Einerseits war Aufmerksamkeit richtig cool, aber so richtig und immer im Mittelpunkt stehen wollte sie auch nicht.

„Und dieses Jahr soll der Zaubereiminister kommen“, erzählte Abigal.

„Hm“, machte Felicitas und zog eine Augenbraue hoch.

„Was?“

„Ach, ich mag den nicht wirklich. Er ist irgendwie komisch. Sagt mein Dad auch oft genug.“

„Na, wenn du meinst.“ Nun lag es an Abigal eine Augenbraue hoch zu ziehen.

Emily schwieg lieber zu dem Thema. Sie hatte wenig Ahnung von dem Ministerium und, wenn sie ehrlich war, interessierte sie es auch nicht.
 

Nach weiteren Minuten gingen immer mehr von ihnen zum Gemeinschaftsraum, bis schließlich nur noch Oli, Emily und Felicitas zusammensaßen. Emily gähnte.

„Wir sollten uns langsam aufmachen.“ Sie sah zu Oli, die immer noch nicht besser aussah. „Ich muss noch meine Hausaufgabe für Zaubertränke fertig schreiben und du wolltest doch ins Bett, oder?“

„Ja“, sagte Oli nur. Emily sah zu Felicitas, die sich auf die Lippe biss.

„Ich denke immer noch, du solltest in den Krankenflügel. Du siehst furchtbar blass aus.“

„Mir geht es gut.“

„Aber-“, setzte sie an, doch wurde sie ziemlich ruppig von Oli unterbrochen.

„Nichts aber, ich geh jetzt ins Bett.“

„Okay.“ Felicitas seufzte, sagte aber nichts mehr, sondern sah Oli nach, wie sie langsam aus der mittlerweile recht leeren Halle lief. Oder torkelte. Sie wandte sich Emily zu.

„Ich mach mir echt Sorgen. Guck bitte nach ihr, ja? Und wenn was ist, gib mir Bescheid.“

„Du machst dir zu viel Sorgen.“ Und das tat Felicitas wirklich oft. „Ihr wird schon nichts passieren. Vielleicht braucht sie ja wirklich nur Schlaf. Ich denke schon, dass sie den Krankenflügel aufsucht, wenn's ihr nicht besser geht. Spätestens wenn Professor Djafurson etwas sagt.“

Sie lächelte.

„Du hast sicher Recht“, sagte Felicitas, klang aber nicht überzeugt davon.

„Na dann.“ Emily lächelte erneut. „Bis morgen. Nach dem Mittag wieder aufs Gelände.“

„Aber immer doch.“ Wie das Erkunden des Schulgebäudes waren auch die Spaziergänge auf dem riesigen Gelände Hogwarts‘ zum Ritual geworden. Und das wunderte Emily ein wenig. Bevor sie hier her gekommen war, war sie nicht einer der Menschen gewesen, die viel draußen waren. Es sei denn, sie hatte ihr Pony besucht. Dann war das etwas anderes. Aber nur zum Spazierengehen war sie nie gerne raus gegangen. Eigentlich nur dann, wenn ihre Eltern es wollten oder sie bei ihren Großeltern war. Eben typisches Pflichtprogramm, wenn man es so nennen wollte.

Sie verabschiedeten sich und Emily lief gemütlichen Schrittes aus der Halle hinaus.
 

Nie hätte sie gedacht, das zu sehen, was sie gleich sehen würde.
 

Emily fiel es mittlerweile nicht schwer, den Weg zum Gemeinschaftsraum zu finden; sie kannte sogar die Gemälde auf dem Weg. Da waren die blauen Einhörner, die sich jedes Mal in Pose warfen, wenn jemand vorbei kam, die nette Meerjungfrau, die sich gerne mit den Schülern unterhielt, oder das Bild der flauschigen weiße Katze, die Emily ein wenig an Muffin erinnerte.

Doch heute schien die Meerjungfrau nicht in ihrem Bild zu sein. Manchmal hatten die Gemälde eben auch Lust, andere zu besuchen und bewegten sich durch die anderen Bilder hinweg. Doch wunderte es Emily ein wenig. Bis jetzt hatte sie die Meerjungfrau selten nicht in ihrem Bild gesehen und laut ihren eigenen Aussagen war sie eher nachts unterwegs, um Freunde zu treffen.

Noch während sie sich Gedanken darüber machte, wo sie sein könnte, hörte Emily die aufgeregte Stimme der Meerjungfrau.

„Emily! Komm schnell! Es ist etwas Schreckliches passiert.“

Für einen kurzen Moment hatte Emily das Gefühl, ihre Beine würden nachgeben und ihr Herz stehen bleiben.

„W-was denn?“ Mit großen Augen blickte sie die Meerjungfrau an, die mittlerweile wieder in ihrem Bild schwamm.

„Oli, sie ist gestürzt, an der Treppe! Ich geh Hilfe holen.“ Und sie verschwand.

Jahre später erinnerte sich Emily nicht, wie sie an das Treppenende gekommen war. Sie wusste nur noch, dass sie Angst hatte und sich beeilte.

Und wie Oli da lag, auf dem Bauch, den Kopf zur Seite und Arme und Beine von sich gestreckt.
 

„O-Oli?“ Unter dem Kopf ihrer Freundin breitete sich Blut aus.



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